Ethikrat fordert: Schulen sollen psychisch belasteten Kindern Unterstützung anbieten

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BERLIN. Der Deutsche Ethikrat fordert als Lehre aus schweren Belastungen in der Corona-Pandemie ein deutlich größeres Augenmerk auf die Belange junger Menschen in gesellschaftlichen Krisen. Die Vorsitzende Alena Buyx sagte in Berlin, es sollte eine Regel sein: «Wie schützen wir die jungen Generationen, und wie können wir dafür sorgen, dass wir ihnen nicht zu viel aufbürden.» Dies betreffe angesichts sich «stapelnder» Krisen mit dem Ukraine-Krieg, Inflation und Klimaveränderung auch die Schulen: Die sollen Unterstützungsleistungen als Regelangebote in den Alltag integrieren.  

„Das darf nicht passieren“: Alena Buyx, Vorsitzende des Ethikrates. Foto: Jan Michalko/re:publica / Wikimedia Commons CC BY-SA 2.0

Buyx erläuterte, jüngere Generationen seien inzwischen Minderheiten in der Gesellschaft geworden. Dies führe zu der Gefahr, dass sie bei der Krisenbewältigung ins Hintertreffen geraten. «Das darf nicht passieren.» Ein besonders drängender Notstand ist laut einer Stellungnahme des Ethikrats der Mangel an zeitnah verfügbarer psychosozialer Prävention, Beratung, Unterstützung und Versorgung. „Schon vor der Pandemie gab es erhebliche Versorgungsdefizite. Aufgrund des Zuwachses an Beratungsbedarf inner- und außerhalb von Bildungseinrichtungen, aber auch des Anstiegs an therapeutischem Hilfebedarf sind diese Defizite erheblich größer geworden.“

Dass eine gute und zielgenaue Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die in der Pandemie psychisch erkrankt sind, nicht gegeben sei, belegten die langen Wartezeiten bis zur Diagnostik und der sich anschließenden adäquaten Hilfe und Therapie. Mit Blick auf die Solidarität junger Menschen in der Corona-Krise sagte Buyx: «Wir schulden als Gesellschaft Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht nur Dank und Respekt, sondern konkretes Handeln.» Der Ethikrat als beratendes Gremium fordert in seiner Empfehlung unter anderem einen flächendeckenden Ausbau psychologischer und anderer Hilfsangebote.

„Angesichts des diesbezüglichen Fachkräftemangels braucht es offensivere Strategien zur Personalgewinnung“

Buyx wies erneut darauf hin, es sei nicht ausreichend gewürdigt worden, welchen Belastungen junge Menschen ausgesetzt gewesen seien – durch die Pandemie als existenzielle Erfahrung einer langgezogenen, bedrohlichen Krise an sich, aber auch durch Eindämmungsmaßnahmen. Jüngere, die dadurch selbst in Notlagen gerieten, hätten nicht zuverlässig die erforderliche Beachtung und Unterstützung erhalten.

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Der Ethikrat fordert konkret: „Niedrigschwellige und flächendeckende schulpsychologische Angebote bzw. psychosoziale Unterstützungsangebote, z. B. durch qualifizierte Schulsozialarbeit, sollten gestärkt und in den Schulalltag und das Schulkollegium als Regelangebot integriert werden.“ Dass das angesichts des Lehrkräftemangels schwierig werden könnte, räumt das Gremium ein. „Angesichts des diesbezüglichen Fachkräftemangels braucht es offensivere Strategien zur Personalgewinnung“, so heißt es.

Und weiter: „Weil die Schule für Kinder und Jugendliche ein zentraler Lebensort ist, müssen lebensgestaltende und -unterstützende Angebote auch in der Schule
vorgehalten werden und mit anderen Unterstützungsangeboten insbesondere der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe sowie des Gesundheitswesens vernetzt werden. Ohne eine klare Zuständigkeit der Schulen droht ein sogenannter negativer Kompetenzkonflikt, der dazu führt, dass sich niemand zuständig fühlt und die Kinder und Jugendlichen aus dem Blick geraten.“

Es empfehle sich, die im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich tätigen Personen, die kontinuierlich Alltagskontakte zu Kindern und Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben, im Hinblick auf die Prävention psychischer Belastungen und Erkrankungen spezifisch zu schulen, damit sie entsprechende Problemlagen frühzeitig erkennen und die Betroffenen zu entsprechenden Unterstützungsangeboten weitervermitteln. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur vollständigen Stellungnahme.

