Wie Lehrkräfte das schwierige Thema Islam im Unterricht behandeln können

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BERLIN. Viele Lehrkräfte in Deutschland sind unsicher im Umgang mit dem Thema Islam – und wünschen sich mehr Informationsmaterial und Hilfestellung. Das Museum für Islamische Kunst in Berlin stellt Schulen und außerschulischen Lernorten deshalb ab sofort vielfältige transkulturelle Bildungsangebote kostenlos zur Verfügung. Das Ziel: Lehrkräfte, Pädagog:innen der Jugendarbeit und Schüler:innen, aber auch Schulbuchredaktionen sollen für Stereotype sensibilisiert werden und sich ein vielseitigeres Bild islamisch geprägter Kulturen machen können.

Hier geht’s direkt zum Bildungsportal des Museums: Islamische Kulturen im Unterricht

„Wie sicher fühlen Sie sich, mit Ihren Schülerinnen und Schülern über den Islam zu sprechen?“ Das wurden Lehrkräfte auf News4teachers gefragt. Insgesamt 1.437 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Deutschland beteiligten sich an der Umfrage am 8. und 9. Dezember. Ergebnisse: Im Schnitt gaben 19,42 Prozent der befragten Grundschul-, Sekundarschul- und Berufsschul-Lehrkräfte an, sie seien „sehr unsicher und mit dem Thema überfordert“, 13,99 Prozent von ihnen, sie seien „eher unsicher, ich wünsche mir mehr Material und Hilfestellung“, 18,72 Prozent antworteten, „sicher, ich habe das Thema im Unterricht bereits besprochen“. „Kann ich so pauschal nicht sagen“, antworteten 44,75 Prozent.

„In den Schulbüchern liegt, wenn es um das Thema Islam geht, der Fokus weitgehend auf Extremismus und Terrorismus“

Die Unsicherheit hat Ursachen. Die Göttinger Professorin Riem Spielhaus, Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch im Leibniz-Institut für Bildungsmedien/Georg-Eckert-Institut, stellt etwa fest: „In den Schulbüchern liegt, wenn es um das Thema Islam geht, der Fokus weitgehend auf Extremismus und Terrorismus. Dabei ist es wichtig für das Zusammenleben, dass Kinder und Jugendliche auch das normale Leben des Islam – den Alltag, die Kunst und die Wissenschaften – kennenlernen. Wissen darüber kann gefährlichen Polarisierungen entgegenwirken. Es ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander.“

Und in diese Lücke stößt nun das renommierte Museum für Islamische Kunst in Berlin vor – mit einem reichhaltigen Angebot an Unterrichtsmaterialien und Workshops zum Thema. Gefördert wurde das Projekt unter dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. „Mit den Bildungsangeboten möchten wir einen Beitrag zu einer wertschätzenden, inklusiven Gesellschaft leisten und populistischen und extremistischen Narrativen entgegenwirken“, erklärt Professor Stefan Weber, Islamwissenschaftler und Direktor des Museums, das im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin beheimatet ist. „Wenn man sich die historisch gewachsenen transkulturellen Verflechtungen zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt bewusst macht, dann stellt sich heraus, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns trennt“, so Weber weiter.

Das sieht auch die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman so, die das Projekt unterstützt: „Europa in der einen Ecke, die Islamische Welt weit weg in der anderen? Die Vorstellung stimmt heute nicht und war auch vor Jahrhunderten schon falsch. Trotzdem hält sie sich hartnäckig in den Köpfen und bildet den Nährboden für Diskriminierung. Genau hier setzt das Bildungsprojekt „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ des Museums für Islamische Kunst an. Durch seine Unterrichtsmaterialien macht es transkulturelle Verflechtungen sichtbar, stellt falsche Vorstellungen von Fremdheit und Zugehörigkeit infrage und hilft so dabei, diskriminierende Einstellungen abzubauen.“

Unter Mitwirkung von Lehrkräften, Künstler:innen und Partnern wie dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien / Georg-Eckert-Institut sind verschiedene Formate für unterschiedliche Bildungsakteur:innen entstanden, die im Bereich „Digitales Lernen“ des übergeordneten Online-Portals „Islamic·Art“ zu finden sind.

