Lehrkräftemangel: KMK zeigt sich ratlos – und will jetzt erst einmal Bildungsforscher befragen

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LÜBECK. Die Kultusminister haben sich auf ihrem Treffen mit der Frage beschäftigt, wie der künftige Bedarf an Lehrkräften gedeckt werden kann – der VBE wertet das bereits als Erfolg. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass die KMK der Gewinnung neuer Lehrkräfte endlich einen besonderen Stellenwert einräumt und die ständige wissenschaftliche Kommission damit beauftragen wird, konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten“, sagt Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Dabei hat die KMK das Thema jahrelang verschlafen, wie die GEW feststellt.

Potzblitz, es fehlen Lehrkräfte – so langsam scheint die Erkenntnis bei der KMK zu reifen (Symbolbild). Foto: Shutterstock

„Die KMK hat beschlossen, sich erstmal mit der Zukunft der Lehrerbildung grundsätzlich und umfassend zu befassen. Dabei soll es neben den Fragen der Quantität von Studienplätzen unter anderem auch um die Gestaltung der Ausbildung, Werbung für den Beruf, Quer- und Seiteneinstieg, multiprofessionelle Teams sowie die Sicherung von Qualität und Qualifikation behandelt werden“, so heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz (KMK). „Zudem wird die Ständige Wissenschaftliche Kommission um eine Empfehlung zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung und -gewinnung gebeten.“ Der Kommission unter Vorsitz von Prof. Olaf Köller vom IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik gehören 16 Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher an.

«Wir machen uns schon Sorgen um die Entwicklung Wir werden langfristig ein Versorgungsproblem bekommen»

Das war’s dann aber auch schon. Die Berichterstattung der Deutschen Presseagentur (dpa) zum Thema wirft Fragen auf: „Ein Defizit zeichnet sich nach Priens Angaben vor allem im Bereich der Grundschulen und der Sekundarstufe I ab“, so heißt es. Zeichnet sich ab? Seit Jahren können die Bundesländer längst nicht mehr alle freien Stellen insbesondere an Grundschulen besetzen. Allein in Nordrhein-Westfalen fehlen aktuell 4.000 Lehrkräfte. Der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) sieht laut dpa außerdem Probleme bei den Berufsschulen und im Bereich der Sonderpädagogik. «Wir machen uns schon Sorgen um die Entwicklung», sagt Rabe. «Wir werden langfristig ein Versorgungsproblem bekommen.» Langfristig? Konkrete Zahlen zum Lehrerbedarf nannte die KMK nicht.

Kein Wunder. Denn mit ihren bisherigen Voraussagen lagen die Kultusminister arg daneben, wie der renommierte Essener Bildungsforscher Prof. Klaus Klemm im Auftrag des VBE festgestellt hat. Er hält die bisherigen Prognosen der KMK sogar für unseriös, wie News4teachers berichtet. 

Nach seinen Berechnungen werden im Jahr 2025 an den Schulen 45.000 Lehrkräfte fehlen. Das sind mehr als doppelt so viele wie von der KMK bisher prognostiziert wurde. Im Jahr 2030 erwartet der Bildungsforscher gar eine Lücke in den Lehrerzimmern von 81 000 Personen – fast sechs Mal so groß wie von den Kultusministerien vorhergesagt. Unberücksichtigt bleiben dabei noch die sinkende Zahl der Schulabsolventinnen und -absolventen sowie bildungspolitische Maßnahmen wie der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, Lehrkräfte für Inklusion sowie Schulen mit besonderen Herausforderungen. Zu der Lücke von 81 000 fehlenden Lehrern bis 2030 kommen in seiner Prognose also noch insgesamt 75 000 Personen hinzu.

„Bereits seit Jahren weist der VBE auf die wachsende Lücke zwischen Lehrkräftebedarf und -angebot und die damit verbundene Überlastung der Schulen hin“, sagt VBE-Chef Beckmann mit Blick auf die Untersuchung. „Ich konnte die Ergebnisse im Gespräch mit der KMK nochmals vorstellen und den Ernst der Lage unterstreichen. Die Erweiterung der Studienkapazitäten und den Einsatz von multiprofessionellen Teams begrüßen wir. Es sind aber nur zwei Lösungsansätze aus einem umfassenderen, noch zu erstellenden Lösungspaket. Wir nehmen das von der KMK gemachte Angebot des Dialogs im Sinne der Erarbeitung schneller und nachhaltiger Lösungen zur Gewinnung von Lehrerinnen und Lehrern an und werden die weitere Entwicklung, insbesondere die neue Lehrkräftebedarfsprognose der KMK, kritisch-konstruktiv begleiten.“

«Die KMK hat über Jahre hinweg alle Warnungen vor einem Lehrkräftemangel in den Wind geschlagen»

Die GEW hatte sich im Vorfeld des Treffens skeptisch hinsichtlich des Problembewusstseins der Kultusminister gezeigt.Der Lehrkräftemangel kommt nicht. Er ist schon da. Er wird noch schlimmer als erwartet“, so heißt es in einer Pressemitteilung des Landesverbands Schleswig-Holstein. „Lehrerinnen und Lehrer fehlen überall in Deutschland.“ Einen Großteil der Verantwortung dafür sieht die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke bei der KMK. Henke: „Die KMK hat über Jahre hinweg alle Warnungen vor einem Lehrkräftemangel in den Wind geschlagen. Sie gab sich mit ihren eigenen falschen Zahlen zufrieden. Noch vor vier Jahren mussten wir uns von der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien den Vorwurf der Panikmache anhören, weil wir auf den Lehrkräftemangel in Schleswig-Holstein, vor allem an Grundschulen und Förderzentren, aufmerksam gemacht haben. Heute und in den kommenden Jahren müssen das nun die Kinder und Lehrkräfte ausbaden.“

Um das Problem wenigstens jetzt mit Nachdruck anzugehen, erwartet die GEW-Landesvorsitzende von der KMK bessere Arbeitsbedingungen in den Schulen: „Damit junge Leute Lust haben, als Lehrerin oder Lehrer zu arbeiten, muss der Beruf attraktiver werden. Eine Absenkung der Pflichtstunden ist dafür ein ganz wichtiger Faktor.“ An den Universitäten müssten außerdem mehr Studienplätze bereitgestellt werden.

Dass andere Bundesländer noch viel schlechter als Schleswig-Holstein dastehen, tröstet die GEW-Landesvorsitzende nicht. Astrid Henke: „An Förderzentren fehlen bei uns rund zehn Prozent ausgebildete Lehrkräfte. An Grundschulen werden immer mehr nicht-ausgebildete oder nicht-vollständig-ausgebildete Menschen als Dauervertretung eingesetzt. Auch an Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und Beruflichen Schulen fehlen ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer.“

«Von gleichen Bildungschancen für Kinder und Jugendliche kann kaum noch die Rede sein»

Da sich der Lehrkräftemangel nicht gleichmäßig über Regionen, Schularten und Fächer verteile, sei die Situation auch in Schleswig-Holstein vielerorts besorgniserregend. Vor allem die Kreise Steinburg und Dithmarschen sowie das Hamburger Umland seien betroffen. „Von gleichen Bildungschancen für Kinder und Jugendliche kann kaum noch die Rede sein, wenn an einer Schule ein Fünftel der Lehrkräfte nicht ausgebildet ist oder Unterricht ausfallen muss, während es in anderen Teilen des Landes relativ problemlos läuft.“ Die GEW-Landesvorsitzende plädiert deshalb dafür, Zuschläge für Lehrkräfte in Mangelregionen zu zahlen.

Von heute auf morgen ändern ließe sich das „vom Bildungsministerium selbst gemachte Problem“ der nur schwer durchlässigen Lehrerlaufbahnen. „Lehrkräften werden gewaltige Steine in den Weg gelegt, wenn sie beispielsweise als ausgebildete Gymnasiallehrkräfte an eine Grundschule wechseln  wollen. Oder sie haben finanzielle Nachteile, wenn sie ihre Ausbildung an einer Gemeinschaftsschule ohne Oberstufe abschließen wollen, obwohl sie dort dringend gebraucht werden“, kritisiert Henke. News4teachers / mit Material der dpa

Verbände schlagen Alarm: „Der Lehrkräftemangel ist das größte Problem des Bildungssystems in Deutschland“

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Marc
2 Jahre zuvor

Ach, auf einmal brennt die Hütte?
Gut, dass die CDU in NRW noch vor der Wahl das Wahlversprechen A13 für alle endgültig begraben hat.
Wo kämen wir hin wenn wir Lehrkräfte rechtssicher und verfassungsgemäß bezahlen würden.
Da hat die CDU ein gutes Statement gesetzt dass man selbst in größter Not weiter auf verfassungswidrigen und beamtenrechtlich illegalen Sold für Lehrkräfte in SEK1 und GS setzt. Dabei hat die CDU 2009 selbst die Studiengänge alle auf Master umgestellt.
Aber die Rechnung geht nicht auf. Kluge Abiturienten merken schnell dass man jetzt mehr studieren muss fürs gleiche Geld. Eine Mogelpackung.

