„Positive Education“: Wie Grundschülern im Unterricht vermittelt wird, glücklich zu sein

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BRAUNSCHWEIG. Wer ist nicht gerne glücklich? In Braunschweig geht ein Forscherteam in Grundschulen und erklärt den Kindern, wie das geht. Die Schüler freuen sich über die Abwechslung und das schöne Gefühl.

„Was wir in Zukunft mehr denn je brauchen, sind resiliente Menschen.“ (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Es ist ungewöhnlich still im Klassenraum der 4.1 der Grundschule im Braunschweiger Norden – nicht Mathe oder Deutsch stehen auf dem Stundenplan – sondern Glück. Die Kinder kennen das Team von der TU Braunschweig mittlerweile gut und warten gespannt, was dieses Mal in der Glücksstunde drankommt. Es geht um Lob und Komplimente, um Wertschätzung und Anerkennung. «Hier lernt man, wie man glücklicher werden kann», erklärt die Viertklässlerin Mayra.

An insgesamt 16 Braunschweiger Grundschulen stehen derzeit für rund 300 Schülerinnen und Schüler Glücksstunden auf dem Programm. Anlass ist ein Forschungsprojekt des Instituts für Pädagogische Psychologie der Technischen Universität. Das Forscherteam will mit einem Lehrplan rund um Glück das Thema in die Lehrkräfteausbildung integrieren und die Auswirkungen wissenschaftlich untersuchen.

Für diese Glücksstunde an der Grund- und Hauptschule Pestalozzistraße haben die Studentinnen Nele Mann und Sarah Plenge die Übung «warme Dusche» vorbereitet. Auf Karten schreiben die Schülerinnen und Schüler schöne Komplimente und lesen sie sich im Stuhlkreis gegenseitig vor. «Du kannst richtig gut Fußballspielen», heißt es in einem Beispiel. «Ich habe mich dabei glücklicher gefühlt», beschreibt Ludwig, was die netten Worte bei ihm auslösen. Bei so viel Lob und Wertschätzung läuft es einem gefühlt ganz warm den Rücken hinunter, wie bei einer warmen Dusche eben.

«Sie sind kreativer, bessere Problemlöser, sie verhalten sich gesünder und leben tatsächlich auch länger»

Projektleiter Tobias Rahm berichtet von einer internationalen Bewegung der «Positive Education» (Deutsch: Positive Bildung). Dabei gehe es darum, mehr Wohlbefinden in Schulen und andere Bildungseinrichtungen zu bekommen. Das sogenannte GlüGS-Projekt an Braunschweiger Grundschulen ist Rahm zufolge eines von mehreren in Deutschland und weltweit. Nach insgesamt elf Stunden wollen die Wissenschaftler überprüfen, ob es einen messbaren Erfolg gibt.

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Eine relativ deutliche Erkenntnis aus der Positiven Psychologie ist Rahm zufolge, dass Menschen mit einem hohen Wohlbefinden mit verschiedenen Vorteilen durchs Leben gehen. «Sie sind kreativer, bessere Problemlöser, sie verhalten sich gesünder und leben tatsächlich auch länger», zählt der Glücksforscher auf. Mit dem Wissen, das sich so etwas trainieren lasse, liege es doch auf der Hand, das auch zu tun, meint der Diplom-Psychologe.

Aus Sicht des Wissenschaftlers lohnt es sich, nach den Dingen zu fragen, die zu mehr Wohlbefinden und weniger Stress und Ärger führen. Und den Schulkindern scheint die Abwechslung zu gefallen. «Du lernst mal was anderes, du lernst, glücklich zu sein», sagt Ludwig. Seine Mitschülerin Elsa ergänzt, dass sie schon gelernt habe, nicht immer alles negativ zu sehen. Sie will erstmal probieren, Dinge gut zu sehen: «Nicht immer gleich sagen, das ist blöd, das ist schlecht».