  • Das sind zum einen speziell an die Lehrpläne der Länder angepasste digitale Unterrichtsmaterialien für die Klassen 4 bis 12 in zahlreichen Fächern wie Kunst, Musik, Ethik/Religion, Geschichte oder Politik.
  • Zum anderen ergänzen digitale und analoge Workshop-Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte die Unterrichtsmodule.
  • Für die außerschulische Bildungs- und Jugendarbeit stehen darüber hinaus die im Rahmen des Projekts TAMAM gemeinsam mit deutschen Moscheegemeinden erarbeiteten Materialien zur Verfügung.
  • Ergänzt wird das Angebot durch das historische Adventure Game REMEDIO (ab 15 Jahren), das die Spielenden auf eine abenteuerliche Erkundungsreise in die Welt des Wissens in Südeuropa, Nordafrika, West- und Zentralasiens im 14. Jahrhundert mitnimmt. Bildungseinrichtungen können das Spiel kostenfrei bestellen – hier.
  • Für moderierte Diskussionsformate eignet sich die Toolbox „Gemeinsame Zukunft“. Interaktive Spiele und Übungen zu den Alltagsthemen Essen, Orte und Musik erleichtern den Zugang zu den Themenfeldern Migration, Mobilität und Transkulturalität sowie Ausgrenzung und Inklusion. Die Toolbox richtet sich an Schulen und Jugendeinrichtungen in Berlin und wird vor Ort kostenfrei durchgeführt.

„Für viele Lehrkräfte ist das Thema Islam im Unterricht eine Herausforderung“, sagt Abdurrahman Kulaç aus eigener Erfahrung. Der Lehrer für Geschichte, Politik, Geografie, Ethik und Biologie an der Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-Spandau hatte bereits die Möglichkeit, das Material zu begutachten. Sein Fazit: „Wissenschaftlich fundierte, praxisnahe Unterrichtsmaterialien, die sich ohne großen Aufwand auch digital und für verschiedene Fächer einsetzen lassen – das ist genau das, was wir als Pädagog:innen brauchen, um auch mit solchen Themen sicher umgehen zu können, die mit Stereotypen belastet sind.“

„So kreativ gestaltet und so lehrer*innenfreundlich serviert habe ich nichts Vergleichbares gefunden“

„Wie kann man im Ethikunterricht der Unterstufe die Vielfalt des Islam sichtbar machen? Und zwar so, dass die Kinder möglichst nachhaltig das Klischee von ‚dem‘ Islam als Klischee erkennen? Das Modul ‚Moscheen der Welt -Architektur und Vielfalt‘ macht‘s meiner Meinung nach möglich“, sagt Josef Kurz, Lehrkraft für Deutsch, Geschichte und Ethik an einem Gymnasium in Baden-Württemberg. „Das anschauliche Bildmaterial beeindruckt, es ermöglicht Hypothesenbildung, und Kinder, die im Anschluss selbst ein Moscheemodell bauen dürfen, werden sich länger an das Gelernte erinnern als nach der Analyse von Statistiken, Karten und einem Video. Vielleicht sollte man das Bildmaterial sogar im Geschichtsunterricht als Korrektiv einsetzen zu den immer gleichmäßig grün gefärbten Landkarten, die einen monolithischen Block Islam suggerieren. So kreativ gestaltet und so lehrer*innenfreundlich serviert habe ich nichts Vergleichbares gefunden.“ News4teachers

Hier geht es zu einer Übersicht der gratis nutzbaren Materialien: www.smb.museum/gemeinsame-zukunft

 

Jetzt gratis bestellen: REMEDIO – das historische Adventure Game für transkulturelle Bildung

