Home Politik Fellers Bildungsrevolution: Künftig entscheiden die Bürokraten des Ministeriums, welches Unterrichtsmaterial geeignet ist

Fellers Bildungsrevolution: Künftig entscheiden die Bürokraten des Ministeriums, welches Unterrichtsmaterial geeignet ist

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DÜSSELDORF. NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat in der vergangenen Woche en passant eine Revolution angekündigt – ohne, dass dies auf besonders viel Resonanz gestoßen wäre: Die Juristin will Lehrkräften verbindlich vorschreiben, mit welchen Materialien sie zu arbeiten haben. Das ist nichts Geringeres als der Einstieg in ein staatliches Lehrmittel-Monopol. Die Konsequenz (sollte sich das Prinzip durchsetzen): Bildungsverlage werden damit genauso obsolet wie freie Open Educational Ressources. Bürokraten in Ministerien entscheiden dann, wie und womit unterrichtet wird.

Der freie Bildungsmarkt hat in NRW-Grundschulen ausgedient – künftig entscheidet das Ministerium, womit (und damit wohl auch wie) unterrichtet wird. Foto: Shutterstock

„Es gehört zum Beruf der Lehrerinnen und Lehrer, in eigener Verantwortung und pädagogischer Freiheit die Schülerinnen und Schüler zu erziehen, zu unterrichten, zu beraten, zu beurteilen, zu beaufsichtigen und zu betreuen“ – so heißt es in der Dienstordnung für Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen. Die „pädagogische Freiheit“ von Lehrkräften hat sich offenbar nun erledigt – an den Grundschulen im Land jedenfalls. Anlass sind die düsteren Ergebnisse der jüngsten Iglu-Studie.

„Es sind Zahlen, die alarmierend sind und die wir keinesfalls einfach so hinnehmen dürfen und werden“ – sagte Dorothee Feller (CDU) in dieser Woche vor dem Schulausschuss. In Nordrhein-Westfalen erfüllt danach gut ein Viertel der Viertklässlerinnen und Viertklässler die Mindestvoraussetzungen im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zuhören und in der emotional-sozialen Entwicklung nicht; etwa die nur Hälfte der Schülerinnen und Schüler erreichen in Lesen, Zuhören, Mathematik de Regelstandards.

„Unsere Schulen wurden mit der Frage, wie neue Konzepte und geänderte Lerninhalte im schulischen Alltag umgesetzt werden können, zu wenig unterstützt“

Feller zieht die Konsequenz, Grundschullehrkräften künftig vorschreiben zu wollen, mit welchen Materialien sie unterrichten. „Zwar existiert bereits eine Vielzahl an analogen und digitalen Materialien, die den Schulen zur Verfügung stehen und von denen nicht wenige auch gut geeignet sind für die praktische Umsetzung. Jedoch wurden unsere Schulen mit der Frage, wie neue Konzepte und geänderte Lerninhalte im schulischen Alltag umgesetzt werden können, zu wenig unterstützt“, sagte sie.

Die Schulministerin betonte: „Diese fehlende Unterstützung ist zugleich auf ein Schulsystem gestoßen, in dem wir – ebenfalls seit Jahren – einen erheblichen Mangel an Lehrkräften verzeichnen. Das hatte zur Folge, dass die verbliebenen Lehrkräfte nochmal mehr Zeit investieren mussten, um sich mit der großen Anzahl an Aufträgen, Konzepten, Materialien usw. zurechtzufinden und die jeweils maßgebliche Essenz auf ihre Schulen zu übertragen – eine wertvolle Zeit, die ihnen für ihre eigentliche Aufgabe fehlt: Für das Unterrichten der Kinder!“

Ihre Schlussfolgerung: „Wir setzen (…) auf Verbindlichkeit, indem wir für die Schulen Schwerpunktsetzungen und Materialien verbindlich vorgeben, sodass nicht jede Schule und jede Lehrkraft ihre eigenen Konzepte und Materialien erstellen muss. Wir werden den Lehrkräften wissenschaftliches fundiertes und vor allem wirksames Material zur Verfügung stellen und mit ihnen im ständigen Austausch bleiben, um Hinweise und Verbesserungsvorschläge aus der Praxis berücksichtigen zu können.“

Und was ist das für Material? In einer Unterlage für den Schulausschuss, die News4teachers vorliegt, heißt es: „In Kooperation mit der Technischen Universität Dortmund im Fach Mathematik und der Technischen Universität Chemnitz sowie der Leibniz Universität Hannover im Fach Deutsch entstehen leicht handhabbare Materialien und Unterstützungsangebote, die niederschwellig im Unterricht eingesetzt werden können und allen Schulen mit Primarstufe zur Verfügung gestellt werden.“

„Wichtig sind Mittler zwischen Wissenschaft und Schulpraxis, die Fragen und Anliegen der Lehrkräfte aufgreifen können“

Im Klartext: Die Materialien existieren zum Großteil noch gar nicht, sind also in der Praxis überhaupt nicht erprobt. Woher weiß das Ministerium, ob sie „leicht handhabbar“ sein werden – und ob sie dann überhaupt qualitativ für jede Unterrichtssituation im Land, das vom multikulturellen Ruhrgebiet bis hin zum platten Niederrhein reicht, geeignet sind? Und was passiert, wenn das nicht der Fall ist? Wer sorgt für eine sinnvolle – bedarfsgerechte – Weiterentwicklung, wenn es keinen Markt mehr gibt, auf dem sich ein Bedarf durch eine entsprechende Nachfrage zeigen könnte? Diese Fragen bleiben unbeantwortet.

Klar ist dem Ministerium hingegen, dass es nicht reicht, den Lehrkräften die Materialien anzubieten. Es ist auch Druck nötig: „Damit die Materialien und Angebote von den Lehrenden genutzt werden und somit im Unterricht bei den Schülerinnen und Schülern ankommen können, bedarf es jedoch mehr als deren Bereitstellung“, so heißt es in dem internen Papier. „Wichtig für die Unterrichtsentwicklung auch zur Stärkung der Basiskompetenzen sind Mittler zwischen Wissenschaft und Schulpraxis, die Fragen und Anliegen der Lehrkräfte aufgreifen können. Daher wurden in zwei Tranchen insgesamt 106 Stellen für Fachberaterinnen und Fachberater geschaffen. Sie stellen das Bindeglied zwischen Wissenschaft und Unterrichtspraxis dar und unterstützen die Fachaufsicht und die Schulen.“

Für den Fall, dass jemand Rechenschaft verlangt, ob das neue Staatsmonopol denn auch tatsächlich die Schülerleistungen verbessert, hat sich das Ministerium bereits argumenativ gewappnet. „Die Schulen benötigen Zeit und Unterstützung, damit die Maßnahmen ihre Wirkung im Sinne der Kinder entfalten können“, so heißt es in dem Papier. Wie viel Zeit? Keine Angabe. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Feller will Grundschulen „wissenschaftlich fundierte“ Materialien vorschreiben

 

 

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74 Kommentare
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Georg
10 Monate zuvor

Mal schauen wo das hingeht, insbesondere bei kontroversen Themen. Es riecht aber schwer nach China — und das von einer Ministerin von der CDU.

