Hat Goethe ausgedient? Realschullehrer-Verband fordert verbindlichen Literaturkanon für alle Schüler

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MÜNCHEN. Goethes «Faust» ist das vielleicht berühmteste Werk der deutschen Literatur. Doch in der Schule verliert er seinen Sonderstatus und ein Theaterexperte sieht gar «eine epochale „Faust“-Krise». Warum? Das ist eine Gretchenfrage. Der Deutsche Realschullehrerverband nimmt derweil die Diskussion zum Anlass, einen verbidlichen Literaturkanon für alle Schülerinnen und Schüler zu fordern.

«Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus»: Faust und Mephisto auf einem Gemälde von Anton Kaulbach. (Wikimedia Commons)

«Es ist ein groß Ergetzen, sich in den Geist der Zeiten zu versetzen, zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht.» Für Generationen deutscher Schüler führte kein Weg zum Abitur an ihm vorbei: Goethes «Faust». Das wohl berühmteste Drama der deutschen Literaturgeschichte gehört – wohl auch darum – zu den bekanntesten und meistzitierten Werken überhaupt.

Was die Gretchenfrage ist («Wie hast du’s mit der Religion?»), was «des Pudels Kern» war (Mephisto) und was es mit dem Augenblick, der verweilen soll, auf sich hat, weiß nur, wer wenigstens eine grobe Idee von dem hat, was Johann Wolfgang von Goethe sich mit seinem «Faust I» vor mehr als 200 Jahren ausgedacht hat. Doch die kulturelle Bedeutung des großen Werkes scheint zu schwinden. Der Deutsche Bühnenverein registriert ein geringeres Interesse am «Faust» – und auch in der Schule verliert das Werk zunehmend an Bedeutung.

Nur in wenigen Bundesländern ist es heute noch Pflichtlektüre, wie eine Umfrage ergeben hat. In Bayern muss es im neuen Schuljahr ab diesem September zum vorletzten Mal gelesen werden. Ab 2024/25 ist es keine Pflichtlektüre mehr, nachdem es das fast ein halbes Jahrhundert lang gewesen ist – zumindest im Deutsch-Leistungskurs.

Schon in der Spielzeit 2020/21 war der «Faust I» nach Angaben des Deutschen Bühnenvereins «erstmals seit vielen Jahren nicht mehr an erster Stelle als meistinszeniertes Drama». Nur zwei Neuinszenierungen des großen Dramas sind den Angaben zufolge in der kommenden Spielzeit an deutschen Bühnen geplant. «Das ist auffällig wenig», sagt eine Sprecherin des Vereins.

«In den 1980er oder 90er Jahren fand sich das Stück des Öfteren gerade so unter den zehn meistgespielten Dramen, war also auch nicht ganz vorne», sagt Detlev Baur, Chefredakteur der vom Bühnenverein herausgegebenen Zeitschrift «Die Deutsche Bühne».

Von einer «zyklischen „Faust“-Abkühlungsphase» geht er dieses Mal allerdings nicht aus: «Ich vermute eher, dass es in Zukunft auf den Bühnen keine so große Rolle mehr spielen wird – schon weil es auch in den Schulen an Bedeutung einbüßt. Eigentlich ist der „Faust“ ja ein Lesedrama – und wer liest heute noch Stücke?»

Das Stück mit den meisten Inszenierungen wird Georg Büchners «Woyzeck» sein, wie Baur für die im September erscheinende Ausgabe herausgefunden hat. «Verlierer Goethe» heißt der Titel seines Artikels, in dem er von einer «epochalen „Faust“-Krise» schreibt.

Faust und sein sehr viel jüngeres Gretchen, das sei heute «vielleicht nicht ganz so brisant wie die soziale und psychische Deformation eines mittellosen Soldaten wie Woyzeck», sagt Baur. Georg Büchners Sozialdrama «Woyzeck» ist – zusammen mit Juli Zehs «Corpus Delicti» – auch für die kommenden drei Abiturjahrgänge vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin als Lektüre festgelegt, die als bekannt vorausgesetzt werden sollte.

«Da haben sie bestimmt den falschen Text gestrichen», sagt der Berliner Germanist Michael Jaeger, der das Buch «Goethes „Faust“: Das Drama der Moderne» geschrieben hat.

