Immer öfter gilt: „A13 für alle Lehrkräfte“! Druck auf Verweigerer wächst

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WIESBADEN. Nordrhein-Westfalen vollzieht sie, Bayern hat sie unlängst angekündigt, Niedersachsen jetzt auch: Die finanzielle Gleichstellung der Lehrämter wird bundesweit zum Regelfall. Fast jedenfalls. In Hessen (zum Beispiel) ist „A13 für alle Lehrkräfte“ noch kein Thema für Schwarz-Grün. Die GEW hält das für einen groben Fehler: „Hessen verliert weiter an Attraktivität, wenn die Landesregierung nicht endlich handelt!“

Warum sind die Einstiegsgehälter von Lehrkräften so unterschiedlich? Foto: Shutterstock

„Hessen ist in Zukunft nahezu umzingelt von Bundesländern, in denen Grundschullehrkräfte besser bezahlt werden. Zu Thüringen, das bereits A 13 an Grundschulen vorsieht, kommen bald Nordrhein-Westfalen und nun auch noch Niedersachsen hinzu. Der schon jetzt eklatante Lehrkräftemangel an den Grundschulen wird sich daher weiter verschärfen, wenn die Landesregierung nicht schnellstmöglich gegensteuert.“ Dies ist die Einschätzung von Heike Ackermann, der stellvertretenden Vorsitzenden der GEW Hessen. Sie ist als Grundschullehrerin in Nordhessen tätig.

Anlass für diese Einschätzung ist der Koalitionsvertrag von SPD und Grünen in Niedersachsen, der  bestätigt, was sich bereits zuvor abgezeichnet hat: In Niedersachsen soll die noch bestehende ungleiche Vergütung der Lehrämter „schnellstmöglich“ überwunden werden. Die Attraktivität des Lehrberufs soll gesteigert werden, indem in Zukunft in allen Lehrämtern A 13 als Eingangsbesoldung eingeführt wird. Auch angestellte Lehrkräfte sollen entsprechend besser nach der höheren Entgeltgruppe 13 vergütet werden.

„Selbst der bayrische Ministerpräsident Markus Söder hat inzwischen angekündigt, diese GEW-Forderung umsetzen zu wollen“

Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, bemängelt in diesem Zusammenhang das unzureichende Problembewusstsein der hessischen Landesregierung: „In den aktuellen Debatten im Landtag – zuletzt in der letzten Sitzung des Kulturpolitischen Ausschusses – zeigt sich leider, dass der Kultusminister und die schwarz-grüne Koalition anscheinend immer noch glauben, das Problem aussitzen zu können. Selbst der bayrische Ministerpräsident Markus Söder hat inzwischen angekündigt, diese GEW-Forderung umsetzen zu wollen.“

Hessen kann nach Auffassung der GEW die bundesweite Entwicklung hin zu einer Gleichstellung der Lehrämter nicht dauerhaft ignorieren. Dabei geht es der GEW jedoch nicht nur um den Lehrkräftemangel: „Es ist auch ein Gebot der Fairness, die von den Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen geleistete professionelle, und für jede einzelne Bildungsbiographie unersetzliche Arbeit anzuerkennen und wertzuschätzen. Das muss sich auch in einer angemessenen Vergütung widerspiegeln“, so Heike Ackermann.

Zum Hintergrund: In Niedersachsen werden Lehrkräfte an Grundschulen sowie an Haupt- und Realschulen noch um eine Besoldungsstufe geringer vergütet als die Lehrkräfte an anderen Schulformen. Von der angekündigten Eingangsbesoldung nach A 13 für alle Lehrämter werden daher auch Haupt- und Realschullehrkräfte profitieren. In Hessen ist hingegen für das Lehramt an Haupt- und Realschulen bereits eine Eingangsbesoldung nach A 13 vorgesehen. Die reguläre Studiendauer beträgt in Hessen beim Haupt- und Realschullehramt ebenso wie beim Grundschullehramt sieben Semester. Mit Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zahlen in Zukunft zehn Bundesländer allen Lehrämtern A 13. News4teachers

„A13 für alle Lehrkräfte“ soll auch in Niedersachsen kommen (aber wann?)

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gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Na in NRW möchte man die Gleichbehandlung mittels Streckbetrieb bis 01.08.2026 lösen was zig Tausende über die Laufzeit einspart.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Zumal in NRW noch die neuen Absolventen eigentlich einen Rechtsanspruch besitzen. Mit ihrem Masterstudium und zweitem Staatsexamen müssten sie eigentlich nach Beamtenrecht sofort A13 erhalten. An diesen Leuten ist der Stufenplan eigentlich glatter Betrug.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Wenn sogar ein Rechtsanspruch besteht, wie kann es dann sein, dass die A13 derart verzögert wurde? Diese Missachtung gegenüber allen nicht-gymnasialen Lehrämtern ist wirklich erschreckend. Es wurde und wird (siehe Sachsen-Anhalt) auf dem Rücken der Lehrkräfte gespart. Diese Praxis muss endlich aufhören.

