Parodie als Unterrichtsmaterial? Ärger um «Murat und Aische gehen dursch Wald»

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Erneut haben türkischstämmige Schüler und Eltern eine aus ihrer Sicht klischeehafte und herabsetzende Aufgabe in einer NRW-Schule kritisiert. Es geht um eine parodistische Umdichtung des «Hänsel und Gretel»-Märchens in fehlerhaftem, sogenanntem «Kanakendeutsch». «Murat und Aische gehen dursch Wald, auf Suche nach korrekte Feuerholz», beginnt der Text.

Probiert mal etwas Neues - aber nur im klitzekleinen Rahmen: die FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer. Foto: Magubosc / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
Hat sich eingeschaltet: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Foto: Magubosc / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Der Text war Mitte März Schülern in der 9. Klasse eines Duisburger Gymnasiums mit Aufgaben zur Bearbeitung vorgelegt worden. «Wähle ein Märchen, das Dir gut gefällt, und formuliere es ins Kanakische um», heißt es dabei unter anderem.

Mehrere Schüler hätten sich dadurch ausgegrenzt gefühlt und sich an ihn gewandt, sagte der Frankfurter Rechtsanwalt Fatih Zingal, der den Text auf seinem Facebook-Account veröffentlicht hatte. Der schon etwa 20 Jahre alte Text stamme aus einem Schulbuch und sei offiziell als Unterrichtsmaterial behandelt worden. Das mache die Verwendung zum Problem, auch wenn es sich ursprünglich um eine Parodie handele, sagte Zingal.

Erst Mitte Februar hatte es Diskussionen über eine Oberstufen-Aufgabe in einem Siegburger Gymnasium gegeben, die sich in einem konstruierten Fall mit Zwangsheirat und dem Aufenthaltsrecht von Mitgliedern einer türkischen Familie in Deutschland befasste. News4teachers berichtete ausführlich über den Fall.

Das ist ein Aufgabenblatt aus einem Gymnasium in Duisburg. Mir sagt man andauernd ich sei viel zu radikal und solle doch etwas entspannter sein. Wie soll ich das deutsche Schulsystem jetzt bitte nicht beleidigen? Welche Reaktion erwartet ihr von mir? pic.twitter.com/qnVLYMY6U3

— Esra (@s_ra511) March 25, 2022

«Es stimmt uns traurig, dass wir schon wieder über einen solchen Fall reden müssen», sagte die Vorsitzende der Föderation türkischer Elternvereine in Nordrhein-Westfalen, Aysun Aydemir. Dieser Text sei ein «No Go». Die Schulbuchverlage sollten ihre Lehrbücher überprüfen, und Lehrerinnen und Lehrer ihre Materialien vor dem Einsatz im Unterricht unter die Lupe nehmen, um verletzende Passagen zu erkennen.

Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, an den Schulen in NRW gebe es keinen Zentimeter Platz für Rassismus. «Das gilt innerhalb und außerhalb des Unterrichts gleichermaßen. Unsere Schulen sind Orte des Miteinanders und des Respekts.» Aus dem Schulministerium hieß es, die zuständige Schulaufsicht stehe in engem Kontakt mit der Schule. Die Bezirksregierung Düsseldorf führe zeitnah in den nächsten Tagen mit der Schulleitung und der Lehrkraft ein dienstliches Gespräch zu dem Vorfall. Lehrkraft und Schulleitung würden den Vorfall außerordentlich bedauern. Die Schulleitung habe sich von dem Arbeitsblatt ausdrücklich distanziert. Bereits am Montag habe ein klärendes Gespräch der Fachlehrerin mit den Schülerinnen und Schülern stattgefunden, in dem noch einmal die Problematik des Materials thematisiert worden sei.

Die Schulaufsicht bei der Bezirksregierung Düsseldorf erklärte, dass der Text als «ungeeignet angesehen und künftig nicht mehr verwendet» werde. Er sei aber von der Lehrkraft nicht mit diskriminierenden Absichten eingesetzt worden. Der «parodistisch angelegte Text» sei im Rahmen einer mehrwöchigen Unterrichtsreihe über Sprachgebrauch und Sprachwandel auf Wunsch der Klasse gelesen worden. Es sei unter anderem darum gegangen, dass Formulierungen aus dem sogenannten Kanakischen auch Eingang in die Jugendsprache gefunden hätten.

„Die Lehrkraft und die Schulleitung bedauern, dass der Text Unmut und Irritationen ausgelöst hat“

Die Schule betonte in einer Erklärung, dass sie sich eindeutig gegen jede Form von Rassismus stelle. Darin heißt es: «Der parodistisch angelegte Text wurde im Deutschunterricht für 9. Klassen als zusätzliches Material im Rahmen der mehrwöchigen Unterrichtsreihe „Nachdenken über Sprache – Sprachgebrauch, Sprachwandel, Sprachkritik” eingesetzt. Themen der Reihe waren Anglizismen, regionale Dialekte, Jugendsprache als Soziolekt, sowie Kiezdeutsch als Beispiel für einen Ethnolekt. Auf Anregung aus der Schülerschaft wurde als Ethnolekt auch über Formulierungen aus dem sogenannten „Kanakischen“ gesprochen, die Eingang in die Jugendsprache gefunden haben. In diesem Zusammenhang wurde die Parodie gemeinsam in der Klasse gelesen. Die Lehrkraft und die Schulleitung bedauern, dass der Text Unmut und Irritationen ausgelöst hat sowie als diskriminierend empfunden wurde.»

Und weiter: «Der Text wurde von der Lehrkraft nicht mit einer diskriminierenden Intention im Unterricht eingesetzt. Die Fachlehrkraft für Deutsch hat während Ihres Studiums die Zusatzqualifikation „Deutsch als Fremdsprache“ erworben und unterrichtet entsprechend. Aktuell absolviert die Lehrkraft eine Weiterbildung zur Sprachbildung für neu Zugewanderte. Die Lehrkraft ist seit Jahren als Koordinatorin europaweiter Schüleraustauschprogramme sowie mit großem Engagement in den Vorbereitungsklassen für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler tätig. In diesem Zusammenhang lebt und pflegt die Lehrkraft den Austausch und Dialog mit anderen Kulturen.»

