Mehr Abordnungen, höhere Unterrichtsverpflichtung: Was der Rechnungshof gegen den Lehrermangel vorschlägt

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DRESDEN. Seit Jahren gibt es bei der Unterrichtsversorgung in Sachsen – wie in den meisten anderen Bundesländern auch – wachsende Lücken, trotz Verbeamtung oder Stellenplus. Der Landesrechnungshof des Freistaats hat die Situation analysiert – und kommt zu dem Schluss, dass die Effizienz im Bildungssystem verbessert werden muss (jedenfalls das, was Rechnungsprüfer dafür halten). Lehrkräfte dürften von den vorgeschlagenen Maßnahmen wenig begeistert sein.

Mehr Effizienz – fordert der Landesrechnungshof. Foto: Shutterstock

Lehrerverbeamtung und andere Maßnahmen in den vergangenen Jahren zur Attraktivitätssteigerung des Lehrerberufs haben aus Sicht des Landesrechnungshofs (SRH) nicht zur vollständigen Absicherung des Unterrichts in Sachsen geführt. Ein Sonderbericht sieht vielmehr Potenziale bei Einsparungen im System – als in neuen Stellen.

«Es ist gelungen, die Attraktivität des Lehrerberufs zu erhöhen, aber eine Verlängerung der Möglichkeit der Verbeamtung ist auch an ein Konzept zur Effizienzsteigerung zu binden», sagte der Präsident der Behörde, Jens Michel, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Dresden. Die Verstetigung der Verbeamtung von Lehrkräften «auf alle Ewigkeit» werde nicht empfohlen, sondern «eine nüchterne Betrachtung aller Stellschrauben des Systems», bei der es keine Denkverbote geben dürfe. Die Auffassung, mehr Stellen lösten die Probleme, sei veraltet.

«Dienstliche Tätigkeiten, die keine Unterrichtsleistungen darstellen, führen zu einer enormen Reduzierung des Lehrerarbeitsvermögens»

Potenzial hat die Behörde etwa in der Entlastung der Lehrkräfte von unterrichtsfremden Aufgaben sowie beim Thema Abordnung und Versetzung ausgemacht. Auch die im Vergleich eher niedrige Stundenzahl im Grundschulbereich müsse kritisch hinterfragt werden, sagte SRH-Direktorin Isolde Haag. Zudem sollten neue Arbeitszeitmodelle geprüft und weiterentwickelt werden.

Der SRH untersuchte im Zeitraum 2018 bis 2021 die Wirksamkeit des Lehrermaßnahmenprogramms 2016 und des Handlungsprogramms 2018. Laut Haag binden sogenannte Anrechnungs-, Ermäßigungs-, Freistellungs- und Minderungsstunden Lehrerarbeitsvermögen in enormem Umfang. Wenn das um ein Drittel reduziert werden könne, stünden dauerhaft zusätzlich 1.000 Lehrkräfte für den Unterricht zur Verfügung.

«Dienstliche Tätigkeiten, die keine Unterrichtsleistungen darstellen, führen zu einer enormen Reduzierung des Lehrerarbeitsvermögens. Hier sieht der SRH Einsparpotential,  welches für eine bessere Unterrichtsabsicherung genutzt werden könnte», so heißt es wörtlich in dem Bericht.

Ausgeführt wird: «Die Arbeitszeitverordnung für die Lehrkräfte sieht nicht nur schulbezogene Anrechnungsstunden für Schulleitungstätigkeiten, sondern auch für weitere Funktionstätigkeiten wie Fachleiter, Beratungslehrer oder Oberstufenberater sowie für die Wahrnehmung besonderer schulischer und außerschulischer Aufgaben vor.» Zur Wahrnehmung von Funktionstätigkeiten von Lehrkräften und deren Berücksichtigung als Arbeitszeit habe das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) allerdings ausgeführt, dass Funktionstätigkeiten unter die schulbezogenen Tätigkeiten einer Lehrkraft (wie auch die Pausenaufsicht, etc.) zu subsumieren seien – heißt: Eine pauschale Entlastung muss nicht sein. Ein entsprechendes Urteil hat auch das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen jetzt getroffen – News4teachers berichtet.

