Abgehoben! Wenn ein Ministerpräsident in diesen Tagen eine Schule besucht, dann sieht das so aus…

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MÜNCHEN. Schulbesuch des bayerischen Ministerpräsidenten und seines Kultusministers in München: Die Politiker wollen sich vor Ort über die Situation der Kinder und Jugendlichen informieren. Wie sie das tun, ist allerdings Teil des Problems (nämlich der Realitätsferne der Politik): Statt sich – wie die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte tagtäglich – in einen vollbesetzten Klassenraum mit weit offenen Fenstern zu setzen, gibt’s in der wohltemperierten Aula der Schule eine Gesprächsrunde mit sehr weitem Abstand.

Wieder spannender Austausch mit Schülern: Wir sind für unsere Kinder da und hören zu. #Schule soll so alltäglich und sicher wie möglich sein. Mit Tests, Masken und Impfungen wird wieder mehr möglich. Wir wollen gute Abschluss-Vorbereitungen, aber ohne zusätzlichen Leistungsdruck. pic.twitter.com/HNlpVw57Ku

— Markus Söder (@Markus_Soeder) February 9, 2022

«Don’t let me down», lass mich nicht im Stich, bittet die Schulband, als Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Mittwoch die Aula der Marieluise-Fleißer-Realschule in München betreten. Natürlich nur als Einblendung auf der Leinwand, zusammengeschnitten aus Videoaufnahmen, schließlich dürfen die Jugendlichen seit zwei Jahren nicht mehr gemeinsam musizieren. Weggefallene Hobbys, Vereinsamung, Versagensängste durch Lernrückstände – viele Schülerinnen und Schüler leiden noch immer unter den Folgen der Pandemie.

«Viele Kinder und Jugendliche haben einfach das Lernen verlernt. Ihnen fehlt die Struktur, das Konzept, vorhandene Lücken zu schließen»

Und zwar sind es so viele, dass nach Einschätzung bayerischer Gymnasiallehrkräfte in fast jeder ihrer Klassen einer oder mehrere sitzen, die eigentlich eine professionelle psychosoziale Unterstützung benötigten. In 29 Prozent der Klassen sind es sogar mindestens vier Schülerinnen oder Schüler mit akutem Hilfebedarf, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Bayerischen Philologenverbands unter 1800 Mitgliedern ergab.

Damit haben sich die Werte im Vergleich zum Vorjahr sogar noch verschlechtert. Dies sei eine Folge des Präsenzunterrichts, erläutert der Gautinger Beratungslehrer Michael Lilla. «Erst jetzt bekomme ich wieder mit, was in den Kindern vorgeht.» Was er mitbekommt, kann erschrecken: Rund zwei Drittel aller Schülerinnen und Schüler haben laut Umfrage tiefergehende, massive Probleme unterschiedlichster Art.

«Viele Kinder und Jugendliche haben einfach das Lernen verlernt. Ihnen fehlt die Struktur, das Konzept, vorhandene Lücken zu schließen», schildert Lilla. «Doch die Probleme liegen deutlich tiefer.» Immer wieder erlebten die Lehrkräfte Motivations- und Antriebslosigkeit, psychische Erkrankungen, selbstverletzendes Verhalten oder Suizidversuche bei ihren Schützlingen.

Vielleicht sucht sich die Politik Lösungen im r e a l e n Umfeld! #brlv

— Jürgen Böhm (@boehmVDR) February 9, 2022

«Das sind leider nicht mehr die Einzelfälle, die man sich hier herauspickt, sondern es gibt häufiger schwere Verläufe, die professionelle Hilfe benötigen», betont Lilla. Doch es gebe viel zu wenige Schulpsychologen und Beratungskräfte. Auch viele nicht-schulische Hilfsangebote seien komplett überlaufen, ergänzt die Coburger Schulpsychologin Regina Knape. Die Folge: «Die Probleme werden gar nicht entdeckt, die Kinder bleiben damit alleine.»

