„Mehr war nicht durchzusetzen“: GEW und Beamtenbund mit Tarifeinigung zufrieden

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POTSDAM. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat das Tarifergebnis für die im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen Beschäftigten als „guten Kompromiss“ bezeichnet. „Die Beschäftigten haben ab Juni deutlich mehr Geld in der Tasche, um die aktuellen Preissteigerungen auffangen zu können. Ab März 2024 werden die Reallöhne stabilisiert, denn die Gehälter steigen spürbar. Das ist angesichts der Rekordinflation auch dringend notwendig“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Der Beamtenbund zeigte sich gleichfalls zufrieden.

3.000 Euro Inflationsausgleich gibt’s – steuerfrei. Foto: Shutterstock

„Die Schlichtungsempfehlung vom 15. April war – trotz Licht und Schatten – eine gute Verhandlungsgrundlage für die vierte Runde. Sie hat Bewegung in die Verhandlungen und gegenüber den letzten Vorschlägen der Arbeitgeber substanzielle Verbesserungen gebracht“, erklärte GEW-Chefin Finnern.

„Einkommensrunden sind immer zäh. Aber dieses Mal war es besonders kniffelig“, kommentierte dbb-Chef Ulrich Silberbach die schwierigen Verhandlungen mit Bund und Kommunen. Das Ergebnis könne sich aber durchaus sehen lassen. „3.000 Euro Inflationsausgleich und mindestens 340 Euro tabellenwirksame Erhöhung für jede und jeden. Angesichts der Finanzschwäche vieler Kommunen ist das eine echte Hausnummer. Prozentual liegen allein die Tabellenerhöhungen – je nach Entgeltgruppen – damit zwischen 8 und 16 Prozent“, so der dbb-Bundesvorsitzende.

Natürlich hätten die Gewerkschaften vor allem bei Themen wir Laufzeit und Inflationsausgleich für Teilzeitbeschäftigte weitergehende Vorstellungen gehabt. Silberbach: „Mehr war aber vor allem bei den Kommunen nicht durchzusetzen. Auch dieser Kompromiss ist übrigens ohne die vielen Warnstreiks und Protestaktionen der letzten Monate überhaupt nicht vorstellbar. Der Einsatz der Kolleginnen und Kollegen hat sich gelohnt, spürbare Einkommenszuwächse werden erreicht – keine Kleinigkeit in diesen Zeiten.“ Abschließend wies Silberbach darauf hin, dass die Einkommensrunde für den dbb erst dann beendet ist, wenn das Volumen der Tarifeinigung zeitgleich und systemgerecht auf den Bereich Besoldung und Versorgung des Bundes übertragen ist.

„Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass nicht alle Forderungen durchgesetzt werden konnten“

„Das Ergebnis, welches nach langwierigen und kontroversen Verhandlungen jetzt auf der Grundlage der Einigungsempfehlung der Schlichtungskommission erzielt wurde, ist insgesamt tragfähig und positiv zu bewerten“, sagte der Bundesvorsitzende des (dem dbb angehörenden) VBE, Gerhard Brand.

Weiter erklärte er: „Das klare Ziel der Gewerkschaften war es, ein sozial gerechtes Ergebnis zu erreichen, welches einen nachhaltigen Inflationsausgleich und einen angemessenen Mindestbetrag, insbesondere mit Blick auf die unteren und mittleren Einkommensgruppen, enthält. Beides ist erreicht, was bei allen Beschäftigten zu einem deutlichen Anstieg der Entgelte führen wird, gerade bei den unteren Entgeltgruppen. Dies entspricht einer angemessenen finanziellen Wertschätzung, die die Kolleginnen und Kollegen ohne jeden Zweifel verdienen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass nicht alle Forderungen durchgesetzt werden konnten. So erhalten etwa Teilzeitbeschäftigte die Inflationsausgleichsprämie nicht in vollem Umfang. Zudem braucht es eine dem Ergebnis entsprechende Lösung für Pensionärinnen und Pensionäre sowie Rentnerinnen und Rentner.“

So sieht das Tarifergebnis aus:

  • Inflationsausgleichsgeld: 1.240 Euro im Juni 2023. In den Monaten Juli 2023 bis einschließlich Februar 2024 gibt es dann monatliche Sonderzahlungen in Höhe von 220 Euro. Die Zahlungen aus dem Inflationsausgleich summieren sich auf insgesamt 3.000 Euro. Sie sind steuer- und abgabenfrei.
  • Die Gehälter steigen ab dem 1. März 2024 zunächst um 200 Euro (Sockelbetrag) und anschließend um 5,5 Prozent. Wenn diese Erhöhung nicht 340 Euro erreicht, wird das alte Gehalt um 340 Euro aufgestockt.
  • Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt zwei Jahre (rückwirkend vom 1. Januar 2023 bis zum 31. Dezember 2024).
  • Die Tarifeinigung soll zeit- und wirkungsgleich auf die Beamtinnen und Beamten sowie die Pensionärinnen und Pensionäre übertragen werden.