«Die Instrumente der Abordnung und Versetzung von (verbeamteten) Lehrkräften können stärker genutzt werden»

Die Empfehlung lautet deshalb: «In einer Gesamtschau mit den anderen dienstlichen Aufgaben ist (..) zu prüfen, ob mit der Anordnung von Funktionstätigkeiten der zulässige Rahmen der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit (40 Stunden) überschritten wird. Dieser Entscheidung folgend, müsste bei der Übertragung von Funktionstätigkeiten im Einzelfall geprüft werden, ob die Lehrkraft ihre Wochenarbeitszeit wegen der Ausübung der übertragenen Funktion überschreitet. Nur in diesem Fall wäre die Unterrichtsverpflichtung über die erforderlichen Anrechnungsstunden auszugleichen.» Das BVerwG habe dazu ausgeführt, dass die mit dem Beförderungsamt verbundene zeitliche Mehrbelastung durch planvolle und effiziente Arbeitsorganisation innerhalb der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit bewältigt werden kann. Dies könne der Dienstherr erwarten.

Zudem würden zu wenig Lehrkräfte zur Bedarfsdeckung im ländlichen Raum abgeordnet. So lautet die Empfehlung: «Die Instrumente der Abordnung und Versetzung von (verbeamteten) Lehrkräften zur Verringerung des Gefälles bei der Unterrichtsversorgung (z. B. Stadt-Land-Gefälle) können stärker genutzt werden.»

Seit dem 1. Januar 2019 können grundständig ausgebildete Lehrkräfte an öffentlichen Schulen bis zur Vollendung des 42. Lebensjahres im Freistaat verbeamtet werden. Die Regelung gilt vorerst bis zum 31. Dezember 2023 – und soll nach dem Willen der Regierung entfristet werden. Der Gesetzentwurf wird derzeit im Landtag beraten. Die Verlängerung müsse an ein Konzept zur Effizienzsteigerung im Bildungswesen gebunden werden, sagte SRH-Präsident Michel.

Laut dem Bericht konnten mittels Verbeamtung die Abwanderung von Lehrkräften gebremst und deren Anwerbung erleichtert werden. Andererseits gelte aber: «Mit der Erhöhung der Einkommen wurden auch Anreize für die Lehrkräfte geschaffen, Teilzeitarbeit ohne Einkommensverlust zu wählen und/oder den Teilzeitumfang aufzustocken. Der Effekt
konterkariert das erklärte Ziel aus dem Handlungsprogramm 2018, den Anteil an Teilzeit zu senken.»

Generationswechsel und Fachkräftemangel stellten die Unterrichtsversorgung aber weiter vor Herausforderungen, dazu sei noch bis 2027/2028 mit steigenden Schülerzahlen zu rechnen. Die Zahl der auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren Lehrkräfte reiche auch bei besserer Bezahlung nicht aus, um alle freien und freiwerdenden Stellen zu besetzen.

Das Ziel einer hundertprozentigen Unterrichtsversorgung war laut Haag «zu keiner Zeit» gegeben. Das bestehende Defizit habe sich im Mittel aller Schularten gar von rund zwei Prozent auf rund 3,4 Prozent erhöht. Der Freistaat müsse also bis zum Absinken der Schülerzahlen 2028/2029 eine «Durststrecke» überwinden, auf der er die Unterrichtsversorgung mit weniger Personal als gewohnt sicherstellen muss. Aus Sicht des SRH gelingt das nur, «indem er vor allem für mehr Effizienz im Bildungsbereich sorgt».

Nach Angaben von Haag waren im Prüfzeitraum 98 Prozent der Lehrerstellen besetzt, trotzdem fehlten in allen Schularten Lehrerstunden «in Größenordnung». Ein Problem sei der Anteil unterrichtsfremder Tätigkeiten und Verpflichtungen von über 3.000 Lehrervollzeitstellen, damit stünden 13 Prozent des Lehrerarbeitsvermögens dem Unterricht nicht zur Verfügung. Lehrkräfte müssten von Verwaltungsaufgaben, die auf Dritte wie etwa Schulverwaltungsassistenten übertragen werden könnten, entlastet werden, sagte Haag und nannte etwa IT-Koordination, Datenschutz- oder Sicherheitsbeauftragte.

Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sieht die Verbeamtung von Lehrkräften zur Nachwuchsgewinnung durch den Prüfbericht bestätigt. «Das Instrument ist teuer, aber notwendig», sagte er laut Mitteilung und sprach sich dafür aus, langfristig an der Lehrerverbeamtung festzuhalten. Die Hinweise im Bericht zur effizienteren Nutzung des vorhandenen Lehrarbeitsvermögens in den nächsten Jahren könne «man nicht unbeachtet lassen».

