Grundschul-Empfehlung: Mehrheit der Bürger unterstützt den Übertritt nach Noten

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MÜNCHEN. Jedes Jahr zum Übertritt auf die weiterführenden Schulen wird Kritik an der verbindlichen Empfehlung durch die Grundschule laut. Der Bayerische Philologenverband (bpv), der das Verfahren stützt, gab eine forsa-Umfrage in Auftrag – und fühlt sich dadurch bestätigt.

Da lang. Foto: Shutterstock

In Bayern hängt es von den Noten im Halbjahreszeugnis der Klasse 4 ab, welche Schulform ein Kind im Anschluss besuchen darf – ein Verfahren mit hohem Konfliktpotenzial. Verbände, die Grundschullehrkräfte vertreten, protestieren seit Jahren gegen den sogenannten Übertritt.

„Dieses System ist nicht mehr zeitgemäß. Wir reduzieren Kinder bereits im frühen Alter auf drei Ziffern und stellen aufgrund eines Notendurchschnitts die Weichen für eine gesamte Bildungskarriere. Das ist nicht altersgemäß und schon gar nicht fair. Kinder vergleichen sich und lernen, dass Leistung etwas ist, was in Konkurrenz zueinander geschieht. Das ist der falsche Ansatz für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder“, sagt etwa Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern. Der Druck laste schon früh auf den Kindern, die geforderten Noten zu schaffen, weil die Mittelschule – so heißt in Bayern die Hauptschule mittlerweile – für viele Eltern keine Option mehr sei. Unlängst machte auch eine Elterninitiative gegen das Übertrittsverfahren mobil (News4teachers berichtete).

Befragt man die Wählerinnen und Wähler in Bayern, zeigt sich allerdings ein anderes Bild. „Das Ergebnis ist unmissverständlich“, so meint der Philologenverband Bayern: Über zwei Drittel der der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat möchten laut einer von ihr in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage, dass die verbindliche Übertrittsempfehlung bestehen bleibt. In Prozentzahlen ausgedrückt seien 67 Prozent der befragten Bayern für das aktuelle Übertrittsverfahren. Nur ein kleinerer Teil der bayerischen Bevölkerung (29 Prozent) ist laut Umfrage dagegen der Ansicht, dass künftig allein die Eltern entscheiden sollen, welche weiterführende Schule für ihr Kind die richtige ist.

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„Es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe, den Übertritt nicht als sinnlose ‚Auslese‘ und ‚Grundschul-Abitur‘, sondern als sinnvolle Förderung entsprechend von Begabungen zu sehen“

Auf ein Detail der Auswertung weisen die Philologen hin: Die Befragten, bei denen Kinder im Haushalt leben, wollten ebenfalls zu 68 Prozent am bestehenden System festhalten. Nur 30 Prozent der Eltern seien laut der Umfrage dagegen gegen die verbindliche Übertrittsempfehlung.

bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl kommentiert: „Zum einen stärkt das Ergebnis den Expertinnen und Experten in der Grundschule den Rücken. Ihre Erfahrung und Expertise beim Übertritt hat Gewicht. Auf diese Professionalität vertraut die überwiegende Mehrheit der Bayern. Zum anderen unterstützen auch über zwei Drittel der Eltern die verbindliche Empfehlung. Der Übertritt zeigt passgenaue Bildungswege auf; die Durchlässigkeit des bayerischen Bildungswesens sorgt dafür, dass diese Wege im weiteren Verlauf sicherlich Herausforderungen, aber keine unüberwindbaren Schranken aufweisen. Diese Sichtweise von Eltern nimmt automatisch auch bei den Kindern den Druck aus der vierten Jahrgangsstufe, der so oft bemängelt wird. Es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe, den Übertritt nicht als sinnlose ‚Auslese‘ und ‚Grundschul-Abitur‘, sondern als sinnvolle Förderung entsprechend von Begabungen zu sehen.“ News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert:

Debatte kocht hoch: Ist es altersgerecht und fair, Zehnjährige nach aktuellen Noten in drei Fächern auf Schulformen zu verteilen?

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Palim
10 Monate zuvor

Was wohl herausgekommen wäre, wenn man in (Bundes-)Ländern gefragt hätte, in denen ein solcher Grundschul-NC vollkommen unbekannt ist und die Eltern seit Jahrzehnten diese Entscheidung treffen?

Pälzer
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Hier bei N4t wurde ja in vielen Artikeln gegen die „verbindliche Empfehlung“ in Bayern geschrieben, und wir haben es heftig diskutiert. Immer ging es um Bayern und um bayrische Kinder. Ich finde es gut, bayrische Eltern zu befragen, die das System kennen und erleben. Danke an die Redaktion für diesen klärenden Beitrag.
Aber in der Tat, es wäre spannend zu hören, wie viele Berliner Eltern sich ebenfalls eine Lenkung nach der 4. Klasse wünschen würden. Noch interessanter ist aber eine Umfrage in Ländern wie BW und Rheinland-Pfalz, wo es sie früher mal gab und jetzt nicht mehr. Da kennen die Eltern ja wirklich beide Vorgehensweisen und könnten eine informierte Entscheidung treffen.

Palim
10 Monate zuvor
Antwortet  Pälzer

Dazu kann man dann auch noch erheben, was die Gründe der freien Schulwahl sind und ob Eltern wirklich wählen können, ob die Segregation durch Privatschulen mit Schulgeld sowie Aufnahmekriterien der weiterführenden Schule vorgegeben ist oder ob Eltern geleitet werden, welche Schule am wenigsten marode ist.

Hier stellen sich die Schulen vor, die Gymnasien machen sehr deutlich, was verlangt und erwartet wird und es gibt weiterhin viele Eltern, die den Schulweg ihres Kindes dann an anderen Schulen realisieren.

Biene
10 Monate zuvor
Antwortet  Pälzer

Ich komme gebürtig aus NRW und habe eine Übertrittsempfehlung für RS und GY gehabt, wie ich später erfahren habe. Meine Eltern haben bezüglich der Wahl der Schule alles richtig gemacht. Ohne Stress habe ich die RS beendet und bin nachher ans GY gewechselt. Andersherum wäre es nur Stress geworden.
Allerdings ist es heute so, dass viele Eltern ihre Kinder nicht wirklich kennen und ihnen etwas unschönes antun. Manchmal ist die vermeintlich „schlechtere“ Schule die bessere Wahl, und Studieren kann man später immer noch.

