Kultusministerin: Vier-Tage-Woche an Schulen (wie von einer geplant) „mitnichten gewünscht“

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HANNOVER. Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat ihre Ablehnung einer Vier-Tage-Woche an den Schulen bekräftigt. Es sei «mitnichten gewünscht», aus dem Fachkräftemangel heraus eine Vier-Tage-Woche einzuführen, «insbesondere an Grundschulen», sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch in Hannover. Dafür hatte sie einen konkreten Anlass.
Unterrichtsausfall „nicht hunterprozentig zu verhindern“: Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Foto: Grüne Landtagsfraktion Niedersachsen / Brauers.com
In dieser Woche hatte die Grundschule Wiefelstede im Landkreis Ammerland für bundesweites Aufsehen gesorgt, weil sie ankündigte, einen Unterrichtstag für einzelne Jahrgänge zu streichen. Mit einer Reihe von Maßnahmen könne dieser Schritt aber abgewendet werden, betonte das Kultusministerium.
Sie habe auch keine Kenntnis darüber, dass Schulen flächendeckend darüber nachdächten. sp betonte Hamburg nun. Es sei jedoch klar, dass vereinzelter Unterrichtsausfall oder kurzfristige Notmaßnahmen derzeit nicht hundertprozentig zu verhindern seien. So könne bei akutem Lehrermangel etwa ein 13. Jahrgang auch mal einen Tag selbst lernen oder mit digitalem Unterricht versorgt werden. «Das ist aber kein Modell für die Dauer und erst recht nicht für einen Regelzustand, sondern wenn, dann für eine Ad-hoc-Maßnahme», sagte Hamburg.

Das Regionale Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück sprach am Mittwoch mit der Schulleitung in Wiefelstede. Fokus sei, dass ab Donnerstag verlässlich an allen fünf Tagen Unterricht gehalten werde, sagte eine Sprecherin. Die Grundschule habe sich vergangenen Freitag an das Amt gewandt, weil sie aus Personalmangel den Stundenplan nicht bestreiten könne. Als erste Abhilfe sei über das zeitweise Zusammenlegen von Klassen oder tageweises Distanzlernen der Klassenstufen drei und vier gesprochen worden. Auch sollten Vertretungskräfte an die Schule abgeordnet werden.

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Bereits Ende Januar hatte sich Ministerin Hamburg in einem Interview mit der «Braunschweiger Zeitung» dagegen ausgesprochen, flächendeckend einen präsenzfreien Tag pro Woche an den Schulen einzuführen. Als Antwort auf den Lehrermangel werde es das in Niedersachsen nicht geben. Für pädagogische Konzepte wie den sogenannten «Frei-Tag» – Projekttage mit eigenständigem Lernen, die von Lehrern vor- und nachbereitet werden – habe sie zwar viel Sympathie. Auch solche Konzepte seien aber nicht für das ganze Land geplant. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel: Grundschule will Vier-Tage-Woche einführen – Kultusministerium bremst (und rüffelt die Schulleiterin öffentlich)

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Johann F.
1 Jahr zuvor

Die ehrenwerte Schulleiterin hat zwei Staatsexamen bestanden, welchen Abschluss kann die sie öffentlich kritisierende Kultusministerin vorweisen? Finde den Fehler.

Johann F.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Johann F.

Doch, das hat es. Eine Minsterium, das wie kein zweites Berufschancen und Gehälter ausschließlich über universitäre Abschlüsse verteilt (Lehrbefähigung, Besoldungsstufen), sollte eine Amtsspitze besitzen, die auf Augenhöhe mit Lehrer*innen und Schulleiter*innen sprechen kann. Frau Hamburg kann das nicht, sicherlich übersteigt ihre Vergütung A13.

Sie macht einen sehr sympathischen Eindruck, wer aber als oberste Diensherrin Macht über tausende von Menschen mit diversen Studienabschlüssen hat, der sollte ebenso über einen solchen verfügen. Warum blieb sie nicht einfachTeil der Fraktionsspitze? Auch unter Wähler*innen der Grünen ist das umstritten.

eldorado
1 Jahr zuvor
Antwortet  Johann F.

Da bin ich anderer Meinung. Die Vorraussetzung für den Posten sollte sein, dass man den Schulbetrieb nicht nur aus seiner eigenen Schulzeit kennt.
Wir haben genug Kultusminister, die was völlig anderes studiert haben und entsprechend vom Schulbetrieb keine Ahnung haben. Finde ich keinen Deut besser.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  eldorado

Bei B-Besoldung braucht es weder Eignung noch Befähigung. – Wofür gibt es Parteibücher?

