Schule vom Kind aus denken: Weist die Montessori-Pädagogik den Weg aus der Bildungskrise heraus? Ein Interview

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BERLIN. Beim „Bildungsgipfel“ von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) wurde nach Wegen aus der tiefen Krise gesucht, in der das Schulsystem aktuell steckt. Nicht eingeladen war – obwohl immer mehr Eltern Lösungen dort verorten (und ihre Kinder in den zugehörigen Einrichtungen anmelden): der Verband Montessori Deutschland. Wir sprachen im Vorfeld der anstehenden Mitgliederversammlung des Verbands mit dem Vorsitzenden Dr. Jörg Boysen.

Weniger Leistungsdruck, freieres Lernen, motiviertere Schülerinnen und Schüler, zufriedenere Lehrkräfte – ist das die Richtung,, die das Schulsystem nehmen sollte? Illustration: Shutterstock

News4teachers: Ihr Verband Montessori Deutschland war zwar nicht auf dem „Bildungsgipfel“ präsent, dafür aber mit einem großen Stand auf Europas größter Bildungsmesse, der didacta, vertreten. Wie ist Ihr Angebot von den Besucherinnen und Besuchern angenommen worden?

Boysen: Wir sind sehr angetan von den Reaktionen. Wir haben explizit um Rückmeldungen gebeten, und die fielen durchweg positiv aus. Es kamen viele Menschen, die zuvor kaum Kontakte zu Montessori hatten. Denen konnten wir die Pädagogik erläutern und ihnen anhand einer Ausstellung Material vorstellen, mit dem in den Einrichtungen gearbeitet wird. Wir hatten auf dem Stand zudem verschiedene Events – unter anderem mit Jugendlichen aus einer Montessori-Schule, die besondere Wege hin zur Nachhaltigkeit geht.

News4teachers: Was waren denn Fragen, mit denen Sie konfrontiert wurden?

Themenwochen Privatschulen

Mitte April 2023  – unmittelbar nach den Osterferien – laufen auf News4teachers, mit 2,5 Millionen Seitenaufrufen monatlich Deutschlands meistgelesenes Bildungsmagazin, die Themenwochen Privatschulen. Ein Schwerpunkt dabei: Was die pädagogische Arbeit an einer freien Schule ausmacht.

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Boysen: Studierende wollten wissen, wie sie Montessori-Lehrkraft werden können, Lehrkräfte, wie sie umsteigen können. Es gab auch Eltern, die sich informieren wollten, ob ihr Kind eine Montessori-Schule besuchen sollte. Andere wiederum haben gefragt, was Montessori-Pädagogik überhaupt ist.

News4teachers: Ist das denn Leuten nicht klar?

Boysen: Die Frage kommt wieder öfter – unter anderem wohl deshalb, weil wir als Verband jetzt präsenter sind und das Thema öfter in die Öffentlichkeit bringen. Ein anderer Grund ist vielleicht, dass der Name ja nicht geschützt ist. Manchmal wird mit dem Etikett „Montessori“ geworben, ohne dass wirklich Montessori-Pädagogik dahintersteckt. Und das führt dann womöglich zu Missverständnissen.

News4teachers: Das Schulsystem in Deutschland steckt in einer tiefen Krise – hat zuletzt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger festgestellt. Hätten Sie als Vorsitzender von Montessori Deutschland Lösungsvorschläge?

Boysen: Ich wünschte, man könnte einfach ein paar Vorschläge machen, die alle begrüßen und dann wird es besser. So einfach ist es leider nicht, die Probleme sind vielschichtig. Fakt ist, es gibt aktuell einen großen Lehrkräftemangel. Wie kommt der zustande? Ist der Beruf unattraktiv, dann stellt sich die Frage, wie sich die Attraktivität erhöhen lässt. Wir meinen: Wenn man wirklich etwas ändern will, müsste man – beginnend von der Lehrerausbildung – grundsätzlich an diese Frage herangehen, nicht nur ein bisschen hier nachsteuern, ein bisschen da, sondern eine echte Reform angehen. Und das führt dann zum zweiten Punkt: Eigentlich müsste man die Prämissen des gesamten Schulsystems überdenken.

