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Philologen fragen: Wie lassen sich schriftliche Leistungen noch bewerten, wenn sie womöglich mithilfe von KI entstanden sind?

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DÜSSELDORF. Kaum eine technische Neuerung hat es so schnell in Schulen und Unterricht geschafft wie der Chatbot ChatGPT. Das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Programm sorgt allerdings bei Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern gleichermaßen für Verunsicherung. Denn noch ist völlig unklar, wie es rechtssicher eingesetzt werden kann.

Wer schreibt künftig denn die Hausaufgaben? Foto: Shutterstock

„Wir brauchen verbindliche Regelungen für den Umgang im Unterricht und bei schriftlichen Fach- oder Hausarbeiten. Der Philologenverband fordert daher schnellstmöglich einen KI-Gipfel in NRW, bei dem Fragen geklärt werden, die Schulen nicht allein beantworten können“, sagt Sabine Mistler, Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes.

Sabine Mistler auf der edu:regio
Ist am 11. Februar 2023 auf der edu:regio zu erleben: Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands NRW. Foto: Philologenverband NRW.

Interessiert am Thema digitale Bildung? Lehrkräfte, aufgepasst! Informative Vorträge aus der Praxis, Gespräche mit Tiefgang, ein individuelles Fortbildungsprogramm und eine fachliche Ausstellung mit einem Schwerpunkt auf digitale Bildungsmedien – eigens für Sie (und alle anderen, die für Schule Verantwortung tragen): Das ist die edu:regio, ein pädagogisches Großevent, das am 10. und 11. Februar in Düsseldorf Deutschland-Premiere feiert.

3.000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet – und prominente Gäste: Am 11. Februar 2023 (14 Uhr) ist zum Beispiel Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands NRW, im Gespräch mit News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek auf der edu:regio zu erleben. Das komplette Programm und Tickets gibt es hier: www.edu-regio.de/duesseldorf-2023.

„Wir stellen uns vor, dass sich dabei nicht nur Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung zusammensetzen, sondern vor allem auch Vertreterinnen und Vertreter der Praxis, sprich Lehrkräfte, die in ihrem Berufsalltag schon häufig mit der Software zu tun haben“, sagt Mistler. Die rasante Entwicklung auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz erfordere daraus folgend einen kontinuierlichen und regelmäßigen Austausch.

Neben rechtlichen, datenschutzrechtlichen und didaktisch-pädagogischen Fragen müssen auch Aspekte der Bildungsgerechtigkeit besprochen werden. Laut Medienberichten hat das Schulministerium angekündigt, die Nutzung von Künstlicher Intelligenz im schulischen Kontext nicht einschränken zu wollen. „Wenn das Programm aber, wie vom Hersteller angekündigt, bald kostenpflichtig wird, stellt sich schnell die Frage, wie Zugänge für alle Lehrkräfte und die Schülerschaft gewährleistet werden können“, so Mistler. „Die Nutzung darf keine Frage des Geldbeutels sein.“

Schon werden Forderungen laut, Hausaufgaben und Facharbeiten abzuschaffen, da ohnehin niemand mehr überprüfen könne, wie und mit welcher Hilfe sie entstanden sind

Die Testversion von ChatGPT wurde erst im vorigen November von dem US-Softwareentwickler OpenAI veröffentlicht. Millionen Nutzerinnen und Nutzer verwenden die sprachbasierte Anwendung seitdem bereits – auch von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften werden KI-Programme genutzt. Allerdings in einer rechtlichen und didaktischen Grauzone. So stellt sich im Schulalltag die Frage, wie schriftliche Leistungen bewertet werden können, wenn sie womöglich mithilfe einer Software entstanden sind.

