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edu:regio-Debatte: „Wir brauchen den richtigen Fokus“ – Philologen-Chefin Mistler über Schlussfolgerungen aus der IQB-Studie

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DÜSSELDORF. Die IQB-Studie verursacht nach wie vor viel Wirbel. Kein Wunder: Die Leistungen der Viertklässler in Deutschland sind in allen relevanten Bereichen zurückgegangen. Seitdem steht die Arbeit der Grundschulen im Fokus. Scharfe Kritik kam aus Reihen des Philologenverbands („unbrauchbare Methoden“). Über das Verhältnis der gymnasialen Lehrerschaft zu den Kolleginnen und Kollegen der Primarstufe, über To-Dos der Bildungspolitik und den Lehrermangel sprachen wir mit der Vorsitzenden des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen, Sabine Mistler. Sie ist auf der edu:regio am 10. und 11. Februar in Düsseldorf zu erleben.

„Arbeitsbedingungen verbessern, Arbeitsbedingungen verbessern, Arbeitsbedingungen verbessern!“: Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands NRW. Foto: Philologenverband NRW

News4teachers: NRW-Schulministerin Dorothee Feller hat im Zusammenhang mit den schlechten Ergebnissen der IQB-Studie angekündigt, den Grundschullehrkräften „mehr Begleitung“ angedeihen zu lassen. Zuvor hatte der Philologenverband Rheinland-Pfalz die Bildungspolitik aufgefordert, falsche Methoden an Grundschulen zu stoppen. Sind also die Grundschullehrkräfte an den schlechteren Schülerleistungen schuld?

Mistler: Ich gehe davon aus, dass alle Grundschulen tun, was sie können. Aus meiner Sicht kann man den Kolleginnen und Kollegen dort überhaupt keinen Vorwurf machen. Man kann vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch über Methoden nachdenken, aber uns als Philologenverband in NRW fehlt dafür die Detailexpertise, weil wir für Lehrerinnen und Lehrer der Gymnasien und Gesamtschulen sprechen.

Die edu:regio feiert in Düsseldorf Premiere

Lehrkräfte, aufgepasst! Informative Vorträge aus der Praxis, Gespräche mit Tiefgang, ein individuelles Fortbildungsprogramm und eine fachliche Ausstellung mit einem Schwerpunkt auf digitale Bildungsmedien – eigens für Sie (und alle anderen, die für Schule Verantwortung tragen): Das ist die edu:regio, ein pädagogisches Großevent, das am 10. und 11. Februar in Düsseldorf Deutschland-Premiere feiert.

3.000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet – und prominente Gäste: Am 11. Februar 2023 (14 Uhr) ist zum Beispiel Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands NRW, im Gespräch mit News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek auf der edu:regio zu erleben. Das komplette Programm und Tickets gibt es hier: www.edu-regio.de/duesseldorf-2023.

Wir stellen allerdings fest: Wenn wir die Schülerinnen und Schüler mit der fünften Klasse in unser System übernehmen, dann ist ein zunehmend größerer Einsatz der Kollegen und Kolleginnen notwendig, um aufzuholen und auszugleichen, was in den Grundschulen nicht vermittelt wurde – und das betrifft auch die Schlüsselkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen. Je schwieriger die Situation der einzelnen Schülerinnen und Schüler ist, je nachdem sicher auch, wie viel Unterrichtsausfall in der Grundschule herrschte, desto schwieriger wird es für uns, die Defizite aufzuholen.

„Klar ist: Wir benötigen eine starke Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Grundschulen – mehr Personal“

Wenn man sich mal vor Augen hält, dass wir es in der Regel mit den Schülerinnen und Schüler zu tun bekommen, die zumindest eine eingeschränkte Gymnasialeignung haben, und wenn schon diese eigentlich leistungsstarken Kinder Probleme haben, dann kann man sich leicht vorstellen, wie das in den anderen Schulformen aussieht. Deswegen denke ich schon, dass es sehr, sehr wichtig ist, jetzt den Hebel anzusetzen.

Klar ist: Wir benötigen eine starke Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Grundschulen – mehr Personal. Dazu gehören auch Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, dazu gehören ebenfalls die sogenannten Alltagshelferinnen und Alltagshelfer, die die Politik jetzt in die Schulen bringen will.

Wir brauchen aber auch den richtigen Fokus. Ein persönliches Beispiel: Ich bin selbst Englischlehrerin und habe festgestellt, dass die Fähigkeiten im Fach Englisch zum Ende der vierten Klasse stark nachgelassen haben, obwohl doch der Start des Englisch-Unterrichts von der dritten auf die erste Klasse vorverlegt worden war. Das haben mir auch Kolleginnen und Kollegen bestätigt. Offensichtlich ist es so, dass durch das frühe Grundschul-Englisch die Neugierde und die Motivation beim Wechsel an die weiterführende Schule nachgelassen haben – heißt: Weniger wäre hier mehr.

Wenn wir nun feststellen, es gibt gravierende Defizite im Lesen, Schreiben und Rechnen, zu uns kommen noch mehr Flüchtlingskinder, die Grundschulen stehen vor der großen Herausforderung einer Komplett-Inklusion – dann ist es einfach notwendig, Prioritäten zu setzen beziehungsweise zu überdenken

News4teachers: Also gibt es kein Methodenproblem in der Grundschule, wie die Diskussion um „Lesen durch Schreiben“ suggeriert?