«Die Schaffung weiterer Stellen – die wegen des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können – kann nicht die Lösung sein»

Im SHR-Papier heißt es hingegen: «Die Grundprobleme bei der Sicherstellung der Unterrichtsversorgung sieht der SRH angesichts des allgemeinen Mangels an Lehrkräften (Fachkräftemangel) weniger im Status der Lehrkräfte als Beamte oder Tarifbeschäftigte. Auch die Schaffung der Möglichkeit zur Verbeamtung und der bundesweite Spitzenplatz bei der Bezahlung – jedenfalls bei den sächsischen Grundschullehrkräften – haben keinen Einfluss auf das Problem des Mangels an Lehrkräften auf dem Arbeitsmarkt. Damit bleibt
die Herausforderung der Unterrichtsversorgung weiterhin bestehen. Insofern kann auch die Schaffung weiterer Stellen – die jedoch wegen des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können – nicht die Lösung sein.»

Fazit: «Ziel muss sein, das vorhandene Lehrerarbeitsvermögen effizienter für Unterricht zu nutzen. Es muss dabei nicht auf eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit abgezielt werden. Es geht vielmehr darum, den Anteil der unterrichtsfremden Zeit so gering wie möglich zu halten. Auch andere Arbeitszeitmodelle sollten dabei erwogen werden. So könnte z. B. unter Zugrundelegung der Jahresarbeitszeit bei einer 40-Stunden-Woche, unter Einbeziehung der Schulferien, ein Regelstundenmaß errechnet werden. Überdies sollten Doppelhonorierungen durch Arbeitszeitanrechnungen und zusätzliche Entgelte für ein und
dieselbe Tätigkeit ausgeschlossen sein.»

Die Rechnungsprüfer empfehlen dem Kultusministerium in jedem Fall den Mut auch zu unpopulären Entscheidungen: «Zur Sicherstellung der Unterrichtsversorgung darf es keine Tabus geben.»

Für die Linksfraktion im Landtag ist die Verbeamtung kein Allheilmittel. «Es wäre besser, wenn alle Bundesländer darauf verzichten würden, das hilft uns im Moment nicht», sagte deren Bildungspolitikerin Luise Neuhaus-Wartenberg. Auch aus Sicht ihrer SPD-Kollegin Sabine Friedel hat dieser Wettbewerb auf Dauer keinen Erfolg. «Die Länder müssen zu einer gemeinsamen Verabredung zur Lehrkräftesicherung kommen», forderte sie. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur vollständigen Analyse des Landesrechnungshofs.

Zweifel daran, dass sich mehr Lehrer lohnen: Landesrechnungshof drängt auf größere Klassen

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Micky
1 Jahr zuvor

Meine Fresse. Der Lehrerberuf wird ja immer attraktiver für die jungen Leute der Generation Z 😉
Die sind sich, jung wie sie sind, über ihre Macht im Arbeitnehmermarkt sehr bewusst. Bestimmt wollen die massenhaft a) verbeamtet und b) Lehrer werden und sich dann durch die Gegend schieben und ihre Arbeitsleistung kleinrechnen lassen. Die Verbeamtung ist Not-wendig? Nö, glaub ich jetzt nicht.

Logi
1 Jahr zuvor

Ich wünsche mir, dass diese Nachrichten bei den angehenden Lehrern ankommen, damit sie nicht später frustriert über die Umstände sind.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Logi

Tja, Logi, ich warne unsere Praktikanten tatsächlich, diesen Beruf zu ergreifen. Und wenn ich dann mal ausgepackt habe, gibt es doch immer wieder einige, die die Finger davon lassen.
Und ich werde, sobald es möglich und finanziell machbar ist, die Flucht aus dem Schuldienst ergreifen.

Oliver
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Darf ich fragen warum?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Oliver

Na gut, eine Frage.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Oliver

Warum was:

  • dass ich warne
  • dass viele Praktikanten die Finger vom Lehrberuf lassen oder
  • dass ich dem Laden so schnell wie möglich den Rücken kehren möchte?
GriasDi
1 Jahr zuvor

Darunter leidet dann die Qualität des Unterrichts, gerade bei denen, die sich viel Mühe geben. Vieles geht dann halt nicht mehr.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

Da hilft dann nur noch: Filme zeigen!

Mir ist auch unklar, wo da noch der Hauch von Qualität herkommen soll.

