Nur ein Bruchteil der Digitalpakt-Milliarden kam bisher in den Schulen an

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BERLIN. Mehr als sechs Milliarden Euro will der Bund in die Digitalisierung der Schulen in Deutschland stecken. Bisher kam dort aber nur wenig an.

Es ruckelt beim Digitalpakt. Illustration: Shutterstock

Rund drei Jahre nach dem Start des Digitalpakts Schule für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen sind nur rund 1,2 von mittlerweile 6,5 Milliarden Euro abgeflossen. Das teilte das Bundesbildungsministerium mit. «Angekommen sind davon bisher vor allem die Gelder für Tablets und Laptops für Schülerinnen und Schüler», sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Die FDP-Politikerin räumte ein, dass die von den Ländern gemeldeten Zahlen zum Mittelabfluss hinter den Erwartungen zurückblieben.

Eine weitere Beschleunigung sei dringend nötig, sagte Stark-Watzinger. «Gemeinsam mit den Ländern will ich daher Hürden abbauen.» Kritiker hatten immer wieder komplizierte Antragsverfahren beklagt. Bereits bewilligt, aber noch nicht ausbezahlt wurden nach Ministeriumsangaben 2,4 Milliarden Euro. Stark-Watzinger: «Bewilligt ist noch nicht verbaut. Bis bewilligte Gelder in den Schulen digitalen Unterricht ermöglichen, vergeht weitere Zeit.»

Der Digitalpakt Schule besteht aus mehreren Teilen. Er wurde 2019 für den Ausbau der Infrastruktur in den Schulen auf den Weg gebracht. Der Bund gibt dafür 5 Milliarden Euro – davon floss mit 432 Millionen Euro bisher nicht einmal ein Zehntel ab. Die Länder hatten die Mittel des Bundes auf 7,15 Milliarden Euro aufgestockt. Die Laufzeit des Digitalpakts endet 2024.

In drei Zusatzvereinbarungen vereinbarten Bund und Länder im Zuge der Corona-Pandemie dann noch 500 Millionen Euro vom Bund für Endgeräte für Schülerinnen und Schüler, die fast komplett abgerufen wurden. 500 Millionen Euro sollten für Leihgeräte für Lehrkräfte fließen können – 300 waren es bisher tatsächlich. Weitere 500 Millionen Euro wurden zur Förderung von Administratoren für digitale Technik bereitgestellt. Davon flossen bisher nur 11 Millionen Euro.

„Wir müssen ein besonderes Augenmerk darauf legen, um die bürokratischen Hürden gerade für kleine Schulträger zu minimieren“

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Schleswig-Holsteins Ministerin Karin Prien (CDU), lobte den Digitalpakt, sprach sich aber auch für die Senkung bürokratischer Hürden aus. «Der DigitalPakt Schule hat uns einen großen Schritt vorangebracht: Bei der digitalen Infrastruktur, der Ausstattung von Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften mit digitalen Endgeräten und bei der Unterstützung von IT-Administratoren an den Schulen. Doch es gibt noch viel zu tun: Wir müssen bei der Umsetzung des aktuellen DigitalPaktes ein besonderes Augenmerk darauf legen, um die bürokratischen Hürden gerade für kleine Schulträger zu minimieren. Denn sie verfügen oft nicht über ausreichendes und hinreichend qualifiziertes Personal, um zügig die Mittel beantragen zu können. Hier braucht es unkomplizierte Verfahren und eine Finanzierung externer Beratungskosten. »

Prien kündigte an: «Das muss auch unser Anspruch für ein Nachfolgeprogramm zum Digitalpakt Schule sein.» Die «Digitalisierung von Schule» sei auch nach 2024 eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen. News4teachers / mit Material der dpa

Bürokratie, Fachkräftemangel, Datenschutz: Scheitert die Digitalisierung der Schulen, bevor sie richtig begonnen hat?

 

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Einer
2 Jahre zuvor

An unserer Schule hat der Schulträger (ohne Rücksprache mit den Lehrern) Laptops angeschafft, die nur sehr bedingt für den Unterricht geeignet sind. Durch die Vorgaben des Trägers an den IT-Dienstleister kann nun kein Lehrer etwas auf den Geräten installieren. Noch nicht mal den privaten Drucker. Ergebnis: Die Geräte werden nicht genutzt, weil man damit nicht arbeiten kann. Sie stehen bei den Lehrern daheim im Arbeitszimmer und verstauben. Da der Träger ein Kreis ist und diese Geräte für mehrere Schulen im Kreis angeschafft hat, sind es ungefähr 400 bis 500 Geräte die völlig umsonst angeschafft worden sind. Das Geld hätte besser ausgegeben werden können.