Mistler: Als Mutter kann ich sagen, dass ich mich an die Wochenpläne erinnere, die unsere Tochter früher aus der Grundschule mit nach Hause gebracht hat – und die womöglich für einige Kinder eine Überforderung waren. Ich meine schon, dass aufgrund der zunehmenden Heterogenität und der großen Herausforderungen, vor denen die Grundschulen stehen, die Kolleginnen und Kollegen dort nochmal kritisch auf ihre Methoden schauen sollten. Um das vollständig beurteilen zu können, müssen aber die Expertinnen und Experten aus dem Grundschulbereich hinzugezogen werden – und das sind natürlich die Lehrkräfte dort, sie sind nun mal die Fachleute.

News4teachers: Auch in Sachen A13 machen sich die Philologen bei den Grundschullehrkräften nicht beliebt – immer wieder, zuletzt auch Hessen, kommt aus Reihen des Verbands die Forderung, Gymnasiallehrkräfte finanziell besser zu stellen als Grundschullehrkräfte. Wie stehen Sie dazu; auch in NRW steht ja die schrittweise Angleichung bevor?

„Wir brauchen grundsätzlich einfach mehr Zeit für Unterricht und pädagogische Aufgaben, und die ist in den letzten Jahren immer mehr verloren gegangen“

Mistler: Ich denke, dass die Probleme der Grundschulen nicht allein durch A13 gelöst werden. Wir als Philologenverband in Nordrhein-Westfalen haben uns aber nicht gegen A13 für die Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen und an den Sek-I-Schulen ausgesprochen. Deren Aufgaben – und das haben wir immer vertreten – sind auch sehr herausfordernd. Dementsprechend müssen Lehrkräfte an diesen Schulen entlohnt werden.

Für uns ist es allerdings wichtig, dass die Laufbahngruppen beibehalten werden – die Sek-I-Lehrkräfte und Grundschul-Lehrkräfte gehören zur Laufbahngruppe 2.1, die Gymnasial- und Gesamtschullehrer zur Laufbahngruppe 2.2. Das ist ein vermeintlich marginaler Unterschied. Der ist aber auch gerechtfertigt. Wir sind durch die Abiturvorbereitung in den Oberstufen und die sehr, sehr arbeitsaufwändigen Korrekturen von Klausuren und Klassenarbeiten stark belastet. Wir haben also eigentlich kaum Ferien, bis auf die Sommerferien, weil halt durchkorrigiert wird. Deswegen gehört zu unseren Hauptforderungen die, ein Beförderungssystem zu erhalten, das unsere Kollegen und Kolleginnen entsprechend ihren Aufgaben und der vielfältigen Aufgaben auch entlohnt. Und dass sie bei vielen sehr zeitaufwendigen Korrekturen vor allem in der Oberstufe angemessen entlastet werden.

News4teachers: Wo drückt darüber hinaus der Schuh?

Mistler: Wir brauchen nicht-pädagogisches Personal insbesondere für den IT-Support, das ist auch gerade bei den großen Systemen enorm wichtig, und wir brauchen grundsätzlich einfach mehr Zeit für Unterricht und pädagogische Aufgaben, und die ist in den letzten Jahren immer mehr verloren gegangen. Es geht ja darum, dass wir unsere Schüler und Schülerinnen studierfähig machen müssen, schon um den akademischen Nachwuchs für NRW und Deutschland sicherzustellen.

News4teachers: Der Lehrkräftemangel, so KMK-Präsidentin Busse, wird wohl noch zehn Jahre andauern – mindestens. Nicht nur die Schulen würden Fachkräfte benötigen und um die Abiturienten werben. Wie lässt sich, auch nach den Erfahrungen aus der Corona-Krise, jungen Menschen der Beruf einer Lehrkraft schmackhaft machen?

Mistler: Ganz einfach: Arbeitsbedingungen verbessern, Arbeitsbedingungen verbessern, Arbeitsbedingungen verbessern! Wir müssen uns tatsächlich wieder auf das Lehren konzentrieren können. Unsere Tochter studiert jetzt aufs Lehramt. Sie ist nicht abgeschreckt durch ihre Eltern, die beide Lehrer sind. Ihre Motivation, den Beruf zu ergreifen, lautet: Sie möchte das Lehren und Lernen in den Mittelpunkt ihres Berufslebens stellen.

Wenn junge Menschen dann aber mit dem Studium beginnen, bekommen sie schnell mit, dass die Belastung sehr groß ist, weil es eben immer weniger um das Lehren und Lernen geht – stattdessen um viele Dinge drumherum. Wir sind der Meinung, dass die Attraktivität des Berufs nicht allein durch eine bessere Besoldung verbessert werden kann, weil viele Lehrerinnen und Lehrer, die ich kenne – mich eingeschlossen – nicht in erster Linie monetär motiviert waren und sind. Wir benötigen junge Menschen, die mit dem Herzen bei der Sache sind, die gern Wissen vermitteln wollen, die sich mit jungen Menschen auseinandersetzen möchten, die Werte vermitteln wollen – die also aus Überzeugung Lehrerin oder Lehrer werden wollen. Stundenreduzierung, Aufstiegschancen, Entlastung von nicht-pädagogischen Tätigkeiten – das sind wichtige Punkte, die Korrekturbelastungen senken auch. Bei unseren Schulformen geht es konkret um die Notwendigkeit einer ganz deutliche Erhöhung der Anrechnungsstunden, um Entlastungen schaffen zu können.

