„Das ist eine Katastrophe für das deutsche Schulwesen“ – 2. Teil des News4teachers-Interviews mit Rassismusforscher Fereidooni

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BOCHUM. Rassismus im Schulkontext ist ein bislang vernachlässigtes Problem, unter dem Schüler:innen wie auch Lehrkräfte leiden. Dr. Karim Fereidooni, Professor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum, forscht zu diesem Themenfeld seit über zehn Jahren. Mit News4teachers sprach der Rassismus- und Schulforscher über Schwachstellen im Bildungssystem, fehlenden Lernwillen und Handlungsmöglichkeiten für Lehrkräfte – Teil 2 des Interviews.

Hier geht es zu Teil 1 des Interviews.

Prof. Dr. Karim Fereidooni forscht unter anderem zu den Themen „Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen“ und „Diversitätssensible Lehrer:innenbildung“. Foto: RUB, Marquard

News4teachers: Wie schwer es Nicht-Betroffenen fällt, Kritik von Menschen anzunehmen, die von Rassismus betroffen sind, hat eindrücklich der Streit um die Abitur-Lektüre „Tauben im Gras“ in Baden-Württemberg gezeigt. Trotz massiver Kritik wegen des rassistischen Vokabulars des Werks dauerte es mehrere Monate, bis das Kultusministerium entschied, eine Alternative zur Verfügung zu stellen (News4teachers berichtete). Hat Sie das überrascht?

Karim Fereidooni: Vor dem Hintergrund der Tabuisierung dieses Themas hat mich das nicht überrascht, aber ich finde es sehr, sehr schade. Den Verlauf dieses ganzen Unterfangens finde ich wirklich bedauerlich, besonders weil die Schwarze* Lehrerin Jasmin Blunt, die mit ihrer Kritik am Buch an die Öffentlichkeit gegangen ist, schließlich den Schuldienst quittiert hat. Als eine von wenigen Schwarzen Lehrkräften war sie ein wichtiges Rollenvorbild für Schwarze Menschen und Menschen mit internationaler Familiengeschichte. Sie sozusagen aus dem Lehrerberuf rauszudrängen, weil das Kultusministerium die Lernchance nicht wahrnehmen wollte und stattdessen darauf bestanden hat, dass dieses Buch unterrichtet werden muss, ist für mich eine äußerst traurige Entwicklung. Das ist eigentlich eine Katastrophe für das deutsche Schulwesen.

Dieser Fall verdeutlicht eine ganze Reihe von Problemen. Zunächst einmal finde ich es sehr schwach, dass die Kultusministerin nicht direkt eingelenkt hat. Sie hätte die Kritik wahrnehmen müssen. Sie hätte auch sagen können: „Ich kann nichts zum Thema Rassismus sagen, weil ich davon nicht betroffen bin und mich noch nicht eingelesen habe, aber ich höre auf die Stimmen, die sich stärker damit auseinandersetzen.“ Wir als Professor:innen haben uns sogar mit einem offenen Brief an das Kultusministerium gewandt, darauf aber keine Antwort erhalten. Diese fehlende Diskursfähigkeit der Kultusministerin finde ich sehr problematisch.

Außerdem stellt sich die Frage, wer überhaupt diese Schulbuchlektüre ausgewählt hat. Man hätte die Zusammensetzung derjenigen hinterfragen müssen, die für die Auswahl von Schullektüren verantwortlich sind. Da gibt es zu wenig jüdische Menschen, zu wenig muslimische Menschen, zu wenig Schwarze Menschen. Einer Person, die selbst Rassismuserfahrungen gemacht hat, wäre wahrscheinlich aufgefallen, dass in diesem Buch sehr häufig das N-Wort vorkommt.

Und dass in einer Zeit, in der wir alle Lehrkräfte dringend brauchen, eine Schwarze Lehrerin ihren Beruf aufgibt, ist eine Katastrophe für das deutsche Schulwesen. Diese Katastrophe wurde jedoch von der Kultusministerin herbeigeführt, die leider ihre Lernchancen in dieser Hinsicht nicht wahrgenommen hat.

News4teachers: Ich würde gerne noch einen Blick in die Praxis werfen. Sie selbst haben vor Ihrer Unitätigkeit als Lehrer gearbeitet und dabei auch rassismusrelevante Situationen im Unterricht erlebt. Wie lässt sich damit umgehen?

Fereidooni: Das lässt sich im Unterricht aufarbeiten, wenn die Lehrkraft in der Lage ist, den Rassismus zu erkennen. Das Problem ist, dass wir in der ersten und zweiten Phase der Lehrer:innenbildung mit den angehenden Lehrkräften sehr wenig über menschenfeindliche Strukturen, menschenfeindliche Positionen sprechen. Das ist eine Leerstelle. Wir müssen sie gezielter auf solche Situationen vorbereiten, auch indem wir ihnen beibringen, wie sie im Unterricht, unabhängig vom Fach, Menschenfeindlichkeit thematisieren können. Eine Professionskompetenz auf diesem Gebiet auszubilden, passiert bisher zu selten.

Wie lässt sich das noch aufarbeiten? Eine Möglichkeit ist kollegiale Fallberatung, die rassismuskritisch ausgerichtet ist. Das bedeutet, dass sich regelmäßig, alle zwei bis drei Wochen, fünf bis sieben Kolleg:innen treffen und eine bis zwei Stunden lang rassismusrelevante Fälle besprechen und Supervision einholen. Es gibt viele Wege, sich auch privat weiterzubilden. Besonders schwierig ist es aber, wenn man versucht, allein zu agieren. Wir brauchen unsere Kolleg:innen in Situationen, in denen wir nicht weiterwissen, und wir müssen voneinander lernen, auch von den Schüler:innen. Daher ist es wichtig, anderen zuzuhören und nicht defensiv zu reagieren, wenn Schüler:innen oder Kolleg:innen Rassismus ansprechen. Es geht darum, unterschiedliche Lebensrealitäten zu verstehen und anzuerkennen.

News4teachers: Was können Lehrkräfte tun, wenn sie sich in diesem Bereich fortgebildet haben und rassismusrelevante Aussagen bei Kolleg:innen und Eltern erkennen?

Fereidooni: Widersprechen – mit Bildung im Rücken lässt es sich leichter widersprechen – und dann auch eine Erklärung geben und eine Erklärung einfordern. Zum Beispiel: „Hör mal, lieber Michael, du bist ein sehr geschätzter Kollege, ich habe viel von dir gelernt und arbeite gerne mit dir zusammen, aber ich habe das Gefühl, dass du den Begriff ‚Migrationshintergrund‘ immer in einem negativen Zusammenhang verwendest. Stimmt mein Eindruck?“ Dann muss Michael eine Erklärung geben, gleichzeitig muss ich darlegen können, was mich daran stört. Ich muss den Mut aufbringen, zu widersprechen. Ein wichtiger Punkt dabei ist, die Person anzunehmen, aber die Position abzulehnen. Ich würde niemals sagen: „Du bist ein Rassist“ oder „Du bist ein Nazi.“ Stattdessen würde ich sagen: „Das, was du gesagt hast, ist rassismusrelevant, und ich erkläre dir auch, warum. Ich bin auch nicht der Oberlehrer, sondern ich erzähle dir auch von meinen eigenen Fehlern und wie ich daran arbeite.“ Es geht darum, der Person respektvoll zu begegnen, ihr die Möglichkeit zu geben, ihr Gesicht zu wahren. Deshalb sollte man sich auch Zeit für das Gespräch nehmen und es unter vier Augen führen.

Und wenn alle Stricke reißen, die Lehrkraft trotzdem etwa darauf besteht, weiterhin das N-Wort zu sagen, kann man natürlich auch zu den Vorgesetzten gehen und auf deren Schutzverpflichtung gegenüber den Mitarbeiter:innen und Schüler:innen verweisen. Dann ist es die Aufgabe der Schulleitung zu handeln.

News4teachers: Sie selbst bilden an der Universität Lehrkräfte aus. Was ist Ihnen wichtig, angehenden Lehrer:innen mitzugeben?