Bislang gibt es kaum Möglichkeiten, Texte auf den Einsatz KI-basierter Technologien zu überprüfen. Schon werden Forderungen laut, Hausaufgaben und Facharbeiten abzuschaffen, da ohnehin niemand mehr überprüfen könne, wie und mit welcher Hilfe sie entstanden sind. „Das kann natürlich nicht die Lösung sein“, mahnt Mistler. „Wir müssen auch künftig eigenständige Leistungen von Schülerinnen und Schülern bewerten können. Unter Umständen muss man die Verwendung von KI-Systemen in bestimmten Situationen untersagen oder einschränken.“

Diese Entscheidung dürfe aber nicht auf einzelne Schulen oder Lehrkräfte abgeschoben werden, sondern bedürfe einer landesweiten Regelung – durch einen KI-Gipfel. Die vom Schulministerium zeitnah in Aussicht gestellten Handreichungen könnten Leitplanken im Umgang mit KI-Programmen sein, denen das Potenzial vorausgesagt wird, das System Schule auf den Kopf stellen zu können. „Leitplanken nützen aber wenig, wenn niemand weiß, wohin die Reise geht“, warnt die Philologen-Landesvorsitzende.

Im Alltag zeigt sich auch, dass viele Lehrkräfte erst im Umgang mit Künstlicher Intelligenz geschult werden müssen. Dazu müssen schnell fach- und inhaltsbezogene Weiterbildungen entwickelt und angeboten werden. „In Zeiten extremer Belastungen für Lehrerinnen und Lehrer müssen sie aber mit Augenmaß erfolgen“, mahnt Mistler. Fortbildungen dürften nicht zu einer Mehrbelastung führen und müssten praxistauglich sein. News4teachers

Schüler lassen sich Hausaufgaben bald von Künstlicher Intelligenz schreiben

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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Die aktuellen Olympiade-Medaillen gehen an …

Platz 1, total goldig für: Lüften
Platz 2, versilbert für: Digitalisierung
Platz 3, Altschrott für: KI

Nun bitte zusammen für das Pressefoto, perfekt. Danke.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Georg
1 Jahr zuvor

Für Lehrer aufwändige, aber wohl notwendige Lösung:

Verbindliches mündliches Kolloquium nach Abgabe der schriftlichen Hausarbeit

Für die Umsetzung dieses Tipps braucht es auch keine Fortbildung.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Hausarbeiten solo habe ich vor mind. 15 Jahren eingestellt. Damals hieß die KI noch „Bekannte“. – Aber nun ist ja KI. Gaaanz „anders“, also großes Theater angesagt, gähn.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Und zwischen „vor mind. 15 Jahren“ und heute gibt und gab es Kopierer, Fotos, Internet.

Ich lasse auch keine Buchvorstellungen eigener Bücher mehr machen, um die Note aufzubessern.

Dieser „eigene“ Büchergeschmack orientiert sich an vorhandenen Inhaltsangaben im Netz.

Schon ewig.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Spare Dir das Lesen der Hausarbeit. Nur 90 Minuten Vortrag und Fragen zum Thema.

Mit der Fortbildung sehe ich das genauso. Zeitverschwendung und Unterrichtsverlegung.

Georg
1 Jahr zuvor

In NRW ist die Facharbeit Pflicht …

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Das ist dann natürlich blöd.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Hm.

Dieselbe Fragestellung eingeben, etwas warten, ausdrucken und vergleichen?!

Dirk Z
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Denke mal dass es auch für einen Schüler schwierig ist nicht irgendein Text zu erwischen, der umformuliert dem entspricht was er sich selbst ehrlich zusammengeschrieben hat. Und dann könnte der Vorwurf zum Abschreiben sehr schnell kommen, obwohl er es in diesem Fall nicht gemacht hat.
Ich denke da gibt es schon Techniken herauszubekommen, ob jemand etwas nur zusammenkopiert hat oder es innerlich auch wirklich verstanden hat. Man muss bei einer gezielten Rückfrage es nicht gleich im Kopf haben aber wer eine Arbeit selber erstellt hat, wird die betreffende Stelle, wo die Antwort beschrieben ist sehr schnell finden.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich tippe drauf, dass genau diese geforderten standardisierten Umgangsregeln und die daran geknüpften Schilf-Veranstaltungen ausbleiben werden.
Zum einen, weil man sich scheut – wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser – sich in einem erwartbaren Zeitrahmen festzulegen, zum anderen, weil man kein Geld dafür locker machen wird und zum letzten, weil man diese Probleme ganz entspannt jeder einzelnen Schule zur Lösung zuschieben wird und das Ganze als individuellen und nicht restriktiven Ansatz zum Umgang mit ChatGPT verkaufen wird.
(Warum etwas juristisch wasserdicht und verlässlich im Umgang festlegen, wenn man den ganzen Driss nach unten an die Basis durchreichen kann – mit dem Hinweis, dass dort dafür nun Konzepte erstellt werden sollen – und zwar möglichst so viele, wie es Schulen in NRW gibt)

