Ukrainische Kinder: Ministerium sieht die Belastungsgrenze für Schulen erreicht

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BERLIN/ DRESDEN. Bei rund 146.000 liegt aktuell die Zahl ukrainischer Schülerinnen und Schüler, die an Schulen und Berufsschulen in Deutschland aufgenommen wurden. Lehrerverbände rechnen mit einem weiteren Anstieg nach den Sommerferien – und befürchten eine Überlastung für das Bildungssystem. Sogar ein Kultusministerium sieht die Grenze erreicht.

Fast 150.000 Kinder aus der Ukraine müssen in Deutschland beschult werden – Tendenz steigend. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, befürchtet, Schulen durch eine wachsende Zahl ukrainischer Schülerinnen und Schüler Schulen überlasten könnte. Die Schulpflicht für Kinder aus dem Ausland beginne spätestens nach sechs Monaten. «Dies bedeutet einen weiteren Zuwachs von ukrainischen Schülerinnen und Schülern in den Schulen, über die hinaus, die sich bereits im System befinden», sagte Beckmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Deutschlandweit haben die Schulen in Deutschland bis Anfang Juli laut einer Übersicht der Kultusministerkonferenz rund 146.000 ukrainische Kinder und Jugendliche aufgenommen. Die meisten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine sind in Bayern (knapp 27.000) und Nordrhein-Westfalen (knapp 25.000) angemeldet.

Die vielen Tausend zusätzlichen Schülerinnen und Schüler seien «eine Be- und Überlastung für das Bildungssystem», heißt es aktuell aus dem sächsischen Schulministerium. Fast 10.000 ukrainische Kinder und Jugendliche seien an den Schulen im Freistaat aufgenommen worden, rund 9.000 an staatlichen Schulen, weitere 600 an freien Schulen. «Wir haben ohnehin mit dem Lehrermangel zu kämpfen. Die zusätzlichen Schüler bringen das System an die Grenze und darüber hinaus», erklärte eine Ministeriumssprecherin. Der sächsische Lehrerverband forderte unlängst Sofortmaßnahmen zur Entlastung der Lehrkräfte.

„Lehrkräfte arbeiten seit Jahren am Limit und müssen dringend entlastet werden“

Eine Forderung, der auch Beckmann beipflichtet: «Dieser erwartbare Anstieg trifft auf ein Bildungssystem, das durch jahrelange finanzielle Unterversorgung in dramatischer Weise
personell geschwächt ist. Lehrkräfte arbeiten seit Jahren am Limit und müssen dringend entlastet werden.»

In Sachsen soll nach den Sommerferien der Unterricht einheitlicher werden als bisher. Hauptaufgabe sei dann das Erlernen der deutschen Sprache. Unterricht auf Ukrainisch solle es nur noch ergänzend geben. Nach wie vor werden dringend Lehrkräfte gesucht. Das Spektrum für potenzielle Bewerber ist dabei groß: Lehrer im Ruhestand, beurlaubte Lehrkräfte, Absolventen der Lehramtsstudiengänge, die eine gewisse Zeit überbrücken wollen – sie alle könnten befristet eingestellt werden. Auch Quereinsteiger mit einem anderen Hochschulabschluss könnten sich bewerben.

Grundsätzlich sei es richtig, Schülerinnen und Schülern, die in Deutschland bleiben wollten, Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache zu unterbreiten, sagte Beckmann. Allerdings wollten viele Ukrainerinnen und Ukrainer möglichst schnell in ihre Heimat zurückkehren. «Diesen Menschen ist mit Deutschkursen wenig geholfen. Sie benötigen vielmehr Angebote und Strukturen, die ihnen helfen, an Bildungsangeboten aus der Ukraine teilzunehmen», sagte Beckmann. News4teachers mit Material der dpa

Philologen-Umfrage: Kaum Unterstützung für Lehrkräfte, die ukrainische Kinder unterrichten

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kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor

«Diesen Menschen ist mit Deutschkursen wenig geholfen. Sie benötigen vielmehr Angebote und Strukturen, die ihnen helfen, an Bildungsangeboten aus der Ukraine teilzunehmen»

Mag sein, dass viele zurück wollen. Wollten andere Geflüchtete auch… was ist draus geworden?

Deutsch lernen als Zusatzqualifikation – für was auch immer, für einen deutschen Schulabschluss und eine Zukunft hier oder als Pluspunkt bei einer Rückkehr wann auch immer – halte ich für die bessere Version.
Ansonsten fördern wir Parallelgesellschaften.

Aus anderen Zuwandererwellen in den letzten Jahrzehnten sollten wir gelernt haben, dass es keinen Sinn macht, Unterschiede zu betonen und Sonderwege zu fördern.
Die türkischen Zuwanderer sind eben nicht zurückgegangen, die syrischen können ebensowenig absehbar zurückgehen, die afghanischen werden es nicht können und viele ukranische oder russische ebensowenig.
Alle sollten die gleichen Chancen haben.Was sie in ihren jeweiligen Lebenumständen dann jeweils draus machen, müssen sie später selbst sehen.
Gehen sie zurück, kann die Ukraine die deutschen Schulabschlüsse anerkennen – wie wir jetzt ihre Abschlüsse anerkennen.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Eine Überlastung der Schulen ist vollkommen ausgeschlossen, da Lehrer unbegrenzt belastbar sind.
Das kann jeder in den Ministerien bestätigen!

