20.000 Euro für jeden 18-Jährigen? Ostbeauftragter will „Grunderbe“ als Startkapital

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BERLIN. Der Trend wird stärker: Manche junge Leute erben größere Vermögen von Großeltern und Eltern, andere gehen leer aus. Der Ostbeauftragte kann sich ein «Grunderbe» von 20.000 Euro für alle vorstellen.

Nach der Schule – erst mal Geld vom Staat? Foto: Shutterstock

Nach Meinung des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider, könnte ein «Grunderbe» von 20.000 Euro für alle 18-Jährigen die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland verringern. «Ich halte das für eine sehr spannende Idee. Das sage ich jetzt als SPD-Politiker», äußerte Schneider in einem Interview der Funke Mediengruppe. Er bezog sich dabei auf Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW).

Danach würde ein Grunderbe die Vermögensungleichheit in Deutschland verringern. Bei einem Startkapital von 20.000 Euro für alle Volljährigen würde seine Einführung jährlich 15 Milliarden Euro kosten, so das DIW.

«Ein solches Grunderbe könnte über eine höhere Erbschaftssteuer der oberen zehn Prozent finanziert werden», sagte der aus Thüringen stammende SPD-Politiker Schneider. In Deutschland würden Millionenerbschaften zu gering besteuert. Unterstützung kam unter anderem von Thüringens SPD-Vorsitzendem und Innenminister Georg Maier und der Linken, Kritik und Skepsis aus den Reihen der FDP im Bundestag und vom Vorsitzenden der Thüringer CDU-Landtagsfraktion Mario Voigt.

«Wer nichts hat, der kann nur schwer etwas zurücklegen und ein Vermögen aufbauen»

Schneider: «Wir laufen Gefahr, dass sich eine Rentiersgesellschaft, die von Erbschaften lebt, von der normalen Arbeitsgesellschaft abkoppelt. Eigentum zu bilden ist für einen Großteil der Bevölkerung nicht mehr möglich, gerade in den Metropolen.» Die Ungleichheit wachse von Generation zu Generation. Ein Grunderbe wäre aus Schneiders Sicht ein interessantes Instrument, um diese Entwicklung aufzuhalten und die Startchancen ins Berufsleben etwas gerechter zu gestalten. «Wer nichts hat, der kann nur schwer etwas zurücklegen und ein Vermögen aufbauen.»

Thüringens SPD-Chef Maier plädierte ebenfalls für ein Grunderbe. «Damit ermöglichen wir allen jungen Menschen einen guten Start in Ausbildung oder Studium, egal wie der finanzielle Hintergrund der Eltern ist. Eine Finanzierung über die Erbschaftssteuer ist zudem gerecht und leistet einen zusätzlichen Beitrag zur Reduzierung von Ungleichheiten», erklärte Maier. Die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland gehe seit Jahren weiter auseinander.

Der Bundestagabgeordnete der Linken, Sören Pellmann, bezeichnete den Grunderbe-Vorschlag als vernünftig. «Wenn sich ein Regierungsvertreter derart äußert, muss es aber auch Konsequenzen haben und darf nicht zur Luftnummer werden.»

«Junge Menschen brauchen keine Almosen»

Thüringens CDU-Fraktionschef erklärte, «die Umverteilungsfantasien des Ostbeauftragten gehen an der Situation in den neuen Ländern völlig vorbei». In Ostdeutschland gebe es keine satte Rentiersgesellschaft, die im Geld schwimme. Voigt sprach sich gegen einen «massiver Eingriff in die Besteuerung von Erbschaften» aus. Kritik äußerte auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Jens Teutrine. «Junge Menschen brauchen keine Almosen.» Für gerechtere Startchancen müssten das Bildungssystem modernisiert und Fehlanreize des Sozialstaats abgeschafft werden. News4teachers

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Iwerdnarrisch
1 Jahr zuvor

Schlage vor, sie führen für alle ein freiwilliges Sozialjahr ein und zur zusätzlichen Vergütung erhalten alle Teilnehmer danach die 20.000 als Boni. Dann hätten sie es sich verdient.

„Damit ermöglichen wir allen jungen Menschen einen guten Start in Ausbildung oder Studium, egal wie der finanzielle Hintergrund der Eltern ist“ – ob die Herrn schon mal etwas von Bafög gehört haben.

vhh
1 Jahr zuvor

Falls man sich zu einer höheren Besteuerung von Erbschaften entschliesst, fällt mir vor einem Grunderbe noch eine ziemlich lange Liste anderer Ungleichheiten ein. Ein wenig Rentnerbashing mit der „abgekoppelten Rentnergesellschaft“ und schon hat auch der Ostbeauftragte seine Schlagzeile.
Man könnte übrigens mit 15 Milliarden auch nachdenken über höhere Bafögsätze, Mietzuschüsse, mehr Wohnheimbau, großzügigere Einkommensgrenzen, Vollförderung, ….
Vielleicht vorher sogar in den Schulen die Klassen so verkleinern, dass wirklich alle gefördert werden können? Programme für Gründerdarlehen von der Vergabe durch Banken und deren Entscheidung trennen? Weiterbildungsfinanzierung? Ich höre besser auf…

Georg
1 Jahr zuvor

Der Anteil Jugendlicher, die das Geld verjubeln würden, wäre sehr hoch. Außerdem muss das Feindbild der SPD das Ganze bezahlen.

Sabine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die AFD wird das sicher nicht bezahlen, nein Georg.
Mit 18 ist man übrigens Erwachsen und darf sogar wählen und Auto fahren. Aber das kann natürlich nicht jeder Wissen Georg.
In dem Alter ist man sicher nicht so unvernünftig mit seinem eigenen Geld wie ein Studienrat am Ende seiner Laufbahn. Diese Generation geht schon jetzt bewusster mit unserem Planeten um als Menschen vor 40 Jahren, die heute ihr Geld für SUVs und Kreuzfahrten verprassen.

KARIN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sabine

Hier gebe ich Ihnen nur teilweise recht!
Ein Grossteil der jungen Erwachsenen und der 16 – 18 jährigen, haben sich zumindest in meiner Berufsschule relativ wenig für“ Fridays for Future“ interessiert!
Teilweise nicht gewusst was das ist, sondern nur ,dass Freitags dort die Schulen halt nicht besucht wird!
Es kommt wirklich vermehrt auf die Schulart an und wie viele sich in den verschiedenen Schularten dafür wirklich, persönlich dafür einsetzen ansonsten sehe ich eher das unsinnige Verprassen des Geldes innerhalb kürzester Zeit, leider!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sabine

Die meinte ich nicht. Alter bis mittelalter Mann reicht schon.

Sabine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Vielleicht einfach Mal verständlich ausdrücken Georg? Kann aber auch nicht jeder…
Was meinten Sie denn dann?

Benedikt
1 Jahr zuvor

Ich habe eine bessere Idee, jeder bekommt bei Geburt 10 Million Euro und kann sofort in Rente gehen.
Wer bietet mehr?

AusderPraxis
1 Jahr zuvor
Antwortet  Benedikt

Sehr geile Idee! Ich wäre auch schon mit 5 Mio zufrieden!
Bei 50000€ Jahresgehalt könnte ich davon 100 Jahre leben! Reicht mir!

Last edited 1 Jahr zuvor by AusderPraxis