Home Politik KMK-Oberstufenreform: Kultusminister loben sich selbst für Einigung beim Abitur

KMK-Oberstufenreform: Kultusminister loben sich selbst für Einigung beim Abitur

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BERLIN. Die Kultusminister der Länder bewerten die weitere Angleichung beim Abitur als Erfolg. So viel Einheitlichkeit habe es in diesem Bereich noch nie gegeben, sagte der Koordinator der SPD-Länder in der Kultusministerkonferenz (KMK), Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, nach Abschluss der Beratungen der KMK am Freitag in Berlin. Der Vertreter der unionsregierten Bundesländer, Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU), schloss sich der Formulierung an.

Die KMK ist mit sich – mal wieder – zufrieden (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die KMK hat nach eigenem Bekunden „eine Angleichung struktureller Rahmenbedingungen für die gymnasiale Oberstufe“ beschlossen, um das Abitur in Deutschland vergleichbarer zu machen. Es geht dabei konkret um die sogenannte Qualifikationsphase vor den Abiturprüfungen. Erstmals wurden für diese zweijährige Phase bundesweite Vorgaben zur Anzahl und Gewichtung von Klausuren aufgestellt. Außerdem wird die mögliche Zahl der Leistungskurse begrenzt und eine einheitliche Vorgabe zur Anzahl der zu belegenden Kurse insgesamt festgelegt.

In einer Pressemitteilung der KMK heißt es: „Künftig können die Länder nur noch zwei oder drei Fächer auf erhöhtem Anforderungsniveau respektive Leistungskurse vorsehen – bisher waren es zwei bis vier. Bei zwei Leistungskursen sind diese doppelt zu gewichten – bisher war dies freigestellt. Dabei müssen Schülerinnen und Schüler in den vier Halbjahren der Qualifikationsphase insgesamt 40 Kurse verpflichtend belegen und davon 36 in die Gesamtqualifikation einbringen, aus der sich die Abiturdurchschnittsnote ergibt. Geringfügige Abweichungen hiervon sind nur unter ganz bestimmten Bedingungen zulässig. Derzeit können 32 bis 40 Kurse für die Durchschnittsnote angerechnet werden. Darüber hinaus werden erstmals Festlegungen zur Anzahl und Gewichtung der Klausuren in der Qualifikationsphase getroffen.“

„Profitieren werden davon vor allem die jungen Menschen, die nun über eine ausgezeichnete Planungssicherheit für ihren weiteren Lebensweg verfügen“

Weiter: „Über diese Festlegungen hinaus werden die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer gestärkt, indem nun mindestens sechs Schulhalbjahre (statt bisher vier) zu belegen sind. Die naturwissenschaftlichen Fächer werden auf grundlegendem Anforderungsniveau beziehungsweise als Grundkurse künftig einheitlich dreistündig unterrichtet werden. Bisher sind auch zweistündige Kurse möglich. Die Vermittlung notwendiger Kompetenzen für eine von Digitalisierung geprägte Welt ist in den grundlegenden Abschnitt zur Zielsetzung der gymnasialen Oberstufe zusätzlich aufgenommen worden.“

Die Umsetzung der Änderungen in der Oberstufenstufenvereinbarung müsse spätestens 2027 für die Schülerinnen und Schüler, die dann in die Einführungsphase eintreten, erfolgen. „Das erste Abitur auf der Basis der Neuregelungen wird daher in den Ländern spätestens 2030 abgenommen. Der lange Umsetzungszeitraum erklärt sich durch den erheblichen Anpassungsbedarf zahlreicher Länder und den ohnehin notwendigen dreijährigen Vorlauf in der gymnasialen Oberstufe“, so heißt es in der Erklärung.

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Die KMK trage damit der Forderung des Bundesverfassungsgerichts nach einer höheren Vergleichbarkeit des Abiturs Rechnung, sagte die derzeitige KMK-Präsidentin, die Berliner Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD). Es sei nun auf struktureller Ebene ein weiterer Schritt getan, die Berechnungsgrundlagen für die Abiturdurchschnittsnote weiter anzugleichen.

