Vandalismus an Schulen ist ein Dauerproblem, das die gesamte Schulgemeinde fordert

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FRIEDBERG/FREIGERICHT. Schmierereien, zerschlagene Fenster, Müllberge auf dem Schulhof und mutwillig verstopfte Klos – auch in Corona-Zeiten werden Schulgebäude immer wieder Zielscheibe für Vandalismus, wie das Beispiel Hessen zeigt.

Die Zusatzförderung von Berliner Schulen in schwieriger Lage setzt laut Evaluationsbericht Impulse für die Schulentwicklung. Mit harten Zahlen sind die Erfolge jedoch nur schwer messbar (Symbolbild). Foto: Gkittlaus / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0
Schulgebäude werden immer wieder beschädigt.. Foto: Gkittlaus / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Vandalismus in Schulen ist ein langjähriges Dauerproblem, das sich nur schwer verhindern lässt. Auch während der Corona-Pandemie ist es in den vergangenen beiden Jahren immer wieder zu Sachbeschädigungen an Schulgebäuden gekommen. Aus Sicht des Landeselternbeirates von Hessen (LEBH) sollte in solchen Fällen die gesamte Schulgemeinde über mögliche Lösungswege beraten. Es sei wichtig, dass sowohl Schüler und Eltern als auch die Lehrer Verantwortung übernähmen, um auf Verbesserungen hinzuwirken, sagte der LEBH-Vorsitzende Volkmar Heitmann auch mit Blick auf Vandalismus-Vorfälle in Schultoiletten wie kürzlich in der Kopernikusschule in Freigericht (Main-Kinzig-Kreis). «Ich kann nur empfehlen, dass man sich zusammensetzt.»

Toilettenpapier ist jetzt an der Schule nicht mehr frei verfügbar, die Schüler sollen es sich von zu Hause mitbringen

An der Schule hatte Rektor Ulrich Mayer Konsequenzen gezogen, nachdem es wiederholt Probleme mit verschmutzten und verstopften Toiletten gegeben hatte und zuletzt auch eine Klopapierrolle angezündet worden war. Hintergrund seien «Challenges» in sozialen Netzwerken gewesen nach dem Motto «Wie ruiniert man am besten eine Schultoilette», sagte Mayer. Passend dazu hätten die Verursacher dann noch die Adresse ihrer Accounts mit dickem Filzstift an den Toilettenwänden hinterlassen, offensichtlich um sich mit ihren Taten im Netz zu brüsten. «Das Motiv ist einfach und unsäglich: Langeweile», sagte Mayer.

Toilettenpapier ist jetzt an der Schule nicht mehr frei verfügbar, die Schüler sollen es sich von zu Hause mitbringen – «damit es nicht mehr als Vandalismus-Instrument dient», so der Rektor. Das hat er auch den Eltern in einem Schreiben mitgeteilt, was teils auch auf Unverständnis gestoßen sei. Mayer macht aber deutlich, dass es ihm nicht darum geht, Toilettenpapier zu sparen oder willkürlich wegzunehmen. Wer seine Ration mal daheim vergisst, finde nach wie vor eine begrenzte Menge in den Toiletten vor. Der Rektor selbst hat in den ersten Tagen vor den Toiletten Papier ausgegeben – «um ein Zeichen zu setzen», wie er sagte.

LEBH-Vorsitzender Heitmann findet die Reaktion des Rektors zwar erst einmal nachvollziehbar, doch sei es vor allem für andere und unbeteiligte Schüler schon eine demütigende Situation, wenn sie in der Schule extra nach Toilettenpapier fragen müssten. Probleme mit verschmutzten oder beschädigten Schultoiletten gebe es immer wieder. «Wenn wir in eine Schule reinkommen wissen wir: Je besser die Toiletten, desto besser ist das ganze Schulklima. Und es ist besonders schlimm, wenn sich keiner dafür verantwortlich fühlt.» Da es sich um öffentliche Toiletten handele, müssten sie auch entsprechend beaufsichtigt und betreut und dies entweder vom Schulträger oder mit einem Obolus der Eltern bezahlt werden. «Einfach sich selbst überlassen – das würde man ja auch mit einer öffentlichen Toilette nicht machen», sagte Heitmann.

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Müllberge auf Schulhöfen, Graffiti-Schmierereien, Einbrüche und demolierte Möbel

Aber auch außerhalb der Öffnungszeiten werden Schulen immer wieder zur Zielscheibe von Zerstörungswut. So in Büdingen im Wetteraukreis, wo Unbekannte im vergangenen November in einer Schule wüteten und mehrere tausend Euro Schaden anrichteten. Dort wurden unter anderem Rollläden von Containern gerissen, die als Klassenräume fungieren, eine doppelt verglaste Eingangstür zerstört und mehrere Fenster eingeschlagen. Auch Müllberge auf Schulhöfen, Graffiti-Schmierereien, Einbrüche und demolierte Möbel werden immer wieder gemeldet, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen sagt. Zwar liege keine zahlenmäßige Auswertung vor, doch hat die Corona-Pandemie aus seiner Sicht nicht für einen spürbaren Rückgang der Taten gesorgt.