News4teachers: Und wie?

„Wir sind überzeugt davon, dass Kinder mit einer angeborenen Lernfreude ausgestattet sind“: Jörg Boysen, Vorsitzender von Montessori Deutschland. Foto: privat

Boysen: Das jetzige System versucht, das Lehren zu optimieren, gleichzutakten, durchzuorganisieren, damit der Ablauf möglichst reibungslos funktioniert. Das basiert auf Festsetzungen: dass der Unterricht im 45-Minuten-Takt stattfindet, in jahrgangshomogenen Lerngruppen, mit punktuellen Leistungsabfragen, mit Ziffernnoten, in Fächer aufgeteilt. Ein so starres System lässt sich aber nicht so verändern, wie es nottäte: nämlich Schule von den Schülerinnen und Schülern aus zu denken, die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum zu rücken.

Kinder sind unterschiedlich, sie entwickeln sich unterschiedlich. Wir sollten in den Schulen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass dem Rechnung getragen wird – indem Schülerinnen und Schüler sich in ihrem Tempo und ihren Interessen gemäß weiterentwickeln können und entsprechend gefördert werden. So, wie es in unseren Einrichtungen geschieht. Beispiel: Ziffernnoten. Ich habe erst neulich wieder das Argument gehört, dass die ja motivierend wirken würden. Das mag für gute Noten gelten, oder für die Schülerinnen und Schüler, die sich mal durch einen Ausrutscher herausgefordert fühlen. Wie aber schlechte Noten Schülerinnen und Schüler generell motivieren sollen, das hat mir noch niemand erklären können. Und das betrifft ja nicht wenige: Mathematisch gesehen liegt immer fast die Hälfte der Klasse unter dem Durchschnitt. Davon wird dann mancher die Motivation verlieren.

„Wenn Lehrer aus dem Regelschulsystem zu uns kommen, sind sie erleichtert und freuen sich, mit mehr Spielraum den Fokus auf ihre pädagogische Arbeit mit dem Kind richten zu können“

Wir sind überzeugt davon, dass Kinder mit einer angeborenen Lernfreude ausgestattet sind. Sie streben danach, mehr zu lernen, was sich bei jedem Kleinkind beobachten lässt. Aber wir schaffen es in den Regelschulen dann, dass bei vielen Kindern diese Lernfreude verschwindet. Das kann nicht richtig sein. Wir setzen dem das Konzept der Montessori-Pädagogik entgegen, das bei der natürlichen Neugierde junger Menschen ansetzt und dieser eine sinnvolle Richtung gibt, wir bieten Anregungen, die mit der Jahrgangsmischung beginnt und mit der lernförderlichen Struktur des Lernalltages nicht endet. Unsere Lehrkräfte sind ausgebildet, Schülerinnen und Schüler zu beobachten und entsprechend ihrer Bedürfnisse zu fördern. Wir wissen aus Erfahrung, dass das Konzept erfolgreich ist, wenn man es konsequent umsetzt.

News4teachers: Vom Lehrermangel bleiben auch die Montessori-Einrichtungen nicht verschont. Sie werben um Lehrkräfte. Warum sollte eine Lehrkraft an einer Montessori-Schule arbeiten?

Boysen: Um eine größere pädagogische Wirksamkeit zu erleben. Weil an unseren Einrichtungen die Möglichkeit besteht, auf das einzelne Kind eingehen zu können, weil wir eng im Team arbeiten und dadurch Zufriedenheit bei der Arbeit entsteht. Wir merken das, wenn Lehrer aus dem Regelschulsystem zu uns kommen. Sie sind erleichtert und freuen sich, mit mehr Spielraum den Fokus auf ihre pädagogische Arbeit mit dem Kind richten zu können.

News4teachers: Wie sieht es denn bei der Nachfrage von Elternseite aus? Sind die Montessori-Einrichtungen nach wie vor gefragt? Und wenn ja – von welcher Klientel?