Finagle
10 Monate zuvor
Antwortet  Pälzer

Ich selbst habe als Berliner entgegen der Empfehlung der Grundschule 1983 den Weg Ins Gymnasium eingeschlagen und es war kein Zuckerschlecken. Das Abschlussjahr war das einzige Jahr meiner Schullaufbahn, dass ich wiederholen musste. Danach habe ich mit einem 2er Abi Physik studiert und promoviert…

insofern bin ich sehr dankbar, dass ich entgegen der Einschätzung der Grundschule handeln konnte, ABER – und das ist meiner Meinung nach das entscheidend – … es war zu jedem Zeitpunkt klar, dass es an MIR liegt, ob ich die gegebenen Hürden nehme oder nicht… und zwar Jahr für Jahr und nicht erst zu Abschlusszeiten. Klassenziele und Sitzenbleiben haben mich zwar unter Leistungsdruck gesetzt, aber damit auch klar gefiltert, wer zu den jeweiligen Prüfungen zugelassen wurde. Bei schlechten Noten war zunächst ICH derjenige, der Erklärungsbedarf hat und dann -und das durchaus auch!- die Lehrkraft.

Ich bin absolut dafür, den schwächsten mehr Unterstützung zuteil werden zu lassen als es meiner Zeit der Fall war (einer der Gründe, weshalb ich seit 10 Jahren an einer Brennpunktschule bin und wohl auch dort bleiben werde), aber irgendwie wird in Deutschland immer gleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und nun das gesamte System auf das Niveau der Schwächsten normiert und man wundert sich, weshalb die Ergebnisse nicht mit denen der leistungsorierntierten Systeme anderer Länder oder gar denen des eigenen der Vergangenheit vergleichbar sind.

Aber eine Reevaluierung wird durch die Maxime „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ unmöglich gemacht.

mama51
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Das wäre die (für mich) einzig interessante Frage!

Walter Hasenbrot
10 Monate zuvor

Richtig müsste es wohl heißen:

Die Mehrheit der Bürger unterstützt so lange den Übertritt nach Noten, bis ihr eigenes Kind betroffen ist.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Das würde höchstens die Eltern betreffen, die ihr kognitiv nicht für das Gymnasium geeignete Kind für hochbegabt halten.

Cornelia
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Eben gerade nicht. Es betrifft viele Eltern, die für ihre Kinder die Realschule erhofft hatten.

A.J. Wiedenhammer
10 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

So so, worauf stützt sich diese „Richtigstellung“?
In der Untersuchung (die ich methodisch zugegebenermaßen nicht beurteilen kann) wird doch extra darauf hingewiesen, dass das Verhältnis Pro und Contra verbindliche Schulempfehlung sich bei Eltern mit Kindern nicht signifikant von dem der Gesamtbevölkerung unterscheidet.

Monika, BY
10 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Nicht immer. Aber, ja, meistens, leider.

Cornelia
10 Monate zuvor

Das ist ja logisch, dass die meisten Eltern mit dem Ergebnis zufrieden sind, aber 30 Prozent nicht. 30 Prozent sind allerdings auch eine hohe Zahl in diesem Zusammenhang, wenn man es sich klar macht , was das heißt.
Die meisten Eltern, das heißt die Eltern der Schüler, bei denen das Ergebnis schon seit Jahren erkennbar ist, warum sollen die auch unzufrieden sein? Die Erfahrung machen doch alle Viertklasslehrer, dass Eltern ihre Kinder relativ richtig einschätzen und dann meist auch mit der Empfehlung zufrieden sind. Aber es gibt auch die Schüler, und das ist eben eine Minderheit, die sozusagen zwischen zwei Stühlen sitzen. Auch hier wird oft die Empfehlung akzeptiert, aber wohl zunehmend weniger, weil man ja auch weiß, dass von Lehrer zu Lehrer, von Schule zu Schule unterschiedlich, also nicht ganz vergleichbar, unterrichtet und bewertet wird.
Hier wird die Lehrerentscheidung relevant, und es ist nachvollziehbar, dass die Eltern hier mehr in die Entscheidung einbezogen werden müssen. Denn auch Lehrer können nicht immer ganz sicher voraussagen, wie sich das Kind entwickeln wird.

Melissentee
10 Monate zuvor

2,33 für den Übertritt bedeutet die Noten 2, 3, 3 in den Hauptfächern der GS. Wir sehen derzeit wie Kinder mit 1er GS-Durchschnittlich auf dem Gymnasium noch in klasse 6 zu kämpfen haben. Hinter einer GS-1 steht schon lange nicht mehr das, was noch vor 20 Jahren hinter stand. Und eine 3 in der GS ist, wenn nicht durch temporäre Belastungen zustande gekommen, kein solides Fundament für das Gymnasium. Schon gar nicht, wenn die 2,33 hart erkämpft war. Klar, das Kind kann evtl. ein Spätzünder sein, aber was mutet man dem Kind bis zur Zündung zu? Mit tun die Kinder leid, deren Eltern bis Ende Klasse 6 noch beteuern, dass due Kindef eben Eingewöhnungsprobleme haben. Nein, ich sehe Kinder, die -besser als 2,33 in der GS- bei der 5 den Tränen nahe sind.

Lehrerin
10 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Sorry, Melissentee, Sie haben in in Mathe nicht aufgepasst: Mit 2;3;3 wäre der Durchschnitt 2,66. Bei 2,33 müssen es zweimal 2 und eine 3 sein. Und richtig: eine 3 in einem Kernfach ist keine gute Basis für das Gymnasium! Warum nicht eine andere Schulart, wie z. B. Realschule, und dann die berufliche Oberstufe? Anschluss geht immer, und damit haben die „Spätzünder“ die weitaus besseren Chancen auf ein gutes Abi, wenn sie das später möchten.

Lakon
10 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Realschule in Bayern – welchem Lernniveau in anderen Bundesländern entspricht das?

Peter Dumbinski-von-Schnarrenberg
10 Monate zuvor

Sollte Bayern an diesem Verfahren etwas ändern, droht der gleiche Bildungsabsturz wie in Baden-Württemberg (siehe Vergleichsstudien seit dem Regierungswechsel zu Grün/Rot). Eltern schicken ihre Kinder auf eine RS/Gymnasium mit den Worten „Man kann es ja mal versuchen“ – das Niveau innerhalb der Klasse sinkt, weil die RS/Gymi-Lehrkräfte es absolut nicht gewohnt sind, solch ein Schülerklientel zu unterrichten.
Wem ich damit eigentlich geholfen? Nicht den Schülern, die auf die „falsche“ Schulart geschickt werden, da sie hier nur Misserfolge erleben. Die Eltern erleben zuhause ein depressives Kind, das aufgrund der schlechten Noten irgendwann nicht mehr in die Schule gehen will. Das deutsche Schulsystem ist so durchlässig und bietet nach den jeweiligen Schulabschlüssen noch so vielfältige Möglichkeiten, z.B. das Abitur zu erwerben.