In der Praxis kann ich mir aber kaum vorstellen, dass sich am Oligopol aus Klett, Cornelsen und Westermann großartig viel ändert, weil die Verlagshäuser schon aus Eigeninteresse lehrplankonforme Werke anbieten und der Staat nicht zeitnah komplett neue Bücher in Eigenregie schreiben kann.

Realist
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

„und der Staat nicht zeitnah komplett neue Bücher in Eigenregie schreiben kann.“

Da wäre ich nicht so sicher. Einfach die „Lehrerdienstordnung“ um einen Satz ergänzen: „Zu den dienstlichen Pflichten der Lehrkraft gehört es, gemäß den Vorgaben der Landesschulbehörde Unterrichtsmaterialien zu erstellen und diese der Behörde zur Weiterverwertung zur Verfügung zu stellen.“

Für so eine Änderung braucht es keines speziellen Gesetzgebungsverfahrens…

SusiS
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Ach, mir fällt noch ein weiterer Vorteil ein…:
Keine Bashing der Grundschullehrkräfte von Seite der Altphilologen. Das ist dann nur das Ministerium Schuld (und im gemeinsamen Feindbild haben sich dann alle wieder lieb).

Palim
10 Monate zuvor
Antwortet  SusiS

Allein deshalb wird es nicht umgesetzt,
dann müsste ja in Zukunft das Ministerium nicht nur die Verantwortung „tragen“, sondern sich auch verantwortlich zeigen.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  SusiS

Dann wird umgekehrt gebasht, weil die Philologenverband dann die Wunschliste erstellen und die Grundschule wieder wirklich leistungsorientiert wird.

Alex
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Zumal alle gerade neue Bücher aufgelegt haben, jetzt, wo der neue Lehrplan gerade in Kraft tritt.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

In BaWü ist ein Klett-Technikbuch der heimliche Lehrplan und wird für die Prüfungsaufgaben verwendet. Gut für Klett!

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Es gibt allerdings EINEN drastischen Unterschied zum (erschreckenderweise bei vereinzelten CDUlern wie auch Grünen beliebten) „chinesischen Modell“ des Autoritarismus:
In der chinesischen Schulwelt richtet sich die Autorität von oben nach unten, um „Einigkeit“/“Harmonie“ zu erzeugen. So sehen auch chinesische Schulen aus.

Mag wer raten, gegen wen sich ein autoritär-staatsdirigistisch ausgeformtes Schulsystem bei uns richten würde?

Kleiner Tipp: Gegen Störenfriede unter den SuS und Eltern jedenfalls nicht…

kanndochnichtwahrsein
10 Monate zuvor

Mangel auf allen Ebenen ist eins. Immer mehr Arbeit ein zweites.
Jetzt auch noch Eingriffe in das letzte bisschen pädagogische Freiheit?
Dann bin ich kein Lehrer mehr.
Dann bin ich nichts anderes mehr als ein Materialverwalter und endgültig ein Erfüllungsgehilfe der Bildungspolitik.
DA geh ich nicht mehr mit.
Das ist der endgültige Supergau in der Bildung.

Das Ergebnis ähnlicher Versuche, bestimmte Vorgehensweisen und Methoden vorzuschreiben, ernten wir seit Jahrzehnten in den Schulen: schreib wie du willst, rechne wie du meinst, probiers halt aus, Versuch ohne Korrektur, lern dir mal wat, willste nich musste nich, frustfreies lernen, programmiertes Lernen, Digitialiserung ohne Sinn und Verstand, Ganztag, Inklusion, Integration ohne adäquate Konzepte und Ressourcen… und wie die Säue alle hießen, die daher kamen…

Das hat alles nichts mit Lernen zu tun.
Lernen geht nur, wenn es indivuduell ist, braucht individuelle Erfahrung, Beobachtung und Reaktion der Umwelt oder des Lehrers.
Lernen beinhaltet immer auch Versuch und Irrtum, Korrektive, Weitergabe von Erfahrung und Wissen.

Wenn jetzt Juristen Schule machen… ob da noch was zu retten ist???

GriasDi
10 Monate zuvor

Kein Lehrer mehr, nur noch Materialausleger und Lernbegleiter

Last edited 10 Monate zuvor by GriasDi
Julia
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Das können dann auch Ungelernte, Angelernte, Einsteiger jeglicher Couleur oder Bots.

Herr Hallmackenreuther
10 Monate zuvor

Wie jetzt …
– Keine Arbeitsblätter selbst entwerfen
– Keine „Tafelbilder“ fürs Smartboard
– Keine (PP)-Präsentationen vorbereiten?

… hoffentlich dann auch vom Arbeitgeber finanziert.

Mmh, wers glaubt

NichtErnstZuNehmen
10 Monate zuvor

Einhundertundsechs neue Stellen, nicht in den Schulen, wo man sie dringend braucht, sondern als Kontrolleure der Kolleg:innen! Die CDU steht nicht mehr auf dem Boden der Demokratie.

Last edited 10 Monate zuvor by NichtErnstZuNehmen
Realist
10 Monate zuvor

„Kontrolleure“ drückt es sehr schön aus. Am Ende haben wir dann die berühmten „amerikanischen“ Verhältnisse: Den Lehrkräften wird haarklein (in den USA vom „schoolboard“) vorgeschrieben, welche Themen sie im Unterricht ansprechen dürfen, welche Begriffe sie verwenden dürfen, welche Materialien sie einsetzen dürfen, welche Bücher sie lesen dürfen. Und alles ist haarklein zu dokumentieren. DIe „Kontrollebene“ muss dann natürlich weiter ausgebaut werden, bis dann, wie teilweise in den USA auf eine Lehrkraft ein „Administrator“ kommt, der verwaltet und kontrolliert. Natürlich besser bezahlt (doppelt so gut) wie eine Lehrkraft, weil sie ja eine „höherwertige“ Tätigkeit ausübt.

