„Wir sind zusammengerückt“: Der neue Alltag an einer (christlichen) Gesamtschule – mit 42 ukrainischen Schülerinnen und Schülern

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DETMOLD. Mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind mittlerweile in Deutschlands Schulen angekommen – keine leichte Situation, weder für die vor dem Krieg geflüchteten Familien noch für die aufnehmenden Schulgemeinden, die ihre Kräfte bündeln müssen. Eine der ersten Schulen, die Dutzende von ukrainischen Schülerinnen und Schülern aufnahm, war die August-Hermann-Francke-Gesamtschule im nordrhein-westfälischen Detmold, eine freie christliche Schule. Wie sieht der neue Schulalltag aus? Ein Ortsbesuch.

Herzlich Willkommen: Zur Begrüßung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler an der August-Hermann-Francke-Gesamtschule gab’s (unter anderem) Turnbeutel. Foto: August-Hermann-Francke-Gesamtschule

Der Kontakt war über Eltern vermittelt worden, die ukrainische Familien bei sich aufgenommen und angefragt hatten, ob die Schule deren Kinder aufnehmen würde. Schülerinnen und Schülern helfen, die vor dem Krieg geflüchtet sind? Bei Schülerschaft und im Kollegium der privaten August-Hermann-Francke-Gesamtschule in Detmold – einer freien christlichen Schule – stieß dieser Gedanke sofort auf Offenheit (ungeachtet der Tatsache, dass zum damaligen Zeitpunkt die Ressourcenausstattung durch das Land noch ungeklärt war).

Die Kinder und Jugendlichen planten zusammen mit den Lehrkräften einen Willkommenstag und bemalten Plakate für ihre neuen Mitschüler*innen. Die ukrainischen Kinder sollten sich von Anfang an wohl fühlen. „Uns war es wichtig, diesen Kindern zu helfen“, sagt Schulleiter Ingo Krause. „Wir sind keine Schönwetterchristen. Wir setzen uns in der Not für andere Menschen ein – und helfen, wo wir können.“

Lehrer/in an christlicher Schule werden

Wir helfen, wo wir können. Was uns noch ausmacht: ein kollegiales Miteinander an überschaubaren Schulen, Bekenntnis nicht nur privat, sondern täglich im Schulleben, moderne Ausstattung und Gebäude, gute Bezahlung – 150 freie evangelische Schulen an mehr als 100 Orten in Deutschland bieten vielfältige Berufsaussichten für ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer.

Hier geht es nicht um einen Job, sondern um Berufung. Mit unseren gelebten christlichen Werten prägen wir unseren Schulalltag. Wir wollen jungen Menschen tragfähige Antworten auf die Fragen des Lebens anbieten, unsere Glaubensbasis ist die „gemeinsame Basis des Glaubens“ der Evangelischen Allianz in Deutschland. Spüren Sie den Unterschied, wenn Sie gemeinsam mit einem gemeindeübergreifendem Kollegium berufliche Herausforderungen meistern und so bereichernde Glaubenserfahrungen sammeln!

Mehr Informationen hier.

Und so kamen an einem Mittwochmorgen im März auf einen Schlag mehrere Dutzend ukrainische Schülerinnen und Schüler in der Gesamtschule und der zum Komplex gehörenden Berufsschule an, eine bunte Schar von der fünften Klasse bis zur Oberstufe. Jede Klasse nahm zwei Flüchtlingskinder in Empfang und verteilte vorher gepackte Willkommenspakete. Mittlerweile besuchen 42 ukrainische Kinder und Jugendliche die August-Hermann-Francke-Gesamtschule in Detmold. Der Schulträger, der Christliche Schulverein Lippe, nahm insgesamt 150 ukrainische Kinder auf, was bei 3.000 Schülerinnen und Schülern immerhin fünf Prozent der Schülerschaft sind, und übernahm die Finanzierung. Zu den August-Hermann-Francke-Schulen Lippe gehören neben der Gesamtschule unter anderem ein Gymnasium, eine Hauptschule und mehrere Grundschulen.