Das Problem: «Zu den Irritationen beigetragen hat die Tatsache, dass der Text nicht als Parodie und nicht im Gesamtkontext der Unterrichtseinheit wahrgenommen wurde.» News4teachers / mit Material der dpa

„Drei Chinesen mit dem Kontrabass“: Wenn Kinderlieder rassistische Klischees bedienen

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Georg
2 Jahre zuvor

Da der Text auf Anregung der Schüler eingesetzt wurde, erübrigt jeder Diskriminierungsvorwurf, zumal auch Anglizismen, Kiezdeutsch usw. besprochen wurden. Lediglich die Bezeichnung Kanakendeutsch ist evtl. unglücklich, vorausgesetzt die Beschwerdeführerinnen verwenden nie Kartoffel oder Alman in einem ähnlichen Sinne. Keine weitere Diskussion und brav die Opferpyramide wieder herunterklettern.

Halteinfachdenmund
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Alter weißer Georg entscheidet NICHT, wer sich wovon diskriminiert fühlt. Das ist anmaßend und ganz derbe daneben.

Lera
2 Jahre zuvor

Das ist diskriminierend 😉

Marc
2 Jahre zuvor

Verstehe das Problem nicht so ganz. Es gibt doch viele Leute, die genau so sprechen. Also ist das ganze Thema jetzt nicht frei erfunden. Zumal es ja auch anscheinend überhaupt nicht darum ging, jetzt irgendwelche Gruppen zu beleidigen. Man sollte sich da mal etwas locker machen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass das Empören ein neuer Volkssport geworden ist.

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Schön wenn „Marcs“ und „Georgs“, die sicher über einen reichen persönlichen Erfahrungsschatz in Sachen Diskriminierung verfügen, türkischstämmigen Schülerinnen und Schülern erklären, sie sollen sich mal nicht so haben, wenn sie im Unterricht verulkt werden.

Wie wäre es denn stattdesssen mal mit lustigen Unterrichtsbeiträgen á la „Hans und Gretel spielen Blitzkrieg“, „Saufen, Fressen, Fernsehen – wat deutsche Prolls so mögen“ oder „Eins, zwei, gsuffa – schöne deutsche Kinderlieder“?

Bla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Natürlich könnte die KM auch mal was sinnvolles machen und den LuL mehr Materialien, welche durch Profis erstellt werden und überprüft und freigegeben werden mal stellen.
Das wäre doch mal eine tolle Sache.
1.-13. Klasse Ganzjahresmaterialien zur Anlehnung. Also Material, welches genau so eingesetzt werden KANN, aber nicht muss. Zudem auch verändert und an die SuS angepasst werden könnte.
Gerne zum LP dazu. (Und nein, bitte nicht mit „das gibts doch im LP bereits“ argumentieren … Jeder der die Materialien kennt weiß, wie lange diese halten würden …)
Das gilt dann als Orientierung und Standard des Unterrichts. Mehr sehr gerne.

Man darf ja wohl noch träumen.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ich hätte nix dagegen wenn es solche satirischen Texte auch über deutsche Klischees gibt. Ich kann mich damit durchaus kritisch und objektiv auseinander setzen. Im Gegensatz zu Ihnen differenziere ich nicht nach Herkunft, ob jemand ein Recht hat eine Meinung zu besitzen oder nicht. Zumal die Kinder es sich ja anscheinend selbst ausgesucht haben.
Ich verstehe Ihre Aufregung auch nicht so ganz. Glauben Sie der überspitzte Text stellt die Realität dar und ist deswegen diskriminierend? Wenn er bewusst übertreibt und die Realität nicht stellvertretend widerspiegelt, braucht man ja auch nicht beleidigt sein.

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Ich bin nicht aufgeregt. Ich habe nur Verständnis dafür, dass eine Bevölkerungsgruppe, die sich ständig Ressentiments ausgesetzt sieht, nicht auch noch in der Schule veralbern lassen möchte.

Was wäre denn – zurecht – hier los, wenn über Juden solche parodistischen Texte im Unterricht behandelt würden? Es ist immer noch ein Unterschied, ob Menschen sich selbst privat oder meinetwegen auf einer Kleinkunstbühne ironisch betrachten, oder ob eine Lehrkraft (= staatliche Autorität!) das übernimmt. Bei dem beschriebenen Fall fehlt es mir an Rollenklarheit.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Sie haben gelesen, dass sich die Schüler den Text zumindest mit ausgesucht haben? Hier möchte nur mal wieder jemand die Opferkarte ausspielen und der linke Mainstream fährt voll darauf ab.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ich denke jede Gruppe hat das Recht auch mal satirisch oder überspitzt, eventuell auch mal lächerlich angegangen zu werden. Besonders wenn es im schulischen Kontext einem Bildungsauftrag dient. Wenn nicht dort, wo dann sollte man über sowas diskutieren?
Ich denke dass wir als aufgeklärte und offene Gesellschaft durchaus reflektiert damit umgehen können. Über Geschmack kann man natürlich streiten. Da der Kontext dieser Aktion allerdings bekannt ist, sollte man hier auch mal den Ball eher flach halten meiner Meinung nach. Mir wäre es übrigens egal ob es eine Parodie über Juden, Deutsche, Frauen, Homosexuelle, Christen, Fußballer oder sonst irgendeine definierte Gruppe ist. Im Sinne der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Respekts differenziere ich nicht verschiedene Gruppen in Opferzugehörigkeiten oder besondere Schutzbedürftigkeit. Das macht für mich den Geist der Gleichheit im Prinzip aus. Alle haben den gleichen Respekt und die gleichen Rechte veralbert zu werden.

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Im Kabarett, meinetwegen – aber nicht in der Schule. Schule ist keine Witzveranstaltung und Lehrkräfte sind keine Entertainer. Das Publikum kann auch nicht aufstehen und gehen.