Boysen: Wir haben eine hohe Nachfrage. Es gibt, überall wo ich hinhöre, Wartelisten. Es gibt das Interesse an Gründungen. Welche Eltern interessieren sich für Montessori? Viele haben sich grundsätzlich mit dem Konzept beschäftigt, sehen es als kindgerecht an und möchten deshalb, dass ihr Kind auf eine Montessori-Schule geht. Es gibt auch Eltern, die sich vielleicht noch nicht so viel mit den Hintergründen beschäftigt haben, die aber nach einer Alternative zum Leistungsdruck des Regelschulsystems suchen. Und dann gibt es die, die eine bestimmte Schule für ihr individuelles Kind suchen, die sagen: Ich möchte, dass mein Kind mit seiner Kombination von Fähigkeiten, Stärken und Schwächen dort hinkommt, wo man diese anerkennt und es individuell fördert. Wir haben die ganze Bandbreite.

News4teachers: Sie haben auf der didacta erstmals zwei Kinderhäuser ausgezeichnet, die ein Anerkennungsverfahren nach dem Montessori-Qualitätsrahmen durchlaufen haben. Was steckt dahinter?

Boysen: Wir haben einen Qualitätsrahmen entwickelt, sowohl für Montessori-Bildungseinrichtungen als auch für die Montessori-Zusatzausbildung, in dem Qualitätskriterien als Entwicklungsziele dargestellt sind, als Mittel zur Qualitätsentwicklung an den Einrichtungen und in den Ausbildungskursen. Es geht darum, dass die Einrichtungen einen Kompass bekommen, in welche Richtung sich die Einrichtung entwickeln sollte. Wir haben dazu das Anerkennungsverfahren erarbeitet, mit dem wir Schulen und Kitas anerkennen, die in Richtung dieser Entwicklungsziele gut unterwegs sind. Es gibt Mindestkriterien – und es gibt viele weitere Kriterien, in denen es darum geht, dass die Einrichtungen sich überlegen: Wo stehen wir? Was können wir noch besser machen?

Diese Kriterien sind von allen Verbänden und Ausbildungsorganisationen der Montessori-Pädagogik in Deutschland gemeinsam verabschiedet worden. Das hat es noch nie gegeben. Es besteht jetzt erstmals ein Konsens in Deutschland darüber, an welchen konkreten Zielen sich eine Montessori-Einrichtung ausrichten sollte. Dieses Anerkennungsverfahren ist freiwillig, wir wollen, dass die Einrichtungen sich selbst dafür entscheiden, diesen Schritt mitzugehen.

Wir freuen uns sehr über die ersten beiden Anerkennungen, die zwei Kitas aus Regensburg bekommen haben. Bei der Verleihung der Urkunde habe ich die Kitaleiterinnen gefragt, was für sie das Wichtigste in dem Anerkennungsprozess war. Sie haben geantwortet: dass wir uns im Team überlegt haben: Wo stehen wir? Welche Ziele, welche konkreten Pläne haben wir – und wie stellen wir sicher, dass wir dabei unsere pädagogischen Standards hochhalten? Das ist genau das, was wir mit dem Anerkennungsverfahren erreichen wollen. Darüber hinaus ist es schön, wenn Einrichtungen nach außen zeigen können: Guck mal, wir sind QR-anerkannt – das wird bei Eltern und Lehrkräften und interessierter Öffentlichkeit Eindruck machen.

News4teachers: Sie haben eingangs angesprochen, dass „Montessori“ kein geschützter Begriff ist. Soll der Qualitätsrahmen dazu beitragen, das Profil zu schärfen?

Boysen: Das Profil der Montessori-Pädagogik ist in der Öffentlichkeit positiv besetzt, denke ich, aber manchmal etwas diffus, und wir glauben tatsächlich, dass der Qualitätsrahmen dazu führt, dass ihr Profil klarer wird.