Aber es muss halt weiter an der falschen Stelle gespart werden. Hat früher schon nichts gebracht, bringt jetzt auch nichts – hat sich bewährt! Oder wie?

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg

„Hat früher schon nichts gebracht, bringt jetzt auch nichts – hat sich bewährt!“

Ist das Patent abgelaufen?
Das Erfolgsrezept ist jetzt nicht mehr geheim?! 😉

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Wir reagieren mit weitschallendem Insti-Tuten und fahren auf Sicht … Iceberg!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Das Patent! Wie konnte ich Schussel das nur vergessen!?

Dringend anmelden und absahnen, äh, abzocken 😉

Träume
1 Jahr zuvor

Gegenvorschlag!
Alle Arbeitnehmer und Beamte aus dem Landesrechnungshof werden zur Behebung der fehlenden Lehrerstellen in die Grundschule abgeordnet.
– Brennpunktschule mit 4 Inklusionskindern
– 28 Stunden Unterrichtsverpflichtung ohne Material (kein Geld)
– mit wöchentlichen festterminierten Klassenkonferenzen, Krisenteams, multiprofessioneller Austausch, Elterngespräch (der unfreundlichen Art), GK, DB, Netzwerktreffen, Klassenrat, zeitweise Unterstützung des Hortes bis 18 Uhr (Erziehermangel besteht auch) ….
– alles täglich ohne Einhaltung von Arbeitsvorschriften ( Frühstückspause, Mittagspause…)

Weitere Vorschläge?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Träume

„Weitere Vorschläge?“ – Lüften.

Oliver
1 Jahr zuvor
Antwortet  Träume

Darf ich fragen warum?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Oliver

Ne, du hast oben schon deine Frage gehabt.

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Oliver

Zusätzliche Funktionen heisst zusätzliche Arbeit. Welche Lehrkraft sollte das noch machen wollen, wenn es nicht ein wenig Entlastung dafür gibt?

Mika
1 Jahr zuvor

Wie peinlich, dass der Rechnungshof nicht die diversen Lehrerarbeitszeitstudien kennt, die durchgehend bestätigen, dass Lehrkräfte schon seit langem weit mehr als die eigentlich vertraglich vereinbarte Jahresarbeitszeit im ÖD arbeiten. Der Schuss geht nach hinten los, aber sowas von…

Martin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Er kennt sie. Davon gehe ich aus, was es nicht besser macht – im Gegenteil.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Wie peinlich, dass der Rechnungshof nicht bei den glorreichen 16, in den KuMis und in den Regierungspräsidien aka Schulämtern mal kritisch ansetzt. Ich könnte wetten, dass man da mal einige Stellen einfach streichen könnte, ohne Verluste für die Schullandschaft zu erzielen. Ehrlich, in meinem Kollegium würde es keiner merken, wenn unser Narrenverein, angeführt von Frau Schopper, nicht da wäre. Wir könnten dann einfach mal in Ruhe unsere Arbeit machen. Auf Konzepte wie „Lüften in Krisenzeiten“ kommen wir schon selbst. Meine Güte, was ein Sparpotenzial….

Eine Kritik von Seiten des Rechnungshofes zur neuen Wahlrechtsreform in BaWü oder zu den zwei neuen Ministerien, die gleich nach der Landtagswahl aus den Boden gestampft wurden, ist mir leider entgangen, vielleicht kann mir jemand dazu einen Link schicken. Ebenso hab ich nichts zur Diätenerhöhung, die kurz nachdem unser aller Landesvater gesagt hat, dass wir ALLE unseren Gürtel enger schnallen müssten, gegriffen hat. Ach, und könnte mir bitte jemand mal den Link zum kritischen Kommentar des Rechnungshofes zur Aktion „The Länd“ und „Cleverländ“ zuschicken, damit ich über diese Rüge im Bilde wäre? Da wäre ja auch ganz viel Einsparpotenzial möglich gewesen. Vielleicht könnte der Rechnungshof auch mal kritisch über die Schultern der o.g. Narrenzunft werfen, dass solche gloriose Aktionen unterlassen werden. Wäre jetzt mal mein Einsparvorschlag für den Rechnungshof. Ich glaube, ich bewerbe mich da mal.
Dann mal ein dickes Dankeschön für die Links im Voraus!