Für Schulleiter Till Rückriem geht es darum, sich an den kleinen Dingen zu orientieren und mit den Kindern zu lernen, diese Sachen mehr wertzuschätzen. Nicht nur das große Geschenk an Weihnachten bedeute Glück. Weitere Schwerpunkte in den Glücksstunden sind etwa Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit, Entspannung und Perspektivwechsel. «Die Auswirkungen dessen, was weltweit passiert, macht vor den Kindern kein Halt», sagt Rückriem. Ihnen zu sagen, fokussiert euch auf das Gute, hilft aus seiner Sicht.

Auch für die Buchautorin und Projektpartnerin, Carina Mathes, spielt das Weltgeschehen eine zentrale Rolle für den Unterricht mit den Kleinen. «Was wir in Zukunft mehr denn je brauchen, sind resiliente Menschen. Menschen, die emotional stabil sind und aus dieser inneren Mitte heraus, gute, nachhaltige und achtsame Entscheidungen treffen», sagt Mathes. Ihr sei es wichtig aufzuklären, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was möglich und machbar ist.

Aus den Schulen gebe es erstes positives Feedback, teilt das niedersächsische Kultusministerium dazu mit. Laut dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Braunschweig lässt sich der Inhalt gut in den Schulalltag integrieren. Ein eigenes Schulfach brauche es aber nicht, sagt ein Ministeriumssprecher aus Hannover. Allen Beteiligten ist wichtig zu betonen, dass durch das Projekt kein anderer Unterricht ausfällt. Die Glücksstunden gibt es quasi einfach oben drauf. Von Christian Brahmann, dpa

Forschungsprojekt: „Glück“ wird an 16 Grundschulen zum Schulfach

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Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Wie wird man glücklich.

Kein Stress
kein Leistungsdruck
Keine Anforderungen die man sich nicht selbst auswählt
Selbstentfaltung
Bestätigung, z.B. durch die gebetsmühlenartige Versicherung, dass man hochbegabt ist.

Dann wäre ich auch glücklich.

Leider funktioniert das Leben im Allgemeinen und in unserer Gesellschaft im Speziellen genau nach dem gegenteiligen Prinzip.
Motiviert sein, flexibel sein, „Spaß“ an Überlastung und Druck empfinden, Frustrations-Tolleranz, Engagement für und Konzentration auf Dinge für die man eigentlich keinerlei intrinsische Motivation mit bringt. Das ist das Kredo der Wirtschaft.

Man lehrt die Kids also, Dinge die zwar glücklich machen aber in keinster Weise der Lebensrealität entsprechen.

Danach ist man dann verwundet. Man hat zwei Sorten von jungen Arbeitnehmern erzogen.

Die eine Gruppe passt sich an, ist aber zutiefst frustriert, weil die Realität so gar nicht der erlernten Glücks-Philosophie entspricht.

Die zweit Gruppe schafft den Sprung gar nicht und sucht verzweifelt nach der versprochenen Work-Live Balance.

Märchen enden eben im Real-Live meist nicht gut indem der Prinz und die Prinzessin tatsächlich heiraten und dann, glücklich bis an ihr Lebensende in den Sonnenuntergang reiten.

Irgendwie mag es mir da nicht einleuchten, warum ein Verinnerlichen dieser Märchen als pädagogischer Triumph gefeiert werden sollte.

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

So drastisch sehe ich dieses Projekt nicht bzw. lernen, sich gegenseitige ehrliche (!) Wertschätzung zu geben, den Fokus auf die Fähigkeiten des anderen zu legen und lernen, diese zu formunlieren hat durchaus etwas mit Realität zu tun. In einer Zeit, wo „mobbing“ und „hate speech“ Hochkonjunktur feiert, sollte es mehr solcher Projekte geben.
Die erwähnte „warme Dusche“ ist empfehlenswert, da blühen selbst Mauerblümchen überraschend auf.

