VBE-Landeschefin Deimel: Leistungsdruck erhöhen? „So funktioniert Lernen nicht“

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DÜSSELDORF. Im deutschen Bildungssystem gibt es viele Baustellen. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek sprach auf dem Bildungsevent edu:regio in Düsseldorf mit der nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Anne Deimel über die Herausforderungen, mit denen Deutschlands Kitas und Schulen aktuell konfrontiert sind. Das Video vom Interview ist nun erschienen. 

Die ehemalige Grundschullehrerin und -leiterin Anne Deimel sagt, dass die Stimmung gerade an den Grundschulen sehr schlecht sei. Die Schulleitungen wüssten teilweise nicht, wie sie den Unterricht gestalten sollen, weil schlicht und einfach das Personal dazu fehlt. „Die Situation ist wirklich ein Drama“, konstatiert Anne Deimel. „Die Schule sollte doch eigentlich ein Ort sein, an dem Freude am Lernen vermittelt wird. Stattdessen wird hier der Mangel verwaltet.“

An allen Schulen ist die Belastung für die Lehrkräfte hoch, aber an Grundschulen ist es besonders schlimm. Allein in Nordrhein-Westfalen fehlen hier 3500 Lehrkräfte. Teilweise würden Klassen für den Vertretungsunterricht zusammengelegt oder Lehrkräfte verbringen mit ihren Schulklassen einige Zeit auf dem Schulhof anstatt zu unterrichten, da der Krankenstand bei den Lehrkräften so hoch ist, dass teilweise kein Unterricht mehr stattfinden kann. Die Politik habe jahrelang die Augen vor der Situation an den nordrhein-westfälischen Grundschulen verschlossen.

„Als Lehrkraft kann ich die Gesellschaft mitgestalten, weil ich mit der Bildung der Kinder den Grundstein für die Zukunft lege“

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz hatte kürzlich einen Maßnahmenkatalog mit Empfehlungen veröffentlicht, wie dem Lehrkräftemangel begegnet werden kann. Darin sind unter anderem Empfehlungen für Achtsamkeitstraining oder zur Stärkung der Kompetenz in der Gesprächsführung zu finden. „Leider haben Politik und Wissenschaft das systemische Problem nicht verstanden“, kommentiert Anne Deimel die Liste. „Das Problem wird den Lehrkräften zugeschrieben. So nach dem Motto: ‚Macht mal ein bisschen Yoga und dann wird alles in der Schule besser`. Das ist meines Erachtens der falsche Lösungsweg.“

Der Maßnahmenkatalog sieht zudem vor, die Teilzeitmöglichkeiten für Lehrkräfte einzuschränken. Ein Irrweg. Denn, so Anne Deimel im Interview mit News4teachers, viele Lehrkräfte würden in Teilzeit arbeiten, um sich vor dem Burnout zu schützen. Das sei eine resiliente Entscheidung und deshalb müsse die Möglichkeit zur Arbeit in Teilzeit weiterhin bestehen bleiben.

Angesprochen auf die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten IQB-Studie sagt Anne Deimel, dass die dort aufgezeigten Leistungsdefizite der Schülerinnen und Schüler vorhersehbar gewesen seien. Das Problem sei, dass aufgrund des Personalmangels bereits in der Kita keine individuelle Förderung der Kinder mehr stattfinden könne. Somit könne der Grundbildungsauftrag nicht erfüllt werden. In den Schulen würden die Lehrkräfte dann mit Herausforderungen konfrontiert, denen sie angesichts der knappen Personalressourcen kaum gewachsen seien: von geringen Deutschkenntnissen, über Inklusion bis hin zu Kindern, in deren Familien Lesen kaum oder gar keine Rolle mehr spielen.

Den Leistungsdruck zu erhöhen, sei in dieser Situation nicht hilfreich. Anne Deimel betont, dass Bildung drei Facetten habe: Wissensvermittlung, Persönlichkeitsentwicklung und Strategien zum Problemlösen und kritischen Denken. Es sei wichtig, so Anne Deimel weiter, dass in der Schule genug Freiräume zum Aufbau von Beziehungen und zur Partizipation der Schüler*innen geschaffen würden. „Das Arbeiten in eigenen Projekten hilft den Kindern, selbstständig zu denken“, erläutert sie. „Wenn wir nur noch den Stoff hineindrücken, fühlen sich die Kinder überhaupt nicht mehr angesprochen.“ So funktioniere Lernen nicht.

