GEW: Ein Erzieher-Azubi ist keine halbe Fachkraft (wie das Ministerium rechnet)

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Können Erzieher-Azubis in der Kita schon ein bisschen als Fachkraft gelten und in die Personalberechnung einbezogen werden? Die GEW sagt nein. In einer Anhörung des Bildungsausschusses im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern stellte die Gewerkschaft am Donnerstag klar, dass aus ihrer Sicht Auszubildende zum staatlich anerkannten Erzieher selbst im dritten und letzten Lehrjahr nicht zu 50 Prozent einer Erzieher-Stelle in die Fachkräftezahl der Kita eingerechnet werden dürften. Dies aber sieht ein Gesetzentwurf von Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) vor.

Die Rechnung von Bildungsministerin Oldenburg geht aus Sicht der GEW nicht auf? Foto: Shutterstock

«Zu diesem Zeitpunkt gehen sie oft in neue Arbeitsbereiche, wie etwa die Krippe oder den Hort und müssen sich auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten», erklärte die Gewerkschaft. Lob gab es für die geplante Streichung der bislang geltenden Anrechnung der Azubis auf Erzieher-Stellen bereits im ersten und zweiten Ausbildungsjahr. «Wir erkennen die Bemühungen der Landesregierung an», so die Gewerkschaft.

Bislang gelten die Auszubildenden in der Personalberechnung ihrer Kita im ersten Lehrjahr zu 30 Prozent als Erzieher, im zweiten Lehrjahr zu 40 Prozent und im dritten zu 50 Prozent. Da die Einrichtungen nur eine bestimmte Zahl an Stellen besetzen dürfen, mussten bisher Erzieher zum Beispiel in Teilzeit arbeiten, um Azubis «unterzubringen».

Die Regierungspartei SPD unterstützt den Vorstoß von Oldenburg, wünscht sich aber in der Zukunft weitere Schritte. Die kinder- und familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Mandy Pfeifer, erklärte, mit der Gesetzesänderung könne es in den Einrichtungen mehr Fachkräfte geben. Neue Mitarbeiter könnten eingestellt oder Teilzeit- in Vollzeitverträge umgewandelt werden.

Zugleich müsse aber sichergestellt werden, dass alle Kinder einen Kita-Platz bekommen können. «Deshalb sind die Schritte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen mitunter klein», räumte Pfeifer ein. In MV herrscht – wie in den anderen Bundesländern auch – ein Mangel an Erzieherinnen und Erziehern. News4teachers / mit Material der dpa

Kitaverband sieht Fürsorgepflicht in den Einrichtungen durch Personalmangel gefährdet

 

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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Kann ich etwas nicht richtig auflösen, so kann ich es aber verdünnen, bis man kaum noch etwas davon wahrnehmen kann.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Natürlich nicht! Man kann Azubis doch nicht als halbe Fach-Kräfte anrechnen!!!

Durch die utopisch guten Arbeitsbedingungen werden die Erzieher-Azubis wahrscheinlich so sehr motiviert, dass man sie sogar als zwei Arbeitskräfte anrechnen kann.

Jung, dynamisch, erfolglos.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Kurz nachgerechnet: 1/2 x 1/2 = 100% stimmt doch alles ;o)

BeWa
1 Jahr zuvor

Bundesland SH.

Wenn die vielen Leiterinnen kleinerer Einrichtungen, die ich (zumeist über Zoom) in den letzten Jahren „kennengelernt“ habe, nicht spinnen und ähnliches wie ich erleben, kann ich mit bestem Wissen und Gewissen schreiben:

In den ländlich gelegenen kleinen Einrichtungen gibt es die immer wieder kolportierten apokalyptischen Zustände in den Kitas nicht.

In einem landwirtschaftlich geprägten Flächenland gibt es solche Einrichtungen in großer Zahl. Sie holen aber natürlich insgesamt nicht so viele Kinder „vom Markt“ und sind deswegen anscheinend von geringem Interesse.