SusiS
10 Monate zuvor

Nee – das sind FachBERATER!
Und Berater begleiten, beraten, weben für top wissenschaftlich fundierte Arbeitsmaterialien (die Differenzierung und Modifizierung bleibt natürlich in Lehrkräftehand… – oder liefern sie Material für „Deutsch in allen Fächern“ an einer Sozialindexschule ab 7 gleich mit? Das wäre toll…).

Oder kommt der Berater etwa mit Polizeiuniform und Handschellen daher um zu prüfen, ob ich das richtige Arbeitsblatt nutze?!
Bin mal gespannt, was mit den Ungehorsamen passiert, die tatsächlich das Material verändern für das eigene Klientel (Sozialindex 8).

Das wird jedenfalls noch lustig, wenn die „Wundermedizin Lehrmaterial für alle“ in die Praxis kommt…

Jedenfalls kann ich in dem Vorhaben auch Vorteile erkennen:
1.) Keine tagelange Schreibtischarbeit, um die schulinternen Arbeitspläne an den neuen Lehrplan (NRW) anpassen zu müssen….
2.) Und wenn das Material wirklich gut differenziert daherkommt: keine „Bastelstunde“ mit dem „Arbeitsblattgenerator“ und für das Anschuungsmaterial…

Das wäre wirklich eine echte Entlastung hin zum „Kerngeschäft“ Unterrichten. Vielleicht passieren ja noch Wunder?!

Teacher Andi
10 Monate zuvor
Antwortet  SusiS

Sie glauben doch nicht im Ernst, dass (nach all diesen einschlägigen Erfahrungen) das Ministerium eine Entlastung für die Lehrer zustande bekommt? Ich befürchte eher, das wir eine gut überschaubare Mehrbelastung aufgebürdet bekommen, so wie bei allen Bildungsreformen von oben. Außerdem ist zu befürchten, dass man in der Zukunft nun völlig eingeengt wird auf die Dogmen der Regierung. So kann man den Lehrermangel durchaus noch verschärfen. Wer möchte schon Ausführungsgehilfe einer Regierung werden, von der man nicht überzeugt ist.

Bayer
10 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

„gut überschaubare Mehrbelastung“ ist richtig schön formuliert, lieber Teacher Andi.

Ich werde das in Zukunft gebrauchen
– um Referendare zu informieren
– um Quereinsteiger zum Bleiben zu bewegen.

Alles natürlich in gut überschaubarem Rahmen.
Das läuft bestimmt. 😉

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  SusiS

Berater können am besten Flipcharts mit Allgemeinplätzchen füllen und dafür Stundensätze in dreistelliger Höhe abrechnen. Wenn ich labern könnte, würde ich das auch gerne tun, kann ich aber nicht, ich kann nur Fakten und lehren. Meinen Unterrichtsstil kenne ich selbst am besten. Die vom Land gestellten Materialien hätte ich aber dennoch sehr gerne als Ideensammlung.

NichtErnstZuNehmen
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Seit wann arbeitest du an einer Grundschule?

Jette
10 Monate zuvor
Antwortet  SusiS

Eine Entlastung für Lehrkräfte und eine deutliche Verbesserung der Schulleistungen sind dann am ehesten zu erzielen, wenn die 106Fachberater mit ihrem Deputat an die Schulen gingen und dort gezielte Förderungen übernehmen. 5 Stunden pro Schule würden über 500 Schulen allein in NRW helfen.
Daneben gibt es noch hunderte von anderen Lehrkräften, die für zweifelhafte Aufgaben aus dem System gezogen werden.
In BW ist es das neu geschaffenen ZSL, was Lehrkräfte beheimatet, die keine Lust auf Schüler, aber viel Lust auf kluge Phrasen haben.
Pausenlos werden dort Fortbildungen angeboten, die sehr dürftig besucht werden, weil Lehrkräfte keine Zeit dafür haben und weil sie praxisnahe Fobis bevorzugen.
Hier kann man kurzfristig sehr schnell Entlastung im System schaffen!!!

Georg
10 Monate zuvor

Wenn die vom Ministerium erstellten Materialien nach Maßstäben des Humboldtschen Ideals wirklich gut sind, ist dagegen nichts einzuwenden. Allerdings ist das sehr unwahrscheinlich, weil wir dann von einem gravierenden Niveausprung nach oben ausgehen müssten.

NichtErnstZuNehmen
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Na dann freu ich mich schon drauf, wenn dein Unterricht endlich Mal kontrolliert wird. Das Niveau bei dir ist ja angeblich nicht mehr zu übertreffen, da wird sich die Feller aber anstrengen müssen, um dem gerecht zu werden.

Georg
10 Monate zuvor

Was hat der Beitrag mit meinem Kommentar zu tun?

Studienrat
10 Monate zuvor

Gibt es schon einen Server, auf dem die Materialien dann aus dem Ministerium hochgeladen werden? Klappt doch immer so gut in NRW!

Blau
10 Monate zuvor
Antwortet  Studienrat

Damit ich die dann wie immer auf meine Kosten ausdrucken und kopieren kann?

gehtsnoch
10 Monate zuvor

Ungerechte Entlohnung, zu viel Arbeit neben dem Unterricht …

Nun ist A13 in kleinen Schrritten an GS unterwegs ✔ und die Zusatzarbeit neben der Unterichtung der Kids wird durch zentrale Materialbeschaffung für den Unterricht weniger.
Notfalls ein wenig Druck erzeugt (der erhobene Zeigefinger grüßt).
Masterplan Grundschule: Insgesamt stellt das Land NRW für die Stärkung der Fachlichkeit in der Grundschule in den Fächern Deutsch und Mathematik 27,5 Millionen Euro bis 2025 zur Verfügung.

Wie, so haben sich LuL die Dienstherrin-Reaktion mit der neuen Art der Arbeitsentlastung nun aber auch nicht vorgestellt?

Last edited 10 Monate zuvor by gehtsnoch
Alex
10 Monate zuvor

106 neue Fachberater?? Na, da hat die Landesregierung mal richtig Geld in die Hand genommen. Leider für die falsche Stelle im System. Wir brauchen nicht noch mehr Leute, die uns unseren Job erklären, wir brauchen Leute, die in den Schulen mit anpacken!
Die TU Dortmund „beglückt“ uns übrigens schon seit Jahren mit dem PIK-AS-Projekt. Da geht es leider meist nicht um grundlegende Rechenverfahren, sondern um „entdeckendes Rechnen“. Wie die Praktiker unter uns wissen, ist das zwar was für fitte Kinder, aber eben leider nicht für die Schwachen, um die es der KuMi geht.