Wie kann es gelingen, junge Menschen noch für den Lehrerberuf zu gewinnen? Das sei schwierig, räumt Deimel ein. Aber: Sie selbst würde sich immer wieder dafür entscheiden – trotz aller Probleme, betont sie. „Solche Situationen schweißen ein Kollegium auch zusammen“, erklärt die erfahrene Pädagogin. „Als Lehrkraft kann ich die Gesellschaft mitgestalten, weil ich mit der Bildung der Kinder den Grundstein für die Zukunft lege.“ Nina Odenius

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11 Monate zuvor

Der einzige Druck, der erhöht werden muss, ist der auf die Politik.

Georg
11 Monate zuvor

Den Leistungsdruck muss man nicht erhöhen. Es reicht, wenn man Leistung einfordert und Minderleister auf die passendere Schulform verweist.

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

In Bezug auf Ihren ersten Satz:
Jedoch sollte man auch keinesfalls mit Niederdruck oder gar Vakuum arbeiten.
Daran wird allerdings z.Z. heftig „evakuiert“.

Tigrib
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Nach Abschaffung der Hauptschulen gibt es für Minderleister diese passende Schulform nicht mehr. Eltern, die ihr Kind von der RS auf der Gemeinschaftsschule wechseln lassen, gab es bei uns bisher keine.

Lera
11 Monate zuvor

Das EINZIGE Problem ist also der Personalmangel.

Ansonsten war alles supi in den letzten 20 Jahren:

Keine echten Noten in der Grundschule, Sitzenbleiben als freiwillige Option, Empfehlungen ohne Verbindlichkeit, Eingangsuntersuchungen ohne Konsequenzen, keine Vorschulen mehr, keine Förderschulen mehr…

… das hat alles so gar nichts mit dem Niveauabsturz und den unzumutbaren Arbeitsbedingungen zu tun?

Lächerlich.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Für welches BL gilt das?

„Keine echten Noten in der Grundschule, Sitzenbleiben als freiwillige Option, Empfehlungen ohne Verbindlichkeit, Eingangsuntersuchungen ohne Konsequenzen, keine Vorschulen mehr, keine Förderschulen mehr…“
Nds:

  • Noten in Klasse 3+4
  • Sitzenbleiben in Klasse 2+3, freiwilligen Rücktritt gibt es auch
  • Empfehlungen sind seit 40 Jahren nicht verbindlich
  • Eingangsuntersuchungen können zur Zurückstellung führen
  • Förderschulen gibt es für sehr viele Bereiche, die FöS Lernen ist für die Grundschule abgeschafft.

Die Vorschulen wurden abgeschafft, ja, die bräuchten viele Kinder, aber das brachte Lehrkräftestunden,
die Sprachförderung vor der Einschulung wurde abgeschafft, ja die bräuchten viele Kinder, aber das brachte Lehrkräftestunden,
über die Umsetzung der Inklusion lässt sich streiten, das sind jetzt 10 Jahre … und in diesen Jahren wurde ständig an den Bedingungen und Vorgaben verändert.

Ich würde sagen, das größte Problem ist derzeit der Lehrkräftemangel,
der in den letzten 20 Jahren zu großen Teilen vom Land selbst herbeigeführt wurde, weil man weniger Stellen ausgeschrieben hat, obwohl immer mehr Aufgaben in die Schulen gegeben wurden.
Arbeitszeitstudien hat man zwar anerkannt, die Entlastungen kann man aber nicht gewähren, weil die Lehrkräfte fehlen, die nun auch fehlen, weil die Bedingungen schlecht sind.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

SH:

  • keine Noten in 1 + 2, in 3 + 4 KANN es Noten geben, wenn die Schulkonferenz (inklusive Elternvertreter) das ausdrücklich beschließt, ansonsten – und das ist mehrheitlich und zunehmend der Fall – gibt es lächerliche Kreuze in einem lächerlichen Kompetenzraster
  • Statistik zum Sitzenbleiben in der GS in SH: https://www.zeit.de/news/2021-02/02/sitzenbleiben-im-norden-eine-grosse-ausnahme?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F
  • rechtliche Regelung dazu: „In begründeten Ausnahmefällen ist das Wiederholen einer Jahrgangsstufe in den Jahrgangsstufen 3 und 4 auf Antrag der Eltern durch Entscheidung der Klassenkonferenz einmalig möglich.“ Komplett lächerlich.
  • Veränderungen bei der Grundschulempfehlung: „Keine feste Notenbindung sahen dabei die Bundesländer Berlin, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen und das Saarland vor. In allen anderen westdeutschen Bundesländern war bis in die 1980er-Jahre hinein ein fester Notendurchschnitt vorgesehen. Zunächst konnten Eltern in Berlin, Hamburg und Schleswig-Holstein abweichend von der Grundschulempfehlung ihre Kinder an einem Gymnasium anmelden; später folgten Bremen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Doch auch in den Bundesländern, in denen die Grundschulempfehlung bindend war, bestand die Möglichkeit einer Aufnahmeprüfung, falls die Kinder keine Empfehlung erhielten. Niedersachsen war das erste Bundesland, das zu Beginn der 1970er-Jahre auf eine Probezeit verzichtete und bis heute auch daran festhält. Alle anderen Bundesländer sahen eine Probezeit an Gymnasien vor, auch wenn sie den Eltern zunächst die Entscheidungshoheit beim Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium einräumten.“ (https://www.econstor.eu/bitstream/10419/229895/1/Full-text-article-Helbig-et-al-Zankapfel-Uebergang-Grundschule.pdf)
  • Seit 2015 ist es in Nds. übrigens nicht mehr möglich, Schüler ohne GY-Empfehlung, die sich in Klasse 5 nicht bewähren, auf eine geeignete Schulform zu verweisen.
  • „Eingangsuntersuchungen können zur Zurückstellung führen“ Ja, können sie, das passiert jedoch viel zu selten – man sieht es an den Schülern in Klasse 1, die nicht mal eine Schere halten können – UND in diesem einen Jahr der Zurückstellung passiert genau was? Maximal Pseudo-Maßnahmen und eben keine echte Vorschule, damit man sagen kann, wir machen ja was. Irgendwas. Und nach diesem einen Jahr sitze diese Kinder dann eben trotzdem und kaum kompetenter bei mir in der Klasse und atmen den anderen den Sauerstoff weg. Eine Situation, unter der ALLE Beteiligten leiden, lose-lose-lose sozusagen.
  • Ihre lapidar-lakonischen Anmerkungen zum ersatzlosen Streichen der Vorschulen – da brächte es dann ja Lehrer dafür – übersehen die Tatsache, dass es 1. vor der Abschaffung möglich war und dann 2. durch politischen Willen bewusst kaputt gemacht wurde. Sie stellen sich jetzt neben den Scherbenhaufen und sagen ernsthaft: Das ist aber ein großer Haufen, also den kann man ja gar nicht mehr wegräumen, wir lassen den am besten mal da liegen.
  • Das Problem sind HEUTE überhaupt nicht die ausgeschriebenen Planstellen, sondern die schlichte Tatsache, dass kaum einer noch Bock hat, sich diese Sch… anzutun. Weil Lehrer einfach nur noch Witzfiguren sind, von denen viel verlangt wird, die aber de facto keine wirksamen Erziehungsmittel mehr haben. Ich studiere doch nicht, um mich dann von Kevin am Nasenring durch die Manege führen zu lassen.

Möchten Sie das noch weitergehend relativieren und bis zur Unkenntlichkeit differenzieren? Ich freue mich darauf.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Zwei Anmerkungen:

  • Die Einschulungsuntersuchungen bzw. die Vorgaben dazu wurden in den letzten Jahren auf ein bestimmtes Verfahren gesetzt. Die Entscheidung der Rückstellung liegt zwar bei der SL, sie kann aber nicht erfolgen, wenn die Ärzt:innen keine Schwierigkeiten feststellen. Das Halten einer Schere ist nicht Bestand der Untersuchung.
  • Das Land NDS hat die Sprachförderung vor der Einschulung gestrichen, um die Stunden im Umfang von etwa 500 Lehrkräfte für den Unterricht in den Schulen einsetzen zu können. Dadurch wurde die Statistik verbessert, nicht aber die Vorbereitung auf die Einschulung. Auch die Kooperation mit den KiTa war erheblich besser durch den ständigen Besuch der Lehrkräfte in den KiTa, um dort die Sprachförderung durchzuführen.