Und ich glaube auch, das Standing von Lehrerinnen und Lehrern in der Gesellschaft ist einfach wichtig. Zu Beginn der Corona-Krise hatte man das Gefühl, Mensch, Lehrerinnen und Lehrer erfahren jetzt wieder mehr gesellschaftliche Achtung. Letztlich stellte sich aber heraus, dass es vielen Eltern sowie Politikerinnen und Politikern mehr um Betreuung als um Bildung ging. Mein Plazet: Wir benötigen eine neue Wertschätzung von Bildung. Andrej Priboschek, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Gespräch.

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Cecilia Fabelhaft
1 Jahr zuvor

„… über To-Dos der Bildungspolitik …“

Die To-Dos? Vielleicht erst mal richtig Deutsch lernen? Das wäre zumindest ein erster Schritt. Wie sollen unsere Kinder richtig Deutsch lernen, wenn es die Erwachsenen auch nicht mehr können und ihre Defizite mit „Sprachwandel“ beschönigen?

Last edited 1 Jahr zuvor by Cecilia Fabelhaft
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Entlehnt aus lateinisch deficit „es fehlt
(https://www.wortbedeutung.info/Defizit/)

Ding-dong.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Cecilia Fabelhaft
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Und? Man hätte auch einen Engländer fragen können.

Ding-dong.:-D

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Hey, das ist mein Gag mit der Türklingel.

PS: Die intendierte Pointe haben Sie realisiert, okay?

Cecilia Fabelhaft
1 Jahr zuvor

Weil ich ein Wort beispielhaft nannte, geht es mir nur um ein Wort? Ist das nicht eine etwas sehr verkürzte Wahrnehmung?

Glauben Sie, Lehrer sprechen im Schulalltag anders, als sie sich privat äußern? Ich las schon an einer (Hausaufgaben)tafel: To-Dos… Nein, das war nicht im Englischunterricht.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Der Tafelanschrieb war von mir in Mathe, sorry. Kommt nimmer vor.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Muahahahaha!
Ding-Dong! : ))

Anna Konda
1 Jahr zuvor

…in KEINER Weise…
wenn wir schon bei Sprache sind.

Anna Konda
1 Jahr zuvor

„…unterschiedliche Sprachregister…“ Wow, was man am Gymnasium alles können muss!
Ich als Grundschullehrerin spreche mit allen wie mit meinen Erstklässlern!
~ mit den Sechstklässlern
~ mit den Kolleginnen
~ mit den Eltern
~ mit der Schulleitung
~ mit dem Schulrat
~ gern auch mit der Verkäuferin im Supermarkt!

Was für ein Standesdünkel!

StrichVorPunkt
1 Jahr zuvor

zunehmend größerer Einsatz der Kollegen und Kolleginnen notwendig, um aufzuholen und auszugleichen, was in den Grundschulen nicht vermittelt wurde „

Diesen Ball spielen wir doch mal direkt weiter an die Kita, wodurch auch niemandem geholfen wäre.

„Wir sind durch die Abiturvorbereitung in den Oberstufen und die sehr, sehr arbeitsaufwändigen Korrekturen von Klausuren und Klassenarbeiten stark belastet. Wir haben also eigentlich kaum Ferien, bis auf die Sommerferien, weil halt durchkorrigiert wird. „

Mit Korrekturen haben die Primimäuse natürlich überhaupt nichts am Hut…

Immer diese Experten ohne Expertise.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  StrichVorPunkt

Na ja, in Deutsch oder Sozialwissenschaften dauert die Korrektur einer einzigen Leistungskursklausur im Abitur schnell zwei Zeitstunden oder noch mehr. Die Kollegen an der Grundschule korrigieren (vermutlich) viel häufiger irgendwelche Klassenarbeiten oder Tests, das dürfte aber viel schneller gehen. Grob würde ich einen, mindestens aber einen halben Klassensatz pro LK-Klausur ansetzen. So relativieren sich einerseits der vermeintlich geringe Korrekturaufwand, andererseits der vermeintlich hohe Korrekturaufwand an der Grundschule im Vergleich zur gymnasialen Oberstufe.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Nein, die Anzahl der obligatorischen Klassenarbeiten ist an der Grundschule geringer. Tests schreibt man so viele oder wenige, wie man will.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Das stimmt nicht. Ich habe mich gewundert, wie wenige Klassenarbeiten meine Tochter am Gymnasium geschrieben hat. An der Grundschule waren es mehr.

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Bei den regelmäßigen Erläuterungen des Korrekturaufwands am Gymnasium (im Gegensatz zu „irgendwelchen“ Klassenarbeiten und Tests an der Grundschule) vermisse ich stets den Hinweis, dass man am Gymnasium bis zu 2,5 bis 3 Stunden pro Woche weniger unterrichten muss. Plus die eingesparte Vor- und Nachbereitungszeit dieser nicht gegebenen Stunden von ca. 6 Zeitstunden j e d e Woche korrigiert man dann eben länger.

Nein, ich möchte die Arbeit der Kolleginnen an anderen Schultypen nicht geringschätzen, möchte aber, dass diese KollegInnen (und deren Vertreterinnen des Philologenverbandes) auch meine Arbeit an der Grundschule nicht (mehr) geringschätzen! Das tut schon mein Dienstherr sowie die KMK via SWK.

Und übrigens… haben Sie schon mal Aufsätze von Dritt- und Viertklässlern an sog. Brennpunktschulen korrigiert?
8-{

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  StrichVorPunkt

P r i m i m ä u s e?

Sind Sie ein KuMi oder weshalb dieses Wort?