Last edited 10 Monate zuvor by Alex
DerDon
10 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Ich verstehe was du meinst, aber das stimmt so nicht. Ich denke, dass das Material von PikAs für alle SuS sehr gut geeignet ist, um auf unterschiedlichen Anforderungsbereichen sinnvoll damit zu arbeiten. Das finde ich nicht nur als Praktiker , sondern auch als Dyskalkulietherapeut. Generell ist das ganze Portal, gerade für „neue“ Mathelehrer in der Grundschule, eine hervorragende professionalisierungs Plattform. Gerade weil QuereinsteigerInnen, aber auch ReferendareInne noch wenig Wissen darüber haben, wie man Mathematik nachhaltig/ verstehend lernt.

Blau
10 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Man kann auf jedem Niveau etwas entdecken. Ich finde Pik-As super.

Klara Klarname
10 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Naja, da tun Sie Pik-As aber schon etwas unrecht. Es geht dabei nicht alleine um entdeckendes Lernen, sondern eben um Deutsch im Mathematikunterricht, fächerübergreifendes Lernen und eben aber auch Übungsanteile zum automatisieren der erlernten Inhalte wie Einmaleins und Einspluseins.

U.L.I.
10 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Wer ein klitzekleines bisschen Ahnung von GS hat, kennt und schätzt die Sachen von PIK-AS, keine Frage. Und egal, ob es sich eher für leistungsstärkere Kinder eignet oder nicht – wo ist die Revolution, die Frau Feller verspricht??? Wir arbeiten bereits seit Jahren mit diesem Material, ergänzend zu unserem Lehrwerk (kommt das Zahlenbuch nicht auch aus der Schmiede der Uni Dortmund…?)!

Folgt man den anderen „revolutionären links“ auf der Seite des Ministeriums (ich habe das gestern mal gemacht) zu den Bereichen Mathe und Deutsch, entdeckt man entweder bereits seit ewigen Zeiten Bekanntes (Tandemlesen, chorisches Lesen…) oder man landet im Nirvana („Seite wird gerade gebastelt. Bitte besuchen Sie uns später noch einmal, wenn wir ggf. fertig geworden sind.“)

Amüsant finde ich auch, dass (nach wie vor) ein link zur Vorgängerin, Frau Gebauer, und ihrem „revolutionären Skript“ zur Einführung des verbindlichen Wortschatzes und des Deutschunterrichts in der GS führt:

Da die Kinder mit sehr unterschiedlichen Schrifterfahrungen in die Schule kommen, werden sie eine Buchstabentabelle auch sehr unterschiedlich und unterschiedlich lange nutzen – die meisten nur ein paar Monate. Buchstabentabellen unterstützen das alphabetische Prinzip unserer Schrift und sind deshalb vor allem am Schreibanfang ein Hilfsmittel, um sich selbstständig schriftlich auszudrücken. Buchstabentabellen ermöglichen und erfordern also einen hochgradig individualisierten Anfangsunterricht.

Also bleibt man offenbar nach wie vor dabei, Kindern im Anfangsunterricht basierend auf dem alphabetischen Prinzip zu ermöglichen, so zu schreiben, wie sie es hören. Mit Hilfe einer Anlauttabelle. Kennen sie alle Buchstaben und können sie lesen, beginnt der Rechtschreibunterricht, also nach einigen Monaten.
Ich finde das prima, mache ich seit 30 Jahren so! Als Revolution sollte man dies aber nicht bezeichnen…

Kurze Frage zum Schluss: Wer leistet eigentlich den „hochgradig individualisierten Anfangsunterricht“? Sind das nicht wir, die Grundschullehrer*innen? Auch nicht revolutionär. War auch schon immer so. Oder übernehmen das zukünftig die „ominösen 106“?

Palim
10 Monate zuvor

Das muss phänomenal tolles Material sein, das da empfohlen wird,

besser als Lehrwerke, die seit Jahrzehnten genutzt werden und immer wieder überarbeitet werden, die durchfallen, wenn sie unpraktikabel sind, die ausgetauscht werden, wenn man für den Unterricht der Schüler:innen etwas anderes benötigt,

und

besser als alle Materialien, die Lehrkräfte selbst erstellen, erproben, anderen zum Tausch oder einfach aus Überzeugung kostenlos zur Verfügung stellen auf Plattformen wie 4teachers oder den zahlreichen Blogs, die es im Grundschulbereich gibt.
An den Downloads und Kommentaren kann man sehen, wie viele Lehrkräfte diese Angebote dankbar nutzen, an den Uploads, wie viele Lehrkräfte ihre erstellten Materialien gerne teilen, an den Verlagsmaterialien zum Teil, wie gut die kostenlose Vorlage ist, dass der Verlag sie abgreift, nachahmt und verkauft.

Mathe aus Dortmund heißt Pikas, das ist bekannt und wird von vielen Lehrkräften genutzt. Das ist gar nicht neu.
Das allein macht aber noch nicht den Unterricht.

Wer Lehrkräfte von Materialien überzeugen will, wird wirklich gutes Material anbieten müssen, damit die Lehrkräfte, die Expert:innen für den Unterricht sind, die studiert haben und in der Praxis täglich evaluieren, das wählen, was hilfreich ist.
Wenn sie es nicht wählen, ist es nicht frei zugänglich oder nicht hilfreich.

Was ist mit den Materialien der anderen Unis?
Was ist mit den Ergebnissen der Forschung aus anderen Projekten?
Man könnte es den Lehrkräften des Landes oder des Bundes kostenfrei zugänglich machen.

Wie sieht es mit digitalen Medien aus? Da gibt es ein gutes Vorbild aus Norwegen, seit vielen Jahren bekannt. Wo ist die Initiative dafür in Deutschland?

Warum spricht die Ministerin ihren Lehrkräften die Professionalisierung ab, statt sie zu stärken und zu fördern, indem sie den Lehrkräften die notwendige Zeit zur Vorbereitung und zum Austausch sowie zur Fortbildung ermöglicht?

Am Ende will man gar nicht investieren.
Vor allem will man in keinem Fall die personelle Ausstattung der Schulen und die Arbeitsbedingungen in den Schulen verbessern, sondern nach außen tragen, dass die Lehrkräfte unfähig seien, die richtigen Materialien aus denen zu wählen, die das Ministerium prüft und auf Listen führt.

So!?
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Volle Zustimmung!! Dieses Schuljahr erst ein neues Deutsch- Lehrwerk ab Klasse 1 eingeführt, aus dem bis dato fleißig kopiert wurde; dazu passendes Lesematerial von einer GS- Kollegin im Internet runtergeladen und eine passende digitale LernApp zum Üben für Zuhause bereitgestellt. Lehrerherz, was willst du mehr? Und die Eltern sind erstaunt, wie schnell und gut ihre Kinder in nur einem Schuljahr lesen und schreiben lernen. Normal, ohne die Wirrungen vonwissemschaftlichen Didaktikern und anderen Fachleuten, die ihre Methoden und deren Folgen niemals in einem täglichen Langzeit- Lernsetting sehen.

Last edited 10 Monate zuvor by So!?
Fräulein Rottenmeier
10 Monate zuvor
Antwortet  So!?

Welches Lehrwerk ist das denn *neugierig guck*?

Teacher Andi
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Mit den neuen „Experten“ schafft man allenfalls neue Posten im Regierungsgefüge, und darum geht es letztendlich, um nichts anderes. Ein Vorstoß, der neben der vermehrten Kontrolle, nur allzu offensichtlich ist. Die Auswirkungen kann man sich jetzt schon ausmalen, zumal in der Bildungspolitik weit und breit keine Substanz zu erkennen ist.

Wombat lover
10 Monate zuvor

Wenn diese Materialien qualitativ so hochwertig und zuverlässig sind wie die Abschlussprüfungen, kann das Niveau der Schüler nur noch sinken.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  Wombat lover

Das befürchte ich auch.

Hans Malz
10 Monate zuvor

Ich dachte, Frau Löhrmann wäre nicht zu toppen … aber sie bemüht sich redlich.

Henriette
10 Monate zuvor

Und wieder werden die Lehrkräfte selbst nicht nach Ursachen und Wirkungen gefragt, sie könnten ja sonst so unbezahlbare Forderungen stellen wie kleinere Klassen, die regelmäßig mit dem angeblichen Befund der Hattie-Studie abgeschmettert werden, die Klassengröße habe keinen Effekt auf den Lernerfolg. Ironischerweise werden jetzt Material und Methoden als Heilmittel von oben verordnet, die laut Hattie ebenfalls keinen signifikanten Effekt haben sollen. Und wieder werden wertvolle Zeit und Ressourcen auf Kosten der SuS vergeudet.

Mika
10 Monate zuvor

Wäre es nicht im Sinne wissenschaftlich fundierter Entscheidungen sinnvoll, sich zunächst mit der Frage zu beschäftigen, warum die Ergebnisse der IGLU – Studie derart katastrophal sind, bevor man Entscheidungen trifft? Vor 30 Jahren scheint es diese Probleme ja nicht im heutigen Ausmaß gegeben zu haben. Also würde es doch Sinn machen, die jetzige Situation in den Grundschulen mit der damaligen zu vergleichen.
Aus meiner Sicht wären an Unterschieden unter Anderem die heute deutlich heterogenere Schülerschaft (bezogen auf die für Schule notwendigen motorischen und sprachlichen Fähigkeiten), weniger Zuwendung und Unterstützung der Grundschüler durch das Elternhaus im Nachmittagsbereich aufgrund der (notwendigen) Berufstätigkeit beider Elternteile, deutlich geringere Frustrationstoleranz der Kinder (warten können, bis man dran ist, Umgang mit Fehlern, Beharrlichkeit beim Problemlösen), fehlendes Vertrauen von Eltern in die Fähigkeiten der Lehrkräfte (was sich auf die Kinder überträgt), weniger Vertrauen der Kinder in die eigenen Fähigkeiten (weil sie immer weniger selbst erleben dürfen – überbehütete Kinder), Mangel an qualifizierten Lehrkräften, Mangel an Zuwendung für das individuelle Kind durch die Kollegen, da diese immer mehr Aufgaben parallel bewältigen sollen, immer größer werdender Investitionsstau in der sächlichen und baulichen Ausstattung der Schulen und noch so einiges mehr zu nennen.
Frau Feller konstatiert korrekt, dass es zu wenig ausgebildete Lehrkräfte gibt. Anstelle hier jedoch durch Erhöhung der Attraktivität des Berufes Abhilfe zu schaffen oder Seiteneinsteiger vor dem Einstieg entsprechend gut zu qualifizieren, will sie verpflichtend (!) zu nutzende Materialien (sprich: Unterrichtseinheiten) erstellen und kaschiert dies als „Hilfe“ für die ausgebildeten Kollegen, weil diese ja nicht im Dschungel der vielen Angebote durchsehen könnten. Dessen ungeachtet, dass dies ein Schlag ins Gesicht einer jeden Lehrkraft ist, die Abitur, 5jähriges Studium und 1,5-2jähriges Referendariat hinter sich hat: glaubt die Frau wirklich, dass niemand merkt, dass sie hier die Deprofessionalisierung des Lehrerberufs durch die Einstellung ungelernter Kräfte vorbereitet? Der/die KollegIn muss ja dann nur die Materialien abarbeiten – dazu muss man Lehren nicht gelernt haben. Erinnert mich an Systemgastronomie: schmeckt immer gleich, egal wo, nimmste die Vorschrift im blauen Hefter und arbeitest einfach ab.
Wenn ich allerdings daran denke, dass ich äußerst selten ein von mir entwickeltes Arbeitsblatt (es gibt wenig im Netz oder bei den Verlagen, was unverändert genutzt werden kann) in einer anderen Lerngruppe einsetzen kann, ohne es anzupassen, frage ich mich schon, wie Frau Ministerin mit der Verschiedenartigkeit der Lerngruppen umgehen will. One size fits all KANN im Bildungsbereich nicht funktionieren.
Aber auch dann bleiben viele, viele Baustellen unbeachtet liegen, die jedoch ihren Beitrag zu den immer geringer ausgeprägten Fähigkeiten der Grundschüler leisten. Genaues Hinschauen und daraus abgeleitetes Handeln würde helfen. Leider bleibt es bei vielen Entscheidungsträgern in den Ministerien nur beim (nicht ganz so genau) Hinschauen.

Last edited 10 Monate zuvor by Mika
Walter Hasenbrot
10 Monate zuvor

Wenn sich ein Chef ins Mikromanagement einmischt, ist das immer der Anfang vom Ende.

Nordost
10 Monate zuvor

Die Sowjetflagge finde ich in diesem Kontext ziemlich deplatziert. Man muss absolut kein Fan dieses Regimes sein um anzuerkennen, dass deren Bildungssystem (trotz Defiziten) nach damaligem Stand eines der besseren war.

Nur so als Beispiel: ich bin im ersten postsowjetischen Jahr eingeschult worden (1992), die Lehrpläne jedoch waren bis auf die Rotlichtbestrahlung im Wesentlichen die gleichen. 1994 bin ich mitten im Schuljahr in die zweite Klasse einer Grundschule in Baden-Württemberg gesteckt worden. So völlig ohne Deutschkenntnisse ins kalte Wasser geworfen. Während die Pennäler hierzulande sich noch durch das kleine Einmaleins quälten, habe ich Division mit Rest mitten in der Nacht wachgerüttelt im Kopf lösen können. Nach den sowjetischen Bildungsstandards würde man sich heute hierzulande die Finger bis zum Knochen lecken.