Student
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Und wo ist das Problem? Ob A13 oder A12 (oder E13 oder 12) ist doch kein Existenzproblem. Noch nicht mal ein Existenzproblemchen.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Student

Wir reden hier von teilweise über 500 Euro Netto. Das ist keine Lappalie. Und besonders in Zeiten von Inflation sollten Lehrkräfte ausreichend und angemessen besoldet werden.

Student
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Das ist in der Tat richtig. Anderswo wiederum wird trotz teurer Mieten und Inflation ein Bruttogehalt von 1500€ als viel und 6 Wochen ohne Einkommen als zumutbares Luxusproblem verkauft….

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Student

Die zwischenzeitliche Arbeitslosigkeit von LA-Absolventen ist eine Schande.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Student

Statt 1500 kann ich ja einfach in Harz4.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Student

Jawohl, (d)ein Existenzproblemchen?!

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Du willst also Leute in ein Staatsexamen und Masterstudium locken mit einer Besoldung, die sie wenigstens nicht in Existenzprobleme stürzt? Gutes Motto.

„Hey werd Grundschulleher, eine der längsten Ausbildungen Deutschlands warten auf dich, du bekommst über 500 Euro netto weniger als alle anderen Lehrer, aber immerhin hast du dann als Hochqualifizierte Arbeitskraft kein Existenzproblem“

Student
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Nicht nur das…1500 € brutto im Ref nach der langen Ausbildung und 6 Wochen ohne Einkommen wird auch noch als tolles Pro-Argument verkauft…

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Student

Für einen Studenten wie dich ist es vlt viel Geld, aber als gestandener Mann ist mir A12 zu wenig, um meinen Ansprüchen ans Leben gerecht zu werden.

SR500
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Augen auf bei der Berufswahl! Du hast dich doch auf das Spielchen eingelassen. Dann geh in die freie Wirtschaft und mach ne 50 Stundenwoche plus Arschkriecherei bei Vorgesetzten. Ebenso hast du dann keine Ferienzeiten sondern musst auch noch um mehr als 2 Wochen Urlaub am Stück betteln. Viel Spaß!

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  SR500

Wo ist der Unterschied? Wer unterrichtsfreie zeit mit Urlaub gleichstellt, hat den Knall nicht gehört. Und Urlaub grundsätzlich in den „betriebsferien“ machen zu müssen ohne über die tariflichen Urlaubstage verfügen zu können, ist kein Vorteil – außer es müssen keine Absprachen mit Kolleg*innen getroffen werden.

Joe
1 Jahr zuvor

Sorry, aber wo ist da die Gleichwertigkeit der Abschlüsse? 7 Semester Regelstudienzeit in Hessen für HRGe vs 10 Semester in NRW. Geht gar nicht!

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Joe

Das ist in der Tat ein Problem, da es bei der Besoldung ja quasi um eine Ausbildungsentschädigung geht. Je länger und höher du dich qualifizieren musstest, desto mehr Sold erhälst du als Ausgleich für deine investierten Ausbildungsjahre.

Aber der Mangel machts halt möglich. Am Ende locken wir so hoffentlich mehr gute Leute in die Schulformen Abseits vom Gymnasium

simmiansen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Joe

Das dürfte damit ausgeglichen sein, dass Hessen in der Höhe der Besoldung seiner Lehrkräfte auf dem vorletzten Platz aller Bundesländer liegt.

Konfutse
1 Jahr zuvor

Da ist Hessen doch mit Ba-Wü in guter Gesellschaft. Hier wird nicht einmal leise darüber nachgedacht….

Jana
1 Jahr zuvor

Ich bin ganz sicher nicht der Typ, der an jeder Ecke eine Evaluation an den Start bringen will, aber dieses System gehört tatsächlich bundesweit evaluiert. Im Forum bin ich schon „abgestraft“ worden mit meiner Meinung, aber ich stehe immer noch dazu:
Warum schaut man nicht auf die Regelstudienzeit, die Dauer des Referendariats, die echte Arbeitslast (in Stunden) und kommt danach zu einem adäquaten, gleichen Gehalt, das gerne A13 für alle heißen darf? Da spielt es keine Rolle mehr, wo man unterrichtet. Da bei den Versorgungsanstalten unser gesamter Werdegang notiert ist (wir mussten das selbst prüfen und einreichen zur Berechnung der späteren Pension), sind diese Dinge doch alle schon im System. Ja, ich bin für diese hochkomplexe Erfassung der Arbeitszeit. Ich glaube, es gibt schon ein Modell in Hamburg, das in diese Richtung ein wenig Gerechtigkeit schafft. Nur an dieses heiße Eisen will keiner ran, weil es Dinge ans Licht brächte, die manch einer nicht will.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jana

