AfD will Höchstgrenze für Schüler mit Migrationshintergrund: Zehn Prozent pro Klasse

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Der Brandenburger Landtag hat mit breiter Mehrheit eine Obergrenze für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund abgelehnt. Die Fraktionen von SPD, CDU, Grüne sowie Linke und Freie Wähler stimmten am Mittwoch im Parlament in Potsdam gegen den Vorstoß der AfD nach einem Anteil von maximal 10 Prozent pro Klasse bis zum Schuljahr 2028/2029.

Steht für ein, mmmh, weniger buntes Deutschland: die AfD. Foto: Shutterstock / 1take1shot

Nach dem AfD-Vorschlag sollen Schüler mit Migrationshintergrund zudem nur in eine reguläre Klasse kommen dürfen, wenn sie ausreichende Deutschkenntnisse nachweisen. «Zum Erreichen dieses Ziels sind alle Kinder und Jugendlichen ohne entsprechendes Sprachniveau ausnahmslos in speziell einzurichtenden Vorbereitungsgruppen zu beschulen», so fordert die Fraktion.

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) betonte, Deutschland sei ein Einwanderungsland. «Ausländische Kinder zum Sündenbock zu machen, sie auszugrenzen, sie zu stigmatisieren, Ressentiments zu schüren und Ausländerfeindlichkeit hier am Pult zu formulieren – das machen wir nicht mit», sagte Ernst. «Das Recht auf Bildung gilt für alle in diesem Land – egal welcher Herkunft sie sind, egal wie ihr sozialer Status ist, egal welcher Religion oder Weltanschauung sie angehören.»

Nach Ansicht des Parlamentarischen Geschäftsführers der AfD-Fraktion, Dennis Hohloch, hat die Zuwanderungspolitik der vergangenen Jahrzehnte an den Schulen zu Problemen geführt. Er führte auch den IQB-Bildungstrend an, nach dem Viertklässler in Brandenburgs Schulen im bundesweiten Bildungsvergleich 2021 vor allem bei der Rechtschreibung schlecht abschnitten, aber auch beim Lesen, Zuhören und in Mathematik schlechter als im bundesweiten Schnitt waren.

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Der CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann nannte die Ergebnisse des Bildungstrends ernüchternd, doch Migration sei nicht in erster Linie für die Ergebnisse verantwortlich, sondern die Corona-Pandemie. Es gehe nicht, «dass wir Kinder per Quote aussortieren». Auch die Linken-Abgeordnete Kathrin Dannenberg sagte, die Verschiedenartigkeit von Schulklassen gehe nicht nur auf den Migrationsanteil zurück. «Die Situation in den Schulen ist angespannt, die Klassen sind voll.»

Die Freie-Wähler-Bildungspolitikerin Ilona Nicklisch forderte mehr Personal, damit die Integration von ausländischen Schülern gelinge. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund lag in Brandenburg 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei knapp 10 Prozent, bundesweit waren es rund 27 Prozent.

Ernst sagte mit Blick auf den Brandenburger Anteil, vor dem Hintergrund ihrer Hamburger Herkunft halte sie die Debatte über eine Obergrenze für wunderlich. Noch wunderlicher wird er mit Blick auf die Schulen: Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund lag in Brandenburg im Schuljahr 2021/2022 bei gerade mal 7,4 Prozent. News4teachers / mit Material der dpa

Migrantenquote an Schulen? „Pascha“-Kinder? Schüler: Diskriminierende Debatte!

 

 

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24 Kommentare
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Ron
1 Jahr zuvor

Eine blödsinnige, populistische Idee, die bereits auch in der CDU zu vernehmen war. Das ist, selbst wenn es positiv wirken würde, schlicht nicht umsetzbar. Ignorieren.

Georg
1 Jahr zuvor

Die AfD ist ein Meister darin, sich selbst ins Abseits zu befördern …

Walter Hasenbrot
1 Jahr zuvor

Eine ziemlich dumme Idee. (Aber was will man von der rchtsextremen Partei auch sonst erwarten?)