Fereidooni: Mir ist es wichtig, Seminare zu ungleichheitsrelevanten Themen durchzuführen. Besonders liegen mir die Themen Antisemitismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit am Herzen. Dabei geht es mir nicht nur um theoretische Wissensvermittlung, wir kooperieren beispielsweise über das Schüler:innenlabor der Ruhr-Universität Bochum mit Schüler:innen aus dem Ruhrgebiet. Ein ganzes Semester lang bereiten sich unsere Studierenden darauf vor, für die Schüler:innen einen Unterrichtstag zu verschiedenen Themen zu gestalten, die in Schulbüchern oftmals nicht vorkommen wie Racial Profiling oder Regenbogenfamilien. Auch diese Verzahnung von Theorie und Praxis, empirische Befunde in einem konkreten Unterrichtssetting zu didaktisieren, ist mir wichtig. Daneben ist es mir ebenfalls ein Anliegen, den Stellenwert von Bindung zu betonen. Bildung ist zweifellos wichtig, aber sie kann ohne Beziehung nicht funktionieren. Es geht nicht nur darum, reinen Stoff zu vermitteln, sondern auch darum, die Gefühlslagen der Schüler:innen zu erkennen. Man muss Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin sein – das ist etwas, was ich den jungen Menschen vermitteln möchte. Ob mir das gelingt, müssen meine Student:innen entscheiden.

News4teachers / Anna Hückelheim, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.

_____
*Schwarz: wird in diesem Interview auch als Adjektiv großgeschrieben, um darauf aufmerksam zu machen, „dass es eine politische Realität und Identität bedeutet“, wie Noah Sow, Autorin, Dozentin, Künstlerin und Aktivistin, in ihrem Buch „Deutschland Schwarz Weiß – Der alltägliche Rassismus“ erklärt. Schwarz, so Noah Sow, ist „die politisch korrekte und vor allem selbstgewählte Bezeichnung für Schwarze Menschen“.

Informationen zum Experten
Prof. Dr. Karim Fereidooni ist Professor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum und forscht schwerpunktmäßig zu den Themen „Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen“, „Schulforschung und Politische Bildung in der Migrationsgesellschaft“ sowie „Diversitätssensible Lehrer:innenbildung“.

Darüber hinaus berät er die Bundesregierung (Kabinett Scholz I) zur Erarbeitung der Gesamtstrategie „Gemeinsam für Demokratie und gegen Extremismus – Strategie der Bundesregierung für eine starke, wehrhafte Demokratie und eine offene und vielfältige Gesellschaft“.

Mehr Informationen unter: www.karim-fereidooni.de

Deutschland hat ein Rassismus-Problem (auch in den Schulen) – und das nicht erst seit gestern. Ein Kommentar

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Bla
7 Monate zuvor

Kann es sein, dass die weiße Oma Erna die Oma von Kartoffel Maximilian und Kartoffel Michael ist? Die Familie etwas deutsch-christlich angehaucht sind mit den typischen Namen von Wittelsbachern und Habsburgern, sowie “Heiligen” und “Erzengel”?
Wenn die drei noch in einem großen Schulbuchverlag arbeiten, die Abi-Lektüren vorschlagen und empfehlen und die grünen Wählen … Dann ist mir einiges jetzt klar.
Gibt es dazu vielleicht Belege oder zumindest Indizien?

unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Gibts einen Zusammenhang von Ihrem Beitrag und dem Artikel? Falls ja, bitte ich um eine Denkbrücke, danke.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Ja, wenn man im Bereich Rassismus und Diskriminierung aktiv ist, sollte einem auch der Bereich “Stereotypen” (und “Gleichheit der Logik”) naheliegen.

Die aufgegriffenen Namen werden in beiden Artikeln zusammen verwendet. Die populistische Verwendung dieser Stereotypen wird entweder unbewusst oder bewusst somit gewählt.

Wenn man auf einer Seite dies stark kritisiert (bei Migration und Rassismus), dies jedoch auf der anderen Seite selbst verwendet … Ist das etwas schwierig.
Verweist man dann auch noch auf “aber weiße Diskriminierung/weißen Rassismus gibt es nicht” oder dergleichen hin, dann wird oft mit zweierlei Maß gemessen und einseitig definiert. Das passt dann natürlich. Zumindest in’s Selbstbild.
[Ich wurde auch in meiner Jugendzeit als “zu weiß” angesehen und oftmals gefragt, ob ich noch keine Sonne gesehen hätte … Kann man jetzt einordnen, wie man möchte.]

Lesen Sie nochmal aufmerksam und genau die Antworten des Interviewten und achten einmal auf typische Klischees und Stereotypen.
-> Wann wird “der muslimische Mann” explizit genannt?
-> Wann werden Kopftuchträger/-innen gegendert … Wobei die (männlichen) Kopftuchträger sich dabei wohl eher deutlich in der Minderheit befinden (außer man zählt direkt das soziale/gesellschaftliche Statement durch die männlichen Kopftuchträger im Iran um 2016+ dazu). Und/Oder man inkludiert/definiert den Turban als Kopftuch.
-> Wann ist es der weiße Cis-Mann Maximilian (ohne diesen namentlich be-nennen zu müssen)?
–> Warum wird nicht der Doktor Fereidooni (mit perfekter deutscher Aussprache und ggf. “Privilegien”?) als Beispiel mit einem ungelernten Arbeitssuchenden (egal ob weiß oder Schwarz) verwendet, um auch die soziale Schichtung im Bezug auf den Wohnungsmarkt zu verdeutlichen? [Da sähe das Beispiel natürlich anders aus]

Im Thema “Sensibilisierung” vielleicht ebenfalls somit etwas schwierig …

Ich hoffe, das reicht als Denkbrücke?
Dazu hoffe ich, dass es als sinnvolle anschließende Diskussion auch dienlich ist oder zumindest sein kann.

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Liebe Unverzagte,
ich denke (naturwissenschaftlich)
JA.
Wie denken Sie, z.B. bios logos?

Bla, ich verstehe Sie 😉

Individualist
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Merke: Traditionen und Vorurteile sind immer schlecht, wenn die von der deutschen Seite ausgehen. Aber Traditionen sind ganz wunderbar und Vorurteile sind nicht weiter schlimm, wenn es sich um solche auf ausländischer Seite bzw. bei Zuwanderern handelt.
“Verschwindet doch, ihr Deutschen, wir brauchen euch nicht”, das wird berichtet als Ausspruch von deutsch-türkischen Kindern in B-Neukölln.

FL62
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Seit wann ist da die Behauptung nicht Beweis genug? Und lese ich aus Ihrer Groß- und Kleinschreibung eine subtile Kritik an einem Forschungsgebiet heraus, in dem Deutschland zur Weltspitze gehört?

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  FL62

Forschungsgebiet?
Deutschland?
Weltspitze?

Das ist vor mehr als hundert Jahren gewesen.

2024 ist die BRD forschungstechnisch mittelmäßig.
Führende Forschungsnationen sind ostsüdlich zu verorten.

Ich bitte Sie, sich umfassend neu zu informieren.
Vielleicht ein guter Rat auch an Ihre Regierung.

MfG ein Pensionär-
Naturwissenschaftler

RainerZufall
7 Monate zuvor

Hör mal, lieber Fereidooni,

du bist ein sehr geschätzter Kollege, ich habe viel von dir gelernt und arbeite gerne mit dir zusammen, aber ich habe das Gefühl, dass du Rassimus mit Missverständnissen gleichseitzt, nicht mit dem Weltbild und Vorsatz, andere als weniger wertig zu bezeichen/ behandeln. St4immt mein Eindruck?

Ich werde Menschen nicht freundlich auffordern, ihre gefestigten Menschenbilder bitte zu belegen! Pushback-Effekt ist lange bekannt, also an welche Fälle soll sich dieser Gesprächsvorschlag richten?

Alx
7 Monate zuvor

Herr Fereidooni tritt höchstpersönlich den Beweis an, dass man in Deutschland auch mit einem ausländisch klingenden Namen alles erreichen kann, kommt aber selbst nicht über eine Schwarz-Weiß-Sicht auf die Gesellschaft heraus.

Wenn es bei uns wirklich ernsthaften und gesellschaftlich getragenen Rassismus gäbe, wäre eine solche Karriere nicht möglich.

Oder hat er bislang undercover als “Hans aus München” gelebt?

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Zudem ist das “Sie sprechen aber gut Deutsch” hier ein Problem. Weil es als unterbewussten Rassismus geschildert wird.
Jedoch ist dies meistens ein Zeichen der Wertschätzung und positiv gemeint.
Wenn ich beispielsweise auf Muttersprachlerniveau in einem anderen Land sprechen würde, dann würde dies auch so betont werden.
Haben Sie/sie mal Asiaten gesehen, welche einen Europäer dialektfrei sprechen gehört haben? Die staunen. Egal, ob man dort Jahrzehnte lebt oder nicht. Das ist jedoch nicht rassistisch gemeint. Es ist Bewunderung.
Klar ist das im Bereich von Sprache und Kultur jetzt etwas schwierig … Weil es sehr schnell auch diskriminierend/rassistisch unterbewusst wirken kann. Da gebe ich dem Herrn Fereidooni recht. WENN man es so als Empfänger “haben/auslegen WILL”.