News4teachers: Die Einrichtungen sollen sich auf den Weg machen – dazu gehört auch Digitalisierung. Wie steht denn die Montessori-Bewegung zur Digitalisierung?

Boysen: Wir haben ja gar keine Wahl, als uns dem zu öffnen. Wenn die Schüler und Eltern entsprechende Anforderungen stellen, dann wird die Schule auch reagieren müssen, klar. Pädagogisch sehen wir aber nicht, dass durch die Digitalisierung das ganze Unterrichts- oder Lernkonzept auf den Kopf gestellt werden sollte. Wir glauben nicht, dass in Zukunft das Lernen automatisiert abläuft, dass Kinder allein vorm PC sitzen sollten, um einen Baustein nach dem nächsten abzuarbeiten, und die Lehrkraft dann anhand der Ergebnisse und dem Zeitabstand zwischen den Klicks ableitet, wie viel schon gelernt wurde. Wir sehen digitale Lernmedien als zusätzliche Werkzeuge.

„Wenn es darum geht, die Logik des Programmierens zu verstehen, dazu müssen die Kinder nicht gleich vor den Bildschirm gesetzt werden“

News4teachers: Digitale Medien bieten viele Möglichkeiten, sich selbstständig Wissen zu erschließen – das müsste doch gut zu Montessori passen.

Boysen: Wenn sie altersgerecht sind. In der Sekundarstufe gibt es tolle digitale Angebote, die es so nie gab. Voraussetzung, diese sinnvoll zu nutzen, ist allerdings, dass Schülerinnen und Schüler erst mal lernen müssen, was wahr und was Fake ist. Das lernen sie nicht am Bildschirm, sondern sie müssen im Unterricht darauf vorbereitet werden – mit Wissen. In der Grundschule gibt es bei uns tatsächlich unterschiedliche Meinungen. Wichtig ist, dass erst mal überlegt wird: Was soll eigentlich vermittelt werden? Wenn es darum geht, die Logik des Programmierens zu verstehen, dazu müssen die Kinder nicht gleich vor den Bildschirm gesetzt werden. Dann sind vielleicht Werkzeuge zur spielerischen Programmierung zunächst besser geeignet. Es gibt viele Mittel, um sich an die Digitalisierung heranzutasten, ohne gleich darin zu versinken.

News4teachers: Wenn Sie als Vorsitzender von Montessori Deutschland einen Wunsch frei hätten: Wie würde der lauten?

Boysen: Da ich selten die Gelegenheit bekomme, mir etwas zu wünschen, sollte es etwas ganz Großes sein: Ich wünsche mir, dass wir unser gesamtes Bildungssystem auf die Lern- und Entwicklungsbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ausrichten. Wir tun unseren Teil, aber es ist ein weiter Weg, bevor sich in der Breite wirklich etwas bewegt. Andrej Priboschek, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.

Warum Montessori-Pädagogik Kinder besonders gut auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet – ein Gastbeitrag

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Carsten60
1 Jahr zuvor

„Wir glauben nicht, dass in Zukunft das Lernen automatisiert abläuft, dass Kinder allein vorm PC sitzen sollten …“
Da hat er wohl recht, aber wird uns nicht genau dies immer als das „Lernen der Zukunft“ angepriesen?

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Leider ist das so.
Vielleicht sollte man mal über 100 Jahre zurück gehen und die gleiche Frage stellen, die Montessori damals gestellt hat: (sinngemäß zitiert)
„Wenn sogar Kinder mit Behinderungen so viel lernen können (wie mit ihrem System damals gezeigt) – wie viel mehr könnten dann alle anderen, ’normalen‘ Kinder lernen, wenn man ihnen die entsprechende Umgebung und Anregungen gäbe?“

Kinder lernen auch heute noch am besten mit Hirn, Hand und Herz.
Digital kann das nicht.
Wie viel besser und mehr könnten also die Kinder lernen, wenn wir sie mit dem lernen ließen, was sie als Menschenkinder mitbringen: ihre Hände, ihren Kopf, ihre Emotionen… lesen, schreiben, rechnen mit Kopf und Hand, nicht für die nächste Prüfung…

Digital und zentrale Prüfungen könnten wir getrost in den Bereich der Erwachsenenbildung verschieben.
Das heißt nicht, dass nichts digital sein darf – aber nicht als Grundlage, sondern on top, als zusätzlicher Baustein; so wie die Menschen seit 100 Jahren on top auch das Autofahren lernen über Verkehrserziehung, Mitfahren, später selbst fahren – und nicht als erstes, weil sie es als Erwachsene brauchen werden!

