Schleicher fordert mehr Freiheit für Lehrkräfte, um Unterricht kreativer zu gestalten

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Der OECD-Bildungsdirektor und PISA-Koordinator Prof. Andreas Schleicher mahnt angesichts des Lehrermangels zu Reformen im deutschen Schulsystem, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Mehr Gehalt sei damit aber nicht gemeint, sagte er der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». Vielmehr: Freiräume, um den Unterricht kreativer zu gestalten und Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern zu entwickeln. Der VBE widerspricht.

«Es geht weniger daum, den Lehrerberuf finanziell attraktiver zu machen, das ist er schon“: PISA-Koordinator Andreas Schleicher. Foto: OECD

«Geld verdienen die Lehrer in Deutschland genug. Finanziell ist der Beruf hier sehr attraktiv, auch und gerade im internationalen Vergleich.» Aber auch ein gut bezahlter, sicherer Beamtenjob locke die Menschen heute nicht mehr, wenn die Arbeitsbedingungen sonst nicht stimmen, sagte der Experte der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Weiter sagte Schleicher: «Der Lehrerberuf ist in Deutschland intellektuell zu unattraktiv, und die Lehrer haben viel zu wenig die Gelegenheit, das zu tun, wofür sie eigentlich in den Beruf gegangen sind: nämlich jungen Menschen zu helfen, ihren Weg zu finden, und sie auf diesem Weg zu begleiten.» Sein Fazit: «Der Lehrermangel in Deutschland ist hausgemacht. Da muss sich viel ändern.»

Jetzt ähnelten deutsche Schulen oft einem Fastfood-Restaurant. «Die Schülerinnen und Schüler sind häufig nur Konsumenten, die den Lernstoff serviert bekommen. Die Lehrer sind Service-Dienstleister, die das vorgefertigte Essen aufwärmen und herüberreichen sollen. Eltern sind Kunden, die sich gelegentlich beschweren, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Diese Abläufe frustrieren alle.» Stattdessen bräuchten Lehrerinnen und Lehrer Freiräume, eigene Ideen zu entwickeln und kreative Unterrichtskonzepte zu erproben. «Sie brauchen Gelegenheiten für den Austausch und für die gemeinsame Arbeit im Team.»

«Lehrkräfte brauchen, so ungewohnt es für viele in Deutschland klingt, auch Zeit für anderes, als immer nur zu unterrichten»

Schleicher: «Nichts ist schlimmer als diese Kultur in Deutschland, dass man die Tür zum Klassenzimmer zumacht – und den Lehrer dort einfach nur alleinlässt. Und vor allem: Lehrkräfte brauchen, so ungewohnt es für viele in Deutschland klingt, auch Zeit für anderes, als immer nur zu unterrichten.»

In Bildungssystemen, die erfolgreicher seien als das deutsche, würden Lehrer und Schüler eng miteinander arbeiten. «Ein Lehrer kann vor allem dann viel erreichen, wenn er seine Schülerinnen und Schüler wirklich kennt – als Menschen, wer sie sind, und wer sie werden wollen. Diese Beziehungsarbeit ist das, was den Beruf wirklich effektiv und auch attraktiv macht. Wenn Sie Menschen fragen, warum sie Lehrer geworden sind, werden Ihnen die meisten sagen: „Ich wollte mit jungen Menschen arbeiten, wirklich an ihrer Entwicklung teilhaben.“ Einfach nur an der Tafel Formeln vorzutragen, bringt es allein nicht.»

Eine bessere Ausstattung und mehr Personal seien – auch Sozialarbeiter – gut. «In Zeiten des Fachkräftemangels dürfen wir aber auch nicht so tun, als gäbe es unbegrenzt Personal. Es geht auch darum, die Lehrer besser einzusetzen. Dazu brauchen die Schulen mehr Freiheiten, sich selbstständig zu organisieren.»

Schleichter fragt rhetorisch: «Warum soll es zum Beispiel nicht möglich sein, dass Frontalunterricht – der ja auch dazugehört – in größeren Gruppen abgehalten wird als in der üblichen Klassengröße? Oder, falls das räumlich nicht geht, auch digital. Und dafür gibt es dann an anderer Stelle die Zeit und die Möglichkeit, dass Lehrer intensiv persönlich mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten. Ich bin fest überzeugt, dass auch mit den vorhandenen Ressourcen viel mehr möglich ist. Jedenfalls, wenn Deutschland bereit ist, vom ewig gewohnten Schema abzuweichen.»