Beim Klavierspielen würde das keiner (wobei es sogar da Exemplare wohl gibt …) als diskriminierend empfinden, wenn man sagt: “Sie spielen aber sehr gut Klavier. Wow.”

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

In den USA gilt es als EXTREM übergriffig die Herkunft aufgrund seines Aussehens auch nur anzusprechen. Ein “sie sprechen aber gut Englisch” zu einer POC oder zu einem asiatisch aussehenden Menschen wäre ein so unfassbarer Griff ins Klo, eine Entlassung wäre nicht ausgeschlossen.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Andere Länder andere “Traditionen”.
Hier wäre dann die Frage: Wie ist/war es bisher in Deutschland?
In anderen Ländern gilt das wiederum eben als Lob.
So ist es mit Kulturunterschieden. Die gibt es … Man mag es kaum glauben.

Glauben Sie, dass die Mehrheit (in Deutschland) es rassistisch meint, wenn sie sagen “du sprichst aber gut xy/deutsch”?
Geht es nicht eigentlich darum? Wie ist es gemeint …
Hinein interpretieren kann der Empfänger nahezu immer etwas negatives – solls es wirklich darum gehen? Dann dürfe keiner mehr irgendwas sagen … Kann ja negativ ausgelegt und interpretiert werden?
Ich hoffe, sie verstehen das Grundproblem dahinter …

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke. Wenn das nett gemeint ist, dann wird das schon passen. Habe ich auch schon von sehr vielen herzensnahen lieben Menschen gehört. Sogar die mir liebsten Menschen.
Zudem habe ich zumindest ein Arschloch. Das wäre Fakt. Vielleicht meinen Sie auch dies?

Geht es nicht (auch) darum? Also verteufeln “wir” mal grundlegend alle? Wenn ich mich jetzt angegriffen fühle, dann müssten Sie sich entschuldigen?

Ja, klar. Mitunter darum geht es. Dort ist Herr Fereidooni massiv selbst “in die Falle” geradeten. Das Interview strotzt nur so von Stereotypen. Warum haben Sie als Redaktion nicht “Einheit geboten”? Mal kritisch hinterfragt?
Verstehen Sie mich nicht falsch … Das finde ich in Ordnung, wenn Sie das nicht machen. Das hat (bestimmt) Gründe. So hat es oft eben auch – nicht rassistische – Gründe in Bezug auf “Sie sprechen aber gut deutsch”.
Man kann und darf das kritisieren. Man darf es auch als Kompliment nehmen. Das obliegt immer einem auch zum Großteil selbst. Man darf auch sehr sehr gerne nachfragen, warum man das sagt. Das wäre dann wohl der sinnvollste Umgang beiderseits und erweitert ggf. die Perspektiven. Bestenfalls auf beiden Seiten. “Schlechtestenfalls ” gar nicht.

Ja, Sie zitieren das doch selbst … Nur wo wird direkt bitteschön definiert, dass bspw. “Sie sprechen aber gut deutsch” schon rassistisch (gemeint) ist? Ich verstehe das Grundproblem dabei. Ja. Da sprechen wir natürlich von “passiv”, “unbewusst”, “unterbewusst” bis hin zum “gewollt verachtend betont”. Und dort ist es einzuschätzen, wie es gemeint ist. Natürlich ist eine Sensibilisierung sehr wünschenswert und schön. Aber auch hier wieder … Wie ist der Umgang damit? Wenn ich jeden (und jede) gleich als Rassisten anprangere, dann nimmt man mit Sicherheit keinen mit. Außer sehr extreme Menschen, welche zudem häufig auch sehr … unkompliziert… handeln und denken.

Einen von vielen Wesensunterschieden habe ich angesprochen. Ja, es ist juristisch anders. Und ja, auch das wird angeprangert -> Speziesismus usw.
Auch hier: Lassen wir mal die Kirche im Dorf … Wo wird jemand denn als Objekt behandelt oder “entmenschlicht” [nicht von Ihnen geschrieben – kein Zitat, nur als sprachliches Mittel], wenn man sagt “Sie sprechen aber gut deutsch”? Vielleicht können Sie mir das erklären. Vielleicht schreibe ich dann: “Ja, okay. Ich sehe jetzt auch ‘das Objekt’ dahinter.”

“Niemand ist nur ein Objekt – und deshalb darf (als handelndes Subjekt) auch jeder und jede mitreden dabei, wie er oder sie bezeichnet werden möchte. ”
Sehe ich auch so. Allerdings darf auch niemand alles von anderen fordern und erwarten. Dazu gibt es eben Grenzen. Auch der Erwartungshaltung her.
Ich sag es anders: Jeder Mensch darf sich diskriminiert fühlen.
Ob er es objektiv wird … Ist etwas anderes.

Generell sind wir in einem Rechtsstaat. Wenn jemand “Sie sprechen aber gut deutsch” als sooo rassistisch empfindet und davon ausgeht, dass alle die das sagen dolle Rassisten sind, dann hat er/sie das Recht zu klagen – nicht nur in Worten, sondern sogar in Taten. Die Grenzen setzt (dann) das Gericht und der Rechtsstaat. Hier entscheidet dann eben mitunter das GG und andere Gesetze (je nach Klageart und -punkt usw.).
Vieles andere sind Emotionen und Gefühle. Das darf man reinbringen. Das Empfinden darf auch jeder und jede haben … Ob es so gemeint ist, ist etwas anderes.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Okay, also beschimpfe ich denjenigen/diejenige, welcher mit auf den Fuß steigt?
Oder ich steige ihm/ihr selbst auf den Fuß?
Oder ich unterstelle die Absicht der Verletzung?
Nimmt er/sie die Entschuldigung nicht an, weil es wehtut?

Die Ergänzung findet allerdings nur Anwendung, wenn das “auf den Fuß steigen” einen Sinn und Zweck hätte. Ansonsten hinkt der Vergleich meines Achtens nach.
Bspw. wenn ich dadurch schlimmeres Verhindere, dann kann “auf den Fuß steigen” vielleicht sogar sinnvoll sein, damit sich jemand nicht so schlimm verletzt.
Bspw. bei der Wasserrettung.

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Gilt das nur für POC oder auch für Weiße? Mir ist das als weiße Frau schon öfter passiert, dass ich im Ausland lobend auf meine Sprachkenntnisse angesprochen wurde. Da habe ich wohl falsch reagiert, wenn ich das als Lob aufgefasst habe. Muss ich also das nächste Mal denjenigen darauf aufmerksam machen, dass das extrem übergriffig ist. Mal sehen, wie die darauf reagieren. Ich glaube, dann ist es vorbei mit netten Gesprächen, die ich bisher hatte. Aber egal, ich lass mich nicht mehr beleidigen! 🙂

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Sie sprechen aber auch gut deutsch, Potschemutschka!

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Besser als die beiden anderen Sprachen 🙂

AvL
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich wurde vor Jahren in Südfrankreich ob
meiner stark gebräunten Hautfarbe nach
dem Weg zum Bahnhof in Brignoles gefragt
und habe diesen treffend in französisch beschrieben.
Anschließend wurde ich von dem Geholfenen
nach meiner französischen Herkunft befragt,
die ich mit Duisburg beantwortete.
Nach einem kurzen stutzen seitens des
mir Gegenüber lobte dieser meine guten
Sprachkenntnisse.
Wurde ich etwa damals im heutige Kontext
gar deutschfeindlich beleidigt ?

Pit2020
7 Monate zuvor
Antwortet  AvL

@AvL

Wie oft mir DAS schon in GB passiert ist …
Die wollten mich mindestens veralbern … oder massiv mobben.
Da fahre ich ab jetzt nur noch mit meinen großen Brüdern hin! 😉

unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Bitte keine weiteren euphemisierten Held*innengeschichten bezüglich all Ihrer vorhandenen hervorragenden akzentfreien Sprachkenntnisse inklusive primitiv – humoriger Pointe. Mir wird davon übel und ja, muss ich nicht lesen, aber Sie können ja auch anders.

Ganz so einfach sind diese Erfahrungen sicher nicht mal eben umkehrbar, um nach eigener Selbsterhöhung die tatsächlich Betroffenen lächerlich aussehen zu lassen.

Glauben Sie tatsächlich, dass ganze Nationen den Ernst der Lage nicht begriffen haben, wenn selbst entsprechen Gesetze erarbeitet werden mussten, um schikanösem Sprachverhalten Einhalt zu gebieten ?