alter Pauker
2 Jahre zuvor

Angekommen ist bei uns (B-W) schon ein bisschen der neuen Digitalwelt. Wir haben sogar Lehrer Laptops an meiner Schule (jedenfalls für die 20 schnellsten Kollegen/innen beim „hier schreien“.
Was aber für ein Pech (die restlichen KuK sind dabei gar nicht schadenfroh!) : Diese Laptops müssen, aller (höchsten) Wahrscheinlichkeit nach im Dezember 2022 wieder abgegeben werden. Grund: Das Land hat versäumt Wartungs-, technische Betreuungs- und Software-Verträge über diesen Zeitraum hinaus zu schließen. Es sei, so war von informierter Stelle (auf vermutlich A16 Niveau) leise zu hören, kaum wahrscheinlich, dass Anschlussverträge in der kurzen Zeit bis zum Jahresende abgeschlossen werden könnten.
Von diesen Verträgen haben wir an unserer Schule bisher seltsamerweise nichts, absolut gar nichts gemerkt: Multimediaberater und die Netzwerkberaterin an der Schule legen sich, seit der Auslieferung der 20 Laptops neben neben ihrem Unterricht, krumm und verbringen viel, viel mehr Arbeitsstunden, als sie bei der 1/2 Anrechnungsstunde/Wo. bei dem „Job“ eigentlich tun müssten; Stunden für die Betreuung der Geräte um Software aufzuspielen und um die Dinger am Laufen zu halten, und der Lösung von Hilferufen aus dem Kollegium, z.B. wenn Drucken über viele Stunden wieder mal nicht möglich war. Täglich schreit wieder mindestens eine/r um „Hilfe“, auch wenn der Fehler oft sicherlich vor dem Bildschirm sitzt.
Vielleicht ist die Rückgabe am Jahresende für die/den eine/n oder andere/n sogar eine Erleichterung? Wenigstens kann „the Länd“ dann wieder an etwas sparen.
Das es wieder mal die Schulen sind-wer hätt’s gedacht?
Wer merkt, wo es klemmt?

Ich muss da mal was loswerden
2 Jahre zuvor

I am not surprised!

Viel zu oft ruhen sich die Verantwortlichen auf diesen Zusagen aus. Für das Umsetzen braucht man aber Skills und Expertise, daran mangelt es den KMs dann eben doch. Sich hinter bürokratischen Hürden zu verstecken kann jeder. Aufgabe einer Führungsperson (ja, ich meine euch KMs) ist es, trotzdem dafür zu sorgen, dass diese Hürden überwunden oder smart umgangen werden, damit die Investitionen sinnvoll stattfinden. Ansonsten brauche ich keine 16 Führungskräfte, sondern maximal 1.

Jetzt einfach wieder nur zu „fordern“, aber nichts anzupacken und umzusetzen ist Kindergarten…

es_geht_auch_anders
2 Jahre zuvor

Es geht auch anders.
Bei uns hat der Landkreis die Schulen mit eingebunden. Die beschafften Geräte (IPAD, Laptop, Convertible) können die Lehrkräfte vernünftig einsetzen. Es haben zwar nicht alle ein Gerät bekommen, aber das Budget vom Bund / Land wurde zumindestens ausgereizt.
Ist leider halt nicht überall so, aber auch hier gilt: Man (Kommune) muß wollen und ab und zu über den eigenen Schatten springen.

Kleinweicher
2 Jahre zuvor

Es ist tatsächlich so wie „es_geht_auch_anders“ schreibt. Wenn die Beteiligten miteinander reden (Träger-Schule-Dienstleister) dann wird es zu einer sinnvollen Umsetzung kommen können. Dafür gibt es sehr viele Blaupausen. Leider ist aber auch so, dass immer noch tausende Endgeräte nachweislich in den „Kellern“ liegen und nicht eingerichtet sind. Das die Endgeräte „zu“ sind, ist u. a. der DSGVO geschuldet, weil ja niemand möchte, dass Lehrer:innen zu Hause mit den Daten der Schutzbefohlenen „sorglos“ verfahren ;-).

Vernünftig agierende Träger setzen Produkte ein, die es erlauben, die Endgeräte der Lehrer:innen individuell mit Software je nach Schulform, Fach etc. sogar Betriebssystem unabhängig etc. zu bespielen. So verwundert es nicht, wenn Schule an den Trägern verzweifeln. Die sind zwar in der Regel guten Willens, aber auch hier fehlt es an technischer Weiterbildung, die von Lehrer:innen (wie gerade in NRW) gefordert wird.