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ich gehe mal davon aus, dass er ‚Primimäuse‘ als Verniedlichung für besonders geschätzte Kolleginnen benutzt.
Ansonsten müsste man ihn darauf hinweisen, dass Chauvin noch keine Alphamädels kannte –
der Chauvikater müsste dann erst mal nachsitzen.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Immer diese lächerlichen Entlarvungsversuche. Kann ich auch. Sie sind bestimmt kein Lehrer!

Georg
1 Jahr zuvor

Liebe Redaktion,
ist Ihnen beim Abtippen des Interviews ein Fehler unterlaufen? Den Bereich zum Englischunterricht finde ich logisch widersprüchlich:

obwohl doch der Start des Englisch-Unterrichts von der ersten auf die dritte Klasse vorverlegt worden war.“

Aus den Äußerungen zum Englischunterricht entnehme ich einen Wunsch oder zumindest die Erkenntnis, dass man ihn in der Grundschule gleich sein lassen kann, was auch meiner Meinung entspricht.

„Wenn man sich mal vor Augen hält, dass wir es in der Regel mit den Schülerinnen und Schüler zu tun bekommen, die zumindest eine eingeschränkte Gymnasialeignung haben,“

Haben tatsächlich mehr als die Hälfte der Kinde an den Gymnasien keine volle gymnasiale Empfehlung mehr? Würde das immer geringeren Niveau, das ich fahren kann, erklären, wenngleich es durch eine besonders in der unteren Leistungshälfte der Klassen überproportional schlechter werdenden Arbeitseinstellung überlagert wird.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich finde eher spannend, dass die Philologen-Chefin nicht weiß, dass seit 2 Jahren der Englischstart wieder auf Klasse 3 gelegt wurde.

Carsten60
1 Jahr zuvor

An alle, die gern auf den Gymnasien und speziell auf dem PhV herumhacken: Stellen wir uns einfach mal vor, die Gymnasien würden tatsächlich abgeschafft. Wie sähe es dann in den Schulen praktisch (!) aus und nicht nur in einem theoretischen Wolkenkuckucksheim, wo alle lernbegierig sowie sozial eingestellt sind und einander lieb haben? Die Grundschüler würden dadurch ja gewiss nicht besser. Wie wäre in der Sek I das Verhältnis zwischen den „guten“ und den „schwachen“ SuS?
Wenn schon bei den Gymnasiasten die Englisch-Kenntnisse nach Klasse 4 mager sind, wie mag es im gesamten Durchschnitt aussehen? Welchen Anspruch wird dann der Englisch-Unterricht haben? Oder der Mathe-Unterricht?

Hans Maiaer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Wieso sollten Gymnasien abgeschafft werden?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

„Wieso sollte Gymnasien abgeschafft werden?“
… erklärtes Ziel der Grünen, der Linkspartei und der GEW.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Mir egal – wenn man ChatGTP sagt er soll „simple language for disadvantaged youths“ nutzen passt das.
Habe gestern nachmittag mal so grob 10 Seiten Oberstufenkran und ca. 20 Seiten Sek-I-Übungen generiert. Läuft wie am Schnürchen.

Ich kann ja schon Englisch, Englisch richtig beibringen ist böse…geliefert wie bestellt.

Aber mal sä-rius-li, dass er mit der Anweisung für Beh*******Sprache das als angenehm und richtig empfundene Sprachniveau produziert, DAS lässt schon tief blicken. Und ist irgendwie lustig.

Ron
1 Jahr zuvor

Als erstes sollte man den Englischunterricht in den Grundschulen abschaffen. Das bringt für den späteren Fremdspracherwerb bekanntlich sehr wenig. Die gesparte Zeit in Mathe und Deutsch investieren. Schreibung und Bedeutung eines vorgegebenen Grundwortschatzes und alle Rechenarten tatsächlich auch durchnehmen. Verbot von vereinfachter Ausgangsschrift, Schreib wie du willst, Dauersitzkreisen und ständigen Wochenplänen. Schüler wieder selbst Geschichten, Betrachtungen usw. schreiben lassen, statt nur noch Lücken in Arbeitsheften ausfüllen zu lassen. Dazu mehr als 15 Minuten Hausaufgaben. Anregung zum Lesen von einfachen Büchern oder Geschichten sowie Gedichte auswendig lernen.

Es gäbe schon einiges, was man verändern könnte.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

„Als erstes sollte man den Englischunterricht in den Grundschulen abschaffen.“

Wie wäre es mit der Religion 3 Stunden wöchentlich und Werken 2 Stunden wöchentlich abzuschaffen? Religion hat sowieso nichts in der Schule verloren und WG ist heute überflüssig geworden (Häkeln? Stricken? Heute? Ernsthaft?)

In meisten zum 99% katholischen Ländern Religion schon längst Wahlfach, sogar in der GS.

Wie wäre es statt 6 Stunden Latein in der 5. Klasse, schon ab 5. Klasse 2 Stunden Chemie, 2 Stunden Physik, 2 Stunden Biologie und 2 Stunden Informatik als Wahlfach? Wie in vielen anderen Länder. Das Schulprogramm ist für 21. Jahrhundert absurd geworden.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Liebe Monika,
Ihren Ergänzungen – auch wenn sie vielleicht teilweise einen kritisierenden Unterton haben sollten – stimme ich ausdrücklich zu. Bezüglich Religion bohren Sie dabei allerdings an dicken Brettern:

„Religionsunterricht ist als einziges Fach im deutschen Grundgesetz (GG) verankert. Artikel 7 GG regelt, dass alle Kinder an öffentlichen Schulen, die nicht bekenntnisfrei sind (meint: „die keiner Glaubensgemeinschaft angehören“, Anm. d. V.), Religionsunterricht erhalten sollen. Damit ist der Unterricht verpflichtend.“

Meine Anmerkungen sollten auch nur zum Ausdruck bringen, dass es mit ein paar neuen Lehrern nicht getan ist. Wir müssen an die Strukturen – leider anders, als sich die Glorreichen das vorstellen.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Lieber Ron,
 
meine Anmerkungen haben nicht nur einen kritisierenden Unterton, sondern tatsächlich einen Ton! Ich verstehe es einfach nicht mehr, warum den Kindern die Flügel ständig gestützt werden.
 