Zunächst musste einiges an Equipment angeschafft werden, um die Flüchtlingskinder adäquat beschulen zu können. „Wir haben in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Tische und Stühle besorgt“, erzählt der stellvertretende Schulleiter Waldemar Reimer. „Außerdem sind wir in unserer Schule zusammengerückt und haben einen Klassenraum für die ukrainischen Kinder frei gemacht.“

Sprachliche Barrieren überwinden

Die sprachlichen Barrieren spielen eine gewichtige Rolle bei der Integration der ukrainischen Kinder und Jugendlichen. An der Gesamtschule wird Russisch als Ergänzungsfach angeboten – somit gibt es Russisch sprechende Schüler*innen und Lehrer*innen –, eine Sprache, die zwar durch den Krieg belastet ist, aber von vielen ukrainischen Schülerinnen und Schülern gesprochen wird. Das klappt im Alltag, aber nicht im Unterricht. Dem können sie deshalb oft nur rudimentär folgen. „Im Mathematikunterricht verwende ich eine Übersetzungsapp“, erklärt Waldemar Reimer. „Ich übersetze die Aufgabenstellung mit der App auf Ukrainisch und zeige den Schüler*innen das Display des Smartphones, sodass sie die Aufgabe dann auch rechnen können.“

Ziel ist aber, dass die jungen Ukrainer*innen Deutsch lernen, um dem Unterricht in normalem Tempo folgen zu können. Deshalb steht das Deutschlernen momentan an erster Stelle, bevor es um die Einstufung in eine bestimmte Klasse oder gar Leistungsbewertung geht. In ihrem separaten Klassenraum bekommen die Kinder und Jugendlichen täglich von der 1. bis zur 4. Schulstunde Deutschunterricht. Für diejenigen, die schon in der Ukraine Englisch gelernt haben, ist das Deutschlernen einfacher, da sie immerhin mit den lateinischen Schriftzeichen vertraut sind.

In den letzten beiden Schulstunden erhalten sie Unterricht auf Ukrainisch – was möglich ist, weil seit einigen Wochen ein ukrainisches Lehrerehepaar an der Gesamtschule beschäftigt wird. Das Land Nordrhein-Westfalen hat zwar eine großzügige Einstellungspraxis für ukrainische Lehrkräfte versprochen, trotzdem den beiden kein Stellenangebot gemacht. Der Christliche Schulverein Lippe erklärte sich bereit, die Finanzierung der beiden Lehrkräfte zumindest befristet zu übernehmen. Wie die Finanzierung im neuen Schuljahr geregelt werden kann, ist noch offen. Die beiden ukrainischen Lehrkräfte sind laut Schulleiter Krause an der Gesamtschule gut integriert. Sie sprechen sehr gut Englisch und können sich somit gut mit ihren deutschen Kolleg*innen austauschen.

Freundschaften schließen

Auch die ukrainischen Kinder und Jugendlichen mussten sich erst kennenlernen. Durch den gemeinsamen Unterricht ging das Kennenlernen ziemlich schnell und Freundschaften wurden geschlossen. Auch die deutschen Schüler*innen gehen offen auf ihre neuen Mitschüler*innen zu und so entstehen auch dort Freundschaften, ohne das viel verbale Kommunikation nötig ist – berichtet Schulleiter Krause. „Vor Corona haben wir Austauschfahrten nach Moldawien gemacht und da mussten sich die Schüler*innen auch auf „Händisch und Füßisch“ unterhalten“, sagt er lächelnd. „Wir haben unseren Schüler*innen gesagt, dass sie sich auch mit den Ukrainer*innen auf „Händisch und Füßisch“ verständigen sollen und das klappt gut.“

Etliche ukrainische Kinder freuen sich, dass sie nun die Chance haben, eine weitere Sprache zu lernen. Sie nehmen motiviert am Deutschunterricht teil. Einige möchten allerdings so bald wie möglich mit ihren Familien in die Ukraine zurückkehren und haben nur wenig Interesse an der neuen Sprache und Schule. Unsicherheit und eine ungewisse Perspektive gehören zum neuen Schulalltag in Detmold.