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Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Man muss halt ehrlich über den Islam informieren, und dazu gehören halt auch die Ereignisse im Iran oder auch die Tatsache, dass es keine einzige richtige Demokratie in der islamischen Welt gibt und die islamische Welt bzgl. des wirtschaftlichen Wohlstands seit 1980 immer mehr zurückfällt.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Der Islam hat dem wirtschaftlichen Wohlstand von Quatar, Saudi Arabien, der VAR und Oman nicht geschadet, und das gilt auch für die anderen vom Islam geprägten Staaten auch nicht.
Der Koran, also die Übersetzung des Alten Testament ins arabische + die überlieferten Zitatate und Lehren Jesu + die Lehren des Propheten Mohammed, rechtfertigt nicht terroristische Gewalttaten, noch die Unterdrückung der Frau.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Interessanterweise nennen Sie nur ölreiche Länder. Und vom Öl stammt deren Wohlstand. Mal sehen, was passiert, wenn die Ölexporte einbrechen. Aber das ist halt spekulativ.Sure 4,34 diskrimminiert übrigens Frauen, was anderes wäre für einen Text aus dem 7. Jahrhundert auch erstaunlich.

Beli
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Der Koran ist keinesfalls eine arabische Übersetzung des alten Testaments, sondern komplett eigenständig. Bitte informieren Sie sich!

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Der Koran ist nicht „die Übersetzung des Alten Testament ins arabische + die überlieferten Zitatate und Lehren Jesu + die Lehren des Propheten Mohammed“ o.ä., sondern ein diesbzgl. relativ eigenständiges, eklektisches Werk, dass auch Elemente des sozio-kulturellen (ergo auch religiösen) Erbes seiner Entstehungsregion adaptierend inkorporiert, also Elemente prä-islamischer Religionen, Mythen, Legenden (z.B. Dschinns) und entsprechenden Weltwissens (oftmals hinter dem damals zeitgenössischen Standard auch der Ursprungsregion; Stichwort: Sonnenuntergang) und auch des Juden- und Christentum. Prägnant ist hier, dass sich dort, wo z.B. das AT referiert wird, z..T. massive Un- und Falschverständnisse des Ausgangsmaterial im Koran wiederfinden (Charaktere, denen neue Geschichten attribuiert werden u./o. die die miteinander Verwechselt werden; das Konzept der Trinität etc.), regelmäßig im krassen Widerspruch zu dem, was eigtl. im Ausgangsmaterial zu lesen ist (Stichwort: Passion Jesu bzw. der Charakter des Jesus Christus insg.).

… und natürlich fällt die islamische Welt in all den Statten, die über keine entsprechenden Rohstoffe verfügen, immer mehr zurück.

… und natürlich haben islamisch regierte Staaten ein massives Demokratiedefizit, das theokratische Element ist per se ein Widerspruch zu Demokratie und Co.

Und natürlich rechtfertigen Koran und Hadithe Misogynie, Homophobie, Gewalt gg. Anders- und Ungläubige etc., s. https://www.news4teachers.de/2022/09/umfrage-mehrheit-der-schueler-ist-in-der-schule-mit-rassismus-konfrontiert/#comment-473993 oder https://www.news4teachers.de/2022/10/studie-schulbesuch-wirkt-entscheidend-gegen-rassistische-ressentiments/#comment-477267.

Es kann diesbzgl. nur darum gehen, nicht den Islam zu reformieren. Das wäre – insb. von außen – utopisch, naiv und in der Gefahr, einfach bestenfalls(!) nur eine Art Schisma zu provozieren, denn die Mehrheit der Muslime würde mit dem Ansinnen, die Lehren von Koran und Hadithen quasi i.S.v. Empowerment für Minderheiten, Frauen, Andersdenkende und Co., als Plädoyer für Demokratie etc. umzudeuten, nicht mitgehen, stünde dies doch im eklatanten, ja diametralen Widerspruch zum geschriebenen Wort (das, ich verweise auf meine Links, bspw. beim Koran für sich in Anspruch nimmt, das unmissverständliche, direkte Wort Allahs zu sein). Jede entsprechende Exegese würde (und wird) vonm absoluten Gros der Muslime als entsprechende Verrenkung wahrgenommen.