„Die Überarbeitung der Oberstufenvereinbarung trägt einerseits den unterschiedlichen strukturellen Ausgangs- und Rahmenbedingungen der einzelnen Länder Rechnung, berücksichtigt andererseits aber auch deren bildungspolitische Traditionen. So bleiben bei aller Übereinstimmung auch weiterhin die erforderlichen Spielräume bestehen genauso wie die notwendige Flexibilität im Hinblick auf gesellschaftliche Veränderungen“, meinte Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU). „Alle Länder haben sich auf die vorliegende Vereinbarung zubewegt. Profitieren werden davon vor allem die jungen Menschen, die vor der Abiturprüfung stehen und nun gerade im Hinblick auf die bundesweite Zulassung zu den verschiedensten Studienfächern über eine ausgezeichnete Planungssicherheit für ihren weiteren Lebensweg verfügen.“

Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe, Sprecher der SPD-geführten Kultusministerien in Deutschland, befand: „Gerade im Vergleich zu anderen Bildungsabschlüssen und im Vergleich zu den Schulabschlüssen vor 20 Jahren haben wir ein bisher noch nicht erreichtes Maß der Übereinstimmung und Gerechtigkeit erreicht.“  Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hatte bereits gestern (nachdem das Ergebnis der KMK durchgesickert war) von einem „Trippelschrittchen“ gesprochen, wie News4teachers berichtete. News4teachers / mit Material der dpa

Die neuen Regelungen zur gymnasialen Oberstufe sind nachzulesen in der „Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung“ (Beschluss der KMK vom 07.07.1972 i. d. F. vom 16.03.2023)

GEW: „Falsche Weichenstellung“, Philologen: „Erfolg“ – Lehrerverbände streiten über die Oberstufenreform der KMK

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DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Was sind nochmal Leistungskurse?
In SH gibt es die seit 15 Jahren nicht mehr. Alle Abiturient*innen müssen zwei Fächer aus Mathe, Deutsch und Englisch auf dem „erhöhten“ (fünf statt drei Stunden – also nur erhöhte Stundenanzahl) Anforderungsniveau absolvieren sowie sich in einem Profilfach im Abitur schriftlich prüfen lassen. Davor hatten wir zwei Leistungskurse in zwei Schienen (Es ging auch z.B. Chemie und Bio.) plus ein weiteres schriftliches und ein mündliches Prüfungsfach (Grundkursfächer).
Zwangsfächer (Mathe, Englisch und Deutsch) sind für mich keine Leistungskurse.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Leistungskurse waren in BW früher die Kurse, in denen viel Inhalte behandelt wurde. Im Grundkurs wurde weniger behandelt.

Heute bleibt das erhöhte Niveau unter dem früheren Grundkursniveau – man denke einfach mal an die Produktintegration in Mathematik und ein Dutzend andere Stellen.

Kritischer Dad*NRW
1 Jahr zuvor

Einfach nur genial. Kaum hat eine Fachfrau des Bildungswesen den Vorsitz erhält eine über 50 Jahre alte Regelung ein Upgrade.
Glücklicherweise erst zum Abitur 2024. … das hätte auch erst 2027 gereicht.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Einmal Abi bitte. Mit allen. Zum Rausgehen.

Anne S.
1 Jahr zuvor

Wieso brauchen wir in der Kultusministerkonferenz eigentlich parteipolitische Verantwortliche und Vertreter von bestimmten Parteien?

Ich habe manchmal das Gefühl, wir bräuchten viel weniger „Politik“ (weniger „Rehtsverdreher“ sowieso) in der Verwaltung, der Bildung und den verschiedenen Gremien , sondern mehr „gute Manager“, die einfach machen, sehen, wo die Probleme sind und anpacken.

Ab wann behindert „Politik“ sich eigentlich selbst?

Georg
1 Jahr zuvor

Gerechtigkeit ist hier auch wieder ein Euphemismus für Niveauverlust. Allerdings hätten sie sich mit Sicherheit nicht auf Bayern 1989 geeinigt. Über die Inhalte, die in den Kursen vermittelt werden sollen, steht da auch nichts, es wurden überwiegend Auslegungsbereiche nach unten konkretisiert.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

… sicher auch nicht auf ein Abitur nach DDR-Niveau (ohne Ideologie – also mathem.-naturwissenschaftliche Fächer, Rechtschreibung, Grammatik, Sport, Kunst, Musik). Das Abitur war einheitlich für die gesamte DDR.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das wäre sogar noch höher als Bayern 1989.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

🙂

Konfutse
1 Jahr zuvor

Das Abiturzeugnis dürfe keinesfalls mehr ein Hindernis auf dem weiteren Bildungsweg eines jungen Menschen sein, sagte Schopper im SWR2-Tagesgespräch.“
Wow! Es war mir als SekI Lehrerin gar nicht klar bis jetzt, dass das Abizeugnis ein Hindernis auf dem weiteren Bildungsweg eines jungen Menschen darstellt! Das muss ich meinen Hauptschulabschlüsslern, die wegen ihres Hauptschulabschlusses keine Lehrstelle bekommen, erzählen. Irgendwas müssen die falsch gemacht haben.
Frau Schopper, Hand aufs Herz: Wollten Sie mit der Aussage mal ein bisschen zynisch sein?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Der Satz liest sich wirklich, als ob das Abitur leistungslos verschenkt werden soll.

Lera
1 Jahr zuvor

[sarcastic applause]

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