Die Vorstellung, dass man die Konsequenzen schärfen müsse und das dies Leistungsanforderungen abbilden würde, läuft ins Leere:
Ein Kind, das nicht eingeschult wird, erhält dann weiterhin keine Förderung und kann auch im nächsten Jahr die Schere nicht nutzen.

Gerade das Zusammenstreichen der Vorschule und der Sprachförderung zeigt, dass der Lehrkräftemangel schon lange anhält und man über Jahre die Förderungen zusammengestrichen hat.
Somit werden Kinder ohne entsprechende Vorbildung und häusliche Unterstützung nicht aufgefangen und sitzen ohne weitere Förderung in den Klassen.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

„Die Entscheidung der Rückstellung liegt zwar bei der SL, sie kann aber nicht erfolgen, wenn die Ärzt:innen keine Schwierigkeiten feststellen. Das Halten einer Schere ist nicht Bestand der Untersuchung.“

Genau, die Vorgaben dieser „Untersuchung“ sind völlig ungeeignet, die tatsächliche Schulreife festzustellen.

Schön, dass wir uns da einig sind.

„Ein Kind, das nicht eingeschult wird, erhält dann weiterhin keine Förderung und kann auch im nächsten Jahr die Schere nicht nutzen.“

Das ist der beklagenswerte Status Quo. Ich fordere ja gerade, dass eine echte Untersuchung der Schulreife stattfindet und daraus ggf. auch Konsequenzen folgen, nämlich a) Rückstellung – das hilft schon mal dem Lernklima für die schulreifen Kinder – und b) eine echte Vorschule für die zurückgestellten Kinder.

Und ja, dafür braucht man Personal, das es nicht gibt. Und gerade deshalb muss Schule wieder ein attraktiver Arbeitsplatz werden, sonst wird es dieses Personal NIE geben. Da sich hier die Katze natürlich in den Schwanz beißt, sollte man in einer Übergangszeit kreative Lösungen finden, z.B. Dozenten der Volkshochschulen etc., die dort seit Jahren DAZ und DAF machen, mit richtig viel Kohle und mehrjährigen Verträgen gewinnen. Vielleicht nicht immer ideal, aber um Welten besser als der Status Quo, dessen Perspektive nur der Abgrund ist.

Ich glaube, wir haben in der Sache gar keinen sooo großen Dissens, jedoch vermisse ich bei Ihrer Argumentation oft eine kritische Grundhaltung bzw. stelle eine recht affirmative Grundhaltung fest, die leider von Entscheidungsträgern hemmungslos ausgenutzt wird, um weiterhin zu sparen und die Zitrone noch etwas mehr auszuquetschen.

Ron
11 Monate zuvor

Frau Deimel bemängelt richtigerweise die unhaltbaren Zustände an den Grundschulen, sagt dann aber, „den Leistungsdruck zu erhöhen, sei in dieser Situation nicht hilfreich.“ Dem möchte ich widersprechen. Gerade in Problemzeiten sollten wir, Lehrer wie Schüler, alle unsere Kraft auf den Unterricht und das Lernen fokussieren. Es muss Schluss sein mit der komplett individualisierten Befindlichkeitspädagogik, bei der ständig nach neuen Gründen gesucht wird, warum mal wieder nicht gelernt werden kann oder soll. Wenn wir uns als Pädagogen endlich dazu durchringen könnten, klare Kante zu bekennen und den Blödsinn von „kein Kind zurücklassen“ zu vergessen, könnten wir zumindest die nächste Generation von Kindern und Jugendlichen wieder zu mehr Bildungserfolg verhelfen. Ich will mit Sicherheit nicht zur alten wilhelminischen Lern- und Maßregelschule zurück, aber das, was wir derzeit in Schulen betreiben, teils aus falscher pädagogischer Überzeugungen, teils als Ergebnis von vorgegebenen päd.-did. Vorgaben, hat das derzeitige Chaos mitverursacht.

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor
Antwortet  Ron

Das kaiserliche Schulsystem hat zu herausragenden Wissenschaftlern geführt.
(Vergleich deutsche Nobelpreisträger Anfang 19xx zu heute)
Das war noch was.