«Es irrt der Mensch, so lang er strebt», heißt es im Faust.

Jaeger kann die jüngste, bayerische Entscheidung zum Werk nicht verstehen: «Ausgerechnet der „Faust“ eignet sich ja besonders gut, die Themen von damals in die heutige Zeit zu übertragen.» Frei nach dem Motto: «Ich bin’s, bin Faust, bin deinesgleichen.»

Er nennt es «besonders stupide, nun den womöglich letzten Text, der noch bei den meisten Leuten irgendwie im Kopf war, auch noch zu streichen». Er zweifelt an, ob das Interesse an dem Stoff auch dann zurückgehen würde, «wenn man den jungen Menschen „Faust“ präsentiert und ihnen Zeit gibt, sich damit zu befassen».

«Ein jeder lernt nur, was er lernen kann», heißt es im «Faust».

Wie die Umfrage unter den Kultusministerien der Länder ergab, ist es inzwischen eher die Ausnahme als die Regel, wenn der «Faust» am Gymnasium noch unbedingt gelesen werden muss.

Zu diesen Ausnahmen gehören Hessen, das Saarland sowie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, wo das Werk schon in der 10. Klasse drankommt, weil «wir die Bedeutung des Werkes als Kulturgut als so hoch ansehen, dass auch die Schülerinnen und Schüler der Oberschulen das Werk kennen sollten, nicht nur die Gymnasiasten», wie ein Sprecher des sächsischen Kultusministeriums sagt.

In Niedersachsen ist es dagegen schon mindestens 40 Jahre lang keine Pflicht, die Geschichte über Doktor Faust, seinen teuflischen Begleiter Mephisto und sein Gretchen gelesen zu haben.

Germanist Jaeger sieht ein Problem «nicht nur auf den „Faust“ bezogen, sondern was unsere literarische Überlieferung angeht». Er fürchtet, kulturelle Bezugsgrößen, mit denen ein Großteil der Bevölkerung etwas anfangen kann, könnten noch weiter verschwinden, wenn es keinerlei literarischen Kanon mehr gibt. «Das ist alles völlig beliebig geworden.» Heute schon könnten viele mit den «Faust»-Zitaten, die er in Vorträgen anbringe, nichts mehr anfangen.

«Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus», steht im «Faust».

Da heißt es auch: «Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt. Allein sie haben schrecklich viel gelesen.» Von Britta Schultejans, dpa

Statement des VDR

Jürgen Böhm, Vorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR), fordert angesichts der Debatte einen verbindlichen Literaturkanon für alle Schüler aller Schularten.

Der Vorsitzende des VDR: Jürgen Böhm. Foto: Marco Urban / VDR

„Die Diskussion über die Behandlung oder Nichtbehandlung von Goethes ‚Faust‘ zeigt ein Dilemma der Bildung in unserem Land auf. Man kann sich nicht auf verbindliche literarische Standardwerke einigen, die zum grundlegenden Erfahrungsschatz eines jeden Schülers in unserem Land gehören müssen. Stattdessen verflachen die sprachlichen, literarischen und kulturellen Kenntnisse und Fähigkeiten“, sagt der VDR-Bundesvorsitzende.

Böhm fordert, dass nicht nur in der gymnasialen Oberstufe literarische Standards gesetzt werden müssen, die zum Verständnis von Sprache und Kultur unumgänglich sind, sondern in allen Bildungsgängen von Anfang an – ab der Grundschule. Das ständige zeitgeistabhängige Anpassen der Auswahl an Literatur und die mitunter ideologisch motivierte, pseudokorrekte Auswahl von Literaturwerken führen zunehmend in eine Sackgasse. „So sind Sprache und Literatur nicht vermittelbar“, meint Böhm weiter.

„Uns fehlen in Deutschland einheitliche, kulturprägende Rezeptionserfahrungen durch literarische Standardwerke und dazu gehören mit Sicherheit Goethes ‚Faust‘ und weitere prägende deutschsprachige Werke der vergangenen Jahre und Jahrhunderte“, so Böhm abschließend.

Bayern streicht Goethes Faust als Pflichtlektüre aus dem Lehrplan. Ja und?

