Falscher Lehrer unterrichtet wochenlang, bis ihn Polizisten aus der Schule holen

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PULLACH. Mit gefälschten Dokumenten hat sich ein 23-Jähriger eine Anstellung als Lehrer an einer Schule im oberbayerischen Landkreis München ergaunert. Der Schwindel sei nach wenigen Wochen aufgeflogen, weil der junge Mann bei seinem Lebenslauf wohl zu dick aufgetragen hatte, wie ein Sprecher der Polizei am Mittwoch berichtete. Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung groß über „die unglaubliche Geschichte des Fake-Lehrers Tobias K.“ berichtet.

Ehrendoktor in Harvard? Der junge Mann hatte ein bisschen zu dicke aufgetragen. Illustration: Shutterstock

Der 23-Jährige brüstete sich laut Polizei an der Schule in Pullach gegenüber Eltern unter anderem damit, verschiedene Hochschulen besucht zu haben – unter anderem die US-Eliteuni Harvard, wo ihn der heutige britische Premierminister Boris Johnson für eine Ehrendoktorwürde vorgeschlagen hätte.

Aufgrund des Alters des Mannes seien Eltern Zweifel gekommen. Eine 47-Jährige überprüfte einige Behauptungen des Mannes im Internet, stieß dabei auf Widersprüche und erstattete Anzeige. Als die Polizei am vergangenen Montag an der Schule anrückte und den 23-Jährigen Münchner mit den Vorwürfen konfrontierte, habe er die Tat zugegeben. Es seien auch entsprechende Beweise sichergestellt worden.

Die „Bild“-Zeitung veröffentlichte ein Foto, auf dem angeblich zu sehen ist, wie ein Polizeibeamter den mutmaßlichen Hochstapler aus der Schule führt.

Das war so dick aufgetragen, das musste einfach auffallen“, sagt der Polizeisprecher

Der junge Mann unterrichtete laut Polizei an der Schule in Pullach, wo er sich als Englischlehrer beworben hatte, seit Anfang April. Um welche Schule es sich handelte, wollte der Sprecher nicht bekanntgeben. Es sei kein Gymnasium gewesen, sagte er. Laut „Bild“ handelte es sich um eine katholische Volksschule. Zum Motiv des Mannes war zunächst nichts bekannt. Vier Wochen lang soll er eine dritte Klasse unterrichtet haben.

Mit den gefälschten Dokumenten hatte er sich zuvor bereits an einer Schule im Landkreis Starnberg beworben. Die soll allerdings den Schwindel erkannt und Anzeige erstattet haben. Welchen Schulabschluss der 23-Jährige hat, konnte der Sprecher nicht sagen. Der Mann sei bislang polizeilich noch nie in Erscheinung getreten.

Ermittelt werde gegen den Mann nun wegen Betruges, Urkundenfälschung und des Missbrauchs von Titeln, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenseite t-online. Der Mann habe den Eltern auch einen Doktortitel vorgeschwindelt. Das war aber so dick aufgetragen, das musste einfach auffallen“, so der Sprecher. News4teachers / mit Material der dpa

Hohe kriminelle Energie – Bewährungsstrafe für Hochstaplerin, die 20 Jahre als Lehrerin arbeitete

 

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Pit2020
1 Jahr zuvor

Wenn Ehrlichkeit Schule macht … 😉

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Ist die Schule wieder ein wenig lehrer.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

@Dil Uhlenspiegel

Jetzt … verstehe ich, danke, Dil. 😉

Realist
1 Jahr zuvor

„katholische Volksschule“

Also das, was man gemeinhin als „Privatschule“ versteht, also eine Schule in nicht-öffentlicher Trägerschaft,

Da kann wohl jeder Dahergelaufene unterichten…

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Genau. Und wie es bei mehreren staatlichen Schulen so funktionieren kann, sah man ja hier:
https://www.news4teachers.de/2015/06/hohe-kriminelle-energie-bewaehrungsstrafe-fuer-hochstaplerin-die-20-jahre-als-lehrerin-arbeitete/

Also kann an einer staatlichen Schule wohl jede Dahergelaufene unterrichten?

Wie lange ging das bei der Privatschule?
Wenige Wochen.
Wie lange bei den Staatlichen?
20 Jahre. Sogar mit Verbeamtung. Toll ;).

Öhm, ja … Muss natürlich an der bösen Privatschule liegen…

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor

Warum ist das jetzt so schlimm? Inzwischen stellt man doch jede:n in die Schule, der:die nicht bei 3 auf den Bäumen ist.

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Nun ja, das Problem wird wohl nicht sein, dass er ein „Aushilfslehrer“ ist, sondern dass er nicht entsprechend miserabel bezahlt wurde!
Je mehr ausgeschriebene Stellen aufgrund des Lehrermangels mit diesen Aushilfskräften besetzt werden müssen, umso mehr Geld spart ein Land!