Ich weiß, jetzt gibt es Schimpfe 😉

Konfutse
11 Monate zuvor
Antwortet  Ron

Jau. Wenn ich die KiTa, äh Grundschule in unserem Hause beschreiben darf: Im Klassenzimmer Kuscheleckchen, eine Bauecke mit Spielzeug. Außerdem werden Hausschuhe getragen oder die Kindlein laufen sockfußig rum. Nach der Pause gibt‘s ´ne Pause, weil man ja in der Pause keine Zeit fürs Vespern hat. Alles schön und gut, aber das ist für mich eher ein vorschulisches Gebaren…..

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Haben wir auch,
der Raum muss auch für die Betreuung am Mittag herhalten, entsprechend gibt es Beschäftigungsmaterialien in den Klassenräumen.
Hausschuhe sind für die Füße gesund und lassen einen Großteil des Drecks draußen …

Das gemeinsame Frühstück gibt es an vielen Schulen, eine geeignete Zeit um Wichtiges zu besprechen und vorzulesen.
Die Pausenzeit wird übrigens nicht aufs Deputat angerechnet, sondern ist tägliche zusätzliche Arbeit der Lehrkräfte,
von der sonstigen Unterrichtszeit geht es gar nicht ab.

Konfutse
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Danke für Ihre Info. Meine Pausenzeit und Pausenaufsicht in des RS wird auch nicht auf mein Deputat angerechnet, das ist on Top, sondern ich werde fürs Unterrichten bezahlt. Und der ist dann tatsächlich nach der Pause.

GS in SH
11 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Palin sprach von der Frühstückspause, die jede LK in der Klasse gestaltet. Die hat nichts mit den normalen Pausen zu tun, sondern gibt es zusätzlich.

mama51
11 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

GS in SH
Für Hessen stimmt das nicht! Die 1. Pause + die Frühstückspause kommen on Top = insg. 30 Minuten, dazu dann 15 Minuten für die 2. Pause, ohne Frühstückszeit
= insgesamt > 1 Schulstunde von 45 Minuten „extra“!!!

Last edited 11 Monate zuvor by mama51
Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Und das Ausziehen der Schuhe sowie das Anziehen der „Puschis“ nach der Pause kostet erfahrungsgemäß auch überhaupt keine Unterrichtszeit – bzw. bei einigen Kolleginnen bessergesagt: Ritualzeit.
Die Kinder kommen nämlich selbstständig etwas früher rein und bereiten ihren Arbeitsplatz vor. Nach dem Klingeln sitzen alle Kinder mit Puschis – die niemals verloren sind oder versteckt werden – an ihrem Platz und haben ihr Heft aufgeschlagen.
Es geht dann sofort mit dem Unterricht los, da es keinerlei weiteren Störungen durch Materialsuche, erst im Tornister und dann im Fach am anderen Ende des Raums gibt. Auch der Besuch der Sonderpädagogin, die 5 Minuten nach Stundenbeginn ein paar Kinder zum Zahlen Ausmalen abholt, der Besuch der Sozialpädagogin nach 10 Minuten zum Klären von Konflikten sowie der DAZ-Kollegin nach 15 Minuten stören gar nicht und kosten keine Zeit.
Es geht dann auch sofort los mit dem ersten Sitzkreis, der Mattendienst organisiert reibungslos die Sitzmatten, die Sitzkreis-Sitzordnung wird wieselflink hergestellt und schon kann die Phantasiereise beginnen. Danach wird rasch wieder aufgeräumt und alle gehen zügig und leise zum Platz zurück. Der Austeildienst verteilt ebenso reibungslos und flink das Arbeitsblatt. „Darf ich mit dem Füller schreiben?“ Erst mal den Füllerführerschein vorzeigen lassen, kostet natürlich keine Zeit. Die ersten Schüler gehen aufs Klo, Kloampel umdrehen, nur einer zur Zeit! Kein Bleistift dabei? Nur 200 Buntstifte, darunter Hautfarbe, bunt und Glitzer? Du musst noch anspitzen und der Bleistift bricht immer ab? Und du hast den Anspitzer vergessen? Ach, deiner ist voll… Ja, wenn der Füller mal wieder ausläuft, dann kümmere dich am besten extensiv darum. Eine Klangschale ertönt.
So, hole jetzt dein Hausaufgaben-Heft heraus. Alle Kinder finden sofort das aktuelle Datum, niemand braucht Hilfe. Alle verlassen beim Klingeln zügig den Raum, außer der Datumsdienst und der Tafeldienst und der Blumendienst, sodass die Lehrkraft in Ruhe ihre Eintragungen vornehmen kann. Die diensthabenden Kinder verlassen dann zuverlässig und selbstständig den Raum, nachdem sie zielorientiert ihren Dienst erledigt haben. Das muss nicht kontrolliert werden. Auf geht’s in die Pause, liebe Lehrkraft, es sind noch fast 4 Minuten übrig.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Wenn Sie die Dienste in Ihren Klassen so sehr stören, dann lassen Sie es doch einfach sein!