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Habe vor gut 20 Jahren in meiner Hauptschulklasse 9 (sog „Brennpunktschule mit gut 80% Migrationsanteil – v.a. türkischer Herkunft) im Deutschunterricht diesen „Murat und Aische- Text“ gelesen. Der thematische Rahmen war derselbe wie im obigen Fall angeführt. Meine SuS haben sich abgerollt vor Lachen….die Untersuchung der „spezifischen Sprachbesonderheiten“ fanden die total spannend.
Im Anschluss daran habe wir eine „Hänsel und Grezel-Version“ in Behördendeutsch gelesen und bearbeitet und diese Sprachversionen miteinander verglichen.
Das damals recht verbreitete „Ey, gehst du heute mit Kino?“ hat danach tatsächlich drastisch nachgelassen…
Beleidigt hat sich – sicherlich auch bedingt durch das sehr zugewandte und vertrauensvolle Verhältnis miteinander – niemand gefühlt…..eher – wie gesagt – sehr amüsiert.

Und Post vom Anwalt ist ebenfalls ausgeblieben.

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Dummerweise ist in den vergangenen 20 Jahren die AfD in alle Landesparlamente eingezogen, es gab die NSU-Morde und die Morde von Hanau. Könnte sein, dass das die Sensibilität unter türkischstämmigen Menschen in Deutschland doch etwas geschärft hat…

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Damals gab es weder Twitter noch Gender noch Opferpyramiden und die Menschen waren emotional noch wesentlich gefestigter als heute.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Es muss vollauf korrekt natürlich heißen:
Murat und Aische gehen durch einen öffentlich zugänglichen, nichtprivaten Wald, wobei sie sich lediglich auf offiziellen Pfaden bewegen, sich leise verhalten und die Schutzzeiten des Wildbestandes beachten. Sie sind dabei auf der Suche nach korrekt abgelagertem Feuerholz, welches die Feinstaubvermeidungsvorgaben für private Hausbrandstätten erfüllt und welches sie zeitnah beim lokalen, klimaneutralen Brennholzhändler ihres Vertrauens erwerben wollen.

Man könnte diesen Fall mal von den Datteltätern bearbeiten lassen. Ich glaube, da wäre die Thematik in guten Händen.
https://www.youtube.com/channel/UCF_oOFgq8qwi7HRGTJSsZ-g

Mein Name ist Hase
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ihre Idee ist hervorragend – und das meine ich ernst: Letztlich geht es wieder um Stereotype, Selbst- und Fremdwahrnehmung und den bewussten Umgang damit, d.h. auch „Hänsel und Gretel“ würden sich so durch den Spiegel der Außenwahrnehmung betrachten und reflektieren können / müssen.

W.
2 Jahre zuvor

@Mein Name ist Hase
@alle
Just heute im Laufe des Tages in einer Zeitschrift ( Rubrik Buchempfehlungen ) aufgeschnappt und eigentlich spontan neugierig geworden, weil ich die Idee erstmal gut fand – aber ( nach dem Lesen dieses Artikels und der dargestellten Probleme ) wohl besser nur für den privaten Gebrauch zu empfehlen? 🙁

„So bunt und vielfältig ist das Märchenland!
Es war einmal ein Prinz, der den Prinzen seines Herzens suchte, ein Hase mit drei Ohren und eine Königstochter, die lieber Abenteuer erlebte, anstatt zu heiraten. Traditionelle ungarische Märchen neu erzählt – das ist die Idee hinter diesem besonderen Kinderbuch. Und so versammelt es 17 fabelhafte Geschichten, in denen ungarische Autor*innen wie Judit B. Tóth, Zoltán Csehy Petra Finy und Dóra Gemesi von diversen Held*innen und ihren märchenhaften Erlebnissen berichten.
Moderne Märchen-Interpretation für Kinder und Erwachsene
Ob groß oder klein – das Märchenbuch ab 6 Jahren zeigt uns allen, wie vielfältig die Welt ist und wie wir offen und tolerant mit unseren Mitmenschen umgehen. Das Buch hilft sowohl Kindern als auch ihren Eltern, sich für mehr Diversität, Gleichberechtigung und gegen festgefahrene Rollenbilder einzusetzen und fördert Selbstvertrauen und Toleranz. Ein märchenhaftes Buch mit echtem Happy End. In Ungarn hat das Buch im Sommer 2021 hohe gesellschaftspolitische Wellen geschlagen und wurde gegen alle Widerstände ein Bestseller.
• Modernes Märchenbuch, das Märchen mit vielfältigen Protagonist*innen neu erzählt
• Perfektes Geschenk für die ganze Familie
• Wunderschöne farbige Illustrationen begleiten die Märchen
Geschichten über Prinzessinnen, Prinzen und andere märchenhafte Wesen – nur eben so vielfältig und divers wie unsere Welt ist!
Die Stiftung stern spendet 1 € pro Buch für Diversitätsprojekte. Für mehr Vielfalt in Ungarn.“
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1062567763
( Dann anklicken „Beschreibung weiterlesen“ )

„das Märchenbuch ab 6 Jahren“ … sollte aber wohl besser nicht im Unterricht eingesetzt werden?
Man kann GAR NICHT abschätzen, ob bzw wie weit die Sache eskaliert. 🙁
Eigentlich schade, weil man ja VORHER nicht abschätzen kann, wessen Rechte und / oder Gefühle man in der WAHRNEHMUNG der anderen Person verletzen KÖNNTE und welche Lawine daraus entsteht. ( Das meine ich völlig ernst! Und bitte jetzt kein „off-topic“-Shitstorm, weil es hier nicht um Sprache geht …)
So wie ich das verstanden habe ( Ich kenne nur den obigen Artikel. ) war die Lehrkraft ja schon extrem gut vorgebildet und hatte offensichtlich keine bösen Absichten:
„Und weiter: «Der Text wurde von der Lehrkraft nicht mit einer diskriminierenden Intention im Unterricht eingesetzt. Die Fachlehrkraft für Deutsch hat während Ihres Studiums die Zusatzqualifikation „Deutsch als Fremdsprache“ erworben und unterrichtet entsprechend. Aktuell absolviert die Lehrkraft eine Weiterbildung zur Sprachbildung für neu Zugewanderte. Die Lehrkraft ist seit Jahren als Koordinatorin europaweiter Schüleraustauschprogramme sowie mit großem Engagement in den Vorbereitungsklassen für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler tätig. In diesem Zusammenhang lebt und pflegt die Lehrkraft den Austausch und Dialog mit anderen Kulturen.»“