Ethikrat stellt sich gegen Kultusminister: „Schutz der Kinder muss Priorität haben“

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52 Kommentare
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TaMu
1 Jahr zuvor

Das Zuhause der Kinder und Jugendlichen ist der zentrale Lebensort, in den ersten Lebensjahren ganz besonders und dann langsam etwas weniger durch Kinderbetreuung und später Schule. Je mehr den Kindern, Jugendlichen und Eltern eingeredet wird, dass die Schule oder die Betreuungseinrichtung der zentrale Lebensort sein soll, umso mehr werden Kinder und Jugendliche psychologische Hilfe brauchen. Egal, welches Lebensumfeld ein Mensch hat, ist ein liebevolles Zuhause der Ort, den jeder Mensch sich wünscht und wo er gerne wäre. Die Pandemie hat aber in Großaufnahme gezeigt, dass Kinder zu Hause die Hauptbelastung sind, die Eltern zur Verzweiflung und in wirtschaftliche Not bringt. Niemand möchte zu Hause eine Last sein, noch dazu ohne die Chance, sich ein anderes Zuhause suchen zu können.
Richtig wäre es, Familien zu stärken, finanziell schwächeren Familien zu helfen und es Familien zu ermöglichen, ihren Kindern innerhalb des Zuhause wieder ein dauerhaftes Nest zu bauen. Dazu gehört auch ein überarbeitetes Unterhaltsrecht zwischen den Eltern und Steuerklasse 3 für alle, die verpflichtend, für Kinder zu sorgen.
Diese Schönrednerei unseres Betreuungssystems und dessen beglückende und wohltuende Wirkung auf die jungen Menschen ist mehr als scheinheilig.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Ich bin, von meinen generellen Bedenken hinsichtlich des gesellschaftlichen Blickes auf unsere Kinder und Jugendlichen einmal abgesehen, natürlich für eine wesentlich ausgedehntere Schulsozialarbeit, für Schulschwestern- und pfleger und für die Bereitstellung von einer großen Anzahl Kassen- Psychotherapeuten- Praxen für Erwachsene und Kinder/ Jugendliche.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Danke, liebe TaMu
Schöner kann man es nicht sagen.

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Danke fpr duese Worte. Genauso sehe ich es auch.

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Darfdaswahrsein

Der rote Daumen für die Tippfehler?
Sorry zu schnell abgeschickt :)))

Lera
1 Jahr zuvor

Lera fordert: Ethikrat soll Lehrern mit psychischen Problemen Unterstützung anbieten

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Weiterhin fordere ich individuell angemessene Nachteilsausgleiche und Arbeitsmaßanpassungen für LuL mit besonderen Belastungen bzw. in besonderen gesundheitsgefährdenden Situationen oder psychosomatisch herausfordernden Szenarien. Kein Gag, denn warum nicht so?

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Und ich fordere, dass man darüber nachdenken sollte, den Ethikrat aufzulösen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Menno! Das habe ich auch geschrieben 😉

Bin sehr dafür – wird aber nicht geschehen. Wie so vieles auch….

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Nicht das Erscheinungsbild behandeln, sondern die Ursache. Die beste Medizin für Kinder sind starke Eltern! Stärkt Eltern, der Rest geht dann von selber.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Auch wenn wir uns öfter mal nicht einig sind, hier hebe ich gerne und aus voller Übezeugung, einen dicken grünen Daumen. Danke.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das würde erstens Eltern erfordern, die das auch können und zweitens Eltern erfordern, die Zeit dafür haben. Insbesondere lässt sich das kaum mit Doppelverdienerhaushalten, Ganztagsschulen und allein erziehenden Müttern oder Vätern vereinbaren.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Das ist leider wahr.

Lakon
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Starke Eltern sind z.B. Mütter, die selber seelisch gesund sind und die ersten 3 Jahre Zeit für ihr Kind haben. Der Druck auf Mütter, schnell wieder arbeiten zu gehen, muss ein Ende haben.