Der Krieg in der Heimat spielt für die Kinder und Jugendlichen weiterhin eine große Rolle. Die meisten haben zwar nicht viel vom Geschehen mitbekommen, weil sie frühzeitig mit ihren Familien geflüchtet sind. Trotzdem plagt sie Heimweh; manche sehnen sich nach zurückgelassenen Haustieren. Einzelne Kinder sind durch Erlebnisse traumatisiert. Für diese Kinder gibt es einen Ansprechpartner an der Schule.

Dennoch ist die Situation für viele der ukrainischen Schülerinnen und Schüler belastend. „Die Kinder in der fünften Klasse sind happy und laufen eher mit“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Reimer. „Für die größeren Kinder ist die Situation anders, da sie die Tragweite besser verstehen. In einer Mathestunde in der achten Klasse saß ein Junge, den Tränen nahe. Er war teilnahmslos und konnte dem Unterricht nicht folgen. Als ich ihn fragte, wie es ihm ginge, erzählte er, dass er Angst um seinen Vater habe, den er in der Ukraine zurücklassen musste.“

Auch die ukrainischen Eltern haben den Wunsch, das Erlebte zu verarbeiten. „Wenn sie ins Sekretariat kommen, um Formalitäten zu erledigen, erzählen sie mir oft ihre Geschichte“, erzählt Schulsekretärin Lydia Wiebe. Der August-Hermann-Francke-Gesamtschule ist es ein Anliegen, dass auch die ukrainischen Eltern mit ins Schulleben eingebunden werden. So bietet sie einen Informationsabend an, der über das deutsche Schulsystem aufklärt – falls es doch ein längerer Aufenthalt wird. Für die Lehrkräfte und Schüler in Detmold wäre das kein Problem: „Für unsere Schule sind die ukrainischen Flüchtlingskinder eine große Bereicherung“, erklärt Schulleiter Krause. Nina Odenius, Agentur für Bildungsjournalismus

„Beruf und Berufung treffen aufeinander“: Eine Lehrerin an einer Bekenntnisschule berichtet

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Julia
1 Jahr zuvor

Das ist lobenswert und beispielhaft, was die Schulgemeinschaft da auf die Beine stellt- wie wahrscheinlich viele andere Schulen ebenfalls. Es ist gut für die ankommenden Schüler:innen und sicher eine Bereicherung für alle Beteiligten; außerdem entspricht es einem humanistischen und/ oder christlichen Menschenbild.

Aber nein- lobenswert ist es nicht wirklich, denn

  • wieder mal wird vor Ort alles mobilisiert und bezahlt, um die Situation zu retten.
  • man schickt 1,5 Klassen zusätzlich in eine Schule, die dann sehen kann, wie sies wuppt-</li><li>-und das tut sie natürlich, denn so machen wir das immer an den Schulen. Es geht ja um die Kinder...</li><li>diese Ressource des (es irgendwie dann doch) Möglichmachens gepaart mit schlechtem Gewissen und dem vielen Lehrkräften eigenen Altruismus ist die unerschöpfliche Quelle, die man gnadenlos (auch selbst) ausbeutet.</li><li>es ist der Grund, warum sich in Wahrheit NIE etwas ändern wird- egal, ob mans mit ein bisschen A13 zukleistert.

Dann noch das Insert mit der Werbung für die Arbeit an einer christlichen Schule…ohne weitere Worte!

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Vor lauter Ärger hat’s die Formatierung zerschossen….die Botschaft wird aber- glaube ich- deutlich.

Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Ärger über Menschen, die helfen – geht’s noch?