Grundschullehrer
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Wieder mal die CDU… wie in Sachsen-Anhalt. A13 für Grundschullehrkräfte. Das wäre ein wichtiger Schritt in die Richtige Richtung. Dann: Gleiche Pflichtstundenzahl für alle Lehrkräfte! Schluss damit, dass es LehrerInnen erster, zweiter und dritter Klasse gibt!

K. Sch.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

und PädagogInnen vierter und fünfter Klasse… wie z.B. ehemalige UnterstufenlehrerInnen über die Wendezeit im Schuldienst tätig oder nicht- dann doppelt bestraft…

Marie
2 Jahre zuvor

Giffey hat den Weg doch schon gewiesen: stellen wir halt einfach ein paar Stühle mehr in die Klassen, die LK werden es schon wuppen.

Andre Hog
2 Jahre zuvor

In gewisser Weise freue ich mich auf meinen fristgerechten und möglichen Ausstieg aus dem Schuldienst.
In sechseinhalb Jahren ist es soweit…und wenn dann das Land NRW über meine Schulleiterin, die BzR—Detmold oder das Land NRW itself anfragt, ob ich nicht Lust habe, noch in meiner Ruhestandszeit für das KuMi NRW weiter tätig zu sein, dann werde ich mit einem breiten Lächeln diesem Ansinnen eine klare Absage erteilen.

Ein hausgemachtes Problem, das durch das katastrophale Verhalten zur Pandemiezeit ggü. den KuK und der eigentlich erwartbaren Fürsorgepflicht seitens der KMK / resp. den einzelnen KuMis in den BL gnadenlos unterstützt wurde…warum sollte man sich jenseits der zustehenden Pensionszeiten weiter den z.T. despotisch anmutenden Anordnungen unterwerfen, wenn man dich auch in aller Ruhe und entspannt mit seinem Hund spazieren gehen kann.

Ohne mich!!!!
Selber schuld!!!!

Pension
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Genau das! Noch 5 Jahre.

Mary-Ellen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

@Andre Hog:

Für mich, allerdings ohne Hund, absolut nachvollziehbar.

Hatte mich Anfang Dez. 21 als PM an GS nach 15 Jahren – ebenfalls aus den von dir oben genannten Gründen – vom System Schule 3 Jahre vor Regelaltersrenteneintritt verabschiedet.

(8 der 15 Jahre als Vertretungslehrkraft beschäftigt, nein, nein, nicht als Betreuung, sondern ganz regulär Unterricht erteilt (obwohl dies offiziell für PM nicht „erlaubt“ ist.)).

Da ich nun in den nächsten 3 Jahren zu meinem weiterhin praktizierten Zweitjob nicht hinzuverdienen darf, wurde vonseiten der Schule bei meiner Verabschiedung angefragt, ob ich nicht nach Ablauf besagter 3 Jahre doch noch mal wieder in der Schule vorstellig werden möge.

Doch auch ich kann mir nach der „wertschätzenden Fürsorge“ unseres KM tatsächlich Besseres vorstellen und bin mir sehr sicher, dass ich diese freundliche Anfrage meiner Schule zu gegebener Zeit abschlägig beantworten werde.

Ohne mich.
Selber schuld,
Herr Tonne.

@Redaktion:
Interessant, sich auch einmal in beruhigteren Zeiten die Arbeitsverträge der jeweiligen Bundesländer bezgl. PM an Schulen genauer anzusehen. Diese sind zumindest in Nds derart schwammig formuliert, sodass es einerseits schwierig ist, dem Land Niedersachsen unlautere Methoden nachzuweisen, sie dennoch den angestellten PM kaum Möglichkeiten bieten, sich gegen „Knebel-Methoden“ zu wehren bzw. ggf. eigene Arbeitsrechte durchzusetzen, es sei denn, man möchte sich recht zügig ein anderes Betätigungsfeld suchen.
Die Schule zieht (aufgrund von Personalnot) diesbezüglich natürlich mit und setzt ihre PM dementsprechend unter Druck – dies zumindest meine Erfahrung.
(Interessant auch die Vergütung, z.B. für eine erteilte Lehrervertretungsstunde).

Hermine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ich darf zum Glück schon am Schuljahresende in die vorgezogene Pension.
Lehrer war mein Traumberuf solange ich denken kann. Inzwischen zähle ich die Tage, bis es endlich vorbei ist. Und auch ich werde definitiv danach in keiner Schule mehr aushelfen. Der Dank geht hier an das Bildungsministerium in Brandenburg.

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Hermine

Kann ich wortwörtlich genauso schreiben, einziger Unterschied: Berlin, statt Brandenburg.

Dobby
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ich habe noch 19 Jahre …
Hm. Klingt wie eine Zwangsstrafe in einem sibirischen Arbeitslager … Dabei war es wirklich mal mein Traumberuf.
Am schlimmsten ist der Druck der Schulleitung, gute Noten geben zu sollen – wegen der Außenwirkung der Schule.
Abitur auf Hauptschulniveau …
Wenn man an einem beruflichen Gymnasium weder ein Profil- noch ein Kernfach unterrichtet, möchte die Schulleitung wohl am liebsten sagen, das Abitur(niveau) in dem Fach sei nicht so wichtig … (Aber das direkt auszusprechen, hat sie bisher vermieden.) Am besten male ich mit den Schülern Mandalas aus.
Kita für junge Erwachsene …

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dobby

Die gehen vorbei, die 19 Jahre.

Was bleiben wird und um sich greift, sind die guten Noten, die die SL will.

Wenn ich mehr als fünf Fünfen in Klasse 8 geben muss, bin ich in Klasse 9 nicht mehr dabei!

Und die sind schon geschööönt.

Aber das ist gut so – dann bin ich für Schüler:innen, die eine Eins (da gibt es inzwischen deutlich mehr von als vor ein paar Jahren) oder Zwei haben, aber weder lesen, noch schreiben noch rechnen können im Erwartungshorizont dieser Glanznoten, auch nicht verantwortlich.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Und vor dem Absetzen sollte sie sich mal hinsetzen – in einen kalten, coronadurchzogenen Klassenraum. So zwei Wochen im Dezember/Januar.

Sie darf als potentielle Quereinsteigerin auch gerne unterrichten.

Maskenlos, abstanddslos, lehrerlos, durchgefroren.

SoIsses
2 Jahre zuvor

Es fehlen schon seit Jahren Förderschul und GrundschullehrerInnen. Und das fällt den Glorreichen 16 jetzt plötzlich auf? Wenn es nicht so bitter wäre, müsste man ja eigentlich herzhaft lachen. Oder sie müssten einem leid tun, bei so einer Realitätsferne. Aber ganz ehrlich: Egal was für Auslassungen ich mir von denen durchlesen muss, ich muss mir vorher einen Eimer in Reichweite stellen, weil mir nur noch schlecht wird.

Realist
2 Jahre zuvor
Antwortet  SoIsses

„Die Glorreichen 16“: Das gefällt mir!

Palim
2 Jahre zuvor

Forscher:innen? Womöglich mit Berater:innen-Gehalt?
Warum wissen Kultusminister:innen selbst nicht, was an den Schulen, für die sie zuständig sind, fehlt?

Fragt doch mal an den Schulen, was es bräuchte! Die Antworten gäbe es sicher kostenlos.
Und geht zuerst dahin, wo die Lehrkräfte fehlen und seit Jahren nicht ersetzt werden können – in den Brennpunkten, an den Grundschulen und SekI-Schulen, in der Inklusion.
Fragt die Lehrkräfte, die Mehrstunden übernehmen, aber nie abfeiern können, weil Kolleg:innen fehlen und ständig Mangel ist.
Fragt diejenigen, die in den vergangenen 10 Jahren in den Burnout gegangen sind, was so schwierig an der Bewältigung der Aufgaben war.
Fragt die Lehrkräfte, die weit über das normale Maß hinaus in ihren Schulen arbeiten, damit der Laden überhaupt noch einigermaßen läuft, wissend, dass diese Arbeitszeit nicht erfasst, nicht vergütet und nicht ausgeglichen wird und die Lebenszeit vergeben ist.