Das Umziehen der Schuhe geht zügig, wenn man es täglich mehrfach erledigt. „Ich kann die Schuhe nicht binden“ ist dann bald rum, weil man es ja immer wieder selbst machen muss. DAS wäre dann eine Leistungsanforderung, die man als Lehrkraft setzt und die sich erfüllt.

Über die FöS-Lehrkraft, die Sozialpädagogin und die DaZ-Kollegin würde ich mich wirklich freuen … statt alles immer selbst machen zu müssen.
Aber ja, wir haben in diesen Jahre eine FöS-Lehrkraft, die sporadisch kommt, und dank zusätzlich beantragter Gelder in diesem Jahr eine DaZ-Kraft, die zu bestimmten Zeiten die Kinder abholt – Sprachstand unter A1.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Mich stört vor allem, dass wertvolle, teure Unterrichtszeit mit schwachsinnigem Klimbim vertrödelt wird.

Ich habe – offenbar erfolglos – versucht, Ihnen das abstruse Ausmaß dieser Zeitverschwendung durch ca. 543 Beispiele zu verdeutlichen, und zu jedem einzelnen könnten Sie sagen, das seien ja nur ein paar Sekunden oder maximal eine Minute – wobei auch das natürlich pures Wunschdenken wäre; die SUMME dieser organisierten Unterrichtsstörungen, Unterbrechungen und pseudo-kindgerechten Pseudo-Methoden lässt sich allerdings nicht mehr glaubwürdig relativieren, sondern ist so sicher wie das Amen in der Kirche komplett verantwortungslos und von vor-vor-vorgestern.

Dass sich studierte (!) Menschen noch vor diesen lächerlichen Mummenschanz stellen, nachdem nun auch der letzte Honk in Deutschland mittlerweile mitbekommen hat, wie unglaublich im Eimer die Bildung unserer Kinder ist, macht einigermaßen fassungslos.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Ron

Einmal mehr frage ich mich, wo Sie Ihren Einblick in den Unterricht der Grundschule gewonnen haben.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Das Ergebnis dieses „Unterrichts“ sitzt in seiner Klasse und „bereichert“ die Lernatmosphäre.

Heino
11 Monate zuvor

Es muss ja nicht gleich großerLeistungsdruck sein, denn der ist tatsächlich fragwürdig. Einen Leistungsdruck in Maßen halte ich jedoch für ausgesprochen sinnvoll im Gegensatz zur Schönmalerei von mangelnder Anstrengungsbereitschaft und Leistungsverweigerung.
Diese schlechte Arbeitshaltung hat leider eine unverdiente Aufwertung durch den Austauschbegriff „Kompetenz“ erfahren, unter dem sich fast niemand Konkretes vorstellen kann. Keiner weiß so recht, was Kompetenz in den einzelnen Schulfächern eigentlich bedeutet und wie man sie misst, geschweige denn feststellt.
Eins scheint mir sicher: Es dürfen nur messbare Leistungen zählen. Deshalb ist ein geringer, aber doch spürbarer Leistungsdruck, mit dem jeder Schüler in seinem späteren Leben viel stärker zu tun hat, nur sinnvoll.
Außerdem ist Druck von ganz anderer Seite viel gravierender: Ganztagsschulzeit ertragen zu müssen, die viel zu geringe Beachtung der eigenen Lernminteressen und -möglichkeiten in Gesamtschulen bzw. „Gemeinschaftsschulen“ hinnehmen zu müssen oder auch gute Mine zur Inklusion zu zeigen mit ihren belastenden Auswirkungen.für alle (einschließlich der Inklusionskinder), ist nicht nur Druck, sondern Hochdruck für alle.
Sich warnend vor Leistungsdruck zu stellen kommt mir bei allen anderen, viel näher liegenden Druckverhältnissen ziemlich bliind vor.

