Perspektiven der Lehrerausbildung: Wie bringen angehende Lehrkräfte das, was sie an den Unis lernen, in den Unterricht?

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BERLIN. Die Corona-Krise wirbelt die Schulen durcheinander – und auch die Lehrerausbildung in der zweiten Phase, dem Referendariat, bekommt die Folgen zu spüren. Absolventinnen und Absolventen klagten über verschobene Prüfungen, weniger Unterrichtsbesuche und Seminare als Online-Veranstaltungen. Kommen nun Junglehrerinnen und -lehrer in die Schulen, denen wichtiges Rüstzeug für ihre künftige Berufspraxis fehlt? Helmut Klaßen, Bundesvorsitzender des Bundesarbeitskreises (bak) Lehrerbildung, der bundesweit Ausbilderinnen und Ausbilder vertritt, gibt im Interview Entwarnung – teilweise jedenfalls.    

Helmut Klaßen, Bundesvorsitzender des bak Lehrerbildung. Foto: bak Lehrerbildung

News4teachers: Die Corona-Krise hat die grundsätzlichen Probleme der Schulen, so heißt es, nochmal verschärft – gilt das auch für die Lehrkräfteausbildung?

Helmut Klaßen: Die Pandemie hat selbstverständlich einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Lehrkräfteausbildung gehabt und hat sie immer noch. Die Situation würde ich aber nicht als dramatisch bewerten. Natürlich, wenn jemand in Quarantäne muss, dann fällt er/sie aus, dann klafft eine Lücke – das gilt für die Kollegien in der Schule und das Problem haben wir in der Lehrkräfteausbildung ebenso.

Nun plagt uns diese Pandemie ja seit mittlerweile zwei Jahren und es hat durchaus ein Veränderungsprozess stattgefunden. So manche Ausfälle sind tatsächlich mittlerweile relativ gut kompensierbar. Wenn Seminare digital, also in Distanz stattfinden, dann ist das eine Möglichkeit, die funktionieren kann. Das funktioniert sicher nicht so gut wie in Präsenz. Bundesweit höre ich aber, dass die Seminare trotz der Pandemie ihrer Arbeit in angepasster Form niveauvoll und mit hoher Qualität nachgekommen sind. Und dass trotz meist zurückgehender personeller und finanzieller Ressourcen.

Ich möchte die Probleme aber auf keinen Fall beschönigen. Wir sind froh, wenn wir die Pandemie hinter uns gelassen haben und die Seminarräume wieder so belegen können, wie das vorher der Fall war. Der direkte persönliche Austausch hat durchaus eine andere Qualität als im digitalen Raum. Aber ich denke, wir haben mittlerweile Verfahren entwickelt, die praktikabel sind.

Wenn ich an ein grundsätzliches Problem bei der Lehrkräftebildung denke, dann geht es dabei vor allem um eine kohärente Verschränkung von Theorie und Praxis. Wie bringen angehende Lehrkräfte das, was sie an den Unis lernen, in den Unterricht? Das ist ein wichtiger Punkt in der Lehrkräfteausbildung, der weitergedacht werden muss – und da geht auch während der Coronakrise weiter, zumindest gedanklich.

Der Kongress „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“, der im November in Berlin veranstaltet wurde, hat sehr gute Beispiele für eine bessere Verbindung der Ausbildungsphasen auf den Tisch gebracht. Leider wird dabei fast ausschließlich an die erste Phase gedacht. Eine engere Verzahnung und ein damit einhergehender Transfer kann im Rahmen der Qualitätsoffensive nur funktionieren, wenn die zweite Phase in die Forschung integriert und mit entsprechenden Ressourcen versehen wird. Dieser vernetzende, phasenübergreifende Gedanke muss weitergedacht werden – ob mit oder ohne Corona.

News4teachers: In Bezug auf die Weiterentwicklung der Lehrkräfteausbildung ist aus Ihrer Sicht Corona kein Stoppsignal gewesen?

Helmut Klaßen: Es ist definitiv weitergegangen. Im ersten Coronajahr ist man in allen Richtungen ausgebremst worden, aber es wurden Wege gefunden, um weiterzugehen.

Es gibt in den einzelnen Bundesländern bereits unterschiedliche praxisorientierte Verzahnungen zwischen Uni und Seminar: Praxissemester, personelle Überschneidungen, Runde Tische mit Abgleich der Modulhandbücher der Uni und den Ausbildungsplänen der Seminare. Das sind Anfänge, welche weitergedacht werden dürfen. In Folge werden dann die zu lösenden Probleme deutlich, Stichwort: Ressourcenausstattung in der zweiten Phase. Viele Ideen, die in der ersten Phase beziehungsweise auch in kooperativen Zusammenhängen entstehen, sind nicht mit Ressourcen unterlegt und da wird es auf jeden Fall haken, egal ob wir Corona haben oder nicht.

News4teachers: Die Digitalisierung ist im vergangenen Jahr mit Schwung über die Schulen gekommen – auch über die Lehrkräfteausbildung?

