„Es sind die schönsten Jahre deines Lebens“: Lehrerinnen, die an der Deutschen Schule in Mexiko-Stadt arbeiten, berichten

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MEXIKO-STADT. Wie wäre es, den Beruf einer Lehrkraft und die Lust, die Welt zu entdecken, miteinander zu verbinden – und an einer Deutschen Schule im Ausland zu arbeiten? Zwei junge deutsche Lehrerinnen haben sich diesen Traum erfüllt. Sie leben und arbeiten in Mexiko-Stadt, an der Deutschen Schule Alexander von Humboldt. Wir sprachen mit den beiden über ihre Erfahrungen.

„Das Leben im Ausland ist bunt und abwechslungsreich“: Lehrerin Laura Seidel in Mexico City. Foto: privat

Alles begann mit einem Urlaub. Nach dem Studium der Fächer Deutsch und Geografie war Diane Dombek zwei Monate durch Mexiko gereist. Das Land und die Freundlichkeit der Menschen dort faszinierten sie. „Ich wusste, dass ich zurückkommen werde“, sagt sie. Erst einmal trat sie allerdings nach dem Referendariat eine Vertretungsstelle im beschaulichen Heidelberg an einer Grundschule an. Dort gefiel es ihr gut, die Arbeit machte Spaß und sie hatte eine eigene Klasse. Allerdings waren die Verträge nur auf ein Jahr befristet, trotz Bemühungen der Schulleitung für eine Entfristung oder eine Verbeamtung.

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Diane Dombek ließ sich vom Abenteuer locken – und bewarb sich kurzentschlossen für den Auslandsschuldienst. Drei Bewerbungsgespräche fanden online statt. Ende Mai 2021 stand dann fest: Im August sollte sie dort anfangen. Der Vertrag war erst einmal auf zwei Jahre befristet. „Ich wollte das einfach ausprobieren“, sagt Diane Dombek.

Jetzt arbeitet sie an der Deutschen Schule Alexander von Humboldt in der 22-Millionen-Einwohner-Metropole Mexiko-Stadt. Sie unterrichtet in den ersten drei Grundschulklassen Mathe sowie Deutsch als Fremd- und Muttersprache. 90 Prozent der Schülerschaft dort ist mexikanisch, viele haben deutsche Wurzeln und lernen Deutsch an der Schule. Es gibt auch einige deutsche Schülerinnen und Schüler, deren Eltern in Mexiko arbeiten.

Der Start war zwar nicht einfach, mittlerweile ist Diane Dombeck aber gut integriert. Von der Schule erhielt sie Unterstützung bei allen Formalitäten. Sie stand mit der Schulleitung in engem E-Mailkontakt. Man benötigt ein Visum und eine Arbeitserlaubnis, um in Mexiko als deutsche Lehrkraft tätig sein zu können. Um ihre Unterkunft kümmerte sie sich selbst. Es war ihr wichtig, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, um möglichst schnell Spanisch zu lernen. Deshalb zog Diane Dombek in eine WG ein – und besuchte Salsa-Kurse, um Menschen kennenzulernen.

Im Vertrag ist festgehalten, dass eine deutsche Lehrkraft innerhalb eines Jahres das Niveau A2 in Spanisch erreicht haben sollte. „Am Anfang war alles neu für mich“, bekennt die junge Lehrerin. „Ich musste sehr viel fragen und mich an die fremde Kultur gewöhnen.“ Dazu kam Corona: Die Schule hatte nach anderthalb Jahren Homeschooling erst gerade wieder für den Präsenzunterricht eröffnet. Nach so langer Zeit im Homeschooling war der Start nicht einfach. Einige Schülerinnen und Schüler saßen im Klassenraum, andere waren online zugeschaltet. „Ich musste viele Medien gleichzeitig bedienen“, erzählt Diane Dombek. „Auch die online zugeschalteten Schülerinnen und Schüler sollten möglichst viel vom Unterricht mitbekommen.“ Aber: Von den Kolleginnen und Kollegen wurde sie herzlich aufgenommen und erhielt viel Unterstützung.

„Man erweitert seinen Horizont und lernt viel über sich selbst und andere Kulturen“

Während für Diane Dombek in Mexico City vieles neu ist, fühlte sich Laura Seidel gleich heimisch. Sie lebte bereits als Kind einige Jahre in der Stadt und besuchte selbst die Deutsche Schule, weil ihre Eltern beruflich in Mexico City tätig waren. Sie spricht fließend Spanisch und kennt das Land gut. Laura Seidel unterrichtet wie Diane Dombek am Campus West der Deutschen Schule, in La Herradura.

