Streit um Leistungsabsturz bei IQB-Studie – Gymnasiallehrer in der GEW: Defizite gibt es nicht nur in den Grundschulen

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MÜNCHEN. Sind die Grundschullehrkräfte schuld am Leistungsabsturz der Viertklässler in Deutschland? Im Streit um die Konsequenzen aus der in der vergangenen Woche veröffentlichten IQB-Studie hat sich die Landesfachgruppe Gymnasien der GEW Bayern zu Wort gemeldet. Statt (wie der Philologenverband Rheinland-Pfalz) „unbrauchbare Methoden“ bei den Kolleginnen und Kollegen anzuprangern, bemühen sich die Gewerkschafter um einen verbindlicheren Ton: Sie sehen Defizite auch an den weiterführenden Schulen – auch beim sozialen Lernen.

Abgestürt: Die gemessenen Leistungen von Schülerinnen und Schülern haben stark nachgelassen (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Grundschulkinder in Deutschland haben zunehmend Mathe- und Deutschprobleme und sind im Zehn-Jahres-Vergleich in ihren Kompetenzen deutlich zurückgefallen. Das zeigt eine von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgestellte Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), die im Abstand von fünf Jahren den Stand bei Viertklässlern repräsentativ untersucht. (News4teachers berichtete.) Die Gymnasiallehrer in der GEW sprechen von „enormen Lerndefiziten bei Viertklässler*innen“ – sehen die Verantwortung für das sinkende Leistungsniveau aber nicht allein bei den Grundschulen: „Defizite treten jedoch auch an weiterführenden Schulen auf.“

Damit sich die in der Corona-Krise aufgestauten Rückstände nicht weiter verfestigen, müsse dringend ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt werden. Die Landesfachgruppe Gymnasien der GEW-Bayern schlägt konkrete Schritte vor, wie Schülerinnen und Schüler gezielter unterstützt werden können, „auch durch die Verbesserung der Organisation von Schule und Unterricht“.

„Im Bereich Sozialverhalten sind nach wie vor sehr große Defizite auch an den Gymnasien zu sehen“

Dieser Katalog an Maßnahmen geht nach Angaben der GEW weit über das hinaus, was seitens der bayerischen Staatsregierung und des Bundes bisher an Förderung zur Kompensation der Pandemiefolgen in die Wege geleitet wurde. Er umfasst eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen, die von der individuellen Hilfe bis zu strukturellen Veränderungen bei der Schul- und Unterrichtsorganisation reichen. „Viele dieser Maßnahmen sind längst überfällig“, betont Angelika Altenthan, GEW-Hauptpersonalrätin in der Gruppe Lehrer an Gymnasien. „Mit den gravierenden Folgen der Pandemie auch für die Gymnasien erscheinen sie umso dringlicher.“

So sollen alle Schülerinnen und Schüler noch mehr persönliche Beratung und Unterstützung erhalten, vor allem in psychischer, physischer und sozialer Hinsicht. „Dazu brauche es nicht nur eine größere Zahl an Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen an allen Gymnasien, sondern auch Angebote zur Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung. Auch die Schullaufbahnberatung soll intensiviert werden. All dies ist die notwendige Grundlage für erfolgreiches Lernen und eine gesunde Entwicklung der Persönlichkeit“, meint die Bildungsgewerkschaft.

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Für die Schulklassen sieht die Landesfachgruppe großen Bedarf im Bereich Sozialverhalten sowie Gemeinschaftsbildung. „Hier sind nach wie vor sehr große Defizite auch an den Gymnasien zu sehen“, hebt Angelika Altenthan hervor. Deshalb müsse es gruppenbezogene Angebote durch Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen sowie Klassenleitungen geben. „Eine im Stundenplan fest verankerte Stunde, in der die Klassenleiter*innen die zahlreichen Probleme der Kinder und Jugendlichen überhaupt einmal ansprechen und bereden können, ist beispielsweise eine kleine, aber absolut gewinnbringende Maßnahme“, so heißt es.

„Gerade in Zeiten großer Unsicherheit ist es wichtig, dass wir uns intensiv um unsere Kinder und Jugendlichen kümmern“

Ebenso werde mehr Zeit für das Schließen von Lücken im Grundwissen benötigt. „Die bisher vorgenommenen Streichungen und Schwerpunktsetzungen in den Lehrplänen entlasten die Lehrpläne nur um Inhalte, die auch vor der Pandemie nicht immer erfüllt werden konnten. Hier sollten die Lehrkräfte Themen und Inhalte freier auswählen können, auch um der jeweiligen Lernsituation der Klassen und Kurse gerecht zu werden. Damit einhergehend müssten Leistungserhebungen reduziert werden, Prüfungsformen flexibler gestaltbar sein“, so fordert die GEW.

