MAGDEBURG. Das Land Sachsen-Anhalt will mit einer neuen Ausschreibungsrunde weitere Lehrkräfte gewinnen. Insgesamt seien 568 Stellen ausgeschrieben worden, teilte eine Sprecherin des Bildungsministeriums am Dienstag mit. Erstmals würden dabei auch Nichtakademiker berücksichtigt.

Diese Lehrkräfte ohne Abitur müssten jedoch eine Qualifizierung auf Niveau 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens – wie Meister oder Fachwirt – vorweisen können. Sie könnten dann in Sekundarschulen in Fächern wie Technik, Wirtschaft oder der musisch-künstlerischen Fächergruppe eingesetzt werden, führte die Sprecherin aus.
«Mit dem Anwerben von Seiteneinsteigenden, zu denen nun auch bestimmte Nichtakademiker gehören, fördern wir aktiv eine praxis- und lebensweltorientierte Vorbereitung der Kinder auf ihr Leben nach der Schule», sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). Allen Lehrkräften könne ein «maßgeschneiderter, gut bezahlter und sicherer Job im Landesdienst angeboten werden».
Sachsen-Anhalt kämpft wie auch andere Bundesländer mit einem massiven Unterrichtsausfall. Nach Angaben der Landesregierung vom Jahresbeginn fehlen an den Schulen rund 1000 Lehrerinnen und Lehrer. Das Land setzt bei der Bekämpfung des Mangels auf zunehmend umstrittene Maßnahmen – wie Mehrarbeit für Lehrer (News4teachers berichtete).
Im vergangenen Jahr kamen laut Bildungsministerium bereits 459 von 979 neu eingestellten Lehrern ohne klassische Ausbildung in den Beruf – das war fast jeder Zweite (47 Prozent). Dies berichtete die «Volksstimme». Ein Drittel davon sei allerdings schon nach kurzer Zeit wieder ausgeschieden. News4teachers / mit Material der dpa
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert:
Lehrer ohne Abitur und Studium: Bundesland senkt die Hürden für den Schuldienst so tief wie nie
Warum auch nicht? Einige meiner Freundinnen konnten im Deutsch-Leistungskurs besser Gedichte interpretieren als ich heute mit meinem abgeschlossenen Germanistikstudium auf Lehramt.
Wie viele Ihrer Freundinnen haben trotz ihrer kognitiven Fähigkeiten nicht studiert und sehnen sich gleichzeitig nach einer Tätigkeit an einer sachsen-anhaltinischen Schule, wo sie vermutlich weniger verdienen, als sie mit Ihrem abgeschlossenen Germanistikstudium auf Lehramt?
Ich finde, Sie sollten dann auch auf das Gehalt verzichten, denn wozu braucht man Sie dann noch (bzw. sollte Sie so entlohnen), wenn, mit ihren Worten, Nichtakademiker Ihren Job besser erledigen können als Sie? (Was übrigens ein ziemliches Armutszeugnis ist)
Nach Mitteilungen wie Ihrer hatten unsere Lehrer früher einen nettgemeinten Rat: „Hättest du geschwiegen – wärst du Philosoph geblieben.“
Den Rat gab es übrigens schon ab der 5. Klasse. 🙂
Ich bin mal auf die vorgesehene Gehaltsstufe, den Beamtenstatus (oder auch nicht), den vorgesehenen Einsatz (Schulform und -fächer) und die Bewerberzahl gespannt. Gerade Meister, die schon den Beruf ausgeübt haben, sind ja einiges gewohnt, z.B. halbwegs angenehme Kundschaft, vorhandene Ausstattung im Betrieb usw..
Warum auch nicht? BWL und Lehrer kann doch jeder.
Bei den Wärmepumpeneinbauern soll es ja jetzt auch verkürzte Ausbildungen geben. Vermögensberater wird man auch schneller als Bankkaufmann.
Hoffentlich werden die Unfallchirurgie und artverwandte Bereiche nicht ähnlich besetzt.
Wie war das mit dem Anforderungs-Limbo?
Seepferdchen gilt auch.
Welcome back. Die Redaktion
Oh sehr nett .Dancke , liebeRedacktion! :o)
Ich widerspreche nur ungern, aber so manche Klassenfahrt in wässrige Gefilde darf ich mit nur Seepferdchen nicht begleiten. Aber für alles andere reicht‘s natürlich.
@Canishine
„Ich widerspreche nur ungern, aber so manche Klassenfahrt in wässrige Gefilde darf ich mit nur Seepferdchen nicht begleiten.“
Vielleicht gehört das zu den Dingen, die sich im allgemeinen Trubel noch ändern … Man sagt, man habe schon Pferde vor Apotheken kotzen sehen – demnächst auch in Ihrem
KinoBaggersee.Da kommen demnächst sicherlich hunderte von Bewerbern, die gegen richtig fette Kohle im öffentlichen Dienst einmal so richtig im Halbtagsjob auspannen wollen…
Und die Unterrichtsqualität steigt ins Unermessliche…..