PS: Deutschkenntnisse kamen danach mehr oder minder von allein. Einfach durch die bloße Anwesenheit in einer mehrheitlich deutschsprachigen Klasse (sowas gab es tatsächlich noch vor knapp 30 Jahren in einem westdeutschen Bundesland!) und die deutsche Sprache permanent im Ohr habend.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  Nordost

Je nach Ort ist „mehrheitlich Deutsch“ schon nicht mehr erfüllbar. Sogar 70% Deutsch halte ich für Ihren zweifellos zutreffenden Ansatz für noch zu wenig, wenn sich der nicht-deutsche Teil zu ähnlich ist. Bei 9 Russen und 21 Deutschen in einer Klasse bleiben die Russen unter sich.

Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Lustigerweise hielten mich die ca. acht Kasachstan-Deutschen (die bis auf einen tatsächlich auch fließend deutsch beherrschten) in der Klasse konsequent aus ihrem engen Zirkel heraus – schlicht weil ich als Nordwest-Russe (Nordost von hier aus gesehen ;)) keiner von denen war.
Was hier also gemeinhin kollektiv als „Russe“ (verwendet für jeden ex-UdSSRler, gleich ob Litauer oder Tadschike) gilt, ist idR ein sehr heterogenes Gefüge verschiedener Grüppchen, die sich untereinander nicht unbedingt riechen können.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  Nordost

Ich habe „Russe“ als beliebige Nation genommen. Es können auch Italiener, Ukrainer, Syrer, Nigerianer, Peruaner, Japaner, sonstwas sein.

NichtErnstZuNehmen
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

PLURV

Georg
10 Monate zuvor

Wegen mir auch Polen, Litauen, Uruguay, Ruanda und Vietnam.

Der Zauberlehrling
10 Monate zuvor

Durchläuft in NRW nicht jedes Buch eine Zulassung?

Was da hinten rauskommt ist doch geprüft und enthält keine Fehler mehr. *Ironie off*.

Jette
10 Monate zuvor

Warum ärgert sich Frau Feller überhaupt noch mit den Lehrkräften rum, die ja offensichtlich nach 8-10 Semestern Studium nicht in der Lage sind, den Grundschülern lesen beizubringen?
Machen Sie, Frau Feller doch direkt ein Computerprogramm mit wissenschaftlich fundiertem Material und stopfen das in die Kinder rein. Dann müssen Sie auch nicht mehr die Jammerei über den Lehrermangel aushalten.
Das Kinder etwas anderes brauchen, über Beziehungen lernen und Schule kein steriler Ort ist, in welchem Kinder nach wissenschaftlichen Erkenntnissen programmiert werden, werden Sie vielleicht in 20 Jahren begreifen, wenn nur noch 25% der Kinder den Anforderungen der Grundschule gerecht werden.
Und wie soll der Lehrerberuf an Attraktivität gewinnen, wenn man seine eigenen Leute für unfähig hält, Lesematerial bereit zustellen. Welcher denkende Mensch will so noch Lehrer werden???

Jette
10 Monate zuvor

„Wir werden den Lehrkräften wissenschaftliches fundiertes und vor allem wirksames Material zur Verfügung stellen und mit ihnen im ständigen Austausch bleiben, um Hinweise und Verbesserungsvorschläge aus der Praxis berücksichtigen zu können.“
Haha, seit wann interessiert das Ministerium die Hinweise und Verbesserungsvorschläge aus der Praxis? Die Praxis, Verbesserungsvorschläge und den ständigen Austausch fürchten die Schulbehörden doch doch wie der Teufel das Weihwasser!!!

Fräulein Rottenmeier
10 Monate zuvor

Ja natürlich im livestream…..ich weiß schon, wie es ablaufen wird…erst spricht Frau Feller etwa eine halbe Stunde lang und erläutert uns die IGLU Studie und die daraus sich ergebene Notwendigkeit der Intervention. Dann werden wir SL in die Pflicht genommen und sie erklärt uns, wie unheimlich wichtig wir sind für die Schule im allgemeinen und für das Programm im besonderen.
Dann werden wir von den nun zahlreich aus den Boden gesprießten (oder heißt es gesprossenen) Fachberatern in die Geheimnisse der wichtigen Vorläuferfähigkeiten eingeführt und auch noch einmal intensiv in die Gegebenheiten des Lesenlernens fortgebildet. (Alle gehen natürlich davon, dass SL noch nie etwas über Sprach- und Leseerwerb gehört haben und das man das besonders intensiv ansprechen muss….)
Danach wird man uns in das Material einführen und schließlich random in Arbeitsgruppen einteilen, um auf taskcards unsere weiterführenden Ideen zu sammeln.
Danach Verabschiedung mit dem Hinweis, dass ein Kontrakt in den nächsten Tagen ins Haus flattern wird, um auch eine Verbindlichkeit herzustellen….alternativ ein Erlass….
Das einzig coole sind die Arbeitsgruppen, da man je nach Zufall nette Leute von irgendwo aus nrw kennenlernt…. (Geschrieben zum letzten Artikel)
Fachberater sind übrigens normale Lehrer, die jetzt die Position von wissenschaftlichen Mitarbeitern einnehmen, was nicht heißt, dass sie über besondere Qualifikationen verfügen (bei uns verfügt die Mathe Fachberaterin über erschreckend wenig Qualifikation….alle SL erinnern sich sich mit Grausen an die letzte SLDB)….

Last edited 10 Monate zuvor by Fräulein Rottenmeier
OWL
10 Monate zuvor

„Fachberater sind übrigens normale Lehrer, die jetzt die Position von wissenschaftlichen Mitarbeitern einnehmen, was nicht heißt, dass sie über besondere Qualifikationen verfügen (bei uns verfügt die Mathe Fachberaterin über erschreckend wenig Qualifikation….alle SL erinnern sich sich mit Grausen an die letzte SLDB)….“

Meine SL erzählte nicht von einer schlecht qualifizierten Fachberaterin, sondern von einer SL-Kollegin, die sich während des TOP mit der Fachberaterin daneben benommen habe und für die sie sich fremdgeschämt habe. Sie erinnert sich also auch mit Grausen an die SLDB – aber nicht wegen der Fachberaterin, sondern wegen der SL, die die Fachberaterin völlig unangemessen angegangen ist. So unterschiedlich kann Wahrnehmung sein…

Mo3
10 Monate zuvor

Methoden verändern sich und die Leistungen werden schlechter … daher glaube ich nicht wirklich an die Wirkung von vorgeschriebenen Materialien nach neuesten Erkenntnissen. Die Schüler sind zu verschieden, als das eine bestimmte Lehrmethode bei allen wirken wird. Oder liegt das Problem (auch) an gesellschaftlichen Veränderungen (frühere Kinderbetreuung/Ganztag/…)?