Für die gymnasiale Oberstufe schlägt die Landesfachgruppe vor, ein Mentoring- oder Tutor*innensystem fest zu etablieren. „Damit würde auch den Schüler*innen bis zum Abitur die notwendige Beratung und individuelle Unterstützung geboten, die sie besonders jetzt dringend brauchen.“

Die pandemiebedingten Defizite könnten jedoch nicht ohne eine Änderung der Rahmenbedingungen an den Schulen behoben werden. Die Landesfachgruppe sieht in ihrem Entwurf deshalb vor, dass es noch mehr Anrechnungsstunden für Schulpsycholog*innen und Beratungslehrer*innen gibt und an jedem Gymnasium mindestens eine feste Stelle im Bereich Schulsozialpädagogik eingerichtet wird. Angelika Altenthan betont: „Gerade in Zeiten von um sich greifender Unsicherheit über unser aller Zukunft ist es absolut wichtig, dass wir uns intensiv um die besten Möglichkeiten für unsere Kinder und Jugendlichen kümmern. Das gelingt nur, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.“ News4teachers

Sind die Grundschullehrkräfte schuld am Leistungsabsturz? Philologen: „Schluss mit unbrauchbaren Methoden“

 

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Realist
1 Jahr zuvor

Für alles, was die GEW hier fordert sind überhaupt keine scbulischen Ressourcen bzw. Anrechnungsstunden vorgesehen (was im Umkehrschluss heißt, dass es von den Kultusministerien als nich notwendig angesehen wird).

Diese Forderungen der GEW haben denselben Effekt wie die damaligen FORDERUNGEN DER GEW NACH MEHR INTEGRATION, INKLUSION UND GANZTAG. Es werden keine hinreichenden Ressourcen bereitgestellt, aber es wird trotzdem eingeführt, mit dem Verweis auf ebendiese GEW-Forderungen („Habt ihr ja so gewollt!“). Wie blöd kann eine Gewerkschaft nur sein, immer wieder aufs neue die eigene Basis zu verraten?

E.S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Die GEW ist nicht blöd, sondern durch und durch mit Ideologie und ideologischen Kräften durchsetzt. „Blöd“ ist ein verharmlosender Begriff..

Kurt
1 Jahr zuvor
Antwortet  E.S.

Ideologisch sind immer die anderen. Man selbst ist Realist. Oder so.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  E.S.

Stimmt.

Und: Die GEW kollaboriert mit der Politik. Genau wie Verdi (was man wieder deutlich am letzten, skandalösen am TV-L Abschluss gesehen hat). Sind halt keine echten Gewerkschaften, sonder Erfüllungsgehilfen bestimmter Ideologien und Interessen.

Britta Kuntz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Genau!

Martina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Mich würde mal brennend interessieren, warum Lehrkräfte noch Mitglied der GEW sind. Ich selbst bin schon vor Jahren ausgetreten aus den hier immer wieder genannten Gründen.
Meine Kritik lautet nach wie vor: Erst beteiligt sich die GEW mit ihrem Einfluss auf die Bildungspolitik an der Schaffung von Problemen für Lehrer und Schüler, und wenn diese überhand nehmen, spielt sie sich als Retterin in der Not auf, indem sie mit Forderungen glänzt, die materiell und personell kaum erfüllbar sind.

Darum meine Frage: Was versprechen sich Lehrkräfte von ihrer Mitgliedschaft in dieser Gewerkschaft?

Carsten60
1 Jahr zuvor

Aber diese Tests testen doch nicht das Sozialverhalten? Die KMK-Bildugsstandards beziehen sich bisher immer noch auf Schulfächer. Die Gefahr könnte sein, dass man lesen, schreiben, rechnen irgendwann für weniger wichtig erklärt als das Sozialverhalten. Es gibt schon manchmal Beurteilungen des Sozialverhaltens. Dann führt zu einer „schlechten“ Note, wenn jemand „nicht auf andere zugeht“ oder sich zurückzieht oder kein Interesse an Gruppenarbeit zeigt.
Darin liegt eine Gefahr: wer bitte schreibt mit welchem Recht das „Sozialverhalten“ vor? Die ganze Psychologisierung von Bildung ist nicht unproblematisch. Was Lehrer tun dürfen und was nicht, wird genau dokumentiert. Aber was eigentlich dürfen Schulpsychologen, und was sollen sie bewirken? Im Artikel (und auch sonst oft) wird so getan, als sei das neue Heil von denen zu erwarten. Woher kennen die das „allein gültige Sozialverhalten“ ? Ich bin da skeptisch. Man soll auch nicht unterschätzen, dass auch Psychologen eine Lobby-Gruppe bilden, die auf mehr ruhige, gut bezahlte Jobs mit wenig Verantwortung spekuliert. Im Zweifelsfall liegt die Verantwortung nämlich immer bei den Lehrern.