Ein Drogerieartikel-Verkäufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Johann F.

Was ist denn das für eine Sichtweise?

Wieviele Betriebe von Menschen gegründet und geführt werden, die kein Studium abgeschlossen haben und tausenden Menschen Arbeit geben…u.a. auch Akademikern!?

Kann ich mir bildlich vorstellen, wie man mit in einem KMU zum Eigentümer geht und ihm erzählt, dass man ihn eigentlich für blöd hält und gerne mit jemandem auf Augenhöhe diskutieren möchte…trotz seiner Millionen, Milliarden…

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dirk_Ro%C3%9Fmann

potschemutschka
1 Jahr zuvor

Ich glaube es geht weniger um den akademischen Abschluss, als um den Praxisbezug. Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Ein Mensch, der ein Unternehmen gründet und erfolgreich leitet, kommt in der Regel aus dieser Branche und kennt die Abläufe und die Menschen, die dort arbeiten und reagiert auch schnell und entsprechend auf auftretende Probleme. Sollte jemand betriebsfremd zur Unternehmensleitung benannt werden, umgibt er sich, um erfolgreich zu sein, mit Menschen, die sich in der Praxis auskennen und hört auf deren Vorschläge.

potschemutschka
1 Jahr zuvor

Wenn der Unternehmer aber die Befindlichkeiten seiner Mitarbeiter (in unserem Fall der Lehrer und Erzieher) und seiner Kunden (Schüler und Eltern) ständig ignoriert und Kritik von diesen Seiten nicht ernst nimmt, wird die Firma nicht sehr erfolgreich sein.

potschemutschka
1 Jahr zuvor

P. S. Meine Kritik richtet sich übrigens nicht speziell gegen Frau Hamburg, sondern gegen alle amtierende KuMis und deren Vorgänger. Hier im Forum ist oft vom „Elfenbeinturm der Glorreichen“ die Rede. Dieses Bild trifft es m. M. n. sehr gut.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Johann F.

Hat sich Frau Hamburg mal für ein paar Tage die Mühe gemacht, sich die konkreten Bedingungen an dieser Schule live anzusehen, d. h. mal wirklich ein paar Schultage mit einer beliebigen Klasse mitgemacht?

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Johann F.

Welche konkreten, langfristigen Lösungen bietet denn Frau Hamburg an (Bildung, nicht Verwahrung der Schüler)? Und bitte nicht nur für diese eine Schule, bei der die „Lösungen“ auch erst nach dem Aufschrei der Medien kamen. Was hat sie vorher getan, um dieser Schule zu helfen und wie will sie anderen schulen in ähnlicher Lage helfen (durch einen Maulkorb/Rüffel?)

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Alkohol ist z.B. ein geeignetes „Lösungsmittel“. Kann man sich seinen Job wenigstens schön saufen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Wieviele Schulen hat sie in den 3 Monaten besucht, mit wie vielen Lehrerkollegien/ betroffenen Eltern/Elternsprechern und Schülern hat sie in dieser Zeit persönlich gesprochen, um sich ein realistisches Bild zu machen?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

So, das haben jetzt hoffentlich alle richtig verstanden. Es ist gar nichts geplant für irgendwo, also kann man jetzt wieder ganz beruhigt sein.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Das schöne an Planung ist doch, dass sie niemals eins zu eins umgesetzt werden:)
Andernfalls hießen sie doch nicht Pläne.

Wie heißt es so schön:
„Wer Gott zum Lachen bringen will, macht Pläne.“

Anne
1 Jahr zuvor

„tageweises Distanzlernen der Klassenstufen drei und vier“. Mmh, was genau ist jetzt dann für diese Klassen der Unterschied zur ursprünglichen 4-Tage-Woche?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne

Also im ersteren Falle betrifft es vermutlich nicht die Klasse 1+2. Da sind nun alle beruhigt.

Johannes
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne

Man konnte wieder Stimmung gegen die Lehrer machen! 4-Tage- Woche: Da sieht jeder die Lehrkräfte vor sich, die sich schon donnerstags ab 13 Uhr einen lauen Lenz machen…
Es geht nur die Ruhe an der (Eltern-)Front. Hauptsache, keiner muckt auf- was konkret in der Schule läuft ist egal.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Klassenzusammenlegung, also Massenkindhaltung, also Unterbringung statt Unterricht.

Alles klar.