Eigentlich sind Aushilfskräfte ja hochwillkommen! Die Unterrichtsvorbereitung/Korrekturen werden von den ausgebildeten LK gestemmt und die Hilfskraft, die ganz alleine vor der Klasse steht und auf Fragen der SuS reagieren muss sowie unterstützend tätig werden muss, verdient schlecht.

Weiß hier eigentlich jemand, was mit dem so gesparten Geld passiert?

Fragend
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Hallo Alla,
ich verstehe nicht ganz..
Müssen Aushilfskräfte keine Klausuren oder sonstiges korrigieren?
Mir ist ein „Aushilfslehrer“ bekannt, der nur E6 verdient und wirklich wie ein voll ausgebildeter Lehrer arbeitet.

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fragend

Rein rechtlich darf eine Aushilfskraft nicht benoten und nur Ankreuztests oä korrigieren! Selbst diese müssten eigentlich durch eine ausgebildete LK überprüft, benotet und unterschrieben werden.
Aber „Wo kein Kläger da kein Richter“!
Bei ausgebildeten Seiten-/Quereinsteigern sieht das anders aus, aber die arbeiten meines Wissens nach nicht für E6, oder?
Selbst Lehrer im Vorbereitungsdienst (LiV) müssen Klassenarbeiten sowie die Benotung mit ihren Mentoren besprechen!

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fragend

Wenn ich mich nicht ganz Irre, dann dürfen sogar voll ausgebildete Vertretungslehrer eigentlich keine Noten machen?
Vielleicht weiß dazu jemand mehr?
(Ob das in der Praxis gemacht wird … Ist wieder was anderes)

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Was ist ein voll ausgebildeter Verzretungslehrer?

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Komplettes Studium (zumindest universitär), aber nur als Vertretungslehrer angestellt/beworben.

Allex
1 Jahr zuvor

Man kann aber auch übertreiben…. Ist ja kein Mensch gestorben. Vielleicht hat er ja gut unterrichtet

Nika
1 Jahr zuvor

Da will nun mal endlich jemand unbedingt in die Schule, und dann wird er von der Polizei dort rausgeholt – und das bei dem Lehrermangel !

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nika

Danke für diesen Beitrag!

Ich habe Tränen gelacht. 🙂

Und: Nicht nur bei diesem Lehrermangel!
Auch bei der Söderschen Coronapolitik!

Muss ein optimistischer Optimist sein, der Gute.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

„Es war kein Gymnasium….“
Ohhhhh…. dann ist ja gut…..!
Nicht, dass noch einer Gymnasien besudelt!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Der durch Bla oben verlinkte Fall betraf u.a. Gymnasien. Also können Sie schon vom Ross runtersteigen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„Der Mann habe den Eltern auch einen Doktortitel vorgeschwindelt. Das war aber so dick aufgetragen, das musste einfach auffallen“, so der Sprecher.“

Das ist die heutige Jugend. Die halten uns für so blöde, dass wir alles schlucken.
Das ist die heutige Jugend. Keine Skrupel, keine Grenzen, keine Gewissensbisse.

Aber: Ist da auch nicht jemand blöde gewesen? Wer hat den denn eingestellt?

Aber irgendwie auch – lustig!

Mit Drittklässlern umzugehen ist schon nicht ganz Ohne! Vielleicht sollte er mal schnell nachstudieren und dann rein in die Schule! Scheint ja mit den Kids geklappt zu haben – nur nicht mit seiner Klappe. Die hätte er halten sollen.

Na, aus Fehlern lernt man. 😉

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg

Der Clown vom Frühstück heute hält aber lange satt … 😉
Schön!

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Nun ja, ich würde sagen, der junge Mann hat zu oft „Catch me, if you can!“ geguckt und die falschen Schlüsse daraus gezogen 😉

Und bei den Plänen, die gerade in Potsdam erwachsen, quasi Quereinsteiger ohne Qualifikation im Lehramt als LuL zu verbeamten, ist er doch nur dem politischen Trend eine kleine Spur voraus. 😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Hirschlgruber
1 Jahr zuvor

Dem Artikel nach beanstandeten die Eltern nur die fehlenden Unterlagen. Von der Qualität des Unterrichts ist nichts zu lesen. Muss als doch irgendwie in Ordnung gewesen sein, ansonsten wäre dies deutlich betont worden.

Mir ist so ein Jungspund 100mal lieber, als ein rechtmäßig Verurteilter „wegen Beihilfe zur Misshandlung Schutzbefohlener“ im Kultusministerium. (Wer den Fall nicht kennt: Baden Württemberg, unter Ex-Kultusministerin Eisenmann den Ministerialdirektor Michael Föll ergooglen. Auch zu finden unter „Fall Fajfr“)