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich bin da genauso skeptisch!

Dann heißt es:
„Deshalb müsse es gruppenbezogene Angebote durch Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen sowie Klassenleitungen geben. „Eine im Stundenplan fest verankerte Stunde, in der die Klassenleiter*innen die zahlreichen Probleme der Kinder und Jugendlichen überhaupt einmal ansprechen und bereden können, ist beispielsweise eine kleine, aber absolut gewinnbringende Maßnahme“, so heißt es.

An weiterführenden Schulen gibt es im Grunde doch gar keine Klassenleiter mehr im eigentlichen Sinne, weil Fachlehrer von Klasse/Lerngruppe zu Klasse/Lerngruppe ziehen. Klassenlehrer kennen die Schüler ihrer Klasse kaum, vieleicht aus einem, maximal zwei Fächern, manche Schüler kennen sie gar nicht – vielleicht weil die in einem anderen leistungsdifferenzierten Kurs sitzen oder ein anderes Fach gewählt haben.
Das ist keine Grundlage, um in einer „verordneten“ Stunde „einmal die Woche mal eben“ die sozialen Probleme der Klasse und aller ihrer Kinder zu lösen. In der Zeit kann man die Kinder nicht mal ausreichend kennenzulernen, ob ein „zurückgezogenes“ Kind einfach ist, wie es ist oder ob es sich zurückzieht, weil es gemobbt wird, in der Zeit kann kein Klassenlehrer ein echtes Vertrauensverhältnis aufbauen, um an die wirklichen – eventuellen – persönlichen Schwierigkeiten einzelner Schüler zu kommen. Dann fallen wieder Pauschalurteile, Kinder werden (vielleicht gänzlich ohne Grund) in Schubladen gesteckt, die Probleme anderer gar nicht erst entdeckt, Eltern aufgeschreckt, Psychologen bemüht…

Brauchen Kinder in der Schule nicht schlicht und einfach mehr Bezugspersonen, mehr Vertrauenspersonen, mehr Ruhe im System, mehr Zeit und Muße miteinander umzugehen ohne in ständigem Konkurrenzstreit um die knappe Zeit der Lehrer, mehr persönliche Zuwendung über die ohnehin nur rudimentär mögliche individuelle Förderung/Hilfe hinaus?

Es läuft immer wieder auf das Gleiche hinaus:
Wir brauchen mehr Ressourcen in den Schulen, damit Kinder gut lernen können!
Wir brauchen aber auch mehr Bereitschaft aller Menschen rund um die Kinder und die Schule, sich um die Kinder zu kümmern – nicht nur sie versorgt und betreut zu wissen!
All diese Probleme lösen wir nicht in Zeiten eklatanten Lehrermangels, der ja im Grunde genommen noch viel größer als eingestanden ist, würde man sich erlauben zu beurteilen, wie viel Zuwendung und Zeit Kinder heute eigentlich brauchen, weil viele Dinge zu Hause nicht mehr erfolgen, weil Kinder viele Einflüsse der „modernen Welt“ oder auch einfach ihrer persönlichen Lebenssituation sie nicht mehr alleine, mit Eltern oder (realen) Freunden bewältigen können.
Die Berechnung des Lehrerbedarfs entspricht m.E. lange schon nicht mehr den Anforderungen der Realität.
Man kann heute nicht mehr davon ausgehen, dass ein Lehrer eine Lerngruppe mit 30 und mehr Kindern angemessen unterrichten und ausreichend auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen könnte.
Wir brauchen noch viel mehr „mehr Lehrer“ als die Politik und die Gesellschaft sich eingestehen.
Selbst wenn man mit halben Klassenstärken rechnen würde, wären das in Brennpunkten oder bei besonderen Zielgruppen noch weitaus zu wenig Lehrer.
In vielen Bereichen wäre kontinuierliche Betreuung in Kleingruppen, kontinuierlich deutlich mehr Beziehungsarbeit notwendig.