Und „das Ding“ mit der Religion… 3 Stunden GS Pflicht?
 
Sogar das katholischste Land am Balkan (im Sinne, du bist kein Kroate, wenn du nicht katholisch bist), also Land Kroatien, geschafft hat, dass Religion in der Schule ein Wahlfach ist, dann verstehe es nicht mehr, was ist hier bloß schief gegangen.
 
Wir sind katholisch, aber für uns gehört das „Ding“ in der Kirche. Deshalb besuchen unsere Kinder Ethik- und kein Religionsunterricht.
 
Und schon wieder Vorurteile. Schon mehrmals wurden wir darauf angesprochen, ob wir katholisch sind.
 
Ich meine…eh…ich meine gar nichts mehr. Ohne Worte einfach.

AlexB
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ach Ron, immer dieselbe Leier von Menschen, die eine feste Meinung haben, die durch Fakten nicht gestört werden darf. An der Grundschule, an der ich Lehrer bin, müssen wir innerhalb von 3 Monaten 25 Nullsprachler neu aufnehmen und mit dem bestehenden Kollegium versorgen.
Die einzige Chance, die wir haben, um diese Kinder zu integrieren ist, die Förderung für die anderen Kinder zu verringern.Hinzu kommen Endlos-Gutachten und Gespräche für Kinder, deren zusätzlicher Förderbedarf offensichtlich ist. Immense Mengen von Stunden für die Versorgung einer nicht richtig funktionierenden IT-Infrastruktur. Und und und…

Wer glaubt, dass das Hauptproblem irgendeine Methodik oder ein Schulfach ist, hat nichts verstanden.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  AlexB

Meine Kinder (leider normalintelligent und deutsch sprechend) hätten aber auch gerne etwas in der Grundschule gelernt. Ist wegen Ihrer Prioritätensetzung aber etwas zu kurz gekommen bzw. musste häuslich nachgeholt werden, indem wir konsequent Rechtschreibung, Eigeninitiative und Fleiß eingefordert haben. Ich weiß, wir sind deshalb ganz böse Eltern. Aber Schreip wih tu wielst, war bei uns keine Option.

AlexB
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Also haben Sie persönlich schlechte Erfahrungen gemacht. Das ist natürlich die beste Grundlage, alle Grundschulen über einen Kamm zu scheren, und mich persönlich für das schlechte Abschneiden IHRER Kinder zu machen, die ganz bestimmt nicht in meiner Schule, in meiner Klasse waren. Sorry, das ist unterstes Niveau.
Ich habe aber so eine Idee, warum es mit Ihren Kindern an der Schule Ihrer Kinder schlecht lief. Wenn man immer auf die Lehrer draufhaut und schlechte Stimmung zwischen Schule und Elternhaus verbreitet, dann lernen die Kinder erwiesenermaßen schlecht. Ob dies so war, weiß ich natürlich nicht, ich war ja nicht dabei. Wobei es aber bleibt, ist dass Ihre persönlichen schlechten Erfahrungen nicht der Gradmesser für allgemeine Empfehlungen für die Verbesserung der Situation an den Grundschulen sein können, und dass sich – dem Ton Ihrer Diskussionen folgend – der Eindruck aufdrängt, dass Sie bei der Ursachenforschung für Ihre persönliche Misere auch einmal selbstkritisch sein sollten.

Last edited 1 Jahr zuvor by AlexB
Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Zunehmend ziehen ja aufgrund der hohen Mieten viele Familien aus den Städten. Ich vermute daher, dass die Leistungen der Schüler in den Großstädten in Zukunft noch mehr absinken werden alleine aufgrund der sprachlichen Probleme.

Cecilia Fabelhaft
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Wie kommen Sie darauf? Datenbasis? Im Speckgürtel großer Städte ist es oft auch teuer. Da muss man schon nach „janz weit draußen“ (jwd) ziehen. Aber was bringt das? Kaum ÖPNV, kaum Einkaufsmöglichkeiten, kaum Freizeitmöglichkeiten……..

