Personalnot in Schulen! GEW legt nach: Lehrkräfte auch bei Konferenzen entlasten

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DÜSSELDORF. Das Schuljahr in Nordrhein-Westfalen ist zur Hälfte um: Es gibt  Halbjahreszeugnisse. Die GEW nimmt diesen Termin zum Anlass, um auf den Lehrkräftemangel hinzuweisen – und erneut Entlastungen zu fordern. Dabei nimmt die Gewerkschaft jetzt auch die Konferenzen in den Blick.

„Herkules-Aufkabe“: die  GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik. Foto: Shutterstock

Die meisten der landesweit etwa 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen bekommen an diesem Freitag ein Halbjahreszeugnis. Nach Auskunft des Schulministerium konnten Grundschulen schon seit Montag Halbjahreszeugnisse ausgeben.

Schulministerin Dorothee Feller (CDU) bezeichnete die Zeugnisse als wichtige Rückmeldung an die Kinder und Jugendlichen. Sie spiegelten wider, «was gut läuft oder wo noch optimiert werden könnte». Bei Fragen zur Notengebung oder zum weiteren Verlauf der Schullaufbahn können sich Schüler und Eltern laut Ministerium an Zeugnistelefone der Bezirksregierungen wenden.

Unterdessen geht die Diskussion über den Lehrkräftemangel weiter, der nach Ansicht der Gewerkschaft GEW im ersten Halbjahr flächendeckend deutlich geworden sei. «In einem System, das von Mangel geprägt ist, wird Bildung zu einer Herkules-Aufgabe», sagte GEW-Landeschefin Ayla Çelik. Dort, wo Unterricht reihenweise ausfalle, weil Lehrkräfte fehlten und aufgrund von Erkrankungen nicht mehr vertreten werden könnten, finde derzeit keine Bildung statt.

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Die Landesregierung müsse die Lehrkräfte von nicht pädagogischen Aufgaben etwa durch IT-Fachkräfte und Schulverwaltungsassiztenzen entlasten, bekräftigte die GEW-Landevorsitzende. Darüber hinaus müsse auch darüber gesprochen werden, ob etwa die Zahl der Klausuren temporär gedrosselt, die Frequenz der Lehrerkonferenzen gesenkt und eine Entschlackung der Pflichtaufgaben erreicht werden könne. In Nordrhein-Westfalen fehlen landesweit mehr als 8.000 Lehrkräfte.

Schulministerin Feller hatte Maßnahmen vorgestellt, die den Lehrkräftemangel lindern sollen – etwa durch mehr Seiteneinsteiger, Alltagshelfer, rigorosere Abordnungen und weniger Klassenarbeiten. Dafür würden aktuell rechtliche Verordnungen angepasst und Anweisungen für die Bezirksregierungen erarbeitet – im Frühjahr solle alles soweit fertig sein, hatte sie erst am Mittwoch gesagt.

Der VBE hatte rückblickend auf das ersten Halbjahr auf einen hohen Krankenstand bei den Schülerinnen und Schülern vor Weihnachten hingewiesen. Dadurch sei die Situation entstanden, dass Arbeiten direkt nach den Ferien nachgeschrieben werden mussten, was für Stress in den Schulen gesorgt habe. Die Landeselternkonferenz NRW sprach von einem großen Leistungsdruck durch den hohen Krankenstand, Ausfälle und den anstehenden Termin der Halbjahreszeugnisse. Der Umfang verpflichtender Arbeiten hätte reduziert werden müssen.

Die Ausgabe der Halbjahreszeugnisse ist diesmal im Vergleich zu vorangegangenen Jahren relativ früh im Januar. Nach Auskunft des NRW-Schulministeriums spielen bei der Festlegung die weiteren Ferientermine eine Rolle: Die Sommerferien beginnen in NRW in diesem Jahr bereits am 22. Juni. Das laufende Schuljahr 2022/23 ist laut Ministerium insgesamt aber nicht kürzer als frühere Schuljahre. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel: „Wir stehen vor einem Flächenbrand“ – GEW will Klassenarbeiten und Lehrplan-Inhalte zusammenstreichen

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28 Kommentare
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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Lehrkräfte auch bei Konferenzen entlasten – ein niederschwelliger Ansatz wären Ohrstöpsel mit Vogelgezwitscher.

schuidirndl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ich kann billiger: Nehm auch gern ALDI-Prosecco. Oder Wein. Oder Schnaps.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  schuidirndl

Und wer fährt dich nach der LeKo nach Hause??
…ach ja, das könnten die Quereinsteiger aus dem Berufsfeld der Fahrlehrer machen. Das erscheint mir doch mal als sinnvolle Verwendung! 😉

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

….wenn das Schule macht. 🙂

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Nach Hause? Bei den Dienstzeiten kannst auch ’nen Bett ins Klassenzimmer stellen …

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Lieferando liefert auch da hin 😉

GEW-nee!
1 Jahr zuvor

Bei den ganzen Leuten, die sich jetzt schon und dann noch in den Schulen tummeln (sollen), die man noch als Mentor:in begleiten (haha) soll, den Quer- und anderen Einsteigern, multiprofessionellen Was-auch-immern u.a. wird es eher mehr statt weniger Konferenzen und Sitzungen geben (müssen).
Und wo dauernd evaluiert, fördergeplant und individualisiert werden soll, ist das mit der Reduzierung von Tests, Arbeiten u.ä auch ein Schmarren.