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Fangen wir zuerst mit Ski Lager Abschaffung als Pflicht an den Schulen. Also mit dem Sport für die Reichen und Berühmten. Dann können wir eventuell über solchen „Kleinigkeiten“ weiterreden.
 
Man will es einfach nicht einsehen, oder?

Feli
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Doch Monika, man möchte es einsehen, doch Sie hacken zu viel auf diesem Nebengleis rum und das macht überdrüssig..

Monika, BY
1 Jahr zuvor

„Digital kann das nicht.“

und…das ist einfach nicht wahr. Außerdem meine Kinder wünschen sich eher Schah in der Schule statt Häkeln. Aber das werden sie wohl nie bekommen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Es gibt Schachcomputer.

Tablet
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

„und…das ist einfach nicht wahr.“
Doch!

Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich z. B. die Punkte einer Parabel erst ausrechnen, auf einer Tabelle eintragen, dann auf dem Papier markieren und die Parabel dann zeichnen muss oder mir das ganze auf einem Bildschirm zusammenklicke.

Ich denke jetzt ca. 30 Jahre zurück und kann mich immer noch an diesen manuellen Vorgang erinnern und könnte ihn wieder genau so reproduzieren.

Ich hab das auch schon mehrfach am Computer oder Tablet gemacht, aber daran erinnere ich mich gar nicht mehr so richtig. (Also wo ich geklickt habe, was genau ich da gemacht habe.)

Jedenfalls ist es mir möglich, den manuellen Vorgang auch auf den Computer zu übertragen. Da ich die Basics verinnerlicht habe.

Aber im Zeitalter der digitalen Demenz wage ich zu bezweifeln, dass interaktives Lernen ohne Haptik usw. sich genau so im Gehirn manifestiert.

Feli
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Ja, Schule ist kein Wunschkonzert und sollte es auch nur in Maßen sein.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Feli

Tja, …und deshalb warte ich einfach auf den Tag, ab dem
„Schule (endlich mal) von Lehrkräften aus gedacht wird…“

Utopia lässt grüßen, aber der Ansatz wäre doch vielversprechend, endlich mal was richtig <Neues> …
Wer bei der Vorstellung lachen muss, darf das tun!

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Deshalb lernen sie Schach live und digital! Und, ja, sie können schon ganz gut spielen. Nicht vielleicht wie Kasparow, aber das kommt noch J Aber man muss in der Schule häkeln, weil seit immer gehäkelt wird. Das ist der Grund.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Das Alleinstellungsmerkmal von Häkeln ist tatsächlich nicht erkennbar.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Heißt das, nur weil Ihre Kinder das nicht können, wollen, lernen wollen, soll ein Fach, das die Feinmotorik trainiert und alltagstauglich ist, abgeschafft werden?

Manoman!

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor

Das ist das, was ich als Lehrer der Naturwissenschaften
A) „predige,
B) vorbereite,
C) durchführen lasse,
D) nachbereite.

Und das braucht Zeit, Energie und Einsicht (für Kinder/Jugendliche, für die Fächer, ja, und auch für die gesamtgesellschaftliche Konditionen).

Diese Bedingungen werden mir als Lehrer aber nicht zugestanden.
Es soll immer nur MEHR hinzukommen.