«Der Glaube, man könne die Schülergruppen bei Frontalunterricht vergrößern oder diesen gar digital abhalten, wird scheitern!»

Widerspruch kommt vom VBE. «Die Forderung Andreas Schleichers nach mehr Eigenständigkeit für Schulen ist nicht neu. Immer, wenn es der Staat nicht schafft, Schulen ausreichend zu versorgen, wird das Problem abgeschichtet und den Schulen Freiräume für kreative Lösungen eingeräumt. Das ist keine Lösung des Problems, sondern eine Verlagerung!», sagt der Bundesvorsitzende Gerhard Brand. «Der Hinweis des PISA-Koordinators, Frontalunterricht in größeren Gruppen oder digital abzuhalten, offenbart den Unterschied zwischen Theorie und Praxis in seiner ganzen Härte», so Brand weiter.

«Was sich theoretisch denken lässt, muss sich auch in der Praxis bewähren und genau da wissen Lehrerinnen und Lehrer eines ganz genau: Der Glaube, man könne die Schülergruppen bei Frontalunterricht vergrößern oder diesen gar digital abhalten, wird scheitern! Denn es ist in der Praxis eben nicht so, dass Schülerinnen und Schüler nur darauf warten, Lernstoff angeboten zu bekommen, um diesen dann frei von jeglichen unterrichtlich-erzieherischen Herausforderungen aufnehmen zu können», betont er.

In der Praxis erfolge Bildung stets im Zusammenspiel von Didaktik, Methodik, Inhalt und Beziehung. «Und dieses Zusammenspiel muss auf die Schülergruppe zugeschnitten sein. Schülerinnen und Schüler, die sich mit dem Lernen schwertun, werden wir so überhaupt nicht erreichen und das konterkariert die Bemühungen, gerade die bildungsferneren Gruppen besser einzubinden und Bildung in Deutschland gerechter zu machen“, sagt der VBE-Chef. «Wenn Schleichers Forderung nach größeren Gruppen überhaupt einen Effekt haben sollte, dann sprechen wir hier mindestens von doppelten Klassengrößen. Zu glauben, dass so ein Unterricht effektiv sein könnte, widerspricht jeglicher Erfahrung», erklärt Gerhard Brand. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum vollständigen Interview mit Andreas Schleicher.

Schleicher im Interview: „Eine Technologie des 21. Jahrhunderts passt nicht mit einer Pädagogik aus dem 20. Jahrhundert zusammen“

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PaPo
1 Jahr zuvor

And… again:

«Geld verdienen die Lehrer in Deutschland genug. Finanziell ist der Beruf hier sehr attraktiv, auch und gerade im internationalen Vergleich.» Aber auch ein gut bezahlter, sicherer Beamtenjob locke die Menschen heute nicht mehr, wenn die Arbeitsbedingungen sonst nicht stimmen, sagte der Experte der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

In Relation zu vielen anderen Ländern mag die Bezahlung in Dtld. für verbeamtete Lehrer weiterführender Schulen auf den ersten Blick relativ hoch sein.

Bzgl. der Attraktivität der Profession hat diese Feststellung aber ohne u.a. (a) Relationswerte bzgl. des Gehalts ähnlich qualifizierter Akademiker im selben Land, (b) den spezifischen Steuerlasten, allg. Lebensunterhaltskosten, den Kosten für Güter hierzulande (resp. den Spezifika des Warenkorbs in Deutschland) u.ä., wie auch (c) mit Blick auf das Verhältnis von Lohn zum tatsächlichen Arbeitspensum, also bei Lehrern den Umstand, dass der de facto-Stundenlohn aber inzwischen regelmäßig ein Witz ist, angesichts der ausufernden Zusatzaufgaben und -verpflichtungen (die das eigtl. Wochenarbeitspensum i.d.R. massiv übersteigen und zu einem Gros auch nicht als Mehrarbeit definiert werden, wie z.B: Konferenzen u.ä.).