„hochkomplexe Erfassung der Arbeitszeit“
Für hochkomplex würde ich Raketentechnik halten, aber täglich die Arbeitszeiten und grob skizzierten Tätigkeiten aufzuzeichnen wäre selbst handschriftlich bestimmt nicht unmöglich.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Sie glauben doch nicht, dass die meisten Lehrerinnen ihre tatsächliche Arbeitszeit korrekt notieren. Es wird wohl eher regelmäßig die Privatgespräche mit den Kollegen als Arbeitszeit deklariert. Soll die ehrliche Person weniger Geld bekommen als die unehrliche?

Ebenso arbeitet die eine Lehrkraft deutlich schneller als eine andere. Soll die eine Person dann mehr Geld bekommen, als die andere?

Glauben Sie, dass sich Mangelfachlehrer um Stellen bewerben, wenn sie sehen, dass sie weniger verdienen als die Lehrerinnen der korrekturintensiven Sprachfächer?

Die Arbeitszeiterfassung ist eine Sackgasse.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jana

Das Hamburger Arbeitszeitmodell ist keine Erfassung der Arbeitszeit, sondern eine unterschiedliche Gewichtung von Faktoren, nach deren Berechnung dann das Deputat erhöht oder erniedrigt wird. In der Folge haben alle Lehrkräfte ein individuelles Deputat, das immer wieder wechselt.
Gut daran ist, dass zusätzliche Belastungen berücksichtigt werden könnten, wobei die Gewichtung oder Bestimmung der Faktoren selbst umstritten ist,
schlecht ist, dass es gar nicht zu einer zeitlichen Erfassung der Arbeitszeit kommt.

https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/heisst-von-hamburg-lernen-wirklich-siegen-lernen/

Jana
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Danke!

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Leider wird das Studieren durch die steigenden Mieten und Lebensmittelpreise für immer mehr jungen Menschen unerschwinglich. Langfristig.könnte es dann dazu kommen, dass angehende Lehrer im Rahmen eines dualen Studiums ausbebildet werden und dann wie Beamte der gehobenen Dienstes mit A9 anfangen werden. Andernfalls könnte man gar nicht genug Nachwuchs für den Lehrberuf bekommen.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Nein, dass wird nicht passieren.

Beamte im gehobenen Dienst haben ein dreijähiriges Referendariat was sie als duales Studium absolvieren, in der Regel an einer FH.

Lehrer benötigen einen Master, der an einer Universität erworben werden muss (Lehramt an FH weitestgehend nicht möglich derzeit).

So erklären sich auch die Besoldungsunterschiede, da ein FH-Absolvent anders eingruppierrt wird als ein Universitätsabsolvent.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Das ist ja das Problem. In vielen Ländern sind Grundschullehrer gehobener Dienst, obwohl sie ein Masterstudium an einer Uni absolvieren. Damit werden sie eben mit FH-Absolventen gleichgestellt, was eigentlich absolut nicht sein kann und eindeutig zeigt wie wenig dieser Beruf wertgeschätzt wird

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Grundschullehrer, die einen Master von einer Uni und ein zweites Staatsexamen haben werden wie FH-Absolventen nach A12 / E11besoldet. Siehe auch Sachsen-Anhalt. Es wird höchste Zeit, dass das beendet wird.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Sie kennen den Unterschied zwischen Hochschule und Universität?

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Hessen fühlt sich umzingelt von Bundesländern, die A13 einführen wollen. Sachsen-Anhalt ist bereits umzingelt! Derzeit können sich Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Berlin und bald auch Niedersachsen (!!!) über junge Lehrer aus Sachsen-Anhalt freuen, die sie megagünstig kriegen, da sie sie nicht mal ausbilden mussten. Leider setzt die hiesige Koalition aus CDU, FDP und SPD auf das Prinzip „Hauptsache billig“ und verweigert die A13 für Grundschullehrer. Eine sehr verkürzte, volkswirtschaftlich falsche Sichtweise, denn die Steuerzahler in S.-Anhalt investieren in jeden Avsolventen knapp 100.000 Euro. Und dann gehen diese teuer ausgebildeten Leute anderswo hin. Die fair bezahlenden Bundesländer agieren hier sehr clever und sichern sich auf diese Weise gut ausgebildete Grundschullehrer. Und wir? Wir verwalten weiter den Bildungsnotstand.

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer