A13 für alle Lehrkräfte: GEW-Vorsitzende zeigt sich irritiert über schwarz-grünen „Stufenplan“

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DÜSSELDORF. Zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen in Nordrhein-Westfalen hat die GEW klare Aussagen zu den großen Baustellen im Bildungssystem gefordert. Das Sondierungspapier von CDU und Grünen nehme zwar Forderungen der Bildungsgewerkschaft auf. „Bei etlichen Punkten bleibt das Papier aber vage. Es entstehen Zweifel, ob die künftigen Koalitionär*innen die Dramatik der Situation erfasst haben“, so heißt es in einer Pressemitteilung.

„Woher werden die 10.000 neuen Lehrkräfte kommen?“ Die Landesvorsitzende der GEW in Nordhein-Westfalen Ayla Çelik Foto: GEW

„Den Grundsatz ‚Ungleiches ungleich behandeln’ pointiert aufzunehmen und zusätzliche Mittel über einen schulscharfen Sozialindex zu verteilen begrüßen wir ausdrücklich. Auch die avisierten Qualitätsstandards im Offenen Ganztag, die versprochenen Entlastungen und den Ausbau multiprofessioneller Teams und die Entschuldung der Kommunen nimmt GEW-Forderungen auf“, so Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW Nordrhein-Westfalen.

„Das Papier bleibt aber an vielen Stellen zu vage. Woher werden die 10.000 neuen Lehrkräfte kommen? Wie soll der Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung bekämpft werden? Hier wurde viel versprochen, was sich nicht durch nebulöse Absichtserklärungen bewerkstelligen lässt. Die Koalitionär*innen müssen nachlegen. Versprechungen unterrichten nicht. Es brennt im Bildungssystem. Die Kolleg*innen vor Ort erwarten konkrete Lösungen und sofortige Entlastungen.“

A 13 / EG 13 hatten Grüne wie auch CDU vor der Wahl zugesagt. Das Sondierungspapier formuliert an dieser Stelle nebulös einen „Stufenplan“ zur Umsetzung. „Herr Wüst versprach im Wahlkampf, dass A 13 / EG 13 in den ersten 100 Tagen nach der Wahl kommen würde. Jetzt ist von einem Stufenplan mit der Möglichkeit des ‚Aufstiegs‘ die Rede.“

„Langjährig tätigen Kolleg*innen darf man keine Hürden in den Weg stellen, so etwas gefährdet nur den Schulfrieden“

Überlegungen, Bestandslehrkräften den „Aufstieg zu ermöglichen“, wie es im Papier heißt, irritieren die GEW NRW-Vorsitzende nach eigenen Angaben sehr. „Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht hier um Anerkennung, Wertschätzung und eine verfassungskonforme Besoldung. Es kann nicht sein, dass es Möglichkeiten für einen Aufstieg zu etwas geben soll, was allen Kolleg*innen zusteht! Langjährig tätigen Kolleg*innen darf man keine Hürden in den Weg stellen, so etwas gefährdet nur den Schulfrieden.“ Auch die Folgen für die Besoldungsstruktur müssten klar beschrieben werden. Damit gingen Verbesserungen für die Tarifbeschäftigten einher.

Die Notwendigkeit zur Bekämpfung des Fachkräftemangel war schon im Wahlkampf Konsens. Bei der Gretchenfrage, wie diese Aufgaben gemeistert werden sollen, bleiben die Koalitionspartner in spe allerdings Antworten schuldig – meint die GEW. Çelik: „Wir erwarten hier konkrete und durchdachte Konzepte. Das heißt insbesondere die Bildungsausgaben deutlich zu erhöhen, die Lehr- und Lernbedingungen und auch den Quer- und Seiteneinstieg endlich zu verbessern. Andere Fragen bleiben völlig außen vor. Das Sondierungspapier lässt zum Beispiel ein klares Bekenntnis dazu vermissen, die Befristungspraxis an den Hochschulen einzudämmen, d. h. Dauerstellen für Daueraufgaben zu schaffen. Völlig unerwähnt bleibt auch die Weiterbildung, die doch gerade für ein Industrieland in der Transformation so wichtig ist.“ News4teachers