Aber da heißt es bei mir: macht das doch selber.
Die Rente naht.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

„Kinder lernen auch heute noch am besten mit Hirn, Hand und Herz.
Digital kann das nicht.
Wie viel besser und mehr könnten also die Kinder lernen, wenn wir sie mit dem lernen ließen, was sie als Menschenkinder mitbringen: ihre Hände, ihren Kopf, ihre Emotionen… lesen, schreiben, rechnen mit Kopf und Hand, nicht für die nächste Prüfung…“
 
Man kann gerne solche Behauptungen über eigene Kinder machen, und das ist ok. Aber so generell, das Gesetz für alle Kinder? Und genau da liegt das Hacken. Man sollte da NIE tun, wenn man sich weiterentwickelte Gesellschaft wünscht.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Äh, doch!

Denn genau so lernt der Mensch.

Das ist der Beginn!

„Begreifen durch Ergreifen“ – machen die Babies schon.

Nachahmen gehört auch dazu. Leider gibt es kaum noch passende Modelle, seufz.

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Welches Problem haben Sie eigentlich mit der Idee, dass Kinder mit allen ihren Sinnen (besser) lernen????
Was haben solche Schulen Ihnen oder Ihren Kindern angetan?
Kennen Sie solche Schulen? Von innen?
Gerade diese Schulen wollen ja eben KEINE Gesetze für alle Kinder – sondern Chancen, Möglichkeiten, Gelegenheiten für die Kinder in ihrer ganzen Vielfalt, mit ihren vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten!!!

Wer solche Schulen wirklich von innen kennt, darf gerne Kritik üben.
Kritik kann immer zur Weiterentwicklung und Verbesserung beitragen. Herzlich gerne. Aber bitte keine Vor-Verurteilungen…
Für pauschale Anwürfe und Vorwürfe ist Bildung zu wichtig!

Hier gibt es genug Menschen, die diese Schulen von innen kennen… als ehemalige Schüler/innen, als Eltern, als Studierende, als Lehrer/innen, mit oder ohne Ausbildung (die viel Zeit und Energie kostet).
Ich finde es schade, wenn hier der eine dem anderen – mutmaßlich allein auf Grundlage von „ich hab das so gehört“ – auf die Füße tritt.
Das macht die Stimmung endgültig kaputt.

Ich unterstelle gerade den Kollegen, die in irgendeiner Form Montesssori-Ideen (oder andere) anwenden, dass sie höchst motiviert und überzeugt FÜR die Kinder arbeiten.
Wäre doch schade, wenn pauschale Vorwürfe auch diesen Lehrern nun noch den Beoden unter den Füßen wegziehen, wenn auch sie noch aus Frust und mangelnder Wertschätzung aufgeben… das haben wir schon an den „normalen“ Schulen zur Genüge…

laromir
11 Monate zuvor

Ich finde das Konzept prinzipiell gut. Allerdings kenne ich auch Kinder, die kamen damit nicht klar. Andere wiederum ganz super. Kann man also auch nicht pauschal sagen, dass das für jeden etwas ist. Außerdem sind diese Schulen ziemlich teuer, vielleicht ist es ja nur hier so, aber hier deutlich teurer als andere Privatschulen z.B. Zudem können sich auch Montessori Schulen ihre SuS aussuchen (hier zumindest). Wenn ich mir meine SuS aussuchen könnte, wäre das cool. Da lief schon durch die Auswahl vieles besser.
Ich finde das Konzept schon gut, die Materialien sind ansprechend usw. Aber man muss schon sagen, dass es doch eher exklusiv ist, wenn man sein Kind dorthin schicken kann.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

„nicht für die nächste Prüfung…“
 
Und genau DAS wird in jeder Schule (von GS bis Abitur) mit dem Herz und der Seele gefördert, gefordert und gewünscht.

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Werte Monika,
Süd-West,

Ich möchte hochbegabte Kinder höchstmöglich fördern,

Ich möchte normal begabte Kinder in die Berufsausbildung fördern.

Für hilfsbedürftige Kinder gibt es Spezialpädagogen: Sonder-, Förder-, Freizeit-, Sozial- u.a. …Pädagogen.
Das kann ich nicht.
(Und möchte es für die letzten paar Monate auch nicht mehr fortgebildet erlernen. )

Es ist Schluss.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Diese Parolen und große Wörter bringen einfach nichts. Die Realität sieht ganz anders aus. Soll ich ihnen das Laufbahn meiner Kinder von Kindergarten über die GS bis zu weiterführender Schule vielleicht beschreiben?
 
Alles ganz schön und gut auf dem Papier. Aber die Realität lässt sehr viele Wünsche übrig, jetzt gerade mehr als je zuvor.
 
Und wie es gerade scheint, besser wird es nicht. Eher schlechter und zwar für alle Beteiligte.

Achin
1 Jahr zuvor

Schade, dass nicht nach den Grundlagen der Montessori-Theorie und nach den politischen Irrwegen der ikonischen Gründergestalt gefragt wurde:

https://sciencev1.orf.at/science/news/50885

Es ist gut, dass viele in den news4teachers-Foren sensibel sind, wenn manche sich darin populistisch äußern. Dies wünsche ich mir aber auch hinsichtlich der blinden Flecke der sog. Reformpädagogik.

Eine Lehre aus dem frühen letzten Jahrhundert als Patentlösung für die komplexe aktuelle Problemlage?

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

Die „Irrwege“ oder „blinden Flecken“ (die wir selbst sicher auch haben) kennt man, das weiß man seit Jahrzehnten und kann es entweder als menschelnde Fehler (oder,wer unbedingt will, auch als „Verfehlung“) zur Kenntnis nehmen.

Das bedeutet aber nicht, dass ggf. zweifelhafte Weltanschauungen von „Reformpädagogen“ (was ich für eine schwierige, verallgemeinernde und oftmals heute abwertend genutzte Vereinfachung der Sachlage halte) den Erfahrungswert ihrer Methoden und die Wirksamkeit ihres Vorgehens mindern.

„Die Reformpädagogen“ haben versucht zu sehen, wie Menschen besser lernen, als es unter damaligen Umständen – incl. physische und psychische Gewalt bzw. Vernachlässigung in Schulen – üblich war.
Menschen – als Säugetiere – lernen nun einmal mit ihren Sinnen, sie nutzen ihre Sinne und Emotionen.
Diese aber werden auf digitalem Weg nicht ausreichend aktiviert, um nachhaltig lernen zu können.
Eigentlich dürfte über diese biologischen Grundlagen des Lernens doch kein Dissens mehr bestehen, oder???
Wenn jemand es früher schon erkannt hat und man sich einiger dieser Ideen heute bedienen kann – umso besser. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden…

Mondmatt
1 Jahr zuvor

Hilf mir es selbst zu tun.

Das Motto von Maria Montessori.

Man kann über die Art der Umsetzung diese Motto streiten. Der Inhalt ist unbestritten. Man könnte ihn in allen Schulen Deutschlands über den Eingang der Schule meißeln.

Kernpunkte sind tun und helfen.

Man muss den Lehrern also Ermöglichen die laut Lehrplan gewünschten Inhalte zu vermitteln und die Schüler mit Grenzen und Regeln zu erziehen (tun).

Gleichzeitig brauchen die Lehrer die zeitlichen Ressourcen diese Prozesse sinnvoll zu begleiten (helfen).

Daran führt kein Weg vorbei. Die Digitalisierung wird dabei nicht die alleinige Lösung sein können, trotz aller falschen Hoffnungen der Politik.
Digitalisierung kann bestenfalls eine Hilfe beim Tun sein. Die Anleitung und Betreuung kann nur durch Lehrer und Eltern erfolgen. Diese müssen dazu also die zeitlichen Mittel haben.

Zeit ist leider auch Geld. Dieses wird man schweren Herzens in die Hand nehmen müssen.
Bildung ohne Anleitung, ohne Regeln, Grenzen, Sanktionen und Lob wird keine Digitalisierung und keine KI leisten können.

Leider sind Methoden wie Lernen, Üben, Grenzen setzen oder gar Sanktionieren nicht mehr im pädagogischen Main-Stream.