Against Fremdbetreuung
10 Monate zuvor

Jetzt mal bitte nicht dramatisieren!
Unabhängig davon, dass die Einlassung der Dame Mumpitz ist, ist es immer schon so, dass Lehrwerke etc. den Weg des ministeriellen Genehmigungsverfahrens zu gehen haben, damit sie im Unterricht eingesetzt werden dürfen und sollen.

Ragnar Danneskjoeld
10 Monate zuvor

Das bestreitet niemand.
Es macht aber einen enormen Unterschied, ob ich selber aus mehreren ministeriell genehmigten Materialien die für meinen Unterricht geeignetsten aussuche oder ob man mir sagt: „Du musst Thema x mit Material y unterrichten.“

Against Fremdbetreuung
10 Monate zuvor

So wird das auch künftig sein. Oder glauben Sie, die Verlage würden sich so einfach aus dem Geschäft kegeln lassen? Und die Lehrwerke, die nun- meist recht neu wegen der neuen Lehrpläne eingeführt- laufen auch noch eine Weile.
Die Fachberater:innen werden erstmal rekrutiert, dann erstellen sie ggf. Material, das muss nach den Regeln von CD, Urheber:innenrecht und anderem Schnickschlack produziert werden, dann wird es verteilt…. das daaaauert!

Da mache ich mir echt keinen Kopf!

Hans Malz
10 Monate zuvor

Dann soll sie das gefälligst so sagen. Jetzt klingt das für alle Außenstehenden so, als wären die Lehrer Schuld, weil sie mit schlechtem Material gearbeitet haben. Sie kümmert sich jetzt und alles wird gut.
Das ist einfach ein Unding!

Against Fremdbetreuung
10 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Ja aber genau das soll doch der Eindruck sein, der in der Öffentlichkeit entsteht.
Das ist doch der Sinn der ganzen Übung!
Sie sind aber schon ein wenig naiv, oder?

Last edited 10 Monate zuvor by Against Fremdbetreuung
Depe
10 Monate zuvor

Es ist so ermüdend…jetzt brauchen wir also neues Material, das ganz automatisch alle bekannten ungelösten Probleme beseitigt. Neue Stellen für Leute, die nicht jeden Tag den Schulalltag meistern müssen. Davon gibt es in den Bildungsverlagen übrigens auch eine ganze Menge. Es liegt doch nicht am Material! Gib mir Zeit, eine kleinere Lerngruppe, viele Stunden und Fächer in meiner Klasse und Interesse an meinen Schülern, schlicht eine gute Beziehungsarbeit, und dann lässt sich vieles regeln. Wann kommen endlich Bildungs- und Erziehungsfachleute in die entscheidenden politischen Positionen? Da kann man offenbar Karriere ohne Fachkenntnisse machen, solange man für das Ergebnis seiner Taten nicht zur Verantwortung gezogen wird. Denn wenn das im Bildungsbereich nach Jahren erst möglich wird, ist man längst an anderer Stelle segensreich tätig. Hat sich jemand schon überlegt, dass das allgemein sinkende Niveau auch vor politischen Entscheidungsträgern nicht Halt macht?

Thomass
10 Monate zuvor

Die idee hat langfristig echt Potential:

  • alle Schulen machen das Gleiche, überall und zeitgleich, denn das geile Material muss ja auch im entsprechenden Schuljahr komplett durchgehauen werden
  • keine Differenzierung mehr möglich zwischen den Schulen – machen ja alle dasselbe
  • ich muss nicht mehr binnendifferenzieren und mir über nichts mehr Gedanken machen
  • die Verantwortung für gelingenden Unterricht liegt nicht mehr bei mir
  • die doofen Werbeabende zur Kundenaquise fallen weg – s.o.
  • Inhaltlich Klassenbuch führen obsolet – s.o.
  • das Material ist dergestalt, dass die AI es korrigieren und bewerten kann – damit bin ich auch da raus

Also ich freu mich drauf, lasst sie doch machen, unsere schlauen Politiker.
Vor allem aber, dass ich (nur) noch 6 JAHRE DIESEN SCHWACHSINN ERTRAGEN MUSS.

Classenlehrerin
10 Monate zuvor
Antwortet  Thomass

Haha, dann fehlt nur noch jemand, der die Klausuren mal „vernünftig“ korrigiert. Super, dann wird uns ja die komplette Arbeit abgenommen. Dann können wir uns ja jetzt schön zurücklehnen.

Ragnar Danneskjoeld
10 Monate zuvor
Antwortet  Classenlehrerin

Ne ne, dann wird man sagen: Jetzt könnt ihr ja mehr unterrichten.

dauerlüfterin
10 Monate zuvor
Antwortet  Classenlehrerin

Dann braucht man keine ausgebildeten LuL mehr. Einfach Leute mit niedrigerer tarifliche Einstufung auf die SuS loslassen. Tadaaa, Geld gespart.

Classenlehrerin
10 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Ja, das ist doch eine Win-Win-Situation für alle. Deutsch z. B. ist doch sowieso so einfach und dafür kann man nicht lernen. D. h., das Unterrichten kann doch dann auch jeder Deutsch-Muttersprachler/jede Deutsch-Muttersprachlerin übernehmen. Läuft …!?

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Thomass

Alle Schulen machen das Gleiche, überall und zeitgleich, ..“ – gab es das nicht schon mal? Hatte auch ein paar Vorteile!
Ach, nee, war ja eine Diktatur!
Zu meinem letzten Satz passt wieder ein Zitat (LG an @DerechteNorden):
„“Gegner glauben uns zu widerlegen, indem sie Ihre Meinung (ständig) wiederholen und auf die unsere nicht achten.“ (J. W. von Goethe)

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Die „unterrichtshilfe“-Reihe der DDR ist inzwischen richtig viel Geld wert auf dem Buchmarkt… auch ich nehme immer noch Anregungen für Tafelbilder aus den Büchern. Die sind größtenteils (für Mathe und Physik) sehr gut strukturiert und einfach gut!