Je nach Gruppenart, Öffnungs/-Schließzeiten, päd. Angebot, Inklusionsplätzen usw. gibt es Berechnungsformeln für den Personalstundenansatz der qualifizierten FK. Zudem gibt es „stundenentlastende“ Möglichkeiten wie z.B Regelungen zu Rand- und Ergänzungszeiten. Letztere haben aber kaum Entlastungswirkung in den kleinen Einrichtungen.

„Aus Gründen“ haben diese Kitas kaum die in dem Schwarzbuch „Großschadenslage Kita“ beschriebenen Probleme und die daraus resultierenden Zustände. Sie leiden aber auch unter dem Fachkräftemangel.

Daher wären viele der mit sofortiger Ablehnung bedachten Vorschläge für kleine Einrichtungen sinnvoll und hilfreich – sofern man die Frage der Inanspruchnahme den FK vor Ort überlassen würde.

Ganz konkret für „meine“ Einrichtung:

Rechne ich noch QMstunden ein, ergibt sich bezogen auf die Wochenöffnungszeit ein dreifacher Stundensatz. Zur Zeit unterlaufen wir diesen pro Gruppe wöchentlich mit 15 Stunden und erreichen damit nur die 85% Erfüllungsquote, weil kaum je eine FK krank ist.

Könnte ich jetzt unsere (ausschließlich von der 600-Kopf-Gemeinde finanzierte) Auszubildende „anrechnen“, hätte ich trotz Unterbesetzung legalerweise genug Fachkraftstunden. Und bei bleibend niedrigem Krankenstand sogar Drittkraftstunden für Ausflüge, welche bei uns konzeptionell verankert sind, aber nicht gefördert werden.

In SH gibt es jetzt die „Helfenden Hände“. Darüber regen sich auch alle auf. Dabei könnten die vor Ort wirklich Entlastung bringen. Die Inanspruchnahme ist jedoch so restriktiv geregelt, dass kaum Einrichtungen in den Genuss kommen werden. (Der Personalstundenansatz muss schon im Vorfeld offiziell von 2.0 auf 1.5 reduziert worden sein.)
Und weil das Ganze so wenig ins Gewicht fällt, ist es um so idiotischer, dass jetzt irgendwelche Verbände den pädagogischen Weltuntergang proklamieren.

Frage:

2 FK sind vorgeschrieben. Nur 1 ist da.
Seit 6 Monaten keine Bewerbung auf Stellenausschreibungen.

Was ist besser?

– 1 Fachkraft auf 20 Elementarkinder und immer mal wieder eine Springerkraft oder monatsweise eine FK in Zeitarbeit.

oder

– 1 Fachkraft und 1 Hilfskraft oder 1 Azubi . Und jeden Morgen werden die Kinder von bekannten Personen willkommen geheißen.

Wer nicht gerade einen Esel hat, der Fachkräfte k*cken kann, sollte kurz mal in sich gehen.

PS
Ich bezweifle nicht, dass es Kitas mit kindeswohlgefährdenden Zuständen gibt. Oder dass es Kitas gibt, die reine Aufbewahrungsstätten sind, die dem Bildungsauftrag nicht nachkommen (können). Ich bezweifle lediglich, dass diese z.B. in SH mehrheitlich vorkommen.

PPS
Wer jetzt schreiben möchte, dass ich ja gar nicht richtg pädagogisch arbeite, weil wir keine Probleme haben (was nicht stimmt) …

Meinetwegen. Dafür gehe ich gerne zur Arbeit, verdiene angemessen und bin selten krank. Letzteres gilt ja allgemein als Hinweis auf hohe Arbeitszufriedenheit. Dann ist meine Kita wohl kein schlechter Arbeitgeber – trotz zunehmend problematischer Elternschaft.