Georg
1 Jahr zuvor

Das mit dem Wegziehen glaube ich auch nicht. Die deutlich unterschiedliche Kinderzahl ist im Endeffekt dasselbe mit derselben Konsequenz. Insofern hat die Gelbe Tulpe durchaus recht.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Wenn man sich mal mit Grundschullehrkräften unterhält, wird sehr schnell klar, dass es nicht die Methoden sind, die nicht funktionieren, sondern die Tatsache, dass jene heutzutage mit ganz anderen Dingen beschäftigen müssen.
Hier eines der krasseren Beispiele: Wenn Kinder in der ersten Klasse noch Windeln tragen müssen, …

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Oder sie nicht mehr tragen, obwohl sie sie bräuchten und statt dessen…….. . Ich habe so einen Fall meiner Klasse.

klm
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Doch, die Methoden sind durch falsche Modernisierung häufig auch schlechter geworden. Vor der Einführung wurden sie zwar immer als fortschrittlich und überlegen erklärt, in der Praxis stellten sie sich dann aber reichlich oft als Reinfall heraus.
Ich kann immer wieder nur sagen: Bevor Altbewährtes schlecht geredet und entrümpelt wird, sollten die Effekte neuer Ideen ausreichend lange und gründlich genug geprüft werden. Die schönste Theorie kann zum Fiasko werden, wenn sie sich als Luftnummer entpuppt. Und das war in den vergangenen Jahren viel zu oft der Fall.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Nicht, dass ich hier neue Methoden einfach mal pauschal als sinnvoll bezeichnen will, aber neue Methoden (genauso wie alte übrigens) können auch gar nicht funktionieren, wenn die Lehrkräfte mit anderen Dingen beschäftigt sind, als es ihr eigentlicher Job erfordert.
Der eigentliche Punkt ist, dass niemand rechtzeitig auf die Grundschullehrkräfte gehört hat. Und bestimmte neue Methoden sind wohl eher daraus entstanden, dass Grundschullehrkräfte sehr viel Zeit mit anderen Dingen zu tun haben. Wenn man Kindern mit dem Toilettengang helfen muss, dann müssen die anderen eben frei arbeiten. Wie sollte es auch anders gehen? Niemand kann sich zerreißen.

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das ist eine Seite der Medaille. Die andere hat „klm“ ganz richtig beschrieben und sie sollte nicht vernebelt oder unter den Teppich gekehrt werden.
 
Sie schreiben: „Und bestimmte neue Methoden sind wohl eher daraus entstanden, dass Grundschullehrkräfte sehr viel Zeit mit anderen Dingen zu tun haben.“
Dieser Satz verharmlost das, was sog. Experten mit ihren fixen Ideen immer wieder an Schaden anrichten. Er entlässt diese Leute aus ihrer Verantwortung und ermutigt sie zu weiteren Experimenten auf dem Rücken von Lehrern und Schülern.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  ABC

Ich meine ausdrücklich Lehrkräfte. Und die entwickeln aus der Not heraus ihre eigenen Methoden. Müssen sie ja auch zwangsläufig.

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

…oder in der 1. Klasse im Buggy zur Schule bis ins Klassenzimmer gebracht werden! Das Kind war nicht gehbehindert!

Last edited 1 Jahr zuvor by Anna Konda
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„Wir stellen allerdings fest: Wenn wir die Schülerinnen und Schüler mit der fünften Klasse in unser System übernehmen, dann ist ein zunehmend größerer Einsatz der Kollegen und Kolleginnen notwendig, um aufzuholen und auszugleichen, was in den Grundschulen nicht vermittelt wurde – und das betrifft auch die Schlüsselkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen.“

Ach was! Das sagen die GemS und anderen weiterführenden Schulen schon laange.

Aber vielleicht wird es erst ge- und erhört und ernst genommen, wenn sich auch die Bildungsspitze dazu äußert. (Das würde irgendwie unseren Stellenwert offenbaren…. hm.)

„Je schwieriger die Situation der einzelnen Schülerinnen und Schüler ist, je nachdem sicher auch, wie viel Unterrichtsausfall in der Grundschule herrschte, desto schwieriger wird es für uns, die Defizite aufzuholen.“

Ach was II – s.o.

Sinnentnehmendes Lesen ist wohl nicht so mein Ding… Wurde auf die Frage nach der Leselernmethose „Lesen durch Schreiben“ geantwortet? Ich meine inhaltlich geantwortet? Oder wurde nur auf Experten-Expertisen hingewiesen?

Kam die Methode nicht von selbigen? Von Experten? Ich bin verwirrt.

„Wenn junge Menschen dann aber mit dem Studium beginnen, bekommen sie schnell mit, dass die Belastung sehr groß ist, weil es eben immer weniger um das Lehren und Lernen geht – stattdessen um viele Dinge drumherum.“

Juchhu und Halleluja! Die jungen Menschen merken was!

Ich bin lange raus aus der Uni – was sind denn – inhaltlich! – diese „viel(n) Dinge drumherum „?

Erziehung? Pädagogik? Elterngespräche führen?

Und mal ehrlich – wer nicht(s) lernen will, lernt nicht.

Und von Anerkennung – habe ich aufgehört zu träumen.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Man sollte nur Aufsätze der Kinder 4. Klasse aus anderen Ländern lesen um zu verstehen, dass unser Programm den Focus verfehlt hat. Man sollte bis 4. Klasse viel lesen, gelesenes besprechen und viel aus dem Kopf schreiben, verschiedenste Themen bearbeiten, aber vor allem durch gemeinsames Lesen und durch Schreiben.

So brutal viel Proben, hin und her mit dem Stoff verwirrt die Kinder bloß und birgt es, wie schon bekannt, nicht viel. 2. Klasse GS insgesamt 50 Proben? Wozu? Außer um die Kinder gleich für die Schulstress und Druck zu trainieren und nur immer für die Noten zu schreiben. 3. Klasse 40 Proben? Davon 4 Aufsätzen nur! Usw..