Es kann nur darum gehen, dieser religiösen Doktrin ein attraktives Gegengewicht zu verleihen, Menschen aufzuklären, gg. Religiosität insg. vorzugehen oder dort, wo die Indoktrinierung bereits zu weit vorangeschriten ist, mit Aufklärung und Co., praktisch gelebten Werten u.ä. der kognitiven Dissonanz (einerseits ein guter Mensch sein zu wollen, andererseits mit religiösen Geboten konfrontiert zu sein, die dies konterkarieren) der Betroffenen Abhilfe zu verschaffen. Das funktioniert aber nicht mit einer verwässerten, unsubstantiierten cherry picking-Kuschelvariante des islam (also einer Art Reformislam) – die zerpflückt einem spätestens der nächstbeste Imam -, sondern nur mit klarer Benennung der historischen Genese der Religion, der tatsächlichen Glaubensinhalte (und tatsächlich mehrheitlich gelebter Interpretationen der Ausgangstexte) und ihrer Probleme, Ungereimtheiten und Co. im Kontrast zu den Werten einer pluralistischen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.

Last edited 1 Jahr zuvor by PaPo
Lisa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Was ist mit Indonesien?

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lisa

Ein Staat mit einer muslimischen Bevölkerungsmerhheit (hier: ca. 87 % der Bevölkerung) ist nicht gleich ein islamischer Staat: Der Islam ist nicht(!) Staatsreligion in Indonesion und die Scharia gilt einzig in der halbautonomen Provinz Aceh. Und: „Viele Indonesier praktizieren eine synkretistische Form des Islam. Anhänger dieser Form wurden vom Ethnologen (Kultur- und Sozial-Anthropologen) Clifford Geertz als Abangan bezeichnet […]“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Indonesien#Religion). Es darf bezweifelt werden, ob diese Abangan von der überwiegenden Mehrheit des Rests der Muslime auf Erden überhaupt als Muslime definiert werden bzw. objektive (im Koran und den Hadithen normierte) Mindesdefiniantia von Muslimen erfüllen (außerhalb von Debatten etc., wo man mit der Menge von Muslimen irgendein Derivat eines Arguments ad numerum zu gewinnen glauben mag).

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

Korrektur: Mindestdefinientia

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

Wollen Sie damit andeuten, es gebe so etwas wie eine „Abstimmungskompetenz“: Alle Muslime der Welt stimmen ab, was der „richtige“ Islam ist und was der „falsche“, welche Leute als Muslime anzusehen sind und welche nicht ? Soweit ich weiß, besteht eine solche Kompetenz gerade NICHT. Die Gläubigen dürfen selber nicht beurteilen, was richtig und was falsch ist, sie müssen den Deutungen der jeweiligen „Priesterkaste“ folgen, sonst gelten sie als „Ketzer“. Und bei einer Priesterkaste gibt’s niemals so was wie Demokratie mit Mehrheits-Abstimmungen. Das ist allen Religionen immanent, und das ist ein großes prinzipielles Problem: Wo man sich auf Götter beruft, da endet prinzipiell alle Demokratie.

Auch Christen dürfen nicht einfach was selbst entscheiden unter Hinweis auf die Bibel, sondern sie müssen den Deutungen der jeweiligen Kirchenoberen folgen. Wie wir gerade praktisch vorgeführt bekommen, dürfen die Katholiken auch nicht darüber abstimmen, was Katholizismus ist, noch nicht einmal die Deutsche Bischofskonferenz darf das.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Zu Ihrer ersten Frage: Nein, will ich nicht – im Gegenteil. Im Grunde argumentiere ich in Ihre Richtung, ich stelle den antidemokratischen Charakter der Religion fest.

Marc
1 Jahr zuvor

Ich denke oder hoffe mal, dass die Kritik an Islam trotzdem nicht zu kurz kommt?