Was den Kindern und Jugendlichen Kraft geben würde, wird bei der Gesprächsrunde in der Münchner Realschule rasch deutlich: Normalität. Wann endlich darf die Schulband wieder gemeinsam spielen? Wann die Fußball-AG wieder trainieren? Wann dürfen die Schülersprecher wieder in einem Raum gemeinsam diskutieren? Wann wieder Schulfeste stattfinden?

«Ich bin seit vier Jahren hier an der Schule und ich habe sehr viele Erinnerungen mit allen Schülern und allen Lehrern, und es wäre echt traurig, wenn es nicht möglich wäre, dass wir alle zusammen zumindest eine kurze, kleine Abschlussfeier mit allen zehnten Klassen hätten», sagt etwa Schülerin Liyana.

Es ist spürbar, wie wichtig der 15-Jährigen ein solches Fest als Abschluss ihrer Schulzeit ist. Vielleicht, weil die Pandemiezeit auch für Liyana nicht einfach war: Sie konnte anfangs ohne digitales Endgerät nicht am Distanzunterricht teilnehmen, musste sich später alleine in Handhabung und Programme eines Leihgeräts einfinden.

Fünftklässlerin Annika musste neben ihren schulischen Aufgaben oft ihrer kleinen Schwester helfen, weil ihre Eltern gesundheitliche Probleme hatten. Achtklässler Julius schrieb schlechte Noten, weil er sich nicht konzentrieren konnte. Siebtklässler Karlos fehlte die Bewegung: «Kein Sport mehr, kein Fußball, das hat mich zerbrochen, weil Fußball meine Leidenschaft war.»

Eines allerdings spielt für den Nachwuchs derzeit anscheinend eine untergeordnete Rolle: Die Angst vor einer Infektion. Obwohl sich je nach Altersstufe zwischen drei und fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen allein in den vergangenen sieben Melde-Tagen angesteckt haben, sagen viele auf eine entsprechende Frage, dass sie nicht fürchten, sich in der Schule zu infizieren.

«Und kritisch ist es mit dem Testen, denn es testen sich auch nicht immer alle gescheit»

Wobei es sich vielleicht auch hier lohnt, zwischen den Zeilen hinzuhören: «Ich fühle mich so mittelsicher, denn es sind nicht alle geimpft», sagt etwa Marie aus der 9. Klasse. «Und kritisch ist es mit dem Testen, denn es testen sich auch nicht immer alle gescheit.» Da fällt Annika gleich ein: «Und man weiß ja auch nie, ob es wirklich stimmt, wenn das Ergebnis negativ ist.» Ihre beste Freundin Romy erzählt von dem schlechten Gefühl, dass viele die Maske unter die Nase ziehen. «Wenn ich das sehe, halte ich lieber Abstand.» Nur: Den gibt es im vollbesetzten Klassenraum leider nicht. News4teachers / mit Material der dpa

Warum saß Gebauer mit Maske im Klassenraum – vor maskierten Schülern?

 

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57 Kommentare
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DEF
2 Jahre zuvor

Es ist skandalös, es ist beschämend, es ist widerlich.

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor

Danke für die Berichterstattung!

Die Kommentare auf Twitter sagen alles…

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Das zum Artikel zugehörige Bild zeigt die Wahrheit – natürlich nicht die Wahrheit des Schulalltags, vielmehr die Wahrheit hinter allen Worten.

Aufgabe 2: Was passiert, wenn man XY eine Woche lang in ein durchschnittliches Klassenzimmer mit hineinsetzt?
a) Ein weiterer Schritt hin zur Endemie
b) Schnelle Lockerung der Hygiene-Maßnahmen
c) XY ist ab Montag 2. Stunde krankgemeldet für den Rest der Woche, sendet aber beste Grüße per Fax.
d) Ab Dienstag hat das Klassenzimmer drei Luftfilter, Berge von FFP2-Masken, Plexiglasaufbauten und eine ausgewiesene Vesperlandschaft in der Turnhalle. Die Toiletten wurden über Nacht renoviert und alleine dieser Klasse zugeteilt.
e) Dieses Szenario ist utopisch und mithin nicht beantwortbar.