Die Gewerkschaften haben für rund 2,5 Millionen Beschäftigte verhandelt – im Organisationsbereich von GEW unbd VBE für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsbereich, beispielsweise für Erzieherinnen und Erzieher sowie Sozialarbeiterinnen und -arbeiter. Das Ergebnis der Tarifrunde gilt auch für die kommunalen Lehrkräfte in Bayern. News4teachers

Tarifstreit: Schlichter schlagen 5,5 Prozent mehr vor – plus Inflationsausgleich

 

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Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Bitte für die Landesbediensteten übernehmen!!!

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Sind wir nicht erst im Herbst dran mit Verhandlungen? Je nachdem was wirtschaftlich noch auf uns zu kommt, sehe ich keine großen Sprünge bei uns. Es wird ja wirtschaftlich eher immer schlimmer als besser. Und die Zitrone ist vom öD der Kommunen und dem Bund jetzz schon stark ausgepresst worden. Ich glaube nicht dass wir jetzt ein ähnliches Ergebnis bekommen werden.

Zumal wir ja noch mit größerem Rückstand starten, da wir seit 2 Jahren nur mit 2.8 Prozent leben mussten. In der Zeit hatten wir schon über 10 Prozent Inflation. Bis Enee des Jahres werden es sicher nochmal um die 5 bis 8 Prozent. Selbst wenn wir mit 2 Jahren Bindung dann 10 Prozent erstreiten sollten, wäre dann die Gesamtinflation vom letzten Tarifergebnis bis zum Ende des zukünftigen Ergebnisses sicher über 25 Prozent….

So!?
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Der Inflationsausgleich von 3000 EUR wirkt sich nicht auf die Stufentabelle und die Pension aus, es ist nur eine einmalige zeitlich begrenzte Zugabe.

Sally
1 Jahr zuvor
Antwortet  So!?

So ist das bei allen Inflationsausgleichen, die gezahlt werden.

Realist
11 Monate zuvor
Antwortet  Sally

Schön, wenn man so offen zeigt, dass man überhaupt nicht verstanden hat, was „Inflation“ überhaupt ist…

Aber ich helfe einmal: Inflation ist die Erhöhung des Preisniveuas. Und zwar dauerhaft, es sei denn es kommt eine „Deflation“, was nur äußerst selten passiert.

Eburst Gärtner
10 Monate zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Was soll das denn, als den Angestellten!!! die Versorgung via Betriebsrente 2002 genommen wurde, ist das doch auch nicht auf Beamte übertragen worden

gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Zahlungen der Arbeitgeber bis zu einem Betrag von 3.000 Euro steuer- und sozialversicherungsabgabenfrei als Inflationsausgleichsprämie.
Schuldet der Arbeitgeber eine Gehaltsanpassung nach oben (etwa wegen einer den Arbeitgeber bindenden Tariflohnerhöhung), kann die Inflationsausgleichsprämie (IAP) die Gehaltserhöhung nicht ersetzen.

So wie es nun aussieht, soll nach Schlichterspruch die IAP solange gezahlt werden, bis bei Wegfall der Leistung (IAP) zum Februar 2024 der Arbeitslohn dann im Anschluss zum 01. März 2024 erhöht wird.
ABER, genau diese Konstellation (§ 8 Abs. 4 EStG) war doch mit der IAP nicht beabsichtigt/gewollt und warum soll für den ÖD dann eine Ausnahme her, wenn genau dies für die Privatwirtschaft untersagt wird.
Ob die IAP im ÖD dann eine steuer- und sozialversicherungsabgabenfreie Leistung des Arbeitgebers bleiben kann bezweifle ich schon jetzt.

Martin Wesendorf
1 Jahr zuvor

Es wird unattraktiver für junge Menschen. Kein Homeoffice, keine 4 Tage Woche, wenig Geld. Inflationsprämie wird mit eingerechnet. Alle anderen (selbst der ÖR) bekommt sie dazu. Nullrunden immer länger, Streckungen über Jahre. Wandern bald Lehrer in andere Branchen ab???

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Martin Wesendorf

Lächerlich. Oder wissen Sie so gar nichts von den Vorzügen des Berufsbeamtentums? Das gibt fast niemand freiwillig auf! Wäre ja auch dumm. In den allermeisten Fällen.

Mika
1 Jahr zuvor

Vor allem fängt kaum noch wer an! Nachwuchsmangel bei Lehrern, Polizisten, Verwaltung. Berufsbeamtentum scheint uninteressant zu sein, zumal Sie die nicht unerhebliche Zahl angestellter Lehrkräfte, Mitarbeiter der Polizei und in der Verwaltung übersehen.