Helmut Klaßen: Ganz klar: Ja. Es hätte viele, viele Jahre gedauert, um den Stellenwert der Digitalisierung oder auch nur die Möglichkeiten, die Digitalisierung bietet, so auf den Punkt zu bringen, wenn wir nicht durch die Krise herausgefordert worden wären. Ich kann das Beispiel einer Kollegin anführen, die vorher gemeint hat, „nee, damit muss ich mich nicht mehr auseinandersetzten. Ich habe noch sechs Jahre bis zur Pensionierung. Da komme ich drumherum“. Mittlerweile ist sie begeistert auf einer Lernplattform unterwegs, sie macht Videokonferenzen, ohne mit der Wimper zu zucken, hat alle Ängste und Hemmungen abgebaut – und das wäre ohne den Druck niemals so passiert. Ich gehe davon aus, dass wir durch die Digitalisierung eine Flexibilität gewinnen werden und künftig von einem anspruchsvollen Mix aus Präsenz- und Distanzveranstaltungen, aber auch asynchronen Angeboten profitieren werden.

News4teachers: Sind die Ausbilderinnen und Ausbilder denn grundsätzlich selbst genügend fürs Lehren und Lernen mit digitalen Medien ausgebildet?

Helmut Klaßen: Das ist ein weites Feld. Ich würde mal sagen, das Gros ist mittlerweile mit der Technik vertraut. Aber: Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich ihre Kenntnisse selbst aneignen müssen. An systematischen Fortbildungen hapert es nach wie vor. Entsprechende Veranstaltungen gibt es zwar mittlerweile, das finde ich sehr positiv, aber es braucht auch Zeit, diese Fortbildungen nutzen zu können. Zudem braucht es Zeit, das in der Fortbildung Erlernte für die Praxis anwendbar zu machen. Diese Zeit wird den Ausbilderinnen und Ausbildern nicht eingeräumt, und das ist mein großer Kritikpunkt. Hier spreche ich zunächst einmal nur von den technischen Fertigkeiten. Dazu kommt eine digitale Medienkompetenz, die deutlich mehr bedeutet, als sich mit den technischen Gerätschaften auszukennen. Gemeint ist Medienerziehung, Mediendidaktik und die damit verbundene Haltung.

News4teachers: Also, wenn in der Ausbildung der Lehrkräftenachwuchs auf eine digitale Welt eingestimmt werden soll, dann sollten die Ausbilderinnen und Ausbilder auch davon überzeugt sein…

Helmut Klaßen: Es muss gelebt werden. Ich erfahre in vielen Bereichen, dass der Wille da ist, aber es fehlt die Ressource Zeit, um sich so fundiert damit auseinanderzusetzen, damit man eine digital unterstützte Pädagogik wirklich leben kann. Es gibt in den Ländern verschiedene Beispiele die zeigen, wie Digitalisierung unterstützend wirken kann, beispielsweise als eine große Chance zur sinnvollen Individualisierung, Stichwort „Diklusion“, also Digitalisierung und Inklusion. Deshalb fordert der bak ja schon seit Langem – auch schon vor der Pandemie –, dass die notwendigen Ressourcen für das konzeptionelle Arbeiten, für die Implementierung und Realisierung neuer Konzeptionen für alle die an der Ausbildung beteiligt sind, bereitgestellt werden. Das ist etwas, was die Politik nicht sieht.

News4teachers: Bringen die jungen Leute vielleicht ohnehin schon das mit, was sie brauchen, um auch digital künftig unterrichten zu können – als sogenannte „digital natives“?

Helmut Klaßen: „Digital natives“ sehe ich derzeit noch nicht in die Schule hineinströmen. Natürlich ist das individuell sehr verschieden. Im Prinzip ist hier auch die erste Phase der Lehrerbildung, die universitäre, stärker gefordert.

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News4teachers: Im Herbst haben Sie den bak-Seminartag veranstaltet, auf dem ein Ausblick auf die Schule der Zukunft gegeben wurde. Dabei wurde vor allem deutlich, wie sehr es des Teamworks in den Kollegien bedarf, um den wachsenden Anforderungen gerecht werden zu können. Werden künftige Lehrkräfte darauf vorbereitet? Oder bilden wir noch immer Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer aus?

Helmut Klaßen: Teamwork spielt eine sehr große Rolle. Das multiprofessionelle Zusammenarbeiten in Schule ist anerkannt und wird in der Ausbildung als Ansatz mitgedacht. Bereits 2013 gab es zum Thema „Kooperationen und multiprofessionelle Teams“ einen bak-Seminartag. Auf dem Seminartag im vergangenen Jahr ist aber auch deutlich geworden, dass die Situation an der jeweiligen Schule eine wichtige Rolle spielt, wie die Kolleg*innen auf professioneller Ebene im Team miteinander umgehen. Es ist in Heidelberg deutlich geworden, dass nicht nur multiprofessionelle Teams, sondern vor allem auch die kollegiale Kooperation eine Voraussetzung darstellt, um eine professionelle Stabilität in einer komplexen und sich verändernden Berufswelt zu gewinnen.