Trulla
2 Jahre zuvor

Warum müssen LuL, SuS das unterstützen? Warum setzt man den Mann nicht mitten in die vollbesetzte Klasse?

Pit2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Trulla

@Trulla

Genau DAS habe ich mich auch gefragt.
Aber vielleicht wäre es dort einfach zu kalt gewesen? 😉

Zur Location: Très chic, so wie es aussieht recht neu … und so … sauber!
https://www.mfrs-schule.de/unsere-schule/neubau.html
Kein Wunder, dass Herr Söder ausgerechnet dort gelandet ist (auch wenn der Termin wohl von jemandem aus seinem Stab organisiert wurde): Da muss er wenig Angst haben vor Keimen oder sonstigem Ungemach … Aber für alle Fälle: Maske und maximaler Abstand (letzterer ist – vgl. Foto im n4t-Artikel oben – dort problemlos machbar).

Für tiefere Einblicke digitaler Schulrundgang hier:
https://www.mfrs-schule.de/unsere-schule/schulhausrundgang.html
Hinter jedem Türchen eine freudige Überraschung.
Da kann sich jeder Fachkollege in der BRD (Steht „B“ nicht für „Bildung“??) mal Anregungen holen … für schöne Träume. 😉
Insgesamt gut durchdachte Räumlichkeiten, Mobiliar usw.
Ich bin kein Sportlehrer, aber der Fitnessbereich lässt ja so manchen Sportverein blaß aussehen, auch die Halle ist echt groß! Man bekommt sofort Bock auf Bewegung. Das finde ich ehrlich gut und einladend.
Unter „Religion/Ethik“ kann man sich anschauen, wie eine „offene Lernlandschaft“ aussehen könnte, tauglich für verschiedene Formen von Gruppenarbeit usw.
Auch das gibt es noch:
https://www.mfrs-schule.de/schulleben/sch%C3%BClerbibliothek.html
In den normalen Klassenräumen gibt es – soweit erkennbar – Einzeltische für die SuS, sehr sinnvoll.
„Robotik/3D-Druck“ … gibt es das auch an Brennpunktschulen? Auch einen Schulgarten? Das ist doch das, was unerkannte Talente sichtbar machen kann und auch Erfolgserlebnisse und Entspannung durch Lernen mit allen Sinnen ermöglicht?
Und wenn ich das richtig gesehen habe, ist das Schulgelände eingezäunt – also vor Vandalismus nach Schulschluss bestmöglich geschützt.
Ich kann mir schon vorstellen, dass man sich gerne an diesem Ort aufhält.
Haaaaach ja, was wäre der Mensch an sich ohne Träume? 🙂

Um Missverständnissen vorzubeugen:
Dieses Arbeitsumfeld gönne ich von Herzen jedem einzelnen der dortigen SuS, LuL und allen anderen, die dort arbeiten.
ALLERDINGS ist es WIE ÜBLICH total DUMMFRECH, solche Bedingungen medienwirksam als gewöhnlichen Schulalltag zu „verkaufen“!

The SCHMIEREN-Show must (?) go on?

Mein Name ist Hase
2 Jahre zuvor
Antwortet  Pit2020

Danke für den Link – das ist aber wirklich ein schönes potemkinsches Dorf! Wo kann man das bestellen?

Pit2020
2 Jahre zuvor

@Mein Name ist Hase

🙂
Sorry, ausgerechnet dazu konnte ich keinen Link finden …

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Trulla

Vielleicht könnte etwas hineingetragen werden?