 

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67 Kommentare
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Minna
1 Jahr zuvor

Die Inhalte des klassischen Bildungsbürgertum sind aus der breiteren gesellschaftlichen Wahrnehmung doch schon fast ganz verschwunden. Die kränkelnden Medien geben zum großen Teil PR-Nachrichten wieder, christliche oder geisteswissenschaftliche Inhalte kommen kaum noch vor und finden auch wenig Beachtung, WissenschaftlerInnen, AkademikerInnen, gerade auch LehrerInnen haben in den letzten Jahren einen erheblichen Statusverlust erlebt bzw. werden nur noch nach wirtschaftlichem Nutzen bewertet (der späte Sieg des Polytechnikums). Sie stören zu oft die wirtschaftsliberale Agenda. Das Sprechtheater spielt kaum noch eine Rolle, außer für Kinder, ein nämliches gilt auf dem Büchermarkt.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Ich finde Goethe gut.

Ich bin ja Lehrer. Über 20 Jahre im Dienst.
Da wird einem klar wie wichtig z.B. der alte Götz von Berlichingen war.

Habe sogar schon überlegt mir einen Sticker mit der Aufschrift „Mit jedem Tag an dem ich Lehrer bin steigt die Zahl der Leute die mich götzen können“ auf meine Tasche zu kleben.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Wir sollten eine Bewegung daraus machen…

Vorschlag:
n4t bringt einen Sticker heraus mit ebendiesem Leitspruch – ans klassische Original angelehnt – und vertreibt diesen über ihre Website.
Wird garantiert ein Verkaufsschlager….

Sehr geehrter Herr Priboschek…das sollten Sie sich als Marktbedürfnis nicht entgehen lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Andre Hog

Rüdiger Kalupner
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Da kann ich eine geschichtsträchtige Projektalternative anbieten. Dazu meinen obigen Beitraglesen.

Stichwort: Goethe-Vermächtnisrevolution.

Käptn
1 Jahr zuvor

Winnetou!

(Um hier mal an eine aktuelle Diskussion anzuknüpfen)

„Die KMK-Präsidentin und der Philologenverband werfen sich für Karl May in die Bresche.“
Wer braucht da noch Götze oder wie der heißt?
https://www.news4teachers.de/2022/08/kulturkampf-um-winnetou-die-kmk-praesidentin-und-der-philologenverband-werfen-sich-fuer-karl-may-in-die-bresche/

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Käptn

Tja, früher hat man Karl May als Schundliteratur bezeichnet. Liest man heute in einem deutschen Lehrerforum kriegt man den Eindruck er steht direkt neben Goethe und Schiller auf einer Stufe.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Käptn

Du kannst es einfach nicht lassen, oder?

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Du auch nicht Andre…
Wie war das mit dem letzten Wort? Scheint pathologisch zu sein bei dir.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Käptn

Jegliche Literatur hat ausreichend reflektiert ihre Berechtigung.

Da Problem der heutigen Bildung liegt eher darin, den SuS zu vermitteln, dass das Buch keinen Ein und Aus -Schalter hat.

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor

Als Deutschlehrkraft weiß ich selbst am besten, was meine SuS brauchen und können. Eine Liste brauche ich nicht!
So sehen wir das an unserer Realschule übrigens in Konferenzmehrheit!

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Die Konferenzmehrheit sieht natürlich nicht im Plural.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Typisches Doppelbild nach Genuss von zu viel Desinfektionsmittel.

Der genuine Streit zwischen Chemikern und Psychotherapeuten in Bezug auf Alkohol.
Ersterer definiert in als Lösungsmittel, letzterer ist der meinung, dass Alkohol keine Lösung sei.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Aber „wir“ erfordert doch den Plural, oder?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Und wie ist es beim pluralis majestatis?