Wir sollten unbedingt vermeiden, dass weitere Lobby-Gruppen sich der Klientel in den Schulen bedienen.
Statt dessen sollten wir dafür Sorgen, dass Schulen wieder zu Lern- und Lebensräumen werden, dass Kinder aber auch wieder Zeit ud Muße für sich selbst und füreinander haben. Das geht nicht bei vollständiger Verplanung der Kinder im Ganztag und durchorganisierter Freizeitbetreuung. Was dann noch vom Leben bleibt ist „tiktok“ und Co. Selbst in den Ferien haben viele Kinder keine Ferien mehr, wie wir sie kannten.
Kann das der Ersatz fürs Spielen auf der Straße/im Wald/im Garten mit Nachbarskindern, fürs Bäumeklettern, sich streiten und wieder vertragen, für kreative Gestaltung der Zeit sein?

Wollen wir diese ganz normalen Dinge, die Kinder früher getan haben, jetzt ersatzweise allein in die Hände von Lehrern, Sozialpädagogen und Psychologen geben? Und das, weil die Kinder bis 16 Uhr in der Schule sein müssen?

Mal umgekehrt betrachtet: Von einer „konzentrierteren“ Schule, die weniger Zeit einnimmt, würden auch die Lehrer profitieren. Sie könnten wieder am Nachmittag Unterricht vorbereiten, statt sich nach einem acht- oder neun-Stunden-Tag im Schulgebäude am Abend und am Wochenende und in den Ferien. Das steigert die Qualität des Unterrichts, die Effektivität und würde vielleicht auch der chronischen Überlastung des Lehrpersonals mit all seinen negativen (und das Problem immer weiter verstärkenden) Folgen entgegenwirken…

Cornelia
1 Jahr zuvor

„…mehr Ruhe im System….“, ja, genau!
Nicht immer Veränderungen und dicke Bretter bohren, vielleicht ist es das? In allen Schularten.Weniger ist mehr….

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Ja – und mehr Zeit fürs Üben und Vertiefen der basics

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sissi

Genau!

Fr.M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Dicke Bretter wurden in den vergangenen Jahren nie gebohrt, sondern nur dünne angebohrt, und zwar viele.

Oliver
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Die Überwertige Idee der Sozialnoten ist heute bereits Realität. Kann man in jedem Familienrechtsprozess sehen, an dem Jugendämter, Kindergarten, Grundschullehrerinnen beteiligt sind. Vor meinen Augen hat so eine Grundschulmumu das Zeugnis ausgefüllt. Ich hatte nach den Würfeln gesucht, da es überhaupt nicht klar war, wie die möchtegern-Lehrerin auf Ihr Notenergebnis gekommen ist…. Der Lehrermangel muss so gross, sein die jeden unqualifizierten Dreck einstellen oder aber an den Grundschulen spielen andere Eigenschaften, wie Beispielsweise das Geschlecht eine Rolle.
Die Trulla meinte zumindest bei einem Klassenevent, es wäre schön, wenn nur Mütter dabei wären, das wäre so schön harmonisch gewesen…. Bei solchen Lehrerinnen wundert es mich eigentlich nicht, wieso später soviel Diskriminierung passiert ..

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Kommt’s nun gar zum Gezänk unter den LuL verschiedener Schularten? Ach nein, ach nein, besser könnt’s kaum sein …

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Dafür sehe ich auch gar keinen Grund!

Wir leiden prinzipiell alle unter den gleichen Problemen.
Zu große Klassen, zu wenige Lehrer, alte Gebäude, noch ältere Ausstattung.
Das Ganze garniert mit einer Verwaltung die durch ihren Aufwand alles behindert.

Als Abhilfe vom Dienstherren gibt es nichts als weise Worte, Reformen aus Utopia und zusätzliche Lasten wie die Inklusion.

In unterschiedlichen Abstufungen dürfte das von der Grundschule über die Förderschulen, Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen bis zu den Gymnasien und Berufsschulen jedem bekannt vorkommen.

Zusätzlich sind wir alle im gesellschaftlichen Bild die faulen Deppen. Was interessanterweise von unserem Dienstherren noch angeheizt wird.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Ich „leide“ vor allem unter

  • extrem schlechtem Sozialverhalten, das kein Lernen ermöglicht
  • extrem schlechtem Lernverhalten, das zu schlechtem Sozialverhalten führt
  • Ausgrenzung von Schüler:innen, die gerne lernen und denen das Lernen verdorben wird
  • Beleidigungen seitens Schülern, die sich dabei cool vorkommen – jaaaa, viel schlimmer als noch vor einigen Jahren
  • dem unausgesprochenem Zwang, dass alle Schüler:innen MSA-Noten erhalten müssen (SH – Mittlerer SchulAbschluss)
  • dem unausgesprochenem Zang, dass keine Note schlechter als 4 sein darf

Ganz ehrlich – das Problem ist doch gar nicht mehr zu lösen.