Besseranonym
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

🙂 🙂

Besseranonym
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

– 2 Hab ohjeojeh vergessen
” primitiv-humorige Pointe “.> wie viel kostet die Portion Humor im Moment, ist Ihnen die zu teuer ? ):

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Ich würde mehr solcher Sprachgeschichten hören. Liegt vielleicht daran, dass meine Fremdsprachen alle eher sehr schlecht sind.
Ob man jetzt bei einer Einzelperson mit direkten Bezug “Held*innengeschichten” ‘gendern muss’ … Ich weiß ja nicht, fragen Sie doch einfach noch, wie Pit “gelesen” wird. Aber gut.

Bei der Sprachgeschichte darf man sich diskriminiert fühlen. Muss man halt nicht. Beides nachvollziehbar und “in Ordnung”.

Genau, wegen “Sie sprechen aber gut …” sind ganze Nationen in Panik. Sowas geht gar nicht. Sollte man wegsperren … Alle Personen, welche einem gute Sprachkenntnisse (auch ggf. Muttersprachlern) zugestehen. Kriminell!

Besseranonym
7 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Lieber @ Pit2020, nehmen Sie doch auch ein paar große Schwestern mit 😉 denn

Für Frauen ist das kein Problem https://g.co/kgs/Zvn94e5

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Ja, doch, schwierig. Letztens ein Vater am Elternabend zu der Klassenlehrerin: “Sie unterrichten Mathe und Physik? Als Frau?”
Das hat er tatsächlich wertschätzend gemeint, weil Frauen seltener im Mint-Bereich zu finden sind. Klingt aber nicht wertschätzend ggü Frauen, denn es ist quasi eine Bewunderung für Frau X, die das kann OBWOHL sie eine Frau ist. Frau X, eher feministischer Typ, hat erst gestutz und dann sich bemüht, professionell zu reagieren. Der andere Klassenlehrer hat versucht, die unangenehme Situation aufzufangen und erzählte, er hätte im Gegensatz dazu die weichen “Laberfächer”.
Ich hab dann mal versucht, die Situation zu retten und berichtet was mein Sohn zu mir sagte, als er eine überfällige Unterlage brauchte :” Mama! Frau X hat mal auf dem Bau gearbeitet, spielt und guckt leidenschaftlich Fußball, hat mehrere Brüder, unterrichtet Mathe und Physik – und wenn ich das morgen nicht dabei habe, macht die mich fertig!”
Das gab dann einen Lacher und ein Augenzwinkern von Frau X.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Also ist der Vater ein Rassist?
Ja, das war eine Wertschätzung. Statistisch gesehen sind Frauen mit Physik sehr unterrepräsentativ. Das ist Fakt. Jetzt kann man über Gründe sprechen (und ggf. spekulieren). Aber rein der Zahlen her ist es nunmal so. Facts don’t care about feelings. Das steht mal für sich.
Emotional verstehe ich Ihren Beitrag und die Wirkung. Auch ich als Mann wurde im Bereich der Grundschularbeit – Nachmittagsbetreuung während des Jobs mehrfach angesprochen, dass man es super findet, wenn auch mal Männer an Grundschulen sind. Das ist dann aber auch okay. Ist ja anders gemeint … Ja, das sah ich (trotzdem) als Kompliment.
Mit solchen “Umgebungen” müssen viele Menschen umgehen – nur eben oft anders.
Kolleginnen und Kollegen sind auch immer wieder erstaunt, wenn ich erwähne, dass ich eine Ausbildung im Bereich xy habe. Auch das nehme ich als Kompliment, statt zu fragen/sagen: “Warum schauen’se so dumm? Hätten Sie mir nicht zugetraut – was!”
Als Fächerkombination hatte ich Sport studiert … Das sieht man mir von der Muskelmasse jetzt auch nicht unbedingt an. Momentan unterrichte ich keinen Sport direkt, da genug (andere) Fachkräfte. Auch da sind manche SuS dann erstaunt, wenn ich was vorführe bei Vertretung oder mal so. Auch das sehe ich dann nicht als abwertende Geste. So war es auch nie gemeint. Könnte man jetzt natürlich aber als “passiv abwertend” empfinden. Kann “man” aber auch lassen oder situativ werten (“empfinden”).

OlliTwist
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

“Also ist der Vater ein Rassist?”
Aber nicht doch. Der ist “bloss” ein Antifeminist.
Obwohl…., wahrscheinlich ist er beides. Antifeminist UND Rassist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch homo- und islamophob, sowie trans- und queerfeindlich.
Bestimmt legt er am Wochenende bevorzugt Steak und Würste auf den Grill, leugnet den Klimawandel und hat Angst vor dem Verlust seiner zahlreichen Privilegien.
Ich wette, der hat am Sonntag AfD gewählt.
Alter, weißer Mann halt.
Boomer.
Kartoffel.
Macho.
Patriarch.
Kann weg.
Also wenn das jetzt irgendwie nach Vorurteilen klingt, Rassismus kann es ja nicht sein, dann entschuldige ich mich selbstverständlich für alles Gesagte und behaupte fortan das Gegenteil. 😉

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  OlliTwist

Öhm… joahh..
Kennen wir uns?
Auf dem Elternabend können Sie aber nicht gewesen sein, sonst hätten Sie noch ergänzt, dass er sich dort immer etwas nervig wichtig tut, immer erwähnen muss, dass er mit seiner auch anwesenden Exfrau nicht mehr zusammen ist und hofft, dass es sein Sohn zum Bürgermeister bringt, weil man das auch mit solider handwerklicher Ausbildung prima schaffen kann, weshalb er auch ohne Abi ganz zuversichtlich ist, wie er sagt.
Was ist eigentlich mit Vorurteilen, die sich bestätigen? Sind es dann noch Vorurteile? 😉

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Aber was, wenn Sie eigene Kinder haben, haben die liebevoll großgezogen und Frauen fragen “Als Mann?”
Das würdigt nicht Sie direkt herab, eher im Gegenteil, aber es würdigt Männer herab-und somit auch Sie!

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Hätte ich kein Problem mit. Klar hat das irgendwie einen Unterton, das verstehe ich ja. Aber ich nehme das weder persönlich noch negativ an und auf. Mir ist bewusst, dass es den Unterton gibt. Der basiert v. A. meistens auf Stereotypen. Und die gilt es zu “durchbrechen”. Das liegt in erster Linie für mich persönlich allerdings an mir.
Die Ton macht den Musik. Wie so oft. Ist es negativ gemeint … Merkt man es meistens (deutlich). Ist es das nicht – kann ich normalerweise damit gut umgehen oder spreche es direkt an. Auch das darf man natürlich.
Glauben Sie ernsthaft, dass ich nie in “unglückliche” Situationen und Gespräche gerate?
Auch – manchen auch gerade deshalb – als privilegierter Mann?
Da gibt es durchaus so manche Sachen und Situationen … Ist dann halt so. Muss man allerdings auch irgendwie lernen denke ich. Das fällt nicht leicht und ist ein Prozess.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

*Der Ton macht die Musik … Mein Deutsch ist manchmal aber echt nicht gut. 🙂 Auch hier kann man mal über sich selbst lachen.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Viel zu kompliziert gedacht – die Sorte hat “Rassismus”-Rufen als Karrierebooster und Maulkorb entdeckt.

Wer dann noch behauptet, dass es “Rassismus gegen X” (meistens in dem Kontext: Deutsche) nicht gäbe…ist halt selbst einer.

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Das du seine Herkunft thematisierst zeigt doch: Der Mann hat 100% recht. Im Leerkörper wimmelt es von Rassist*innen.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Die Herkunft themastisiert der Herr Fereidooni schon selbst. Alx hat es (die Info) nur genutzt. Kann man jetzt als Faktenbasis und -lage nehmen. Kann man jetzt als Rassismus interpretieren. Oft sagt die Aufnahme des Empfängers mehr (über ihn), als die Ausgabe des Senders.
Ist Karim ein “Urdeutscher Name”? Hat “Karim Fereidooni” einen ausländisch klingenden Namen? Nein? Doch? Muss man jetzt selbst überlegen.
Ist Müller dann auch kein “klassisch deutscher Nachname”? Zeigt das dann auch Rassismus, wenn jemand dies als Faktenbasis erwähnen würde?
Das ist doch Quatsch? Auf der Basis kann kein ernsthafter Diskurs stattfinden.