Rabe aus NRW
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

🙂 :-). 🙂

Eine Mutter
2 Jahre zuvor

Wie beschämend, wie verlogen!!! Wurde die Schulleitung unter Druck gesetzt??? Stimmten die Eltern der anwesenden Schüler zu???
Warum durften Schulfremde die Schule betreten???
Fragen über Fragen.
Fazit: Außer für Werbezwecke, sind Schüler uninteressant.
Widerlich ist das einzig passende Wort, welches es für mich auf den Punkt bringt.

trotzki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Was soll eine Schuleitung sagen, wenn es heißt, der Södi kommt.
Die Eltern sind stolz, das ihr Kind sich mit Södi unterhalten darf. Wer nicht zustimmt, ist auch nicht dabei. Es gibt genügend Schüler in der Schule.
Das es sich um eine Schulveranstaltung handelt, dürfen auch Schulfremde bei Veranstaltungen einen Part übernehmen.

Das ist halt mal PR. Der Fürst geht unters Volk. D.h. ja noch lange nicht, das er in die Gosse geht. Aber das war auch vor Corona so, wenn ein Landesvater oder eine Landesmutter kommt, dann zeigt man doch immer die Schokoladenseite.

So iss es halt. Ist die Aufregung gar nicht der Wert.

mademyday
2 Jahre zuvor

Das ist so dermaßen peinlich, dass man nur lachen kann, der Besuch. Hahaha genau, sehr volksnah. Besser sie hätten niemals da ein Photo gemacht, von dem Besuch mit Maske und Platz .. oder das bloss nicht veröffentlicht. Muss ja nicht alles als Photo dokumentiert werden ..

… fehlt nur noch, dass die Herren die (bessere, alte) Wingguard/Livingguard-Maske (so wie viele im Bundestag) – die Hr. S. in Bay nicht erlaubte – und die Schüler irgendwelche minderen ffp2 .. hahaha

made my day.

oesparis
2 Jahre zuvor

Und die Lehrer?
Sitzen freiwillig !!!!!! eng nebeneinander im Lehrerzimmer und quatschen.
Haelt man Abstand, gilt man als nicht teamfähig.
Was soll der Artikel?

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  oesparis

Was soll der Kommentar? Haben sie Überblick über alle Klassenzimmer in D?

Ich halte Abstand, ich lasse die Maske auf und es ist mir schnurzpiepegal, ob das jemand als nicht teamfähig bezeichnet.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klugscheisser

Ich meinte Lehrerzimmer.

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor
Antwortet  oesparis

Vielleicht ist es als Kritik gemeint. Vielleicht auch nicht.

Wer weiß das schon bei diesem Kommentar.

Barbora Emilija K.
2 Jahre zuvor

Genauso wie bei uns damals. Alles auf Hochglanz poliert und komplett am real life vorbei.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor

Sic est.

Frisch gestrichene Flure wo Frau Ministerin lustwandeln soll.

Für Honecker damals wurden ganze Strassenzüge saniert und aufgehübscht, wenn man wusste, dass er dort langfahren wird.

Pit2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klugscheisser

@Klugscheisser

Der Erich hat das womöglich sogar (bis zum Ende) geglaubt?

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/schmidt152.html
Helmut Schmidt war da nicht naiv.
In Güstrow erzählte mir ein älterer Einwohner auch interessante Begebenheiten über den diesen Besuch, z.B. gestrichen wurden nur die Erdgeschosse der Häuser in den oft recht engen Straßen entlang der festen Fahrtroute, weil man nur die aus dem fahrenden Wagen sehen konnte – vorher wurde das extra ausprobiert.
Und Schmidt war nicht dumm genug darauf reinzufallen (Na sowas aber auch!) und war über diesen Kinderkram echt angep*sst. 🙂

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Pit2020

Manche wollen nicht sehen…
Das würde Realitätsschock bedeuten.

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klugscheisser

Tja, da haben die Wessis über die Ossis gelacht. Und die Ossis glaubten damals, das wäre im Westen so nicht möglich, da würden investigative Journalisten solche Medienlügen sofort aufdecken.

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klugscheisser

N4t ist eine rühmliche Ausnahme des Journalismus, aber leider nur zu wenig bekannt. Die meisten großen Medien spielen das Spiel der Politiker mit, obwohl es keine Zensur des Staates wie zu DDR-Zeiten gibt (hoffe ich jedenfalls).