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Eben im Abendbaltt gelesen, dass „nach Corona“ jedes vierte (!) Schulkind unter psychischen Auffälligkeiten leidet. Diese Zahl spricht auch eher für als gegen eine Auseinandersetzung mit Dingen, die glücklich machen könnten.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Wieviel waren es vor Corona?

Unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das wurde dort leider nicht vermerkt. Ich vermute auch, dass es deutlich weniger waren.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Vor Corona dürfte es zwischen einem fünftel und 25% gewesen sein. Bei solchen Erhebungen wird oftmals eine Korrelation zu einer Kausalität gemacht.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Diese Zahlen hatte ich auch im Kopf. Wenn ich jetzt mein mathematisches Allgemeinwissen einsetze, ergibt sich für mich: 25% = jeder 4. Ja, ja Corona … Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen der letzten Jahre.

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wieder am Schwurbeln Georg? Gääääähn

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

„Kein Stress
kein Leistungsdruck“ usw..
 
In einer gewissen Menge ist das eigentlich fördernd und gesund, aber wenn die Kinder in der GS 4. Klasse zerfleischt werden, natürlich ist das nicht gesund.
Aber Realität ist oft, dass Stoff lauwarm oder gar nicht richtig vermittelt wurde, und die Kinder müssen bei einigen Aufgaben schon die Gedanken der Lehrerinnen lesen, was SIE mit der Frage gemeint haben und nicht was man tatsächlich ablesen kann.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Zerfleischt?

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

„Man lehrt die Kids also, Dinge die zwar glücklich machen aber in keinster Weise der Lebensrealität entsprechen.“

Das kann ich nur bestätigen. Sehe ich auch so.

Micky
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Auch wenn es die „Glücksstunde“ tatsächlich dauerhaft „obendrauf“ gäbe, wäre positives Denken immer noch günstiger als ein guter Schüler-Lehrerschlüssel, renovierte und gut ausgestattete Schülen und entspannte, von weiteren Professionen unterstützte Lehrer, die den Kindern die nötige Aufmerksamkeit zukommen lassen könnten.

Wozu auch die Missstände beseitigen? Grundschulkinder sind einfach mal selbst dafür verantwortlich, die Umstände, in denen sie leben und lernen müssen, mit dem passenden mind set aufzufangen. Bei den Erwachsenen kommt man damit ja auch durch.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Die Abschaffung von Hausaufgaben, unangekündigten Tests und Unterricht nach 13 Uhr und vor 8:30 Uhr macht alle Schüler glücklich.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

… und die Lehrers ebenso!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Wir sollten das Projekt sofort adaptieren und an uns ausprobieren 😉

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ich habe in der BRD ein radikales Großexperiment gestartet. Es läuft bereits seit über 48h. Bisher zeigt das Glückometer in seiner Tendenz steil nach oben. Hoffentlich kriegen wir die ganzen Leute in ein paar Wochen von Wolke sieben wieder runter.Oh du fröhlicher Tannenbaum!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ausfallender Unterricht löste jedenfalls früher auch gewisse Glücksgefühle bei Schülern aus, besonders wenn es die 5. oder 6. Stunde war. Protest dagegen war unbekannt.

Mariechen
1 Jahr zuvor

Kinder sind von sich aus heraus glücklich. Sie leben im Moment und das ist ein großer Unterschied zu uns Erwachsenen. Wir müssen analysieren und reflektieren, um wieder glücklich zu werden. Kinder sollten das noch nicht tun müssen. Genauso wenig wie diese ständige Selbstreflektion, ob einem die Aufgabe leicht oder schwer fiel. Dinge, die für Erwachsene gut sind, sind es nicht automatisch für Kinder. Kinder sind glücklich, wenn sie sich geborgen und geliebt fühlen. Kurzum: wenn daheim alles in Ordnung ist. Und wenn daheim nichts in Ordnung ist, können wir die Kinder in der Schule auch nicht glücklich machen.

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mariechen

Wow, unglücklichen Kinder scheinen demnach nicht zu existieren? Keine hilfreiche Idee, die Augen vor zuviel Kinderelend zu verschließen…selbst auf den Dörfern gibt es Missbrauch etc.

Können Sie sich vorstellen, dass Schule auch ein überlebenswichtiger Erholungsort für Kinder sein kann, die zuhause eine Hölle erleben? Gerade diese brauchen primär eine verlässliche Beziehungsebene, um überhaupt lernen zu können.

Mariechen
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Liebe Unverzagte, bitte meinen Beitrag genau lesen: Ich habe nicht geschrieben, dass es keine unglücklichen Kinder gibt. Ich habe ausgedrückt, dass Glücklichsein die Natur eines Kindes ist. Warum? Weil Kinder noch nicht so stark mit dem Verstand alles haarklein analysieren. Sie können den Moment genießen. Wir, die Erwachsenen holen sie aus dem Glück raus, zwingen ihnen Reflexionen auf, nötigen sie zum Vergleichen (welche Note hat denn xy?) usw.. Und ich bin keine Anhängerin der Kuschelpädagogik. Aber wenn Kinder unglücklich sind, liegen die Probleme i.d.R. Zuhause. Natürlich bietet die Schule auch einen Schutz-Erholungsraum, aber es ist nicht zentrale Aufgabe der Schule Kinder glücklich zu machen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mariechen

Ganz so falsch ist das nicht, ihr lieben kreatiefen Downvoties!

„Kinder sind glücklich, wenn sie sich geborgen und geliebt fühlen. Kurzum: wenn daheim alles in Ordnung ist.“

Da hat Mariechen Recht.

Leider ist daheim oft nicht alles in Ordnung.

Leider muss Glück gelernt werden – vielleicht ist es auch eher das Wahrnehmen und die Achtsamkeit.

Es muss auch gelernt werden, sich über sich selbst zu freuen, stolz (ja, verhasster Begriff) zu sein.

Wer sagt denn seinem Kind heute noch, dass er/sie/es stolz ist?

Und – ein Darübernachdenken, was heute gut gelaufen ist, ist nicht unwichtig. Viele finden etwas und es schafft Akzeptanz, Toleranz, Vertrauen.

Wie und wo sollen sonst diese kleinen und großen Erfolge im Miteinander benannt und erfahren werden?

Es gibt jede Menge Hilfen bei der Umsetzung – wir ziehen leider nicht sehr regelmäßig Tagesabschlussgedanken.

Da soll darüber u.a. nachgedacht werden, bei wem man sich bedanken kann und natürlich auch wofür.

Kinder, die in u.a. depressionslastigen Familien aufwachsen (müssen), sind leider nicht (mehr) aus sich selbst heraus glücklich. Das häusliche Unbehagen legt sich unmerklich wie ein schwerer Mantel darüber und erstickt Kindsein und Fröhlichkeit.

Deswegen sind diese kleinen Glücksmomente u.a. der Wertschätzung so wichtig.

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Köstliche Wortkreation „kreatiFe downvoties“… Dank auch für Ihren gesamten Beitrag, er hätte glatt von mir sein können 🙂

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg

Grüner Daumen! 🙂

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Spaziba – lautgetreu, doch meine Ukrainies wären stolz auf mich – heißt nämlich DANKE

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mariechen

 
Sehr schön beschrieben und ich kann hier nur zustimmen. Mit einem aber,..leider leben die Kinder nicht nur daheim. Eigentlich viele, und zu viele sind den ganzen Tagen über fremdbetreut. Die Familie trifft sich nur am Wochenende, die auch mit dem Stress und Eile ausgefühlt werden, da wer die ganze Wäsche, Einkaufen, Haufen von Hausaufgaben, Vorbereitung für die Prüfungen, für Projekt an der Arbeit usw…schaffen soll? Und wann?
 
Das ist unser heutiges Leben. Oder, man wählt andersrum und schläft unter der Brücke.
 
Armut ist bitter und überall. Deshalb nehmen wir wahrscheinlich das alles im Kauf.
 
Aber auch, andererseits, was ist Mensch, wenn er nichts tut? Wir müssen etwas tun, manchmal auch über die Grenzen eigenen Kräften hinausgehen. Aber ja, nicht, wen es tagtäglich als selbstverständlich angenommen wird.
 
 (das mit roten Daumen sehe als ein Fehler liebe Redaktion. Ich schätze euch sehr, aber das verstehe ich nicht, warum hier, es ist nicht nötig. Ich verteile keine Daumen, vor allem nicht rote, ich schreibe, wenn ich schon zu schreiben habe, wenn nicht, dann nicht. So viele rote Daumen bei Posts, die ganz ok sind, einfach eine andere Meinung reflektieren.
 
Ich schätze, ja, es ist einfacher Daumen zu klicken, statt richtig zu argumentieren. Auch eine Reflexion heutiger Gesellschaft.)

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Jetzt aber mal Buddha bei die Fische!
Glück ist nicht das Ziel, Glück ist der Weg. Glück hängt nicht ab von X, Glück begegnet X. Und falls X nicht gehen mag, dann steht das Glück eben still mit Y … in dem Fall nur auf einem Bein.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Wie? Für den Weg brauch ich Glück?

Ist nicht der Weg das Ziel? Über Stock und Stein, mit Tränen und Freude, mit Erfogen und Niederlagen, mit Tragödien und Slapstick?

Und – jeder Weg beginnt mit einem Schritt.

Warum nicht mal den Glücksweg wagen? 😉

Die Kids brauchen etwas, worauf sie sich verlassen können – Glück wird das nicht sein, aber vielleicht das Glück, zu wissen, dass man etwas kann! Was das ist, ist dem Selbstvertrauen erstmal ziemlich egal.

Änne
1 Jahr zuvor

Resilient sein hat nur leider rein gar nichts mit „glücklich“ sein zu tun.
Psychoedukation gut und gerne, aber solch ein Projekt? Mh…

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Änne

Dauerhafte Verankerung!

Und ich glaube, dass Glück einen großen Einfluss auf die Resilienz hat.

Änne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Was ist Glück?

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Änne

Stecken Sie gar hinter dem kleinen Herrn Rossi, der das Glück immer noch nicht gefunden hat?

Änne
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Nö. Bin nur nicht überzeugt von der Argumentation. Erlaubt?

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Änne

Ach schade, den hätte auch gern wiedergesehen. Wo alle einer Meinung sind, wird nicht viel gedacht…also warum sollte ich Ihre Argumentation um alles in der Welt verbieten wollen?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Wuchsen dem nicht Blumen aus dem Kopf, die er dann verschenkt hat?!

Unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Erinnere mich mehr an seinen Hund namens „Gaston“.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Änne

Grundlos zufrieden zu sein und sich zu freuen!

Ron
1 Jahr zuvor

Und alle Kollegen versammeln sich morgens im Lehrerzimmer zum Motivationskreis und rufen gemeinsam den Wahlspruch des Tages. Abends nach der letzten Konferenz dann Power Yoga für alle in der Mensa. Glücklichsein kann so einfach sein.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Jepp! 😉

Achin
1 Jahr zuvor

Selbstverständlich sollte in den Schulen eine zugewandte Atmosphäre herrschen. Eine Vermittlung von „Glück“ in öffentlichen Einrichtungen einer offenen Gesellschaft ist jedoch übergriffig. „Glück“ ist stets etwas Privates, die sog. „Positive Education“ wird ganz schnell zur Positivismus-Erziehung.

Änne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

Zumal es auch völlig unrealistisch ist. Die Vermittlung eines gesunden Umgangs mit Herausforderungen und schwierigen Situationen, die zu einem jeden Leben gehören, und die Akzeptanz von (im besten Fall vorübergehenden) psychischen Leiden, Krankheiten und Einschränkungen als Normalzustand in einer Gesellschaft wäre imho ein gesünderer Weg. Sich alles zwanghaft schön reden (positive Psychologie), um sich glücklich zu fühlen, damit man schlechte Gefühle nicht fühlen muss, kann langfristig nicht gut gehen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Änne

Ich glaube nicht, dass es bei dem Projekt darum geht, sich etwas ein- oder schönzureden.

Achtsamkeit und Wahrnehmung des eigenen Empfindens – es gibt übrigens keine guten oder schlechten Gefühle. Gefühle sind da, unsere Bewertung (gut/schlecht) ist unangemessen. Sie suggeriert bereits – hej gut bzw. och schlecht. Alle Gefühle sind wichtig und richtig – wenn man von (Weiter-)Entwicklung spricht und diese anstrebt.

Und da haben Sie Recht – das Verdrängen von Gefühlen ist tw. verheerend, leider für manche Kids die einzige Überlebenschance.

Eigentlich wollte ich schreiben, dass es beim Thema „Glück“ durchaus um den Selbstwert geht und die Erkenntnis, dass materielle Dinger weit weniger zum Glück beitragen als Liebe, Geborgenheit, Freunde, Gesundheit….

Aber genau diese Aspekte machen das Thema in der Schule m.E. brandgefährlich.

Viele der Kids werden vermutlich erkennen, dass die o.g. Aspekte in ihrer Familie fehlen. Das muss man berücksichtigen, da sie u.U. reihenweise zusammenbrechen.

Also: klein anfangen, Selbstwert aufbauen, sich-selbst-vertrauen lernen.

Änne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ich verbinde die Strömung der „Positiven Psychologie“ tatsächlich nicht mit Achtsamkeit und Wahrnehmung, stimme Ihnen aber dahingehend zu, dass das Erlernen letzterer im Kontext von Schule mindestens mit Vorsicht beizubringen ist. Erstere halte ich grundsätzlich für eine gegährliche Strömung. Beides ist im Bereich der Psychologie verortet und sollte auch nur von gut ausgebildeten Psychologen behandelt werden.

Nicht umsonst wird von jedem seriösen Mediziner/Psychologen, der im Bereich der Achtsamkeit/Meditation praktiziert und lehrt und Kurse dazu anbietet immer vorher abgefragt, ob schwere Belastungen vorliegen oder es anderweitig Hinweise dafür gibt, eben solches vorübergehend nicht zu praktizieren.

Und dann zum Thema „Glück bedeutet grundlose Zufriedenheit“. Was soll das Ziel sein, ein solches Empfinden in Schulen zu lehren?

Schule hat eine gesellschaftliche Aufgabe. Allokation, Selektion, Bildung, Erziehung, usw.

Machen wir Menschen wirklich resilient, indem wir grundlose Zufriedenheit im Kontext „Schule“ lehren? Mir stellen sich die Nackenhaare dabei auf.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Lob und Wertschätzung – egal, wie verpackt und dargeboten – gehören in jede Unterrichtsstunde.

Die „warme Dusche“ ist nicht neu.

Das wird an der benachbarten GS in allen Klassen seit Jahren freitags in der letzten Stunde gemacht.

Das liest sich jetzt wenig wertschätzend dem Projekt der Studierenden gegenüber, soll so aber nicht verstanden werden.

Ich frage mich nur – sind die Lehrys dort so …

Zumindest wird m.E. der Eindruck vermittelt, als hätten die wenig Ahnung.

Man sollte vielleicht auch darüber nachdenken, die Eltern zu einem Elternabend mit Workshop einzuladen.