Alx
7 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Er hat seine Herkunft als Malus in der deutschen Gesellschaft thematisiert.
Ich habe thematisiert, dass er einen Doktortitel erreichen konnte und einen LeHrstuhl inne hat, seine Herkunft also kein Hindernis darstellte.

In diesem bestimmten Forschungsfeld hätte wohl auch Hans aus München eher den Malus.

Katze
7 Monate zuvor

Nicht nur diese Katastrophe wurde von Kultusministern*innen herbeigeführt, die leider ihre Lernchancen und Verantwortlichkeiten im Hinblick auf die Realitäten und Fehlentwicklungen im deutschen Schulsystem nicht wahrgenommen haben und wahrscheinlich auch zukünftig nicht wahrnehmen werden. Akzeptanz und Auseinandersetzung mit Sachkritik in einem offenen, wertschätzenden Diskurs mit LuL, welche die Entscheidungen, Forderungen und Vorgaben der Kultusbürokratie tagtäglich an der Basis “ausbaden” (aushalten) müssen, ist keine Befähigung unserer Dienstherren.
Also fehlts an Kompetenzen im Zuständigkeitsbereich nicht nur bei der Wahl der Abitur-Lektüre, während die Arroganz-und Ignoranzentwicklung bereits vollendet zu sein scheint.
„Ignorieren ist noch keine Toleranz.“ – Theodor Fontane
Setzen – Note 6!

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Lieber ex-Kollege,

ich schätze Ihre Ein- und Aussichten.
Leider haben Sie die Qual der späteren Geburt.
Bleiben Sie bitte auf Ihrem Kurs.
Ostdeutschland braucht Sie.
Ich bin schon in Rente, stütze Sie aber in Ihrem Tun.

MfG, ein nordostdeutscher Kollege.

Katze
7 Monate zuvor

Besten Dank und herzliche Grüße nach Nordost.

AvL
7 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Ostdeutschland benötigt Sie nun erst recht.
Und danke für ihre guten Kommentare,
die ich gerne lese.

Metalman
7 Monate zuvor

Nun geht es bei dem Buch um Rassismus im historischen Kontext. Das Thema wurde hier schon ausgiebig diskutiert.

Muss man gerade das Buch auswählen, wohl nicht. Nur ist man, gerade als Geschichtslehrer, oft mit rassistischen, gewaltverherrlichenden, antisemitischen Begriffen konfrontiert, die ja gerade aus solchen Gründen verwendet worden sind. Dass jetzt bestimmte Wörter so verbrannt sind, dass sie nicht mal mehr in Anführungszeichen und entsprechenden Anmerkungen verwendet werden können sollen, finde ich problematisch. Hier zu zensieren, was auch schon mitunter gemacht wird, halte ich für kontraproduktiv.

Das Buch als Lektüre für Deutsch, war sicherlich unpassend.

Deshalb den Job zu quittieren und nur deshalb, kann ich nicht glauben. Wer kann sagen, dass die schwarze Kollegin nur deshalb aufgehört hat? Weiß der Professor das? Ich halte es für abwegig, wenn man sonst im Großen und Ganzen zufrieden gewesen ist. Dann hätte man auch andere Lösungen gefunden, z.B. die Kollegin für eine gewisse Zeit nicht in Abiklassen einzusetzen. Vielmehr scheint es hier der Tropfen gewesen zu sein, der das Fass zum überlaufen gebracht hat.

Beli
7 Monate zuvor

“…sie sozusagen aus dem Lehrerberuf rauszudrängen, weil das Kultusministerium die Lernchance nicht wahrnehmen wollte…”

Inwiefern wurde Frau Blunt herausgedrängt? Das scheint mir jetzt doch etwas wenig objektiv. Und der zweimalige Hinweis auf “verpasste Lernchancen” reichlich überheblich.

Bei aller berechtigten und notwendigen Auseinandersetzung mit rassistischem Verhalten und Einstellungen – das selbstgerechte Auftreten mancher Personen in diesen (und anderen) Zusammenhängen ist manchmal nicht mehr zu ertragen…

Beli
7 Monate zuvor

Die inflationäre Verwendung des Begriffs “Katastrophe” macht es nicht besser. Da fallen mir ganz andere Katastrophen ein- auch in schulischen Zusammenhängen.

dauerlüfterin
7 Monate zuvor

“Das bedeutet, dass sich regelmäßig, alle zwei bis drei Wochen, fünf bis sieben Kolleg:innen treffen und eine bis zwei Stunden lang rassismusrelevante Fälle besprechen und Supervision einholen.”

Wie weit entfernt kann man hinsichtlich zeitlicher Ressourcen und Belastungssituation der durchschnittlichen Lehrkraft von der schulischen Realität sein?

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Nun, wer noch zeitliche Reserven erschließen kann, der möge sie in einen exzellent vorbereiteten Unterricht investieren.
Das hilft den Schülern mehr als alles Andere.

Resultatorientierter Unterricht ist das Beste, was Schüler bekommen können.
Egal welcher “Rasse”.
Oder?

Generische Feminina
7 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Das wäre rund eine Zeitstunde unbezahlte Mehrarbeit pro Woche. Nein!

Küstenfuchs
7 Monate zuvor

Mir fehlen – wie auch in ähnlichen gelagerten Interviews – Größenordnungen. Es werden immer mal mehr und mal weniger anklagend Behauptungen aufgestellt, diese aber weder durch Zahlen noch andere Belege untermauert. Wobei sicherlich nicht bestreitbar ist, dass es unter Lehrkräften auch rassistische und diskriminierende Taten gibt. Lehrkräfte sind ein Teil dieser Gesellschaft. Dagegen helfen dann aber auch keine Seminare.

Mir scheint Herr Fereidooni hier eher die Existenz seines Lehrstuhls zu rechtfertigen denn ganz konkret im Rahmen des Machbaren Abhilfe zu schaffen. Wenn er dann anregt, dass sich “alle zwei bis drei Wochen, fünf bis sieben Kolleg:innen treffen und eine bis zwei Stunden lang rassismusrelevante Fälle besprechen und Supervision einholen”, dann frage ich mich, wie weit man von der Schulwirklichkeit entfernt sein muss, um so einen Mist vorzuschlagen angesichts der massiven unbezahlten Mehrarbeit, die Lehrkräfte ohnehin schon leisten.

PaPo
7 Monate zuvor

Nachdem ich meine Replik zum ersten Teil des Interviwes zwischen Tür und Angel verfasst habe, kann ich mich dem zweiten Teil (Glück für alle) intensiver widmen… und die Äußerungen im Interview bleiben recht schwierige.

“Wie schwer es Nicht-Betroffenen fällt, Kritik von Menschen anzunehmen, die von Rassismus betroffen sind, hat eindrücklich der Streit um die Abitur-Lektüre ‘Tauben im Gras’ in Baden-Württemberg gezeigt.”
Die Ausgangssituation ist ja komplexer, als dass es Menschen schlichtweg ‘schwergefallen’ sei, hinreichend begründete Kritik, gar Rassismuskritik, am Werk Tauben im Gras einfach ‘anzunehmen’ o.ä. Es ging vielmehr auch um zumutbare Resilizenz bei der Konfrontation mit bestimmten Begrifflichkeiten und geschilderten Äußerung(ssituation)en, von Abiturienten und insb. auch Lehrern erwartbare Textrezeptionskompetenzen u.ä., wie auch um die Problematik, dass die Kritik von Fr. Blunt ja gar nicht hinreichend elaboriert war, weil
s. https://www.news4teachers.de/2023/03/rassismus-streit-kann-ein-buch-in-dem-schwarze-herabgewuerdigt-werden-reflektiert-im-unterricht-eingesetzt-werden/#comment-511590 und https://www.news4teachers.de/2023/03/rassismus-debatte-um-abitur-pflichtlektuere-als-bildungsinstitutionen-muessen-wir-uns-damit-auseinandersetzen-wem-wir-da-was-zumuten/#comment-513132).
Aber zu den Aussagen des Hrn. Fereidooni selbst:

“Sie sozusagen aus dem Lehrerberuf rauszudrängen, weil das Kultusministerium die Lernchance nicht wahrnehmen wollte und stattdessen darauf bestanden hat, dass dieses Buch unterrichtet werden muss, ist für mich eine äußerst traurige Entwicklung. Dieser Fall verdeutlicht eine ganze Reihe von Problemen. Zunächst einmal finde ich es sehr schwach, dass die Kultusministerin nicht direkt eingelenkt hat. Sie hätte die Kritik wahrnehmen müssen.”
Nein. Nicht “sozusagen”, sondern gar nicht. Fr. Blunt ist freiwillig gegangen, weil sie sich infolge einer dekontextualisierten Werkrezeption i.V.m. inadäquaten Medienwirkungstheorien und suboptimaler eigener Resilienz (s. erster Link oben) dafür entschieden hat, den Dienst zu quittieren (s. https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/pflichtlektuere-tauben-im-gras-petition-wegen-rassismus-100.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE). Und ein persönlicher Einwand: Wenn man nicht in der Lage ist, als Deutschlehrerin entsprechende Textrezeptionskompewtenzen zu zeitigen, dann kann man diese auch nicht vermitteln und dann ist die Dienstquittierung vielleicht auch die angemessene Konsequenz.
Angesichts dessen finde ich es auch recht überheblich, wenn Hr. Fereidooni hier diese “Kritik” von Fr. Blunt, den Versuch einen Betroffenheits- statt eines argumentativen Sachdiskurses zur Entscheidungsgrundlage zu machen, als eine “Lernchance” für das Kultusministerium verklärt. Die KM hat die Kritik wahzrgenommen… und offensichtlich nicht geteilt. Wieso hätte sie ‘einlenken’ müssen? Hier findet keinerlei Auseinandersetzung seitens Hrn. Fereidoonis mit der Qualität der “Kritik” von Fr. Blunt statt.