Lehrerin
10 Monate zuvor

Genau! Kinder als Versuchskaninchen – das ist doch rücksichtslos! Gegenüber denen, die sich schwertun, genauso wie gegenüber denen, die durch eine kognitive Begabung schnell und leicht lernen und durch die anderen einfach ausgebremst werden.

Georg
10 Monate zuvor

Viel wichtiger ist es doch, die Mittelschule wieder zu einer Option zu machen. Dafür braucht es aber wieder weniger Gymnasiasten und eine Option darunter. Bei letzterer soll die Konzentration auf Alphabetisierung in mindestens zwei Sprachen, worunter Deutsch, und eine echte Befähigung zu ggf. einfachen handwerklichen Berufen gehört.

Lera
10 Monate zuvor

Ja, das Ergebnis dieser Umfrage ist natürlich eine Zumutung für alle, die sich qua gefühlter moralischer Überlegenheit per se auf der richtigen Seite wähnen. Daher sollte das Ergebnis keinesfalls hingenommen, sondern maximal relativiert und infrage gestellt werden. Schließlich kann nicht sein, was nicht sein darf.

Indra Rupp
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Aber stumpf 1zu1 einer Studie (!) zu glauben tun Sie auch nur, weil das Ergebnis Ihnen passt?
Ist doch klar, dass schon einmal alle Eltern, deren Kinder gut auf dem Gym /der Real klar kommen und eindeutige Noten haben, nicht auf die „Fragwürdigen“ scharf sind? Und das alle Eltern sich bis Klasse 4 auch nicht zu den Fragwürdigen zählen? Dazu noch die, die es nicht betrifft und denen das Schicksal Anderer eben egal ist. Und die, denen Schule sowieso egal ist und die deshalb hier auch nichts in Frage stellen. Bleibt eben nur noch die kleine Gruppe derer, die auf der Kippe stehen und von denen geht es einem Teil hinterher gut und einem Teil hinterher schlecht. Letzterer wird sich dann auch zu denen gesellen, die für die verbindliche Empfehlung sind. Das dann noch 30 % tatsächlich gegen die Empfehlung wählen, ist dann sogar viel. Empfehlung oder nicht wäre im Grunde piepegal, wenn alle Schulen gleichtoll und gleich gut ausgestattet wären, wenn man überall ein gutes, soziales Klima hätte, alle Türen für andere Wege offen ständen und das gesellschaftliche Ansehen keinen Schaden durch die Schulform nehmen würde. DAS sind die eigentlichen Probleme!

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ist keine Studie, nur eine Umfrage.

Es gibt hiernach eine ganz klare gesellschaftliche Mehrheit für den verbindlichen Übertritt.

Da es in BY noch ein halbwegs intaktes drei(!)gliedriges System gibt, steht dort niemand – wie sie es beschreiben – „auf der Kippe“ zwischen GY und Resteschule wie in den meisten anderen Bundesländern.

Und die drei Eltern, die sich trotzdem total ungerecht behandelt fühlen, können die Durchlässigkeit des Systems nutzen, zum Beispiel durch Probeunterricht die Empfehlung direkt umgehen.

Und die zwei Eltern, die danach immer noch unzufrieden sind, gründen halt eine Mimimi-Initiative mit Unterschriftensammlung, die sang- und klanglos im Orkus der Geschichte versinkt. Diese zum Maß aller Dinge machen zu wollen, ist gelinde gesagt vermessen.

Die goldene Gans
10 Monate zuvor

„Kinder vergleichen sich und lernen, dass Leistung etwas ist, was in Konkurrenz zueinander geschieht.“

Wieso Konkurrenz? Wenn alle Kinder alles super könnten, hätte sicher kein Lehrer etwas dagegen, auch allen die verdienten 1er zu geben, oder?

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Die goldene Gans

Das absolut unausrottbare Vorurteil vom „Lehrer der gerne schlechte Noten gibt“ entspringt wohl eher den privaten Rationalisierungen der Betroffenen.

Für alle Nicht-Lehrer da draußen:
1. Nein, schlechte Noten geben macht keinen Spaß.
2. Die beste Kurssituation ist die, wo sich eine positive Leistungsdynamik breitmacht und man als Lehrer garkeine schlechten Noten geben muss.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Das widerspricht aber allen High School Movie Schnulzen, die dies zweifelsfrei andersrum analysieren.

Anne S.
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Und ich dachte, hier wird von Lehrern (!) ständig gegen andere Lehrer geschossen, die angeblich gute Noten geben (auch noch an Schüler, die wirklich gut sind, also wirklich, na sowas!), um sich beliebt zu machen.

Und dann gibt es doch andererseits diejenigen Kollegen, die einem raten „bring sie mit 5 Punkten irgendwie durch“, auch wenn sie nach vier Jahren Fremdsprachenunterricht nicht mal: „Guten Tag, ich heiße…“ sagen können.

Ich blick nicht mehr durch. Nirgends. Zu viel Stuss für mich.

Last edited 10 Monate zuvor by Anne S.
Biene
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Dill, Sie zerstören mit diesem Bulldozer von einem Argument, die Hoffnungen… halt Illusionen, die ich gestern noch hatte. Konnten Sie mich nicht höflich bitten die rosarote High-School-Movie-Schnulten-Brille abzunehmen?

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Erst wenn Sie das zweite L weglassen. Man hat schließlich Prinzipien.

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Das sag ich dem Direktor, dann fällt der Schuljahresendball aus! So! Und dafür gibt’s ne 6, keine Punkte für Griffindorm…

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Ich bin bei den Bösen, ha!

Lakon
10 Monate zuvor
Antwortet  Die goldene Gans

Klar. Wenn.

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor

Welchen Sinn macht es denn, wenn Eltern nach der vierten Klasse entscheiden, wohin das Kind soll? An BW sieht man es doch: Die Eltern stecken viel zu oft ihr Kind trotz Minderbegabung in Arbeitsverhalten und Leistung versuchsweise aufs Gymnasium, wo es dann ein frustrierendes Erlebnis nach dem anderen einfährt. Ergo schraubt man entweder die Erwartungen an Gymnasien nach unten (falscher Weg) oder macht nach dem Ende der Grundschule unmissverständlich klar, dass das Kind auf dem Gymnasium einfach (noch) nichts verloren hat.

Das System ist so durchlässig geworden – warum kann das Kind nicht auf der Realschule starten? Sollte es dort die entsprechenden Erfolge bringen, kann es doch aufs Gymnasium wechseln (also von unten nach oben anstatt wie sonst von oben nach unten).

Mit der freien Wahl der weiterführenden Schule werden schlussendlich doch nur potenzielle Wählerstimmen generiert.