Und Geld ist nicht alles, wenn es um die Attraktivität geht. Dass hat der herr richtig erkannt, die Abreitsbedingungen stimmen nämlich insg. eher nicht, s. auch: https://www.news4teachers.de/2022/12/nie-wieder-burnout-der-lehrerberuf-muss-zurueck-zu-seinen-wurzeln-dem-unterrichten-ein-news4teachers-leser-kommentiert/

Weiter sagte Schleicher: «Der Lehrerberuf ist in Deutschland intellektuell zu unattraktiv, und die Lehrer haben viel zu wenig die Gelegenheit, das zu tun, wofür sie eigentlich in den Beruf gegangen sind: nämlich jungen Menschen zu helfen, ihren Weg zu finden, und sie auf diesem Weg zu begleiten.» Sein Fazit: «Der Lehrermangel in Deutschland ist hausgemacht. Da muss sich viel ändern.»

Richtig. Und Stichwort „intellektuell zu unattraktiv“: Das Niveau nimmt immer mehr ab, auch politisch gewollt… fängt nicht erst in der Grundschule (https://www.news4teachers.de/2023/01/es-muss-endlich-wieder-verantwortung-an-eltern-abgegeben-werden-was-eine-lehrerin-im-streit-um-die-grundschulen-meint/) an und hat natürlich auch einige der im ersten Link skizzierten Gründe bzw. Dynamiken einer Abwärtsspirale.

Stattdessen bräuchten Lehrerinnen und Lehrer Freiräume, eigene Ideen zu entwickeln und kreative Unterrichtskonzepte zu erproben. «Sie brauchen Gelegenheiten für den Austausch und für die gemeinsame Arbeit im Team.»

Es würde erstmal reichen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass man als Lehrer seinen Kernaufgaben nachkommen kann, bevor hier selbstzweckhaft „kreative Unterrichtskonzepte“ als besonders erstrebenswert dargestellt werden. Aber richtig, eine Lösung dafür wären auch mehr Freiräume und Gelegenheiten zu schaffen (s. Ausgangslink).

Und dann kommen ein paar gute Ideen, werden aber hiervon garniert:
«Warum soll es zum Beispiel nicht möglich sein, dass Frontalunterricht – der ja auch dazugehört – in größeren Gruppen abgehalten wird als in der üblichen Klassengröße? Oder, falls das räumlich nicht geht, auch digital. Und dafür gibt es dann an anderer Stelle die Zeit und die Möglichkeit, dass Lehrer intensiv persönlich mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten. Ich bin fest überzeugt, dass auch mit den vorhandenen Ressourcen viel mehr möglich ist. Jedenfalls, wenn Deutschland bereit ist, vom ewig gewohnten Schema abzuweichen.»

(a) Weil irgendjemand ja am Ende auch die Noten geben muss: Mehr zu bewertende Schüler bedeutet zwangsläufig weniger der gefordeten „Freiräume“ und „Gelegenheiten“… es verwundert eher, dass dieser evidente Widerspruch nicht bemerkt wird. Oder übernimmt jmd. anderes die Notengebung etc.? Dann gerne! Ansonsten beißt sich das mit „intensiv persönlich mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten“, sondern bleibt das kritisierte „Fastfood-Restaurant“, ja ist nur noch ein Drive-In-Häuschen, um bei dem BIld zu bleiben.

(b) Weil es, wenn es bei „digital“ um Ideen gehen soll, wie unlängst in Thürigen artikuliert, verfassungsrechtlich einen unüberwindbaren Konflikt gibt (s. https://www.news4teachers.de/2022/11/digitalunterricht-fuer-mehrere-klassen-landesatenschuetzer-haelt-das-modell-fuer-machbar/#comment-486295).

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

„verfassungsrechtlich einen unüberwindbaren Konflikt“

Sie meinen sicherlich das „Recht am eigenen Bild“. Das lässt sich aber aus Sicht der Politik elegant lösen:

Schülern wird es freigestellt, per Video und / oder Ton am Unterricht teilzunehmen. Wer das nicht will, für den muss die Lehrkraft eben Ersatzlösungen finden, z.B. einen Chat der nebenbei läuft. Wie das in der Praxis dann rechtssicher bewertungstechnisch funktionieren soll, da wird sich die Politik schon darauf verlassen, dass „vor Ort“ entsprechende Lösungen gefunden werden.