Ron
11 Monate zuvor
Antwortet  Heino

Ganztagsschulzeit ertragen zu müssen, die viel zu geringe Beachtung der eigenen Lernminteressen und -möglichkeiten in Gesamtschulen bzw. „Gemeinschaftsschulen“ hinnehmen zu müssen oder auch gute Mine zur Inklusion zu zeigen mit ihren belastenden Auswirkungen.für alle (einschließlich der Inklusionskinder), ist nicht nur Druck, sondern Hochdruck für alle.“

Vielen Dank, dass Sie das mal so schön auf den Punkt gebracht haben. Druck entsteht oft aus den Begleitumständen. Das soziale Umfeld schafft positive oder negative Räume. Großraumschulen sind wie Bahnhofshallen mit entsprechendem Lärm und Klientel. Für mich erzeugt dieses Umfeld Stress.

447
11 Monate zuvor

Sehe ich genauso, ganz klar.
Leistungsdruch ist vorgestrig, altbacken und unprogressiv.
Die Abende durch korrigieren auch. 🙂

Währenddessen in China, Korea und und und…

GS in SH
11 Monate zuvor

Frau Deimel spricht mir aus der Seele.
Sehr gutes Interview, dass so gut wie alle „Knackpunkte“ innerhalb der (Grund-) Schule beleuchtet.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

Auf welchem Planeten?

laromir
11 Monate zuvor

„Die Gesellschaft mitgestalten…“ man kann es sich auch schön reden. Teilweise gibt es doch kaum Gestaltungsspielräume, alles festgelegt und bürokratisch geregelt.

Käslaugen
11 Monate zuvor

Der Leistungsdruck wird doch erst zum Problem, wenn SuS nie gelernt haben mit ihm umzugehen oder wenn die Kinder keine Chance haben die geforderten Leistungen zu erbringen.

Die Kinder kommen bei uns in der Sek 1 an, duzen die Lehrkräfte, Essen und Trinken im Unterricht wann sie wollen, machen selbstverständlich keine Hausaufgaben, Reden wann immer ihnen danach ist, laufen wann sie wollen im Zimmer umher, ärgern dabei andere SuS, lernen entsprechend wenig und bekommen schlechte Noten. Und dann soll der Leistungsdruck das Problem sein?

Allerdings verhalten sich nicht alle SuS so, wie oben beschrieben. Es gibt tatsächlich viele Kinder, die lernen wollen und sich auch gut benehmen. Viele von denen bräuchten Förderung, weil sie leistungsschwach sind. Da die oben beschriebenen SuS aber ordentlichen Unterricht fast unmöglich machen und ca. 90% meiner Aufmerksamkeit und Energie fordern, fallen die anderen Kinder leistungsmäßig ab. Und dann wird Leistungsdruck wirklich zu einem Problem. Noch dazu, wenn Eltern beratungsresistent sind und ihr überfordertes Kind unbedingt auf einer für das Leistungsvermögen unpassenden Schule sehen will.

Klar, hier geht es um die Grundschule. Aber so wie ich die Kinder in Klasse 5 erlebe, sind schon die Voraussetzungen, um überhaupt Leistung bringen zu können, nicht gegeben. Dann ist jeder noch so kleine Leistungsdruck geeignet die Kinder zu überfordern. Leider ist wohl eher die Abschaffung von Noten für viele Bildungs…irgendwas Entscheider die logische Konsequenz daraus, statt eben die Lernvoraussetzungen endlich wieder für alle SuS zu gewährleisten. Auch für die, die sich gut benehmen und gerade deshalb niemanden in den Ämtern, Ministerien oder Hochschulen interessieren.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Käslaugen

„Die Kinder kommen bei uns in der Sek 1 an, duzen die Lehrkräfte, Essen und Trinken im Unterricht wann sie wollen, machen selbstverständlich keine Hausaufgaben, Reden wann immer ihnen danach ist, laufen wann sie wollen im Zimmer umher, ärgern dabei andere SuS, lernen entsprechend wenig und bekommen schlechte Noten. Und dann soll der Leistungsdruck das Problem sein?“

Probieren Sie doch mal Puschen und Klangschalen, das ist didaktisch der ganz heiße Sch…