Wieviele Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter etc. brauchen wir – pro Schule? Und wieviele kriegen wir pro Kreis?

  • Wir haben Klassenlehrerstunden, in denen Probleme besprochen werden.
  • Wir haben zig Schulbegleitungen für Kids, die ohne Erwachsene an ihrer Seite den Schulalltag nicht bewältigen können – aus unterschiedlichsten Gründen.
  • Wir haben eine(n) Schulpsychologen im Kreis.
  • Wir haben Streitschlichter/Konfliktlotsen.
  • Wir haben Schulsozialarbeiter:innen, die mit den Kindern arbeiten.

Und wir haben trotzdem Probleme

  • beim Lernen
  • beim Sozialverhalten
  • bei der Einsicht, dass etwas gelernt werden muss
  • bei der Anfertigung von Hausaufgaben
  • durch die Inklusion/Integration/alle unter einem Dach
  • beim individuellen „Lernen“, aber nicht-individuellen Benoten

Wir haben viele, sehr viele sehr engagierte „faule Säcke“ als Lehrkräfte, die immer noch ihre Freizeit und Kraft für die Schüler:innen ein- und aufbringen, obwohl sie mit dem A auf Grundeis gehen.

Wir sind immer noch deutlich zu wenige Kolleg:innen für die Anzahl an Schüler:innen – klar, KuMi-Schlüssel muss ja richtig sein….. NEIN, ist er nicht. Aber das nützt niemanden.

Die GEW fordert nichts Unnötiges – leider ist es bei dem gezeigten Anti-Sozialverhalten vieler Kids nötig, mehr zu tun.

Wir tun unser Möglichstes – was tun die KuMis?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

„Ausgrenzung von Schüler:innen, die gerne lernen und denen das Lernen verdorben wird.“
Davon hört man aber in der veröffentlichten Meinung nur herzlich wenig. Beim Thema „Ausgrenzung“ geht es eher um „queer“, um Zuwanderer, um i-Kinder, um Rassismus, um Sexismus usw. Aber um den Streber-Vorwurf oder ähnliches geht es eigentlich niemals. Warum nicht?

Christian Ruhr
1 Jahr zuvor

Die Lehrer sind natürlich wieder an allem schuld. Das kommt davon, wenn Aufgaben des Elternhauses von Schulen übernommen werden sollen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Christian Ruhr

Jepp – witzig ist nur die Verteilung.

Bestfall – zwei Elternteile, ein bis zwei oder drei Kids.

WorstCase – eine Lehrkraft, 25 bis 32 Kids.

Ich kann nicht ALLEN die Tasche tragen!
Ich kann nicht ALLEN Sozialverhalten beibringen!
Ich kann nicht ALLEN die Hausaufgaben aufschreiben (die selten bis nie gemacht werden)
Ich kann nicht ALLEN das Sportzeug nachtragen!
Ich kann nicht ALLEN das Geld für den Schulausflug geben!
Ich kann nicht ALLE Eltern ständig anrufen, damit die Klassenfahrt finanziert wird!
Ich kann nicht ALLE adäquat differenzieren!

Das sind einfach zu viele!

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

….und vor allem:
Ich kann niemandem, weder SuS noch Eltern WOLLEN beibringen! Egal was was!!!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Aber die Eltern haben die Verantwortung. Sollen wir sagen, eine Verantwortung kann einfach konsequenzenlos ignoriert werden?

m.n.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ja, „eine Verantwortung kann einfach konsequenzenlos ignoriert werden“.

Je mehr Verantwortung Gesellschaft und Staat übernehmen und im Laufe der Jahre bereits übernommen haben, desto freier fühlen sich die Menschen von eigener Verantwortung.
Politiker sind nicht schuldlos an dieser Entwicklung. Sich selbst und ihre Partei schmücken sie gern mit Forderungen an den Staat. Er soll alles richten, auch das, was viele Menschen selbst richten könnten und sollten. Solche Worte kommen bei den meisten Wählern gut an.

Wer fühlt sich heute noch für das Wohlergehen anderer Menschen (mit)verantwortlich, für Bekannte, Verwandte, Freunde und Nachbarn?
Sogar für die eigenen Kinder wird immer weniger Verantwortung empfunden. Der Staat mit seinen Bediensteten, u.a. die Lehrer, soll alles Notwendige tun. Politiker haben ja gesagt, er könne das und werde es, wenn man sie wähle.

Ludwig Erhard hat als einer unserer größten Staatsmänner in der Nachkriegszeit bereits gesagt: „Zu sozial ist unsozial“. Gemeint hat er: Je sozialer der Staat, desto unsozialer die Bürger.