10.000 zusätzliche Lehrkräfte, „A13 für alle“ (schrittweise), Inklusion an Förderschulen: Was Schwarz-Grün bei der Bildung tun will

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marc
1 Jahr zuvor

Der „Stufenplan“ ist in der Tat der Knackpunkt. Je nach Dauer der Anpassung kann das eine Lehrkraft mehrere Zehntausende Euro kosten. Die Landeskasse freut es. So kann man die Lorbeeren für A13 einstreichen und trotzdem die Lehrkräfte im schlimmsten Fall über Jahre zu niedrig besolden. Schleswig-Holstein ist mit 8 Jahren Stufenplan schon völlig daneben, ich fürchte der Wüst wird das noch toppen können….
10 Jahre mal 12 Monate mal 500 Euro….. ich rechne hier lieber nicht weiter…..

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  marc

Krass wäre halt die Kombi Stufenplan mit Nachqualifizierung. Wie passt das zu Wüsts 100 Tagen und dem Ziel der Grünen „A13 für Altlehrkräfte“?

lehrer002
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Ich denke, die Angleichung wird in maximal drei Jahren erfolgen. Ein Plan wie in Schleswig-Holstein wäre in keiner Weise mit den Wahlkampfversprechen der CDU vereinbar. Hendrik Wüst hat die 100 Tage deutlich hervorgehoben. Daher muss eigentlich der erste Schritt spätestens zum Schuljahr 23/24 kommen. Und dann die weiteren Schritte eben bis 25/26. Ein längerer Angleichungszeitraum würde (hoffentlich) GEW und VBE und lehrer.nrw auf die Barrikaden bringen.
Die Grünen können ihr Gesicht in der Koalition ebenfalls nur wahren, wenn die Nachqualifikation entfällt bzw. sie es als freiwillige Fortbildungen anbieten (damit die CDU nicht völlig blamiert in dieser Frage dasteht). Ansonsten brechen sie damit das immer wieder hervorgehobene Versprechen, dass A13 bei ihnen für alle gelten soll.
Ein weiterer Knackpunkt: Wird das Studienratsamt eingeführt wie in Sachsen oder Hamburg, verbunden mit der entsprechenden Amtszulage oder kommt die Version Mogelpackung ohne Amtszulage.

Die Lehrerverbände sowie die Presse müssen das im Auge behalten.

Pia
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Was ist mit denen, die eine Beförderung von A12 auf A13 erhalten haben (Zusatzqualifikation Sonderpädagogik VOBASOF). Werden diese Personen auf A14 hochgestuft?

Hoffnungsvoll
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pia

Kann ich mir nicht vorstellen. Dann müssten alle Sonderpädagogen ja auch hochgestuft werden.

Thomas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pia

Nein wieso? Es geht ja eben darum, dass nicht mehr diese lächerliche Situation existiert, in der die Förderschullehrerin mit drei Kindern im ruhigen Kämmerlein was malt, während nebenan man mit A12 30 Schüler bändigen soll.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Und dabei wohlgemerkt 300 netto mehr raushat…

lehrer002
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pia

Selbstverständlich nicht! Es kommt evtl. die Zulage dazu, sodass alle A13Z erhalten, da das Versprechen ja gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit war und die GymnasiallehrerInnen A13Z erhalten. A14 wird es weiter nur für Koordinatoren, Fachschaftsleitungen an weiterf. Schulen, Tätigkeiten in der Schulleitung an GS o.Ä. geben.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Auch früher hat es schon Beförderungen für langjährige Lehrkräfte gegeben, ohne dass dafür zusätzliche Aufgaben übernommen werden mussten. Dazu mussten die vorgeschlagenen Lehrkräfte sich in zwei ihrer Fächer einer Revision durch die SL unterziehen.
Bei der Höhergruppierung der Bestandslehrkräfte wird das in der geschilderten Form nicht erfolgen können. (Die SL würden sich bei der Bez,-Reg. in der SL-Runde herzlicht bedanken.) Folglich werden Kohorten gebildet. Als erstes kommen dann diejenigen dran, die einen Master-Abschluss mit 10-jähriger Regelstudienzeit absolviert haben. Danach die nächste Gruppe. Die ältesten lehrkräfte kommen dann entweder nach Lehramt (Lehramtsnummer) dran oder nach Alterskohorten. Beides läuft darauf hinaus, dass die dienstältesten Kräfte vermutlich pensioniert worden sein werden, bevor sie zur Beförderung anstehen. Effizienter kann nicht bei den Personalkosten nicht gespart werden.