Das ist einfach falsch.
Wir kommen aus der ehemaligen DDR und sind nach der Ausbildung mit Leib und Seele Grundschullehrer.
Unterrichtet haben wir in Sachsen, Hessen und nun in Niedersachsen.
Nur leider werden wir bzw. unsere Ausbildung nicht anerkannt. Am falschen Ort zur falschen Zeit geboren!!!
Uns stinkt die Tatsache, dass, wenn man Beamter, automatisch ein guter Lehrer ist. Sie können nicht automatisch mehr und auch nicht besser, erhalten jedoch mehr Geld!
Übrigens: ich bin Jahrgang 1958, meine Frau 1961. Wir wissen, wovon wir reden, haben Generationen unterrichtet und sind stolz, Lehrer zu sein.
Die schreiende Ungerechtigkeit bleibt jedoch!
Also, seid froh, wenn Quereinsteiger gibt, die sich engagieren und im Beruf mit den Kindern wachsen!
Es geht nicht ums Beamtentum, sondern um die Quifikation! Lese fähigkeit???
Qualifikation….
Uns stinkt die Tatsache, dass, wenn man Beamter, automatisch ein guter Lehrer ist. Sie können nicht automatisch mehr und auch nicht besser, erhalten jedoch mehr Geld!
Richtig! Der bekannte Mecker-Emil denkt immer nur ans eigene Portmonee.
… vielleicht sollten sie ehemalige Soldaten anwerben … die haben keine Probleme mit der Disziplin von verhaltenskreativen SuS (wenn man ihnen freie Hand lässt) … oder?
Ironie aus
Dann wären wir wieder in der Antike. Römische Veteranen wurden manchmal Grundschullehrer. Der Umgangston war auch ähnlich.
Es gibt viele ehemalige Soldaten, die Lehrer werden (bzw. geworden sind). Die Ausbildung wird sogar über den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr gefördert und sie erhalten während des Studiums und Referendariats ihren Sold (90%).
Wenn man Lehrern „freie Hand“ ließe, hätten sie diese Probleme vermutlich auch nicht. Müssten Soldaten sich nicht an die Schulgesetze halten? Soldaten sind doch besonders auf „Gehorsam geeicht“.
Das ist nicht per sé schlecht, die Unterstufenlehrer in der ehemaligen DDR haben auch nicht an Hochschulen studiert und haben, wie man immer hört und liest, gute Arbeit geleistet. Sie hatten natürlich auch eine entsprechende Ausbildung.
Stimmt!
Eben. Es waren (für den Grundschulbereich) 4 Jahre pädagogische Ausbildung. Im Artikel geht es aber um Seiteneinsteiger, die üblicherweise ohne jegliche pädagogische Schulung vor den Klassen stehen.
Das stimmt nicht. Üblicherweise bekommen sie eine Qualifizierung. Mitunter läuft sie nebenher. Das ist bei Referendaren auch so. Die arbeiten schon im Schuldienst und bekommen nebenher vermittelt, wie sie das eigentlich machen sollten. Auch deshalb ist die Referendarszeit für viele ein hartes Brot.
Die Theorie von der Uni, die hat der Seiteneinsteiger auch schon. Seiteneinsteiger sind keine 10.-Klasse-Abgänger. Die haben auch eine Ausbildung absolviert, oft ein Studium und die haben oft schon ein Berufsleben gehabt. Von „keine Ausbildung und keine Erfahrung“ zu sprechen, ist deshalb ziemlich gehässig.
Wenn sich das bewährt, könnte man auf diese Weise doch jetzt schon die kleineren Klassen durchsetzen. Es schadet den Kollegien jedenfalls nicht, wenn ein paar mehr Praktiker an die Schulen kommen.
Welche Praktiker schweben Ihnen denn in Grundschulen so vor? Ein Autor, der Kindern lesen und schreiben beibringt? Ein Straßenmusiker, der die Kiddies an klassische Musik heranführt? Eine Supermarktkassiererin fürs Rechnen? Am besten schicken wir die Kinder gleich in die Wirtschaft, dann haben sie mit 10 ausgelernt und stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.
Klar, dann können diese Praktiker mal den Lehrern, die Unterricht ja nur aus der Theorie kennen, mal zeigen, wie richtiger Unterricht in der Praxis aussieht…
Das stimmt, die meisten Lehrer waren quasi immer nur in der Schule. Ihr ganzes Leben lang. Als Kind, als Jugendlicher (an einer Hoch-Schule) und dann wieder im Berufsleben. Man merkt es an ihren Diskussionen, ihren Forderungen, ihrer Anspruchshaltung, dass sie das Leben der Normalberufstätigen kaum nachvollziehen können. Besonders, wenn sie dann auch noch Beamte sind.
Neid ist doch immer noch die schönste Form der Anerkennung, nicht wahr?