Annett
1 Jahr zuvor

Ich verstehe die Aufregung oder Diskussionen gar nicht. Die berufsbegleitenden Auszubildenden ( in Sachsen = 4 Jahre) werden schon immer zu hundert Prozent zum Personalschlüssel gezählt, unabhängig von der Qualifikation… sie haben nur nicht alle Befugnisse… bekommen im Rahmen ihrer Anstellung auch ein Gehalt und arbeiten nur in Teilzeit max. 20 Wochenstunden… um Schule und Praxis unter einen Hut zu bekommen… und Auszubildende in schulischer Ausbildung machen Praktikum und werden nicht gezählt… bekommen aber auch kein Entgeld.

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Annett

In der „Pädagogikwelt“ wird jeder irgendwie unorthodoxe Vorschlag niedergebuht. In diesem Forum besonders. Siehe auch die Diskussionen zu Quereinsteigern oder zur Anerkennung ausländischer Lehrbefähigungen.

Berechtigt finde ich die Abwehr dann, wenn „von oben“ eine Maßnahme als Problemlösung dargestellt wird, diese jedoch nur eine vorübergehende Behelfsmaßnahme ist. (Die ja aber durchaus hilfreich sein kann.)

Berechtigt finde ich die Abwehr auch dann, wenn die Praktiker/innen vor Ort eigentlich mit eigenen Bordmitteln die Probleme effektiv angehen könnten – z.B. indem man in der Schule Lehrinhalte zum Wesentlichen hin abspeckt oder sich in der Kita auf die Basiskompetenzen konzentriert.

Berechtigt finde ich die Abwehr ebenfalls, wenn die versprochenen Erleichterungen schon wieder ein Übermaß an Bürokratie mit sich bringen.

Nicht berechtigt finde ich die Abwehr, wenn alles, was irgendwie „von oben“ kommt, sofort und in Gänze niedergehasst wird. Weil DIE ja sowieso keine Ahnung haben, zur falschen Partei gehören oder die wirklichen Probleme nicht angehen bzw. wahrhaben wollen.

Auf N4T scheint mir das überwiegend der Fall zu sein. Ich glaube, das könnte daran liegen, dass sich die fleißigsten Kommentatoren in ihrer Verbitterung sehr heimisch fühlen und sich lieber häuslich am Ressentimentradiator wärmen, statt einmal die Fenster zu öffnen und für Durchzug zu sorgen.

Sie selbst bezeichnen dieses Verhalten sicherlich aber als „Reaktion aufgrund von Erfahrungswerten“.

Womöglich ist das auch richtig und ich nehme es nur anders war, weil …. ? ….
die ganze Stimmung hier so ätzend, niederdrückend und unbekömmlich ist.

Ich hoffe sehr, dass die, die hier hauptsächlich kommentieren, nicht repräsentativ für EuE und LuL in Deutschland sind.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Wenn „die ganze Stimmung [nur] hier so ätzend, niederdrückend und unbekömmlich“ wäre, dann wäre da draußen doch immer noch alles in Ordnung, also keine Panik. Würde bedeuten, man muss nur seine Haltung ändern, weil alles ist viel positiver, als man es [hier] sieht. – Das kommt vertraut vor, vgl. die letzten 20-30 Jahre Bildungsentwicklung: Alles steht und fällt im Kern und v.a. mit der Qualität, Offenheit für neue Winde und Einsatzbereitschaft der LuL. Aha, der Grund für wooomöglich aufkommenden Mängel ist demnach schon impliziert.

Oder nehme ich es nur anders wahr? Ja:
Ich hingegen finde, hier herrscht überwiegend im Schnitt eine absolut punktgenau analytische und durchdringende Betrachtung der Lage vor von echten (Langzeit-) Praxis-Profis, denen offenbar noch immer so viel an einer echten Rettung der Bildung und einer ehrlichen Arbeit mit und für SuS gelegen ist, dass sie trotz aller bereits durchgemachter Tiefpunkte anscheinend nicht müde geworden sind, immer und immer wieder gegen alle achso frisch aufgeschminkten Reform-Abziehbildchen anzukritisieren. Narren möcht man sie fast nennen, wär es nicht so ernst und es ihnen nicht so ernst.