Ernst Schuberth
10 Monate zuvor

Schlimmeres kann den Schulen kaum passieren. Bildung kann nur in der Verantwortung der Betroffenen gedeihen. Weniger Zuwendung, weniger Eingehen auf die individuellen Fähigkeiten und Probleme der Kinder werden die Folge sein. Was bei der technischen Produktion als Qualitätsstandards berechtigt ist, gehört nicht in die menschlichen Beziehungen. Vielleicht sollte die Ministerin einmal die Folgen von No Child Left Behind in den USA studieren.

Horst Költze
10 Monate zuvor

Angesichts des Handlungsdrucks, dem sich die Juristin Feller in ihrer Rolle als Kultusministerin nach Veröffentlichung der IGLU-Zahlen ausgesetzt sieht, ist ihre Hilflosigkeit verständlich.
Nachdem der verordnete Lernstoff mit der mittelalterlichen Zensuren-Keule nicht in die Köpfe der Kinder zu treiben ist, findet sie in ihrem Repertoire, das durch ihre berufliche Sozialisation pädagogisch begrenzt ist, nur noch den Werkzeughammer.
Hat sie vergessen, dass Schülerinnen und Schüler Menschen sind und keine zu programmierenden humanoiden Roboter?

asablau
10 Monate zuvor

OMG …wir verwalten uns mal wieder kaputt! Irgendwie wird immer falsch angefangen. Wir brauchen einfach mehr Leute, kleinere Klassen, weniger Mediengetöse und ein Zurück zu Förderschulen und dreigliedrigem Schulsystem. Ach ja, und weniger Elternmitspracherechte und mehr Elternpflichten, usw. Kann mir kaum vorstellen, dass ein Einheits-Lehrwerk eine Lösung ist. So ein abstrakter Blödsinn!

Heinz
10 Monate zuvor

Wenn die Argumentation ist, dass sich Lehrer dann wieder etwas mehr auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können, dann heißt das also Material für mehr Stundenverpflichtung in der Zukunft?
Hahahahahahahaha, das wird nicht laufen, weil sowieso schon die meisten langjährigen Lehrer auf ihr Material der letzten Jahre zurückgreifen und kaum noch etwas selbst erstellen aus Zeitmangel.

GriasDi
10 Monate zuvor

Bisher habe ich meist meine Materialien selbst erstellt. Darf ich das dann offiziell noch 🙂 Aber warum soll ich langweiliges Material verwenden?

Michael Felten
10 Monate zuvor

Der Beitrag schlägt ja eine alarmistische Tonlage an – bürokratische Willkür, Entmündigung der Lehrerschaft usw.
Tatsächlich wäre aber anderer Alarm angebracht – nämlich bzgl. der jahrzehntelangen Bildungsbenachteiligung vieler Kinder in NRW: durch miese Schulfinanzen, durch wissenschaftsferne Unterrichtskonzepte.

Schulverwaltung muss auch Schulaufsicht sein. Und da es sich streckenweise eingebürgert hat, dass jede Lehrkraft den Anfangsunterricht nach eigenem Gutdünken praktiziert – und nicht nach empirischer Evidenz -, ist eben Handeln angesagt: sinnvolle Materialien zur Verfügung stellen – und deren Verwendung auch überprüfen.

Eine Grundschullehrerin sagte mir dazu: „Die Feller muss jetzt wirklich mal durchgreifen, sonst würde Lesenlernen weiter völlig beliebig unterrichtet. Jüngere Kolleginnen lernen ja oft nicht mehr, wie man effektiv Lesen und Schreiben beibringt.“

Richtig gelesen: beibringen. Die anleitende Seite des Unterrichtens wurde lange vernachlässigt, jüngst aber empirisch immer wieder rehabilitiert (innovativer Fibelunterricht, direkte Instruktion).
https://www.klett.de/sixcms/detail.php?id=1128521

Pädagogische Freiheit ist ein hohes Gut, dies darf aber nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden – und schon gar nicht mit Faktenleugnung.

U.L.I.
10 Monate zuvor
Antwortet  Michael Felten

Naja, wer den link genau liest, liest das hier:

Die Wahrheit liegt in der Mitte
Tatsächlich also ein Plädoyer für die Fibel? Britta Seepe-Smit verneint. „Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte.“ Will heißen: Manche Kinder lernen leichter und besser mit der Anlauttabelle, indem sie Texte produzieren und dabei „nach Gehör schreiben“, andere mit der Fibel. Und die meisten durch eine Mischung der unterschiedlichen Methoden. Denn längst liegen den Fibeln zumeist auch Anlauttabellen bei und umgekehrt vermitteln Lehrwerkskonzepte auf der Basis der Anlauttabelle von Anfang an auch Rechtschreibstrategien. „Schreiben nach Gehör ist übrigens nicht so verwerflich, wie es in der Öffentlichkeit oftmals dargestellt wird“, so Michael Schlienz, Leiter des Klett Grundschulverlags. „In der sogenannten alphabetischen Phase schreiben alle Kinder nach Gehör. Wichtig ist nur, den Übergang hin zum rechtschriftlich, richtigen Schreiben früh zu schaffen und zu gestalten.“

Und skurril, dass selbst ein Grundschulverlag von einer Methode „Schreiben nach Gehör“ spricht. Das ist aber keine Methode, die als Rechtschreibmethode existiert! In der alphabetischen Phase schreiben Kinder über eine kurze Zeit hinweg so, wie sie die Wörter hören. Können sie dann lesen, beginnt systematisches Rechtschreibtraining.
Der Artikel greift aber nochmal gut die Bedeutung der Lehrer*innenausbildung im Fach Deutsch auf. Ist diese mangelhaft, kann auch kein erfolgreiches Lernen stattfinden, weil die KuK eben nicht gelernt haben, WIE im Anfangsunterricht gearbeitet werden muss…

Kathrin
10 Monate zuvor

Über was genau man sich aufregen kann/muss, wissen wir alle doch erst nach dem 12.6., wenn die SL, Schulaufsichten und Fachberatungen informiert worden sind. Momentan ist es m. E. vergeudete Energie, sich auf blauen Dunst zu echauffieren.
Ich hoffe sehr aufs Leseband. Wenn es dazu sinnvolle Vorgaben gäbe, würde ich mich freuen. Völlig unbesorgt bin ich, was Lehrwerke betrifft. Das Einheitslehrwerk wird ganz bestimmt NICHT kommen. Genauso wenig wird es vorgefertigte Unterrichtseinheiten, wie jemand unkte, geben. Das weiß sogar das Ministerium, dass die SchülerInnenschaft in Duisburg-Marxloh andere Bedürfnisse hat als die im Sauerländischen Schmallenberg…

Last edited 10 Monate zuvor by Kathrin
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