Während ihres Rehabilitationspädagogikstudiums hatte Laura Seidel bereits einige Zeit auf Teneriffa an einer Deutschen Schule gearbeitet. Das Arbeiten im Ausland war also keine Neuheit für sie. Die Sehnsucht war groß, nach Abschluss des Studiums nach Mexiko zurückzukehren. „Ich kannte das Land nur aus Sicht eines Kindes“, sagt die Lehrerin schmunzelnd. „Ich war neugierig darauf, wie es sein würde, als Erwachsene dorthin zurückzukommen.“ Von 2015 bis 2017 arbeitete sie am Campus Nord der Deutschen Schule Alexander von Humboldt. Sie kehrte für einige Zeit nach Deutschland zurück, um sich weiterzubilden. Dann sollte es aber wieder zurück nach Mexiko gehen. Im Februar 2020 war es wieder soweit – allerdings Corona-bedingt nur online. „Ich habe eine erste Klasse am Bildschirm eingeschult“, erinnert sich Laura Seidel. „Die Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben haben wir den Kindern von zu Hause aus beigebracht. Das haben wir ganz gut hinbekommen, denke ich.“ Heute unterrichtet sie Deutsch als Fremdsprache, Musik, Sachkunde und Kreatives Gestalten in den ersten drei Grundschuljahrgängen. Zudem betreut sie ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

„Man feiert hier alle Feste, wie sie fallen“

Es gibt viele Besonderheiten aus Sicht einer deutschen Lehrkraft: Dazu gehört, dass es besonderen Einsatz verlangt, den mexikanischen und den deutschen Bildungsplan miteinander zu verbinden. Die Eltern haben zudem hohe Erwartungen an den Unterricht, da sie für den Schulbesuch ihrer Kinder Schulgebühren bezahlen. Andererseits: Lehrerinnen und Lehrer erfahren im Land eine große Wertschätzung. Das Schulleben ist lebendig – in der mexikanischen Kultur haben Feste einen hohen Stellenwert. „Man feiert hier alle Feste, wie sie fallen“, sagt Diane Dombek. So erhalten die Lehrkräfte am Lehrertag oder zu Weihnachten kleine Geschenke und die ganze Schule feiert ausgelassen mit Musik, Tanz und mexikanischem Essen. Auch deutsche Feste werden gefeiert. Beide Kulturen bereichern sich gegenseitig.

Die Mexikaner seien ein fröhliches Volk und nähmen das Leben eher gelassen. Man rege sich weniger auf als in Deutschland und sehe die Dinge positiv. Diese Eigenschaft wissen die beiden Frauen sehr zu schätzen. Die Mexikanerinnen und Mexikaner seien sehr offen und nähmen Ausländerinnen und Ausländer herzlich auf. Das Klima im Lehrerkollegium an der Deutschen Schule ist entsprechend gut. Die deutschen Kolleginnen und Kollegen helfen einander und tauschen Lehrmaterialien untereinander aus. Der Kontakt zwischen deutschen und mexikanischen Lehrkräften wird mitunter von anfänglichen Sprachbarrieren beeinträchtigt. Diese lösen sich aber mit der Zeit auf, wenn sich das Spanisch der deutschen Kolleginnen und Kollegen zunehmend verbessert. Die mexikanischen Lehrkräfte arbeiten meist bis zu 20 Jahre an der Schule. Bei den deutschen Lehrkräften ist die Fluktuation vertragsbedingt anders: Sie verlassen oft nach ein paar Jahren wieder das Land, um erneut in Deutschland oder anderswo zu unterrichten.

Beide Lehrerinnen sind mit ihrer Entscheidung, nach Mexiko gegangen zu sein, sehr zufrieden. Sie möchten dort für längere Zeit bleiben. Einen Aufenthalt an einer Deutschen Schule im Ausland würden sie jedem Kollegen und jeder Kollegin empfehlen. „Man erweitert seinen Horizont und lernt viel über sich selbst und andere Kulturen“, sagt Laura Seidel. „Es ist zwar zeitweise anstrengend, aber es sind die schönsten Jahre deines Lebens, weil das Leben im Ausland bunt und abwechslungsreich ist.“ Nina Odenius, Agentur für Bildungsjournalismus

Deutsche Schulen in Mexiko

In Mexiko gibt es drei anerkannte Deutsche Auslandsschulen: die Deutsche Schule Alexander von Humboldt mit ihren drei Campus im Norden, Süden und Westen von Mexiko-Stadt sowie die Deutsche Schule Guadalajara und die Deutsche Schule Puebla. Alle Schulen tragen das Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule“.

Während in Deutschland die Grundschülerinnen und Grundschüler maximal 22 Unterrichtsstunden pro Woche haben, sind es in Mexiko 30, da zwei Bildungspläne umgesetzt werden müssen. Die Schule ist dreisprachig, denn in den höheren Klassen kommt auch Englisch hinzu. Es gibt zum Teil andere Fächer als in Deutschland, wie zum Beispiel Deutsch als Fremd- oder Muttersprache. Fächer wie Mathematik und Sachkunde werden grundsätzlich auf Deutsch unterrichtet, sodass auch die Nichtmuttersprachler in Deutschintensivkursen die Sprache schnell erlernen müssen. In Mexiko umfasst die Grundschule sechs Jahrgänge. Schulbücher müssen von den Eltern gekauft werden. Nach der Grundschulzeit geht es für die Schülerinnen und Schüler zum Austausch drei Wochen nach Deutschland, um Land und Leute besser kennenzulernen.