Für die Lehrkraft ist es dann „Dienstfplicht“ sich per Audio und Video zu präsentieren. Es liegt dann in der erzieherischen Kompetenz und Verantwortung der Lehrkraft dafür zu sorgen, dass die Schüler keinen Schindluder damit treiben. Es wird sicherlich eine Handreichung mit dem Verweis geben, dass der einzelnen Lehrkraft der ordentliche Rechtsweg offen steht, falls die Videos dann mittel KI so transformiert werden, dass sie bei y***orn.com auftauchen sollten… Anwaltskosten werden für diese „persönlichen“ Probleme natürlich nicht übernommen, dass könne man dem gebeutelten Steuerzahler natürlich nicht zumuten. Man sollte sich also als Lehrkraft vorher über die Vermögenssitutation und potentielle Einkommenssitutation seiner Schüler erkundigen, denn sonst nützt auch ein 30-jähriger Titel nichts…

Änne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Das Recht am eigenen Bild interessiert solche sogenannten Bildungsexperten und -politiker überhaupt nicht. Aber es wird erst dann einen Aufschrei geben, wenn plötzlich mehrere/alle betroffen sind. Danke für nichts.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Änne S.

Oder die Halloween-Maske von „screem“….

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Für die Lehrkraft ist es dann „Dienstfplicht“ sich per Audio und Video zu präsentieren.

Nö. Also nicht, dass sich der Dienstherr nicht eine entsprechende Regelung woraus auch immer zu drücken gedenken mag, aber das ist nach der ersten Verfassungsbeschwerde auch wieder passé, da gibt es gar keine Möglichkeit praktischer Konkordanz zwischen Art. 2 GG und einem (auf umwegen mit Verfassungsrang versehenen) Recht auf Bildung in der Form, dass dahinter das Recht am eigenen Bild u./o. Ton zurücktreten müsste.

Mithin (Herv. d. PaPo), da kann ich auch akut den Gehorsam verweigern:

„Eine wesentliche Pflicht der BeamtInnen ist die Treuepflicht gegenüber ihren Dienstherren. Diese Treuepflicht beinhaltet auch die Verpflichtung, Schaden vom Dienstherrn abzuwenden. Wenn der Dienstherr oder die Vorgesetzte nun eine Weisung erteilt, gegen die der oder die Beamte Bedenken (im Sinne von „Gewissensbissen“) hinsichtlich der Rechtmäßigkeit hat, so ist er oder sie verpflichtet, diese Bedenken unverzüglich auf dem Dienstwege geltend zu machen (§ 38 II 1 BRRG; § 56 II 1 BBG; § 22 II 1 LBG Berlin). Das deutsche Beamtenrecht ist also keineswegs auf stupide Untergebenheit der BeamtInnen gegenüber ihren Dienstherren gerichtet. Vielmehr wird die Pflicht zum Gehorsam durch die Remonstrationspflicht qualifiziert, wobei die Betonung auf Pflicht liegen muss – Es liegt nicht im Belieben der BeamtInnen zu remonstrieren!
Wenn trotz einer Remonstration die Weisung bestätigt wird, so müssen die BeamtInnen dieser Weisung grundsätzlich folge leisten. Nur in Ausnahmefällen dürfen die BeamtInnen den Gehorsam weiter verweigern. Nämlich wenn die Befolgung der Weisung erkennbar (im Sinne von offensichtlich) strafbar oder ordnungswidrig ist oder einen Verstoß gegen die Menschenwürde darstellt (§ 38 II 2 BRRG; § 56 II 2 BBG; § 22 II 2 LBG Berlin). […]
Die Remonstrationspflicht bezieht sich […], nach herrschender Meinung, lediglich auf Anweisungen, also befohlene Gesetzesverstöße. Dagegen bezieht sie sich nicht auf verfassungswidrige Gesetzesnormen und erkennbar verfassungswidriges Verwaltungshandeln. Der Wortlaut der Beamtengesetze sieht Ausnahmen von der Gehorsamspflicht nur bei den oben genannten Voraussetzungen vor. Dagegen wird aber angeführt, dass alle BeamtInnen einen Eid zur Verfassungstreue ablegen (z.B.: § 58 BBG). Daraus könnte ein Vorrang des Verfassungsgehorsams gegenüber der Weisungsgebundenheit hergeleitet werden, denn das Beamtenrecht kann nicht vom Verfassungsgehorsam entbinden. Zudem kann ein Erst-recht-Schluss gezogen werden: Wenn, wie oben gezeigt, eine befohlene Ordnungswidrigkeit zur Rechtfertigung der Gehorsamsverweigerung führt, so muss dies erst recht für einen angeordneten Verfassungsbruch gelten. Dies ist jedoch eine klare Mindermeinung.“
Quelle: http://akj.rewi.hu-berlin.de/alt/zeitung/00_1/28.htm