Herr Gesangsverein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lakon

Ich bringe hier mal wieder einen Zirkelschluss des Bildungswesens ins Spiel: wenn Ziel von Schule/Bildung sein soll, dass Frauen besser ausgebildet werden und gleiche Chancen (auf Bildung und später auch auf Erwerb) wie Männer haben, dann wird das Argument „eine gute Mutter ist die, die zuhause bleibt und für warmes Mittagessen sorgt“ ein Schlag ins Gesicht für alle, die an Chancengleichheit arbeiten und für alle Frauen, die sich eine gute Ausbildung erarbeitet haben.
Wenn die Mütter doch bitte zuhause bleiben sollen und das patriarchale Rollenbild das „Beste“ ist, dann kann man die Mädels auch alle zuhause lassen und sie in Hauswirtschaft und Kinderpflege ausbilden und dann kann auch Schluss sein. Wie früher in der Volksschule.
Die Bindungsforschung zeigt, dass es bei über Einjährigen keine Unterschiede im Bindungsverhalten zwischen Zuhause- und Fremdbetreuten Kindern gibt (Brooks/Cole). Korrekterweise müsste es also heißen: Kinder brauchen im ersten Lebensjahr eine Bezugsperson. Ob das die Mutter sein muss sei dahingestellt.
Die Erfahrungen von Eltern zeigen vielmehr, dass sich der Druck und der Stress im Schulalter erhöht, nicht zuletzt weil das Schulsystem und alle darin Beteiligten nicht zum Lebensalltag berufstätiger Menschen (Männer wie Frauen, hoffentlich ausreichend ausgebildet) passen.
Wenn Mütter nur gute Mütter sind, wenn sie zuhause bleiben, stellt sich mir die Frage, welche schlechte Menschen die Grundschullehrerinnen mit Kindern sind, die – obwohl sie es besser wissen sollten – trotz Kindern arbeiten gehen….
Der Druck und Stress auf Eltern steigt mit dem Eintritt der Kinder in die Schule. Betreuungsroutinen fallen weg, nicht nur untertätig, sondern auch über das Jahr verteilt. Schulische Betreuung (Üben, Hausaufgaben, Lernen Lernen) wird in der Schule vernachlässigt und an die Eltern delegiert. Das Schulsystem ist auf Eltern als willfährige Helferlein angewiesen und fußt zu weiten Teilen darauf, da das Schulsystem lediglich Unterricht bietet, eine Selektion (Kinder, die durch das Raster fallen) ist geduldet, bzw. systemseitig erforderlich und gewünscht. Ich wage zu behaupten, dass das einen weit größeren Druck auf Mütter ausübt als die Tatsache, dass sie ihr Ausbildung auch zum Tragen bringen und sowas total verrücktes machen wie arbeiten gehen.

Marion
1 Jahr zuvor

Es dürfen sich gerne auch die Papas für die Erziehungsarbeit „rekrutieren“ lassen.

Konfutse
1 Jahr zuvor

Bin fast ganz Ihrer Meinung. Ich finde aber, dass die Schule von den Kindern selbst zu bewältigen sein muss und nicht von den Eltern (für die Kinder). In dieser Hinsicht bemerke ich allzu oft, dass viel zu viele Schüler eine für sie nicht förderliche Schulform besuchen oder dass Kinder die Schulform besuchen, die sich die Eltern für ihr Kind wünschen, aber dem Kind nicht guttut.
Der von Ihnen beschriebene Druck ist m.E. durch das Postulat „Abitur für alle“ oder der Auffassung „Nur mit Abi bist du wer“ noch größer geworden. Das bedeutet eigentlich im Klartext für die Eltern: Entweder ihr macht euch frei von diesem (gesellschaftlichen) Druck oder ihr macht das Spiel mit.
Ich habe mich z.B. bei meinen drei Kindern absolut frei von diesem Druck gemacht und bin bis jetzt sehr gut damit gefahren!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„Kinder brauchen im ersten Lebensjahr eine Bezugsperson. Ob das die Mutter sein muss sei dahingestellt.“

Danach nicht mehr?

Die Mutter bleibt in der Regel ein Leben lang – die einjährige Bezugsperson nur ein Jahr.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut sein soll.