Judy
1 Jahr zuvor

Viele KuK haben sich während der Coronazeit innerlich distanziert von dem Schulsystem, nehmen Sabbaticals, längeren Erziehungsurlaub, gehen früher oder überlegen, was ganz anderes zu machen (v.a. falls nicht verbeamtet, bzw. wenn sie es sich leisten können). Diese Maßnahmen werden die „Fluchttendenzen“ noch steigern!

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Judy

Die innere Distanzierung trifft die Lage ganz gut. Es war und ist eine Zeit, in der sehr viele letzlich nachgedacht haben, was da mit ihnen täglich passiert, während die Belastungen unendlich hochschießen, ebenso wie die Schönwetter-Floskeln immer dreister wie Hohn zuschlugen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
BeineInDerHose
1 Jahr zuvor
Antwortet  Judy

Absolut!

vhh
1 Jahr zuvor

„Effizientere Nutzung des vorhandenen Lehrerarbeitsvermögens“…. Holt doch am besten die Unternehmensberater, mit Stoppuhr und Akkord läßt sich da sicher noch etwas machen. Die schreiben dann in ihren Bericht, dass die Produktionsmittel zwar selbstständig alle 45 min die Produktionsstätte wechseln, dort aber zu viel Zeit mit Reparaturversuchen bei fehlerhaften Produkten verbringen.
Schöne Formulierungen zur „Durststrecke“ und einem „Schülerberg“ lassen sich übrigens in den 70ern finden, da wollte man den Schüler- und Studentenberg der „Boomerjahrgänge“ durchtunneln. Vielleicht ein Tip für die sächsische Regierung, man muss ja nicht jedes Märchen neu erfinden. Hat übrigens schon damals nicht geklappt…
Die (zu wenigen) Schulassistenten werden sich bestimmt freuen, wenn sie endlich nicht mehr nur herumsitzen müssen.

Ron
1 Jahr zuvor

Wie auch in der großen Politik, richtet man sich auch im Schulwesen genüsslich im Elend ein, statt endlich Strukturreformen anzugehen, die den Beruf wieder attraktiver machen.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ich steuere gerade vehement und konsequent gegen das genüssliche Elend und zwar mit Dienst nach Vorschrift. Mir geht es bedeutend besser!

auchdasnoch
1 Jahr zuvor

Eine Funktionsstelle, die über die Wochenarbeitszeit hinausgeht? Na holla, das funktioniert doch super! Einfach nix machen, dann passt das schon mit den rechnerischen Arbeitsstunden.

Einfacher geht´s so: Keine Funktionsstellen mehr annehmen bzw. ausüben. Spart Ärger!

xyz
1 Jahr zuvor
Antwortet  auchdasnoch

Eine Funktionsstelle, die unbezahlte Überstunden enthält, entspricht dann wohl hoffentlich einer AT Vergütung.

Christabel
1 Jahr zuvor
Antwortet  auchdasnoch

Wird doch schon gemacht, vor 10 Jahren wollte noch fast jeder befördert werden, nun sucht man händeringend nach Personen, die noch so doof sind, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Wenn einen die Arbeitslast noch nicht schreckt, tut es (bei Angestellten) die Steuerlast, die eine Beförderung finanziell uninteressant macht.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  auchdasnoch

Darum sind seit Jahren die Leitungen an den Grundschulen für eine kleine Zulage vakant.
Aber das Land verpflichtet dann einfach Lerhkräfte – ganz ohne Beförderung und Zulage – und *schwupps* hat man eine Schulleitung zu erledigen … so ganz nebenbei, ganz effizient, ohne Ausgleich und neben dem Unterricht.

Palim
1 Jahr zuvor

Neues Jahres-Arbeitszeitmodell:
Lehrkraft A arbeitet die Jahresarbeitszeit von Januar bis Juni,
Lehrkraft B arbeitet die Jahresarbeitszeit von Juli bis Dezember.

„«Zur Sicherstellung der Unterrichtsversorgung darf es keine Tabus geben.»“

Ja, ich kann mir noch eine andere Alternative vorstellen:
Lehrkräfte, die in die Behörde abgeordnet oder versetzt sind, reduzieren ihren zeitlichen Anteil an unterrichtsfremden Tätigkeiten und leisten zusätzlich zu ihrer Bürotätigkeit weiterhin ihr Deputat in den Schulen ab, um die Unterrichtsversorgung zu gewährleisten.
Das kann an ihrem Dienstort oder an ihrem Wohnort oder einem Ort auf dem Land geschehen, die Bürotätigkeit ist per Homeoffice am Schulstandort möglich.
Schließlich haben diese Lehrkräfte doch mit ihrer Beförderung dargelegt, dass sie besonders effizient arbeiten können und benötigen keine zusätzliche Deputats-Entlastung für außerunterrichtliche Tätigkeiten.
Das meinten die Leute vom Landesrechnungshof doch, oder?
Wenn man bei den best-besoldeten Lehrkräften beginnt, bekommt man dadurch doch die aller-effizientesten Lehrkräfte in den Unterricht.