Monika, BY
10 Monate zuvor

Welchen Sinn macht es überhaupt, das Kind dazu zu zwingen eine kleine Abi schon mit 9 oder 10 Jahre abzulegen, um seinen Lebenslaufbahn schon dann festzulegen, wenn das Schulsystem so unglaublich fair und durchlässig sei?
 
Die Kinder sollten sich erst nach 6 oder 8 Klasse orientieren zu dürfen, erst dann könnten wir vielleicht über das Fairness sprechen und die Kinder nach natürlichen Fähigkeiten beurteilen.
 
Alles andere ist ein Witz und hat einfach mit dem Glück zu tun – Grundschule, Lehrerin, Eltern.

uesdW
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wer zwingt den das Kind aufs Gymnasium zu gehen! Wenn es die Fähigkeiten zu dem Zeitpunkt hat, wird es die Übertrittsbescheinigung bekommen. Wenn es die Fähigkeiten später entwickelt, dann gibt es ja noch weitere Möglichkeiten auf das Gymnasium oder auf ein Oberschule zu wechseln.
Das zeigen letztendlich jährlich auch die ganzen FOS und BOS Absolventen mit ihren Abschlüssen.

Aber die Eltern, die ihr Kind unbedingt ohne Rücksicht auf Verluste aufs Gym zwingen, sollten sich eifach mal schlau machen, und sich überlegen, was wirkloch gut für ihr Kind ist.

Lehrerin
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wann endlich kapieren Sie und andere, dass es kein Festlegen der Lebnslaufbahn darstellt, was in der 4. Klasse empfohlen und hoffentlich auch bald wieder verbindlich festgelegt wird? Alle Schularten haben Anschlüsse, die weiterführen, alle anderen Behauptungen sind dreiste Lügen oder bestenfalls Unwissenheit, die sich beheben lässt.Einfach mal einen Beratungslehrer fragen…
Und Fainess ist es, die Kinder auf die aktuell passende Schule zu schicken. das gilt gleichartig für langsame wie schnelle Lerner: beide haben das Recht auf adäquate Förderung und Beschulung. Warum dürfen starke Schüler von schwächeren im Lernen ausgebremst werden und sollen sich langweilen, bis der letzte es auch kapiert hat? Oder als Hilfslehrer missbraucht werden? Warum wird in jedem Sport, Musikunterricht, Sprachkurs in der VHS daruf geachtet, dass Lerngruppen und Mannschaften so zusammengestzt sind, dass sie ähnliche Voraussetzungen haben?
Warum trainiert die Fußball-Nationalmannschaft nicht mit dem FV Stoppelfeld? Trotzdem kann einer vom FV Stoppelfeld so gut lernen und aufsteigen, dass er in die Nationalmannschaft kommt!

Monika, BY
10 Monate zuvor

Außerdem für ein (bayrisches) Gymnasium braucht das Kind keine Intelligenz und besondere intellektuelle Fähigkeiten, sondern nur Ausdauer. Traurig, aber wahr.
 
Indiens und Chinas Bevölkerung werden sich daher weiterhin freuen dürfen.

Monika, BY
10 Monate zuvor

Und, ja, fast vergessen, das Geld braucht das Kind, um die zahlreichen Nachhilfestünden zu bezahlen.

Soviel über die Fairness, natürlichen Fähigkeiten und die Qualität des Endproduktes.

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wenn das Kind Nachhilfestunden braucht, ist es wohl auf der falschen Schule.

Ich traue Lehrkräften innerhalb von vier Jahren zu, eine Prognose zu stellen, welche Art des Lernens für das Kind ab Klasse 5 am besten ist. Das theorielastige Gymnasium ist nun einmal nicht jedermanns Sache. Wenn ein Schüler bereits in der Grundschule Probleme hat, Dinge zu erfassen und zu verstehen – warum soll er oder sie bitte auf ein Gymnasium? Ich sehe in meinem Umfeld viel zu viele übereifrige Eltern, die nicht begreifen, was sie ihrem Kind antun, wenn sie die Empfehlung der Grundschule übergehen. Was genau nach Klasse 6 oder 8 anders oder besser sein soll, erschließt sich mir als Nicht-Lehrer nicht. Außer, dass man vielleicht Zeit vergeudet hat, das Kind so früh wie möglich auf die geeignete Schulform zu schicken.

Meine Kinder bekamen übrigens beide Realschulempfehlungen und wir haben uns dran gehalten. Wenn sie nach der 10. Klasse Abi machen wollen (und die Leistungen erbringen), geht das doch immer noch.

Monika, BY
10 Monate zuvor

„Wenn das Kind Nachhilfestunden braucht, ist es wohl auf der falschen Schule.“

Natürlich, das ist ja ein typischer Satz seit Jahrzenten.
 
Nur leider.. Laut Statistiken um die Nachhilfen hat Deutschland gar keine richtigen Kinder mehr für das Gymnasium.
 
Irgendwas stimmt es wohl nicht.

Egvina
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Jeder Gymnasiast hat also Nachhilfe, hm?

Monika, BY
10 Monate zuvor

Hm…viele, sogar aus Lehrerkreisen schlagen vor, mit den Nachhilfen nicht zu spät anzufangen, weil bis zum Abitur dann doch zu spät sein könnte.
 
Keiner will Abi mit 3 Koma etwas ablegen oder in der 11. Klasse scheitern.
 
Auch der Teil der Realität.
 
Witzig nur, wie sich die Realität auf dem Papier leicht abschwächen lässt.
 
Lehrermangel und Piazolo sind ein gutes Beispiel dafür.

Ich spreche nicht von meinen Kindern, dafür bin ich, ja, da. Oder leben Sie die Überzeugung, dass nur die 13-jährigen, die sich alles selbst, ganz alleine (11+ Fächer), erarbeiten und beibringen können, geeignet für das Gymnasium sind?
 
Wo stecken dann bloß diese großartigen Experten des heutigen Schulsystems?
 
In der Politik? Wirtschaft? Medizin? Wissenschaft?
 
Und ich rede nicht von einem fast überall akzeptablen Durchschnitt von 3,0 mit dabei die Besten Noten im Sport und Religion, weil erst der kein Sinn der Sache ist.

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Für jede Schulform gibts doch eine gewisse Spannbreite. Ein schlechter Gymnasiast wäre womöglich ein guter Realschüler und ein sehr guter Hauptschüler, weil die Anforderungen jeweils andere sind. Den Weg können Sie auch umgekehrt gehen: Ein sehr guter Hauptschüler ist – sehr wahrscheinlich – ein schlechter Gymnasiast (es tut mir leid, wenn ich hier sehr verallgemeinere). Oder der sehr gute Hauptschüler macht einen sehr guten Abschluss und geht weiter auf die Schule. Warum denn nicht?