Woher man das wissen könnte?
2015 gab es eine Arbeitszeiterhebung in Nds, die über ein ganzes Jahr lief. Die Ergebnisse sind längst öffentlich.
Es gab auch eine Studie zur Arbeitsbelastung – auch diese Ergebnisse sind längst öffentlich. (Uni Göttingen)

Das Land hat zusätzlich eine Studie durchgeführt und nach Arbeitsbedingungen gefragt (Überschrift: „Mehr Zeit für gute Schule“ – welch Hohn!). (Uni Lüneburg)
Auch diese Ergebnisse sind längst öffentlich (seit 2017). In dieser Studie gab es auch ein max. 255-Zeichen-umfassendes Feld für Verbesserungsvorschläge. Offenbar hatte das Land Angst vor längeren Äußerungen oder noch mehr Vorschlägen. Aber auch die kurzen Antworten sind längst ausgewertet.

Eine vom Land Nds eingesetzte Arbeitszeitkommission hat sich damit befasst – wieder ging 1 Jahr ins Land – und Vorschäge erarbeitet. Auch diese sind längst öffentlich (Oktober 2018).
Und dann?

Nichts!

Ach nein, da war in NDS noch ein 11-Punkte-Entlastungsplan (SJ 2018/19) mit winzigen Rosinchen, die man anbieten wollte … aber die sind im Kuchen irgendwie untergegangen.

Man könnte sich bemühen, die Vorschläge sofort umzusetzen.
Das wäre zumindest ein Anfang, statt einer neuen Aufschiebe-Taktik.
Stattdessen wartet das Land auf Klagen von Lehrkräften … und sucht nun mit der KMK gemeinsam nach Forscher:innen?

Offenbar ist der Mangel nicht groß genug und Bildung nicht wichtig genug dafür, dass man sich sofort kümmern möchte.

Dafür dann aber wohlfeile Worte, dass sich die Lehrkräfte bitte den nächsten Aufgaben annehmen sollen,
während die Lehrkräfte tagtäglich vor Augen haben, dass KollegInnen fehlen, über Jahre nicht ersetzt wurden, die Aufgaben aber ständig wachsen und zu Gunsten der Kinder erfüllt sein sollten.

Wie viele gut ausgebildete Lehrkräfte oder gut vorgebildete Personen gibt es eigentlich in den Ministerien?
Wie wäre es, wenn sie einfach ab morgen mal ein 6-monatiges Praktikum an den Grundschulen und SekI-Schulen mit dem größten Mangel absolvieren? Die Gelegenheit ist gerade günstig, es kommen ganz aktuell eine Menge neue Schüler:innen, die beschult werden müssen.
Werfen wir die Namen der Schulen in eine Lostrommel und ziehen für jeden und jede ein Zettelchen und los geht´s.
Danach kann man sich im Ministerium Anfang der Sommerferien 2 Wochen austauschen, um dann in den verbleibenden 4 Wochen die Verbesserungen für die Schulstandorte an den Start zu bringen. Sollte dies nicht gelingen, verlängert sich das Praktikum um ein weiteres Jahr.

Sissi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@ Palim
Das ( Ihre Worte ) gefällt mir.
Sie zeigen eindrucksvoll die rosinenleichten Anstrengungen – ja, sie haben sich bemüht – mit Absicht ?

Pit2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Palim

Das „Praktikum“ für Fachleute 😉 aus den Ministerien ist eine gute Idee.
Man könnte für die 6 Monate auch direkt einen Stellentausch unter realen Bedingungen daraus machen: Wenn aus den Ministerien „frisches“ Lehrpersonal in die Schulen kommt, wechseln die bisherigen Lehrkräfte auf die jeweiligen Posten in den Ministerien – schließlich soll da auch keine Arbeit liegen bleiben. (Und wir wissen ja: Lehrer unterrichten i.d.R. nicht im „Tandem“ o.ä., haben auch kein „Vorzimmer“ oder Hilfskräfte … oder einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz oder … – Liste bei Bedarf ergänzen.)
Auf die Resultate nach 6 Monaten dürfte man gespannt sein …
Die Idee gefällt mir wirklich sehr. (Auch Ihr letzter Satz gefällt mir sehr.)

Dobby
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

In BaWü gibt es jetzt auch gerade eine Arbeitszeitstudie für berufliche Gymnasien.
Von der Uni Mannheim. Ich werde mitmachen.
Mal sehen, was das bringt.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor

„Noch vor vier Jahren mussten wir uns von der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien den Vorwurf der Panikmache anhören,…“

Scheint ein probates Mittel der Prien zur Abwiegelung von Problemen zu sein… so wie die “Kultur der Angst in Schulen” (Thema Corona).

Probleme Kleinreden, das ist der höchste Skill eines Politikers.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klugscheisser

Jepp. Darin ist die Karin Priema!

Schuppentier20
2 Jahre zuvor

In Berlin wurde ja immer behauptet, der Lehrermangel liegt an der Nicht-Verbeamtung. Deshalb gibt es dort nun demnächst wieder die Verbeamtung. So ist es auch in anderen Bundesländern geschehen. Aber am Lehrermangel hat sich nichts dadurch geändert. Es war nur ein willkommener Vorwand für die Betroffenen, wieder verbeamtet zu werden und die entsprechenden Vorteile nutzen zu können.

Irgendwann sind die Lehrer dem Staat wahrscheinlich einfach zu teuer. Ob da schon an KI diesbezüglich gebastelt wird?

Schuppentier20
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schuppentier20

Die einfachste Methode, Lehrer zu „sparen“, ist ja die Erhöhung der Klassenstärke. Dann sitzen auch in der Grundschule wieder 30 und mehr Kinder in einem Raum. Ich bin gespannt, wann das kommt und wie das dann begründet wird! (Ukraine?)

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schuppentier20

Die Zahlen belegen klar dass durch Nicht-Verbeamtung viele abgewandert sind. Es ist ein Naturgesetz dass ein attraktiverer Beruf auch mehr Leute anzieht. Das ist Gehalt, Rahmenbedingungen, etc. Zu Behaupten es würde nix direkt ändern ist korrekt. Neue Studenten brauchen nunmal auch ne Zeit

Schuppentier20
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

@Marc, dieser Kommentar ist ein Witz. Sie behaupten etwas und belegen nichts. Kann ich auch. Die Zahlen belegen nämlich klar, dass kaum jemand wegen Nicht-Verbeamtung abgewandert ist. Darf man Ihre anderen Behauptungen (bzgl. A13) ähnlich fundiert auffassen?

Es gab mal hier die Zahl von 600 Lehrern, die Berlin in einem Jahr verlassen hatten, von denen mehr als 200 verbeamtet waren. Die übrigen, das konnte man oft lesen, hat niemand gefragt, warum sie Berlin verlassen. Vielleicht aus ähnlichen Gründen wie die verbeamteten?

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schuppentier20

@Schuppentier20 – die Zahlen als solche sind Makulatur.

Es gibt mehrere Möglichkeiten den Dienstherren/Arbeitgeber zu wechseln. In den seltesten Fällen werden die Zahlen noch die Beweggründe erfasst.
Verbeamtete Lehrkräfte und unbefristet tarifbeschäftigte Lehrkräfte können lediglich im länderübergreifenden Versetzungsverfahren von einem ins andere Bundesland wechseln. Im Regelfall sind das persönliche Gründe,(Verlagerung des Lebensmittelpunktes). Wechsel der besoldungsstufe wird hier niemand angeben.
In NRW ist als Landesbediensteter im Schuldienst ja schon schwierig von einem Regierungsbezirk in den nächsten zu wechseln. Wer einer Schule in Essen zugewiesen ist, kann nicht ohne Weiteres nach Bochum oder Gelsenkirchen wechseln oder sich dahin bewerben. Essen ist Reg.-Bez. D’dorf, Gelsenkirchen gehört zu Münster und Bochum zu Arnsberg (Südwestfalen). Wie das bei einem Wechsl innerhalb Berlins von Stadtbezirk zu Stadtbezirk aussieht, weiß ich nicht.

Bei denjenigen Lehrkräften, bei denen die Zeitverträge auslaufen, fragt keiner nach den Gründen. Ebenfalls wird deren Anzahl nicht erfasst. Je nach Länge der Vertragsdauer kann ja nicht einmal die Bundesagentur für Arbeit Auskünfte erteilen, da sie nicht zuständig ist.
Über die Zahlen von durch Arbeitnehmer gekündigten Arbeitsverträgen im Angestelltenbereich finden sie nichts. Von Seiten der Kultusministerien als Arbeitgeber werden diese Zahlen nicht ausgewiesen. Aus meiner Sicht ist es sogar fraglich, ob diese überhaupt erhoben werden.

Bei den Neueinstellungen fragt vermutlich auch niemand, warum sich der Bewerber für das Bundesland A und nicht für B entschieden hat.

Kurzum – es gibt aus diversen Gründen kein Datenmaterial, das belastbar ist.