News4teachers: Die Corona-Krise hat in der Bildung viele Themen überschattet, die jahreslang die Debatte bestimmt haben: Heterogenität der Schülerschaft, Inklusion, individuelle Förderung – kann eine gute Lehrkräfteausbildung ausgleichen, was die Politik mit schlechter Ressourcenausstattung verbaselt?

Helmut Klaßen: Die Themen bleiben. Sie verschwinden weder durch die Pandemie noch durch die Digitalisierung. Natürlich bleibt die Heterogenität der Schülerschaft als zunehmende Herausforderung auf der Tagesordnung. Aber auch große Themenfelder der KMK, wie beispielsweise „Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis in der Schule“,  „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ oder die KMK Empfehlungen aus dem vergangenen Jahr zum Thema „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“, welche alle eng miteinander verbunden sind, müssen zwingend Thema in Schule und somit auch in der Lehrkräftebildung sein. Der bak ist hier in allen Themenbereichen aktiv durch Veröffentlichungen in unserer Zeitschrift „SEMINAR“ oder auch durch unterstützende Veranstaltungsangebote.

News4teachers: Stichwort Seiteneinstieg: Wie ist dabei die Lage – müssen wir immer noch erleben, dass Nicht-Pädagogen ohne weitere Qualifizierung vor eine Klasse gestellt werden?

Helmut Klaßen: Der Lehrkräftemangel besteht – und wird uns definitiv noch länger beschäftigen. In einigen Bundesländern ist die Problematik nicht nur seit Jahren präsent, sondern immer noch weiter zunehmend. Wir werden auch künftig mit Quer- und Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf zu tun haben. Entscheidend ist dabei, das hat der bak schon vor der Pandemie ganz klar formuliert, dass eine adäquate Qualifizierung erfolgen muss. Hier gibt es in den Bundesländern verschiede Ansätze, in der die Ausbilder*innen der zweiten Phase sehr gute Arbeit leisten.

Der bak hat hier klare Forderungen formuliert: Grundlegende Voraussetzung ist zunächst, dass eine gute fachliche oder berufliche Praxis vorhanden ist. Darüber hinaus muss aber auch eine Prüfung der Einstellungseignung erfolgen, an der auch Ausbilder*innen der zweiten Phase beteiligt sind. Es sollte eine fundierte Einschätzung dazu geben, ob es überhaupt Sinn ergibt, diese Person für den Schuldienst auszubilden.

News4teachers: Ist das denn in allen Bundesländern gegeben?

Helmut Klaßen: Ich sehe durchaus gute Modelle in verschiedenen Bundesländern, die aber an verschiedenen Stellen gewissen Optimierungsbedarf haben.

News4teachers: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten – welche wären das?

Helmut Klaßen: Den ersten Wunsch leite ich aus der Berliner Erklärung des bak ab. Die Lehrkräftebildung an Universitäten und in der zweiten Phase muss den gesellschaftlichen Veränderungen und auch den schulischen Herausforderungen gerecht werden können. Die Bildungspolitik hat für die Lehrkräftebildung in den Ausbildungsseminaren dann die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und das meint vor allem, die notwendigen Ressourcen zu stellen. Ich bin seit zwanzig Jahren in diesem Bereich tätig – und erfahre seit zwanzig Jahren an allen Stellen nur Kürzungen und das führt nicht zu einer positiven Qualitätsentwicklung. Da muss die Bildungspolitik definitiv umdenken.

News4teachers: Wunsch Nummer zwei?

Helmut Klaßen: Dass die Lehrkräftebildung im Kern phasenübergreifend gedacht und dieser Entwicklungsprozess so ernstgenommen wird, dass auch hier für die Entwicklung in der zweiten Phase angemessene Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Ich habe bei dem QLB-Programmkongress wirklich gute Ansätze gesehen, aber bei nahezu jeder Initiative war es so, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder der zweiten Phase sich quasi ehrenamtlich engagiert haben – ohne dass in irgendeiner Form eine Ressource geflossen wäre. So kann das aber nicht funktionieren.

Die Anschlussfähigkeit der Ausbildung in der Zweiten Phase muss früh mitgedacht werden. Eine qualitativ hochwertige Lehrerausbildung wird vor allem durch die Zweite Phase gesichert, da die kohärente Verschränkung von Theorie und Praxis ihr Alleinstellungsmerkmal ist. Nur durch die Zweite Phase der Lehrerausbildung sind zudem kontinuierliche personelle Begleitung und personenorientierte Beratung zur Stärkung einer selbstreflexiven Persönlichkeit gewährleistet, da dies von den Universitäten nicht geleistet werden kann.

Im Übrigen sollte hier auch die Berufseingangsphase als Zwischenschritt zwischen der zweiten und dritten Phase und die dritte Phase selbst, also die Lehrkräftefortbildung, Berücksichtigung finden. Diese kann neu und effektiver gedacht und mit der Ausbildung in der zweiten Phase verknüpfen werden. Ich sehe hier große Synergien. Ich konstruiere mal ein Beispiel: Ich besuche als Lehrkraft eine systematisch abgestimmte Online-Fortbildung. Der Rahmen dieser Fortbildung beinhaltet ebenso, dass die Inhalte im Unterricht ausprobiert und hospitiert werden. Dieser Berater ist dann ein Ausbilder oder eine Ausbilderin aus der zweiten Phase. Dessen oder deren Job ist es ja schließlich, Unterrichtsberatung anzubieten. Dies sollte bewertungsfrei ablaufen. Es geht hier um eine persönliche Weiterentwicklung. Hier sehe ich eine wirklich hohe Effektivität von Fortbildungen.

