Ausstieg? Nach dem KMK-Beschluss steht die Testpflicht in NRW-Schulen zur Disposition

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DÜSSELDORF. Fällt die Corona-Testpflicht an Schulen in NRW? Eine Entscheidung der Landesregierung in Düsseldorf steht noch bevor – auch wenn die Kultusministerkonferenz sich nun schon positioniert hat. Aus den Testangeboten in den NRW-Kitas zieht sich das Land zumindest zurück.

Die Schnelltests in den NRW-Schulen könnten bald fallen – trotz (oder wegen?) hoher Inzidenzen unter Kindern und Jugendlichen. Foto: Shutterstock

Das Land Nordrhein-Westfalen steigt aus seinen regelmäßigen Corona-Testangeboten für Kinder in Kitas aus. Familienminister Joachim Stamp (FDP) kündigte am Freitag an, dass das Land hier stufenweise vorgehen werde, die Förderung des Landes werde für die Tests in der Kindertagesbetreuung dann nach Ostern komplett wegfallen. Die SPD-Landtagsfraktion kritisierte die Entscheidung angesichts hoher Corona-Zahlen als verantwortungslos. Das Testangebot an den Kindertagesstätten müsse unbedingt aufrechterhalten werden.

Ab 3. April wird Stamp zufolge zunächst die landesseitige Förderung der PCR-Pooltests eingestellt. Etwa ein Viertel der Kommunen im Land böten diese als besonders sicher geltenden Test an. Sie bekommen dann – wie die anderen drei Viertel der Kommunen – bis Ostern stattdessen noch entsprechende Mengen an Antigen-Schnelltests. Im zweiten Schritt werde dann nach Ostern das anlasslose Testen der Kinder in der Kindertagesbetreuung durch das Land beendet. An den Kitas besteht – im Unterschied zu Schulen – keine Testpflicht. Aktuell werden laut Ministerium pro Kind und Woche in Kitas drei Tests angeboten.

Ärzte hatten für Kinder ein Ende der anlasslosen Corona-Testungen und mehr Normalität im Alltag gefordert. Die zum Schutz gedachten Maßnahmen belasteten die Jungen und Mädchen eher als sie nutzten, kritisierte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in NRW am Freitag. Auch wenn die Infektionszahlen bei Kindern hoch seien, «spiegelt das die reale Krankheitssituation bei den Kindern überhaupt nicht wieder».

Kinderärzte sehen kaum Kinder, die an Corona erkranken – das Robert-Koch-Institut schon

Die BVKJ-Landesverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe betonten: «Wir sehen in unseren Praxen kaum Kinder, die an Corona erkrankt sind, wir erleben massenhaft Kinder, die bei völliger Gesundheit oder banalem Schnupfen aufgrund von Testmaßnahmen der Kita teilweise zum wiederholten Male fernbleiben müssen.» Das sei der falsche Weg. «Wenn wir Kinder schützen wollen, dann muss endlich wieder gelten, dass wir über Krankheit reden und nicht über die Tatsache, dass ein gesundes Kind eventuell Viren in sich trägt.» Die Tests verhindern laut Verband «keine einzige Infektion irgendeines Kindes.»

Laut aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts mussten in der Kalenderwoche 9 zwischen 1,4 und 2,4 Prozent aller Kinder in Deutschland ärztlich aufgrund von Symptomen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion behandelt werden – mehr als 100.000.

Und wie sieht es an den Schulen aus? Nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) vom Freitag sollen Corona-Einschränkungen an Schulen spätestens bis Mai aufgehoben werden. Das gelte für das Tragen von Masken ebenso wie für anlasslose Tests, sagte die KMK-Präsidentin, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), zum Ende der Beratungen in Lübeck. Die Öffnungen für die Gesamtgesellschaft könnten an den Schulen nicht vorbeigehen. Man wolle aber einen vorausschauenden und behutsamen Weg in die Normalität gehen. «Dabei ist für uns die Richtschnur immer das Wohl der Kinder und Jugendlichen.»

«Derzeit findet ein Meinungsbildungsprozess zu den weiteren, noch notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen statt»

In NRW ist zunächst noch keine abschließende Entscheidung zum Vorgehen gefällt worden. «Derzeit findet innerhalb der Landesregierung ein Meinungsbildungsprozess zu den weiteren, noch notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen statt», hieß es aus dem Schulministerium. Dabei würden auch der Beschluss der KMK sowie der Entwurf der Bundesregierung für ein neues Infektionsschutzgesetz berücksichtigt. An den Schulen müsse man «mit den Öffnungsschritten von Bund und Ländern ebenfalls Schritt halten.» Es werde ohnehin stets überprüft, «ob die geltenden Vorgaben zur Einhaltung des Hygiene- und Infektionsschutzes an den Schulen noch verhältnismäßig und angemessen sind.»