Derdiedas
1 Jahr zuvor

Für wen oder gegen wen arbeiten diese Personen eigentlich?

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Die Gutsherren können die Zeichen der Zeit wohl noch immer nicht sehen und versuchen jetzt alt gewohnte Mittel.

Wo ist die Peitsche?

Das muss doch machbar sein unseren Willen durch zu setzen! Das ging doch immer!!!

Man muss das faule Lehrerpack nur ein wenig „motivieren“.

Wollen wir hoffen dass angehende Kollegen sich an die freie Berufswahl und altgediente Kollegen sich an die Möglichkeit eines Arztbesuchs erinnern.

Eventuell führt das ja zu einem Erkenntnisgewinn beim Staat
.
Im Guten geht es offensichtlich nicht.
Mal sehen ob es im Bösen geht und welche Seite am Ende mehr Pfeile im Köcher hat.

Wir halten doch die Marktwirtschaft so hoch. Da sollte nach gängiger Theorie die Seite des Mangels am Drücker sitzen.
Würde auf Seiten der LuL nur mal etwas Bewusstsein für die eigene Stärke erfordern und Verbände die bereit sind etwas zu tun.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

„Bewusstsein für die eigene Stärke auf Seiten der LuL und EuE“ – beim angekündigtenStreik in Berlin wird es sich zeigen, ob dieses Bewusstsein vorhanden ist. Ich habe da so meine Zweifel, man hat sich “ im Elend eingerichtet“ nicht nur die Politiker.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Mit dem Streik bin ich eher skeptisch.
Bei uns wird verbeamtet.
Streiks in der Freizeit von Beamten werden vom Staat eher belächelt.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Verbeamtete Lehrer können zwar nicht streiken, aber auch nicht als Streikbrecher eingesetzt werden. D. h. kein vertretungsunterricht für streikende Kollegen. Das habe ich auch immer so gehandhabt (SL habe ich darüber informiert) und dann wurden die Schüler von mir nur beaufsichtigt (bei schönem Wetter gern auf dem Schulhof oder noch besser auf einem nahe gelegenen Spielplatz). Wenn das alle Beamte so machen würden,( gut sichtbar), könnte es auch wenigstens ein bißchen helfen. Mit größeren Schülern könnte man ja auch an diesem Tag vielleicht eine Exkursion zum Ort des Geschehens planen (politische Bildung).

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

In den Augen der KuMi, der Eltern und der Arbeitgeber reicht es vollkommen, wenn Schüler beaufsichtigt werden. Da können die angestellten Kollegen streiken, wie sie wollen, die Kinder sind „aus den Füßen“.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Wenn sich mal ALLE Kollegen einer Schule (noch besser alle Lehrer) einig wären und geschlossen die Kinder
„nur beaufsichtigen“ z. B. auf einem öffentlichen Spielplatz, könnte das schon Wirkung zeigen. Aber meine Erfahrung aus 40 Dienstjahren sagt mir: Lehrer sind nicht sehr solidarisch miteinander. Die Gründe sind sehr vielfältig, aber das schadet eben der Durchsetzungskraft der LuL und EuE und nützt den Dienstherren.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das stimmt leider!

Mo3
1 Jahr zuvor

Angesichts des bundesweit festzustellenden Lehrermangels ist das ein Hohn, vor allem wenn man damit rechnen muss, das dieser Vorschlag absolut keine Verbesserungen bringt, weil man ja meinen kann, dass es ja doch genügend Lehrer gibt und mit den Entlastungskräften wird man es nicht eilig haben und in der Zwischenzeit wird der Schule noch die ein oder andere zusätzliche Aufgabe übertragen. Mit dieser Sichtweise bleibt es bei der Mangelverwaltung.

HansimGlück
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

Keine Verbesserung? Na, die Ausgaben werden doch reduziert, das ist doch DIE Verbesserung schlechthin.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  HansimGlück

Bitte ankreuzen:
o Ja.
o Nein.