Naja, zurück ins Mittelalter zu den Ammen? Oder wie?

Das Schulsystem ist auf Eltern angewiesen, die ihre Kinder erzogen und vorgeprägt haben, diese während ihrer gesamten Kindheit begleiten und für sie da sind! Oiii, ich meine unser GESELLSCHAFTSsystem!

Und dass der Stress beim Eintritt des Kindes in die Schule beginnt – nun, es geschieht ja nicht so plötzlich und unerwartet wie Weihnachten. Es gibt sechs Jahre, sich ein Netzwerk zu organisieren.

Das Üben, Lernen Lernen gehört in die Schule, kann aber je nach Klassenzusammensetzung nicht immer durchgeführt werden. Da waren die Eltern bereits vorher gefordert – je mehr die Kids können, desto weniger muss zu Hause noch geübt werden.

Es muss an vielen Schrauben gedreht werden – damit sich unsere Gesellschaft sinnvoll entwickeln kann und eine tragfähige Zukunft für die Kids dabei herauskommt.

Wir können in der Schule – auch im Ganztag mit Psychologen etc.nur Flickarbeit leisten – zumindest die nächsten 20 Jahre.

Ron
1 Jahr zuvor

Mein lieber Herr Gesangsverein,
da möchte ich aber widersprechen:

1.
„…wenn Ziel von Schule/Bildung sein soll, dass Frauen besser ausgebildet werden und gleiche Chancen (auf Bildung und später auch auf Erwerb) wie Männer haben,…“

Nein, das ist nicht Ziel der Schule. Ziel der Schule ist, ganz neutral für beide Geschlechter Bildung zu vermitteln. Lebenspartner müssen dann individuell ein Modell über das ideale Zusammenleben aushandeln. Dabei sollte der Staat unterstützen. Derzeit ist er aber mehr an der ökonomischen Verwertbarkeit der hauptsächlich erziehenden Person (meist Frau) interessiert und versucht dieser einzureden, dass sie nur ein vollwertiger Mensch sei, wenn sie 40 Stunden in Lohnarbeit verbringt.

2.
Sie gehen davon aus, dass Betreuung von Kindern beliebig durchgetaucht werden kann. Sie schreiben: „Die Bindungsforschung zeigt, dass es bei über Einjährigen keine Unterschiede im Bindungsverhalten zwischen Zuhause- und Fremdbetreuten Kindern gibt (Brooks/Cole). Erst beim zweiten Lesen fiel mir auf, dass hier ja nicht einmal eine Aussage über Betreuung und Erziehung getätigt wird, sondern überspitzt formuliert nur gesagt wird, dass fremdbetreute Kinder trotzdem noch in der Lage sind, Bindungen aufzubauen. Da der Kontext fehlt, kann man es auch so lesen, dass Kinder trotz Fremdbetreuung irgendjemanden trotzdem lieb haben oder, bei anderer Lesart, ihre Eltern trotz Fremdbetreuung noch mögen. Neben der Tatsache, dass Heimkinder dem sicher oft widersprechen würden, sagt das nichts darüber aus, inwieweit die Bindungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen in Schule oder anderer Fremdbetreuung auf einen angemessenen Resonanzboden stößt. Ich jedenfalls nehme dort keine fremden Kinder in den Arm und tröste sie. Das könnte schnell daneben gehen…

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Eben. Also wer den Unsinn glaubt, dass es für Kinder unter 3 oder gar im ersten Lebensjahr unerheblich ist, ob es seine Eltern oder eine Fremdbetreuung um sich hat, hat etwas ganz Grundlegendes im Bindungsverhalten nicht begriffen. Elternliebe ist nämlich durch nichts zu ersetzen und die normalen, tiefen Gefühle zwischen Eltern und Kindern, die im Alltag ausgedrückt werden, geben Kindern Sicherheit und Urvertrauen.
Natürlich überleben Kinder, wenn sie gut betreut werden. Aber lieben und geliebt zu werden fühlen und leben sie zu Hause, dadurch lernen sie es. Das ist die Grundvoraussetzung für Empathie, die wiederum gebraucht wird, um in einer demokratischen Gesellschaft zu leben und diese positiv weiter zu entwickeln.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Sehr guter Kommentar!