Schuppentier20
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

@dicke bank,

„Im Regelfall sind das persönliche Gründe,(Verlagerung des Lebensmittelpunktes). …….. Kurzum – es gibt aus diversen Gründen kein Datenmaterial, das belastbar ist.“

Es war aber @Marc, der schrieb:
„Die Zahlen belegen klar dass durch Nicht-Verbeamtung viele abgewandert sind.“

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Das tun sie ja auch – und zwar indirekt. Wenn Länder, die verbeamten, mehr Bewerbungen je ausgeschriebener Stelle bekommen als solche, die nur einstellen.

Hinzu kommt noch, dass Bewerber (m/w/d) aus Berlin sich vermutlich eher auf eine Stelle in Potsdam oder im Lkr. PM oder TF bewerben werden als auf eine im Elbe-Elster-Kreis oder der Uckermark. Wobei letzterer Landkreis für Tanktouristen empfehlenswert ist – egal ob verbeamtet oder angestellt:)

Herbert Meissner
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schuppentier20

@Schuppentier20
„Sie behaupten etwas und belegen nichts.“

Marc muss da auch nichts belegen, denn jeder unterschriebene Spielervertrag bei einem Profiverein ist so ein Beweis und die unzähligen Jobwechsel für eine Gehaltssteigerung sind Beweis genug.

Erklären Sie mir doch bitte warum die marktwirtschaftliche Grundregeln (man wechselt dahin, wo man mehr verdient) ausgerecht nicht bei Lehrern gelten sollte, denn eine Verbeamtung ist eine de facto Gehaltserhöhung? Aber damit liegt Berlin ja trotzdem weit hinten bei den Angeboten: niedrigstes Beamtengehalt, krasseste berufliche Zustände usw… ein Lehrer, der freiwillig nach Berlin wechselt… puh, selbst mit Verbeamtung wäre das als würde Christiano Ronaldo freiwillig zum SV Meppen wechseln.

Nachgedacht4
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schuppentier20

Nee, dickebank und Marc, was Schuppentier ausführt, stimmt und DB hat es untermauert, während Marc nur behauptet. Nachweislich aber an den Haaren herbeigezogen.

Da man in der Uckermark nicht auf Lehramt studieren kann, studiert man z.B. in Berlin und geht dann vielleicht in die Uckermark zurück, weil man von dort stammt und dort bleiben will.

Millionen werden jetzt übrigens nicht nur für die Ukraine- Flüchtlinge gebraucht, sondern wurden schon verschlungen für Coronahilfen. Da lässt sich sicher auch ein Passus im Grundgesetz für finden, Marc! Die Würde des Menschen…. Oder gilt das nur für Bundesbürger?

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Nachgedacht4

Letzteres ist doch ausgemachter Blödsinn. Lehrerbesoldung bzw. Vergütung ist Sache der länder als Dienstherren/Arbeitgeber. Dies ist durch die unterschiedlichen Vergütungshöhen bei gleichen Eingruppierungen und Erfahrungsstufen klar ersichtlich. A13 in MV ist entgeltlich geringer ausgestattet als A13 in BY.

Was die Menschenwürde der einen mit den Grundsätzen der beamtenrechtlichen Eingruppierung und Vergütung der anderen zu tun hat, ist mir schlicht nicht ersichtlich. Im Umkehrschluss bedeutet es nämlich nichts Anderes als, hätten wir die Flüchtenden und asysuchenden abgewiesen, wäre das Geld für A13 für alle vorhanden. Wollten Sie das zum Ausdruck bringen?

Btw die Wiedereinführung von Verbeamtungen oder die Eingruppierung in die höchste Erfahrungsstufe von Anfang an, waren ja keine Forderungen der verbände sondern Reaktionen der verantwortlichen Politiker, um sich Vorteile beim Recruitment zu verschaffen. Da die Länder aber größtenteils die Personalsteuerung zugunsten eigenverantwortlicher Stellenbesetzungen durch die Schulen aufgegeben haben, stehen sie jetzt vor dem Problem, dass sich für bestimmte Regionen keine Bewerber finden lassen. Und an dieser Stelle setzt der Teufelskreis ein. Bestimmte Regionen sind unattraktiv, verfügen über geringe Pullfaktoren. Andere werden wegen der höheren Pullfaktoren stärker präferiert. Die unattraktiven Regionen bekommen weniger Lehrpersonal, was schlussendlich zum Puschfaktor wird, der dazu führt, dass noch mehr Menschen die strukturschwache region verlassen. Im gegenzug werden dann für diese regionen zusätzliche Stellenmittel gestrichen. Kollegien überaltern, da keine neuen Lehrkräfte hinzukommen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo der letzte das Licht ausmachen muss.

Die Wanderungsbewegungen sind – ebenso wie die dahinter stehenden mechanismen – klar ersichtlich. Die Ergebnisse stellen die Realität dar. Statistisch sind die effekte nachweisbar, ohne dass die wanderungszahlen erfasst worden sind.

Das Beispiel Berlin Uckermark ist zwar plakativ aber nicht unbedingt typisch. In NRW kann man doch schon sehen, dass es in Paderborn (Hochschul- und ZfsL-Standort) viel mehr Bewerber (m/w/d) je schulscharf ausgeschriebener Stelle gibt als in Büren, Salzkotten, Dad Driburg oder Delbrück. Von Steinheim wollen wir gar nicht erst reden.

Curly
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Hinzufügen zu dieser Argumentation würde ich auch noch die Ausbildungssituation.

Es gibt in einigen Bundesländern weniger Seminare und damit auch weniger Lehrer. Einige Seminare haben nicht alle Fächer, will es nicht überall Fachleiter für alle Fächer gibt.

Doch das Problem setzt noch früher an.
Herzlich willkommen im beschaulichen Detmold. An den naheliegenden Unis Bielefeld und Paderborn kann man nicht alle Fächer studieren, sodass man hier auf Zuzug angewiesen ist. Nun gilt Detmold nicht als der Hotspot, zu dem man unbedingt hin möchte. Natürlich fehlen dann Lehrer und insbesondere manche Fächer. Das Problem ist also in meinen Augen auf keinen Fall nur auf die Besoldung zu reduzieren.

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor

Und als erste Maßnahme: erstmal beobachten und analysieren….

Kommt mir aus den letzten 2 Jahren irgendwie bekannt vor. Kann man ich schnell noch auf einen anderen Ministerposten absetzen, bevor anderen auffällt, dass man untätig abwartet.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Fehlende Lehrer, miese Aussichten, schlechte Zahlen?! Zeit wird’s, alles wieder in Prozent anzugeben …

Mika
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

@Dil
Schön, mal wieder was zu lesen von Dir. Wie geht es Frau Lau?
Was die fehlenden Lehrer betrifft: ich vermute eher, die KMK ist (wie für Institutionen üblich) einfach bissel schwerfällig. Zu Beginn der Pandemie hieß es: „Die Zahlen sind zu hoch!“, und die KuMis haben das auf alle Bereiche – also auch auf die Einstellungen- übertragen. Das erklärt auch, warum sie sich alle Mühe gegeben haben, das eigene Bundesland als Arbeitgeber und speziell den Lehrerjob in den letzten beiden Jahren durch fragwürdige Entscheidungen und Ignoranz der Bedürfnisse der Beteiligten derart unattraktiv zu machen, dass der Aufwuchs stark abgenommen hat und zumindest ein Teil der angestellten Lehrer den Job gewechselt hat. Guck mal, zu Beginn der Pandemie hat so ein KuMi überall gehört, dass wir nicht über 0,05% Erkrankungen pro Woche kommen dürfen (die berühmte 50ger Inzidenz). Das macht was mit so nem Menschen, und es ist dann einfach schwer, mit Zahlen wie: „der Unterrricht ist zu 95% abgedeckt“ umzugehen. Da haben die sich eben angestrengt, von den 95% runterzukommen. Ich finde, man muss das auch mal honorieren und nicht immer gleich meckern.

Pit2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mika

@Mika

So schön einfach kann „logisch“ sein … 🙂
Danke für den Lacher.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mika

Hallo Mika,
Fraulau geht’s ganz gut. Sie hat aber halt auch Schwierigkeiten mit den Prozentzahlen, aber das hab ich auch.

Sumsi
2 Jahre zuvor

Fragt doch mal victoria ghorbani, weshalb so viele Lehrkräfte kündigen? Unabhängig vom Beamtenstatus. Das System ist der Fehler. Lehrer, die nicht gelernt haben in Teams zu arbeiten und dies Kindern und Jugendlichen beibringen sollen….Starke Hyrarchien, total veraltete Systeme…in veralteten Schulen. Fragen stelken unter kollegen gillt als Schwäche. Schade, dass es keine Stastik für gekündigte Lehrer gibt, dann wäre es offensichtlicher, so ist es halt versteckt….

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sumsi

Komisch bei uns arbeiten wir in Teams, Klassenteams, Jahrgangsteams, Fachschaftsteams und wir helfen uns gegenseitig, wo wir nur können. Trotzdem sind alle platt wie die Brötchen und gehen mehr denn je auf dem Zahnfleisch.