“Sie hätte auch sagen können: „Ich kann nichts zum Thema Rassismus sagen, weil ich davon nicht betroffen bin und mich noch nicht eingelesen habe, aber ich höre auf die Stimmen, die sich stärker damit auseinandersetzen.“
Ersteres ist kein Grund, dass man vermeintl. “nichts zum Thema Rassismus sagen” könne, einzig Letzteres. Aber wie kommt Hr. Fereidoonis zu dem Schluss, (a) dass die KM sich nicht hinreichend mit der Materie befasst habe und (b) dass Fr. Blunt “ich stärker damit auseinander[ge]setz[t]” habe (resp. dass das Ministerium nicht Zugriff auf Personen hat, die entsprechende Expertise vorweisen können, die gleichsam diejenige von Fr. Blunt, die hier ja auch einfach angenommen wird, übertreffen, was relativ problemlos der Fall sein dürfte)?

“Wir als Professor:innen haben uns sogar mit einem offenen Brief an das Kultusministerium gewandt, darauf aber keine Antwort erhalten. Diese fehlende Diskursfähigkeit der Kultusministerin finde ich sehr problematisch.”
OK, vielleicht meint man auch exkl. die eigene Kritik. Ist dann wahrscheinl. diese hier: https://innn.it/BildungOhneRassismus. Ungeachtet dessen, dass ich insg. gegen die Kanonisierung von Lektüren im Deutschunterricht (und zudem zentrale Abschlussprüfungen) bin, also zumindest diesbzgl. das Agens der Petition unterschreiben könnte, liefert auch dieselbe keine wirklichen Argumente gg. die Verwendung des Werks im Unterricht. Im Gegenteil, da werden nicht affirmative Schilderungen rassistischer Sprache und rassistischen Handelns von Charakteren im Werk als performative Akte gg.(!) die Leser verklärt u.ä. Unsinn (z.B.: “Betroffene wären durch diese pflichtgebundene Unterrichtslektüre konstant rassistischer Diskriminierung und somit der eigenen Dehumanisierung, ohne die Möglichkeit sich zu wehren, schutzlos ausgeliefert.”). Oder es bilde die “Reproduktion rassistischer Sprache […] bereits alleine ein Ausschlusskriterium” etc. Man fabuliert gar, das Werk biete, wenn es überhaupt eine “Diskussion über Rassismus” biete, eine, die nicht “menschenrechtskonform” sei,fantasiert von “emotionale[r] Gewalt”, die die “betroffene Bürger*innen” als Rezipienten erlebten etc. Was hätte das KM darauhin ‘nettes’ erwidern sollen?

“Außerdem stellt sich die Frage, wer überhaupt diese Schulbuchlektüre ausgewählt hat. Man hätte die Zusammensetzung derjenigen hinterfragen müssen, die für die Auswahl von Schullektüren verantwortlich sind. Da gibt es zu wenig jüdische Menschen, zu wenig muslimische Menschen, zu wenig Schwarze Menschen. Einer Person, die selbst Rassismuserfahrungen gemacht hat, wäre wahrscheinlich aufgefallen, dass in diesem Buch sehr häufig das N-Wort vorkommt.”
Ich kann nachvollziehen, dass man sich (insb. als betroffener Lehrer) angesichts der (fehlenden) Qualität mancher zentralen Prüfaufgaben, Kanones und Co. oftmals fragt, wer eigtl. die jeweiligen Entscheidungen trifft (und hierbei oftmals persönlicher Gusto und Co. ausschlaggebend sein könnten), was wie udn wann genutzt werden soll, moniere Dgl. ja selbst hinreichend oft. Dort endet aber mein Verständnis. Ich halte diese identitätspolitische Perspektive auf die Zusammensetzung der Entscheidungsgremien für inhärent unaufgeklärt, nein antiaufklärerisch und un/-antidemokratisch, stellt es ja die Errungenschaft von Aufklärung und moderner Demokratie der Empathie (im eigtl. Sinne), einer theory of mind infrage und ist lediglich wieder ein Plädoyer für Autoritätsargumente, die über einen vermentl. Betroffenheitsstatus legitimiert werden sollen. Damit wird eine Essenzialisierung vorgenommen, die man ja eigtl. zu bekämpfen meint.

“Und wenn alle Stricke reißen, die Lehrkraft trotzdem etwa darauf besteht, weiterhin das N-Wort zu sagen, kann man natürlich auch zu den Vorgesetzten gehen und auf deren Schutzverpflichtung gegenüber den Mitarbeiter:innen und Schüler:innen verweisen. Dann ist es die Aufgabe der Schulleitung zu handeln.”
Und abermals fehlt der Kontext. Ich möchte das eigtl. nicht ad absurdum führen, aber ausgehend von der Problematisierung von Tauben im Gras und den Behauptungen in der oben referierten petition muss man ja beinahe befürchten, dass man es schon problematisiert, wenn “das N-Wort” in einem Text, z.B. einer Rede, einem Roman, einer hist. Quelle o.ä. vorkommt, die man vorliest, die man analysiert, über die man diskutiert. Ich bestehe auch weiterhin darauf, authentische Texte nicht zu zensieren.
Doppelt problematisch, wenn irgendwann überhaupt nicht mehr nachvollziehbar ist, wofür “das N-Wort“ eigtl. stehen soll… es ist nicht schwer, sich bspw. eine Situation vorzustellen, über die ex post facto berichtet wird, wo eine Person einer anderen (dunkelhäutigen) Person ggü. “das N-Wort“ benutzt haben soll, aber nicht mehr klar ist, ob hier jmd. (vielleicht unbedacht, aber ohne entsprechend devalvierende Intention) den Begriff ‚Neger‘, das (unverfänglichere) ‚Negrito‘ oder das (eindeutig ausschl. in rassistischer Intention nutzbare) ‚Nigger‘ verwendet hat. Das kann schon essenzielle Unterschiede bedeuten, haben die Begriffe doch unterschiedlichen Bedeutungsgehalt, unterschiedliche Geschichten u.ä. – ohnehin abstrus, die Begriffe im Rahmen der Berichterstattung zu voldemortisieren. Aber ungenommen, dass dies (gelinde formuliert) problematisch wäre, würde ein Lehrer so seine Schüler bezeichnen oder im Kollegium, den sozialen Medien o.ä. über bestimmte Bevölkerungsgruppen sprechen. Wahrscheinl. meint Hr. Fereidooni das.

… so, wird mir jetzt wieder “Geschwafel” vorgeworfen, ohne sich inhaltlich mit meinen Eingebungen zu befassen? 🙂

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Ne, sorry PaPo. Echt nicht. Diesmal nicht.
Jetzt kommt nämlich Joker Nummer 4:

Sie haben den Satz
“Einer Person, die selbst Rassismuserfahrungen gemacht hat, wäre wahrscheinlich aufgefallen, dass in diesem Buch sehr häufig das N-Wort vorkommt.“
nicht richtig gelesen.

Sie können dazu – falls Sie zumindest weiß sind – gar nichts sagen. Ihnen ist oder wäre das N-Wort noch nichtmal aufgefallen. Zumindest nicht, dass es sehr häufig in der Lektüre vorkommt. Das ist schonmal ein/das grundlegende Problem.

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Lieber PaPo,

ich werfe Ihnen nicht “wortgewaltiges Geschwafel” vor.
Nur Textlastigkeit. Egal.