Bildung muss frei, gleich, flexibel, selbst gesteuert und digital sein. Das ist in.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

Danke für den Beitrag.

Es braucht Zeit, stimmt, und Personal,
aber es braucht auch Anleitung, die es bei Montessori gibt, quasi angeleitetes Entdecken.

Der Ausgangspunkt, dass alle Kinder wissbegierig seien, kann nicht bei allen Kindern vorausgesetzt werden, auch da benötigen Kinder Zeit und Anleitung, wenn sie in den ersten Jahren kaum Anreize hatten, keine entsprechenden Vorbilder, die angeborene Lernfreude versiegt ist.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Recht hat er – der Herr Boysen!

All unser Formen der Differenzierung münden in ein taggleiche Prüfung.

Es gibt auch die Variante der zeitlichen Differenzierung – unsere ESAs werden hier kontinuierlich benachteiligt, auch wenn der Inhalt fein reduziert wurde oder das Anspruchsniveau gesenkt.

Lesen, rechnen und schreiben bleiben Kernkompetenzen – allein schon, um nicht „über den Tisch gezogen zu werden“!

Richtige Differenzierung hebt den Klassenunterricht auf und lässt zu, dass Schülys unterschiedlicher Klassenstufen (oder vielleicht besser „Levels“) gemeinsam an einem Thema arbeiten.

Wenn ich mit Bridge anfange, komme ich auch nicht in den Kurs Ü50, nur weil ich ü50 bin. Anfängery bin ich, Learnery, Startery, Beginnery – nichts anderes. Wie hoch ist meine Motivation (und die der Mitspielerys?), wenn ich nichts kann?

Vielleicht sollten statt Bildungsstandards, die kaum noch erreicht werden, tatsächlich verpflichtende Levels eingeführ werden. Jedes Schüly hat drei Versuche, das Level zu knacken. Dann erst geht es weiter.

Schule als Escape-Room!

Es gibt soooooo viele, schöne, attraktive, spannende, motivierende Ideen – und ich spreche hier nicht von einer Dauerbelustigung.

Und es gibt Menschen, die das schon lange „herstellen“.

Liebe KuMis – einmal ein Gesamtkonzept. Mehr wollen wir gar nicht! Aber auch nicht weniger!

Oder die Freiheit, Veränderungen selbst vorzunehmen. Ohne LeKo und Schulkonferenz – dauert einfach zu lange, wenn es schon brennt.

Bin gespannt, mit welcher KuMi-Katastrophenmeldung wir demnächst zu rechnen haben.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg

„Schule als Escape-Room!“

Check …
Erledigt!

Also, DIE Idee hat sich schon durchgesetzt … so irgendwie … 😉

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Grins – ich meine natürlich „mit Anspruch“! 😉

Ja, die Absentismusliste ist auch bei uns … lang und voll. 🙁

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Zitat:
„Wenn ich mit Bridge anfange, komme ich auch nicht in den Kurs Ü50, nur weil ich ü50 bin. Anfängery bin ich, Learnery, Startery, Beginnery – nichts anderes. Wie hoch ist meine Motivation (und die der Mitspielerys?), wenn ich nichts kann?“

Aber Sie kommen auch nicht mit Kindern in einen Kurs.

AvL
1 Jahr zuvor

Montessori-Pädagogik verstehe ich in erster Linie als eine Methode des Arbeitens mit praktischen Hilfsmittel, die mir helfen, mir selbst Wissen und Können anzueignen und dieses zu vertiefen, indem ich anderen dieses angeeignete Wissen selbst auch weiter vermittele. Das erfordert aber auch, dass kognitiv besser aufgestellte Mitschüler anderen dieses Wissen auch vermitteln dürfen, weil gemeinsam und interaktiv zu arbeiten jedem Teilnehmenden mehr Freude bereitet, als sich selbst alles alleine zu vermitteln wie etwa durch das sture Abarbeiten von Arbeitsblättern.