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Genau das ist der Punkt. Auch die beste Ganztagsschule mit den engagiertesten Personal kann kein funktionierendes Elternhaus mit seinen familiären Bindungen und Möglichkeiten der Zuwendung ersetzen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Es gibt diverse Kollegys bei uns, die der Auffassung sind, die Schülys müssen bis 17.00 Uhr täglich in der Schule betreut werden. Dann hätten sie ihre Aufgaben erledigt und könnten guten Gewissens nach Hause.

Wer mich kennt weiß, dass das für mich nichts Anderes als vollkommen unzureichendes Flickwerk ist und ich die Lösung nur im Wandel der Wirtschaft sehe.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Viele Erwachsene, die im Heim groß geworden sind oder als Kinder Zuhause vernachlässigt oder misshandelt wurden, sind teilweise, könnte man sagen, in ihrer Entwicklung stehen geblieben. Sie sind ihr ganzes Leben lang ich-bezogen, aufmerksamkeits-heischend und narzistisch. Sie wollen nicht lieben, sondern vorrangig GEliebt werden. Sie wollen keine Verantwortung übernehmen, sondern dass sich andere für sie verantwortlich fühlen. Andere sollen empathisch und nachsichtig sein und viel Verständnis dafür haben, dass eben diese Personen noch „klein“ sind und deshalb nicht sozial sein können, sondern nur egoistisch.

Solche Leute haben oft etwas gegen Kinder, weil sie denen ihre Privilegien diesbezüglich nicht gönnen und somit eifersüchtig auf sie sind. Wenn solche Leute aber selber Kinder in die Welt setzen, dann zur Selbstbestätigung und das ist dann für deren Kinder wiederum sehr toxisch.

Wir kennen das, wenn zB ein-zwei Elternpaare in der Klasse sind, die nerven, beleidigen, tyrannisieren. Dann hat man das Gefühl „DIE“ Eltern sind so, obwohl die meisten anderen Eltern ganz normal umgänglich sind. Die vielen anderen Eltern können das also kaum aufwiegen!
Oder :Eine Person ist unfreundlich und vermiest dir den Tag, dann müssen dir erst einmal zehn nette Menschen über den Weg laufen, damit der Tag noch zu retten ist.

Genauso versuchen Personen ihr ganzes Leben lang das aufzuholen, was sie an Beziehung und Liebe in der Kindheit verpasst haben. Da dies aber nicht zu ersetzen ist, erreichen sie das nicht, auch wenn sie die ganze Welt für sich vereinnahmen wollen!

Btw: Wie alle Menschen haben auch diese Menschen einen guten Kern und sind ja im Grunde auch zu bedauern. In einer Beziehung mit ihnen macht man sich selber aber zwangsläufig kaputt! Stichwort Borderliner und Narzisten!

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Soll heißen, Schule kann als Beziehungspartner kein Elternhaus ersetzen.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ich ergänze noch : Es gibt natürlich auch Menschen, die auf eine benachteiligte Kindheit ganz anders reagieren, z B depressiv! Und es gibt auch viele, die im späteren Leben dadurch vor allem selber zum Opfer werden. ZB die vielen Frauen mit sogenanntem „Vaterkomplex“, die sich ein Leben lang die falschen Partner suchen! Der Vater war zB gleichgültig, der Partner ist es auch – und die Frau ist „auf der Suche“. Sie will herausfinden, dass sich hinter dieser Gleichgültigkeit doch Liebe verbirgt, man muss sie nur finden und zum Vorscheinen bringen. Deshalb ist die Frau unbewusst fasziniert und angezogen von einem Mann, der die gleichen Verfehlungen hat, wie ihr Vater.
Dazu scheint man es Menschen anzumerken, wenn sie als Kinder nicht genug geliebt wurden. So, als ob sie dadurch in eine „niedere“ Kategorie fallen und nur noch für problematische Partner „brauchbar“ sind. Auch ein missbrauchtes Kind hat ja scheinbar ein „Etikett“ anhaften und ist fortan besonders gefährdet für erneuten Missbrauch.

Nein, die Lösung eines mangelhaften Elternhauses ist nicht = garkein Elternhaus = Ganztagsschule!