So!?
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW-nee!

Statt offizielle Sitzungen, die wenigstens im Arbeitszeitkonto „offiziell“ erfasst werden, finden die Besprechungen mit dem multiprofessionellen Teammitgliedern ganz nebenbei in den Pausen im Lehrerzimmer statt. Man steht dort ja für jede Kolleg*in für eine Ansprache zur Verfügung. Mal 10 min. Abschalten geht nur, wenn man die Pause im leeren Klassenzimmer verbringt und sich „ausklinkt“.

Frau M
1 Jahr zuvor
Antwortet  So!?

Wir haben beheitzte Klos, gut für die Pause, Wohnmobil wäre auch eine Alternative

GEW-nee!
1 Jahr zuvor
Antwortet  So!?

„…im Arbeitszeitkonto offiziell erfasst werden….“
Das wüsste ich aber! Und falls tatsächlich- was nützt es?

447
1 Jahr zuvor

Ich persönlich verstehe die sogenannten Konferenzen im Lehramt null:
– stundenlanges Gequake ohne Handlungsrelevanz und/oder Sachen, die eh jeder Lehrer wissen müsste (ach wirklich, Abitur // ach wirklich, ZPs // ach wirklich, Sommerferien kommen // ach wirklich, was in den Verordnungen und Dienstanweisungen steht müssen wir machen – ganz großes Pikachuface!)
– Führung führt nicht, da „Demokratie“
– Belegschaft kann nix von Relevanz ändern (DAS wäre wohl zu viel „Demokratie“)
– Korrigieren oder Lesen bei uns zumindest ausdrücklich verboten (Warum, Gott, warum nur? Auch „Demokratie“?)

Ich verdrücke mich bei jeder Gelegenheit ganz offiziell. Pure Qual der Ineffektivität und Zeitverschwendung.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Aber es müssen doch immer gaaannz tolle neue Konzepte geschrieben werden…
Ich erinnere mich noch an Zeiten, da gab es 1 Konferenz im Monat. Da war übrigens der Elternsprechtag auch noch ein echter TAG, mit Gesprächen am Vormittag. Inzwischen sitzen wir jede Woche 1x in der Gesamtkonferenz + div. Fachkonferenzen + Teamsitzungen.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Jepp, das Leben ist schön!!….für manche!

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Konzepte schreibe ich eh wie ein Weltmeister, wenn ChatGTP endlich client und richtigen Rollout hat, da müsste in einem Nachmittag ein Konzeptpapier für jede noch so kleine AG fertig sein.
Dann mit „Suchen und Ersetzen“ noch ein oder zweimal drüberhuschen, Absätze bisschen ändern, schon ist es überprüfungsfest.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Genau das ist das Problem. Die Zahl der Sitzungen ufert völlig aus und ist in einem erschreckenden Umfang irrelevant und ineffektiv.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Das wird schwer die Konferenzen ein zu dämmen.

Die Labertaschen mit dem richtigen Parteibuch wurden doch jahrelang gefördert.

Nichts zu sagen aber berauscht vom Wohlklang der eigenen Stimme.

Wenn man da die Gelegenheit alle Kollegen durch stundenlange Monologe zu langweilen beschneidet, dann bleibt nicht viel.

Außerdem ist das Motto „Schön, dass wir darüber gesprochen haben“ seit Jahren eine der tragenden Säulen der Bildung.
Wenn wir nicht jegliches Thema so lange besprechen, bis es auf dem Boden liegt und sicher tot ist, dann ist das nicht pädagogisch angemessen.

Für Laien, eine Erklärung was in vielen Konferenzen passiert. Kennen Sie den Sketch mit Loriot? Denn im welchem ein Mann sich bei einer Feier erhebt um eine ganz kurze Ansprache zu halten, die er mit dem Satz „Ich bin ja kein Redner…“ eröffnet? Am Ende liegen große Teile der Zuhörer unter dem Tisch oder mit dem Kopf schlafend in der Suppe.

Solche „Ich bin ja kein Redner“ Typen dürfte es in jedem Kollegium mehrfach geben.