Etwa 25 % der Menschen in Deutschalnd haben einen Migrationshintergrund.

Die Umsetzung der Idee würde also bedeuten, dass ein großer Teil der Kinder mit Migrationshintergrund nicht zur Schule gehen dürften, da die Höchstgrenze bereits überschritten wäre.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Bei den Kindern ist der Anteil sogar höher.
Man muss aber auch tatsächlich anerkennen, dass eine geringere Quote in der Klasse für deutlich verbesserte Integration sorgt. Ich sehe ja in meiner Brennpunktschule wie bei 95% Quote das Sprachbad und die Vorbilder fehlen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Deutlich höher, wobei regional natürlich sehr unterschiedlich. In Berlin Neukölln oder Teilen von Duisburg oder Offenbach dürften wir näher an den 70% bei der Gesamtbevölkerung oder deutlich über 80% oder 90% bei den Kindern und Jugendlichen liegen.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Die Idee ist so dumm, dass sie bereits vor vielen Wochen durch die Presse ging. Allerdings war der Urheber damals nicht die AFD.

„Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat die Einführung von Migrantenquoten an Schulen und in Klassen gefordert.“

Zeit, Spiegel und Welt haben berichtet. Die AFD hat das eher aufgegriffen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Nur hat die AfD das auf 10% und nicht 35% oder gerade wie viel das war verschärft.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Laut Aussage seinerseits [Quelle: Lanz] hat er die Migrantenquote nicht gefordert, sondern lediglich angesprochen, dass die Quote eine Verbesserung der Unterrichtsqualität wäre. Sich dazu auch geäußert, dass das natürlich strukturell nicht möglich und durchführbar wäre. Auf eine genaue Zahl wollte er gar nicht hinaus (welche aber wohl ~30/35% rum wäre).

10% sind dann noch einmal eine ganz andere Nummer. Dazu die Forderung … Kannste dir nicht ausdenken.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Unsinn da es pädagogisch nichts bringt und praktisch nicht umsetzbar ist.

Wie soll man Kinder und Jugendliche denn über so weite Strecken transportieren um sie zu verteilen? Wohin genau möchte man SuS mit Migrationshintergrund denn verteilen??? Von Berlin Neu-Köln nach Rosenheim?

Und wenn man das hin bekäme? Würde das was bringen?
Die Migranten sitzen jetzt mit teils noch falschen Wertvorstellungen und unzureichenden Sprachkenntnissen, ohne angemessene Unterstützung mit anderen Migranten in Neu Köln in der Schule. Danach würden sie mit den gleichen Problemen und der gleichen miesen Förderung in Rosenheim unter mehrheitlich deutschen Mitschülern sitzen. Tolle Lösung.

Was uns etwas bei der Integration der SuS mit Migrationshintergrund bringen würde wäre ein konsequentes Erlernen der Regeln des Grundgesetzes und der deutschen Sprache.

Dies kann nur durch Fördern des Staates und konsequentes Einfordern der Mitarbeit der Migranten erfolgen.

Sinnvolle Maßnahmen kommen in der Diskussion jedoch nicht vor, da sie von zwei polarisierten Lagern dominiert wird.

Das linke politische Lager weist jegliche Forderungen gegenüber Migranten als rassistisch zurück.
Das rechte Lager möchte die alleinige Schuld für alle Probleme bei den Migranten selbst sehen.

Beide Standpunkte sind für eine erfolgreiche Integration das reine Gift.

Die Wahrheit liegt in der Mitte.

Der Staat müsste mehr für die Integration tun. Mehr Personal an Schulen, mehr Sprachförderung, mehr Chancen am Arbeitsmarkt durch Förderprojekte, bessere Wohnungen anbieten. Beim Fördern ist viel Luft nach oben. Das blockt die Rechte ab.

Andererseits müsste der Staat jedoch auch viel konsequenter den Spracherwerb einfordern und eine Einhaltung bestehender Regeln unserer Gesellschaft strikt umsetzen.
Dies blockiert die politische Linke.