Carsten60
1 Jahr zuvor

Ich befürchte, das Thema Islamunterricht wird massiv darunter leiden, dass immer irgendwelche Islam-Funktionäre der einen oder anderen Richtung unzufrieden sein werden, egal welche Materialien da nun behandelt werden. Schließlich gibt es da einige durchaus verbreitete Richtungen, die einander die Eigenschaft, den richtigen Islam zu vertreten oder überhaupt Muslime zu sein, absprechen. Hinter der lächelnden Fassade (Foto oben) herrscht massive Uneinigkeit, man vergleiche die Auseinandersetzungen bei der Gründung des neuen Islam-Instituts an der Humboldt-Universität oder die Anfeindungen von Prof. Khorchide. Ebenso wäre wohl eine (wert-)freie Behandlung des Christentums schwierig, weil Kirchenfunktionäre da mitreden wollen und die sich eben auch alles andere als einig sind. Und kinder und Jugendliche an irgendeine Religion zu binden ist nun wirklich nicht Aufgabe der öffentlichen Schulen. Man könnte ja mal auf die Religionsmündigkeit mit 14 Jahren hinweisen. Gilt die eigentlich für Muslime auch?

Echt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Wenn der Islamunterricht nicht an Schulen angebunden ist, ist die Kontrolle über Inhalte noch schwieriger. Vor einigen Tagen sprach ich noch mit einer Frau, die sich Islamunterricht in der Schule wünschen würde und ihre Kinder andernfalls halt zur Moschee zum Unterricht bringen wollte. Da wir dort vor einiger Zeit im Rahmen des christliche Religionsunterrichts (Weltreligionen kennenlernen) eine sehr irritierende missionarisch anmutenden Erfahrung gemacht haben, die wenig Tolerant schien, sollten wir schauen muslimischen Kindern ihre Religion in Vereinbarkeit mit unseren demokratischen Grundwerten zu vermitteln.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Echt

Es gibt in einigen Bundesländern alternativ den Ethik oder Philosophieunterricht. Hier findet eine Auseinandersetzung mit den Weltreligionen statt, ohne Kinder missionieren zu wollen. Hier liegt der Fokus mehr auf dem Verständnis füreinander und den Gemeinsamkeiten. Außerdem findet eine kritische Auseinandersetzung mit jeglichen fundamentalistischen Strömungen statt. (Sollte zumindest so sein) Hier lernen Kinder zusammen und nicht nach Religion getrennt. Wir wollen doch auch gesellschaftlich zusammen Leben und nicht nach Weltanschauung separiert. Warum machen wir das in der Schule über die verschiedenen Religionsunterrichte? Schulen sind staatliche Einrichtungen und keine religiösen. Wer wirklich seinen Glauben ausleben will, geht so oder so in die Moschee, isst koscher Essen oder geht zur Firmung oder zum Abendmahl und nutzt außerschulische religiös geprägte Angebote wie Koranschulen o.ä.. Wir sollten die Kinder aller Glaubensrichtungen in der Schule zusammenbringen, nicht trennen. Wissen und Verständnis können Vorurteile und Konflikte abbauen und zum kritischen Diskurs anregen.

Mein_Senf
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Im Ethikunterricht müssen auch andere „weltliche“ Themen unterrichtet werden, nicht nur die Religionen. Das wird bei der Diskussion oftmals vergessen.

Tom
1 Jahr zuvor

Religion hat im Unterricht nichts zu suchen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tom

Da gäbe es eine Radikallösung: Man könnte Art. 7 GG so interpretieren, dass der auch erfüllt ist, wenn es ausschließlich einen STAATLICHEN Religionsunterricht gibt (ohne Beten, ohne Gläubigkeit, ohne Mitgliedschaft zu einer Religions-gemeinschaft), der sozusagen einer „Religionswissenschaft im kleinen“ entspräche und das Fach „Ethik“ mit einschließen würde. Dann könnten Religionsfunktionäre in Karlsruhe dagegen klagen, und vielleicht verlieren sie ja. Art 7 GG spricht nicht von einem „konfessionellen“ Religionsunterricht, sondern nur von „Übereinstimmung mit gewissen Grundsätzen“. Das könnte ja erfüllt sein, solche Paragraphen sind dehnbar. Verfassungs-widrige Grundsätze können damit ohnedies nicht gemeint sein.
Aber wie das so ist in einem von Kirchen durchsetzen Staat: Niemand wird das wagen.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tom