Wird als „geht doch!“ Einzug in die Köpfe anderer finden.

Prima Idee! Und irgendwelche selbst- bzw. fremdernannten „Experten“ (ist das ein Ausbildungsberuf oder kann man das kaufen?) klopfen sich stilz auf die Schultern, feiern sich – geht doch!

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Um die 4-Tage-Woche abzuwenden sind also momentan folgende Lösungen auf dem Tisch: Klassen vergrößern, parallelen Distanzunterricht anbieten. Sehr erfindungsreich, das führt unverzüglich zu noch mehr Lehrermangel.
Zudem würde die 4-Tage-Woche bei der Elternschaft einen Tsunami auslösen, das will man natürlich vermeiden. Hat man den Eltern doch schon seit Jahren eine Ganztagesbetreuung versprochen, und nun das?
Oweh! Wer nie seine Hausaufgaben macht, muss irgendwann scheitern, liebe KMK.

TaMu
1 Jahr zuvor

Die tapfere Schulleiterin hat festgestellt, dass die Unterrichtsversorgung nicht mehr funktioniert, weil drei Lehrkräfte dauerhaft fehlen und deshalb mit den verbliebenen Lehrkräften auf eine 4Tage-Woche umgestellt, in der tatsächlich Unterricht erteilt werden kann. Daran wird sich auch nichts ändern. Den 5. Tag oder aufgeteilt die entsprechenden Stunden verbringen die Kinder unterrichtsfrei an der Schule, sind aber betreut. Schließlich können zwei pädagogische Fachkräfte nicht unterrichten und die Feuerwehrkraft kann maximal eine fehlende Lehrerin ersetzen.
Es wird also kein Unterricht stattfinden können. Was für eine ministerielle Augenwischerei. Hauptsache, Eltern und Wirtschaft bekommen keine Schnappatmung. Die Schulleiterin hatte die Situation erkannt, benannt und reagiert. Dafür wurde sie öffentlich von ihrer obersten Dienstbehörde getadelt, weil das, was ist, nicht sein darf. Ich würde an ihrer Stelle überlegen, den Schulleiterposten abzugeben.

Schade
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Nein, es ist sogar noch schlimmer! Durch Zusammenlegen der Klassen oder ähnlich pädagogisch unsinnige Maßnahmen, wird nicht nur an EINEM Tag kein Unterricht stattfinden, sondern vermutlich dauerhaft gar kein vernünftiger Unterricht möglich sein. Aber egal, die Kinder sind in der Schule verwahrt und damit ist das Problem gelöst.

Ich bin erstaunt, dass noch kein KM und kein Wirtschaftsverband auf die Idee gekommen ist, die Kinder einer kompletten Schule den ganzen Tag lang zusammen in die Turnhalle zu pferchen. Was man alles sparen könnte, wenn man nur noch die Security bezahlt, die die Ausgänge bewacht! *ironie off*

Verengtes Lichtraumprofil
1 Jahr zuvor

„Niemand hat die Absicht eine 4-Tage-Woche zu errichten!“

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Sehr schöner Forumsnamen!

dickebank
1 Jahr zuvor

Wenn die 4-Tage-Woche nicht gewünscht ist, schließt das aber logischerweise eine 3-Tage-Woche nicht a priori aus.

SuS gehen drei Tage zur Schule, Lehrkräfte sechs – eine echte win-win-Situation. Mit der vorhandenen Anzahl von Lehrkräften können schlagartig doppelt so viele SuS gecoacht werden.

Für individuelle Förderung stünde bei dem vorgeschlagenen Modell immer noch der Sonntag zur Verfügung. Im Gegenzug für 13 Wochen unterrichtsfrei kann ja auch mal ein bischen geleistet werden.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Man sollte dabei betonen, dass von den Eltern dann ebensolcher Arbeitseinsatz ohne Freizeitausgleich und ohne Vergütung erfolgen wird.

A. Faber
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Dicke Backe, das ist ein gefährlicher Vorschlag – in einer Zeit, in der die aufgescheuchte Politik nach jedem noch so irren Strohhalm greift!

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  A. Faber

Mein Nick kommt aus der Stratigraphie, nicht aus der Anatomie:)

Johanna
1 Jahr zuvor

Das ist alles so was von scheinheilig. Hier bei uns in Loxstedt gibt/gab es wochenlang eine 4 Tage Woche an einer Haupt- und Realschule. Ich eage zu bezweifeln, dass dieses Vorhaben nicht mit den Behörden abgestimmt wurde