„Gute Möglichkeit, Stress zu reduzieren“: Schüler und Eltern offen für Noten-Alternativen

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Schülerinnen und Schüler sowie Eltern in Niedersachsen haben sich für das Vorhaben ausgesprochen, mehr Schulen den Verzicht auf die Benotung zu ermöglichen. «Es ist eine gute Möglichkeit, Stress bei den Schülern zu reduzieren», sagte der Vorsitzende des Landesschülerrats, Malte Kern, der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung».

Bilden Schulnoten tatsächlich Schülerleistungen ab – oder sind sie mehr oder weniger vom Zufall abhängig? Foto: Shutterstock

In der Schule gehe es in erster Linie darum, Dinge vermittelt zu bekommen. «Vergleichbarkeit zu schaffen ist zwar nötig, aber sollte nicht die höchste Priorität in der Schule sein», sagte Kern.

Auch Michael Guder, Vorsitzender des Landeselternrates, findet «Noten als reine Leistungsbewertung im Lernprozess, auch vor dem Hintergrund der Kompetenzschaffung, hinderlich». Die Gefahr des nicht nachhaltigen Lernens auf eine bestimmte Prüfung hin sei groß. Völlig auf Bewertungen zu verzichten, hält er aber für falsch.

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg hatte angekündigt, andere Formen der Benotung erleichtern zu wollen. «Viele Schulen machen die Erfahrung, dass den Schülerinnen und Schülern die Ziffernnote nicht hilft, weil sie nichts darüber sagt, was noch gelernt werden muss», sagte die Grünen-Politikerin Ende Dezember. Eine andere Form der Rückmeldung als mit den bekannten Noten von eins bis sechs könne es auch den Eltern erleichtern, ihren Kindern zu helfen, sagte die Ministerin. «Klar ist, dass in den Prüfungsjahrgängen die Noten gebraucht werden.»

Die Schülervertreter forderten eine grundsätzliche Veränderung des Bewertungssystems: Eine Möglichkeit für bessere Vergleichbarkeit sei, das Oberstufen-System mit 15 Punkten für alle Jahrgänge zum Standard zu machen. News4teachers / mit Material der dpa

Niedersachsens neue Kultusministerin: Schulen sollen auf Noten verzichten dürfen

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18 Kommentare
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Georg
1 Jahr zuvor

Hinweis: Das Notensystem mit bis zu 15 Punkten gibt es in der Mittelstufe auch schon. Man sieht aber auf den Zeugnissen nur die Punkte 0,2,5,8,11,14. Unter Klassenarbeiten stehen aber alle 15 Punkte.

HerrHeld
1 Jahr zuvor

Wäre schön, wenn künftige Grundschüler schon in 1-4 LEBs hätten. Dann wäre die dumme Frage nach der „Note“ in 5-6 nicht so präsent.
Diese Reduzierung der Leistung auf eine wahllose Ziffer ist einfach katastrophal. Wer mal sinnvolle LEBs gelesen oder geschrieben hat, merkt, wie viel exakter und aussagekräftiger die Rückmeldung darin ist.

Silja
1 Jahr zuvor
Antwortet  HerrHeld

Mein Seminarleiter sagte schon vor zig Jahren sinngemäß: Solange es kein besseres System zur Leistungsbewertung gibt als unsere sechs Noten, ist dieses bisherige System das effizienteste. Es ist schnell, klar und ermöglicht Vergleichbarkeit.

LEBs (ich kenne die Abkürzung nicht, verstehe es aber als Lernbericht) sind mühsame Formulierungsarbeit, die m.E. den hohen Zeitaufwand überhaupt nicht rechtfertigen.
An meiner ehemaligen Schule schrieben wir bis einschließlich Klasse 7 nur Lernberichte bzw. gaben Rückmeldungen in sogenannten Kompetenzrastern.
Das war deutlich aufwändiger und die Frage beim Aushändigen war IMMER: „Welche Note ist das jetzt?“
Bis ein System gefunden wird, das genauso schnell, aber noch klarer und noch vergleichbarer bewertet, möchte ich herzlich gerne bei den Noten bleiben. Meinetwegen auch von 0 bis 15.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Silja

LEB scheint ein LernEntwicklungsBericht zu sein.

Der hohe Zeitaufwand muss auf alle Schülys hochgerechnet werden – da komm ich bei 180 Schülys aus dem Tippen nicht raus … Ich verliere auch leider schnell die Übersicht – nicht schön.

Da bin ich schon eher bei den Kompetenzrastern.

Himmel, da haben wir 2006 mit angefangen…. Beatenbergprinzip. Mega aufwendig.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  HerrHeld

Das stimmt. Man ist dichter an den Schülys dran.

Aber bei 180 Schülys…..

Ich bin ehrlich – ich verliere den Überblick.

Als eine Katastrophe und wahllose Ziffer würde ich das nicht bezeichnen. Schließlich gibt es eine adäquate Übersetzung.