Wenn Politiker und Parteien dafür sorgen, dass zunehmend die Meinung herrscht, der Staat sei für alles verantwortlich, sind dann die Menschen, u.a, die Eltern, schuld an dieser unsozialen Erwartungshaltung oder die Politiker?

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Christian Ruhr

So ist es. Grundlegende Normen und Handlungsweisen, die früher (nein, früher war nicht alles besser, manches aber schon) bei den meisten SuS selbstverständlich waren, sind heute bei vielen SuS nicht mehr vorhanden:

  • Wenn einer redet, hören die anderen zu, ohne reinzuquatschen. Das gebietet der gegenseitige Respekt.
  • Wenn jemand mit zwei vollen Händen durch eine Tür gehen möchte (egal, ob LuL oder SuS), versucht man nicht noch, sich im Türrahmen an der Person vorbeizuquetschen, sondern wartet und hält demjenigen die Tür auf.
  • Wenn ich Hausaufgaben aufbekomme, erledige ich sie, auch wenn ich dafür mehr als 5 Minuten brauche und die Aufgabenstellung beim ersten Lesen vielleicht nicht ganz verstanden habe.
  • Wenn ich den Klassenraum verlasse, lasse ich nicht sämtlichen Müll, Testkits, Taschentücher usw. unter meiner Bank liegen, weil ich der Meinung bin, die Reinigungskräfte sind ja zum Wegmachen da.
  • Wenn ich mit jemandem ein Problem habe, versuche ich das durch ein Gespräch zu lösen. Ich schlage nicht zu, ich mobbe nicht mit Verbündeten.
  • Ich frage nicht bei gefühlt jeder Aufgabe, wann genau in meinem späteren Leben ich genau diese Vokabel oder diese Formel brauchen werde.
  • Ich kann mich länger als 10 Minuten konzentrieren.

Die Reihe ließe sich fortsetzen.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Sie greifen aber weit nach oben in der Schublade des Benehmens.
An unserer Schule werden keine Kinder sondern Jugendliche und junge Erwachsene beschult.
Wir mussten jetzt echt einen Passus zur „angemessenen Kleidung“ in die Hausordnung aufnehmen.
Mindestanforderung: Die primären Geschlechtsteile sollten bedeckt sein.

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Also, wenn ich es recht bedenke und mir einige Schülerinnen ab Klasse 7 aufwärts so vor Augen führe, ist das bei uns durchaus auch ein Thema 😉

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Aber ist das nicht eine diskriminierende Benachteiligung des Regenbogens? 🙂
Man vergleiche den „Dresscode“ beim CSD, bei der Love-Parade (findet heute in Berlin statt) etc.

Stiefmütterchen
1 Jahr zuvor

Das ist interessant. Natürlich gibt es Defizite auch in anderen Schulformen. Auch da kommt es – abseits des Individuellen – auf bestimmte Unterrichtsformen und -methoden an, die jemand anwendet oder auch nicht. Darüber kann man reden. Konkrete Beispiele wären gut.

Jedenfalls fühlt sich dabei nicht gleich ein ganzer Berufsstand infrage gestellt, wenn mal Kritik geäußert wird, wie bei den Grundschullehrern, die auf jede Kritik hysterisch-ablehnend reagieren.

Noch mehr als an Grundschulen scheinen sich Lehrer weiterführender Schulen um das Sozialverhalten der Schüler nicht kümmern zu wollen. Dafür fühlen sie sich schlicht und ergreifend nicht zuständig.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Zuständig fühle ich mich für das Sozialverhalten IM KONTEXT MEINES UNTERRICHTS.

Nicht zuständig bin ich für die vollständige Erziehung einer Horde verwilderter Rabauken, denen jegliche Bereitschaft und Fähigkeit zivilisierten Umgangs abgeht und deren Eltern offenbar glauben, dass irgendjemand ihre Verantwortungslosigkeit schon kompensieren wird.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Ich glaube, es gab mal eine Zeit, da wurde das Sozialverhalten daran gemessen, ob die Schulordnung annähernd eingehalten wurde. Schlechtes Benehmen gab’s immer, aber das wurde geahndet und nicht hingenommen. Für extreme Verstöße gab’s das „consilium abeundi“. Sowas wie „Gemeinschaftsbildung“ war damit erst in zweiter Linie gemeint, man kann ja sowieso nicht erzwingen, dass jeder gut Freund mit jedem ist. Stattdessen gab und gibt es reichlich Cliquenbildung. Ist das nun gut oder schlecht, z.B. Cliquenbildung nach ethnischer Herkunft?
Aber im obigen Artikel klingt das seltsam: Mehr Psychologie und Schulsozialpädagogik an Gymnasien, im Klartext: Die Gymnasien sollen mal bitte mehr Wert auf Sozialverhalten und weniger auf Fächer legen, dann kann man sie nämlich auch abschaffen zugunsten einer einheitlichen Gesamtschule. Das meint bekanntlich die Mehrheits-GEW. Als Gymnasiallehrer in der GEW tritt man gewissermaßen für die eigene Abschaffung ein. Hartmut v. Hentig war mal Gymnasiallehrer für alte Sprachen, aber die progressive Pädagogik hat sich halt davon abgewandt.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