Eine Mutter
1 Jahr zuvor

Es ist so unverständlich. Andererseits auch wieder nicht.
In Klasse 7 las mein Kind „Löcher“. Ein Buch über eine arme
amerikanische Familie die vom Pech verfolgt wird. Der Sohn kommt in ein Erziehungslager und wird körperlich ausgebeutet. Ich las damals in Klasse 7, Kabale und Liebe von Friedrich Schiller. Ein Jahr später gab es dann den Faust von Goethe .
Ich erinnere mich an diese Bücher und an deren Kernaussagen. Dabei bin ich nun sehr lange keine Schülerin mehr.
Bis auf „Nackt unter Wölfen“ und Robinson, habe ich die anderen Pfichtbücher vergessen.
Mein Kind hatte in Klasse 3, Faust für Kinder von einer Freundin zum Geburtstag bekommen.
„Jetzt stehe ich hier, ich armer Thor und bin genau so klug, wie zuvor.“ Sagt sie auch noch heute, hin und wieder.
Es ist mehr als Schade, wie mit den großen Werken umgegangen wird.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Wem der eine Faust nicht reicht, der kann ja „Drei Fäuste für ein Halleluja“ in den Vertretungsstunden zeigen.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Bitteschön „Vier Fäuste für ein Halleluja“ … Allgemeinbildung ist wichtig!

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Aber die haben doch einen Faust aus dem Lehrplan gestrichen – und vier minus eins macht drei, so ätsch.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Oha! Das ist ganz schön differenziert.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Geb halt Mathe beim ’nen Grundkurs:)

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Vielen Dank für den Lacher!!

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

@Dil Uhlenspiegel

Und im Winter bei geöffneten Fenstern „mit ohne“ Heizung, denn wir sparen jetzt alle Sorten von Energie, trägt das Publikum dann …?

Genau, richtig geraten.
Fertig sind die Mottowochen für alle Jahrgangsstufen:
„Wir sind alle ‚Fäustlinge‘. Halleluja!“

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Wie alt sind Sie denn, dass Sie „Faust“ in der 8. Klasse gelesen haben? Ich habe 1987 Abitur an einem normalen Gymnasium gemacht. Goethes Drama haben wir erst in der Oberstufe gelesen. Und auch das war, nun ja, nicht so ansprechend. (Dabei bin ich von Kindes Beinen an eine echte Leseratte gewesen.) Habe vor drei Jahren „Faust“ auf der Bühne gesehen und mich erneut gefragt, was einige Worte eigentlich aussagen sollten. Hatte mich nicht vorbereitet und musste nachher googlen. In der Originalfassung als reiner Lesetext ist das nichts, sorry. Als Graphic Novel oder in der modernen Fassung kann man den lesen und Auzüge aus der Originalfassung hinzunehmen.
Nur so kann man ihn – also den „Faust“ – mMn. retten.

Last edited 1 Jahr zuvor by DerechteNorden
Eine Mutter
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wie alt ich bin, spielt ja nun wirklich keine Rolle. Ich habe aber früher das Abitur abgelegt als Sie.
Es gab einmal ein Land, mit einem anderen Schulsystem.
Es wird wohl daran liegen.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Mir ging es nicht wirklich um Ihr Alter, sorry.
In den 1970ern wurde „Faust“ vielleicht bereits in der Sek I gelesen.
Allerdings bezweifle ich, dass das sinnvoll war, da bei jüngeren Teenagern Entwicklungsprozesse ablaufen, die eine solche Lektüre kaum nachvollziehbar machen. Ich spreche aus Erfahrung;-)

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das ist halt der Unterschied, ob man als Mutter nur das eigene hochbegabte Kind als Maßstab hat, oder als Lehrer 28 heterogene Kinder beschult.

Last edited 1 Jahr zuvor by Alla
Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Hochbegabt? Ironie?

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

siehe mein Kommentar oben

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Nein! Da muss ich „DerechteNorden“ beispringen.

Habe 1973 Abi gemacht und den „Faust“ auch erst in der Oberstufe gelesen.

War damals noch das ganz traditionelle Abitur in BaWü.
Also noch vor der Oberstufenreform, die zu Grund- und Leistungskursen führte.

Im Übrigen, auch Shakespeare wurde damals auch erst in der Oberstufe gelesen. Sogar in einer Übersetzung nicht früher.

Heutzutage liest man Shakespeare auf Englisch in der Kollegstufe in Bayern, auch in BaWü.

Auch hier sind gewisses Abstraktionsniveau, Denken auf der Metaebene, Verstehen von Anspielungen etc. unabdingbar wie bei Goethe.
Eine gewisse Reife ist also bei Goethe und Shakespeare schon nötig, um die Vielschichtigkeiten (nur!) zu erahnen, geschweige denn zu verstehen.