Berlina
11 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Das ist tatsächlich ein riesiges Problem. In meinem Bundesland laufen gerade die Einstellungen und die jungen Leute sagen ganz klar, dass sie sich erstmal nicht verbeamten lassen wollen. Dafür wollen jetzt massenhaft Privatschullehrer wieder zurück zu, weil die Verbeamtung lockt.

Samson
1 Jahr zuvor

Realist will für E5 arbeiten, weil das der große Reibach ist.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Martin Wesendorf

Gen Z; „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor

Wenn kein Schulrad sich mehr dreht,
über Wochen,
dann die Wirtschaft still darniederliegt.

Die „Gesellschaft“ hat immer noch nicht kapiert.
Schluss, Ende.

Zwei Generationen, dann sind wir in der BRD verblödet.

Danach wird es hundert Jahre dauern, um die Blödheit wieder auszudämmen.

Nicht mehr mein Problem,
da bin ich Asche und Staub.

E. Grubert
6 Monate zuvor

Wie kommen Sie darauf,dass es noch zwei Generationen dauern wird bis zur Totalver-
blödung?? Die simpelsten Sprachregeln, die ehemals vom Großteil der Bevölkerung
beherrscht wurden, stehen selbst Eliteabi-
turienten und vielen Journalisten nicht mehr zur Verfügung. Legastheniker dürfen
Deutschlehrer werden und sogar einfache Texte werden nicht mehr verstanden.
Sic transit gloria mundi.

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor

Es ist schade,
viele Kollegen machen sich noch Gedanken um… Nichts.

Asche zu Asche und
Staub zu Staub
(Ich liebe die Texte von
Til Lindemann, einer von mir, Nordost).

uesdW
1 Jahr zuvor

Nur das der aus dem kirchlichen Kontext ist, aber was soll.
Ist ja alles nur geklaut!

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Sie meinen?
Was?

Auch ich als Atheist verwende manchmal christiane Kontexte.

Sie verwenden niemals und niemals marxistische Zitate?
Dann gehören Sie einer armen (nicht geldlich gemeint, sondern…) Kirche an.

Der katholische Paps…
Jetzt höre ich auf. (Sie wissen hoffentlich, warum?)

Gott zum Gruss…
Zu Frieden und S…, seid bereit-
Immer bereit 🙂

unverzagte
6 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Kunst funktioniert ebenso wie Wissenschaft ausschließlich kooperativ.

(Apropos klauen: Eigentum ist kein Diebstahl?)

potschemutschka
6 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

„… das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt …“

Uwe
1 Jahr zuvor

Für die „Gewerkschaften“ wie VERDI und GEW gilt: Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde mehr. Solche Ergebnisse kann man nur mit Hass und abgrundtiefer Verachtung für Arbeiter*innen erklären.

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Nun, Uwe,

ein ganz klein bisschen Scheis*e ist doch rausgekommen.
Nicht für dich, nicht für mich…
Aber doch für die Funktionäre.
Tätä, 10,xxx %
Gewonnen!

Ich lasse die Karre jetzt ganz bewusst auflaufen.
Genüsslich.

Auf Wiedersehen, good by :
😉

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor

Mein monatlicher Gehaltsminderwert beträgt rund 10%.

Somit beiträgt meine monatliche Minderleistung 10%.
Nachvollziehbar?

Nun, weniger U-Stunden werde ich nicht leisten (dürfen).

Das heißt, die Qualität der U-Stunden sinkt pro Monat um 10%.

Das heißt, ab Februar 2024 bekommen die S 0% Wissensvermittlung.

Mir egal, ich verlasse die BRD.
Komme, was wolle.

Last edited 11 Monate zuvor by Ureinwohner Nordost
Jan
11 Monate zuvor

„Mir egal, ich verlasse die BRD.
Komme, was wolle.“

Das ist dann wohl das beste für alle, insb. für Ihre Schüler.

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor
Antwortet  Jan

Denke ich auch so.
Die Naturwissenschaften sind ehr „Bremsen im Schulsystem“, da muss man soviel wissen und können… bäh.

Ohne NW werden die Schulen endlich ein Ort der Freude und des Spasses, vor allem Spassssss 😉

Last edited 11 Monate zuvor by Ureinwohner Nordost
Jürgen Hauser
11 Monate zuvor

Die Verbraucherpreise stiegen im April um 6 %. Sollten die Verbraucherpreise weiter in diesem Tempo steigen (und das ist zu erwarten angesichts der gegenwärtigen Tarifabschlüsse) bedeutet dieser Tarifabschluss bezogen auf den 1.4.2019 eine massive reale Einkommenssenkung. Was bitte ist darandaran ein fairer Kompromiss?

Walter
11 Monate zuvor
Antwortet  Jürgen Hauser

Was wird realistisch denn erwartet, wenn die 6 % alle Verbraucher betreffen?

Silvia
6 Monate zuvor

Wurde die Inflationsausgleichszahlung nun auch durchgeführt?
Mitbekommen habe ich davon noch nichts.