SCHULORDNUNG – grins.

Wir überarbeiten unsere nahezu ständig, da wir gar nicht mehr in der Lage sind, bei jedem Regelbruch Maßnahmen zu ergreifen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Tut mir Leid, aber das ist einfach so nicht richtig!

Es gibt Klassen, da kann ich freies Lernen zulassen – große Teile davon tun das und profitieren davon.

Es gibt Klassen, da muss ich konsequent Frontalunterricht machen – das gibt zumindest einigen die Chance, ihr Können und Wissen zu vermehren.

Das Sozialverhalten spielt beim Einsatz von Methoden eine Rolle. Es gibt nämlich Klassen, die gehen über Tische und Bänke – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir als Berufsstand werden nicht infrage gestellt – wir werden beschuldigt.
Wir als Berufsstand werden nicht „mal“ kritisiert – wir werden dauerhaft beschuldigt.

Wir als Berufsstand weiterführender Schulen kümmern uns sehr wohl um das Sozialverhalten, sonst gäbe es kaum noch Schüler:innen, die in eine Ausbildung gehen können. Alleine der Faktor Pünktlichkeit wäre ein AUSkriterium bei sehr vielen. Abgesehen von Zuverlässigkeit, Sozialverhalten, wie stelle ich mich vor, was ziehe ich zum Vorstellungsgespräch an,…..

Nun muss man sich überlegen, wo und wann Sozialverhalten gelernt und eingeübt wird und werden muss – zu Hause! Gelernt von den …. Eltern. Und manchmal fürchte ich, dass das genau das ist, was passiert – sie lernen Anti-„Sozial“verhalten von den Eltern, zu Hause, im Familienkreis.

Ich glaube, da läuft ganz schön was schief in unserer Gesellschaft – und das schon sehr, sehr lange. Die Auswirkungen kommen jetzt durch, zum Glück durch Corona etwas schneller.

Es gibt das Wort „Erziehung“ – das obliegt den Eltern.

Seit über 20 Jahren nimmt der Faktor Bildung in den Schulen ab, der Faktor Erziehung steigt.

Vor 20 Jahren (geschätzt und keine Studie darüber!) 80% Bildung, 20% Erziehung.

Heute sieht es anders aus.

Bald geht es nur noch um Erziehung.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

„über Tische und Bänke“
Ich wäre gespannt darauf, ob das bei den berühmten „PISA-Siegern“ auch so ist oder ob es in den DDR-Schulen (die so oft wegen der nur 12-jährigen Schulzeit und auch sonst gelobt werden) auch so war.
Was Sie schreiben, könnte doch auch mal von Gewerkschaften aufgegriffen und als Forderung formuliert werden, dass man den Lehrern bitte gewisse Zumutungen ersparen möge. Mit kleineren Gesetzesänderungen könnte man durchaus für mehr Disziplin sorgen, in anderen Ländern scheint das ja auch zu gehen, z.B. bei den fernöstlichen PISA-Siegern. Zum Beispiel könnte man den SuS die Gewissheit nehmen, dass schulische Maßnahmen durch Drohungen mit Papas Rechtsanwalt zunichte gemacht werden können, indem Klagemöglichkeiten eingeschränkt werden. Stichwort: konsequenzenlose Pädagogik. Die könnte man wieder abschaffen durch Einführung von Konsequenzen. Aber ob die Lehrerverbände sowas überhaupt thematisieren wollen?

simmiansen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Die PISA-Sieger und die DDR hatten keine 68er, deren Verfechter auch heute noch an relevanten Stellen der Politik und Verwaltung sitzen!
Bitte nicht missverstehen: Diese Bewegung war notwendig, aber blieb im „Ich-bin-dagegen“ stecken. Was sich mit den bekannten Folgen auch in Bildung und Erziehung auswirkte.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  simmiansen