Und dann gibt es noch sehr gute Gymnasiasten, die in allen Fächern ihr volles Potenzial ausschöpfen. Ich hatte auch nur einen 3er-Schnitt im Abi. Hat man seinen Studienplatz mal, fragt eh keiner mehr danach.

Nur gibts halt zudem sehr gute und sehr schlechte Grundschüler. Ich erinnere an das neulich in den Medien gewesene Ludwigshafen: 40 Schüler müssen die 1. Klasse wiederholen. Wenn das jetzt die 4. Klasse wäre: Was sollten diese Schüler bitte im Anschluss auf einem Gymnasium?

Monika, BY
10 Monate zuvor

Oder sollen wir uns daruf eigenen, dass nur die Kids mit IQ über 175, viel Geld und mit der Unterstützung des Elternhauses die genau richtige Kids für das Gymnasium sind?

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wir müssen uns auf gar nichts einigen, aufs Gymnasium gehen nicht nur Hochbegabte. Ich war beispielsweise ein fürs Gymnasium eher durchschnittlicher Schüler. Nur hab ich die Grundschule nicht mit 3ern und 4ern verlassen. Meine Eltern hätten mich damit nämlich auf keinen Fall in ein Gymnasium gesteckt. Genau das ist heute anders. Viel zu oft heißt es „wir versuchen es mal“ – und dann hat das Kind am Ende der Grundschule einen Schnitt von 3 bis 4 im Zeugnis. Denken die Eltern ernsthaft, dass es dort gute und motivierende Leistungen einfahren wird? Eine solche Entscheidung zu diesem Zeitpunkt zu treffen ist meines Erachtens grob fahrlässig.

Leider gehen Sie überhaupt nicht auf die Durchlässigkeit des Schulsystems ein. Das Gymnasium ist bekanntlich sehr theorielastig, weshalb sollen anders begabte Kinder nicht erst auf die Realschule gehen und nach der mittleren Reife in die Oberstufe wechseln? Ich verstehe Ihr Problem ehrlich gesagt nicht.

Monika, BY
10 Monate zuvor

„Wenn ein Schüler bereits in der Grundschule Probleme hat, Dinge zu erfassen und zu verstehen – warum soll er oder sie bitte auf ein Gymnasium?“

Und dieser Satz ist einfach großartig.
 
Nur blöd, dass genau diese Fähigkeiten eng mit Elternhaus verknüpft sind. Nicht leider mit der Schule.
 
Weshalb dann noch mal gehen die Kinder in der Schule? Nur die Prüfungen abzulegen?
 
Ich glaube die Zeit ist wirklich reif für Homeschooling. Wer es möchte, natürlich.

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Die Verknüpfung mit dem Elternhaus geht aber nicht verloren, die bleibt auf jeder weiterführenden Schule bestehen. Weiterhin können Sie nicht aus jedem Ackergaul ein Rennpferd machen. Es gab, gibt und wird immer Schüler geben, die das Abitur aus den verschiedensten Gründen nicht schaffen: Mangelndes Interesse an Schule, mangelnde kognitive Fähigkeiten, vielleicht auch mangelnde Unterstützung durch das Elternhaus. Es tut mir leid, Sie desillusionieren zu müssen, aber es kann nicht jeder Arzt oder Anwalt werden.

Im Übrigen hatte ich auch „nur“ ein 3er-Abischnitt, fürs Studium der sozialen Arbeit hats dennoch gereicht.

Monika, BY
10 Monate zuvor

Lieber Rüdiger, interkulturelle Kompetenz ist auf gar keinen Fall angeboren, sie muss, wie viele andere Fähigkeiten im Leben erlernt werden.

Nun schade, dass Einstein nicht mehr unter uns ist. Es könnte uns darüber sehr viel erzählen. Und über das rigiden Schulsystem, noch damals, unter anderem.

A.J. Wiedenhammer
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Über den IQ meines Kindes weiß ich nichts. Dass das Elternhaus (also ich) hilfreich ist, hoffe ich doch sehr.
Nachhilfestunden braucht es nicht, wäre mir auch von keinem anderen Kind in der Klasse bekannt. Trotzdem keine Probleme am Gymnasium, gibt es durchaus.

„„Wenn ein Schüler bereits in der Grundschule Probleme hat, Dinge zu erfassen und zu verstehen – warum soll er oder sie bitte auf ein Gymnasium?“

Und dieser Satz ist einfach großartig.“

Ja, der Satz IST großartig, denn er stimmt absolut. Und gar nicht blöd ist, dass auch das Elternhaus (sei’s durch Vererbung, sei’s durch Erziehung,) etwas mit Schulerfolg zu tun hat. Aber in keinster Weise bedeutet es, dass Schule obsolet ist.
Allerdings ist es nicht Aufgabe der GS, jeden Schüler auf eine Gymnasialeignung zu bringen. Warum auch?

Was die „interkulturelle Kompetenz“ nun damit zu tun hat, erschließt sich mir einfach nicht. Etwas wirr, das Ganze….

447
10 Monate zuvor

Ihr letzter Absatz fasst es zusammen.

Und da die Auswirkungen schleichend und über Jahrzehnte eintreten – kann sich jeder Verantwortliche immer rausmogeln.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor

Herr Vehrenkamp,

Sie werden mir sympathisch in Ihrem Auffassungen.

Solche Elternmeinungen wünsche ich mir.

Danke für Ihre Meinung;-)

Palim
10 Monate zuvor

Welchen Sinn sollte es haben, wenn Eltern sich für den Schulweg ihres Kindes, den sie begleiten, entscheiden,
sich selbst ein Bild vom Kind machen,
die Beratung durch die Schule erhalten,
das Notenbild sehen, von dem kein Übertritt abhängt, weshalb man keine Note verschenken muss und keinen Anwalt bemühen,
das Arbeits- und Sozialverhalten über 4 Jahre in Beobachtung und Zeugnis und Gesprächen verfolgen,
um sich dann in der Schullandschaft zwischen 2 bis 7 möglichen Schulformen oder den örtlich ansässigen Schulen mit entsprechendem Ruf und bestimmter Ausprägung zu entscheiden?

Das selbstständig lernende Kind geht zur IGS, weil es mit den offenen Phasen gut zurecht kommt,
das andere zur KGS, weil dort die Anleitung enger ist,
das handwerklich begabte Kind nimmt die Schule mit diesem Angebot,
das musikalische eine der zahlreichen Musikklassen,
die Sportklasse gibt es nur an Schule X und bilingualen Unterricht nur an Schule Y.