Laut Entwurf der Bundesregierung für ein geändertes Infektionsschutzgesetz entfallen tiefgreifende Schutzmaßnahmen zum 20. März, bundesweit würde dann nur noch ein Basisschutz greifen. Die Länder können aber dem Entwurf zufolge weitere Maßnahmen verordnen – möglich sein sollen unter anderem auch weiter Testpflichten in Schulen.

Seit einer Umstellung des Testverfahrens für Schulen in NRW Ende Februar überprüfen sich Grundschüler dreimal pro Woche zu Hause per Corona-Selbsttest. An weiterführenden Schulen werden drei Selbsttests pro Woche am Testort Schule durchgeführt. Eine Testpflicht besteht seit dem 28. Februar in NRW aber für Schüler und Schulpersonal nur noch, wenn diese nicht geimpft oder genesen sind. News4teachers / mit Material der dpa

Keine Quarantäne mehr, keine Masken, keine Tests: KMK beendet die Pandemie in Schulen „bis spätestens Mai“

 

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Alex
2 Jahre zuvor

„Die Tests verhindern laut Verband «keine einzige Infektion irgendeines Kindes.»“ Na, das sind ja ganz neue Einsichten (wir hier in unserer viel gescholtenen Blase haben dies übrigens seit 2 Jahren moniert). Lieber Verband, wie wäre es denn dann mal damit, für infektionsverhindernde Maßnahmen einzutreten?

Blau
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alex

Sie verhindern aber dass sich vulnerable Eötern anstecken, weil sie vorgewarnt sind und dann FFP2 zuhause tragen können bis das eigene Kind negativ getestet wurde!

Kautie
2 Jahre zuvor
Antwortet  Blau

Ich hoffe das die Eltern geimpft sind!

Alex
2 Jahre zuvor
Antwortet  Kautie

Bei uns stecken sich auch die geimpften Eltern bei ihren Kindern an.

In Sorge
2 Jahre zuvor

Die neuen Selbsttests, die wir vor 2 Wochen bekommen haben, haben noch nicht einmal „positiv“ gezeigt. Im gleichen Zeitraum sind allerdings 20 SuS und 2 LK, die wegen „Symptomen“ beim Arzt waren, PCR positiv getestet worden.
Also, meinetwegen, weg mit dem Testmüll 3 mal die Woche im Klassenzimmer!

Mein Name ist Hase
2 Jahre zuvor

Dabei dürfte in NRW im Satz „verhältnismäßig und angemessen“ das „NOCH“ betont werden. Es hieß mal „NRW vorne“ – es steht tatsächlich zu befürchten, dass das auch in diesem Fall wieder durchschlagen wird. Wetten, dass der „Meinungsbildungsprozess“ einen ganz „lockeren“ Ausgang nehmen wird? Jedoch haben in den Klassen die Meisten schon bei den letzten Lockerungsübungen die Masken freiwillig aufgelassen.

Wer eine grundlegende Skepsis gegenüber den sooo weisen, wissenschaftliche Politikberatung beherzigende, von ausufernder Sachkenntnis geprägten Entscheidungen der Regierenden, ihrer Verwaltung und ihren Verbandelten regelrecht heranzüchten will, könnte kaum auf bessere Ideen kommen. SUPER!

Frau T.
2 Jahre zuvor

Ich unterstelle den BVKG Ärzten, dass sie lügen. Oder dass sie Kinder schlicht nicht testen, sondern symptomatische Kinder einfach als erkältet diagnostizieren. Wir haben in der Schule immer mindestens 2, 3 positive Kinder in jeder Klasse. Die fallen zwar nicht durch die Tests, sondern durch Symptome auf, weil sie wirklich krank sind, nicht einfach nur etwas verschnupft. Der PCR Test bringt es dann ans Licht. Der hiesige KJ-Arzt wird auch bestimmt etwas anderes erzählen als diese Verbände. Mittlerweile haben wir die ersten Drittinfektionen. Herdenimmunität – am A…
Die Tests sind nicht anlasslos. Es sei denn anlasslos sind auch Darmkrebsvorsorge oder Alkoholkontrollen im Straßenverkehr.

Miriam Lenzen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Frau T.

Drittinfektionen mit Syptomen einer Erkältung haben Sie jetzt ernsthaft schon an den Schulen? Vor 2 Jahren war es völlig normal das Kinder „krank“ wurden…da hat man syptome gesehen und dann wurden sie wenn es zu schlimm war zu Hause gelassen oder aber mit nur einem schnupfen ging es weiter. Ja und dann haben sich andere angesteckt.. Kinder sind meistens syptomlos und die testerei hält keinen davon ab das er andere ansteckt.. also können wir den Quatsch auch lassen. Ich sage seit 2 Jahren, schauen wir lieber das wir unser Immunsystem stärken und wieder mehr lernen auf unseren Körper zu achten. Statt uns zu testen und mit der Maske unser Immunsystem kaputt zu machen, weil wir mit keinem Erreger mehr in Kontakt kommen.