TaMu
1 Jahr zuvor

Krass. Ich habe vor Augen, wie versucht wird, das aufgeklappte Bügelbrett horizontal durch die Tür zu quetschen… Slapstick…

Walter
1 Jahr zuvor

Einen Stuhl dazu stellen klappte ja auch. Warum sollte da die höhere Unterrichtsverpflichtung dann als Regelstundenmaß ohne Doppelhonorierungen bloß scheitern können …

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter

Höhere unterrichtsverpflichtung funktioniert doch in Berlin seit 20 Jahren („temporäre Arbeitszeiterhöhung“),. für die meisten Lehrer scheint das kein Problem zu sein, wenn man sich die Beteiligung am Streik im Juni ansieht. Also KuMis, da geht noch was.

Bald geschafft!
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Auch in Bayern heißt es für die meisten Kolleg(inn)en in der Grundschule nun schon das zweitemal 5 Jahre lang eine Stunde mehr….mit gleichem Gehalt wohlgemerkt…

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bald geschafft!

NRW hatte das System der Vorgriffsstunden. Jede Grundschul-LK zwischen 30 und 50 musste 6 Jahre lang 28 statt 27 Stunden unterrichten. Im Januar 2004 endete diese Regelung. Daher hat man in den Weihnachtsferien (!) 2003 kurzerhand beschlossen, dass nunmehr alle grundsätzlich 28 Stunden unterrichten müssen, selbstverständlich zum gleichen Gehalt. Nur bisher dahin angesammelte Vorgriffsstunden durften 11 (!) Jahre später abgebummelt werden.

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Das hatte Berlin auch gemacht! Genau so!
Hier beträgt die Arbeitszeit für verbeamtete Lehrerinnen sogar 42 Wochenstunden, für Angestellte nur 40.

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Was nicht passt, wird passend gemacht! Diesbezüglich ist die Kreativität grenzenlos.

Anamor
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das machen wir in Sachsen auch seit 1992. Damals gab es einen „Schülerberg“, so dass die Pflichtstundenzahl am Gymnasium „vorübergehend“ von 24 auf 27 hochgesetzt wurde. Ohne Gehaltsausgleich, versteht sich. Als der Schülerberg vorüber gerollt war, wurden alle Lehrkräfte in Pflicht-Teilzeit gesetzt. Erst viel später kam dann eine Abminderung auf 26 Wochenstunden.

xyz
1 Jahr zuvor

Es ist bezeichnend, dass der Lehrerberuf nicht attraktiver gemacht werden soll, sondern das vorhandene Personal flexibilisiert werden soll.
Die alten Rezepte der Unternehmensberater, die schon in der Industrie krachend gescheitert sind. Muss denn jeder Fehler an Schulen wiederholt werden?
Die Industrie musste sich an den Bewerbermarkt anpassen. Die Schulen werden diese bittere Erfahrung selbst machen müssen.
Nur bessere Arbeitsbedingungen führen zu ausreichend Personal.
Unbezahlte Überstunden bewirken das Gegenteil.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  xyz

Schulen sind der einzige Ort, an dem wir Fehler machen sollen und wollen! Denn wir sollen und wollen daraus lernen!

Das gilt zumindest für den Unterricht und das Lernen.

Leisetreter
1 Jahr zuvor

Na, da haben wir es ja. Weil es immer nur um mehr Geld für die Lehrer geht und den Irrglauben, dann kämen Bewerber in Scharen, sind Lehrer nun so teuer, dass die vorhandenen eben einfach mehr arbeiten sollen.

Wann werden mal die wirklichen Gründe des Lehrermangels angegangen?

BeineInDerHose
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leisetreter

Ich wollte noch nie mehr Gehalt – aber bessere Arbeitsbedigungen, sodass man auch das alles leisten kann, was von einem gefordert wird.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeineInDerHose

Geht mir auch so.

Vielleicht die Unterrichtsverpflichtung senken (indirekte Erhöhung), damit wir alle länger durchhalten, das wäre gut.

Leisetreter
1 Jahr zuvor

Witzigerweise fordern Lehrer gerne, dass die Gewerkschaft etwas für sie tue und wenn die nichts tut, weil sie ja selbst die Gewerkschaft sind (sein müssten), die etwas tut, dann schimpfen sie auf die Gewerkschaft.