Elly
2 Jahre zuvor

Ach Herrje

Mrs.Braitwhistle
2 Jahre zuvor

Herr Wüst hat in den Weihnachtsferien eine Grundschule aufgesucht und im leeren Gebäude eine Neujahrsansprache gehalten. Im Vergleich dazu befindet sich Herr Söder doch regelrecht auf Tuchfühlung. 🙂

Realist
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mrs.Braitwhistle

Wurde das Gebäude denn wenigstens vorher umfassend desinfiziert? Nicht, dass Herr Wüst in dem leeren Gebäude zufälligerweise auf ein einzelnes, verirrtes Corona-Virus hätte treffen können, dass dort die ganzen Weihnachtsferien auf ihn gewartet hat…

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mrs.Braitwhistle

Geradezu in der Höhle der Löwen.
Im sicheren Abstand natürlich.

Tina+2
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mrs.Braitwhistle

Spricht das jetzt für oder gegen Herrn Wüst? Bin mir da nicht ganz sicher.
Wenigstens ist er bisher nicht als Erster mit Lockerungsorgien und -Forderungen aufgefallen.

KARIN
2 Jahre zuvor

Ein Witz , nur leider nicht zum Lachen!

AvL
2 Jahre zuvor

Danke für den Bericht, und die Bilder, die doch allen Mitbürgern verdeutlichen, dass sich die politisch Verantwortlichen sich nicht einer derartigen Situation beengter Arbeitsverhältnisse in überfüllten Klassen mit einer Dauerbelüftung der Klassenräume aussetzen würden.
Warum Frau Gebauer als eine der wenigen Anwesenden eine FFP-2-Maske trug dürfte in ihrem Wissensvorsprung eine Begründung finden.

Lehrer mit Seele
2 Jahre zuvor

Mich haben schon öfter Eltern gefragt wie sie die richtige Schule für ihre Kinder aussuchen sollen.

Und ich gebe immer den selben Rat; „Geh unankündigt mitten im Regelbetrieb in die Schule und schau dich um. Infoveranstaltungen sind Shows und keine Realität.“

Vielleicht sollte man das auch mal den Kumis erklären.

Mela
2 Jahre zuvor

Ich halte mittlerweile keinen Abstand mehr zu meinen Schülern. Wie soll das auf Dauer auch funktionieren bei 5.-Klässlern? Oder in der Pause im Flur? Oder in der Mensa, wo die Kinder keine Masken aufhaben? Oder in einem Praktikum? Ich halte dauernd Vertretungsstunden. Ich stehe den ganzen Tag neben einem offenen Fenster im Luftzug; Luftfilter gibt es nicht. Ich habe stundenlang die Maske auf ohne Pause (wegen Pausenaufsicht kann ich auch nicht in den Hof). Ich entsorge positive Testkits ohne Schutzkleidung. Ich bin mittlerweile dermaßen fertig, dass ich mir schon fast wünsche, dass es mich endlich erwischt (bin natürlich geboostert), so dass ich auch mal 2 Wochen daheim bleiben kann.

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mela

Genauso geht es mir auch, Sie sind nicht allein!

Tina+2
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mela

Gymnasiallehrerin aus dem Bekanntenkreis meinte letztens auch, sie würde sich schon fast wünschen, sich beim kranken Kleinkind (kein Corona) anzustecken damit sie noch 2 Wochen länger zuhause bleiben kann. Ich kann sie nur zu gut verstehen.

Andreas
2 Jahre zuvor

Wie würden denn die Kommentare lauten, wenn Herr Söder ohne Abstand, ohne Maske und mit Händeschütteln aufgetreten wäre? Auch wenn in Schulen die Hygieneregeln offensichtlich missachtet werden sollte der Ministerpräsident trotzdem als Vorbild gelten.
Dass die Schulen wochenlang rausgeputzt werden bevor hoher Besuch kommt liegt ja wohl nicht am Besuch oder den Schülern. Das geht wohl eher auf die Kappe der Lehrer die falsche Tatsachen vortäuschen. Das geht soweit, dass die bei Ausbildungsfirmen 3D-Drucker und Robotikmodelle zum Aufstellen ausleihen. Obwohl sie null Ahnung haben wie diese Geräte parametriert werden.