AchtklässlerIn kann dies nicht leisten.

Andreas
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Mit Ihnen und Ihren Lehrern, mit Ihrer Gesellschaft, fing der Niedergang an. Inzwischen hat ein nuschelnder Schlagersänger den Nobelpreis erhalten- folgerichtig.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andreas

Ja, nee, ist super, wenn man jungen Menschen das Lesen ganz verleidet, indem man sie dazu zwingt unverständliche Bücher lesen zu müssen, die vor 200 Jahren verfasst wurden, deren Sprache daher kaum verständlich ist.
Der Punkt ist doch nicht, dass man Kindern (?), die so etwas lesen wollen, verbietet es zu tun, sondern umgekehrt, es nicht allen aufzwingt.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich komme aus Kroatien, und ich habe Faust schon in der 7. Klasse gelesen (bei uns immer noch Grundschule), freiwillig und nicht nur ich, dann wieder noch mal zwei Jahre später. Aber das war eine andere Zeit. Generation 74. Meine Töchter kommt jetzt in der 7. Klasse und ich glaube, dass sie auch für Goethe bereit ist. Aber das kommt sicherlich nicht von der Schule oder von der Gesellschaft, sondern von zu Hause. Eine fast ausgestorbene Spezies, leider.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Nichts für ungut, aber Sie haben die Originalversion von „Faust“ auf Deutsch in der 7. Klasse gelesen? Sorry, aber das glaube ich Ihnen nicht.
Es geht doch nicht ums Thema, das in der Tat interessant und spannend ist, sondern hier tatsächlich um die Sprache.
Und selbst, wenn Sie und Ihre Kids totale Überflieger*innen sein sollten, so ist das doch nicht auf alle jungen Menschen übertragbar. ich würde sogar sagen, dass es eher eine Minderheit ist, die mit 13 „Faust“ im Original verstehen.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Nein, nicht auf Deutsch natürlich, wir haben Übersetzungen gelesen. Ich konnte damals Deutsch nicht. Deutsch als Fremdsprache haben wir erst in der sechsten Klasse bekommen.
 
Übrigens finde ich immer komisch, wie die Leute belesene Kinder heute mehr als je zuvor für Oberflieger halten. Und sie sind das tatsächlich nicht. Was bedeutet überhaupt ein Oberflieger in der Schule zu sein habe ich nie richtig verstanden. So einen Ausdruck kenne ich nicht aus meiner Schulzeit.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Ich kann mir vorstellen, dass die Übersetzung näher an dem war, was Sie damals selbst sprachen bzw. gewohnt waren zu lesen. Dann ergibt das Sinn.
Unter Überflieger*innen verstehe ich Menschen, die etwas können, das die meisten anderen nicht können, z.B. im Alter von 13 Jahren Zugang zu „Faust“ in der Originalfassung zu haben.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Damals hatten wir nicht vereinfachte Ausgaben für Kinder und Jugendliche. Goethe und ähnliche Weltautoren bzw. Werken werden regelrecht von den Sprachwissenschaftlern übersetzt.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Eine Übersetzung eines literarischen Textes ist für jegliche(n) PhilologIn eine wirklich ganz besondere Herausforderung, überaus anspruchsvoll!!!

Verlangt u.a. sehr viel Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen, damit man nichts hineininterpretiert oder etwas überinterpretiert, also verfälscht.

Es gibt nicht „die“ eine (richtige) Übersetzung!

Anders als die Übersetzung der Textsorte „Sachtext“, die etwas leichter ist, aber dennoch.auch hervorragende Sprachkenntnisse in der Ziel- und Ursprungssprache verlangt, neben z.B. kulturgeschichtlichen, historisch-politischen oder sonstigen ggf. hochspezialisierten Fachkenntnissen.

(Beispiel zur Veranschaulichung:
In einem Radiointerview mit einem der Beatles hörte ich „We used to live in a terraced house … .“ Simultan gedolmetscht wurde „Wir wohnten in einem Haus mit Terrasse … .“ (sic!!!)

Für AnglistIn grauenvoller Fauxpas!
Unverzeihlicher Lapsus!

Terraced houses = düstere, uralte Reihenhäuser mit Hinterhöfen in Nordengland, Liverpool, Relikte aus der Zeit der Industriellen Revolution.)