Manche Eltern geben auch vor, dass sie lieber gemeinsam zu Hause frühstücken wollen und deshalb die Schule, die nur über eine lange Busfahrt erreichbar ist, ab Klassenerhalt 5 ablehnen.

Cornelia
10 Monate zuvor

Ich glaube nicht, dass es für viele das Problem ist, wenn das Kind auf der Realschule startet – viel eher ist das Problem, wenn es NICHT auf der Realschule starten kann! Es geht in vielen Fällen nicht um den Übertritt in das Gymnasium, sondern in die Realschule!
Das war in BW vor einigen Jahren nicht anders. Eltern hofften auf eine Empfehlung für Realschule oder Gymnasium, denn das Kind kam in einem Hauptfach sehr gut mit, brauchte aber im anderen mehr Zeit, und wie schnell geriet dann die Realschulempfehlung in Gefahr. Das hängt auch mit zu wenig Übungszeiten für die Grundlagen zusammen! Oft wird zu rasch von einem Thema zum anderen übergegangen, bevor für die meisten das Thema gesichert ist! Man kann sich nicht nur am Lerntempo der potentiellen Gymnasiasten orientieren, die Grundschule ist für alle da!

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Cornelia

Die Realschule in BW wurde von der grün-roten Regierung ab 2011 zu Gunsten von unrentablen Gemeinschaftsschulen immer mehr verwässert, sodass diese inzwischen Hauptschulklassen anbietet (bzw. muss) bzw. wohl beide Schularten in ein und derselben Klasse unterrichtet werden. Keine Ahnung, wie das funktionieren soll bei einer Klasse mit 27 Kindern.

Und die verbindliche Grundschulempfehlung fiel ebenfalls weg. Was ich da in meinem Beruf sowie im privaten Umfeld mitkriege, sind überforderte Kinder, die versuchsweise aufs Gymnasium gesteckt wurden und verunsicherte Eltern, die Grundschullehrkräften die Expertise nicht zutrauen. Fragen Sie spaßeshalber mal in Ihrem Freundeskreis, wie viele „hochbegabte Kinder“ es da angeblich gibt… Ja, nicht nur ich komme da ins Staunen!

Meine Kinder haben eine Realschulempfehlung bekommen und genau dort gehen sie jetzt auf die Schule und werden auf M-Niveau unterrichtet… Diese Niveaustufen sind auch irgendein Kram, den Herr Stoch als SPD-Bildungsminister damals vorangetrieben und somit ein funktionierendes Schulsystem immer mehr an die Wand gefahren hat.

Sie sehen es doch an Pisa, Iglu und Co.: Alle Reformen der letzten Jahre (inkl. Gemeinschaftsschulen, M-Niveau, Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung) haben das genaue Gegenteil von dem bewirkt, was man eigentlich wollte! So bin ich ganz froh, dass meine Kinder (Klassen 7 & 9) bald aus dem Gröbsten draußen sind.

Last edited 10 Monate zuvor by Rüdiger Vehrenkamp
Cornelia
10 Monate zuvor

„Versuchsweise“ Kinder auf das Gymnasium schicken, ist natürlich Quatsch. Das hätten wir nie gemacht. Trotzdem sind meine eigenen Erfahrungen und Schlüsse daraus ganz genau so, wie ich es beschrieben habe. Ich schreibe auch nirgends, dass es besser wäre, in allen Fällen den Elternwillen freizugeben. Wenn tatsächlich viele Probleme auf den höheren Schulen damit zusammenhängen, dann ist es schade, dass der Elternwillen als Freibrief für jede Schulart aufgefasst wird. Ich denke aber auch, dass manchmal andere Ursachen vorliegen können, vielleicht die viel beklagten angeblich vernachlässigten Grundlagen der Kulturtechniken in der Grundschule. Oder anderes.
Ich sehe allerdings das Dilemma, das der Übertritt in einzelnen Fällen sein kann, und vor allem den Druck, der schon jahrelang vorher auf manche Schüler ausgeübt wird. Weil die Grundschulen sehr verschieden arbeiten.

Konfutse
10 Monate zuvor

Danke! Treffend!
Nur, wer wird denn von den Reformern damals zur Verantwortung gezogen?
Im Gegenteil: Ich befürchte fast, dass mit der nächsten Landtagswahl die SPD gewählt wird. Vielleicht auch nochmal Grün. Und dann können wir vollends einpacken. Und zwar mit allem!

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Verantwortung? Weswegen? Es wird doch alles schön geredet. Im Gegenteil sind doch die Politiker von SPD und Grünen für ein zweigliedriges Schulsystem: Gymnasium und der Rest. Der Slogan lautet: „Alle lernen gemeinsam“. Klingt schön, funktioniert nach meinen Beobachtungen in der Praxis jedoch nicht. Gerne können Sie mich als Lehrkräfte hier korrigieren.

Konfutse
10 Monate zuvor

SPD will die Einheitsschule. Nix Gymmi. Übrigens die GEW auch. Geile Kombi, die beiden….
Aber die Politikerkinder gehen dann da nicht hin, weil der Kumpel ist in der Waldorfschule, am (evangelischen, katholischen, montesorischen…) Privatgymmi. Das Kind hätt ja sonst weinen müssen, weil der Kumpel und so. Sonst hätte man ja, aber ging leider nicht bzw. Stoch: „Meine Frau ist zuständig für die Bildung der Kinder. Deshalb sind sie an der Waldorfschule.“ Gut oder? So einfach geht das.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Cornelia

Ich bin/ war überzeugte Realschullehrerin. Zwei meiner drei Kinder waren an der RS, das eine kurz vor der Umstrukturierung der RS in BW, das andere kam mitten rein, begann mit der 5. Klasse als Versuchskaninchen. Ich hatte ob meiner Entscheidung schlaflose Nächte, dachte aber, wenn nicht wir, wer soll denn dann an die RS? Von „wir versuchen es halt mal“ wollten wir nichts wissen, auch nicht von „aber die Freundinnen versuchen es halt mal am Gymmi“. Nun, es ging halbwegs recht, eher schlecht vor lauter Versuchskaninchenrumwerkelei an der RS. Mittlerweile würde ich meine Kinder auf keinen Fall mehr an die RS schicken! Heute würde ich sagen, „wir versuchen es am Gymmi.“ Am liebsten würde ich ans Gymmi wechseln für die Klassen 5-10. Warum? Weil die RS in meiner Stadt mittlerweile alles Brennpunktschulen sind, das Niveau so weit unten ist, dass es weh tut und keine Förderung stattfindet, sondern es nur noch die Frage des Überlebens ist. Für die Kinder, die wollen und daran gehindert werden und für die, die nicht können, weil sie trotz des niederen Niveaus nicht können. Und für die Lehrer, die vor lauter Inklusion, zwei Niveaustufen usw. nicht mehr können. Ich würde einfach gerne Lehrerin sein. Darf bzw. kann ich seit Jahren nicht mehr. Genauer gesagt seit 2011! Danke RotGrün, ihr hattet damals ganze Arbeit geleistet. Eure Früchte ernten wir Jetzt!
Ich hätte gerne noch einfach mal gewusst, welches Ziel ihr verfolgt hattet, als ihr das alles „weiterentwickelt“ (euer Sprech!) habt ohne die dazu nötigen Ressourcen bereitzustellen, ohne Generalplan und damit, gleichzeitig Lehrerstellen abzubauen….Kein Wunder, will das keiner mehr machen!