Teufelskreise kann man auch durchbrechen! Wenn ich da an die Eltern Häuser meiner Eltern denke… Meine Mutter hat darauf mit Depression und mein Vater mit Bindungsproblemen reagiert, aber ihre Gewalt/Missbrauchserfahrungen haben sie nicht weiter gegeben. So war meine und meiner Geschwister Kindheit immer noch besser, als die unserer Eltern und die unserer Kinder wiederum noch etwas unbelasteter.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Sie beschreiben das so gut und berührend nachvollziehbar, Indra Rupp, vielen Dank.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Zustimmung für Ihren ersten Absatz. Doch wie wollen Sie die Wirtschaft verändern? Möchten Sie Frauen (und Männern) mehr Angebote in der Nachtschicht machen? Ironie Off…

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Was wäre möglich, wenn Eltern mal selber was auf die Reihe bekämen! Und nicht immer nur jammern würden!

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Emil, Ihre Antworten sind einfach immer nur blöd! Habe ich nicht gerade Eltern als Hauptursache ausgemacht? Aber Sie lesen da immer nur rein, was Ihnen ins Weltbild passt.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Richtet sich das direkt an die Politik oder an wen?
Falls nicht, hätte man sich das sparen können.

Mika
1 Jahr zuvor

Machen wir. Neben Ernährungsberatung, Depressionsprophylaxe, Kontoführung, Versicherungskunde, Kochen, allgemeiner Lebensberatung, Eventmanagement, Elternarbeit, Präventionstagen (für was auch immer), Inklusion, differenzierendem Unterricht auf vier Anforderungsniveaus im Bereich der gesellschaftlichen Bedeutsamkeit der 27 Geschlechteridentitäten bieten wir gern auch schulpsychologische Unterstützung an, denn die berühmten multiprofessionellen Teams bestehen im Regelfall aus einer Person: der Lehrkraft. Noch irgendwelche Wünsche? Ach so, den eigentlichen Fachunterricht, diese sogenannte „Bildung“, die Schule ursprünglich mal vermitteln sollte, sowas können wir mangels Zeit und Personal leider nicht mehr anbieten.

Last edited 1 Jahr zuvor by Mika
Boomerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Die Berufsberatung bitte nicht vergessen, wird daheim (meist) auch nicht mehr geleistet, soll die Schule machen!

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Boomerin

Natürlich, hatte ich vergessen, sorry. 😉

Emil
1 Jahr zuvor

Na klar, machen wir gerne nebenbei.
Wie Ernährung, Digitalisierung, Berufsorientierung, Steuererklärung und Finanzkunde, Schulfach Glück, ein paar Stühlen für Flüchtlinge, Inklusion, Integration, Robotik, Qualitätsanalysen, neuen Lehrplänen, Computer und IPads einrichten, Kotze aufwischen, fiebrige Kinder versorgen, hinter Eltern hertelefonieren, Klorollen aus den WCs fischen, uns dafür von allen und jedem beschimpfen lassen, Kinder ins Krankenhaus begleiten, usw.
Wie schön wäre es, kein Beamter zu sein. Dann könntet ihr alle euren Scheiß alleine machen.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Sehen sie, lieber Emil, daß nenn ich jetzt mal ein klitzekleines bißchen scheinheilig. sich selbst darüber beklagen, wie schwer sie es als Lehrer doch haben und wenn Erzieher ganz ähnliche Probleme schildern, mit wilden Beschimpfungen antworten.
Aber ich begebe mich trotzdem nicht auf ihr Niveau. Im Gegensatz zu ihnen, empfinde ich nämlich Verständnis und Mitgefühl für die Überforderung und den Streß, dem Menschen in ihrem Beruf ausgesetzt sind, auch wenn sie nicht dieselbe Tätigkeit ausüben wie ich.

Lehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Wow!! Wer ist hier wohl scheinheilig???

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

Sie haben wohl noch keinen der ausgesprochen „feinfühligen“ Posts gelesen, die Emil hier schon abgelassen hat, wenn von den Belastungen des Erzieherberufs die Rede ist.
Da war sehr häufig davon die Rede, daß die Erzieher endlich zu jammern aufhören sollten, sie hätten schließlich „traumhafte“ Arbeitsbedingungen, sollten sich wegen Corona nicht so anstellen, sondern einfach Masken aufsetzten, sie würden außerdem den ganzen Tag nur rumstehen und den Kindern beim Spielen zusehen usw. usw.
Allmählich werde ich da ein wenig nachtragend, weshalb ich mir diese Gelegenheit zum „zurückschlagen“ nicht entgehen lassen wollte.
T’schuldigung, ich bin halt auch nur ein Mensch.

Lehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Nein, ich kenne Emil nicht, ich bin aber auch neu hier.

Trotzdem fällt mir auf, dass Sie zwar sagen, Sie wären „besser“ als er, Ihr Post aber das Gegenteil aussagt. Und ‚Menschen‘ sind ja wohl alle hier, oder???

Und offensichtlich sagt Mika genau dasselbe wie Emil. So ganz falsch kann es also nicht sein, oder?

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

Es ist nicht falsch, was Emil sagt, im Gegenteil.
Wenn ich hier im Forum aber nahezu das selbe über Erzieher schreibe, werde ich von ihm regelmäßig als jammernde, nichtsnutzige, die Bedürfnisse der Kinder ignorierende, faule Kindergärtnerin beschimpft.
Und das IST scheinheilig, sorry.
In der Sache hat Emil hier durchaus recht.
Wer aber derart undifferenziert austeilt, kann von den Beschimpften nicht auch noch Verständnis erwarten.

vhh
1 Jahr zuvor

Sehr schön vorsichtig formuliert, denn wir dürfen weder bei Diagnose noch bei Hilfe psychologisch tätig werden und können das auch nicht. Dann redet man doch einfach von „psychosozialer“ Unterstützung. Die dürfen zum Glück wieder die fehlenden Sozialarbeiter und Pädagogen leisten, aber mit offensiver Personalgewinnung klappt das schon (vielleicht mit dem freiwilligen pädagogischen Jahr?). Schön auch, dass bei einem „negativen Kompetenzkonflikt“ die Zuständigkeit wieder bei den Schulen landet und das mal jemand auch so formuliert.
Neben seltsamen neuen Lehrplanvorgaben, Inklusion, Digitalisierung, maroden Gebäuden, traumatisierten Kriegsflüchtlingen usw kümmern wir uns jetzt auch noch ein wenig intensiver um diejenigen, deren Eltern selbst nicht mehr mit Krisen umgehen und ihre Kinder rechtzeitig und angemessen unterstützen können. Oh, Personalmangel und allgemeine Situation haben uns auch minimal belastet und tun es noch? Egal, wir suchen schließlich Helden und keine Jammerlappen. Es wäre deprimierend, solche wichtigen Menschen wie Frau B. mit ihrem jeweils aktuellen Einzelthema noch ernst zu nehmen, also habe ich mich entschieden, über dieses absurde Theater nur noch zu lachen.
Falls jemand Hilfe und Rat braucht bekommt er/sie die natürlich, aber dieses „Schule ist für alles zuständig“ ist einfach lächerlich. Leider führen die überzogenen Erwartungen im Ernstfall immer zu entsprechenden Schuldzuweisungen, weil Schule X und Lehrer Y gemeinsam mit Jugendamt Z nichts bemerkt haben und es doch ihre Aufgabe war.

Last edited 1 Jahr zuvor by vhh
Ron
1 Jahr zuvor

Eltern sind der Halt einer Familie. Sie sind für ihre Kinder verantwortlich und mit ihnen emotional verbunden. Wir aber sägen mit unserem Wunsch nach Doppelverdienern und dem Verwahrungsort Ganztagsschule an diesem System. Jetzt zu fordern, dass Schule und Lehrer die Funktion des Seelentrösters und Psychoklempners nebenbei miterledigen, ist absurd und vermessen.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Absolut

Realist
1 Jahr zuvor

„Weil die Schule für Kinder und Jugendliche ein zentraler Lebensort ist, müssen lebensgestaltende und -unterstützende Angebote auch in der Schule
vorgehalten werden…“

Super Idee, dann bitte gleich das Personal dazu mitliefern.

Was? Extra Personal bei dem Fachkräftemangel? Und die müssten auch noch bezahlt werden? Nein, so war das nicht gemeint, könnten nicht die f… Säcke am Nachmittag, die haben doch sowieso vormittags Recht und nachmittags frei…

Konsequenzen?
1 Jahr zuvor

Der etikrat sollte fordern, das Bedingungen geschaffen werden die sich positiv auf die Gesundheit der Kinder auswirken!