Ron
1 Jahr zuvor

Alternative Bewertungsmethoden sind das nächste Lügengebäude, das jetzt mit viel Tamtam und Energie eingeführt wird. Es ist quasi die Mengenlehre im Bereich der Noten. Wird ganz super – bestimmt…

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Klausi ist zwar dumm wie zwei Meter Feldweg, er trägt im Unterricht aber meist eine sehr schöne Kappe. Aus pädagogischer Sicht bin ich also der Meinung, dass Klausi in der Zukunft zu Großem befähigt sein könnte.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Wie ich sehe, bedient sich derjenige der pädagogischen Lüge. Gut. 😉

Ron
1 Jahr zuvor

Ich frage mich, woher der Stress bei den Schülern derzeit kommt? An der fachlichen Überforderung und dem vielen Arbeiten für die Schule kann es an unserer Schule bei vielen Jugendlichen jedenfalls nicht liegen. Das mag an reinen Gymnasien oder in Bundesländern wie Bayern vielleicht anders sein, hier dagegen schwant mir Böses, wenn auch noch die Noten wegfallen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Ron
Geor
1 Jahr zuvor

Über die Klassenarbeiten und Tests gibt es Rückmeldung über Lücken, weniger Stress gibt es natürlich, weil eine in positiven Worten verpackte fünf anders ist als eine Ziffernnote fünf.

Eine Mutter
1 Jahr zuvor

Ob Blume, Stern oder Ziffer, die Bedeutung dahinter, bleibt die Selbe.
Soll am Ende nur ,,richtig,, bzw. ,,falsch,, angestrichen werden?
Irgendwie muss die Leistung festgehalten werden.
An unserer GS gibt es Smiley mit und ohne Krone.
Die Lehrer schreiben für sich Noten auf.
Natürlich lernen Kinder auch ohne Notenbeurteilung. Aber am Ende wollen doch die Eltern wissen, wie ihr liebes Kind so mitkommt.

Mom73
1 Jahr zuvor

Meine Familie gehört zu denen, die die Noten behalten wollen!
Einfacher kann sich ein Kind nicht orientieren.
Motivierte SuS werden schlechte Noten verbessern wollen. Nicht motivierte SuS interessiert auch keine schön verbal verpackte Bewertung. Fleiß sollte ersichtlich belohnt werden. Wo soll diese in Watte verpackte Beurteilung noch hinführen? Nichts desto trotz kann dem SuS mitgeteilt werden, wo seine Defizite liegen. Zensuren schließen das doch nicht aus.

Mr. K
1 Jahr zuvor

An unserer IGS gibt es schon lange bis zur 8. Klasse nur Leistumgs-Rückmeldungen in Form von Texten. Die häufigste Frage von Schülern und Eltern dazu ist „Was bedeutet das in Noten?“

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mr. K

Das zeigt die Sinnlosigkeit dieser Texte auf. Unter Klassenarbeiten schreiben Sie sicherlich nach wie vor Ziffernnoten.

Melissentee
1 Jahr zuvor

Eigentlich kommt der Stress doch von der Mitteilung, dass man bestimmt Dinge weniger gut oder überhaupt nicht so gut kann als der Banknachbar. Sobald Kinder sich vergleichen oder Mutti daheim fragt ob Emma-Sophie den Zahlenraum bis 100 auch nur „in den meisten Fällen“ oder doch eher schon „sicher“ beherrscht. Und wie heißt es so schön: Glücklich sind die Ahnungslosen. Wenn da statt einer 5 ein nett formuliertes Wischiwaschi steht, hat man auch weniger rebellische Eltern da stehen.

Realist
1 Jahr zuvor

Machen wir es dann einfach so wie bei Arbeitszeugnissen:

Nur noch positive Formulierungen, rechtssicher zusammengeklickt mit entsprechender Software:

„Karl-Heinz ist ein in seiner Klasse sehr beliebter Schüler, der regelmäßig den Unterricht in allen Fächern spontan durch innovative Ideen in neue Richtungen lenkt. Dabei verlässt er regelmäßig die von den Lehrkraft vorgegebenen Pfade und erfindet die Inhalte der Fachwissenschaften immer wieder völlig neu. Seine unkonventionellen Gedankengänge sorgen dabei immer wieder für viel Freude auf allen Seiten.
Da Karl-Heinz uns zum Ende des Schuljahres bedauerlicherweise verlassen wird, um sich außerschulisch neu zu orientieren, wünschen wir ihm auf seinem weiteren Weg viel Erfolg.“

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Bei Ziffernnoten würde Karl-Heinz bei gleicher Leistung trotzdem keine einzige 6 auf dem Zeugnis finden.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Vielleicht noch einfacher – 😉

nicht bestanden (du darfst noch zweimal schreiben),
bestanden,
mit Erfolg bestanden,
mit viel Erfolg bestanden,
mit sehr gutem Erfolg bestanden, teilgenommen – statt nicht bestanden.

😉