Die „echten“ 68er sind aber schon im Ruhestand. Jetzt wird schon der Abijahrgang 1975 pensioniert, damals war die Laborschule in Bielefeld gerade gegründet. Entscheidend sind wohl eher die Epigonen, die Schüler und Enkelschüler der damaligen Protagonisten. Aber wie soll man diese „bekannten Folgen“ präzisieren? Und andere Ursachen soll man nicht in Erwägung ziehen?

simmiansen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich schließe keinesfalls andere Ursachen aus.
Allerdings sind für mich die ursächlichsten die Ideologien der 68er Jahre … die gravierend in der Generation der Kinder und Enkel nachwirkt.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

„Vor 20 Jahren (geschätzt und keine Studie darüber!) 80% Bildung, 20% Erziehung. “

20% Bildung und 80% Erziehung klingt aber genauso nach einer stabilen Pareto-Verteilung. Vielleicht haben wir das neue Optimum bereits erreicht und es wird nicht mehr schlimmer? Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben…

Fr.M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ginge es doch wenigstens noch um echte Erziehung!
Mir scheint jedoch, auch die spielt kaum mehr eine Rolle, sonst hätte man über die vielen Jahre nicht die Lehrerrechte (auch zu Sanktionen!) so stark beschnitten und die Rechte von Schülern und Eltern ständig ausgeweitet.
Man könnte fast schon behaupten, Schüler und Eltern erziehen heute weitgehend die Lehrer und setzen ihren Willen gegen sie durch, notfalls auch mit Juristen oder deren Androhung.
Was heute oft unter „Erziehung“ läuft, ist Indoktrinierung mit politischen Modethemen.
In ihrem eigenen Verhalten werden Schüler kaum mehr erzogen. Dazu sind Lehrer viel zu schwach gemacht worden.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Dieter Nuhr: Wen man keine Ahnung hat, einfach Mal die Fr… halten!

Rike
1 Jahr zuvor

Früher waren Lehrer für die Wissensvermittlung zuständig. Heute müssen sie alles leisten, was in Familien nicht mehr stattfindet – sind manchmal fast Elternersatz. Übrigens nicht nur in der GS.
Dann gibt es wohl nur noch eine Lösung: Internate ab der 1. Klasse. Und vorher die Wochenkrippe. Gab es auch schon mal. Und ab und zu kommen die Kinder am WE zu Besuch. Aber bitte nicht zu oft, stört sonst. Und die Eltern gehen Vollzeit arbeiten, damit dieses System finanziert wird.
(Ironie off)

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rike

Das sind Zukunftsvisionen – keine Ironie! 😉

Hier vielleicht Ironie inside?!

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rike

Schreckliche Vorstellung … Brave New World!

Leseratte
1 Jahr zuvor

Und es wird weiter lustig an der Absenkung des Bildungsniveaus gebastelt. Wieder eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird…

„[…] Konkret soll das 4-plus-1-Modell im neuen Schuljahr 2022/23 an zwölf Sekundar- und Gemeinschaftsschulen erprobt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen an vier Tagen in den Schulen unterrichtet werden. Mit dem fünften Tag soll dem Ministeriumssprecher zufolge relativ kreativ umgegangen werden. Digitales Lernen über Apps oder das Moodle-Portal seien ebenso möglich wie Besuche in Unternehmen und Praxislerntage. Das Modellprojekt soll ein Schuljahr lang laufen und dann ausgewertet werden, hieß es.
[…]
Besonders kritisch sieht der Lehrerverbandspräsident, dass der fünfte Tag flexibel gestaltet werden soll. „Das heißt, dass es gar nicht mehr auf die Fachstundentafel ankommt, sondern dass man da quasi machen kann, was man will.“ Meidinger befürchtet einen „dauerhaften Niveauverlust“. Bisher verbindliche Lernziele würden noch weniger erreicht werden können.
„Die Verzweiflungstaten der Länder, um den lange schöngeredeten Lehrkräftemangel zu kaschieren, nehmen zu“, sagte der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann der dpa. „Die Maßnahme in Sachsen-Anhalt ist nichts anderes als das Eingeständnis einer über Jahre verfehlten Personalpolitik und eine verschleierte Kürzung der Stundentafel.“ Er sprach von einer Notmaßnahme, weil zunehmend erkannt werde, dass „auch das Reservoir, aus dem man Seiten- und Quereinsteiger oder pensionierte Lehrkräfte gewinnen konnte, weitgehend erschöpft ist“. dpa

https://www.merkur.de/politik/modellprojekt-mit-vier-praesenz-schultagen-in-sachsen-anhalt-zr-91655696.html