Außerdem sind Lehrer faule Säcke die eh nichts arbeiten und dauernd Ferien haben. Das kann die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, nach ausgiebiger Lektüre der BILD Zeitung, bestätigen.

Also auf auf und frisch ans Werk.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Angenommen.

In der unterrichtsfreien Zeit, die andere Sommerferien nennen, lerne ich problemlos Dari, Russisch und Ukrainisch auf C1-Niveau.
Dann kann ich auch den neuen Schüler:innen die Arbeitsanweisungen, Erläuterungen und Fachtexte in der Muttersprache anbieten. Sprachsensibler Fachunterricht ist doch selbstverständlich und kostet nichts extra.

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Gleiches Recht für alle:
Thai, Tamil, Chinesisch, Kurdisch, Arabisch, Türkisch, Urdu, Singalesisch, Berberisch, Wolof, Suaheli, Georgisch, Punjabi, Farsi, Kirgisisch, Koreanisch, Tadschikisch, Philipinisch, Amharisch, Tigrina, Somali, Kisuaheli, Kumykisch… und selbstverständlich Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch… Englisch in allen denkbaren Akzenten und Verzerrungen von Südafrika bis Südostasien sowieso.
Klar, lernen wir in den Sommerferien! Ehrensache!
Was wir nicht alles für die Schüler tun. Sollen sich ja wohlfühlen.

Eigentlich können wir uns dann gleich noch mit den – so vorhandenen – Lehrplänen der verschiedenen Länder und deren Schulformen vertraut machen und binnendifferenziert alle Kinder auf den deutschen UND auf den Abschluss ihres Heimatlandes vorbereiten.
Individuelle Förderung können wir doch. Notfalls machen wir das alles mit digitaler Untestützung (die wir selbstverständich auch noch erlernen) – wenn unsere eigene Persönlichkeit sich als nicht mehr weiter oder nicht ausreichend spaltbar erweist.
😉

Palim
1 Jahr zuvor

Wenn wir endlich digital ausgestattet wären, könnten wir einfach ein Update aufspielen, dann klappt es auch sofort mit Rumänisch, Roma und Tatarisch.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Liebe KuK…
…ich sehe schon,dass wir uns verstehen…alles nur eine Frage der intrinsischen Motivation, es allen gerecht zu machen und den anstehenden Aufgaben wohlgemut entgegen treten zu können. 😉

Also packe wir es an….ich werde morgen mit ei er Großsammlung an Pons-Ausga en den hier örtlichen Buchladen Lübben (na, wo bin ich gerade??) verlassen.

…warum Papier???

Damit wenigstens ein klein wenig fassbare Substanz mit diesem Plan verbunden ist.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Mensch Andre, da bist du ja gar nicht so weit weg von mir! Genieß den Urlaub in dieser schönen Region!

Carsten60
1 Jahr zuvor

Man sollte den Lehr-Roboter erfinden, der hat dann diverse Sprachen als Option vorrätig. Der wäre dann eine Weiterentwicklung des Lernbegleiters im digitalen Zeitalter und läge voll im Trend. Was sagt denn Bertelsmann dazu?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Voll korrekt, Kollege!

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Es gibt etwa 11 Millionen Schüler in Deutschland. 150.000 machen da also rund 1% aus. Das ist nicht mehr als der berühmte 1 Stuhl, der in den Klassenraum gestellt wird.

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Jetzt wo sie es sagt…..

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Warum stellen Sie nicht einfach noch einen Stuhl an Ihren Esstisch zu Hause, für einen der vielen Flüchtlige aus der ganzen Welt? Immer mit gutem Beispiel vorangehen, ehe man über andere urteilt. Falls die Wohnung zu klein ist, es werden überall ehrenamtliche Helfer gesucht.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Leider können diese SuS in der Mehrheit kein Deutsch.

Einfach ein Stuhl reinstellen hat für diese Schüler einen effekt von null-komma-nichts.

Nehmen wir mal an, dass 30000 so gut deutsch können, dass die Sache mit dem Stuhl hinhaut.

Bleiben 120000 für die man eigene Klassen mit Sprachförderung gründen muss. Klassenstärke bei SuS ohne ausreichende Sprachkenntnisse ist ca. 15 SuS pro Klasse.
Macht 8000 Klassen mit Flüchtlingen deutschlandweit.
Entspricht etwa einem Bedarf von 10000 Lehrern.
Also etwa 125 Lehrer pro 1 Million Einwohner.

Hamburg, Bremen oder das Saarland bräuchten dann als etw 100-120 zusätzliche Lehrer.

NRW etwa 2200 Lehrkräfte
Bayern etwa 1600 Lehrkräfte

Klingt nach mehr als einem zusätzlichen Stuhl.

Die wahre Frage ist ob ihre Aussage auf Boshaftigkeit oder Unkenntnis der Situation basiert.