Skyline von Mexico City. Foto: Shutterstock / Suriel Ramzal

Im Jahr 1894 gegründet, hat die Deutsche Schule Alexander von Humboldt in Mexiko eine lange Tradition und genieβt einen herausragenden Ruf: Im jährlich durchgeführten Ranking der besten weiterführenden Privatschulen in Mexico City, welches von der mexikanischen Tageszeitung Reforma durchgeführt wird, belegen die Campus West, Nord und Süd seit Jahren den ersten Platz. Da die öffentlichen Schulen im Land zwar kostenlos sind, aber für gewöhnlich eine qualitativ deutlich geringere Bildung vermitteln, besuchen die Kinder in Mexiko nach Möglichkeit eine Privatschule. Dazu gehört auch die Deutsche Schule in Mexiko-Stadt, welche aktuell circa 3.000 Schülerinnen und Schüler zählt und mehr als 8.000 Alumni. Sie verfügt über das Gütesiegel „MINT-freundliche Schule“ und bildet fachlich kompetente Personen heran mit sozialem und ökologischem Verantwortungsbewusstsein. Dabei wendet sie moderne Lehrmethoden an und bildet ihr Lehrpersonal kontinuierlich weiter.

Die Schule verfügt über herausragende hochmoderne naturwissenschaftliche Fachräume, und in allen Klassenzimmern gibt es Beamer, Audiosysteme und Schüler-WLAN. In der Grundschule wird ab der vierten Klasse mit iPads gearbeitet.

Die Deutsche Schule Alexander von Humboldt ist auf drei Campus mit insgesamt sieben Standorten in der Großstadt verteilt. An jedem Standort gibt es ein bis zwei Kindergärten, eine Grund- und eine weiterführende Schule. Zur Ausstattung gehören unter anderem Sportplätze, groβe grüne Anlagen, Lernzentren für die Mittel- und Oberstufe, Cafeterias, Schulbibliotheken, Spielplätze und Sensorikräume für den Kindergarten, und die Campus Nord und Süd verfügen über je ein Hallenbad.

Weitere Informationen: www.lehrer-weltweit.de/land/mexiko-amerika

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8 Kommentare
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TaMu
1 Jahr zuvor

Danke für diesen schönen und positiven Artikel!

G.P.
1 Jahr zuvor

Dass an der Deutschen Schule Alexander von Humboldt eine sehr angenehme Atmosphäre herrscht, kann ich mir gut vorstellen, denn ich kenne den Leiter des Campus West persönlich.

G.P.
1 Jahr zuvor
Antwortet  G.P.

Und ich kenne dessen Arbeit, weil mein Sohn bei ihm noch in Deutschland Unterricht hatte.

Achin
1 Jahr zuvor

Den Kolleginnen kann für ihre positiven Erfahrungen nur gratuliert werden. Aussagen wie „Die Mexikaner seien ein fröhliches Volk…“ überraschen dann doch durch ihre sprachliche wie inhaltliche Schlichtheit. Die schwerwiegenden Probleme des Landes, gerade für Frauen, bleiben in dem Marketingtext unerwähnt. Eine klare Sprache sprechen jedoch die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes:
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/mexiko-node/mexikosicherheit/213648

447
1 Jahr zuvor

Klingt wirklich toll, schön davon zu lesen.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Dass im Döner vom Bahnhof eine sehr angenehme Atmosphäre herrscht, kann ich mir gut vorstellen, denn ich kenne den Leiter persönlich.

gilmore girl
1 Jahr zuvor

Super! Keine Frage! Ob es bei mir Mexiko-City gewesen wäre – keine Ahnung, heißes Pflaster. Aber Erfahrungen im Ausland sammeln – klasse! Aber bin ich die Einzige, die 1 1/2 Jahre (ANDERTHALB JAHRE!!!!) Schulschließung mit Homeschooling liest??? An einer DEUTSCHEN Schule in MEXIKO???? Wie haben diese Kinder, deren Eltern Schulgebühren (!!!) zahlen, das weggesteckt? Adipositas? Spielsucht? Hospitalismus??? Abnehmende Leistung? Verpatzte Tests wie bei uns in allen Bundesländern? CORONA ist Schuld, obwohl seit 2011 (!!!!) die Hecke brennt??? Hmmmm….

Tigrib
1 Jahr zuvor

Es gibt auch noch Landesprogrammlehrkräfte in einigen Ländern, sie bleiben im Landesdienst und werden weiter vom Land bezahlt. Die Bedingungen sind ähnlich denen der Bundesprogrammlehrkräfte, also deutlich schlechter als die der ADLK. Die Arbeit ist ähnlich, die Bezahlung deutlich geringer. Sollte man bedenken.