100.000 infizierte Schüler – VBE schreibt an NRW-Ministerpräsident Wüst: Handeln Sie!

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DÜSSELDORF. Seit Wochen klettern die Infektionszahlen auch an den Schulen enorm. Inzwischen sind 8,5 Prozent der Schüler nicht mehr im Präsenzunterricht. Lehrer schlagen Alarm, Eltern sind verunsichert.

„Sie sind gefordert“: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), hier beim Besuch des Klinikums in Bergisch-Gladbach vor einigen Wochen. Foto: Land NRW / Marcel Kusch

Die Lehrergewerkschaft VBE hat NRW-Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) aufgefordert, einen funktionierenden Schulbetrieb zur Chefsache zu machen. «Sie als Ministerpräsident sind gefordert, umfassende, ressortübergreifende Leitplanken für ein funktionierendes Schulsystem in NRW zu setzen», hieß es in einem offenen Brief an Wüst, den der Verband am Montag veröffentlichte. Die Schulen seien nach zwei Jahren Pandemie und Infektionszahlen in unvorstellbaren Höhen am Limit. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die coronabedingt nicht am Präsenzunterricht teilnehmen kann, liegt aktuell laut Schulministerium bei rund 8,5 Prozent.

«Die Schulen befinden sich in einer Situation, die durch fehlendes langfristiges Handeln der Landesregierung entstanden ist»

Wüst müsse kurzfristig Entlastungen für Schulleitungen, Lehrkräfte und das gesamte pädagogische Personal auf den Weg bringen, verlangte der Verband Bildung und Erziehung (VBE). «Die Schulen befinden sich in einer Situation, die durch fehlendes langfristiges Handeln der Landesregierung entstanden ist.» Derzeit könnten Schulen «ausschließlich den Mangel verwalten». Es brauche mehr qualifiziertes Personal und Gesundheitsfachkräfte, damit «das Ziel der Chancengerechtigkeit keine leere Worthülse bleibt», mahnten die Unterzeichner vom VBE-Landesvorstand. Konkret seien auch Testteams vor den Schulen nötig.

Lehrer müssten sich wieder auf Unterricht und Förderung der Schülerschaft konzentrieren können, betonte der VBE. In seiner Regierungserklärung Anfang November habe Wüst zugesagt, er werde sich persönlich dafür einsetzen, Bildung und Erziehung nachhaltig zu stärken. «Der VBE NRW fordert Sie heute auf, diese Ankündigung umzusetzen.»

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Zuvor hatte auch die Landeselternkonferenz in NRW ihren Unmut in einem Brief an das Schulministerium und das Gesundheitsministerium geäußert. Vor allem die geänderte Teststrategie für Grundschulkinder verunsichere viele Familien und steigere das Infektionsrisiko. Abhilfe sei dringend nötig. Die Bedürfnisse der Kinder und Schulen müssten vorangestellt werden.

Die Zahl der infizierten Schüler nimmt weiter zu. Zum Stichtag 2. Februar meldeten die Schulen 95.933 bestätigte Corona-Fälle unter der Schülerschaft – nach 76.988 Fällen eine Woche zuvor, wie es aus dem Düsseldorfer Schulministerium hieß. Zudem befinden sich 77 572 Kinder und Jugendliche in Quarantäne. Das bedeutet zwar einen Rückgang im Vergleich zu 88 571 Betroffenen zum Stand 26. Januar. Die Zahl aller Schüler, die nicht im Klassenraum lernen konnten, kletterte aber insgesamt leicht auf nun gut 8,5 Prozent – eine Woche zuvor hatte der Anteil bei rund 8 Prozent gelegen.

Gebauer: Habe den Schulen Handlungsspielräume ermöglicht, um Unterricht auch bei Personalengpässen sicherzustellen

Bei den Lehrkräften kam es ebenfalls zu einem Anstieg mit 5767 Corona-Fällen (zuvor 4101) und 2114 Quarantäne-Fällen (Vorwoche 2086). Unverändert waren vier Schulen pandemiebedingt ganz geschlossen. Fast 80 Prozent der Lehrkräfte sind inzwischen geboostert.

Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, ihr sei bewusst, welcher Anstrengungen es vor Ort bedürfe, um den Unterrichtsbetrieb zu organisieren. In der vergangenen Woche habe sie den Schulen daher mehr Handlungsspielräume ermöglicht, um Unterricht auch etwa bei Personalengpässen sicherstellen zu können – sie hatte den Schulen freigestellt, in den Distanzunterricht zu wechseln (allerdings nicht erklärt, woher dafür dann das Personal kommen soll). Immerhin könnten mehr als 90 Prozent der Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen, hob sie hervor. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrer machen Gebauer für das Corona-Chaos an Schulen verantwortlich – und fordern: Rücktritt!

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9 Kommentare
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Klaus Lehmkuhl
2 Jahre zuvor

Wüst wird das machen , was Politiker am besten können : Pathetisch faseln und nichts machen .