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Ja, aber das ist ja das Problem: bei Söder ist nicht drin, was auf der Packung drauf steht. Man kann nicht so tun, als ob der Schulalltag so aussieht wie auf den Fotos, dann nach Hause gehen und behaupten alles ist Sonnenschein.

Außerdem wäre das realistische Szenario eher so gewesen: Söder setzt sich IN EIN KLASSENZIMMER MIT MASKE und versucht irgendwie Abstand zu halten, kriegt es aber natürlich nicht hin, weil der Klassenraum voll ist.

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Komisch, wir hatten auch schon hohen Politikbesuch an der Schule, aber von unserer Seite haben wir da nichts hergerichtet.

Trotzdem sah es auf den Pressefotos hinterher toll aus!
(Tja, da zeichneten sich wohl kleine Zauberfeen für verantwortlich, die selbstverständlich im Gefolge von Politikern unsichtbar kleine Wunder bewirken und im Anschluss an den pressewirksamen Termin natürllich genauso unsichtbar die Schule wieder verlassen haben. Diese Feen bekommen die hohen Herrschaften anscheinend automatisch bei Antritt ihres Postens zugeteilt. Ist wie in Hogwarts, reine Zauberei.)

Kathrin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Vor vielen Jahren hatte sich mal Landesmutter Hannelore Kraft bei uns angesagt. Da kam jemand aus Düsseldorf vorher zu Begehung. Auf wessen Veranlassung es letztlich geschah, weiß ich nicht. Auf jeden Fall wurden Platten auf dem Schulgelände hochgenommen und neu verlegt, damit Frau Kraft nicht stolpert. Gekommen ist sie dann doch nicht, weil sie einen kurzfristigen Termin in Berlin hatte.
Einige Jahre später meldete die SL erneut abgesackte Platten an die Bezirksvertretung. Ein Mitglied kommentierte: „Dass man als Kind mal stolpert und hinfällt, gehört doch dazu. Pflaster drauf und gut ist.“

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Kathrin

Und dieses Zitat kann man heute 1:1 auf Corona extrapolieren: „Das mal ein Kind PIMS bekommt, gehört doch dazu. Einmal Intensivstation und gut ist!“

Zeppelin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Genau. Also nicht das ich Söderfan wäre … Aber egal, wie die es machen, es wird immer gemeckert. Sitzt er mit Abstand, ist es falsch. Hat er keinen Abstand, ist es falsch.
Ich möchte gerade noch weniger Politiker sein, wie früher schon
Die einen schreien: Maßnahmen Schutz Maßnahmen
Die anderen öffnen Lockerung Normalität
Ja wem macht man es recht

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Zeppelin

Ganz einfach: ehrlich sein und mal die Fakten sprechen lassen!

Das ist doch das Problem, das jeder Politiker von Fantasiewelten spricht (oder sie verspricht), die gar nicht existieren sonder nur Wunschwelten bedienen und die Enttäuschung dann (egal welches Lager betreffend) 100% eintrifft. Das ist SOOO obvious, ich kann es einfach nicht mehr verstehen, dass die Politiker sich nicht in so einer Situation die Wahrheit mal zum Verbündeten machen. Ich glaube damit könnte man gerade jetzt ziemlich viele Menschen abholen. Einfach mal ehrlich machen!