Also, dann sollten wir uns nicht beklagen, sondern etwas ändern.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

In unseren Schulen, besonderes trifft es die Grundstufe und Sekundarstufe, wird heutzutage alles Mögliches bearbeitet, aber nichts davon gründlicher, sondern oberflächlich und schnell und dann schnell wieder mit dem neuen Stoff her. Und so im Kreis. Nun ja, so sehen jetzt auch die Ergebnisse aus. Dir Grundschüler haben es deutlich gezeigt, wo liegt das Problem, für die, die hinschauen wollen, natürlich.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Jetzt geht es nicht mehr um 5%-10% Schüler, sondern 60%-80% und das kann nicht mehr an den Kindern und Spielkonsolen liegen, sondern an dem Programm.

Warum gibt es keine obligatorische Liste von Klassenlektüre von 1-8 Klasse? Wie in allen anderen Ländern. Lektüre sollte ein festes Teil des Programms schon ab 1. Klasse sein.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Als nächstes wollen Sie noch richtigen Lektüreunterricht? 😉

Sehen Sie…das Problem ist „das Ding“.
Wenn „das Ding“ (dass aus drei Teilen besteht und unter aktuer Bannstrafe von niemandem ausgesprochen werden darf) durch echtes Lesen, Lektüren gar (!!!) aufgedeckt oder gar offensichtlich werden würde…nicht auszudenken, was dann geschähe.

Ihr Vorschlag würde sich (genau wie andere Vorschläge hier im Faden) dem „Ding“ gefährlich nähern.

Und darum geht es nicht und wird niemals so kommen.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Du meinst das Ding, dessen Namen nicht genannt werden darf, auch bekannt als Du-weißt-schon-was? … zitter-zitter

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Nur ein einziges Mal in 4 Jahren sollen sich die Grundschüler mit einem Buch befassen und ein Referat halten. Und im Grunde das war schon alles, was mit den Büchern zu tun hat. Warum?

Ganz abgesehen davon, dass die meisten Gymnasialer (5-8 Klasse) wissen nicht einmal, wie man ein Referat halten soll. Viele sind sogar davon überzeugt, dass ein Referat heißt, einen Aufsatz zu schreiben und ihn der Klasse vorzulesen.

Und ein Referat zu halten ist schon eine sehr wichtige Fertigkeit heute, viel wichtiger als z.B. Häkeln oder Gebete zu lernen. Dafür ist schließlich die Kirche da.

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Ihre Beschreibung gilt doch aber nur für die Klasse/n Ihrer Kinder, der Schule oder Bayern. In anderen BL läuft das auch anders.

Lanayah
1 Jahr zuvor

Wir stellen an den Grundschulen fest, wenn wir Schüler und Schülerinnen in unser System übernehmen wird ein immer größerer Einsatz der Kolleg/innen erforderlich, um auszugleichen, was im Vorfeld nicht gelernt wurde.

Ron
1 Jahr zuvor

Ich wünsche mir eine Grundschule, in der bereits am Einachulungstag mit dem ersten Buchstaben angefangen und die erste Aufgabe gerechnet wird. Warum? Weil genau das die Schüler und Eltern erwarten. Ich kenne nämlich das gleiche Drama von den 5ern, die vor lauter Erkundungstouren, Kennenlernspielen und Methodengedöns erst ab Woche 3 richtig starten und bis dahin schon vergessen haben, dass sie eigentlich in einer Schule sind und etwas lernen sollten.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Als ich vor ca. 50 Jahren eingeschult wurde, haben wir erstmal Vorübungen gemacht. Meine Klassenlehrerin war gewissenhaft, streng, strukruriert, fair, liebevoll …
Wir konnten weder lesen, noch schreiben, noch rechnen. Und das ging trotzdem. Am Ende vierten Klasse konnte ich grammatikalische Begriffe wie Akkusativ, adverbiale Bestimmungen, Subjekt etc. anwenden.
Man braucht nicht sofort in die Vollen zu gehen!

Maja
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Nicht verstanden, was Ron meint?
Doch, man sollte gleich mit „Schule“ anfangen, weil die Kinder das erwarten und gespannt sind auf ihren neuen Lebensabschnitt.

Lisa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maja

So hatte ich das noch von meinem Mentor gelernt. War aber in den 80ern. Am ersten Schultag sollen die Kinder teilweise mit Unterstützung ihren Namen von der Tafel lesen, einen Buchstaben Kennenlernen und vielleicht eine Zahl. Bevor was Falsches kommt, gerade die ausländischen Kinder und Eltern erwarteten das. Sonst ist es keine Schule. Aber genauso wichtig war die Klassenstunde, bei der es um Nöte, Freuden und Konflikte der Kleinen ging. Diese Stunde wurde dann gestrichen. Als ob da keine kleinen Menschen sondern Lernmaschinchen säßen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Schön wär´s! Aber dann müssten auch alle Einschüler das entsprechende Vorschulniveau haben.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Die erste Aufgabe am ersten Tag rechnen? Sie Scherzkeks. Inzwischen muss ich froh sein, wenn am ersten Tag alle bis 10 zählen können und ihr Namensschild (und ihren Klassenraum) wiederfinden.

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Es geht nicht darum, dass alle Kinder das auf Anhieb können, sondern einige. Das spornt an, schafft Schulatmosphäre und unterstreicht „Wir sind jetzt Schulkinder und lernen Lesen, Schreiben und Rechnen“.
Mit den Kulturtechniken verbinden die Anfänger nämlich ihren neuen Lebensabschnitt. Und auf den sind sie gespannt.
Es gibt genügend Möglichkeiten, mit ihnen am ersten Tag zu beginnen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  ABC

„… das spornt an …“ – meine Erfahrung: es frustriert die Kinder eher, wenn sie merken, dass einige in vielen Sachen besser sind. Das sind viele nicht gewöhnt, dass andere besser sein können. Sind sie doch immer die Prinzen und Prinzessinen gewesen und jetzt müssen sie sich auf einmal anstrengen? Das ist einfach unfair, dass manche Kinder zu Hause oder in der Kita schon auf die Schule vorbereitet wurden. (Ich spreche nicht von Kindern mit kognitiven o. a. Beeinträchtigungen oder Kindern ohne D-Kenntnissen). – der letzter Satz ist übrigens Ironie!