Schimpfen sie dann genaugenommen nicht eigentlich auf sich selbst?!?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leisetreter

Die Gewerkschaften scheinen hauptsächlich als Dampfventil zu funktionieren und sind zum Großteil so mit der Politik verzahnt… da kann ich auch als Fahrradfahrer nem Autotunerclub beitreten um „was zu verändern“.

Ron
1 Jahr zuvor

Den Lehrerberuf macht man attraktiv, wenn man den Kollegen wieder etwas zutraut und Ihnen wieder mehr Selbständigkeit und Entscheidungsraum gibt. Lehrer, die nur noch als Rädchen in einem fremdbestimmten Uhrwerk laufen, dessen Richtung sich zudem ständig ändert, verlieren über die Jahre ihr Engagement, ihre Kreativität und ihre Kraft.

BeineInDerHose
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Wichtiger Punkt!

Anamor
1 Jahr zuvor

Funktionen wie Klassen- und Fachleitung, Administration der Lernplattform… wurden in Sachsen doch schon immer zusätzlich zum Stundendeputat ohne irgendeine Gegenleistung seitens des Arbeitgebers eingefordert. Ich sehe da nicht sehr viel Einsparungspotenzial. Interessant wird es, wenn der Arbeitgeber seiner Pflicht zur Arbeitszeiterfassung dann irgendwann mal nachkommt…. Mal sehen, ob ich das noch erlebe.

JoJo
1 Jahr zuvor

Ich bin Grundschullehrerin und habe die letzten vier Jahre mit zehn Abminderungsstunden Seiteneinsteiger:innen ausgebildet. Für das jetzige Schuljahr habe ich mich beurlauben lassen, mit der Zusage weiterhin mit einem Honorarvertrag die Seiteneinsteiger:innen qualifizieren zu können. Plötzlich wusste man davon nichts mehr, hat mich vertröstet und dann unmissverständlich herauskomplimentiert. Das bedeutet, dass nun eine LK mit mittlerweile 12 Unterrichtsstunden für die Qualifizierung eingesetzt wird. Diese fehlt im Unterricht. Ich habe keine Tätigkeit, aber ausreichend Expertise. Es scheint nicht überall so schlimm…

Bürger
1 Jahr zuvor

Für mich ist dieses Dilemma eine eindeutige Staatsschuld, schätzungsweise ist der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund sehr hoch, er steigt von Monat zu Monat, in den Kitas und dann in den Schulen. Was machen die Erwachsenen, seit 2015, wo es so…drastisch begann, müssten doch auch, Lehrer, Erzieher und Helfer mit Migrationshintergrund ersichtlich und hilfreich sein aber wo????? Mit den vielen Kindern dürfen wir uns plagen und unsere Lehrer und Erzieher kaputt machen, das finde ich ungeheuerlich und überhaupt nicht demokratisch, eine sehr sehr einseitige Situation,!!!

Vollblutpädagoge
1 Jahr zuvor

Als verbeamteter Altersruheständler bewerbe ich mich —vergeblich— zu einer mindestens 2/3 Tätigkeit an öffentlichen Schulen.
Ablehnungsgrund: das Beamtenversorgungsgesetz lässt eine Arbeitsaufnahme nur als Nebenbeschäftigung für monatlich 450.- EURO zu.
Erst gestern erhielt ich eine Absage für die Regelschule Kalbe/Milde zum vorgesehenen Dienstbeginn am 14.11.2022, nicht von der Personalstelle des LSA (wurde von dort öffentlich ausgeschrieben), sondern wohl in dessen Auftrag von der lehrerhungrigen Schule selbst, die händeringend einen grundständig ausgebildeten Lehrer für Chemie, Physik, Neigungsfach Mathe sucht
An Schulen in freier Trägerschaft konnte ich problemlos mit befristeten Ein- und Zweijahresverträgen erfolgreich den Dienst als Vertretungslehret bis zur Vollzeitstelle aufnehmen.
Die missliche Situation kann sich kurzfristig etwas bessern, nachdem erstens dieser Selbstschuss bereinigt ist und zweitens auch —alle— in die Schulbehörde aufgestiegenen Lehrer eine Pflichtstundenzahl abzuleisten haben, Vorschlag: von acht bis zehn Unterrichtsstunden wöchentlich.
Ein erfreulicher Nebeneffekt wäre, sie blieben mit der Basis verknüpft.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Zumindest wären es bereits seit dem 01.10.2022 nicht 450, sondern 520 € bei 12 €/Std. Mindestlohn.