Übersetzen von Goethe stelle ich mir um Welten (!) schwerer vor.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

ÜberfliegerIn

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Auch im deutschen „Bildungsbürgertum“, wenn es denn heutzutage noch rudimentär existieren sollte, undenkbar, dass im alltäglichen Familiengespräch „Faust“ oder Goethe mit AchtklässlerIn ein Gesprächsthema.

Höchstens der Film „Fuck you Göthe“ – inklusive Mädchenschwarm B. (super cooler Traumlehrer).

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Rechtschreibkorrektur des Eigennamens (= Filmtitel): „Fuck ju Göhte“

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Nur in einer „überaus abgespeckten“, sehr stark vereinfachten Fassung, und evtl. auch nur in Auszügen, überhaupt irgendwie vorstellbar.

In einer deutschen „Grundschule“ (etwa 6- bis 10/11-Jährige) völlig unvorstellbar, und auch unsinnig, da der Fokus in der Primarstufe auf völlig anderen Lernzielen liegt.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Außerdem ist es nicht immer von Bedeutung wieviel man liest, sondern was man liest.
Mein Sohn liest in der 3. Klasse für die ab 6. Klasse eingestufte Bücher, er verschlingt sie. Die Grundschullehrerinnen halten das für unnötig und verfrüht.
Es müssen eben alle Kinder auf dem gleichen Niveau bleiben.
Es stellt sich nur die Frage, welches Niveau ist das heute, und wer es bestimmt.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

„unnötig“ ??? Dieses Urteil steht KollegIn wohl eher nicht zu.

„verfrüht“?: Auf welcher Basis gründet denn dieses Urteil?

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Und noch obendrauf..meine beide Kinder waren 2 volle Jahre im Homeschooling. Erst Ende dieses Schuljahres kamen sie in der Schule. Wir sind endlich alle 3 Mal geimpft. Beide sind unter der besten ihrer Klassen. Hilfe haben wir von Grundschule gar keine bekommen, der Junge war durchaus von der Schule ausgeschlossen. Keine Materialien, einfach gar nichts. Die Tochter durfte Schulaufgaben schreiben, aber Materialien bekam sie nur wenige bis gar keine. Bildung ist heute ein sehr interessantes Wort geworden. Insbesondere schulische Bildung und noch dazu als Pflicht.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Thema?

Pensionist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Da steh‘ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr‘
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, daß sie nichts lernen wollen!

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Echt? „FAUST“ in der 8. Klasse ??? Nee! Wäre ja überaus ambitioniert (Ironie!) – und in keinem Lehrplan für diese Klassenstufe vertretbar.
Selbst bei Hochbegabten nicht denkbar.

Denke, Ihr Gedächnis spielt Ihnen hier einen Streich.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Man könnte Faust ja in Wirtschaftskunde verpflichtend einbauen beim Themenbereich Verträge.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Nein, das geht nicht. Der Faust ist ein schlechtes Beispiel.

„Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei and Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh‘ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar, ….“

Geht gar nicht, der hat zu viele akademische Studiengänge absolviert, nix mit Bäcker, Metzger oder Fachkraft für Gas, Wasser, flüssige Medien. Wirtschaftskunde soll sich stark für’s Handwerk machen – und Sie kommen mit Faust! Herr, schmeiß Hirn – so jedenfalls wird der Fachkräftemangel nicht behoben. Deshalb: Fuck You Goethe!

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Hm … außerdem hat der Goethe glaub gar nicht gedient. War der nicht Zivi?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Warum vermutest Du, dass Goethe an einer Bundeswehrhochschule studiert haben könnte?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Wenn ich das wüsste …

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Lieber dickebank… herzlichen Glückwunsch!!….du bist heute in absoluter Höchstform 😉 ….nicht, dass ich deine Beiträge nicht grundsätzlich schätze….aber heute….meine Herrschaften…läuft, wie ein Länderspiel.
#Upps….hoffe, dass ich jetzt nicht wieder etwas geschrieben habe, das mich in die rechtsextreme Ecke stellt… @Trollbuster: cool down!!