Am Ende verliert unsere Gesellschaft weil die sie die Chancen durch die Migranten am Arbeitsmarkt verpasst und sich statt dessen viele zusätzliche Probleme selbst aufbürdet. Die Migranten verlieren, weil sie die Chance zur Verbesserung ihrer persönlichen Situation nicht wahrnehmen.

Wer gewinnt denn dann an dieser Diskussion.
Die extremen politischen Lager mit ihren bedenklichen, vorgefertigten Weltbildern die die Situation für ihre Zwecke nutzen.

Von der AfD und März die durch provokative Thesen von Paschas und Sozialtourismus reichlich Presse-Präsenz machen bis hin zur Linken die genau das Gleiche mit dem Bild vom rassistischen Deutschland, das seine düstere Vergangenheit nun an Migranten auslebt erreichen möchte.

Last edited 1 Jahr zuvor by Schattenläufer
Stefan
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

„Unsinn da es pädagogisch nichts bringt und praktisch nicht umsetzbar ist.“

Pädagogisch wäre es durchaus wünschenswert und würde m. E. sogar eine Menge bringen, aber praktisch ist es tatsächlich nicht umsetzbar.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stefan

Wenn der Anteil landesweit 7,4 % beträgt, dann könnte man eine Quote on ca. 10 % vielleicht sogar erreichen. Die Frage bleibt, was das bringt, auf jeden Fall viel Ärger auf allen Seiten. Im Grunde genommen entspricht es dem Wunsch, einer gewissen Segregation in den Schulen entgegenzuwirken. Das hat die StäWiKo der KMK gerade in den Empfehlungen vom 9.12.2022 für die Grundschule bekräftigt. Dort steht, dass man eine Schule mit über 50-prozentigem Anteil von Migranten als „segregiert“ betrachtet. Aber formelle Quoten schlägt man nicht vor. Das Problem aber scheint immer dasselbe zu sein: eine Ghettoisierung von Zuwanderern auch in den Schulen. Wo sind die alternativen Vorschläge?

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Jedes dritte Kind hat einen „neueren“ ( < 100 Jahre) Migrations Hintergrund. Es ist also unmöglich nur jeweils zwei Kinder (=10 %) in eine Klasse zu setzen. Diese Matheformel sollte jeder Hauptschüler verstehen. Kommen in die eine Klasse zwei Kinder, müssten in die andere Klasse zwanzig. Es sei denn, man möchte einige garnicht beschulen oder in absolute Ghettoklassen separieren bis zum Sankt Nimmerleinstag. Bei uns auf dem Dorf sind auch schon rund vier Kinder mit Migrations Hintergrund in jeder Klasse und da die alle gut deutsch sprechen, bräuchten die keine Vorbereitungsklassen. Die rechte will dies um Migranten zu isolieren. Die linke blockiert dies um den Gegenpart zu mimen und erhält somit die bereits vorhandenen Schulghettos mit über 90 % Migrations Hintergrund, wie in Neukölln. Fast komisch, dass links und rechts somit zum gleichen Ergebnis kommen.
Korrekt wäre : Jedes dritte Kind ist ein Migrant, also sieben Migranten in jede Klasse.
Gut integrierte Migranten, die fließend Deutsch sprechen, müssen allerdings garnicht mehr mitgezählt werden.

alter Pauker
1 Jahr zuvor

Entweder schaffen es die „möchte – gern – HERR – schaften“ der AfD nicht auszurechnen, was selbst unsere 6 Klässler schon im Kopf schaffen, dass bei 10% ein „Rest“ übrig bleibt,
oder es ist wieder mal ein AfD „Ausländer raus“ braun-getöntes Statement, weil die meisten Migrantenkinder dann nicht zur Schule könnten…
D b d, d h k P- u k k u!

(werd nicht kennt: Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen – und keine kalten Umschläge!)

OlleSchachtel
1 Jahr zuvor

Was mache ich mit den deutschen Kindern, die kein Deutsch können? Gibt es da dann auch Prozentklauseln?