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Richtig, die Erwartungshaltung muss ausgenutzt werden!!!
Ich habe immer schon am ersten echten Schultag (1.Tag nach der Einschulung) mit dem ersten Schulstoff angefangen und die Kinder wollten das auch so. Sie mussten sogar die ersten Hausaufgaben machen und waren darauf stolz wie Oskar. Jetzt fühlten sie sich groß als Schulkinder und wollten auch so angesehen (behandelt) werden.
 
Warum in den ersten Tagen „Erkundungstouren, Kennenlernspielen und Methodengedöns“ besser sein sollen, habe ich nie verstanden. Die Kinder wollen keinen „schonenden“ Übergang, sondern vom ersten Tag an Schule. Sie sind eher enttäuscht, wenn es damit nicht gleich losgeht.
Später heißt es dann: Bloß keine hohen Anforderungen, bloß keine Enttäuschung durch Zensuren und Zeugnisse und erst recht keine Strafen!

Unser heutiges Einfühlungsvermögen ist leider pervertiert zu der primitiven Vorstellung, dass Kinder wie rohe Eier behandelt werden müssten, stets sanft, behutsam und reibungslos. Nach Meinung etlicher „Experten“ sollen sie sogar noch selbst bestimmen, was und wie sie lernen sollen.
Diese Marschroute ist phantasielos und alles andere als kindgerecht und kinderfreundlich. Den Erwachsenen gaukelt sie allerdings vor, eine möglichst konfliktfreie Erziehungsmethode sei nichts anderes als Ausdruck wahrer Empathie für Kinder.

Jules
1 Jahr zuvor
Antwortet  ABC

Methodengedöns? Ist das Ihr Ernst? Auch Methodenlernen und Erkundungstouren gehören nun einmal dazu. Wo ist das Sekretariat? Wo sind die Toiletten? Natürlich wird auch Unterricht gemacht, aber wenn ich schon diese abwertenden Begriffe und Vorstellungen hier lese, kann ich kaum glauben, dass Sie jemals Erstklässler unterrichtet haben. Ist denn über die richtige Stifthaltung sprechen auch Methodengedöns? Ich lass am ersten Schultag alle Kinder zeigen, was sie schon können, damit ich schon einmal ein Bild von den unterschiedlichen Voraussetzungen machen kann. Ich gebe Ihnen in sofern Recht, dass ein gewisser Anspruch schon sein darf, ja muss. Dennoch finde ich Ihre Haltung schon sehr extrem und auch abwertend den Kolleginnen und Kollegen gegenüber. Kennenlernspiele gehören nun einmal auch zum Unterricht dazu. Stichwort Sozialverhalten, Klassenklima etc. Sie fördern das Zuhören und Erzählen, was in RLP übrigens Bestandteil des Rahmenplans Deutsch ist.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jules

Gut so!

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jules

Die Begriffe standen in den Anführungszeichen waren ein Zitat von Ron, dessen Kinder offenbar gelangweilt waren von derlei Eingewöhnung der 1. Woche.
Die Notwendigkeit dieser Dinge ist nun mal schwer nachvollziehbar für Kolleginnen, die an weiterführenden Schulen tätig sind…
Wir spielen doch nur!
Und kleine Kinder sind doch alle noch ganz lieb! (Ironie)

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Natürlich findet am Einschulungssonnabend die 1. Unterrichtsstunde statt! Also an Berliner Schulen, an denen ich tätig war. Mehr geht dann nicht, weil die Aufregung viel zu groß ist, aber am darauffolgenden Montag ist Unterricht! Rechnen ist am 1. Tag schwierig, wenn einer schon bis 10 rechnen kann und der andere noch keine Mengenvorstellung von 5 hat…

Last edited 1 Jahr zuvor by Anna Konda
Carstiwirdeingeschult
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna Konda

Mit Einschulunssonnabend ist der Tag viele Tage nach Schuljahresbeginn gemeint, der erst viele Tage nach Schuljahresbeginn stattfindet, weil der Schuljahresbeginn voll überraschend kommt, richtig?

Anna Konda
1 Jahr zuvor

Verstehe ich leider nicht.

1234
1 Jahr zuvor

Prinzipiell gutes Interview und die Wertschätzung gegenüber KollegInnen an Grundschulen wird deutlich. Eine Sache hat mich allerdings sichtlich abgelenkt: Wieso lässt die gute Dame ihre Tochter in solchen Zeiten auf Lehramt studieren? Hätte ich Kinder, würde ich ihnen dieses Berufswunsch aus Eigenschutz schlichtweg verbieten…

Last edited 1 Jahr zuvor by 1234
Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  1234

„Wertschätzung gegenüber Kolleginnen an Grundschulen…“???
Sie meinen, „nicht geschimpft ist schon genug gelobt.“?

Gefallen hat mir jedoch im Interview der Hinweis, dass „der Philologenverband in NRW keine Detailexpertise“ in Sachen Methoden an GS hat.
Dann aber auch bitte einfach keine (Vor-)Urteile verbreiten!

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