Das Recht am eigenen Bild u./o. Ton ist eine besondere Ausprägung des allg. Persönlichkeitsrechts, welches sich wiederum aus Art. 2 Abs. 1 GG (der freien Entfaltung der Persönlichkeit) und Art. 1 Abs. 1 GG (der Unantastbarkeit der Menschenwürde) ableitet.

… und wenn ich mich selbst mit entsprechender Beschwerde an das BVerfG richten müsste.

Last edited 1 Jahr zuvor by PaPo
PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

BTW: Fehler im zitierten Part… nicht *§ 56 II 2 BBG, sondern § 63 II 4 BBG müsste es lauten.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„Schleichter [sic :o) ] fragt rhetorisch: «Warum soll es zum Beispiel nicht möglich sein, dass Frontalunterricht – der ja auch dazugehört – in größeren Gruppen abgehalten wird als in der üblichen Klassengröße?“

Schade, nur eine rhetorische Frage, sonst hätt ich geantwortet.

PS: Auch nur rhetorisch: Klein-Dil mahnt den Bildungstheoretikerberuf unattraktiver zu machen oder durch verbindliche Praxiseinsätze zu würzen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Zwei Begründungen warum auch Frontalunterricht vor größeren Gruppen nicht geht.

  1. Korrektur. Frontalunterricht vor 20 SuS endet in einer Klassenarbeit für 20 Personen. Frontalunterricht in einem Auditorium vor 250 SuS endet für die LuL in 250 Klassenarbeiten bei gleichem Lohn.
  2. SuS sind keine geschrumpften Studenten. Diese bringen zumindest teilweise die Fähigkeiten mit einer Vorlesung im großen Hörsaal konzentriert zu lauschen. Die gleiche Menge an Kindern oder pubertierenden Jugendlichen endet im Chaos aus Geschrei, Prügeleien und 50% die still versunken auf ihr Handy starren. Für dieses Chaos hat dann der LuL die Aufsichtspflicht.
vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Frontalunterricht erfordert deutlich(!) mehr Aufmerksamkeit der Lehrkraft als z.B. Gruppenarbeit. Voraussetzungen: umfangreiches Fachwissen, sehr schnelles Beachten von und Eingehen auf Schülerreaktionen, gute Gesprächsführung um trotzdem einigermaßen selbstverständlich beim Thema zu bleiben, relativ homogene Gruppen, weil eine Differenzierung schwierig ist. Kann man alles erreichen, braucht nur …kleinere Gruppen? Ups, das Ergebnis passt jetzt aber nicht, dieses Thema braucht wohl doch Bildungstheoretiker…

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Naja, die Fachleute können nicht alles wissen … klingeling.

uesdW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Es kommt hier immer auf den Schultyp an.

Warum sollte der theoretische Teil in einer Oberstufe nicht in einer Art Frontalunterricht vermittelt durch eine Lehrkraft vermittelt werden.
In einer Vertiefungsphase können dann weitere Lehrkräfte die Inhalte einarbeiten. In dieser Phase ist dann die Enge und vertrauliche Zusammenarbeit zwischen Schüler und Lehrkraft gegeben.

Die abschließenden Prüfungen korrigieren dann alle.

Ja, es ist eine Organisationsänderung, die aber nicht überall geht. Gerade im Distanzunterricht kann so etwas sehr effektiv sein.