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

@ Frau Anna,
natürlich NICHT über Menschen, die helfen! Sondern Ärger darüber, dass wieder mal vor Ort alles mobilisiert und bezahlt, um die Situation zu retten. Das habe ich oben aufgefächert. Und genau das bestätigen Sie, indem Sie derart replizieren. Das ärgert noch mehr und freut die Dienstherrn- ob staatliche oder kirchliche. Die lachen sich ins Fäustchen und klopfen sich auf die Schultern, denn vor Ort klappt wieder alles günstigst.
Bei aller Hilfsbereitschaft und allem Engagement- wir Lehrkräfte sind Arbeitnehmende, die auch Rechte haben und Grenzen setzen sollten. Und dafür muss man sich nicht rechtfertigen oder latent (z. B. von Ihnen) angreifen lassen.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Ja, Grenzen setzen ist das entscheidende. Wenn Engagement für ukrainische Flüchtlinge gefordert wird, muss eben klar gemacht werden, dass andere Dinge dann eben nicht mehr gehen: Dann muss die AG, die Klassenfahrt, die Theateraufführung oder die Hausaufgabenbetreuung eben entfallen.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Nein, kein Ärger über Menschen, die helfen, sondern Ärger darüber, dass eine Erwartungshaltung entsteht, dass alle Schulen und Lehrkräfte dann bitte auch im Rahmen unbezahlter Mehrarbeit und auf eigene Kosten (z.B. Unterrichtsmaterialien) dasselbe zu leisten hätten.

Es kommt ja auch keiner auf die Idee, dass Rheinmetall kostenlos Rüstungsgüter für die Urkraine zu liefern hätte. Nein, dass wird schön bezahlt mittels eines 100 Milliarden-Paketes für die Bundeswehr, dass über’s Wochenden beschlossen wurde. Während Schulen schon seit Jahrzehnten um eine angemessene Finanzierung kämpfen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Nee, ne? Das kann doch jetzt nicht wirklich geglaubt werden!

Ärger darüber, wer das alles zu wuppen hat.
In der Freizeit. In Eigenregie…. während diverse KuMis was tun? Richtig. Nichts.

Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Heißt dann: Wer nicht hilft, handelt richtig? Was ist das für eine krude Argumentation?

„Die Schule kann sehen, wie sie’s wuppt“ – das mag für staatliche Schulen gelten, die von einem fernen Kultusministerium einen Hilfsauftrag bekommen. In diesem Fall sind Schule und Schulträger aber eins. Und wenn „die Schule“ samt Kollegium, Elternschaft und Schülerschaft entscheidet zu helfen (auch um den Preis möglicher eigener Belastungen), dann ist das höchst ehrenwert.

Wie man daran noch rummeckern kann, erschließt sich mir null.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Natürlich ist es ehrenwert und nobel- geschenkt, aber das System Schule funktioniert ebenso wie das System (private) Pflege, das System Tafeln usw. genau dadurch: Selbstlosigkeit, Hilfsbereitschaft bis hin zur Selbstverleugnung. Warum sich also in all diesen Bereichen nichts ändert, ist klar.
Komisch, wenn die Industrie hustet, werden ohne ein Wimperzucken flugs die Milliarden locker gemacht….ab morgen regnen sie wieder….

Wessen Argumentation hier die krude ist….?!

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Btw- das System Kirche perfektioniert dieses Vorgehen: Die Laien, meist Frauen, putzen die Kirche, backen den Kuchen für den Seniorenkaffee, wuppen die Betreuung der Jugendgruppen. Aber bestimmen tut der Pfarrer, regieren der Bischof. Und (mehr) Geld bekommen die auch.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Nicht das System Kirche, der Schulträgerverein wird gestellt über freikirchliche Gemeinden (Baptisten und Mennoniten=. Die Mitglieder dieser Gemeinden haben größtenteils einen Migrationshintergrund und kommen überwiegend aus der ehemaligen GUS.

der Schulträgerverein ist schon sehr speziell, weshalb ich es abgelehnt habe an der Schule meine Anwärterzeit zu absolvieren. Da es keine staatliche Schule ist, musste die Bez.-Reg- mir eine andere Schule zuweisen.

nurmalso
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

„Sehr speziell“ ist zurückhaltend formuliert. Man möge bitte mal auf der Homepage der Schule das Selbstverständnis ansehen. Oder „Evangelische Allianz“ in eine Suchmaschine eingeben. Es darf geraten werden, welche Unterrichtsinhalte an diesen Schulen nicht vorkommen.
Das, was Julia oben schreibt, ist in diesen Kirchen wirklich perfektioniert.
Wir haben eine solche vor Ort, viele Schüler*innen aus der Gemeinde und viele ukrainische Schüler*innen werden von der Gemeinde betreut. Da es keine Sprachbarrieren gibt, wird das gerne angenommen. Mal schauen, wie lange es ohne Missionierung läuft…

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Danke für den Hintergrund.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Liebe Anna,

hier geht es nicht darum, das Helfen zu verdammen.
Es geht darum, dass es nicht immer auf den Schultern und Rücken der Lehrkräfte ausgetragen werden darf. Hier gibt es nämlich nicht erst seit Corona ÜBERlastung, statt FürSORGE in Massen.