Cornelia
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Da würde mich mal interessieren, ob Sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen.

Cornelia
10 Monate zuvor
Antwortet  Cornelia

Ich habe beim nochmaligen Lesen Ihres Kommentars gesehen, dass Sie in der Stadt wohnen. Das erklärt sehr viel. Wir leben in ländlichem Raum in einer kleinen Gemeinde. Unsere Teilort- Schule ist sehr klein.
Es gibt kaum Migranten.
Die Klassen unserer Kinder waren relativ klein ( ca.20 Schüler)und sind tatsächlich immer mehr geschrumpft! Recht früh wurden die meisten Migrantenkinder auf die Sonderschule überwiesen. Viele Schüler wiederholten Klassen. Es war eine hohe Fluktuation. Man kann sagen, die Klassen waren am Ende der GS-Zeit auf 4 Schularten verteilt, wobei der Anteil der Gymnasialempfehlungen unter 20 % war.
Das Hauptproblem war aber, dass der Stoff im Turbotempo durchgezogen wurde. O-Ton Beratungslehrer: In X sind die Schüler so gut, dass die Lehrer schneller vorwärtsmachen und die mittelmäßigen nach unten herausfallen.
Ja, das habe ich so genau noch im Ohr.
Man erkannte oft in den Noten seine Kinder nicht wieder. So ging es vielen Eltern, nicht nur uns! Großzügig wurden unter den ganz Kleinen Fünfer und Sechser verteilt! Da klingen Parolen wie „Kein Abschluss ohne Anschluss“ oder „Das System ist durchlässig!“ wie Hohn in den Ohren.
Wenn zuviel Abschulung passiert, ist Durchlässigkeit eine Farce.
Hätte mein Mann, der an einer Brennpunktschule arbeitete, so gearbeitet wie in unserem Ort, hätte er nach eigenen Angaben fast die ganze Klasse auf die Sonderschule schicken müssen. In einer Stadt funktioniert so etwas nicht!
Es gibt ein großes Stadt- Land-Gefälle in manchen Regionen! Das ist nicht mehr in Ordnung! Von Vergleichbarkeit der Grundschulen kann keine Rede sein!

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Cornelia

Stadt

Indra Rupp
10 Monate zuvor

Wird man allerdings an die örtliche Brennpunktschule befohlen, gibt es nur noch den freien Fall! DAS ist das Problem!

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

In dem Fall sollten Sie es machen, wie all unsere Politiker, die die Reformen und den Zustand unseres Schulsystems zu verantworten haben: Schicken Sie Ihr Kind auf eine Privatschule!

In BW scheinen SPD und Grüne selbst nicht sonderlich überzeugt von ihrer Gemeinschaftsschule zu sein. Oder wie viele Politikerkinder gehen dort zur Schule? Wenns da so toll ist, müssten es doch eigentlich ALLE sein?!

Konfutse
10 Monate zuvor

Das System in BW ist eigentlich seit RotGrün weniger durchlässig und ungerechter geworden als je zuvor. Dadurch, dass die HS in BW zur Förderschule geworden ist, die RS nun HS ist und beispielsweise die RS-Prüfungen völlig niveaulos geworden sind, ist es für SuS viel schwieriger geworden, nach oben zu wechseln, weil die „unteren“ Anforderungen selbst nicht mehr erfüllt werden können. Ich habe SuS in der 10. Klasse sitzen, von denen ich gerade einen Prüfungsaufsatz vorliegen habe und sehe, dass weder sinnentnehmend gelesen, geschweige denn ein sinnvoller, halbwegs fehlerfreier Text oder auch nur Satz verfasst werden kann. Ich habe sogar einen Schüler, der nicht einmal die zwei erforderlichen (inhaltlich völlig anspruchslosen) Aufsätze hat schreiben können. Er hat eigentlich eine ungenügende Leistung erbracht, hat aber noch eine schlechte 5, weil er vier Fragen beantworten konnte (die völlig niveaulos waren) und dafür Punkte bekommen hat und diese Punkte auf der Notenskala noch die 5 geben. Muss man sich mal vorstellen! Teilweise habe ich auch den Verdacht, dass ich da funktionale Analphabeten vor mir habe. Der größte Teil möchte an eine weiterführende Schule. Da wird alles besser, sagen sie. Da fang ich mal an zu lernen, behaupten sie.
Wie soll das gehen, wenn sich das Nichtstun so dermaßen verfestigt hat, weil es ja immer irgendwie geklappt hat, weil man ja ohne Anforderungen immer irgendwie die Kurve gekriegt hat? Ich bin gespannt, wie sie da an einer weiterführenden Schule fußfassen wollen! Oder wie sollen sie eine Ausbildung beginnen und beenden können?
Wie soll das denn noch werden?
Ich schätze, wir werden demnächst auf dem Betonboden aufklatschen. So schlimm war es noch nie!

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor

Ok, alternativer Vorschlag: Am Ende von Klasse 4 kriegen alle ihr blanko Abi in die Hand. Alles easy, alle glücklich, keine „Auslese“ usw. Nach mehr oder weniger vielen Jahren muss nur noch Datum und Unterschrift drunter. Nur ein wenig Geduld. Natürlich kann das Datum mehr oder weniger weit in der Zukunft liegen, logisch kommt vor, nicht schlimm. Auch jenseitige Terminierung mag dereinst einmal an einem fernen, jüngsten Tage vorkommen, aber immerhin: Abi, deine Zukunft!
So, welches unlösbare Problem soll ich als nächstes lösen?

Last edited 10 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
Indra Rupp
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Setzen Sie ein Kind mit einem Handicap in die Welt, das liebenswert ist und voller Neugierde auf das Leben und nehmen Sie dann voller Freude die Empfehlung für die Brennpunktschule an, akzeptieren Sie, stellen Sie nichts in Frage. Kommt Ihr Kind dann mit Blutergüssen nach Hause, sagen Sie sich einfach, es kann halt nicht jeder Mensch eine gute Schule haben. Ja, das kriegen Sie mal hin.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Sehen Sie,
kämpfen Sie für gute Förder- und Hauptschulen.