In den NW forderte ich von den Schülern Konzentration auf das Notwendige.
Mit wenigen Worten ein Hochkonzentrat auf Papier bringen.
Dafür erteilte ich bis zu erlaubten 2
Formpunkte.
Diese dann Neustudenten an den Hochschulen erhielten, ohne Probleme, Bestbenotungen in den Naturwissenschaften.

Mehr wollte ich nie.
😉

Anonymous
7 Monate zuvor

“Und dass in einer Zeit, in der wir alle Lehrkräfte dringend brauchen, eine Schwarze Lehrerin ihren Beruf aufgibt, ist eine Katastrophe für das deutsche Schulwesen.”
Puh, etwas sprachliche Abrüstung täte hier wohl gut. Ich meine, der Lehrkräftemangel ist eine Katastrophe. Dass ein Schwarze Lehrerin ihren Beruf aufgibt, halte ich selbst für höchst bedauerlich. Eine Katastrophe für das (gesamte) deutsche Schulwesen kann ich zumindest darin aber nicht erkennen …

Philine
7 Monate zuvor
Antwortet  Anonymous

ich auch nicht, denn wer schon länger im Beruf ist, weiß, dass der Gegenwind gerade in den ersten Berufsjahren sehr stark sein kann, bis man gelernt hat, sich zu behaupten und aus Kritik und eigenen pädagogischen Fehlern zu lernen, um sich selbst und andere voranzubringen. Ja, es ist schade, wenn jemand bald wieder geht und diese Chance nicht nutzt, dies hat aber mit der Hautfarbe nichts zu tun.

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  Anonymous

Auch sehr viele “weiße Lehrerinnen” geben den Job in Schulen auf.
Ist das weniger “bedauerlich”?

Ich denke: NEIN!

Je weniger Lehrer, desto schlechter für die Schüler.
Das sollte das Primat sein.

Man kann das jedoch ganz anders sehen.
Egal.
🙂

unverzagte
7 Monate zuvor

Weiße Lehrerinnen quittieren ihren Job aber nicht aus rassistischen Attacken, DAS ist der springende Punkt, der hier offensichtlich mit allen Mittel versucht wird, zu negieren.

Und ja, es ist wesentlich bedauerlicher, da wir dringend insbesondere p.o.c. Unterrichtende benötigen, die insbesondere im Sinne eines Vorbildes für nichtweiße Schüler*innen wirken können.

Bleibt zu hoffen übrig, dass sich Ihre Gleichgültigkeit spätestens dann schlagartig verändern wird, wenn Sie diskriminierende Erfahrungen aufgrund ihrer Hautfarbe machen sollten.

PaPo
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Fr. Blunt hat Ihren Job infolge von “rassistischen Attacken” quittiert und wir negieren das hier… aaaaaaaaah… ja… erzählen Sie mal.

Metalman
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Richtig, nur ist, bei aller Empathie, m.E. nicht jede Erfahrung Betroffener geeignet, sein Verhalten anzupassen. Ich habe mir Frau Blunts Begründungen für die Ablehnung des Buches und ihren (offenbar temporärern) Ausstieg aus dem Job durchgelesen. Was deutlich wird, ist dass Frau Blunt es nicht schafft, persönliche Verletzungen beim Lesen irgendwie einzuordnen. Das N-Wort im Buch “Tauben im Grass” wird beim Lesen offenbar als persönliche Beleidigung und Verletzung im Hier und Jetzt erfahren. Das respektiere ich und man muss Gefühle und Erfahrungen Ernst nehmen.

Es ist aber etwas ganz anderes, wenn in einem Buch aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, das Wort vorkommt und eben auch den rassistischen Zeitgeist reflektiert, der ja im Unterricht aufgegriffen und kontextualisiert werden sollte, als wenn man jemanden heute so nennt.

Von Frau Blunt hört liest man aber nichts darüber, dass es um ein
Nachkriegsbuch und damit eine andere Zeit geht, Frau Blunt fühlte sich offenbar direkt angesprochen und bleibt in diesem gekränkten Gefühl. Man kann also keine kontextuelle Rezeption, keinen Versuch einer objektiven Bewertung, erkennen. Von einer Lehrerin sollte man, trotz Unbehagen beim Lesen dieses Wortes, eine gewisse Differenzierung erwarten können. Dementsprechend ist es objektiv auch nicht der rassistische Angriff, als der er empfunden wird

Dieses Buch ist wahrscheinlich unpassend, weil es unnötigerweise durch häufige Wiederholung dieses Worts zu Unbehagen oder im schlimmssten Fall Retraumatisierungen führen kann. Und auch, weil es passendere Alternativen gibt. Auch sind manche Kolleginnen und Kollegen, wie auch Frau Blunt selber, möglicherweise mit der Kontextualisierung überfordert. Deshalb kann man es ablehnen.

Aber kann man daraus eine Blaupause für alle Unterrichtsvorhaben machen? Will man also alles potenziell Verletzende aus dem Schulalltag entfernen?

Wenn das konsequent weitergeht und aus dem ehrhaften Bemühen, alle unbequemen, verletzenden Worte aus dem Wortschatz von historischen Quellen streicht, begibt man sich auf gefährliches Terrain. Beispiel: Um die Monströsität der NS-Ideologie, die dann in den Völkermord führten, zu zeigen, kommt man etwa kaum um verhetzende, antisemitische Passagen herum. Wenn man Quellen von Rassisten aus dem 19. Jh bearbeitet, dann wird das N-Wort vorkommen. U.a. damit wurde die Diskrimierung ja gerechtfertigt. Das schockiert und schreckt ab, aber worin besteht der Sinn, die SuS davor zu schonen? Man macht sich dadurch ja nicht solche Weltanschauungen zueigen, im Gegenteil, man will sie ja dekonstruieren, erklären und widerlegen.

Man muss nicht auf den Begriffen rumreiten und sollte mit einem gewissen Fingerspitzengefühl an das Thema herangehen aber eine durchgehend “korrekte”, nicht-diskriminatorische Sprache widerspricht irgendwann dem Ziel solche Texte authentisch zu analysieren.

PaPo
7 Monate zuvor
Antwortet  Metalman

Mein Kommentar mit gleichem Tenor und Agens wird ja nicht veröffentlicht, aber Ihrer ist auch elaborierte und folglich passender – deshalb: Danke!

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Metalman

So ist es … Man kann auch generell diskutieren, ob die Verankerung in “Deutsch” sinnvoll ist. Oder eben das Buch im fächerübergreifenden Kontext Deutsch-Geschichte bessere Anwendung und Verwendung hätte. Meines Erachtens nach hätte es dort mehr Raum und Platz.
Aber auch dies wurde hier schon – zu dem Thema damals – diskutiert und als Bezug bzw. Ansatz/Kritik beschrieben.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ist etwas wie mit dem internalisierten Fett-Shaming, oder?

Individualist
7 Monate zuvor

Kleines Zitat aus dem Wikipedia-Artikel zu Mauretanien, ein Land in Afrika:
“Ein UN-Sonderberichterstatter, der sich mit den modernen Formen des Rassismus beschäftigt, äußerte sich besorgt über die anhaltende Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung Mauretaniens in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Elite der weißen Mauren hatte lange die meiste politische Macht inne, während Hunderttausende schwarze Mauren bis heute in Sklaverei leben und die Soudans unterdrückt wurden.”

Hysterican
7 Monate zuvor

Sorry, aber ich verorte die Katastrophe des deutschen Schulsystems an ganz anderen Stellen.

Ja…die Analyse lässt (berechtigte?) Kritik zu – aber um dieses Problem können wir uns nur ernsthaft kümmern, wenn die anderen Baustellen konstruktiv angegangen und letzlich beseitigt werden.

Sagt der Forensiker zum Assi:

“Tja – ganz eindeutig – der Tote ist an multi-letalen Phänomenen verstorben – aber bemerkenswert sind die ungepflegten Zähne!”

Noch Fragen?

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Sie kleiner Schertzbold…

Das ist ja total logisch.
😉

klexel
7 Monate zuvor

Ich hatte diesen Artikel auf Facebook bei 4teachers geteilt. Eben erhielt ich die Mitteilung, dass er gegen die Richtlinien verstößt und gelöscht wurde.
Ich habe um Überprüfung gebeten und bin gespannt.

klexel
7 Monate zuvor

Sorry, die Meldung über das Löschen war ein Irrtum. Es geht um einen anderen Beitrag von vor 8 Monaten! Meine Meldung bitte ignorieren.
Viele Grüße

Realist
7 Monate zuvor

Eine Möglichkeit ist kollegiale Fallberatung, die rassismuskritisch ausgerichtet ist. Das bedeutet, dass sich regelmäßig, alle zwei bis drei Wochen, fünf bis sieben Kolleg:innen treffen und eine bis zwei Stunden lang rassismusrelevante Fälle besprechen und Supervision einholen. Es gibt viele Wege, sich auch privat weiterzubilden.”