Solche (sehr lobenswerte) Arbeit und Artikel wecken Erwartungen, die wir nicht mehr erfüllen können.

In den Osterferien hatten sämlichte KuMis ausreichend Zeit, sich um Unterrichtsmaterial, Digitale Ausstattung (unsere Übersetzungsprogramme laufen auf unseren Handies, nicht auf den Convertibles oder Laptops oder tablets). Es hätte nach guten Übersetzungsprogrammen, die wir auch nutzen dürfen!, geschaut werden können.

Ist aber nicht geschehen. Ist bis heute (JUNI!) nicht geschehen. Wir wurschteln uns alle so durch. Übersetzungsprogramme von g..g.. führen zu Lachanfällen unserer ukrainischer Schüler:innen.

Von polnischen Schüler:innen haben wir erfahren, wie das ukrainische Schulsystem aufgebaut ist und wann das Schuljahr endet. Dadurch wissen wir, dass in Klasse 8 eine Prüfung gemacht wird – Standard in der Ukraine. Unsere Schüler:innen waren verschwunden und wir können – kein Dolmetscher vorhanden – nicht mit der Mutter oder einem Beistand kommunizieren.

Und hier ist wirklich mal wieder die Frage angebracht – wieso sollen wir das umsonst in unserer spärlichen Freizeit, die inzwischen fast nur noch der Erholung und des Durchatmens dient, machen?

KuMis versprechen, KuMis müssen liefern. Punkt!

Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Liebe/r Riesenzwerg,

Sie schreiben: „Solche (sehr lobenswerte) Arbeit und Artikel wecken Erwartungen, die wir nicht mehr erfüllen können.“

Dann darf doch überhaupt nicht mehr positiv über Schulen und die Arbeit von Lehrkräften berichtet werden – weil das ja (angeblich) Erwartungen weckt, die nicht mehr erfüllt werden können.

Lehrermangel, Inklusion, Flüchtlingskinder, Corona – natürlich gibt es Probleme im Schulsystem zuhauf. Weiß doch jeder. Aber deshalb muss es doch erlaubt sein, über Lichtblicke positiv zu berichten. Und mit der oben geschilderten Privatschule haben die Kultusminister und ihre Versprechungen rein gar nichts zu tun. Das ist ein anderes Thema.

Bei allem Respekt: Schule ist nicht nur ein Jammertal. Wer das anders sieht, sollte sich vielleicht doch mal in anderen Berufsfeldern umschauen. Ein bisschen gruselig ist das Stimmungsbild hier schon – da macht eine Schule etwas sehr Lobenswertes, und alle meckern daran rum.

Geht das mit engagierten Lehrkräften in Kollegien eigentlich genauso? Wecken die auch falsche Erwartungen – und werden runtergeputzt?

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

@Frau Anna,
wollen Sie missverstehen? Es geht in der Diskussion NICHT um das Schlechtreden einer lobenswerten Aktion oder Initiative. Das wissen Sie auch, es sei denn, Sie leben in Einfalt oder Wolkenkuckucksheim.

Worum es in den Kommentaren zum Artikel geht, habe ich und haben andere ausführlich dargelegt; Sie können nachlesen.

Niemand, der sich engagiert, wird „heruntergeputzt“. Von einem „Engagement“ sollte man bei Lehrkräften und anderen Personen, die mit Kindern arbeiten, ausgehen. Und dass man in Notlagen oder einfach in schnöden Zeiten von Arbeitsspitzen auch mal mehr als „eine Schippe drauflegt“, auch. Das ist in anderen Betrieben- ja, die Schule ist ein Betrieb, eine Dienststelle- nicht anders.