xy
2 Jahre zuvor

So ist es. Spätestens mit der Tatsache, dass Omikron zu keiner Immunität führt, verbietet sich eine Durchseuchung!
Die Wahrheit bedeutet, dass wir eine Generation durchseuchen (lassen) ohne späteren Immunschutz. Was ist der Sinn hinter dieser sinnlosen Durchseuchung?
Schon eine durchgängige FFP2 Maskenpflicht für alle hätte Ansteckungen in den Schulen verhindert. Aber nicht einmal dazu konnte man sich durchringen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass inzwischen viele Menschen eine Infektion für weniger schlimm halten als weitere Einschränkungen. Wir bilden als Risikofamilie mit anderen Risikofamilien eine Ausnahme, in der wir zusammen das uns Mögliche tun, um eine Ansteckung zu verhindern. Die schulpflichtigen Kinder der anderen und meine Frau als Lehrerin sind aber ein sehr wahrscheinliches Einfallstor. Damit wären zwei Jahre Vorsicht völlig umsonst gewesen.
Und doch habe ich auch Verständnis für die, die nicht zu den Risikogruppen gehören. Wer dreifach geimpft ist, sollte das Leben auch wieder auskosten dürfen.
Uns hätten niedrige Inzidenzen ein halbwegs normales Leben ermöglicht, die aktuelle Politik ermöglicht uns nur weitgehendes HO und Abgeschiedenheit, was bei mir mit dem sehr guten AG auch langfristig möglich sein wird. Bei anderen wird das nicht möglich sein und diese Menschen werden sprichwörtlich geopfert, um das Potemkinsche Normalitätsdorf weiter zu bauen.

trotzki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Zeppelin

Das ist ja das Schlimme. Es galt uhd wird immer telten.

Alle denken nur an sich, nur ich, ich denk an mich.

TaMu
2 Jahre zuvor

Wie sicher sollen Schulen denn noch werden, dass sich unsere Politiker darin wohl fühlen? Hätte es ihnen nicht viel mehr Emotionen gebracht in einem ganz normalen Klassenzimmer? Also das, was so wichtig für die Kinder ist?

Indra Rupp
2 Jahre zuvor

Eine Horde Erstklässler durch die Aula flitzen lassen und filmen wie die beiden Onkel das Weite suchen…. Dann noch eine Kita U3 besuchen!

Pit2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

@Indra Rupp

Die Kleinen sind halt so … ursprünglich und spontan in ihren Handlungen, das mit dem innovativen „Agility-Jump-and-Run“-Health-Training in der Aula ist eine Spitzenidee – halt ein ganz normaler Schulalltag.
😉

S.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Und dort bitte vorlesen – natürlich ohne Maske, damit die Kinder die Mimik sehen können (sehr wichtig!).

Mary-Ellen
2 Jahre zuvor
Antwortet  S.

@S.:

Ich glaube, die vermutlich angstverzerrte Mimik des hohen Besuchs (weil maskenlos) würde die Kinder eher erschrecken, möglicherweise sogar traumatisieren. 😉

S.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

🙂

Realist
2 Jahre zuvor

Was soll die Aufregung?

Wir wissen doch: Corona-Viren werden IN die Schule HINEINGETRAGEN. Der Söder will mit dem ganzen Aufwand doch nur die Schüler vor ihm selber schützen…

Silke Vogt
2 Jahre zuvor

Ist Herr Söder wenigstens in einem vollbesetzten Schulbus zu seinem Einsatzort gelangt, um zumindest auf dem Weg dorthin die Realität ein klein wenig echter am eigenen Leibe zu spüren? Wohl kaum.

Hellus
2 Jahre zuvor

Vielleicht sollte man, ähnlich der Aktion „kältestes Klassenzimmer“, Fotos aus den realen Zuständen in Schulen sammeln und veröffentlichen. #SchulWirklichkeit oder so

Jana
2 Jahre zuvor
Antwortet  Hellus

Je öfter ich das lese, umso mehr gefällt mir diese Idee.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Woher die Verwunderung?

Kennt ein Praktiker das anders???

Ich schaue jetzt seit über 20 Jahren fassungslos zu, wie Potemkinsche Dörfer gebaut werden, wenn ein Mitglied der KMK oder ein Ministerpräsident/In eine Schule besucht.