Auch diese sind für das Glück ihrer Kids zuständig und verantwortlich.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Mir ist heute morgen ein Stück Wurst von der Stulle gefallen. Der Cocker Spaniel zu meinen Füßen konnte sein Glück kaum fassen – seine Reflexe sind nicht so dolle. Kurz darauf guckte er mächtig enttäuscht, weil das Glück so schnell runter geschluckt war, dass er keine Zeit hatte es zu genießen.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Sind wir Erwachsenen eigentlich blöd? Kinder sind von Natur aus glücklich, weshalb sie auch so viel herumhopsen, laut sind und so viel lachen. Das wir ihnen jetzt das beibringen, was wir ihnen zuvor selber abgewöhnt haben, klingt irgendwie komisch.

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Na, Indra, das kommt jetzt aber ein bisschen naiv daher angesichts von weltweit flüchtenden Kindern, Missbrauchsskandalen etc., ich erinnere mich an zahlreiche unglückliche Kinder n meinen Klassen, denen so ein hoffentlich geglücktes Projekt mit Sicherheit wohl getan hätte. Geht auch nicht um „beibringen“, sondern um innehalten, bewusst machen, Empathie üben, sich gemeinsam freuen etc.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Naja, das mit dem flüchten und dem Missbrauch kam doch auch von den Erwachsenen – wie gesagt, Glück abgewöhnt und wieder antrainiert. Die Tipps in dem Bericht klingen mir jedenfalls eher nach etwas, dass Erwachsene eher von Kindern lernen sollten.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Für Erwachsene dagegen braucht es eine philosophische Formel :

Schmerz macht weise – Weisheit macht glücklich!

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ach, daher kommt die Weisheit: Schön, wenn der Schmerz nachlässt 🙂

Marion
1 Jahr zuvor

„Was wir in Zukunft mehr denn je brauchen, sind resiliente Menschen, die emotional stabil sind und aus dieser inneren Mitte heraus, gute, nachhaltige und achtsame Entscheidungen treffen.“
Da mag das bißchen Glücksunterricht in der Schule sicher kein Schaden sein. Aber mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein wird daraus wohl auch nicht werden, wenn sich unsere Gesellschaft mit ihrer anspruchsvollen Grundhaltung, ihrem Streben nach immer mehr materiellem Wohlstand, ihrer Gehetztheit und Unruhe, nicht grundlegend ändert.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Es gibt Fächer, da steht Glück im Lehrplan. Ich finde diese Einheiten immer sehr schön, sehr kreative Ergebnisse, eine gute Auseinandersetzung mit der eigenen Situation und den eigenen Bedürfnissen. Die meisten erkenne ebenfalls dass Glück und Leid beieinander liegen.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Nicht vergessen: Schon George Orwell schrieb was von einer staatlichen verordneten Glückspille für diejenigen, die nicht brav glücklich sein wollten, sondern sich Gedanken über das System machten. Angestrebt wurde wohl sogar eine Kontrolle über die Gedanken, aber bislang sind die noch frei. Irgendwann wird aber die Wissenschaft auch die noch durch Messung feinster Gehirnströme messen und bewerten können. Dann ist’s endgültig aus mit „subversiven Gedanken“.

Buntspecht
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Von einer positiv bestärkenden Pädagogik zu Orwell: Was für eine kranke Assoziationskette.

Heißt das für Sie dann im Umkehrschluss, dass Kinder gedemütigt und entmutigt gehören, damit auch ja genügend Querdenker*innen herauskommen?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Buntspecht

Nein, ich meine das so: Wenn Schulkinder „normal“ sind, ausreichende Leistungen zeigen und sich einigermaßen benehmen, dann soll man sie nicht zwingen, unter argwöhnischer Beobachtung von Psychologen in Stuhlkreisen auch noch große Glücks-Begeisterung für alles und jedes zu zeigen (oder zu heucheln), was in der Schule so geschieht. Ein bisschen Distanz zu dem ganzen Laden (auch zu den Psychologen!) kann nicht schaden, das ist immer ein Zeichen von Eigenständigkeit. Diese Sprüche „ALLE Kinder mögen dies und jenes“ (z.B. Fußball) können nur falsch sein. Statt „alle“ ist es bestenfalls eine Mehrheit. Und diejenigen, die solche Sprüche klopfen, treten in anderem Zusammenhang vehement für die Rechte von (ethnischen oder religiösen) Minderheiten ein.
„Querdenker“ war übrigens bis vor kurzem ein positiver Begriff („eigenständiges Denken abseits der vorgezeichneten Pfade“), bevor es diese politische Perversion damit gab. Englisch: „wild duck“. Ich fühle mich als ein Querdenker im alten Sinne und habe mit diesen Corona-Demonstrationen nichts am Hut.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Die „Querdenker“, die wir jetzt kennen, haben den Begriff ja auch Zweckentfremdet. Passiert oft.