Aber es ist ja mal wieder sooo einfach, den Lehrkräften die Schuld in die Schuhe zu schieben. „Ihr seid selbst Schuld, wenn der Job zu stressig ist, arbeitet doch einfach zusammen!“ Da kann ich nur müde lächeln.

Wer macht denn bitte meine Unterrichtsvor- und Nachbereitung, meine Korrekturen und Benotungen, wer kümmert sich um den Haufen an bürokratischem Nonsens, führt meine Elterngespräche und Vieles mehr? Ach ja, das macht ja das Team, einfach toll diese Lösung.

Übrigens kosten diese ganzen Teamtreffen auch eine Menge Zeit, die mir dann für meine anderen Aufgaben fehlt…

Aber, ja, natürlich liegt es an uns Lehrkräften, so wie der fehlende Gesundheitsschutz, die fehlende Ausstattung an Schulen, ebenso wie fehlender Lehrkräfte-Nachwuchs, zu volle Klassen und auch die schlechten hygienischen Bedingungen. Alles Schuld der Lehrkräfte, die immer frei haben, inkompetent und nicht einmal in der Lage sind, sich miteinander zu vernetzen.

Ja, nee, ist klar!

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

Das Problem ist ja, dass sich keiner sein Team aussuchen kann sondern gleichzeitig Teammitglied in einer Vielzahl von Teams ist, wodurch sich die Freizeit eben erheblich verkürzt. Hinzu kommt die vergeudete Zeit; da hat man an einem Tag nach der vierten Stunde unterrichtsfrei, muss aber noch die Teamsitzung in der 7. Stunde abwarten, da die anderen Teammitglieder ja noch in der 5./6. Stunde unterrichten müssen. Teamsitzungen dürfen ja grundsätzlich nicht während der Unterrichtszeit stattfinden. In alen anderen Berufen finden teamsitzungen innerhalb der Arbeitszeit statt bzw. werden als Arbeitszeit angerechnet.

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sumsi

Wer soll das sein oder ist das schlicht Werbung?

Wir arbeiten hervorragend in Teams, außerhalb des Unterrichts, für Teamteachung sind nämlich keine Lehrkräfte da, genau das besagt „Lehrkräftemangel“.

Und dieser Mangel zeigt sich dann auch darin, dass die verbleibenden Stammlehrkräfte die Klassenleitungen unter sich aufteilen, wie auch die Fachleitungen und sämtliche anderen Beauftragungen, die Schulen besetzen sollen.
Zusätzlich arbeiten wir die ein, die gerade mal neu an der Schule sind: Referendarinnen und Praktikantinnen der Uni, kümmern uns um Schüler:innen-Praktika von unterschiedlichen Schulen, Abordnungen und versorgen die Pädagogischen Mitarbeiter:innen und die Aufholen-nach-Corona-Hilfen mit Materialien für eine sinnvolle Tätigkeit, die sie zwar betreuen, aber offiziell nicht planen dürfen (s. Beitrag oben von Mary-Ellen).

Ein weiteres Anzeichen: einen Ruheraum gibt es für Lehrkräfte an den allerwenigsten Schulen, Pausen sind intensiv, weil es fortwährend um Absprachen, Fragen und Organisation geht. Macht man es zu dieser Zeit nicht, muss man das alles nach dem Unterricht erledigen, da sind aber auch noch eine Menge anderer Aufgaben übrig, z.B. die Partner- und Gruppenarbeiten oder Projekte vorbereiten – sofern dieser Kontakt unter den derzeitigen Hygienevorschriften erlaubt ist.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Lage:
Die KMK ist ratlos wie sie den Lehrerjob attraktiver und die Lehrerausbildung besser machen soll.
Außerdem müsste dringend eine Reform des Schulsystems her um die Lage im Bildungssystem zu verbessern. Die Form dieser Reform in Bezug auf Strukturen, Lehrpläne u.ä. ist ebenfalls völlig unklar.

Lösung:
Die KMK lässt sich durch eine Kommission aus Hochschuldozenten beraten.

Klingt für den Laien doch prima.

Daher hier mal eine Übertragung der Lage auf ein anderes Gebiet, dass dem Außenstehenden eher bekannt ist.

Eine Gruppe von 16 Personen ist sehr wohlhabend. Keine der 16 Personen hat je gekocht. Das hat immer der hauseigene Koch übernommen. Die Erfahrung der 16 Personen im Bezug auf Nahrungsmittel beschränkt sich also auf das Verzehren von Speisen die andere zubereitet haben.
Nun beschließen diese 16 Personen für ein Spenden-Gala ein 5 Gänge-Menü für 100 Personen zu kochen.
Leider stellt sich heraus, dass niemand weis wo sich die Küche befindet, wie man denn eine Kartoffel schält oder was denn mit der rätselhaften Zutat Ei-Schnee aus dem Rezept gemeint sein könnte.
Die Hausköche der 16 Personen stehen in der Küche und wären natürlich bereit kostenlos mit Rat und tat zur Seite zu stehen.
Eine so wohlhabende Person wie unsere glorreichen16 kann nun aber leider keine Hilfe von einem einfachen Koch annehmen, das ist eindeutig unter ihrer Würde.
Daher muss eine andere Lösung für das Problem her. Man beschließt mehrere tausend Euro zu investieren und ein Team aus hochrangigen Architekten, Ärzten, Ingenieuren und Wirtschaftswissenschaftlern als Koch-Berater zu engagieren.

Klingt nicht mehr so gut. Die Gäste werden beim Verzehr der Speisen sicher jede Menge „Spaß“ haben.

Bisher hat sich immer gezeigt, dass Hochschuldozenten als Berater im Bildungswesen, nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind.

Für angehende Lehrer sind die Landesseminare nach dem Studium ein erster Prüfstein für ihre Leidensfähigkeit.
Dort wird erwartet, dass man in Lehrproben Unterrichtsmethoden verwendet, welche zwar Stand der pädagogischen Lehre an Hochschulen sind, die aber in keinster Weise für die, an den Schulen bestehenden, Rahmenbedingungen geeignet sind.

So Ähnlich wird das hier auch ausgehen.
Ein tolles und hoch pädagogisches Sammelsurium von Maßnahmen die leider mit den eigentlichen Problemen nichts zu tun haben.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

„Die KMK ist ratlos wie sie den Lehrerjob attraktiver und die Lehrerausbildung besser machen soll.“

Oh nein, die wissen GANZ GENAU was es bräuchte.
A13 für alle, mindestens. Das Gehalt ist für Absolventen heutzutage mit das wichtigste Kriterium. Dazu noch eine angemessene Pflichtstundenzahl und Entlastung in außerschulischen Bereichen.

Aber man möchte es schlicht nicht tun.
Das liebe Steuergeld (was denen selbst ja nichtmal gehört) muss man für wichtigere Dinge ausgeben. Zum Beispiel Karnevalsvereine in NRW, einen Onlinezugang für den Brockhaus für alle SuS, noch mehr Stellen in den Düsseldorfer Ministerien, Beförderungen kurz vor den Wahlen und hunderttausende Stoffmasken, die jetzt in den Kellern der Polizei verrotten.
Alles wichtiger als verfasungsgemäßen und beamtenrechtlich erforderlichen Sold an Lehrkräfte zu bezahlen

Schuppentier20
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Das ist ziemlich gehässig und egoistisch. Das liebe Steuergeld ist nicht einfach nur dafür da, den Wohlstand der Lehrer zu finanzieren, lieber @Marc. Es ist z.B. aktuell dafür da, Tausende Kriegflüchtlingen aus der Ukraine unterzubringen, zu versorgen, zu beschulen und die Auswirkungen der Sanktionen auf uns selbst abzumildern…

Es geht im Leben nicht nur um Sie, Marc, und was wir alle dafür tun können, dass es Ihnen gut geht bzw. besser und besser.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schuppentier20

Lassen sie mich raten: Sie verdienen A13 und gönnen es anderen, identisch ausgebildeten Lehrkräften nicht?
Klassiker.

Niemand stellt in Abrede, dass Steuergeld auch für andere Dinge ausgegeben werden muss. Aber wenn man erklärt, man habe für verfassungsgemäßen und rechtlich dringend erforderlichen Sold kein Geld, dann ist das geradezu lächerlich, dass für jeden anderen Quatsch Geld zu Hauf ausgegeben wird. Wir reden bei A13 in NRW nicht von einer Bitte, sondern einer illegalen Besoldung von Masterabsolventen, die eigentlich eher gestern als heute beendet gehört.

