Gratis-Tablets für alle Schüler? Sind versprochen, lassen aber auf sich warten

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HANNOVER. Tablets sollen bald flächendeckend zum Unterricht an Niedersachsens Schulen dazugehören – und zwar überall die gleichen, auf Kosten des Landes. Doch bis es so weit ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen.

Das Tablet in Schülerhänden soll bald normal sein. Foto: Shutterstock

Es war ein zentrales Wahlversprechen der SPD – und es steht auch im Koalitionsvertrag: Niedersachsens Landesregierung will Schülerinnen und Schülern kostenlose Tablets für den Unterricht zur Verfügung stellen. Wann und für wen es die Endgeräte geben wird, ist allerdings noch offen. «Ab wann wir das umsetzen können und ab welcher Jahrgangsstufe wir mit der Einführung beginnen, lässt sich heute noch nicht sagen», sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne).

Im Koalitionsvertrag heißt es zu dem Vorhaben, alle Schülerinnen und Schüller müssten «unabhängig von finanziellen Voraussetzungen an der Bildung in der digitalen Welt teilhaben können». In einem ersten Schritt sollten daher die Klassen ab Jahrgang 8 digitale Endgeräte erhalten, danach dann auch «jüngere Schülerinnen und Schüler».

Ministerin Hamburg betonte, es brauche jedoch auch Konzepte, wie die Tablets im Unterricht eingesetzt werden sollen. Zudem sollten die Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 abgewartet werden, «damit wir wissen, ob und wie sich der Bund an diesem Vorschlag beteiligt». Der Digitalpakt ist ein Förderprogramm von insgesamt mehr als sieben Milliarden Euro zum technischen Ausbau der Schulen. Das bisherige Format war 2019 erstmals aufgelegt worden und läuft noch bis 2024.

Die SPD hatte im Landtagswahlkampf angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs alle Schülerinnen und Schüler mit Leih-Tablets auszustatten. «Jedes Kind wird sein Tablet haben, und es werden dieselben Tablets sein», sagte Ministerpräsident Stephan Weil im März. Es gehe dabei auch um Gerechtigkeit im Bildungssystem, sagte Hamburgs Vorgänger als Kultusminister, Grant Hendrik Tonne.

Der SPD-Plan sah vor, dass die Geräte über ein Leasing-Modell alle zwei bis drei Jahre ausgetauscht werden, sodass immer aktuelle Geräte zur Verfügung stehen. Für die Schülerinnen und Schüler wären die Tablets kostenfrei. Auf das Land kämen dadurch jährliche Kosten im dreistelligen Millionenbereich zu, hieß es. News4teachers / mit Material der dpa

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11 Kommentare
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Physiklehrer_und_Admin
1 Jahr zuvor

Viel wichtiger als die Lieferung der Tablets ist die Frage, wer diese administriert und bei Problemen aufkommt! Ich selbst „darf“ aktuell mehrere hundert iPads betreuen – und Überraschung: es gibt keinen Tag, an denen keine Kollegen und Schülern mit Fragen und Problemen auf mich zukommen. Nebenher habe ich noch einen vollen Lehrauftrag. Für diesen Job erhalte ich 1,5h Anrechnung und könnte diesen „Ipad-Job“ als Fulltime-Job machen. Für mich ist klar, dass ich den Posten am Ende des Schuljahres niederlege. Damit ist das Thema „iPad & Digitalisierung“ an unserer Schule gestorben. Denn ohne Know-How und Administrator funktioniert: nichts!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Nein.

Viel wichtiger ist die Frage, was diese Dinger in der GS zu suchen haben und warum wir die Kids abhängig machen sollen!

Die können meist nicht mal einen Stift halten! Vom Umgang mit selbigem oder gar mit einer gefährlichen Schere, will ich gar nicht reden…

Realist
1 Jahr zuvor

Uns hat man erzählt. dass sich IPads dank MDM wie von selbst administrieren und das alles dank Apple ganz easy wäre… was läuft an ihrer Schule falsch?

Carabas
1 Jahr zuvor

Recht so! Es ist ein Unding, das Lehrkräfte sowas nebenei erledigen müssen. Zudem sollten Lehrkräfte mit Mangelfächern sowas schon mal gar nicht machen.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Da würde so ein Gewese gemacht um Dienstlaptops für Lehrer und nun liegen sie allerorten ungenutzt herum. Wird es den Schülerlaptops auch so ergehen?