Und die Wahrnehmung kann man für KEINE EINZIGE andere Person vorhersagen ( ! ) und die Wahrnehmung ist wohl im obigen Fall der Knackpunkt:
„Das Problem: «Zu den Irritationen beigetragen hat die Tatsache, dass der Text nicht als Parodie und nicht im Gesamtkontext der Unterrichtseinheit wahrgenommen wurde.»“

Ernst gemeinte Frage:
Wie soll man mit solchen Texten ( als KONKRETES Beispiel und Unterrichtsgegenstand ) umgehen in Fächern, die eigentlich auf solche „Dinge“ ( und auf „das Leben“ ) vorbereiten und sensibilisieren sollten? Also „Dinge“ wie z.B. Sprache und deren MÖGLICHE Auswirkungen wie Probleme durch Wahrnehmung, Interpretationsspielräume usw. und Folgeprobleme? Wenn nur EIN( E ) SuS die entscheidende Information , vgl. „Gesamtkontext“, NICHT aufnimmt ( Zuhören, Verstehen/Verstehen wollen/Verstehen können ) … rollt dann schon die Lawine?
Und was ist, wenn sich niemand mehr traut, so etwas im Unterricht zu thematisieren? Dann bleibt das Problem buchstäblich „auf der Straße“, was wohl auch nicht besser ist.
Der erste Reflex ( Lehrkraft muss jetzt mal sehen, wo sie bleibt, weil sich alle schön distanziert haben ) „wirkt“ in diesem Fall, ändert aber nichts an der Ursache. ( vgl. @Bla 31. März 2022 um 18:09 )
IMHO …
Und bevor der Shitstorm einsetzt und ganz ernsthaft NOCHMAL die Frage:
Wie soll man die Probleme ( o.g. ) thematisieren?
Durch Ignorieren ist man im Laufe der Menscheitsgeschichte noch keine einziges Problem losgeworden. ( Z.B. beim Klimawandel hat das ja bisher auch nicht geholfen. )
Das betrifft uns ja letztlich alle.
Also: Antworten bitte hilfreich-ernsthaft sachlich und freundlich formulieren, danke.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  W.

Das Buch „Märchenland für alle“ macht genau das Gegenteil und ist als Vergleich daher unpassend! Würden in dem Märchenbuch schwule Männer tuntig reden, Menschen mit Behinderung grundsätzlich dumm sein und die feministische Prinzessin Männer ermorden, würde es passen. Vor allem, wenn am Ende alle in der Psychiatrie landen würden und die Klasse sich mit dem Pathologisieren der Märchenbuchfiguren beschäftigen soll. Es passt wirklich nicht! Das Märchenbuch macht genau das Gegenteil von diesem Arbeitsblatt. Es festigt keine Klischees und hebt keine Schwächen der eh schon diskriminierten Personen hervor.
Was entsprechende Lehrkraft vorher an Ausbildung genossen hat, ist unerheblich. Hören Sie mal Ärzte, Sozialarbeiter, ect privat über ihre Patienten reden…. Was da an Verachtung zu Tage kommt.

Georg
2 Jahre zuvor

So ein Abstraktionsvermögen dürfen sie von der linken Blase nicht erwarten.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Fängt ich auch gut 😉

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Fänd

Uwe Jarych
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Warum nicht? Auch deutsche Proleten darf man ruhig mal parodieren! Insofern finde ich Ihre Idee – auch wenn Sie sie wohl leider nicht ernst gemeint haben – gar nicht schlecht.
Ansonsten ist Ihr Beitrag typisch deutsch: Immer von jeder Kleinigkeit um Zehnerpotenzen mehr „betroffen“ als andere …
Darf man über gar nichts mehr lachen?
England und Frankreich sind seit über hundert Jahren enge Verbündete. Trotzdem nennt kein Engländer Franzosen anders als „Frogeater“. Und niemand regt sich darüber auf …
Welcher französische Jugendliche weiß heute überhaupt noch, dass „Boche“ einmal ein übles Schimpfwort war? Für die ist das einfach die Bezeichnung für Deutsche.
Kein Hawaianer ist beleidigt, wenn man ihn „Kanake“ nennt. Er fühlt sich eher geschmeichelt.
Gibt es ein einziges Wort in irgendeiner menschlichen Sprache, durch das sich nicht irgendwo auf der Welt irgendjemand diskriminiert fühlt?
Es kommt eben nicht darauf an, was man sagt, sondern darauf, wie man es meint!
Meine achtzigjährige Tante, die nicht über die siebte Volksschulklasse hinausgekommen ist, sagt auch heute noch „Neger“. Aber sie denkt sich dabei doch nichts Böses! Das ist definitiv etwas anderes, als wenn ich solche Bezeichnungen verwenden würde.
Also bitte mal runterschalten und entspannen!

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Uwe Jarych

„Meine achtzigjährige Tante, die nicht über die siebte Volksschulklasse hinausgekommen ist, sagt auch heute noch ‚Neger‘.“

Dann rechnen Sie doch mal nach, in welcher Kultur Ihre Tante sozialisiert wurde. Ebendrum.

Uwe Jarych
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Kleine Mathe-Nachhilfe: 2022-80=1942
Meine liebe Tante ist also in der brav-demokratischen BRD sozialisiert worden. Kommt übrigens aus einer Arbeiterfamilien, in der immer SPD gewählt wurde …
Gehen Sie im Herbst an Bäumen mit braunen Blättern nur mit Augenbinde vorbei?

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Uwe Jarych

„Das ist definitiv etwas anderes, als wenn ICH… “
Eben! Wir sind eine aufgeklärte Wohlstandsgesellschaft , die ärmere Länder aus(ge)beutet (hat) und deshalb haben wir zu verstehen, warum das N-Wort unangebracht ist.