Manche LuL haben eben die unglückliche Neigung sich der offiziellen Politik der KMK durch erwünschtes Verhalten anzubiedern.

Für die KMK ist das Labern der Kern ihrer Qualifikation. Nichts können, nichts wissen, nichts tun aber reden, reden reden.
Das kennt die KMK. So kommt man weiter und da es nach Unterrichtsende statt findet kostet es auch nichts.

Das wäre übrigens die Lösung!

Eine Grenze für Konferenzzeiten setzen. Sagen wir mal 90 Minuten alle zwei Wochen. Was darüber hinaus geht muss als Überstunden bezahlt werden. Problem gelöst. Die KMK würde gewaltig auf Anzahl und Länge der Konferenzen achten.

Karolina Z.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Sollte es nicht machbar sein, hier sinnvolle Strukturen einzuführen? Haben diese Labertaschen Langeweile? Es sind doch alle überlastet, die Motivation zur Zeitverschwendung erschließt sich mir nicht, zumal da lauter kluge Menschen am Tisch sitzen.
Das Problem ist aber schulintern, weniger die Schuld der Ministerien.
Schafft doch einfach sinnvolle Kommunikationsstrukturen, ihr seid doch keine blöde Schafherde!

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Karolina Z.

Die Anzahl vieler Konferenzen pro Jahr ist vom Ministerium vorgegeben. Diese werden gerne von bestimmten Personen als Bühne genutzt.

Andere Konferenzen finden statt, weil das Ministerium durchblicken lässt, das es das gerne sehen möchte und es immer Leute ohne Kinder, Hobby und Freunde gibt die sich gerne profilieren möchten.

Es gibt für bestimmte Funktionsträger verpflichtende Veranstaltungen mehrfach im Jahr. Dazu gibt es eigentlich, nach Jahren in denen es reibungslos durchgeführt wurde, nichts mehr zu sagen. Sie werden aber festgesetzt und sind verpflichtend.

SekII-Lehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Karolina Z.

Völlig richtig, man kann vieles davon schulintern sinnvoll in den Griff bekommen. Unsere Klassenkonferenzen, in denen laut Schulordnung die Art der Leistungsnachweise festgelegt werden sollen, bestehen etwa darin, dass jeder auf einem ausgehängten Formular für sein Fach die Art des Leistungsnachweises einträgt und unterschreibt und schon ist die Sache erledigt und das Formular ist gleichzeitig das Protokoll. Zeitaufwand pro Klasse 60 Sekunden.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  SekII-Lehrer

Prima so lange die sich kein SuS beschwert und die KMK das dann überprüft.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Karolina Z.

Ich rede irgendwann aus purer Langeweile mit. Es ist wie Tanagotchi spielen.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Da müssen anscheinend bei momentan 3en ( 15.45 Uhr ) die Socken noch fertig gestrickt werden.
( Mir fällt nur keine sinnvolle Betätigung für männliche oder gleichberechtigte Kteilnehmer ein –
korrigieren scheint hoch in Kurs zu stehen.)

Frau M
1 Jahr zuvor

Klassenarbeiten ja, aber in der Oberstufe. Am Ende werden die 0815 Arbeiten in der SEK 1 gekürzt, welche gar nicht der Rede werd sind. Rechtschreibfehler inbegriffen, wir haben sogar Lehrerinnnnen mit LRS

Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau M

Wir haben Lehrerinnen, die die Rechtschreibung selbst nicht voll beherrschen, aber Schülern Punkte abziehen wollen, wenn die Rechtschreibfehler machen. Es ist so absurd manchmal.

Last edited 1 Jahr zuvor by Hornveilchen
Supi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau M

….soooo 0815 sind die Arbeiten in de Sekundarstufe 1 auch nicht. Wenn doch, A10 für Primarstufen- Lehrkräfte.

Frau M
1 Jahr zuvor
Antwortet  Supi

Bei mir schon, ich kopier etwa 4 Aufgabentypen aus den Lehrerhandreichungen Leistungsmessung und fertig, oft lese ich mir die Texte gar nicht durch, da man an der Aufgabe sieht, ob sie geeignet sind

Frau M
1 Jahr zuvor

In den Konferenzen werden doch Schwachsinnsbefoerderungsstellen legitimiert. Da wird jemand befördert und angewiesen in der Konferenz langatmig Platitueden zu PowerPoint en, d.h. Jedes vorgetragene Wort wird angebeamt und mittels einer Illustration visualisiert. Manchmal so bekloppt, dass es eher Verwirrung stiftet. Pädagogische Tage sind der Höhepunkt der Infantilitaet. Unterricht soll nicht ausfallen, aber für jede politische Schuelermanipulation gibts ein Veranstaltung.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau M

Ich sage nur SchiLF. Das ist immer der Höhepunkt allen Seins.