Ich sehe Kollegen mit Smartboards oft Filme schauen und ich Frage mich, kommen die Schüler heutzutage in die Schule, um dann gemeinsam Filme zu schauen? Das können sie doch auch zuhause tun.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Ähm, auf alle Aussagen und (versteckte wie offene) Fragen….

Ja!

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor

„Ministerin Hamburg betonte, es brauche jedoch auch Konzepte, wie die Tablets im Unterricht eingesetzt werden sollen. Zudem sollten die Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 abgewartet werden, «damit wir wissen, ob und wie sich der Bund an diesem Vorschlag beteiligt».“ – Na ja, das lässt sich vielleicht wie folgt übersetzen:

„Liebe Kinder! Wir Politiker haben euch das selbstverständlich gerne versprochen – kostet ja nichts. Aber ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass wir das auch selber bezahlen wollen?
Deshalb dauert das noch ein paar Jahre mit den Tablets – wahrscheinlich bis ihr groß seid und längst eure Abschlüsse habt.

Damit das aber nicht auf die wahren Schuldigen zurückfällt, werden wir euren Lehrkräften, den faulen Säcken die Schuld für diese Verzögerung in die Schuhe schieben. Denn die haben noch keine fertigen 1.000 Seiten umfassenden Konzepte in der Schublade für den Einsatz der Geräte. Das ist völlig inakzeptabel!

Dass gar nicht klar ist, wann die Geräte kommen und welche Geräte eigentlich kommen, spielt dafür keine Rolle. Und übrigens: vorher im Unterricht ausprobieren und dann Konzepte erstellen lassen wir die Lehrkräfte das auch nicht. Erstens wäre das ja sinnvoll, das passt nicht zu uns – wir sind schließlich Kultusminister! Und zweitens könnten wir den faulen Säcken dann nicht den Schwarzen Peter in die Schuhe schieben. Das geht gar nicht!“

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Die Dinger sollen sie erst rausrücken, wenn die Kids 14 sind.

Früher dürfen die Kids der Softwareentwickler im Silicon Valley auch nicht ran.

Warum wohl? Grübel…

Kanzler27
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Ne ne, bis die Dinger kommen, werden sie weiterhin elternfinanziert angeschafft. Mit „prozessbegleitender“ Konzepterstellung. Also, erstmal alle zahlen lassen und gucken was wie geht und ob das überhaupt sinnvoll ist. Vielleicht machen auch alle KuK mit. Mal sehen.

Realist
1 Jahr zuvor

„Auf das Land kämen dadurch jährliche Kosten im dreistelligen Millionenbereich zu“

Lol, kann mir schon vorstellen, an welcher Stelle das wieder eingespart wird: z.B. größere Lerngruppen, da Unterricht dank IPads jetzt ja viel effizienter und dank der vielen digitalen Lernprogramme viel einfacher vorzubereiten wäre. So begegnet man gleichzeitig dem Lehrermangel…

Ron
1 Jahr zuvor

Eine klassische Gesamtschule mit ca. 1.000 Schülern hat dann ebensoviele Tablets. Hat sich jemand mal überlegt, …

– dass viele Schulen dieser Größenordnung Gesamtetats von jährlich unter 100.000€ haben, für die Tablets – die nach wenigen Jahren erneuert werden müssen – in diesem Fall geschätzt 300.000€ rausgehauen werden? Das wäre quasi eine dauerhafte Verdoppelung des Finanzbedarfs.

– dass bei einem Wartungsaufwand von nur zwei Stunden pro Tablet und Schuljahr 2.000 Arbeitsstunden für einen wie auch immer zu beauftragenden Administrator entstehen? Das wäre eine komplette 40h-Vollzeitstelle. Smardboards, WLAN und Server macht dann ein zweiter Vollzeitler.

– dass bei unserer derzeitigen Schülerschaft nicht damit zu rechnen ist, dass die Geräte besonders geschont werden, dass sie überhaupt in der Schule auftauchen, vollgeladen und einsatzbereit sind.

Gibt es eigentlich genug Ladepunkte?

Last edited 1 Jahr zuvor by Ron