Mika
2 Jahre zuvor

So wie ich es herausgelesen habe – und ich kenne nur die Darstellung hier auf n4T – wurde der Text als einer unter anderen im Zusammenhang mit Sprachwandlung und Kiezsprech auf Wunsch der SuS behandelt. Von Diskriminierung könnte man aus meiner Sicht erst dann sprechen, wenn der dortige Sprachgebrauch als der einzig mögliche für die türkischstämmige Community dargestellt werden würde. Das hab ich nicht herauslesen können. In Berlin, wo ich lange gelebt habe, hat sich in einzelnen Kiezen eine eigene Sprache Jugendlicher mit bewusster Verballhornung der Grammatik herausgebildet – mit eigenen, neuen Regeln – Sprachentwicklung also. Ja, jedes Gefühl ist echt, und wenn sich jemand diskriminiert fühlt, dann ist das für denjenigen so, stellt damit aber noch nicht zwingend eine tatsächliche Diskriminierung dar, auch wenn es hier Empfindlichkeiten gibt.

Enjoy your chicken Ted!
2 Jahre zuvor

Ich warte ja noch auf den Tag, an dem darüber berichtet wird, dass eine Englischlehrkraft eine short story aus der Zeit des British Empire verwendet, in der das N*-Wort gebraucht wird (ja, wurde in einem Lehrwerk aus einem bekannten Verlag vorgeschlagen).

Meine Erfahrung: Ironie, Sarkasmus, Parodie, Satire etc., all das verstehen heute viele Erwachsene nicht (mehr) und umso weniger die SuS. Aus diesem Grund würde ich von solchen Materialien immer die Finger lassen.

Bla
2 Jahre zuvor

Und daher haben eben auch Bücher bestimmte Auflagebedingungen und werden staatlich überprüft/geprüft?
Dass das wieder v. A. auf Lehrkräfte und Schulen zurückfällt zeichnet doch schon einiges in der Gesellschaft aus?
Gerade Schulbuchmaterial wird/sollte durch Profis von Unterrichtsmaterialien erstellt (werden). Sie werden/sollten von Profis geprüft und freigegeben (werden).
Daher nochmal mein Anliegen: Materialien für Klasse 1-13 für alle Fächer und eine Gesamtabdeckung des ganzen Jahresstoffes als Grundlage/Standard.
Individuelle Freiheit bei der Anwendung, Anpassung und eigenen Gestaltung der Materialien für die Klasse. Kann, kein muss. Aber sollte zugreifbar sein (als sehr gute Basics des LPs). Zudem natürlich kostenlos für alle LuL!
Das wäre doch mal ein Schritt der Arbeitserleichterung vieler LuL. Zudem ein sinnvolles Handeln der KM.
Aber auch hier müsste man sich dann ggf. verantworten und könnte die Schuld nicht rumschieben … Kostet auch Geld … Daher ist die Hoffnung weiterhin eher ein Traum. Schade drum.

Besser als Bernd
2 Jahre zuvor

An dieser Stelle möchte ich gerne eine Definition des Begriff Satire zitieren:
„Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt.“
Satire wird dann verletzend wirken, wenn man seine persönliche Meinung als Maß aller Dinge darstellt und vor allem sieht. Und wer hier schreibt, Lehrkräfte sind keine Entertainer hat, dass kann ich pauschal behaupten, gar keine Ahnung von Schule. Denn es ist einfach falsch. Um nochmal zu zitieren: „Die Mathematik als Fachgebiet ist so ernst, daß man keine Gelegenheit versäumen sollte, dieses Fachgebiet unterhaltsamer zu gestalten.“ Schon Blaise Pascal wusste vor knapp 400 Jahren, dass Entertainment der Schlüssel zum Erfolg ist. Und gute Mathelehrer wissen, wovon ich spreche.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Besser als Bernd

Rollenklarheit klang aber doch so schön …. deutsch 😉

PS: Es darf gelacht werden, aber nur moderat. Und bitte im Keller.

PPS: Lest mehr Nietzsche!

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Sind Witze über Behinderte, Kleinwüchsige und Frauen dann auch ok? Oder gibt’s eine Geschmacksuntergrenze für Lehrkräfte im Unterricht – und, falls ja, wer definiert die denn?

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Die Bundes-Witz-Kommission. Mit Vertretern aller heutigen und künftigen Minderheiten. Nur Witze, die einstimmig befürwortet werden, sind zugelassen. Hat auch den Vorteil, dass dann sehr schnell jeder alle drei Witze kennt.

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Besser als Bernd

Bei Ihrer Definition von Satire unterschlagen Sie einen wesentlichen Punkt: Satire richtet sich immer von unten nach oben – von Machtlosen zu Mächtigen (sonst wäre die Hetze, die der „Stürmer“ gegenüber den Juden gebracht hat, auch Satire gewesen).

Wenn aber eine Lehrkraft, die erkennbar nicht dem Millieu angehört und über Machtinstrumente verfügt (Noten), eine benachteiligte gesellschaftliche Gruppe veralbert, dann ist das keine Satire.

Was soll denn ein Schüler tun, der sich durch einen solchen Text und die dazugehörige Aufgabe diskriminiert fühlt, aber in Deutsch mit einer 5 kämpft – soll der aufstehen und sich wehren?

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Nee, der sollte umgehend die Verletzung seiner Menschenwürde und Grundrechte höchstrichterlich bestätigen lassen. Eventuell Blauhelme?