Und da wollen Sie mir als vermutlich A13 oder höher verdienende Lehrkraft mit Minimum 650 Euro mehr im Geldbeutel erklären, dass ich nicht so gierig sein soll? Sagt sich schön leicht, wenn man rechtssicher und angemessen bezahlt wird.
Ich trage solidarisch übrigens gerne Kosten für Flüchtlinge, Corona und alles andere über meine Steuern mit. Aber nicht indem ich auf den mir rechtlich zustehenden Sold verzichten soll und damit alleine zum Zahler der Steuerlöcher werde.

Alex
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

@marc

Ich teile deine Meinung zu 100% und hätte als Realschullehrer in NRW nix dagegen, wenn das System bald sowas von heftig kollabiert, dass am Ende nur noch Schamgefühl bei einigen Personen übrigbleibt.

Jetzt die Flüchtlinge ins Spiel zu bringen , um A13 in Frage stellen zu wollen, ist widerlich…. Vorher war es Corona. Davor sprudelten die Steuern auf Rekordniveau, und na ja was war da das Argument? Vermutlich frei nach Prien:‘ ist doch halb so wild‘

Mein Name ist Hase
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schuppentier20

Habe ich das richtig verstanden? „Frage nicht, was dein KuMi für Dich tun kann, sondern frage, was Du für deinen KuMi tun kannst“? Denn: “Die Energie, der Glaube, die Hingabe, die wir diesem Bemühen darbieten, wird unser Land erhellen und Alle, die ihm dienen — und das Leuchten dieses Feuers kann wahrhaftig die Welt erhellen.“ So in etwa?

Pit2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

@Schattenläufer

Sehr gelungen!

Curly
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Ich fände es schön, wenn Bezirke als eins gesehen werden. Angeblich gibt es in unserem Bezirk keinen Lehrermangel. Das einige Schulen seit Jahren zu wenige Lehrer haben – der Spitzenreiter ist ein Gymnasium, die 8 Lehrer Unterhang haben plus gerade einige Schwangere zu Hause – und andere zu viele -ebenfalls ein Gymnasium mit 6 stellen Überhang – ist völlig egal. Die Kollegen hin und her schieben ist nicht ohne weiteres möglich, weil die Entfernungen zu groß sind und an den meisten Schulen die gleichen Fächer fehlen.

Und was sagt die Regierung – keine Stellen bis 2026.
Vielen Dank. Frau Gebauer wollte sich zu dieser Thematik nicht äußern und verweist auf die ausgeglichene Bilanz.
Vielen Dank

PhilologinvomDienst
2 Jahre zuvor

Super, Schattenläufer! Sehe ich genauso. Habe schön häufig zu Menschen im Praktikum / im Ref. / zu Vertretungskräften gesagt: „So was darf man natürlich nicht zeigen, aber es funktioniert halt.“ Es begleitet mich seit meinem eigenen Ref., dass auch die Haupt- (bzw. Fachseminarleitung) nicht weiß, welche Klientel an einer bestimmten Schule bzw. Schulform nun mal sitzt und völlig an der Realität vorbei berät bzw. beurteilt.
In Zukunft darf erst Neuerungen einführen, wer diese bitteschön höchstselbst und an einer echten Schule erprobt und erfolgreich durchgeführt hat. Dieser Vorschlag wurde hier bereits gemacht und ich stimme auch dem zu.
Bin froh, dass mein Kind es inzwischen da durch geschafft hat. Das Liebste, das man hat, muss man so einen runtergerockten Laden anvertrauen. Das war oft sehr schwer.
Bin übrigens selbst seit über 20 Jahren Lehrerin.

Quereinsteigerin
2 Jahre zuvor

Ich habe mich fast 10 Jahre versucht aus Quereinsteigerin zu bewerben und wurde ( in Niedersachsen) immer abgelehnt..Gründe wie,“Sie haben kein Hauptfach „studiert. Ein Nf würde nicht ausreichen.
Als Vertretung reichte es jedoch.
Plötzlich,im letzten Jahr bekam ich die Bewerbungsfähigkeit mit einem Fach (Politik) . Aktuell absolvieren ich das Referendariat ( ohne großen UB und ohne Anschlussarbeit. Dafür mit 6 UB in 3 Halbjahren) Eine Aussicht auf Verbeamtung gibt es mit einem Fach nicht. Lediglich E10.
Mein zweites Fach Kunst, konnte lediglich zu 75% anerkannt werden,dies entspricht 48 ETCs. Nun stehe ich mit meiner alten Kunsthochschule im Gespräch, die fehlenden 16 Credits nachzustudieren.
Mit Ende 30, einem Kleinkind. Vor knapp 10 Jahren, wäre es deutlich vorteilhafter für alle Parteien gewesen.
Hinzu kam,dass ich mich vor ca 6 Jahren für ein Zweitstudium (Lehramt) bewarb und auch da nicht angenommen wurde,mit der Begründung, dass es eine 3% Quote in der BRD gäbe, und ich leider nicht ausgewählt wurde. Und nach dem Abi (2004)bewarb ich mich ebenfalls für das Lehramt. Da war dann leider mein Schnitt zu schlecht.
Der Lehrermangel ist selbst herbeigeführt!

Heike H
2 Jahre zuvor

Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Eine herrliche Analogie. 🙂
Meine Rede: Kultusminister:in darf nur werden, wer vorher selbst als Lehrkraft mehrere Jahre in einer Schule gearbeitet hat.
Die Lehrerausbildung im Studienseminar muss realitätsnäher gestaltet werden. Weg mit den „Theaterstück-Lehrproben“ und ähnlichem Quatsch.

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Heike H

Kultusministerposten sind unbeliebte Karrierestufen für Politiker, aber lieber KuMi als gar kein Minister.

Fragen Sie doch mal die Kultusminister danach, wer von denen schon immer Kultusminister werden wollte und warum? Sie werden niemanden finden.

Ich wiederhole mich, aber das Salär für 16 KuMis könnten wir momentan echt besser für Flüchtlinge aus der Ukraine einsetzen.

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Heike H

Die neue Bildungssenatorin von Berlin war vorher Schulleiterin, aber ihre bisherigen Darbietungen sind auch nicht gerade überwältigend. In der Berliner Presse schrieb jemand sinngemäß: Sie hat soviel Empathie wie eine Dampfwalze (über ihre Begegnung mit ukrainischen Flüchtlingskindern).

Pelz
2 Jahre zuvor

Der Lehrermangel wird von den Kultusministern doch selbst herbeigeführt.
Wenn Lehrer /Innen ; die diesen Beruf in ihrer Heimat ausgefüllt haben, in Deutschland anschließend 2 Jahre als VertretungslehrerInnen arbeiten, eine sehr gute Beurteilung von Seiten der Schulleitung aufweisen und trotzdem nicht unbefristet übernommen werden, dann ist das Problem hausgemacht

dickebank
2 Jahre zuvor

Vielleicht würde der Lehrerberuf wieder attraktiver, wenn es endlich zu einer drtingend notwendigen Professionalisierung der Arbeitgeber käme.

Faustformel:
Die Zahl der Bewerbungen für den Lehrerberuf sinkt proportional zur Qaulifikation (Eignung und Befähigung) der Ministeriumsspitze.

Weniger Bewerber (m/w/d) sind also ein Indikator für …

GriasDi
2 Jahre zuvor

Woran denkt man zuerst, wenn es zu wenige Bewerberinnen gibt? Der Job scheint nicht attraktiv genug zu sein – ähnlich wie bei den Pflegekräften. Komisch dass die Minister dazu BildungsforscherInnen befragen müssen. Eine 10-minütige Unterhaltung mit einer „normalen“ Lehrkraft würde reichen 🙂

TheTeacher
2 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Dem stimme ich komplett zu.

Maike, Niedersachen, 37
2 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Ich würde es in 5 Minuten schaffen;-)

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Aber DIE nicht 😉

Lera
2 Jahre zuvor

– DEPUTAT SENKEN
– KLASSEN VERKLEINERN
– MEHR DOPPELBESETZUNGEN
– FÖRDERSCHULEN REAKTIVIEREN
– ZUSATZAUFGABEN WEG
– MEHR RESSOURCEN
– NOTEN WIEDER ERNSTNEHMEN

Das macht dann 250.000 €:
– Frühstückskonferenzen in ausgesuchten Tagungshotels
– Kulturprogramm
– Symposium („sehr interessanter Vortrag, Herr Kollege“)
– Overhead, Supervision, Evaluation und PR (aka Bakschisch für den Unterzeichner des Antrags)
– 2 halbe Qualifikationsstellen für willfährige (wissenschaftliche) Mitarbeiter, die verlässlich die politisch bestellten Schlagworte rekombinieren (aka Promotion)

Alex
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Das wichtigste fehlt: faire Bezahlung…

rainbow
2 Jahre zuvor

Ganz einfach: das Referendariat kürzen oder streichen.
In Österreich z.B. gibt es eine Art Praxisjahr, was aber nicht so geprägt ist von Prüfungen, wie in Deutschland.