Dafür müssten die Schulen halt auch den Freiraum bekommen und anhand der Möglichkeiten vor Ort entscheiden, ob es geht oder nicht.
Wenn die Stundenverteilung trotzdem nach dem bisherigen Schema erfolgt, könnten hiermit Entlasstungen und Verbesserungen geschaffen werden.

Ich bin der Meinung, man sollte nicht immer alles gleich verteufeln. Man kann es ja in kleinem mal probieren und falls es nicht geht, kann man ja wieder ins alte Schema zurückfallen, und jammern, dass sich nichts tut.

Mo3
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Frontalunterricht in der Schule, so wie ich ihn verstehe, bedeutet ja nicht, dass es keine Interaktion zwischen Schülern und Lehrer gibt – und da sind 30 Schüler schon viel, um sich als Schüler dabei mitgenommen zu fühlen. Sonst könnte man in den Klassen auch auch einfach Telekolleg laufen lassen.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

… aber dazu müsste ja erst einmal jemand auf die Idee kommen, zwischen Frontalunterricht und lehrerzentriertem Unterricht zu unterscheiden.

Worüber ich immer heftig schmunzele, ist das Halten von Referaten, die SuS gerne als Sonderleistung erbringen, um am Schuljahresende ihre Noten zu verbessern. Und dann steht die referierende Person frontal vor der restlichen Schülergruppe …

Aber Hauptsache es gibt keinen Frontalunterricht.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Kenne ich. Da mir kaum sinnvolle klassische Referate einfallen, biete ich durchaus an, eine Stunde übernehmen zu lassen (Thema vorstellen, Aufgaben geben, Lösungen besprechen). Das Interesse daran ist merklich geringer.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

… oder eine Vorlesung wie an der Uni halten. Diese Mehrraumveranstaltung, die Schleicher vorschlägt, ist nichts anderes.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Die Ideen des guten Mannes lassen mich ob ihrer Ignoranz und Dreistigkeit recht fassungslos zurück.

Zusammenfassung:
Er weiß auch nicht was man ohne Geld und eigene Arbeit durch die KMK wie und wo verbessern könnte. Wir geben es dann mal komplett an die LuL weiter, die sollen dann mal zusehen was sie machen und wehe es klappt nicht.

Änne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Dreistigkeit. So empfinde ich die Aussagen auch. Ich verstehe auch dieses Dauergequatsche dieser immer gleichen Leute um das ach so kreative Unterrichten nicht. Was genau soll das heißen?

Was macht Unterricht kreativ und warum muss das sein? Ich habe meine persönlichen Ziele durch Disziplin und Lernen erreicht und nicht durch pseudo-Kreativität.

Ron
1 Jahr zuvor

Die Überschrift war gut. Aber auch Schleicher will nicht an die wirklichen Herausforderungen von zukünftiger Schule heran. Lieber möchte er das Elend verwalten und einen Kollegen für gleich mehrere Klassen rotieren lassen. Das wird nicht klappen und schafft Mehr- statt Minderbelastungen für die Unterrichtenden. Auch steht sein Vorschlag diametral seinem geäußerten Anspruch der engeren Schüler- Lehrerbeziehung entgegen.

Statt irgendeinen technischen Schnickschnack im Vorlesungsstil das Wort zu reden, brauchen wir eine Rückbesinnung auf Leistung. Bildung geht nur über Anstrengung, Willen und Eigenaktivität. Solange Schüler, Eltern und Politik ausschließlich den Lehrern den Schwarzen Peter zuschieben, werden unsere Schüler weiter ohne Hausaufgaben und Material vor uns sitzen.

Änne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

„Rückbesinnung auf Leistung“

s. Wikipedia-Artikel über ihn:

„Bildungserfolg ist eine Frage der Begabung – In Singapur waren die Schüler überzeugt, dass sie in der Schule Erfolg haben können, wenn sie sich richtig anstrengen, und vertrauten auf die Hilfe ihrer Lehrkräfte. Diese Schülerüberzeugung, gute Leistungen seien primär das Ergebnis harter Arbeit und nicht etwa angeborener Intelligenz, zeigt den starken Einfluss der Bildungssysteme auf die Einstellungen der Schüler zu Schule und Erfolg. In den meisten Ländern, in denen die Schüler vom Wert harter Arbeit für den schulischen Erfolg überzeugt sind, erfüllen praktisch alle Schüler durchgehend hohe Leistungsstandards.“

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Zwei Fragen:
1) In einem funktionierenden, stabilen, nachhaltigen Bildungssystem braucht’s da noch viele beratende Theoretiker?
2) siehe 1)

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Georg
1 Jahr zuvor

Gute Anmerkung.