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

… oder sich einfach an die Medien wenden, die das dann – wie im vorliegenden Fall – erledigen.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Genau, Bernd!
Es ist wie mit dem schlechten Karnevalswitz von AKK! So etwas war ursprünglich die Waffe des Wehrlosen. Wenn man schon keine Chance gegen den Adel und andere Herschende hatte , konnte man wenigstens noch über sie lachen. Vielleicht auch noch, wenn man schon am Galgen stand. Das ist das geschmackvolle (weil tapfere) nach oben treten, das sich vom geschmacklosen (weil feigem) nach unten treten unterscheidet.
So viel sollte man über Satire wissen, wenn man auf der Bühne (auch auf der Lehrer*Bühne) welche macht.
Und da türkische Mitschüler*innen zu den Schutzbefohlenen der Lehrkräfte gehören, sollten sie nicht deren Satire-Objekte werden!
Alternative wäre, eben jene türkische Mitschüler*innen dieses Thema gestalten zu lassen und ggf damit auch die anderen zu Unterhalten, wenn sie das möchten. Sich selber, zB auch als Frau aufs Korn zu nehmen ist nämlich was anderes, oder auch Männer, die „Männer sind Schweine“ singen…

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

@Bernd Woher wissen Sie, dass die Schüler „5“ stehen und sich wirklich diskriminiert fühlten, jedoch nicht geschickt den Zeitgeist für sich ausnutzten, um der Lehrerin warum auch immer einen oder zwanzig reinzuwürgen? Warum gingen die Schüler sofort zum Anwalt und nicht erst zur Lehrerin oder zur Schulleitung? Warum haben die Schüler bei der Absprache über die Behandlung des Textes nicht sofort Einspruch erhoben?

Erst wenn Sie diese Fragen nachvollziehbar beantworten konnten, können wir über tatsächliche Diskriminierung reden.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor

Diese Sprechweise beruht letztendlich auf fehlenden Deutschkenntnissen. Das kann man natürlich zum Kult erheben und als eigene „Sprache“ definieren. Vielleicht auch um sich seinen Stolz zu bewahren. „Schwul“ war auch einst ein negatives Wort, welches Homosexuelle Männer zu „ihrem“ Wort gemacht und somit den Begriff positiv verändert haben.

Trotzdem bleiben es bei dieser türkischen Ausdrucksweise Sprachfehler. Es ist in etwa dasselbe, als würde eine Klasse auf Wunsch ein Arbeitsblatt über die grammatikalisch falsche Aussprache meiner geistig behinderten Tochter ausfüllen wollen. Sie verwechselt/vertauscht zB er, sie, ihn, ihr… Und ja, man könnte es zur Kunst erklären, dies zu identifizieren. Wir, in der Familie, sagen über Morlin ’s Sprache, das ist „Morlisch“. Dies ist dann aber liebevoll!

Eine Gymnasiumsklasse, die sich unter dem Bildungsdeckmänntelchen über die türkische Ausdrucksweise erheben/lustig machen will, ist da was anderes. Ja, da verurteile ich jetzt, aber ich kenne halt viele Gymnasiasten. Die fahren bei uns zB prinzipiell nicht mit dem Bus, mit dem die Realschüler*innen fahren. Die fahren im Bus an Bauernhöfen vorbei und seufzen selbstgerecht, was das doch für eine elendig primitive Arbeit ist. Die wollen Lehrer*in oder Ärzt*in oder Theolog*in werden und sind beleidigt, wenn sie noch von Nicht-Abiturienten angesprochen werden. Deren Eltern starten große Protestaktionen, wenn in der Nähe ein Asylantenheim gebaut wird und wählen den Kindergarten nach möglichst Migrantenarmen Orten aus und sorgen per Mobbing dafür, dass Geringverdienende Alleinerziehende aus privaten Waldorfschulen fliegen oder garnicht erst genommen werden.

Nein, ich kann nicht glauben, dass der größere Teil der Klasse wirklich nur sachliches Interesse hätte an dieser Aussprache, ohne beim Lesen die Genugtuung zu spüren, sich für überlegen zu halten. Man könnte genauso mal studieren, wie schlechte Oberschulzeugnisse aussehen und wo sich Parallelen in den jeweils schwachen Fächern finden lassen und interpretieren, wie man dies in Verbindung mit der Note im Arbeits – und Sozialverhalten zu deuten hat. Ja, es gibt auch Leute, die sich mit sowas befassen müssen. Lehrkräfte in ihrer Ausbildung zB. Es gibt auch Dinge, mit denen Gynäkologinnen sich befassen müssen, oder Psychiater.

Und es spielt bei Diskriminierung auch garkeine Rolle, ob „die Klasse das wollte“, oder soll das etwa auch als Entschuldigung gelten, wenn es um andere Dinge geht ( komm, lasst uns „mein Kampf“ lesen und diskutieren, ob er recht hat)?

Wenn dies alles kein Problem ist, dann lasst die Klasse auf ihren Wunsch doch mal analysieren, warum und wie oft Lehrkräfte zum Psychiater gehen. Was sie dort antworten, ob sie in der Regel über ein starkes Selbstvertrauen verfügen, sich überproportional im Verhältnis zu den zusätzlichen Ferientagen krank melden. Ob es ein Klischee oder eine Tatsache ist, dass sie sich überproportional häufig von ihrem Partner schlecht behandeln lassen und vieles emotional persönlich nehmen. Diese Empfindlichkeit könnte der Grund sein, dass manche Lehrerinnen vor der Klasse heulen. Auch zerstreut sind viele und neigen zu Messieverhalten.

Aber alles hat seine Vor-und Nachteile. Finde Argumente die positiv für Zerstreutheit sprechen (künstlerische Ader) oder für Empfindlichkeit (Empathie), gibt dann je zwei Zusatzpunkte! Viel Erfolg!

Echt Leute, dass ist doch garnicht böse gemeint, die Klasse hat rein wissenschaftliche Interessen ^^ Hauptsache, man stellt klar, dass man nicht alle Lehrkräfte über einen Kamm scheren kann ^^.

Klar soll man sich Dialekte, Sprechweisen ect anschauen dürfen, dies verlangt mitunter dann aber viel Feingefühl und dieser Arbeitszettel geht definitiv unter die Gürtellinie.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Nur als ein Beispiel, welches dieses Arbeitsblatt entlarvt : Der Döner!
Das der darin vorkommt, zeigt, dass es um Klischees geht. Die türkischen Familien kaufen viel weniger Fastfood und Fertigprodukte als wir. Sie bereiten viel mehr selber zu, mit frischen Gemüse und „Döner“ essen vor allem die Deutschen.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Einmal mehr denke ich nach dem Lesen eines ihrer Posts: mimimi.