Hoffnungsvoll
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Hmm also das klingt schon sehr düster… Wurde doch in vielen anderen Bundesländern auch nicht so gemacht.

undheitergehtsweiter
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Ich habe mal für mich ausgerechnet, dass das Land NRW mit seinen Sparmaßnahmen in den letzten 25 Jahren etwa 100.000 EUR an Besoldung bis zu meiner Pensionierung bei mir eingespart. Bin sehr gespannt, ob H.Wüst es in der nächsten Zeit hinbekommt für alle A13 einzuführen, wo er doch schon dachte, dass dies bereits geschehen sei!

Last edited 1 Jahr zuvor by undheitergehtsweiter
dickebank
1 Jahr zuvor

Vermutlich wird er das, was er bis jetzt vermutet hat, umsetzen. Bis Mitte der Legislaturperiode (2024) wird es einen gestzentwurf geben, der dafür Sorge trägt, dass die Lehrkräfte, die mit Masterabschluss und zweitem Staasexamen neu eingestellt werden, A13 im Eingangsamt erhalten. Im zweiten Schritt werden dann diejenigen, die ihren Abschluss nach einem Studiengang mit 10-semestriger Studienzeit erlangt haben, gegen Ende der Legislatur (2027) die A13 erhalten. Das wird natürlich nicht rückwirkend sondern allenfalls zukünftig geschehen.
2027 scheiden die Lehrkräfte, die 1961 geboren worden sind. mit 66,5 Jahren regulär aus dem Dienst aus. Danach sind es noch 4 Jahre, bis die letzten Lehrkräfte der Boomer-Jahrgänge regulär aus dem Dienst Ausscheiden.
Werden dann die jüngeren Kohorten der GHR-Lehrkräfte, die nach den alten studienbedingungen ihren Abschluss gemacht haben, bei der Höhergruppierung berücksichtigt, gehen die „Alten“ leer aus. Damit die höheren Bezüge pensionsrelevant werden, müssen sie ja über einen längeren zeitraum erworben worden sein. Folglich werden die Älteren somit ohnehin nicht profitieren können.

In der Praxis wird es dennoch noch lustig werden. Da wird dann eine junge Lehrkraft, die gerade auf Lebenszeit verbeamtet worden ist, bei Ausscheiden der langjährigen Schulleitung zur kommissarischen Schulleitung ernannt werden müssen, wenn keine Nachfolge gefunden wird. Die langjährigen Lehrkräfte im Kollegium sind dann ja außen vor, da sie einer niedrigeren Besoldungsstufe angehören, auch wenn sie schon länger im Dienst sind.

Es wird also zu einer Änderung des Dienstrechtes führen müssen; und die wird garantiert nicht im Laufe der nächsten Legislaturperiode abgeschlossen sein werden. Aber bis dahin dürfen alle weiterträumen bzw. in den Ruhestand gehen.

Derdiedas
1 Jahr zuvor
Antwortet  marc

Wieso verwundert sie das? Schauen sie doch in ihr Kollegium wie viel Arbeit dort erledigt wird, die eigentlich anders eingruppiert gehört. Es sind meist Versprechungen, dass man in X Jahren eine rechtmäßige Beförderung erhalten wird, wenn dann eine solche Stelle frei wird. Solange geht man in Vorleistung. Wir Lehrer sind halt so dumm und machen es aus Überzeugung für die Schüler mit.

Mathy
1 Jahr zuvor
Antwortet  Derdiedas

Da stimme ich vollkommen zu!
Die Lehrer sind zu bequem und müssen auch mal NEIN sagen.

blau
1 Jahr zuvor
Antwortet  Derdiedas

Genau so läuft es!