Nicht im Form von Religionsunterricht, aber in Form von religionswissenachaftlicher Betrachtung. Religionen sind Teil unserer Gesellschaft, im Sinne aller sollte darüber aufgeklärt werden, was es bedeutet den ein oder anderen Glauben zu haben oder nicht. Ich merke das bei den jüngeren SuS, die hören eben oft über Anschläge im Zusammenhang mit dem Islam und denken, dass dies wohl Teil des Glaubens sei. Es ist deswegen gut, wenn muslimische Mit-SuS erklären, wie Glauben eigentlich in ihrem Alltag aussieht, ohne Gewalt und im Rahmen der Gesetze . Es hilft beim Abbau der Vorurteile. Wichtig ist hier, dass thematisiert wird, dass Religion schon immer zum Ausüben von Macht benutzt wurde und wird, dass dies aber zwei Paar Schuhe sind.

Georg
1 Jahr zuvor

Die Vorgehensweise ist ganz einfach:

Alles, was von der Art her positiv wie negativ über das Christentum, das Judentum usw. gesagt werden kann, darf, soll und muss – solange es nicht gegen geltendes Recht verstößt -, kann, darf, soll und muss auch über den Islam gesagt werden.

Bei den streng. strenger und radikal gläubigen Christen Juden, Muslimen usw. dürften die negativen Aspekte zwar für Bauchschmerzen sorgen, führt aber mit etwas Glück langfristig zu einem entspannten Umgang mit der eigenen Religion und den Anhängern einer anderen oder keiner Religion. Beim Christentum führte gerade die Abkehr von der Kirche als über alles stehende Macht während der Aufklärung langfristig zum Aufblühen von Wissenschaft und Wohlstand, von dem wir aktuell zumindest noch zehren.

GSinSH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Beim Christentum ist Kritik inzwischen ok. So darf man sich z.B. gerne darüber auslassen, dass der Vatikanstaat die UN Menschenrechtscarta ablehnt und auch die EU Menschenrechtskonvention nicht unterschreibt.

Bei dem Islam sehe ich das anders.
1.Es gibt DEN ISLAM nicht. Eine Einigkeit darüber, was islamkonform ist und was nicht, ist nicht zu erkennen. Auch nicht bei islamischen Autoritäten. Ein „normaler“ deutscher Lehrer kann da nur scheitern.
2. Das Thema Islamkritik ist in Europa hochemotional! Das liegt daran, dass es sehr schnell mit den Themen Rassismus und Diskriminierung verknüpft wird. Selbst Kritikern in den eigenen Reihen wird das Leben schwer gemacht.

Wenn wir uns auf Kunst und Architektur beschränken, vielleicht noch herausragende mittelalterliche Wissenschaftler in den Bereichen Mathematik und Medizin besprechen, bleiben wir auf der sicheren Seite.
Vom religiösen, besonders aber vom politischen Islam würde ich meine Finger lassen!

catgut
1 Jahr zuvor
Antwortet  GSinSH

Es gibt aber auch nicht DAS Christentum. Der Vatikan verwaltet die katholische Kirche. Es gibt aber neben katholischer, evangelischer, orthodoxer, anglikanischer und apostolischer Kirche (BTW: das wären dann schon fünf) noch viele viele weitere kleinere Gruppierungen.

Carsten60
1 Jahr zuvor

An bestimmten Punkten würden sicher auch aktuelle Ereignisse mit zu diskutieren sein, z.B. hier in Afghanistan:
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/taliban-frauen-bildung-101.html
Da gibt es große Aufnahmetests von Frauen für ein Universitätsstudium, und schon drei Monate später sollen alle Frauen aus den Universitäten verschwinden. Womit wird das wohl begründet? Ich kann mir keinen anderen Grund als den Islam denken. Ob Theologen das nun für richtig oder für falsch erklären, ist für die betroffenen Frauen doch ganz irrelevant, der Islam greift irgendwie in ihr Leben ein. Ja, in der Tat ein „schwieriges“ Thema.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Siehe auch:
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/taliban-hochschulverbot-frauen-101html
Deutlicher kann man ja wohl nicht mehr sagen, dass die Wissenschaft sich gefälligst dem Islam zu unterwerfen hat und dass Frauen prinzipiell anders zu behandeln sind als Männer. Auch das gehört zum „schwierigen“ Thema.