Wenn wir jede vermeintliche Befindlichkeit im vorauseilenden Gehorsam berücksichtigen, ist das ein politisch zwar korrektes, aber auch sehr trauriges Land.

Spontanität, Lebensfreude und Unbekümmertheit sind Dinge, die ich mir von keinem Moralisten vermiesen lasse.

Frohe Ostern!

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Was hat das Thema denn mit „Spontanität, Lebensfreude und Unbekümmertheit“ zu tun? Es geht um eine vorbereitete Unterrichtsstunde.

Nebenbei gefragt: Geht bei Ihnen „Lebensfreude“ auf Kosten anderer?

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Wenn ich erstmal um Erlaubnis fragen muss, bevor ich ein Bonmot platziere, vergeht mir einfach die Lust.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Lera, Sie könnten noch mehr Spaß haben, wenn Sie den Unterschied zw guten und schlechten Witzen verstünden. Es lässt tief blicken, wenn man darüber lachen kann, wenn Benachteiligte verhöhnt werden. Wie wärs mit nem Witz über ukrainische geflüchtete Waisenkinder, die sich in der Schule nicht konzentrieren können und immer wieder die gleichen Sachen falsch machen, bis das zu ihrem Symbol wird?

Indra Rupp
2 Jahre zuvor

Es gibt nur eine Möglichkeit, diese Geschichte wirklich witzig rüber zu bringen :
Wenn türkische Schüler*innen sich dies ausgedacht hätten und selber wie ein Theaterstück aufführen würden, zumal sie das authentischer können. Dann ist es nämlich nicht entwürdigend, wenn man über „sich selber“ Spaß macht und das dann noch gekonnt.
Bei der Hexe denke ich an diese Sendung aus den 90ern (Was guckst du von Kayar Yanar oder so). Da gab es diesen klischeedeutschen Fahrschüler mit blonden Locken und Trainingsanzug – wenn man schon Klischees verbreitet, dann auch über das lachende Publikum (was ja größtenteils Deutschstämmige waren) . Das fand ich an der Sendung damals gut! Ich glaube sogar, ohne den blond gelockten im Trainingsanzug wäre dem Publikum garnicht bewusst geworden, dass es um Klischees geht…

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Hinweis: Kaya Yanar spricht kein Wort türkisch oder arabisch. Seine Version von Kanak-Sprak ist also nach Ihrer und Bernds Logik Rassismus oder Diskriminierung in ihrer reinsten Form. Sein Charakter Ranjid diskriminiert darüber hinaus nach Ihrer und Bernds Logik die Inder. Authentisch ist an ihm somit nichts. Ihrem letzten Satz widerspreche ich mal, vielmehr wurde sich mit dem Typen im Trainingsanzug über die (deutsche) Unterschicht à la Mitten im Leben und co lustig gemacht, insbesondere also nicht über sich selbst.

Quelle: https://p.dw.com/p/1QJt

Faktensammler
2 Jahre zuvor

„Kanak Sprak“ ist ein Begriff, der durch den Autor Feridun Zaimoglu (Sohn türkischer Gastarbeiter) geprägt wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kanak_Sprak_%E2%80%93_24_Mi%C3%9Ft%C3%B6ne_vom_Rande_der_Gesellschaft
Im Kerncurriculum Deutsch des Landes Niedersachsen wird das Thema explizit aufgeführt. (S. 41 unten rechts)
https://cuvo.nibis.de/cuvo.php?p=download&upload=209

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Faktensammler

Der Roman ist im Wahlpflichtbereich und so mit optional. Ich vermute mal, dass er in der nächsten Zeit aufgrund dieses Aufruhrs nicht mehr so oft gelesen wird. Damit reduzieren sich die Tantiemen für den Autor.

Realist
2 Jahre zuvor

Sorry, das Verhalten der Lehrkraft ist in der heutigen Zeit einfach nur dumm. So etwas hätte man vielleicht noch in den 80er- oder 90er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts bringen können, aber heutzutage empfiehlt es sich als Lehrkraft absolut keine Angriffsfläche mehr zu bieten. Nur noch das offiziell zugelassene und genehmigte Lehrmaterial benutzen und schon ist man auf der sicheren Seite.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Die Märchenparodie war zugelassen.

Ansonsten bebe ich Ihnen recht. Ebenso ist es Schülern zu empfehlen, bei Äußerungen zu kontroversen Themen auf Linie zu bleiben. Beides ist zwar (Selbst-) Zensur und das Gegenteil von demokratischer Mündigkeit, aber dafür sicher.

Realist
2 Jahre zuvor

Ok, lese gerade, dass das Ganze aus einem DEUTSCHBUCH stammen soll. Da fragt man sich, warum die Schulaufsicht auf die Schule und die Lehrkraft losgeht und nicht auf das Ministerium, dass das Buch wohl genehmit hat.. als Lehrkraft ist man eben immer am Ar… und kann sich scheinbar nicht darauf verlassen, dass die vorgesetzten Behörden ihrer Arbeit richtig machen.

Also eine weitere Bestätigung meiner These: Nur noch hoffnungslose Fälle und unverbesserliche Idealisten sollten es sich in der heutigen Zeit antun, Lehrer zu werden. Alle anderen sollten einen weiten Bogen um diesen Beruf machen.

Bla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Darauf wollte ich Sie eben auch hinweisen. Aber haben Sie selbst super erfasst.
Wenn man als LuL sich noch nicht einmal auf solches – professionelle? – Material verlassen kann, wie sollte man dann noch mit guten Gewissen seiner Arbeit nachgehen.
Eigenes Material erstellen ist dann sowieso kritisch …
Konsequenz wäre demnach meine obige Forderung: Von Klasse 1-13 gesamtjährliches Material für alle Schulformen und Fächer als Standard (und Orientierung), auf den Lehrplan abgestimmt.
Das wäre tatsächlich auch mal was sinnvolles und würde v. A. Berufseinsteigern helfen. Diese (und nicht nur diese) sind sowieso oftmals überfordert und könnten dadurch zumindest teilentlastet werden.
Zudem müsste man dann an einigen Schulen sich auch nicht alles selbst als LuL auf private Kosten holen.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor

Man ( Lehrer) kann leicht behaupten, man hätte auch nichts dagegen, wenn „deutsche Proleten“ oder bestimmte „Frauen“ parodiert werden, da man ja auch dann nicht betroffen wäre.