Außerdem wäre es dringend sinnvoll die Anforderungen an ausländische Fachkräfte zu senken. In Berlin z.B. ist es in der Regel sehr schwierig einen Job als Lehrer zu bekommen, wenn man bereits als Lehrer in einem anderen Land gearbeitet hat. Wenn es kein EU Land war, ist es fast unmöglich. Wenn man Glück hat, kann man als Erzieher arbeiten.

Es ist auch schade, dass Deutschland offenbar „fremde“ Einflüsse im Bildungssystem nicht zulassen will, obwohl die Gesellschaft sehr gemischt ist…

Kommentar einer Lehrerin aus Berlin

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  rainbow

@rainbow
Vielleicht möchte man ja nur die „fremden Lehrkräfte“ schützen? Ich glaube nämlich, einige würden einen Kulturschock erleben.

Wuppertaler Lehrer
2 Jahre zuvor

Einfachste und effizienteste Maßnahme schafft das Referendariat ab und führt wie von der GEW vorgeschlagen mach der Uni ein Berufseinstiegsjahr, nach dem Vorbild eines Traineeship.

GriasDi
2 Jahre zuvor

Deswegen werden die Lehrkräfte ja nicht mehr. Es fehlen ja die entsprechenden Absolventen.

Berufsschul-Lehrer NRW
2 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Natürlich werden es mehr. Wie wäre es mal mit Datenlage checken?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Es liegt also am Ref!

Berufsschul-Lehrer NRW
2 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Die Absoluten wenden sich u.a. wegen der Überwiegend bekannten Zustände in der Ausbildung ab. Siehe Studie Uni Greifswald etc..

Berufsschul-Lehrer NRW
2 Jahre zuvor

Meinte natürlich die „Absolventen“ (Autokorrektur) entscheiden sich um. Siehe Studienlage, teilweise sind es 80% (Uni Greifswald Studie) in einem Unijahrgang die kein Lehramt machen sondern das Studium wechseln.

Curly
2 Jahre zuvor

Das ref zu reformieren ist sinnvoll, eine Abschaffung hätte ich für nicht gut.

Die letzten refs in meinem Fach waren schlecht und schlechter.
Der Unterricht war gruselig und wir wussten nicht, wo wir ansetzen sollten.
Sie sind durch das ref zum Teil gefallen, zwei haben gerade so bestanden.
Ich sehe die Problematik bei der teilweise schrägen Beurteilung durch die Fachleiter, dich nur ein Trainingsjahr heute ich für falsch.

Curly
2 Jahre zuvor
Antwortet  Curly

Entschuldigt bitte meine Tippfehler. Ich war gestern schon sehr müde und die Autokorrektur spinnt.

Chorleiterin
2 Jahre zuvor

Ihr habt vollkommen Recht, das was die Berater “ herauskriegen “ werden, könnte man völlig kostenlos bei den Lehrern vor Ort erfragen…..aber mich fragt ja keiner…..Erfahrung ist der größte Schatz, sollte man doch alle Lehrer, die es schon über 30 Jahre lang in diesem “ Job“ ausgehalten haben “ wissenschaftlich“ befragen. Diese Pseudowissenschaftlichkeit, die in der Realität keinen Bestand hat, brauchen wir nicht!

GriasDi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Chorleiterin

15 Jahre reichen auch

GriasDi
2 Jahre zuvor

Ähnlich wie bei ErzieherInnen und Pflegekräften sind scheinbar immer weniger bereit einen so stressigen und arbeitsintensiven Job zu machen. Alternativen scheint es genug zu geben.

Lehrer mit Wirtschaftskompetenz
2 Jahre zuvor

Trotz Corona hat sich nichts geändert im Schulsystem.

In unseren heutigen Schulen begegnet man zwei Fronten, die Angepassten und die Reaktiven, das Schulsystem fordert angepasste Verhaltensweisen ein, ist aber nahezu nicht auf Progressivität und agile Arbeitsweisen eingestellt. Eigenes Denken wird eher unterdrückt statt gefördert, dies Ziel erreicht man am Besten, mit einer ausgeprägten Demütigungskultur, einem autoritären militärisch geprägten Führungsstil (Siehe Managementsysteme, Stichwort „Top -down“).

Das dreigliedrige Schulsystem gilt international als veraltet, dies wurde bereits 1946 durch den Präsidenten des American Council on Education George F. Zook mit den folgenem Zitat benannt: Dieses System hat bei einer kleinen Gruppe eine überlegene Haltung und bei der Mehrzahl der Deutschen ein Minderwertigkeitsgefühl entwickelt, das jene Unterwürfigkeit (Duckmäusetum) und jenen Mangel an Selbstbestimmung möglich
machte, auf denen das autoritäre Führerprinzip gedieh. Die Auswirkungen und Glaubenssätze aus dieser Zeit wirken immer noch im Mindeset und der Unternehmenskultur der Schule und Behörde.

Wir wissen über das „Lernen“ das unter Druck und Stress ein Teil der Schüler klar kommt die anderen nicht. Stressempfinden ist hochindividuell und abhängig vom bereits erlernten (Umfeld) und der genetischen Komponente. Aus Studien weiß man aber, dass das entstresste Gehirn wesentlich besser lernt als das gestresste. Moderne Arbeitsorganisation ist so weit vom schulischen Alltag entfernt wie der Mond von der Erde (Wobei ich hier die Modernität in der freien Wirtschaft von 2012 als Maßstab anlege).

Viele Profs, die an der Uni lehren sind Systemträger eines Schulsystems das sie selbst hervorgebracht hat, warum sollte das hinterfragt werden (Berater der KuMis und häufig Interviewpartner, genau wie andere abhängige Systemträger)? Ebenso kommen die meisten Lehrer aller Schulformen vom Gymnasium, aus einer deutsch altbürgerlich sozialisierten Schicht (insbesondere die Fachleiter stammen noch aus einer deutlich früheren Ära) und haben somit kaum realistischen, normativen Bezug zu der Mehrheitsgesellschaft. Wenn 45 Jahre nach aussen gerichteter Veränderungswille keine Veränderung erwirkt, geht das auf Kosten der Schwächsten. Für ca. 60% der Schüler ist das die schlechteste Lösung, ebenso für eine zunehmend ausstiegsbereite Lehrerschaft und und andere Lehrämtler.
Hinzukommt ein Pathos, der Selbstausbeutung als Prinzip beinhaltet und eine priesterliche Berufung mit Beruf verwechselt (inklusive der Kreuzweges in der Lehrerausbildung).

Juna
2 Jahre zuvor

Hätte es in meinem Studiengang Personen gegeben, die Ihre Analyse nachvollziehen können, dann hätte ich mein Lehramtsstudium vielleicht nicht abgebrochen – meine Uni züchtet Esel!

Jan
2 Jahre zuvor

Ein wichtiger Faktor für die Entlastung von Lehrern wäre die Einführung fester Arbeitszeiten. Mo-Fr 8-16 Uhr, auch in den Ferien mit 6 Wochen Urlaub (nur in den Ferien nehmbar). Arbeitszeiten in den Ferien können für Korrekturen, Vorbereitungen oder Fortbildungen genutzt werden. Die Anerkennung des Geleisteten würde in der Gesellschaft steigen und die Selbstausbeutung der Lehrer würde sinken. Keine Konferenz jede Woche bis 17 Uhr, da sonst Überstunden entstehen oder deswegen Korrekturen ewig dauern. In der Realität aber wahrscheinlich sehr viele Überstunden aber wenigstens in den Ferien komplett frei, Überstunden abfeiern.

Berufsschul-Lehrer NRW
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan

Auch eine gute Idee. Ebenso die multifunktionellen Teams, mit eigenen Lehrertrainern, auch für die Praktikanten und Referendare. Diese sollten zumeist KEINE ursprünglichen Lehrer sein.