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Sowas Ähnliches schlug ja unlängst schon der Lehrerverbandspräsident Meidinger vor, oder? Es lässt sich aus den da bereits genannten Gründen kaum realisieren. In Berlin gibt es Stadtteile, da sind die „Biodeutschen“ in der Minderheit.

Das Problem, das dahinter steckt, ist, dass wir billige und teure Wohngegenden haben, sodass sich bestimmte Milieus hier oder da konzentrieren. Jeder kann selbst weiter denken, wie es dazu gekommen ist. In der DDR hatten wir das nicht.

Anna
1 Jahr zuvor

…. Ich würde endlich allen Kindern in Deutschland kostenlose Monatskarten (von Kita bis 10. Klasse) geben, damit Bildung und Teilhabe auch außerhalb der Schule möglich wird. Dann wird es auch leichter, die Sprache zu lernen, sich zu integrieren und sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen. Wer immer nur zugucken kann, wie es anderen gut geht, hat auch irgendwann keine Lust mehr, was zu tun.

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Anna

Bitte Klassen 11, 12, und 13 nicht vergessen. Da fallen alle Förderungen weg, was für Bildungsaufsteiger- Eltern schwer zu stemmen ist.

Ich muss da mal was loswerden
1 Jahr zuvor

Ich fordere eine Höchstgrenze von AfD Anhängern in Deutschland. Nämlich 0,000% Anteil an der Bevölkerung.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Zumal die ja nicht rechnen können und somit das Niveau senken!

Nachdenker
1 Jahr zuvor

In acht Jahren an der DSB Kairo (über 90 % ägyptische Schülerinnen) habe ich erlebt, wie trotz intensiver Beschulung nach deutschen Lehrplänen und Wertvorstellungen auf hohem intellektuellen Niveau nicht wenige Abiturientinnen ihren alten Wertvorstellungen verhaftet blieben und z. B. Juden als Menschen zweiter Klasse ansahen. Es genügt nicht, das Grundgesetz zu kennen… Viele nach Deutschland eingewanderte Migranten bringen ein tiefes Misstrauen oder sogar Ablehnung gegen den Staat und seine Institutionen – Schulen gehören dazu – mit. Eine über Generationen erlernte und in Parallelgesellschaften verfestigte Haltung wird man nicht eben in der Schule umprogrammieren können. Gerade die deutsche Gesellschaft und besonders die deutsche Justiz wird unsere Werte deutlicher vertreten und verteidigen müssen. Wünschenswert wäre Schulen mit mindestens 60-70% Herkunftsdeutschen, aber das scheint an vielen Orten unrealistisch. Bleibt die Kärrnerarbeit: mehr und gutes (und gut bezahltes) Personal an Brennpunktschulen, Integration in Gemeinschaften mit Werteanspruch (Sportvereine etc.), Elternbildung, klare Kante gegen jede Form von Paralleljustiz, Migranten, die hier gut angekommen sind als Vorbilder, und und und. Wir sollten endlich Tacheles reden und keine Zeit und Energie mehr in politischen Scharmützeln verschwenden.

Freundlicher Misanthrop
1 Jahr zuvor

Und als nächstes fordert die AfD die umgehende Abschiebung aller Familien mit Migrationshintergrund, bei denen nicht alle Kinder zur Schule gehen.

Wenn man sich die Zahlen, die hier schon genannt wurden und die ich aus eigener Erfahrung aus Groß- und Kreisstadt je nach Schulform bestätigen kann, so ansieht… welch diabolisch genialer Plan – und fast undurchschaubar.

Sans ja do net so deppert wie’s ausschaun.

447
1 Jahr zuvor

Und die nächste wirre Ankündigung…diesmal von der AfD.

Äh, ja, hat jetzt zum neuen Jahr jeder Politverband, Partei, Blackrockangestellte usw. usf. seinen Senf in die Pressemikros abgegeben?

Old school
1 Jahr zuvor

Prima Idee! Gibt dann viele kleine Klassen!