Merke :
Es geht darum, SELBER gemeint zu sein und – ganz wichtig! – die Parodie muss von jemandem ausgehen, der über einem steht, mehr Gehör findet und Macht über einen hat (sprich :nach unten treten), denn das ist es ja, was von einigen hier verharmlost wird.

Also:
16 Kumis parodieren Lehrkräfte auf einer Galaveranstaltung für Eltern und Schulkinder und das Publikum biegt sich vor Lachen. Es fallen Begriffe und Hinweise wie Kaffeetrinker, Hochwürden, Dauerurlauber, kann nicht mit anpacken plus Beamtenklischees ect. Die Parodie endet mit der Lehrkraft, die falsch geparkt und ihr*sein Auto in den Schlamm gesetzt hat und sich zu fein ist im Regen das Auto mit aus dem Matsch zu schieben. Schlußsatz : Hunger, Pipi, kalt – so sind Lehrer halt! (gesprochen unter großem Applaus von Frau Gebauer)

Es gibt nur sehr wenige Lehrkräfte, die so viel Selbstbewusstsein haben, dass sie tatsächlich ehrlich mitlachen könnten und kein Problem damit hätten, wenn Andere meinen, diese Beschreibung träfe tatsächlich auf sie zu. Die meisten würden das nur Zähneknirschend ertragen aus Sorge, ansonsten auch noch als Spaßverderber zu gelten. Der größte Aufschrei aber, käme in DIESEM Forum! Unter anderem von Lera, Marc, ect ect…

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Glaube ich nicht. Wenn Sie „Lehrer“ durch „Schwarze“ oder „Frauen“ oder „queere“ ersetzen, wäre der Aufschrei wesentlich größer. Es geht halt immer um die Opferpyramide.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Nein, Georg. Ich höre das Wort Lehrer bashing schon, wenn nur über eine Lehrkraft, die irgendwo weit weg eine Straftat verübt hat, berichtet wird. Das Wort kommt schneller bei „euch“ als zB in queeren Foren, wenn es um queere Personen geht. Allein die Annahme, die Kumis würden so etwas bereits tun… Die kritisieren vielleicht etwas, fordern etwas oder deuten Vorurteile an. Es ist aber was anderes jemanden zu parodieren. Es scheint so, dass Lehrkräfte sich prozentual schnell auf den Schlips getreten fühlen, was dazu passt, dass sie in der Regel emotional und kommunikativ intelligente Personen sind und so etwas entsprechend genau hinterfragen. Genau deshalb finde ich es aber nicht nobel, im Bezug auf Kritik von türkischen Eltern und Schulkindern so unempathisch zu reagieren. Denn was du nicht willst, das man dir tut…
@Lera
Machen Sie es sich doch nicht so einfach und stempeln alle einfach als humorlos ab, die den einen oder anderen Humor geschmacklos finden – gerade diejenigen kennen sich mit den Thema vielleicht sogar besonders gut aus. Ich hatte schon als Kind einen ausgezeichneten, trockenen Humor und bringe damit heute auch auf der Bühne Leute zum Lachen. Und genau dort (auf der Bühne) muss man sich damit befassen, welcher Humor humorvoll und niveauvoll ist und welcher einfach nur platt auf Kosten Anderer geht. Dazu kommt es auch immer auf den Kontext an. Es ist ein Unterschied, ob welche von „unten“ , zB Schulkinder einen Witz über Lehrer*innen öffentlich zur Schau tragen, also quasi über ihre „Vorgesetzten“, oder ob die Kumis, die euch eh schon an der Leine haben das tun.
Sklaven, die ihren Sklaventreiber parodieren, bewahren sich damit ihren Stolz und zeigen Stärke. Ein Sklaventreiber, der sich über Sklaven lustig macht, ist einfach nur billig. – Nur mal als ein extremes Beispiel. Die Formel gilt aber immer.

Bla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

@Indra Rupp

Davon mal abgesehen, dass das sowieso nahezu durchweg durch einige Politiker (-> faule Lehrkräfte) gemacht wird:

Wenn es um Stereotypen geht, dann natürlich auch die LuL. Das sind halt Stereotypen der Gesellschaft. Darunter gehören wohl auch die von Ihnen genannten. (Dazu Besserwisser, Dauerbeobachter bei anderen Arbeiten – „Steht hinter KFZ-Ler und weiß alles besser“, alle Jahre das selbe Material verwenden, nur halbes Studium, usw.)

Natürlich gehört sowas bei Stereotypen von Berufsgruppen dann dazu. 🙂

Es ist halt auch ein Unterschied, ob man das wirklich als Stereotypen behandelt oder eben als „echt“ für ALLE betreffend.

Das Problem ist eben hierbei bspw.:
Wenn im Lehrplan (und gesellschaftlich) die Behandlung von Ethik von Gruppen, Sekten, Esoterik, Integration und Inklusion, Religionen, Politik, kulturelle Vielfalt, Stereotypen, Dialekten usw. usw. vorhanden sind, dann wird es zwangsläufig zu Komplikationen kommen. Irgendwer fühlt sich halt immer auf den Schlips getreten.

AusderPraxis
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bla

Ich habe meiner Nachbarschaft beigebracht: „Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei!“
Also, eine Aufgabe übernehme ich vormittags bis 14 Uhr, Widerspruch dulde ich erst nachmittags ab 14 Uhr.
Klappt prima!

Ironie off.

AusderPraxis
2 Jahre zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Die Betreuung von Katzen ist da natürlich ausgenommen. Bin ja kein Unmensch!

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Hm ja… Für jemanden, der sich hauptberuflich im Namen Dritter empört, ist es wahrscheinlich naheliegend anzunehmen, dass alle anderen Menschen genauso humorlos sind, wie man selbst.