Mika
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan

Bin ich sofort dabei. Schade fürs Abi, dass die Korrekturen dann leider bis September dauern, schade auch für die Schüler, die dann auch mal 6 Wochen auf die Korrektur einer Klassenarbeit warten. Ein Traum: Elterngespräche nur innerhalb der üblichen Bürozeiten, ebenso Elternversammlungen. Traurig, dass es keine Klassenfahrten mehr gibt, da ich die auflaufenden Überstunden ja nicht „abfeiern“ kann und sich der AG weigert, diese zu bezahlen… Wie gesagt, Jan, es gibt diverse Arbeitszeitstudien für Lehrer. Meines Wissens haben ausnahmslos alle gezeigt, dass Lehrer mehr arbeiten als vertraglich vereinbart, Ferien eingerechnet. Nicht ohne Grund wird Ihr Vorschlag nicht durch die Länder umgesetzt: sie müssten sofort viele zusätzliche Lehrkräfte einstellen. Nicht zu vergessen die vielen Arbeitsplätze, die für die Lehrer eingerichtet werden müssten – ein eigener Schreibtisch, Regalfläche, Rechner, Internetanschluss, Fachbibliothek… Ich bin sofort dabei, Jan!

domi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan

ich arbeite am Gymnasium in Bayern. 23 Stunden sind das was ich gerade noch so stemmen kann. Aber in Ostdeutschland sind ja, 25, 26, oder gar 27 die Regel – das finde ich wirklich happig. Ich fände 20 bis 22 gut zum Arbeiten (als Vollzeit mit dem Vollzeitgehalt oder etwas weniger)

Jan
2 Jahre zuvor

Meine Frau ist Lehrerin (GS BW) und ich kann so manches von außen betrachten und habe doch viel Einblick.
A13 ist ein Problem an GS, ich sehe aber noch ein viel größeres Problem. An GS gibt es max. 2 Funktionsstellen mit höherer Besoldung, meist max A13, selten A14 bei sehr großen Schulen.
Am Gymnasium bekommt der Rektor A16 und es gibt einige weitere Funktionsstellen mit A15 und A14, in der Regel noch zusätzlich mit Deputatsermäßigung. Die Arbeit solcher Funktionsstellen übernehmen GS Lehrer ohne bessere Besoldung und meist sogar ohne Deputatsermäßigung. Zusammenarbeit mit Jugendamt, Erstellen von Berichten oder gar Treffen mit Familie und Jugendamt machen GS Lehrer umsonst. Warum gibt es für solche Tätigkeiten kein Sachverständigenhonorar durch die Kommune/Jugendamt. Zum Unterrichtsauftrag gehört so etwas sicherlich nicht. Angemessener Satz 100€ die Stunde aufwärts.

Jan
2 Jahre zuvor

Aber das größte Problem sind die Lehrer selbst. Wenn man Probleme anspricht, hört man oft von Lehrern, uns geht es ja gut, wir werden ja gut bezahlt…
Hier muss als erstes angesetzt werden:
Lehrer sind Spezialisten, Lehrer verdienen bessere Besoldung, bessere Ausstattung, wenn schon kein eigenes Büro in der Schule, dann Homeoffice Pauschale (für Raum-, Internet – und Telefonnutzung, Arbeitsmaterial) und technische Ausstattung inklusive Büromobiliar für selbiges.
Arbeiten für Jugendamt oder Ärzte werden auf Gutachterbasis gesondert abgerechnet, ähnlich wie es vom Land beschäftigte Professoren tun, wenn sie ein Gutachten/Konzept für das Land erarbeiten.

Digital Teacher
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan

Absolut korrekt. Das ist einer entsprechenden Sozialisation und einer Lehrerausbildung die am Ende mit einem Leidenspathos abschließt geschuldet. Psychologisch easy erklärbar, aber viele Pädagogen glauben zwar etwas von Psychologie zu wissen, tun es aber meist nicht.

Marlis
2 Jahre zuvor

Ich bin immer fassungslos, wie schlecht man Ausbildung und Bedarf aufeinander abstimmen kann. In NRW gibt es einen Mangel an eigentlich allen Schulformen bis auf das Gymnasium. Aber genau für das Gymnasium bildet man weiterhin munter zu viele Lehrer aus, erweitert Kapazitäten den Seminaren etc.. Warum macht man das? Weil man die Refis für die Abdeckung von Unterrichtsbedarf braucht. Und danach noch genügend Verzweifelte, die bereit sind sich über Jahre hinweg in befristeten Kettenverträgen ausnutzen zu lassen. Wertschätzung ist das nicht!

Mein Vorschlag: Alle Schulformen attraktiver machen, Studieninteressierte besser beraten und Zugänge am Bedarf orientieren. Außerdem ehrlich zu den maßenhaft Studierenden für Gym/Ges sein und Wege finden, wie diese vor dem Ref für andere Schulformen gewonnen werden können. Wer wirklich Lehrer sein will, lässt sich bestimmt auf Kompromisse ein.

Gitta Meichsner
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marlis

Wenn alle Lehrer unabhängig von der Schulform gleich bezahlt würden und diese unsägliche Unterscheidung von GS, Sek. I und Sek. II wegfallen würde – jeder Lehrer ist in seiner Stufe für die Bildung der Kinder wichtig – dann hätten wir dieses Problem, dass alle unbedingt Gymnasiallehrer werden wollen, nicht mehr. Auch der beste Gymnasiallehrer hat nur deshalb genug Schüler, weil die Kollegen davor ihren Job ordentlich gemacht haben! Schon darum sollten Lehrer sich als gleichwertig betrachten und sich keiner für besser halten. Leider ist es in der Praxis oft anders (es wurde einigen erfolgreich lange genug eingeredet, dass sie besser seien) . Das wiederum nützt dem System der ungleichen Bezahlung und damit dem Problem, dass junge Menschen natürlich den Job studieren, wo sie die besten Verdienstmöglichkeiten haben.

Juna
2 Jahre zuvor

Mehr als 80Prozent brechen bundesweit ihr Lehramtsstudium ab. Warum bleibt das in diesem Kontext unerwähnt? Viele wollen Lehrer werden aber an der Uni werden sie nicht ausgebildet, ihr Gehorsam wird geprüft, indem man sie Unsinn auswendig lernen lässt. Das ist ein sozialer Filter und er sorgt dafür, dass die soziale Ressource Bildung das Kapital der Kreise bleibt, aus denen Kultusminister rekrutiert werden!

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Juna

Nur sind in diesen 80% auch all diejenigen enthalten, die ihr SekII-Studium schmeißen und auf SekI oder Primarstufe umsatteln. Netto-bereinigt ist die Zahl der Abbrecher bei lehramtsstudenten nicht wesentlich höher als in anderen Studiengängen.

Ron
1 Jahr zuvor

Ganztagsschule und Inklusion zurückfahren und wieder ganz normalen Unterricht wie in den 90ern machen. Mit Noten und kontrollierten Hausaufgaben, mit Sitzenbleiben und differenzierten Schulformen. Nix „Schreib wie du willst“ oder Motivationspünktchen für Falschrechner. Erzieht wieder eine leistungsbereite, fleißige Schülergeneration. Schafft Möglichkeiten für Leistungsträger statt Einheitsbrei für Schüler und Lehrer, die sich im Kollektiv der Mittelmäßigkeit verstecken. Lernziele statt Kompetenzen!

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Und Sachsen-Anhalt ist immer noch im Tiefschlaf und zahlt angestellten Grundschullehrer/innen E11, statt E13. Das wird bald ein sehr böses Erwachen geben.

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Im Wetterglas zur Sturmvorhersage die Frösche befragen, was sich wohl bilden wird. Aber dass man sie nicht gleich mit fetten Fliegen verwirrt. Auf der Leiter emporzusteigen verheißt schöne Aussichten.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Matheteacher
1 Jahr zuvor

„Bei einer Unterrichtsverkürzung auf je 40 Minuten könnte nach den Überlegungen der Koalition durch die eingesparte Zeit Raum für drei weitere Schulstunden entstehen“ Die Versuche gibt es schon mehrfach, als Doppelstunde von 80 min. Erfahrungen der Kollegen: 1. Kinder, die sich nicht so lange konzentrieren können, besonders im Regelschulbereich und in inklusiven Klassen. 2. Erhöhung der Arbeitszeit der Lehrer, denn wenn ich drei Stunden mehr unterrichte, erhöht sich nicht nur die Vorbereitungszeit um drei thematisch neu zu gestaltende Stunden, sondern auch der Korrekturaufwand für ein bis drei Klassen. Tolle Idee die unteilbaren Aufgaben weiter aufzustocken. 3. Sowas wird nicht wieder rückgängig gemacht, auch wenn es sich eigentlich nicht bewährt hat.

Verena Zapf
1 Jahr zuvor

Ich bin 2010 pensioniert worden und wollte gern noch weiter unterrichten, weil ich gern unterrichte. Aber unsere damalige Bildungssenatorin von Berlin hatte „keinen Bedarf“. Ich war sehr traurig, dann hatte ich mich an einer evangelischen Privatschule beworben, an der Schule wurde ich mit großer Freude aufgenommen. Dort unterrichte ich immer noch mit ganz viel Spaß und Enthusiasmus, obwohl ich inzwischen schon 77 Jahre alt bin.Mich hält der Unterricht mit tollen Schüler*Innen jung. Kann ich nur empfehlen.

Susi
1 Jahr zuvor

Baut doch erst mal das System um. Gausche Verteilungskurve lassen keine individuelle Förderung zu. Unflexibel und starr aufgrund starker Hierarchien. Arbeitgebersschutz während Corona?????