Gerne. Dem muss sich aber sofort die Forderung anschließen, dass derartige Tätigkeiten im Rahmen der Arbeitszeit von Lehrkräften berücksichtigt und angerechnet werden. Immer mehr gesellschaftliche Probleme auf dem Rücken der Lehrkräfte lösen zu lassen, indem diese sich doch bitte neben ihren jetzt schon zur völligen Überlastung führenden Aufgaben noch weitere Aufgaben vornehmen, notfalls in ihrer “Freizeit”, sind nicht zielführend und werden nur noch weiter dazu führen, dass intelligente, junge Menschen diesen Beruf nicht ergreifen oder andere diesen verlassen. Egal welche Hautfarbe sie haben. Und damit ist niemandem geholfen.

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Diese eindimensionale “Rassenzugehörigkeit” (nigrid, kaukasisch, asiatisch, polynesisch
…)
sehe ich als monokausale Ursachebetrachtung.
Ziemlich unwissenschaftlich.
Aber egal.

Viele Aspekte und damit Betrachtungsweisen werden vom Herrn … nicht erfasst.
Egal.

Meinung scheint mir z.Z. als Wissenschaft begriffen zu werden, zumindest im Westen.
Egal.

Wo Wissenschaft demnächst betrieben wird ist egal der westlichen Meinung.
Wird wohl im Ostsüd sein.
Egal.
🙂

Individualist
7 Monate zuvor

Was ist denn mit “fehlenden Lernwillen”, der in dem obersten, festgedruckten Teil steht? Wer hat den? Hängt der mit dem beklagten “Rassismus” zusammen?

Lisa
7 Monate zuvor

Tauben im Gras bitte weglassen. Dafür wieder Faust 1 als Abiturlektüre. Da gab es außer einem schwarzen Pudel, einem schlimmen Frauenbild und durch seine Anklänge an Schwarze Magie für fundamentalistische Christen Abzulehnendes wenigstens keine derartigen Trigger.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Alternativ geht auch Literatur über Indianer. Hab ich mal so gehört.

AvL
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Vorsicht bei dem Begriff Indianer; die Sprachpolizei ist immer zugegen.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Hm, jetzt hatte ich die Eskimos absichtlich nicht genannt. Mist, trotzdem in die Falle gelaufen …

AvL
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Und im Musikunterricht dann bitte auch nicht
mehr Mozarts Zauberflöte besprechen und anhören,
weil sich sonst die Tierfreunde echauffieren und
die Salafisten ob der fröhlichen Musik erzürnen.

Ukulele
7 Monate zuvor

Dieses Interview und auch die Geschichte dahinter verdeutlichen eines: Die Menschen heutzutage sind viel zu empfindlich, fühlen sich schnell angegriffen und verletzt. In diesem Fall wegen eines Buches.

Dieses Verhalten, sich selbst in den Mittelpunkt der Welt zu stellen und andere Ansichten nicht auszuhalten ist meines Erachtens die aktuell größte Gefahr für unsere Demokratie. Es verharmlost andere, schwerwiegender Probleme und verhindert einen notwendigen, echten Diskurs, den man auch über Jahrzehnte führen muss.

Aus dem besagten Grund die Lehrertätigkeit aufzugeben, halte ich für kindisch. Die Erwähnung der Hautfarbe im Interview für irrelevant. Die Hautfarbe jetzt auch noch explizit als Identität zu betonen, halt ich ebenfalls als einen falschen Schritt. Denn hierdurch we den eher die Unterschiede (schwarz-weiß) betont, als das, was die Menschen einen sollte (egal welcher Hautfarbe)

Anders Leo Castor
7 Monate zuvor

Es war wohl zu erwarten, dass nun die Gelegenheit genutzt wird, wegen der Auswahl von Koeppens Roman “Tauben im Gras” als Abiturlektüre an den Beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg nochmals gegen Ministerin Theresa Schopper und das Kultusministerium nachzutreten.

Allerdings könnte man auch einfach zur Kenntnis nehmen, dass der Petitionsausschuss des Landtags der von Frau Blunt initiierten Petition, zu deren Erstunterzeichnern auch Dr. Karim Fereidooni gehört, nicht abgeholfen hat, sondern die Angelegenheit ans Kultusministerium zurückverwiesen hat.

Die detaillierte Darlegung des Sachverhalts findet man hier:
https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP17/Drucksachen/5000/17_5937_D.pdf

Dass man sich weder mit der ausführlichen Begründung zufriedengibt, noch die vielen Bemühungen des Ministeriums, dem Anliegen der Petentin entgegenzukommen, positiv beurteilt, zeigt, dass ein ernsthafter Diskurs überhaupt nicht möglich ist: Rassismus besteht schon, wenn sich jemand rassistisch behandelt fühlt, und weil man ein Opfer ist, hat man automatisch immer und uneingeschränkt Recht.

Nun hat man allerdings sein Anliegen, den “Roman “Tauben im Gras” von Wolfgang Koeppen aus dem Pflichtlektürekanon des Bundeslandes Baden-Württemberg und in der Folge aus allen Curricula der Bundesländer” zu entfernen, zurecht nicht erreicht und agiert entsprechend gekränkt und beleidigt – verschweigt aber lieber das Ergebnis des Verfahrens, da man neben der Kultusministerin gleich auch noch dem gesamten Petionsausschuss des Landtags unterstellen müsste, seine “Lernchancen” versäumt zu haben.

Der Ausgang des Petitionsverfahren zeigt vielmehr, dass es richtig und wichtig war, nicht gleich den schlecht begründeten Forderungen einer lautstarken Minderheit nachzugeben.

Stattdessen tritt man nun an anderer Stelle nach: Dass überhaupt eine Alternativlektüre zur Wahl gestellt wurde, ist schon ein großes Entgegenkommen gewesen, das nun aber negativ ausgelegt wird, weil es einige Monate gedauert hat, ein geeignetes Vergleichswerk auszuwählen und ein entsprechendes Fortbildungskonzept zu erstellen.

Der offene Brief der “Professor:innen”, übrigens allesamt keine Literaturwissenschaftler, aber dafür Erstunterzeichner der Petition, strotzt vor Unterstellungen gegen Wolfgang Koeppen (er sei ein Antisemit und Plagiator) und zeigt, dass man nicht zwischen rassistischer Figurenrede und der Haltung des Autors unterscheiden konnte oder wollte. Mit dem gleichen Argumentationsniveau könnte man Sebastian Fitzek als Psychopathen einordnen.

Auch die Behauptung in dem offenen Brief, die Wahl von Koeppens Roman zeuge von einem “männlich und weiß dominierten Kanon” ist vor dem Hintergrund nicht haltbar, dass zwei von vier Pflichtlektüren von Autorinnen stammen (Katharina Hacker, Juli Zeh).

Dass keine Antwort auf das Schreiben erfolgt ist, hat nichts mit fehlender Diskursfähigkeit der Ministerin zu tun, sondern vielleicht eher damit, dass die Absender mit dem Brief und der Unterzeichnung der Petition mehrere parallele Stränge verfolgt haben.

Und anstatt sich in Spekulationen zu ergehen, wer überhaupt für die Auswahl einer Pflichtlektüre zuständig sei, hätte Herr Fereidooni lieber das sehr interessante Interview mit zwei Kommissionsmitgliedern zur Kenntnis genommen:
https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/mitentscheider-tauben-im-gras-sollte-nicht-ersetzt-werden-1537252

Dass darin anklingt, dass auch Personen mit Migrationshintergrund den Roman “Tauben im Gras” für eine gute Wahl halten, passt aber wohl nicht ins eigene Feindbild.

Und dass Jasmin Blunt die sich ihr bietende Gelegenheit ergriffen hat, für die Universität Marburg im Fachbereich von Professor Dr. Christina Brüning, der Absenderin des “Professor:innen-Briefs”, tätig zu werden, dürfte ganz sicher für niemanden die herbeilamentierte Katastrophe bedeuten, weder für das deutsche Schulwesen, noch für Frau Blunt.

Möglicherweise sollte eher Professor Fereidooni über die bei ihm anstehende Lernchancen, insbesondere in puncto Selbstgerechtigkeit, nachdenken.