Palim
1 Jahr zuvor

Kurzum:
Schleicher möchte, dass die Lehrkräfte ihre Kreativität einsetzen, um die Karre aus dem Dreck zu ziehen.

Ich bin fest überzeugt, dass auch mit den vorhandenen Ressourcen viel mehr möglich ist.“

Und damit wird dir Verantwortung einmal mehr auf die Lehrkräfte abgeschoben.

Pit2020
1 Jahr zuvor

@Lessi

Stimmt.

Außerdem:
Welche Rolle hat er eigentlich in den letzten 20 Jahren und damit auch am derzeitigen Stand (noch lange nicht der Tiefpunkt, da ist noch Luft nach unten) gespielt, der PISA-Koordinator Andreas Schleicher?

Und nu?
Fast 😉 könnte man den Eindruck bekommen, als wolle er sich distanzieren – wovon eigentlich und warum eigentlich?! 😉

Kaum sind die Reste des Sylvesterfeuerwerks zusammengekehrt … geht es schon wieder los mit dem beliebten Nebelkerzenweitwurf!
Als Ausgleichssportart empfiehlt sich Argumentations-Limbo, hier vorgeführt von einem Meister der Kunst. 🙂

Lehrerin
1 Jahr zuvor

Einfach einer, der keine Ahnung vom praktischen Unterricht hat, aber sich einbildet, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben: Man blamiert sich, so gut man kann! Danke an Lessi: Widerlich, solche blasierten Typen! Wenn es nicht so schlimm für die uns anvertrauten Kinder wäre, müsste man derartige Leute zu Unterricht in Brennpunktschulen zwangsverpflichten – aber den Schülern sind solche Methoden einfach nicht zumutbar.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Wer hat denn die Freiheit der Lehrer weitgehend abgeschafft und durch Vorgaben von Kompetenzrastern und Bildungsstandards ersetzt? Es waren Leute in der Meinung, damit auf den PISA-Schock reagieren zu sollen. Und wer hat uns den PISA-Schock beschert und dabei ein bisschen übertrieben? Herr Schleicher, er hat nach PISA 2000 grundlegende Änderungen angemahnt. Jetzt haben wir diese Änderungen, und nun erzählt er wieder was anderes.

uesdW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Arzt zum Patienten: Legen sie warme Wickel auf!
Darauf der Patient: Aber Herr Doktor, letzte Woche sagten sie doch kalte Wickel.
Darauf der Arzt: Da sieht man mal wieder, wie schnell sich die Wissenschaft weiter entwickelt.

Deswegen ist der gute Mann Forscher,

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

🙂

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

„Wer hat denn die Freiheit der Lehrer weitgehend abgeschafft und durch Vorgaben von Kompetenzrastern und Bildungsstandards ersetzt?“

Völlig richtig, erst mit der durch PISA veursachten Standardisierung des Lernens den Karren seit 20 Jahren in den Dreck fahren, und jetzt herumjammern, dass die Lehrkräfte nicht „kreativ“ genug seinen und keine Freiheiten mehr haben.

Aber so funktioniert Politik heutzutage (die OECD zähle ich jetzt einmal dazu): Die „oben“ machen immer alles richtig, nur die „unten“ sind zu blöd, das zu erkennen…

Aber vielleicht hat Schleicher ja schon vergessen, dass er einer der Hauptverantwortlichen für die gegenseitige Situation in der deutschen Bildung ist. Kann ja nach so vielen Jahren schon einmal passieren…

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Vergesslichkeit scheint eine Grundvoraussetzung für Führungspositionen und Bildungsexperten zu sein…

„Was interessiert mich mein … von gestern?“

Wird zu „Ich kann mich nicht erinnern“.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

;o) Danke, Lessi! Das Erkennen des Widerspruches hinter Traumfängervokabeln könnte als Indikator dienen dafür, wie Insider man ist.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Ja. Man fragt sich automatisch, für wie blöde der und hält.