Solidarität ist nicht alters abhängig!

CoronaLehren
1 Jahr zuvor

Wir brauchen an jeder Schule

1) mindestens einen Schulpsychologen
2) mindestens eine IT-Fachkraft für den digitalen Krempel der ungeteilt zur Verfügung steht (bei den normalen Hausmeistern nie infrage gestellt)
3) Verwaltungsfachkräfte zur Entlastung von Lehrern; damit die sich auf das Kerngeschäft und den Hauptgrund „Schüler“ kümmern können
4) Funktionierende Software aller Art (digitaler Terminkalender, Schulverwaltung, etc).
5) einen richtigen Arbeitsplatz und nicht diese schon immer existierende Mischung „Lehrerzimmer“ aus Arbeitsplatz, Pausenraum, Großraumbüro und Virenschleuder
6) Rückzugs- und Erholungsorte für Lehrer für Freistunden
7) Keinen, der noch mehr Forderungen stellt, was noch alles im Unterricht zu tun ist.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  CoronaLehren

@CoronaLehren

8)
Wir brauchen an jeder Schule … auch eine engagierte und im Bereich Schule, Bildung, und „Gedöns“ auf Grund von Erfahrungswerten total durchblickende Frau Buyx, damit es auch ausreichend direkt und niedrigschwellig, aber zugleich praktikabel und qualitätsgesichert zugeht, so dass alle Mitglieder der „Schulfamilie“ einen Mehrwert erfahren können – das sollte ein Regelangebot an jedem Schultag werden!
Wie 1 Frau Buyx das schaffen soll? – Oh bitte: Das liegt doch alles schon auf dem Tisch! Täglich in der 8. oder 9. Stunde ein individuelles Angebot, zugleich offen und entsprechend der Teilnehmerzahl differenziert – und das wird dann bundesweit in die Klassenräume aka „zentrale Lebensräume(*) gestreamt.
Auch rechtlich wird das kein großes Problem, keine Sorge:
https://www.news4teachers.de/2022/11/digitalunterricht-fuer-mehrere-klassen-landesatenschuetzer-haelt-das-modell-fuer-machbar/

(„Der Ethikrat fordert konkret: „Niedrigschwellige und flächendeckende schulpsychologische Angebote bzw. psychosoziale Unterstützungsangebote, z. B. durch qualifizierte Schulsozialarbeit, sollten gestärkt und in den Schulalltag und das Schulkollegium als Regelangebot integriert werden.“ Dass das angesichts des Lehrkräftemangels schwierig werden könnte, räumt das Gremium ein. „Angesichts des diesbezüglichen Fachkräftemangels braucht es offensivere Strategien zur Personalgewinnung“, so heißt es.“)

(*)
“ … Und weiter: „Weil die Schule für Kinder und Jugendliche ein zentraler Lebensort ist, …“

  • Sagt der Ethikrat.

… soso … Ethikrat …

  • Was sagen denn die Kinder und Jugendlichen?

Wie viele Kinder und Jugendliche hat denn der Ethikrat befragt, bevor er solch
Geistesblitz herauskloppt?
🙁
Ach?
Ja klar, warum Kinder und Jugendliche fragen? – Die haben ja noch keine Ahnung von Ethik und wissen noch nicht, was gut für sie ist …

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Der Etikrat hat Angst vor den Antworten ….. 🙂

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg

Das könnte 😉 möglich 😉 sein …

Carsten
1 Jahr zuvor

Nach der eigenen Bankrotterklärung-die psychischen Folgen bei den Maßnahmen nicht im Blick gehabt zu haben-sollte sich der Ethikrat möglichst schnell selbst auflösen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

ICH fordere:
Kultusministerien sollen psychisch belasteten Lehrkräften Unterstützung anbieten

Biene
1 Jahr zuvor

Es gab da mal ein Lied mit dem Titel: „Ich bin mal kurz die Welt retten!“
An diesen Song denke ich, wenn ich höre, was Lehrkräfte alles machen sollen.
Geht es jemanden ähnlich?