News4teachers: Und der dritte Wunsch?

Helmut Klaßen: Dass die vorhin genannten Themenfelder Demokratiebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung oder Digitalität hier nicht mehr genannt werden müssen, sondern im Umfeld Schule und Gesellschaft selbstverständlich gelebt werden. Andrej Priboschek führte das Interview.

Wie können Lehrer der zunehmenden Heterogenität erfolgreich begegnen? bak-Seminartag macht deutlich: Nur im Team!

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Jubilae
1 Jahr zuvor

Ganz ehrlich bin ich froh, dass ich das Wissen, bzw. die Inhalte, welche ich im Studium erfahren habe, nicht in die Schule einbringen muss. Es war dermaßen realitätsfern und auch zusammenhanglos. Ich hatte vieles im Referendariat aufgehoben, um spätestens bei meiner Festanstellung zu merken, dass das alles nicht nutzbar ist.
Wirklich gelernt habe ich über ehrenamtliche Jugendarbeit, die mehr wert war als das Studium!
Es hat sich in 20Jahren bestimmt einiges geändert, ich glaube aber bei „alten Kähnen“ wie Uni und Schule nicht daran, dass es viel war.

Katinka
1 Jahr zuvor

Warum sollte ich das von der Uni an die Schule bringen? Das nützt mir da fast gar nichts! Das Studium hatte bei mir wenig mit dem tatsächlichen Lehrerjob zu tun, viel zu theoretisch; erst im Referendariat habe ich gelernt, was es bedeutet, Lehrer*in zu sein.

Ist das heute anders…?

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Katinka

Nein! Ich betreue gerade Praktikantinnen. Von der Uni mitgebracht haben Sie eine irre lange Einheit mit dem Auftrag diese an der Schule durchzuführen. Das musste ich leider ablehnen, da diese Einheit nicht mit dem Kerncurriculum für GS zu begründen ist und auch nicht zu unserem schuleigenen Arbeitsplan passt. Da frage ich mich tatsächlich, wie realitätsfern sind die da an der Uni und was bilden die sich eigentlich ein, dass sie mir vorschreiben wollen, was in meinem Unterricht stattfindet. Ich bin gebunden an das Kerncurriculum und an den schuleigenen Arbeitsplan, aber nicht an die Idee irgendeines Uni-Dozenten (der vielleicht zu dieser Einheit ein Buch herausgeben will, oder was immer ihn zu diesem Ansinnen bewegen mag). Die Studentinnen sitzen natürlich irgendwie dazwischen Zu unseren Unterrichtsinhalten fehlt ihnen Fachwissen.
Aber bei mir vor ca. 40 Jahren war es auch nicht anders. Ich habe mir im Laufe meiner Berufslsufbahn sehr viel autodidaktisch angeeignet wie wohl fast jeder Lehrer. Btw: Wie gut wir Lehrer als Autodidakten sind haben wir mit dem Online-Unterricht unter Beweis gestellt. Auch wenn oft daran herumgemäkelt wird: Diesen Unterricht haben wir ohne eine Anleitung und ohne eine Anweisung kollektiv gewuppt.

Jaro
1 Jahr zuvor

Leider ist vieles was man an der Uni lernt fernab jeglicher Realität. Die Didaktikveranstaltungen sind teilweise gewinnbringend für die Zukunft nutzbar. In meinem Fall als Lehramtsstudent mit Fach Musik ist der Klavier- und Gesangsunterricht natürlich noch sinnvoll. Aber den Rest könnte man sich wirklich schenken.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jaro

Daaa haste Recht!
Die Uni ist nur gut, wenn du Fächer studierst, wo man tatsächlich etwas „können“ muss, was nicht wirklich jeder, bei guter Intelligenz, leisten kann! Z. B auch die Fächer Sport und Kunst!

Sami
1 Jahr zuvor

Was genau sind denn die Inhalte der hochqualifizierten LuLAusbildung? Wenn die Ausbildung an der Uni so ein Quatsch ist, warum ziert man sich dann so bei Quereinsteigern? Und was genau ist der Mehrwert des Refs? Mal zu erleben, wie es ist, wenn man unterrichtet? Oder die Begleitung?

Thomas Höhmann
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sami

Superlogisches Argument! Allerdings… Logik ist im Schulsystem unerwünscht – nach meiner Erfahrung. Man kriegt immer bloß Politsprech als Antwort. Und man macht sich obendrein auch noch unbeliebt! Apropos „Demokratie vorleben“…

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sami

Ernst gemeinte Frage, da nicht Lehramt studiert?

Mal paar kurze Gedanken:
– Die Praktika sind oft zu realitätsfremd – bisschen Unterricht zuschauen und vllt. mal eine Stunde oder zwei halten … Zudem sind sie zeitlich meiner Meinung nach viel zu kurz -> hier müsste man eher mal ein Praxissemester/-jahr studienbegleitend machen
– Die (vertieften) Fächer sind oft zu weit weg an der Schulrealität … Klar ist Fachwissen wichtig und nötig, aber man kann es auch übertreiben, v. A. wenn dadurch andere Sachen nicht im Studium vorkommen oder zu kurz kommen
– An einigen Unis ist ebenfalls Personalmangel … Wenn man keinen Dozenten für GS/MS findet, machts eben ein Gymnasiallehrer/-dozent. Selbst oft keine Ahnung von der Schulart. Ebenfalls viele Profs, denen das Didaktische dann fehlt (wofür sie nichts können! Liegt einfach am System)
– GS/MS-LuL haben „nur“ 4 Fächer (in Bayern) im Studium. Unterrichten aber normalerweise (fast) alle Fächer (im Berufsleben).
– Berufsschule ist wegen der Akademisierung des Berufs schwierig … Man sollte ja schließlich studiert haben. Das durchzusetzen würde wohl auch auf massiven Gegenwind stoßen, egal wie sinnvoll das wirklich wäre

– Das Referendariat ist viel Glückssache … Bezirk, Schule, Seminarleitung, Prüfer/innen, Kollegium, Betreuung, Rektor/in, Materialien/Rahmenbedingungen. Demnach gibt es halt auch gute Seminare und sehr sehr schlechte. Natürlich muss man sich dann auch mal stärker anpassen und mal weniger.
– Die Pflichtstunden sind im Referendariat eher gering, dafür verdient man auch lächerlich wenig. Über zu wenig Arbeit kann sich normalerweise trotzdem kaum jemand im Ref. beschweren.
– Die BUVs usw. sind ein reines Theaterspiel in vielen Seminaren … Hat auch kaum bis nichts mit der Realität zu tun.
– BUVs werden häufig einfach nur kritisiert, statt sinnvoll auf gleicher Ebene miteinander umzugehen/zu arbeiten. Hierarchie ist hier nicht gerade selten der Fall. Hier könnte man bspw. eine BUV vorbesprechen und der/die Seminarleiter/in „korrigiert“ – wenn es klappt, super für alle. Wenn nicht, dann kann sich die Seminarleitung auch selbst reflektieren bzw. gemeinsam.
– Auch Seminarleitungen stellen mal ihren Unterricht vor, wenn sie doch die Weisheit mit dem Löffel gegessen haben. Dann darf man hier auch kritisieren … Wer austeilt, der muss auch einstecken können. Dachte Vorbildfunktion und voneinander lernen wäre wichtig?
– Das Ref könnte man freiwillig anbieten – wenn es sinnvoll und gut gemacht wird, werden mit Sicherheit genug das Angebot annehmen, wenn nicht, dann sollte man es besser machen…

Den „Mehrwert“ des Refs ist unterschiedlich. Geht vom sehr guten und strukturierten Seminar auf Augenhöhe bis hin zum Burnout und der Berufsflucht.

Thomas Höhmann
1 Jahr zuvor

Das ganze Schulsystem ist demokratiefeindlich. Anderenfalls wäre es ja erlaubt, dass einzelne Schulen mal eine radikal andere Form der Bildungsproduktion ausprobieren… Damit die anderen das im Erfolgsfall kopieren können!
Das wird aber nicht erlaubt. So bleibt die Misere der Schule – alternativlos.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas Höhmann

Es gibt doch etliche Schulversuche, auch Laborschulen und ähnliches. Aber soll wirklich jeder freie Hand haben, nach Belieben zu experimentieren? Was passiert denn Ihrer Meinung nach im Misserfolgsfall? Hat es nicht schon jede Menge Misserfolge gegeben?
Lernen könnte man allerdings davon, wie das im benachbarten Ausland gemacht wird. Aber da ist auch nicht alles Gold was glänzt.

Fr.M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

…wird aber immer wieder als Gold dargestellt, auch wenn es überhaupt nicht stimmt.

dickebank
1 Jahr zuvor

Warum sollte es im Lehramtsstudium auch anders sein als in anderen Studiengängen.

Lera
1 Jahr zuvor

Der Status Quo der „Verzahnung“ ist, dass man im Ref als erstes zu hören bekommt, man solle den ganzen Uni- Quatsch möglichst schnell vergessen, denn jetzt fange die echte Ausbildung an.

Lera
1 Jahr zuvor

Ach ja: Das Ref ist dann genauso realitätsfern wie das Studium, aber auf einem intellektuellen Niveau, das die Seminarleitungen noch beherrschen, sprich wenig bis gar nicht fundiert. PowerPoint Folien mit Schlagworten, dafür ohne Quellen.

laromir
1 Jahr zuvor

Also bei mir war es umgekehrt. In der Uni viel Wissen erworben, gerade für Sek II wichtig, damit man genug Ahnung hat. Didaktik war mal besser mal schlechter. Aber man hatte ja immer die Möglichkeit für Praktika. Dafür war das Ref fernab jeder Schulrealität. Da gab es wenig, was man mitnehmen konnte.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Ganz so unnütz ist die Universitätsbildung nun doch nicht, wie hier manche so behaupten. Es wird ein wissenschaftliches/philologisches Fundament geschaffen, das man natürlich nicht eins zu eins an den Schulen umsetzen kann, aber dieses Hintergrundwissen prägt den Bezug zum Fach und die Lehrweise desselben. Ohne Uni, nur mit Quereinsteigertum ohne wissenschaftliche Basis stelle ich es mir ziemlich chaotisch vor, den Schülern Lernmethoden oder organisiertes, teils auch wissenschaftliches Arbeiten beizubringen. Pädagogik ist immens wichtig, aber auch ein höherer Einblick in die Materie. Natürlich brauche ich die meisten Inhalte der Uni nicht mehr (außer den Grammatikkursen, Sprechfertigkeit in Englisch etc.), was will ich mit Altenglisch in der Schule? Dennoch hat man mit diesem Wissen gewisse Blickwinkel, die man oft auch auf ein einfaches Niveau herunterbrechen kann. Manchmal stolpert man über ein Wort, das z.B. die geschichtliche Entwicklung interessant macht.
Davon abgesehen, von der Referendarzeit habe ich mir mehr erwartet. Das war mir auch viel zu theoretisch, und spätestens da muss der Praxisbezug (und zwar der normale, nicht der ideale) hergestellt werden. Die Ausarbeitung für eine Schulstunde hat ungefähr 5 Stunden gedauert und ist in der realen Unterrichtswelt gar nicht machbar. Die Zeit könnte man sinnvoller nutzen. Ich muss sagen, ich habe aus meiner Uni-Zeit mehr mitgenommen als aus der Referendarzeit, nie mehr habe ich in die unzähligen Unterlagen geschaut, und wenn, dann im Unterricht festgestellt, dass sie nicht brauchbar sind. Das Unterrichten lernt man erst als vollwertiger Lehrer, wobei die ersten Jahre sehr anstrengend sind, da man feststellt, dass man kein Konzept an die Hand bekommen hat. Wenn man Glück hat, bekommt man Hilfe von erfahrenen Kollegen, deren Tipps und Materialbereitstellung mehr wert sind als die Referendarsausbildung, die mir aber wenigstens oft nahegebracht hat, wie man es nicht macht. So habe ich das zumindest erlebt. Das ist mehr als 30 Jahre her, ich denke, da hat sich viel geändert.

Dorothee
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Ein kurzer Einwurf von einer Quereinsteigerin – selbstverständlich haben wir ein Fachstudium, dass in weiten Teilen sogar umfassender war als das der Lehrämtler, schon allein, weil wir uns nur auf die Fächer konzentriert haben. Ein Diplom oder Master sind zwingend erforderlich für den Quereinstief und auch nur die dort studierten Fächer werden unterrichtet. Dies giltsowohl für Vertretungslehrer als auch für Seiteneinsteiger. Seiteneinsteiger können zusätzlich berufsbegleitend noch 2 Jahre eine Art Referendariat machen und sind dann vollwertige LehrerInnen. Unsere Ausbildung ist damit definitiv nicht schlechter als die von Lehrämtlern und der höhere Praxisbezug bzw. oft jahrelange Erfahrung in ehrenamtlicher Jugendarbeit sind auch sehr förderlich beim Unterrrichten!

SB
1 Jahr zuvor

Ab dem Moment an dem die Politik erkennt, dass unserer so unglaublich vielschichtiger Beruf, ein viel höheres Maß an Praxisanleitung benötigt und an Begleitung durch die ersten Jahre als Lehrer….

Ab dem Moment werde ich wirklich von Ausbildung sprechen….

Aktuell ist es in hier bei mir (Ausbildungslehrer Sek 1 BW) nur folgendes….

Ein hochtheoretisches Studium, dass dann in einen Crash-Kurs von Feb-August übergeht und dann nach einem weiteren halben Jahr zur Prüfung führt….um während dieser Zeit super guten Unterricht als billige Lehrkraft zu halten.
Von wegen 1 1/2 Jahre Referendariat….

Meinen Referendaren sag ich immer das Gleiche:
1. Das Referendariat ist ein reiner Stresstest
2. Wirklich ausgelernt ist man erst nach zwei Jahren mit vollem Deputat und das am besten in Begleitung einer gestandenen Lehrkraft.
3. Die Prüfung am Ende ist nur die Zugangsberechtigung zum Arbeitsmarkt.

Ich achte darauf, dass meine Refis viel sehen, erfahren, entdecken und ausprobieren können. Aber in der kurzen Zeit schafft man nicht alles und vieles was an theoretischen Wissen angehäuft wurde prallt auf die Realität und auf zum Teil völlig falsche Vorstellungen. Dies betrifft nicht nur die Didaktik sondern leider oft hauptsächlich die Pädagogik….

Chorleiterin
1 Jahr zuvor

Ich persönlich habe immer wieder erlebt, dass angehende Lehrer/ Referendare nicht gut bzw. nicht ausreichend angeleitet wurden/ werden konnten.
Man hat irgendwie schon fertige Lehrer erwartet und die Studenten auch als solche “ missbraucht“ , d.h. sie vorzeitig als vollwertigen Lehrerersatz verwendet.
Im Lehrerzimmer wurde immmer nur schlecht über sie geredet und wie beratungsresistent sie seien.Und dann wundert man sich über fehlenden Nachwuchs.
Sicherlich muss auch über eine erhöhte Vergütung, bessere Anerkennung bzw. Erhöhung der zur Verfügung stehenden Zeit der Mentoren nachgedacht werden, denn der Job ist nicht einfach mal so nebenbei zu erledigen, zumal wenn sie selbst auch voll im Unterricht eingesetzt sind.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Chorleiterin

Das ist sicher richtig. Ich betreue die Praktikantinnen derzeit für lau, werde wegen der vielen Cotona-Fälle im Kollegium in meiner Beratungsstunde öfter mal für Vertretung eingesetzt, und kann dieser verantwortungsvollen Aufgabe neben meiner vollen Stelle gar nicht gerecht werden. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich meine Pausen als Maskenpause brauche und in dieser Zeit keine Besprechungen durchführe. Dazu kommen eben noch gewisse Vorbereitungsdefizite seitens der Uni. Bei Fortbildungen, die ich zur Vorbereitung auf die Praktikantinnen hatte, haben Hinweise, wie man damit umzugehen hat, wenn die Praktikanten ihre Aufgaben nicht vernünftig wahrnehmen, erstaunlich viel Raum. Ich habe den Eindruck, hier werden Aufgaben, die die Uni hat, einfach mal auf die Lehrer abgewälzt. Wir können ja alles, auch für A12 Lehrer nebenbei ausbilden.

Georg
1 Jahr zuvor

Die fachwissenschaftliche Hochschulausbildung war bei mir völlig am Bedarf vorbei, selbst wenn man das über den Tellerrand schauen großzügig berücksichtigt, weil zusammen mit den Diplomern. Die pädagogische Hochschulausbildung zusammen mit den Hauptfachmagistern war weitestgehend nutzlos, die didaktische Hochschulausbildung kaum vorhanden. Wirklich gelernt habe ich das Handwerk im Referendariat und gefestigt während der ersten fünf Jahre Vollzeit.

Digitalisierung braucht die Hochschule meiner Meinung nach nicht zu vermitteln, weil sich das Thema zu schnell entwickelt, auch kann das Referendariat nur den Willen dazu motivieren.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Zudem gibt es immer noch keine Endgeräte, welche auch funktionieren und sinnvoll einsatzbereit wären an vielen Schulen.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Nach meiner Meinung gilt folgendes:
– die Ausbildung an der Uni ist völlig realitätsfern. Die Umsetzbarkeit in der Realität geht gegen Null
– Die Ausbildung im Landesseminar kennt zwar die Realität, ignoriert diese jedoch total.
Alle Lehrproben laufen nach dem PiPi Langstrumpf Prinzip „Wir machen uns die Welt widde widde wie sie uns gefällt.“
Wehe dem Referendar der das Landes Seminar versehentlich auf die realen Rahmenbedingungen aufmerksam macht. Die Strafe in Form einer schlechten Note ist vor programmiert.

Der Ausbildungserfolg der angehenden Lehrer steht und fällt weitgehend mit dem Einsatz und der Hilfsbereitschaft des Betreuers und der Kollegen an der Schule.

Mel
1 Jahr zuvor

Ich kann mich den Kommentaren nur anschließen, die das Studium und weitgehend auch das Referendariat als zu ideologielastig und realitätsfern bezeichnen.
Erst in der Praxis und durch hilfreiche Lollegen und Kolleginnen habe ich gelernt, worauf es beruflich und im Umgang mit Kindern ankommt. Im Studium wurde ich durch die Vermittlung falscher Vorstellungen und Versprechungen mehr „verbildet“ als sinnvoll vorbereitet.

ysnp
1 Jahr zuvor

Ich habe an einer PH in Baden- Württemberg studiert und fand mein Studium als Grundlage gut. Es war eine gute Durchmischung zwischen Theorie und Praxisbezug. Ich finde es im Gegensatz zu manchen anderen wichtig, die theoretischen Hintergründe von Themen kennenzulernen, damit man sich darüber ein Urteil bilden und die Praxis/praktische Umsetzung einordnen kann.
Das Referendariat fand ich eher mittelmäßig von dem, was angeboten wurde, doch da hatte ich gute Unterstützung durch erfahrene Lehrkräfte.
Im Laufe meines Berufes habe ich mich ständig weitergebildet bzw. wurde weitergebildet. In meinen Augen ist das ein ganz natürlicher Prozess: Studium als Grundlage, Optimierung und Anpassung durch Berufserfahrung und ständige Evaluation, Teamwork und Weiterbildung. In der Schule erwarten uns so viele Situationen, die gelöst werden müssen. Dazu ist es sowohl wichtig, sein Handwerk grundlegend zu kennen als auch bereit sein, sich solchen Situationen zu stellen und Lösungen zu suchen. Von Jahr zu Jahr verändern sich Situationen, deswegen muss man immer wieder sein Handlungsrepertoire aktualisieren.
Von fertigen Studenten erwarte ich nicht unbedingt, dass sie sich so einbringen können wie jemand, der diesen Berufsprozess schon jahrelang hinter sich hat.