Selbst der letzte Schulbunker, Baujahr 1962 findet mindestens einen Raum der wie ein Palast ausstaffiert wird um in der Obrigkeit stolz zu präsentieren und den Eindruck zu vermitteln, dass die ganze Schule so aussieht.
Nichts ist gut genug.

Die SuS die präsentiert werden sind ebenfalls Hand-Verlesen.

Die Presse bringt dann auch nur Äußerungen dieser SuS die voll im Trend liegen.

Corona-Politik.
Alle SuS die man so einschätzt, dass sie die Wahrheit sagen werden schon mal aus dem Weg geschafft. Wandertag der Klasse, Projekt Spinnen zählen im Keller usw.

Die Streber äußern etwas vorsichtige Kritik.
Ein Musterschüler ist aber immer dabei, der sagt „Ich fühle mich hier voll und ganz geschützt. Die offenen Fenster sind auch toll, ich mag frische Luft“.
Der kommt dann im Fernsehen oder wir in der Presse zitiert.

So ganz nachvollziehen konnte ich das nie.
Was erwarten Schulleiter/Innen denn von dem Besuch?
Fördergelder als Musterschule, eine Beförderung ins Ministerium oder wollen sie einfach nur ein Fleißkärtchen und das der Minister sie in sein nacht-Gebet einschließt?

Da muss man fast etwas zur Ehrenrettung der Regierung sagen. Woher soll den ein Kultusminister oder ein Ministerpräsident wissen wie es in Schulen wirklich aussieht und zu geht, wenn man ihm nur eine Theatervorstellung mit falschen Kulissen und Musterschülern zeigt?

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

@schattenläufer
Das mit der Beförderung ins Ministerium könnte sogar stimmen. Die jetzige Bildungssenatorin von Berlin hatte als Schulleiterin während der Pandemie sehr oft Medienbesuch. Damals wunderte ich mich, warum „normale“ Berliner Schulen nicht auch mal gezeigt wurden.

MadMax
2 Jahre zuvor

Aus meiner Wahrnehmung (mehr als 30 Jahre Lehrer) haben PolitikerInnen auch VOR CORONA bei einem Schulbesuch meist nur schöngefärbte Bilder gezeigt bekommen.

Dafür gibt es zwei einfache Gründe: Weil die PolitikerInnen es so wollten und – noch schlimmer – weil die Verantwortlichen in der Schule es auch so wollten!

Warum sollte das jetzt anders sein?

Gabriele
2 Jahre zuvor

Potemkinsche Dörfer lassen ‚mal wieder grüßen!

… wenn doch der Herr Minpräs und der oberste Dienstherr der Schule die Ehre geben.

Nur Public Relations (PR- Arbeit des Kultusministeriums mit schönen Pressefotos; Tenor „man kümmere sich doch im persönlichen Gespräch um die Sorgen und Nöte der SchülerInnen, um die sog. „Schulfamilie“ (= bayerische Terminus in ideologisch aufgeladenem „Schulsprech“))

Big show, völlig schulrealitätsfremd! Eine Farce!

Die Schule will sich da natürlich auch keine Blöße geben.

absurdes Tollhaus! nicht zielführend!!

Chorleiterin
2 Jahre zuvor

Ich ärgere mich auch immer, wenn in der Berichterstattung im Fernsehen Schulen gezeigt werden:
Riesenräume, ganze Fensterfronten, alle Schüler an Einzeltischen mit Riesenabständen, die Lehrer in Riesenabständen von den Schülern entfernt…..Ehrlich, ich habe sowas in Echt noch nie gesehen, und ich bin über 35 Jahre dabei….
In manchen Klassenräumen ( und ich muss oft wechseln) kann ich mich vorne kaum um mich selbst drehen und habe einen Abstand zu vorn sitzenden Schülern von 50 cm….
Ich will ja nicht abstreiten, dass es das, was da gezeigt wird, AUCH gibt, aber es ist nicht die Norm….