Sollte es dann zu juristischen Auseinandersetzungen kommen – jemand wird beim Täuschungsversuch mit ChatGPT quais erwischt – dann muss die einzelne Lehrkraft oder die Schule dieses Verfahren alleine bewältigen.
Ein weiterer Grund für eine gute Dienstrechtschutzversicherung.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Warum immer so realistisch, lieber Andre? 😉

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

So einfach kann es sein.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor

Die Lösung ist doch so einfach, wie die Nacht dunkel:

Präsenzanfertigung, keine Hausarbeiten mehr; Fragen zum Thema bewerten, keine Abgabe von schriftlichen Arbeiten.

Nein, ich brauche keine Schulung – ich bringe mir ChatGPT selbst bei. Ist ja nicht so schwierig. Dafür haben wir ja lange genug und in analogen Zeiten studiert.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Manche Politiker sind ja schon mit gutem Beispiel vorangegangen und haben Dissertationen vorgelegt, die zum Teil abgeschrieben waren. Natürlich kann KI auch dabei helfen. Der Clou wäre ja, wenn die KI so schlau werden würde, alle Spuren zu verwischen, damit man das nicht erkennen kann. Aber dann wird’s später wieder eine eigene Anti-Anti-Erkennungssoftware geben, und es wird weiter digital aufgerüstet. Eines Tages diskutieren nur noch Computer miteinander, der Mensch wird unwichtig.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Win-win-win für unsere Software-Entwicklerys! 😉

Iri-Hor
1 Jahr zuvor

Bei häuslichen Arbeiten wusste man doch noch nie, wer sie wirklich gemacht hat. Was ist da jetzt anders als früher? Höchstens, dass die Nutzung jedem gleich zugänglich ist?

Ansonsten kann man schriftliche Arbeiten wie mündliche in der Schule erledigen lassen und sämtliche Hilfsmittel dabei verbieten.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Iri-Hor

Nun, „früher“ brauchte es Kontakte der menschlichen Art – Freunde, Geschwister, Eltern, die das Ding geschrieben haben…. – heute halt nicht.

Wir haben tw. aus diesen Gründen Themen für die Präsentationen unserer Neuntklässlerys bis zu fünf Jahre gesperrt.

Analog haben die das meist recht schnell verbaselt.

Heute ist das sichere Aufbewahren (und Verkaufen 😉 ) schon deutlich fortschrittlicher und anwenderfreundlicher.

Ron
1 Jahr zuvor

Einfach mal wieder ne Klassenarbeit schreiben, die auch ihren Namen verdient und tatsächlich vernetztes Wissen abfragt, statt auf Stückelkompetenzen mit Kunstoperatoren zu setzen.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Die im Artikel angesprochene Diskussion über den Einsatz einer KI zum Schreiben von Hausaufgaben und deren Beurteilung ist hinfällig. Zumindest in NRW wird eine Benotung (siehe 4.5) ausdrücklich untersagt.

https://www.schulentwicklung.nrw.de/orientierungshilfe-g8/entwicklungsfelder/hausaufgaben/index.html

Man muss sich also nur noch mit der Facharbeit auseinandersetzen, welche aber schon in der Vergangenheit häufig mit einem Fachvortrag einherging. Letzteres zeigte dann, ob der Prüfling überhaupt verstanden hat, was er schrub.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Klar ist die verboten.
Aber wer Hausaufgaben tatsächlich nicht benotet (auch nicht über Bande) braucht grob 90% der SuS garkeine aufgeben.