Realist
2 Jahre zuvor

„In der vergangenen Woche habe sie den Schulen daher mehr Handlungsspielräume ermöglicht, um Unterricht auch etwa bei Personalengpässen sicherstellen zu können – sie hatte den Schulen freigestellt, in den Distanzunterricht zu wechseln (allerdings nicht erklärt, woher dafür dann das Personal kommen soll).“

Möglicherweise hofft man darauf, dass erkrankte und infizierte Lehrer heldenhaft die Reste ihrer Gesundheit opfern und die Schüler aus der Isolation heraus unterrichten…

dickebank
2 Jahre zuvor

Die Richtung liegt doch fest, die Schulen bleiben offen. Dass sie für die SuS offenbleiben, die mehrheitlich in Quarantäne stecken, verlangt doch keiner.. Also Schule offen und alle SuS zuhause. Heißt dann nicht mehr Unterricht sondern Notbetreuung.
Ab einem bestimmten Punkt ist es dann kaufmännisch geboten die einmal bestellten Test täglich einzusetzen. An drei Tagen in der Woche wird getestet. Bei 300 SuS benötige ich also 900 Tests. 900 durch fünf ergibt 180. Wenn also 120 SuS sich in Quarantäne oder Isolation befinden, kann ich täglich testen lassen – und der Sachaufwandsträger hat keinen Pfennig dazu bezahlt:)
So geht Test-Strategie.

AvL
2 Jahre zuvor

Hauptsache eine Präsensunterricht wird gesichert, damit man im Wahlkampf wieder glänzen kann.
Hier wird in unverhältnismäßigen Maß die Gesundheit der betroffenen Schüler und Lehrer gefährdet, denn diese können sich nur durch eigene Impfungen, durch Covid-19 bedingte Ausfälle erkrankter Mitschüler bis zum Erreichen der Abstandspflicht, dem beständigen Tragen von FFP-2-Masken und einem beständigen Dauerlüften sich einer nahezu sicheren Omikron-Infektion entziehen.
Die S3-Leitlinien-Schule werden während dessen außer Kraft gesetzt, komme was wolle, denn ein alternativer Plan zur Umstellung auf einen Wechselunterrichts wird wohl wieder nicht ausgearbeitet worden sein.

Mama hoch 3
2 Jahre zuvor

Man ist nur noch frustriert und zählt die Tage bis zu den nächsten Ferien…

Andre Hog
2 Jahre zuvor

Wer was macht, wer handelt, der macht evtl auch Fehler…und die kann H. WÜST z.Z. nicht gebrauchen.
Er ist im Wahlkampfmodus und benötigt gute Presse…d.h. er wird auf die Gruppen spicken, die sich laut bemerkbar machen und somit Einfluss auf andere haben…das sind momentan die Lockerungsforderer … und damit wird Herr Wüst bzgl der VBE-Forderungen genau „nix“ machen….Corona ist doch so gut wie vorbei, wir haben alles im Griff, die Krankenhäuser laufen doch / noch gar nicht am Limit und deshalb kann man das Infektionsgeschehen jetzt einfach genau beobachten aber geschehen lassen.
Der nächste MPK-Termin ist am 16.2. – eine Zeitpunkt, an dem die Omikronwelle ihren Höhepunkt bereits überschritten hat – so Herr Wüst in einem Interview von gestern – und wir dann wieder erleben werden, was wir bereits zur Genpfe kennen.
Die MPK beschließt eine weitere Vorgehensweise, die dann aber kein BL in der vereinbarten Form ausführen wird (Bayern und BW haben bereits mitgeteilt, dass sie eigene Wege beschreiten werden) … wozu alsondann dieses Treffen??
Nun ja, sie können dann mit breiter Brust vor die Medien treten und sich für ihren politischen Gestaltungswillen und ihr krisenerprobtes Handeln feiern zu lassen.
Ergebnis: alles läuft weiter, wie bisher….aber man hat sich mal wieder populistisch wirksam versammelt und dabei individuell die Chance genutzt, Punkte zu sammeln, um dann absehbar wieder- oder erstmalig gewählt zu werden.

Christine
2 Jahre zuvor

Ich bin fassungslos über diese Politik! Nach zwei positiven Lolli-Tests (an einem hat meine Tochter nicht teilgenommen, weil sie fehlte) und allen anschließenden negativen Bürgertests kam dann am Wochenende die befürchtete Wahrheit per Selbsttest an sich Licht – positiv. Auch der PCR bestätigte das.
Fazit : 1 Woche zuhause und das syntomfrei! Aber daams andere Kind rennt immer noch in der Klasse rum und wird per Bürgertest nicht idenfiziert!
Meine Tochter, doppelt geimpft und immer mit Maske, sitzt derweil zuhause!
Traurig.

Anne
2 Jahre zuvor
Antwortet  Christine

Bei uns ähnlich – weder Schnelltests noch Bürgertests finden die infizierten Kinder. Erst wenn sie schon massiv Symptome haben und man den Kinderarzt „überreden“ kann, wird ein PCR-Test gemacht, der dann endlich anschlägt. In manchen unserer Klassen sitzen inzwischen nur noch die Hälfte der Kinder, die anderen sind krank daheim. Und ja – die sind nicht „nur“ infiziert und langweilen sich, die sind richtig krank.

JH
2 Jahre zuvor

Und was hat Deutschland jetzt für die nächste Pandemie, mit möglicherweise schlimmerem Virus, welche fast mit Sicherheit kommen wird, bis jetzt gelernt?
– Kinder sind nichts wert und haben keine Lobby.
– Jede:r ist sich selbst die/der Nächste.
– Rette sich, wer kann.
Vielleicht müssen wir auch nur auf die nächste Variante warten.
Und dann wird von (fast) allen Seiten unter Opfern erwartet, den Schein eines normalen Unterrichtes aufrechtzuerhalten. Aufarbeitung, Fürsorge oder gar Mitgefühl und Trost für die Kinder ist auch gnadenlos individualisiert und stünde eigentlich doch auch einer Dienstherrin gut zu Gesicht, wenn es schon nach zwei Jahren keine tragfähigen Konzepte für sichere Schulen gibt.