Ich
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Keiner hat Sie als rechtsextrem bezeichnet, aber Ihre Aussage “ Jedem das Seine “ im Vergleich mit fehlenden Corona- Maßnahmen in Schulen als erschreckend empfunden, da das am Eingang des KZ Buchenwald stand.
Ein Teil unserer Oberstufe ist zur Zeit auf Studienfahrt in Weimar / Buchenwald und ich werde den SuS und den begleitenden KuK der Fachschaften Geschichte, Ethik, Religion den Screenshot der Meinungen hier zur Verfügung stellen zur Aufarbeitung aktueller Meinungen in einem Lehrerchat.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ich

Prima 🙂

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Sie sind aber leicht zu beeindrucken.

Bezüglich der „rechtsextremen Ecke“ in der Sie seltsamerweise immer wieder landen: cool down!!

Andreas
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Als Jurist hätte er unseren Witschaft“minister“ vor einer Blamage retten können.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andreas

Eben nicht, das Problem ist ja, dass ein Gesetz keinen Einzelfall – also die Rettung von uniper – regeln kann. Folglich muss das Gesetz allgemein gehalten werden, womit jeder Gashändler anspruchberechtigt ist. Und jetzt kommt die bittere Wahrheit, meldet der Vorstand eines Gashändlers unabhängig von der momentanen Gewinnlage sein Unternehmen nicht beim Fördertopf an, wird er ggf. wegen Geschäftsschädigung oder Untreue von den Juristen der Stockholder verklagt.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

„Gesetze“ werden (nur) im Parlament verabschiedet!
Lex = Gesetz : Legislative (gesetzgebende Gewalt)

Übrigens, „Herumgesülze“ bringt keinerlei Erkenntnisgewinn, ist nicht zielführend. Pure Zeitverschwendung!

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Warum müssen alle das Gleiche gelesen haben?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Die einen dies, die anderen das, und manche Wein. Weinlese ist mir die liebste.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Alle können in ihrer Freizeit lesen, was sie wollen….Hauptsache sie lesen!!

Man nennt das – glaube ich – „Bildungskanon“….bitte nicht verwechseln mit der Bildungskanone…die wird in anderen Kontexten aktiv.

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Echt? Auch die Bücher von Bushido und Dieter Bohlen? (Vom Niveau her vermutlich ähnlich wie die plötzlich heissbegherten filmbegleitenden Winnetou-Kinderbücher)

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Ja, auch sie, als z.B. einen “literarischen“ Vergleich mit Goethe. Außerdem sollte man jedem Buch und jedem Autor eine Chance geben. Immerhin wiegt Dieter Bohlen über 130 Millionen Euro. Wie hat er es bloß geschafft? Zu wenig Goethe in der Schule?

Andreas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Warum müssen alle das Gravitationsgesetz gelernt haben?

Pensionist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andreas

Damit sie die Bodenhaftung nicht verlieren!

Rüdiger Kalupner
1 Jahr zuvor

Goethe und sein ‚Faust I , II‘ werden vor und nach dem anstehenden kukturrevolutionären Evolutionspfadwechsel, der vom kämpferischen auf den CREATIVEN Evolutionspfad führt, eine höchst aufklärerische, weltwirksame und geschichtliche Renaissance erleben.

Das sage ich, der das Wenderevolutionsprojekt seit 1985 betreibt. Ich realisieren mit diesem Projekt das ordungspolitische Vermächtnis Goethes auf globaler, Weltindustriekulturebene.

Faust I und II bringen das zweipfadige Evolutionspfadmuster im Evolutionsprozesssystem auf die Bühne. Dieses Muster besteht aus dem Fortschrittsweg, dh. der Akzelerationsoption des Kämpferisch-
Selbstzerstörerischen des Mephisto und dem Steigerungsweg des Schöpferisch-Genialen.

Letztere Fortschrittswegalternative kommt mit Dr. Marianus und der ‚Himmelskönigin‘ am Ende von ‚Faust II‘ auf die Bühne. Den Übergang in die höhere Fortschritts-/Seinsordnung des „Ewig-Weiblichen‘, dh. des Schöpferischen werden wird noch erleben.

Der Exodusstart ist unaufhaltsam und seit Gorbatschows nahe und die Machtspitzen in D wissen das alle einschl. Herr Dr. Markus Söder.

Mehr dazu auf meinen Webseiten http://www.die-kreativen-partei.de .