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Wenn man so tief in den Verschwörungstheorien gefangen ist, sollte man sich wirklich Hilfe suchen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Och menno!

Ich liebe Verschwörungstheorien! (Hab mir auch selbst eine ausgedacht – nix mit Bill Gates! Sondern mit – Wattestäbchen! Ich kann euch sagen … Ich öffnete mir selbst die Augen!)

Sie regen so schön die Fantasie an und das fehlt doch in dieser Welt – Kreativität und wilde Fantasie.

Nicht zu verwechseln mit Halluzinationen und Visionen… 😉

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Es gibt doch heutzutage schon sowas wie Glückspillen, die werden auch verschrieben, heißen „Pychopharmaka“. Wo ist die Grenze zwischen gesund und krank? Und wer bestimmt das?

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Schöne neue Welt

Alx
1 Jahr zuvor

Das Glück, kein Reiter wird’s erjagen,
es ist nicht dort und ist nicht hier;
lern überwinden, lern entsagen, und ungeahnt erblüht es dir.

Theodor Fontane

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

Oder auch der gute alte Poesiealbumspruch: Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück, denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück.
In diesem Sinne und frei nach dem kleinen Lord: Ihnen/Euch allen ein frohes, gesegnetes Fest!

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

@Marie

Der gute alte Poesiealbumspruch bringt es einfach verständlich und passend auf den Punkt.

Und wenn man da total abloosen will (!), kann man sich anschauen, was aus dem kleinen Lord geworden ist: „Der große Lord“ (ab Minute 11:55 – 15:44). 😉
Und auch der Rest ist irgendwie … „positive Education“ …

Ich wünsche ebenfalls ein frohes und geruhsames Fest!

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

@Marie

Oh oh, jetzt habe ich glatt den Link vergessen! … Schöne Bescherung! 🙂

https://www.daserste.de/unterhaltung/comedy-satire/kroymann/videos/kroymann-schoene-bescherung-video-100.html

Christa Röber
1 Jahr zuvor

Ich kenne voe allem eins, wie Kinder durch Schule glücklich werden: wenn sie gut lesen, schreiben, rechnen lernen und kapieren, was in den Texten, die sie lesen wollen und müssen, steht.
Und ich kenne Kinder, die zutiefst unglücklich sind, wenn sie das nicht können. Oft haben sie in der Grundschule dann auch keine Freunde, und das macht noch unglücklicher.
Sehen das die Psychologen nicht??? Glück entsteht durch Motivation und Motivation entsteht durch Erfolg.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Christa Röber

Ich stimme zu, aber ich bezweifle, dass das dem Zeitgeist entspricht. Etwas bescheidener könnte man ja auch von „Zufriedenheit“ statt von „Glück“ sprechen.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Christa Röber

Das bedeutet dann aber auch, dass die Kinder in den ersten zwei Schuljahren sehr viel mehr direkte Anleitungen erhalten müssen, als dies im Moment in NRW laut Fachdidaktischer Hinweise des Schulministeriums in Düsseldorf der Fall ist.
Die meisten Kinder sind mit dem weitgehend eigenständigen Erwerb des Lesen, Schreiben und Rechnen überfordert.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Oder basteln – in SH – gefühlte zehn Stunden an einem Lapbook, statt das Einmal-Eins einfach …. zu lernen.