Dann ist Ihrem Kinde am besten geholfen.

Auf einem Gymnasium ist Ihr geistig behindertes Kindelein nicht sonderlich gut gefördert, da ständig überfordert.

Indra Rupp
10 Monate zuvor

Nein, das Selektieren führt zur Ghettoisierung der Schulen! Wir auf dem Dorf haben relativ heile Schulen, obwohl der Armuts-, Migrations-und Heimkinderanteil bei uns für ein Dorf hoch ist. Die Schulen sind durch kleine Klassen und familiäre Atmosphäre attraktiv und deshalb wollen auch sozial(und leistungs) -starke Kinder dorthin. Dadurch lernen zB die Migranten bei uns gut Deutsch. 20% der 10.Klässler unserer Oberschule (NDS) haben einen 1er – Durchschnitt oder zumindest den erweiterten Sek1. Die Hälfte davon Mädchen mit Migrations Hintergrund! Davon wiederum möchte ein Teil zur Oberstufe, der andere Teil nicht. Da geht es einem Kind, wie meinem, gut! Die Schulen heißen zwar Oberschulen, sind aber von den Konstellationen her Gesamtschulen.
Aufgrund weiterer Sparmaßnahmen sollen sie aber evtl geschlossen werden. Wenn es dann stattdessen eine zentrale Riesenschule in der Stadt gibt, passiert folgendes :
Die Probleme tauchen in geballter Konzentration auf, die Attraktivität durch kleine Klassen, familiäre Atmosphäre ist nicht mehr gegeben – > alle, die können, flüchten aufs Gymnasium oder andere privilegiertere Schulen – > speziell Migranten, Arme, Heimkinder bleiben zurück – > Die Probleme dominieren, die sozialstarken Minderheiten in der Schule können das nicht mehr stemmen und gehen unter – > für behinderte Kinder wird es dort unerträglich und sie werden zur Angriffsfläche – > die Schule heißt dann evtl Gesamtschule, ist aber in Wahrheit viel homogener als vorher, im negativem Sinne – > die Gesellschaft selektiert quasi von selber, niemand will dorthin, wer dort ist, wird für Abschaum gehalten – > mit dem verschwinden der starken Schüler, lernen die Migranten kaum noch Deutsch – > weitere Erfolge in der Schule aufgrund der Bedingungen kaum noch möglich – > kaum welche, die nach der 10. zur Oberstufe können – > Arbeitgeber wollen keinen von so einer Schule und fragen vorsichtshalber grundsätzlich nach Abiturienten, auch für Hauptschulberufe – > es folgt weitere Perspektivlosigkeit, Armut, Arbeitslosigkeit – > Sozialleistungsbezug, Fachkräftemangel, Kriminalität, Ghettoisierung – > spätestens jetzt leidet die ganze Gesellschaft mit!

Heute Abend spreche ich beim Bildungsausschuß in der Stadt. Wir von den Dorfschulen wollen vor weiteren Sparmaßnahmen abraten und nicht sehenden Auges unsere Schulen vor die Wand fahren. Hausgemachte Misere, die man längst in den großen Städten sieht und nicht nachmachen muss!

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Dann beginnt es ja schon damit, dass Sie im Brennpunktviertel wohnen.

Ob dann aber die Lösung ist, das Kind statts zur Brennpunktschule auf das nächstbeste Gymnasium zu hieven, wo es dann einen Misserfolg nach dem anderen einfährt, da es die dort verlangten Leistungen nicht erbringen kann, bleibt eine andere Frage.

Ich würde eher über einen Umzug in ein anderes Viertel nachdenken.

Last edited 10 Monate zuvor by Rüdiger Vehrenkamp
Indra Rupp
10 Monate zuvor

Damit betrügen Sie aber ihre eigene These, siehe meine Antwort auf Ureinwohner Nordost. Wenn es andernorts besser ist, dann weil eben weniger selektiert wurde. Wir haben heute andere Schwierigkeiten als vor 30 Jahren. Damals konnte auch eine Hauptschule auf dem Lande heile sein, mit sozialstarken Kindern. Heute gehen diese Kinder dort unter, weil sie nicht die ganzen sozialen Probleme des Landes alleine stemmen können, während sich Realschulen, Gymnasien und Privatschulen heraushalten.

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Nun ja, Drohnen verstehen ja keinen Humor…daher habe ich das mal so durchprojeziert, durch die Kopfrübe…und komme zur Schlussfolgerung: Warum eigentlich nicht?

Wenn es um Leistungen und Bildung eh nicht gehen soll…na ja, bei Ihrem Vorschlag wäre der ganze Stress raus, alle haben Abi und es gibt keine schlechten fühli-fühlis mehr…
…sollte man mal den Schulversuch machen!

(Und die Lehrerdrohnen korrigieren entspannter bis garnicht mehr, könnte man sich auch gefallen lassen)

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Volle ernst.
Mein Problem ist immer, dass alle immer denken, dass ich immer über alles nur blöde, gehässige Witze immer reiße, aber volle nicht. Aber versuch das mal zu erklären, wenn man so heißt wie mein Name.

GriasDi
10 Monate zuvor

Ich frage mich immer wieder, warum Bayern dafür kritisiert wird. Bei sämtliche Studien zur Bildungsgerechtigkeit wird Bayern immer mit die höchste Gerechtigkeit unter den Bundesländern attestiert. Wenn alleine der Elternwille entscheidet: wohin wird wohl ein Akademikerkind geschickt?

Rüdiger Vehrenkamp
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Bayern steht bildungspolitisch doch noch mit am besten da mit dem dreigliedrigen Schulsystem. Dennoch möchten sich andere Bundesländer immer Richtung Einheitsbrei orientieren. Mehr als Sparmaßnahmen können dahinter ja nicht stecken.

Aus baden-württembergischer Sicht würde mir als verantwortlicher Politiker schlecht, wenn ich sehen muss, wie mein Bundesland von den vorderen Rängen nach hinten durchgereicht wird, nur weil ich meine bildungspolitische Ideologie vorantreiben muss. Es ist ein Jammer, vor allem für unsere Kinder und die Menschen, die in diesem System täglich arbeiten müssen.

GriasDi
10 Monate zuvor

Zitat:
„In Bayern hängt es von den Noten im Halbjahreszeugnis der Klasse 4 ab, welche Schulform ein Kind im Anschluss besuchen darf “

Das stimmt so nicht. Die 5te Jahrgangsstufe ist eine sog. Gelenkklasse, nach der ein Übertritt mit geeigneten Noten auch problemlos möglich ist.