Marion
1 Jahr zuvor

Zum Teufel mit meinem Vorsatz nicht mehr kommentieren zu wollen, ich platze sonst.
Schöne neue digitalisierte Welt, die uns das Leben um sooooo vieles leichter macht.
In Nürnberg war gerade Spielzeugmesse. Klaus Schamberger, der wöchentlich seine Kolumne „Umg’schaut“ in der Nordbayrischen Zeitung veröffentlicht, hat sich auf eben jener, zum 72. mal stattfindenden Spielwarenmesse, nun ja, umg’schaut.
Künstliche Intelligenz spielt dort auch eine Rolle. Und weil Klaus Schamberger es viel schöner ausdrücken kann als ich, zitiere ich im Folgenden aus seiner heutigen Kolumne:
„…So hab ich unter anderem auf der Nuremberg Spielzeug- und Plastikgrafflmesse ein Rennauto bewundern dürfen, welches von einem Smartphone abgesmartphont worden ist und sich sodann nicht nur im Smartphone befunden hat, sondern auch in einer augmentet reality. In dieser erweiterten Wirklichkeit wird es unserem Zugriff bald entzogen sein und machen, was es will. Ähnlich einem Roboter namens Cozmo. Von ihm berichtet sein Hersteller, er habe ein manuelles Gehirn, was immer das bedeutet, könne sehen, fühlen, hören, mit den Augen zwinkern und das mit ihm spielende Kind emotional beeinflussen. Zusätzlich verfüge er über sage und schreibe 25 Freiheitsgrade. Ich weiß nicht, was der tiefere Sinn von 25 Freiheitsgraden ist, könnte mir aber vorstellen, daß der Cozmo einige seiner Freiheitsgrade dazu verwendet, sich die Freiheit herauszunehmen, das mit ihm vermeintlich spielende Kind nach seinen Richtlinien einer erweiterten Wirklichkeit zu erziehen. Es scheint sich also um das Wegspülen der kindlichen Freiheit zu handeln, auf das man, gestützt durch Forschungen auf allen maschinengesteuerten Gebieten, intensiv hinarbeitet. Ähnlich vielen anderen Bemühungen, unseren Muggnschiss von Erde unbewohnbar zu machen…“
Dem hab ich nichts hinzuzufügen.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Doch, eins noch. Ist schon mal jemandem aufgefallen, daß wir bald nix mehr ohne Steckdose können?
Lesen, Schreiben, Rechnen, Denken, Einkaufen, ’ne Banküberweisung ausfüllen…
Wir schaufeln uns unser eigenes Grab und merken es nicht mal.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Ja, und der Strom kommt nur dann aus der Steckdose, wenn alle Computer im elektrischen Netz einwandfrei funktionieren. Wenn die mal versagen, gibt’s den berühmten Blackout. Und nach ein paar Tagen sind die Regale im Supermarkt leergekauft, denn der Nachschub kann ohne Elektrizität und Computer nicht bestellt werden.
Ganz zu schweigen von nordkoreanischen Hackern, die bewusst alles lahmlegen wollen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Na klar.

Deswegen muss ja auch Lüzerath weg, der Hambacher Urwald, Kohleabbau bleibt, Atomkraftwerke hurra …

Kein Wesen ist so blöde wie der (geldgierige) Mensch!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Ganz einfach – alles Schriftliche im Unterricht ohne Zugang zum Netz und fertig.

Max. eine Doppelstunde – zum Inhalt des eigenen Unterrichts.

Auch in Hochschulen!

Oder – sofort anschließend mündliche Prüfung.

Die Büchse der Pandora….. Schließen lässt die sich nimmer.

Nur bei Stromausfall und Hackerangriffen 😉

Mom73
1 Jahr zuvor

Tolle Kombi, KI und keine Noten mehr…. Dann können wir die Schule bald endlich abschaffen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mom73

Aber die l e r n e n doch dann a l l e so unendlich viel und so unendlich begeistert ganz individuell und f r e i w i l l i g 😉

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