Soso
1 Jahr zuvor
Antwortet  ysnp

Mich würde interessieren, zu welcher Zeit Sie Ihr Studium an einer PH in Baden-Württemberg absolviert haben, ysnp. Ich denke, in Baden-Württemberg hat sich seit der Abwahl der langjährigen CDU-Regierung im Bildungssektor vieles erheblich verändert.

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Soso

Es war noch zur Zeit einer CDU- Regierung. Wie es aktuell an den PHs in Ba-Wü aussieht, da habe ich keinen Einblick.

Lena Krogmeier
1 Jahr zuvor

Ich fände das sehr gewinnbringend. Bin selbst Lehrerin und habe viele Jahre auch an der Uni in der Lehrerausbildung gearbeitet. Was bei den Überlegungen noch fehlt: die Schule wird ja dann mehr als bisher zum Ausbildungsort. Lehrerinnen und Lehrer zu dauerhaften Mentoren. Wenn die Studenten hier angeleitet werden sollen, braucht das Zeit. Vor- und Nachbesprechungen, gemeinsame Planung usw. Man kann nur von Entlastung sprechen, wenn das Stundendeputat zumindest etwas reduziert würde. Und dann wäre auch das Problem Lehrermangel leider nicht behoben.

ABC
1 Jahr zuvor

„Wie bringen angehende Lehrkräfte das, was sie an den Unis lernen, in den Unterricht?“
Ich kam mit der Schulpraxis erst besser zurecht, als ich mich nicht mehr anstrengte, all das im Unterricht zu verwirklichen, was ich als Studentin gelernt hatte.

Das Studium könnte vielleicht effektiver sein, wenn die Dozenten und Professoren alle paar Jahre dazu verpflichtet würden, selbst ein paar Monate lang in einer Schule zu unterrichten. Ihre Unterrichtszeit sollte dabei nicht zu knapp bemessen sein und mindestens die Hälfte der üblichen Wochenstunden betragen, damit sie unter halbwegs realistischen Bedingungen stattfindet.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Praxisbezug allen Beteiligten zugute käme und das Studium weniger theorie- und ideologielastig wäre, sondern zu den tatsächlichen Gegebenheiten an den Schulen und Schulkindern besser passte.

Felix
1 Jahr zuvor

Ein großes Problem beim Staatsexamen ist, dass man bei Umzug während des Studiums haufenweise LP auf der Strecke lassen muss, weil jedes Bundesland Lehrer anders ausbildet. Mit dem BA-MA System hat man wenigstens zwischendurch einen fertigen Abschluss in der Hand. Außerdem kann die Lösung für eine schlechte Uniausbildung nicht sein, zurück zu einer ebenfalls problematischen Uniausbildung zu gehen. Das Argument gegen ein Duales System ist auch Quatsch, es gibt bereits Unis die Semesterbegleitende Praxismodule anbieten, das kann man auch ausweiten, dazu müsste man nur die Schulen in die Pflicht nehmen, denn es mangelt vor allem an Praktikumsplätzen. Ich denke viele Studierende wären dankbar, wenn es mehr begleitete Praxis während des Studiums gäbe – grade damit sie wissen worauf sie sich einlassen. Nur weil man im Hinterkopf hat, an was für einer Schulform man unterrichten wird (die übrigens auch gerne mal bundesweit vereinheitlicht werden dürften) bedeutet das lange nicht, dass man sich auf seinen Job vorbereitet fühlt. Da ist es egal ob 10 Semester Staatsexamen oder 10 Semester BA-MA, man studiert gleichermaßen am Beruf vorbei.
Ich studiere übrigens nicht wegen des BA-MA Systems länger, sondern weil viele Pflichtveranstaltungen nur alle paar Semester angeboten werden und weil ich beim Bundeslandwechsel 60 LP verloren habe. So dauert es gerne mal ein paar Jahre länger… Nach 4 Jahren Studium freue ich mich jetzt im nächsten Semester auf mein erstes Praxismodul (im Staatsexamen!). Ein hoch auf die deutsche Bildungspolitik!

Hans-Dieter Bertsch
1 Jahr zuvor

Ich habe vor 45 Jahren Lehramt für’s Gymnasium studiert. Damals wurden nur wenige in den Staatsdienst übernommen. Wäre froh gewesen eine Ausbildung erhalten zu haben mit der man außer in der Schule auch was anfangen kann. Heute wird andersrum argumentiert weil Lehrkräfte benötigt werden. Die geringe Wertschätzung der Lehrberufs begann mit Kanzler Schröder: die faulen Säcke.