Aber, nochmal zum Mitschreiben: Von diesen „Schippen“ lebt das System Schule, lebt der soziale Bereich grundsätzlich. Und das ist der Fehler, nicht, dass sich eine Schule hier besonders und durchaus lobenswert engagiert.
Schule muss auch funktionieren, wenn alle, die dort als Arbeitskräfte tätig sind, im Rahmen ihres Arbeitsverhältnisses agieren. Sie sind keine schlechten Lehrer oder herzlose Ignoranten, weil sie keine Kuchen mehr backen, für die Kinder und die eigene Arbeit ständig Sachen kaufen oder nicht mehr permanent erreichbar sind.

Jetzt verstanden?!

Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Vielleicht sollten Sie Ihre eigenen Posts mal lesen. Ich zitiere Sie: „Nein – lobenswert ist es nicht wirklich“. Und dann führen Sie lauter Kritikpunkte an, die die oben dargestellte Schule gar nicht betreffen. Von Werbung, von Kultusministern, von überlasteten Kollegien, vom Frauenbild der Kirche…

Und das ist kein Schlechtreden einer tollen Aktion?

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

@Frau Anna, das differenzierte und durchaus kritische Betrachten betrifft nicht die Aktion als solche, das wissen Sie auch. Und die Aspekte, die Sie als meine Kritikpunkte zu benennen belieben, betreffen die dargestellte Schule durchaus- wie sie alle anderen Schulen, Lehrkräfte und den caritativ- sozialen Sektor betreffen.
Sie, die Schule, die sich davon als nicht betroffen sieht, lässt sich nicht nur instrumentalisieren- nein, sie instrumentalisiert sich selbst. Und das, weil genau wie in Schulen und den anderen von mir genannten Bereichen das System nur funktioniert, wenn die Beteiligten mehr oder weniger unentgeltlich hineinbuttern. Und damit sei nicht die „Schippe mehr“ gemeint oder ein besonderes Engagement außer der Reihe und für eine gute Sache.

Nochmal zum Mitschreiben: Die Aktion selbst ist lobenswert- nicht aber das, was sie im Grunde aufdeckt- ich beschrieb es in den Zeilen eben und mehrfach an anderen Stellen. Und das meint die von Ihnen zitierte Aussage, ums Schlechtreden geht es nicht.

Weitere Einlassungen zum Thema spare ich mir, sondern grüße vielmehr nach Wolkenkuckucksheim.
O heilige Einfalt…..

Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

O heilige Einfalt….. – dieser Zynismus fällt auf Sie selbst zurück.

Die oben beschriebene Schule ist eine Privatschule, die machen kann, was sie will. Und die Schüler, Eltern und Lehrkräfte müssen sich nicht danach richten, was eine staatlich Beschäftigte wie Sie für angemessen hält und was nicht. Das können sie durchaus selbst entscheiden.

Wenn Sie jetzt allerdings schreiben: „Die Aktion selbst ist lobenswert“, dann widersprechen Sie sich zwar selbst. Immerhin aber erkennen Sie das Engagement dieser Schulgemeinschaft endlich an.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Siehe oben. Qed.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Ich finde es menschlich fantastisch, was an dieser Schule geleistet wird! Nur: Wie lange hält man das dann als Lehrkraft durch?

Realist
1 Jahr zuvor

Was mich interessieren würde:

Woher der Sinneswandel des „Christlichen Schulvereins Lippe“? 2016 war man offensichtlich noch nicht bereit, sich für Flüchtlinge besonders zu engagieren:
https://www.lz.de/lippe/kreis_lippe/20727112_Fluechtlinge-in-Lippe-Bekenntnisschulen-muessen-keine-Fluechtlinge-aufnehmen.html

Was ist 2022 anders als 2016? Kann man das einmal recherchieren?

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Im Artikel steht (am Ende), dass die Schule damals (2016) als Schule noch im Aufbau war und daher bezüglich der Aufnahme von Flüchtenden ein Platzproblem bestanden habe.