Flüchtlingshelfer beklagen Mangel an Sprachkursen für Ukrainer – auch für Schüler

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FREITAL. Mehr als 54.000 Ukrainer haben seit Kriegsausbruch Zuflucht allein in Sachsen gefunden. Inzwischen kommen einige Kommunen im Freistaat offensichtlich an ihre Grenzen, Wohnungen und Kita-Plätze für sie zu finden. Auch fehlt es an Sprach- und Integrationskursen, beklagen Flüchtlingshelfer.

Zehntausende ukrainische Kinder besuchen mittlerweile deutsche Schulen, doch bei den Sprachkursen scheint es zu hapern (in Sachsen jedenfalls). (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Migrantenorganisationen in Sachsen haben einen Mangel an Sprach- und Integrationskursen für die vielen Flüchtlinge aus der Ukraine beklagt. «Die Bereitschaft, Deutsch zu lernen und hier zu arbeiten, ist sehr hoch», sagte die Mitbegründerin des Dachverbandes sächsischer Migrantenorganisationen, Tatjana Jurk, der Deutschen Presse-Agentur. Doch fehle es an entsprechenden Kursangeboten. Hier wirke sich der Lehrermangel in Sachsen aus. Auch für die Kinder gebe es nicht ausreichend Angebote an den Schulen, Deutsch zu lernen. Derweil sei die Bereitschaft, den Kriegsflüchtlingen zu helfen, in Sachsen auch ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch weiter hoch.

Nach Angaben der Landesdirektion haben bislang mehr als 54 000 Menschen aus der Ukraine in Sachsen Zuflucht gesucht. Inzwischen habe sich der Zustrom abgeschwächt. Wurden im März noch im Schnitt 328 Menschen pro Tag registriert, waren es in den vergangenen Wochen nur noch 44 täglich. Viele Betroffene haben sich im Freistaat inzwischen arbeitssuchend oder arbeitslos gemeldet – ein Grund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit in den vergangenen Monaten.

Innenminister Armin Schuster (CDU) und der Sächsische Städte- und Gemeindetag hatten jüngst vor Problemen bei einem weiteren Anstieg der Zahl von Asylbewerbern und Flüchtlingen aus der Ukraine gewarnt. Es gebe bereits Schwierigkeiten bei deren Verteilung und Integration, hieß es. Wohnraum sei zunehmend knapp, Kindergärten, Schulen und Arbeitsmarkt würden stark belastet.

Das bestätigt auch Jurk, die in Freital bei Dresden als Kommunale Integrations-Koordinatorin arbeitet und einem Verein zur Integration von russischsprachigen Menschen leitet. In etlichen Kommunen seien die Kapazitäten erschöpft, etwa bei verfügbarem Wohnraum oder Plätzen in Kindergärten, berichtet sie. Deswegen gebe es Aufnahmestopps.

Kritisch sieht Jurk auch die Situation für viele Schüler aus der Ukraine. Rein ukrainische Klassen seien anfangs eine Übergangslösung gewesen. Inzwischen würden sie aber von vielen Betroffenen kritisch gesehen. «Die meisten wollen, dass ihre Kinder in normale Klassen gehen und Deutsch lernen.» Allerdings fehle es offensichtlich an Lehrern für Deutsch als Zweitsprache. «Wir brauchen unbedingt mehr Deutschunterricht.»

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sieht Jurk in Sachsen weiterhin eine große Bereitschaft, den Kriegsflüchtlingen zu helfen. Doch hätten sich die Bedarfe gewandelt. Inzwischen gehe es weniger um Kleider- oder Essensspenden. Gesucht seien Wohnraum für die Betroffenen, die häufig zunächst privat untergekommen seien, Beratung zu Behördenangelegenheiten, Kinderbetreuung und Angebote zum Deutschlernen. News4teachers / mit Material der dpa

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