Hinter dem Vandalismus, der an allen Schulformen vorkomme, dürften vielfach Jugendliche oder junge Erwachsene stecken, die sich auf dem Gelände treffen, dort teils auch Alkohol konsumieren und sich dann austoben, vermutet der Polizeisprecher. Falls die Vorfälle angezeigt werden und sich die Täter ermitteln lassen, müssen sie mit Verfahren wegen Sachbeschädigung rechnen. Auch Hausfriedensbruch komme in Frage und gegebenenfalls auch Einbruchsdiebstahl. «Das ist dann kein Dummer-Jungen-Streich mehr, sondern kann gegebenenfalls auch zu einer Gefängnisstrafe führen», sagte der Polizeisprecher.

Auch in anderen hessischen Regionen werden immer wieder solche Taten registriert – so etwa in Fulda, wo ein Schulgebäude letzten Herbst mit schwarzer Farbe beschmiert und bei einem weiteren Glasscheiben und der Außenputz mit einem Gegenstand beschossen wurden – Schadensbilanz alleine bei diesen beiden Vorfällen: zusammen rund 7000 Euro.

Der Main-Kinzig-Kreis wiederum sprach von «Einzelphänomenen», ein Trend sei nicht erkennbar. Die Kosten zur Beseitigung von Vandalismus-Schäden an Schulen im vergangenen Jahr bezifferte ein Sprecher auf rund 26 000 Euro. «Diese Summe bewegt sich im Bereich des langjährigen Durchschnitts.»

In den Schulen im Odenwaldkreis hat der Vandalismus nach Angaben einer Sprecherin zugenommen. Es gebe Verschmutzungen der Toiletten, Graffiti, zerbrochene Flaschen und Schäden im Außenbereich. Um solche Machenschaften zu unterbinden seien Schulgelände eingezäunt worden. An Schwerpunkten kämen Videoüberwachung und Alarmanlagen zum Einsatz. Auf den Toiletten seien zum Teil Einzelblattspender aufgehängt worden, um ein Verstopfen zu erschweren. Einmal im Jahr gebe es einen Wettbewerb. Schülerinnen und Schüler seien aufgerufen, einen Teil des Gebäudes kreativ zu gestalten. Ein Hintergrund: Erfahrungsgemäß seien Bereiche, die von den Schülern selbst gestaltet werden, wenig bis gar nicht von Vandalismus betroffen. Aktuell pausiere dies aber auf Grund der Pandemie. An Schulen, die außerhalb des Unterrichts vermehrt von Vandalismus betroffen gewesen seien, seien Sicherheitsdienste mit Kontrollen beauftragt worden. (dpa)

Randalierer richten Chaos in Schule an – geschätzt 50.000 Euro Schaden

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Pälzer
2 Jahre zuvor

Eine Gesellschaft, in der solche Dinge vorkommen, ist bankrott. Sie müsste alle ihre Grundlagen sehr kritisch reflektieren, insbesondere die Veränderungen, die sie in den letzten 20 Jahren vorgenommen hat. Ein Element in unserem Bundesland (RLP) ist, dass von den Schülern immer mehr Verantwortung weggenommen, den Lehrern immer mehr aufgebürdet wurde. Dagegen wurden die „Rechte“ der Schüler vermehrt, Lehrer wurden mehr kontrolliert, in Frage gestellt und beschnitten. Ich stelle auch in unserer beschaulichen ländlichen Schule von Jahr zu Jahr mehr Bequemlichkeit und fordernde Haltung der Schüler fest. Vielleicht war die Richtung falsch?

D. Orie
2 Jahre zuvor

Ich bin davon überzeugt, dass in einer guten Bildungsumgebung, in des es möglich wäre, alle Kinder ausreichend zu fördern, diese Probleme viel seltener vorkommen würden. Das Gefühl des „Abgehängtseins“, das Kindern z. B. vermittelt wird, wenn sie große Probleme beim Lesen oder Rechtschreiben haben und dann keine Unterstützung erfahren, ist eine grundlegend schlimme Erfahrung für sie. Ich habe es selbst schon erleben dürfen, dass über eine Rechtschreibförderung (!) Kinder wieder Zutrauen zu sich und der Gesellschaft gekommen haben. Es kling fast banal, ist aber so, daher engagiere ich mich so für ein qualitativ und quantitativ gutes Bildungswesen.

Kaite
6 Monate zuvor
Antwortet  D. Orie

Das liest sich, wie von einem/ einer Theoretiker*in verfasst. Natürlich ist es wichtig, das Selbstwertgefühl der Kinder mit allen nötigen Maßnahmen zu unterstützen und zu fördern.
Aber in der Praxis greifen nicht alle noch so gut gemeinten und gutgemachten Vorschläge bei allen Kindern. Die soziologischen und psychologischen Hintergründe sind in vielen Fällen zu komplex, um bei einem Problem mit dem Öffnen bestimmter Lösungsschubladen dieses zu beseitigen. Schön wäre es natürlich, wenn das klappte, aber auch nur ein Traum.