Bildungsmonitor: Hamburg in der “Champions League”, Berlin verlässt die Abstiegsränge

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BERLIN. Bildung ist in Deutschland Sache der Bundesländer. Welches der 16 Bildungssysteme schneidet aus bildungsökonomischer Sicht am besten ab? Ein jährliches Ranking zeigt auf den ersten Blick wenig Überraschungen. Auf den zweiten Blick schon: Hamburg schiebt sich auf den dritten Platz vor – und Berlin ist der Aufsteiger des Jahres.

Der Bildungsvergleich erinnert an die Fußball-Bundesliga. (Symbolbild) Foto: Shutterstock

Sachsen hat nach einer jährlichen Vergleichsstudie der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) weiterhin das beste Bildungssystem in Deutschland. Im INSM-Bildungsmonitor steht der Freistaat wie schon in den Vorjahren als Musterschüler da. Dahinter liegen – auf den «Champions-Legue-Plätzen» – Bayern vor Hamburg und Thüringen. Am Ende der Skala – auf den Abstiegsrängen – steht wie auch schon im vergangenen Jahr Bremen. Vorletzter ist Brandenburg, davor steht das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Bildungsausgaben, Klassengröße und Betreuungsschlüssel

Die Vergleichsstudie untersucht anhand von 98 Indikatoren die Bildungssysteme der Bundesländer. Die Bewertung erfolgt nach Angaben der Autoren ausdrücklich aus bildungsökonomischer Sicht. Analysiert wird, inwiefern die Systeme der Länder Bildungsarmut reduzieren, einen Beitrag zur Sicherung des Wohlstands leisten, zur Fachkräftesicherung beitragen und Wachstum fördern. Verglichen wird auch die Durchlässigkeit des jeweiligen Bildungssystems und inwiefern gleiche Bildungschancen erreicht werden.

Konkret geht es beispielsweise um das Verhältnis der Bildungsausgaben pro Schüler zu den Gesamtausgaben öffentlicher Haushalte pro Einwohner. Verglichen werden auch die Investitionen in Schulen und Hochschulen, der Betreuungsschlüssel in Bildungseinrichtungen oder die Klassengrößen.

Im Vergleich zum Vorjahr hat den Angaben zufolge Berlin den größten Sprung nach vorn gemacht und verbesserte sich vom vorletzten Platz auf Platz 12. In der Langzeitbeobachtung über die vergangenen zehn Jahre hätten sich das Saarland und Hamburg am stärksten verbessert, so heißt es.

Es ist der inzwischen 21. Bildungsmonitor. Die kompletten Ergebnisse mit Einzelheiten zu den Bundesländern sollen erst am Dienstag vorgestellt werden. Bundesweit gab es im vergangenen Jahrzehnt nach Angaben von Studienleiter und Bildungsökonom Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) die stärksten Verbesserungen in den Bereichen Internationalisierung, Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen. «In den Handlungsfeldern Integration, Schulqualität und Bildungsarmut sind die Herausforderungen hingegen deutlich gestiegen.» News4teachers / mit Material der dpa

Der Absteiger! Kein anderes Bundesland hat sich im Bildungsmonitor so verschlechtert wie Baden-Württemberg – warum?

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16 Kommentare
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vhh
20 Tage zuvor

‘Ausländische Bevölkerung’ Sachsen 8%, NRW 16%, ist das noch bildungsökonomisch vergleichbar? Bei gleichem Etat pro SchülerIn?
Aber wozu über Details reden, der Begriff ‘Bildungsökonomie’ ist schlimm genug. Er verengt den Bildungsbegriff, passend für IW/INSM. Der gesamte Sozial- und Bildungsbereich muss sich immer wieder von sogenannten Ökonomen nach Maßstäben messen lassen, die auf Wertschöpfung beruhen. Er liefert aber keine Gewinne, soll das auch nicht!
Wenn globale Unternehmen dreimal nachdenken, ob sie sich in Sachsen ansiedeln, ist dann die Spitzenposition im bildungsökonomischen Ranking ein entscheidendes Gegenargument?
Schön, dass kurz vor der Wahl alle freien und sonstigen einschlägig bekannten Sachsen erfahren, wie großartig ihr Weg ist.

ed840
18 Tage zuvor
Antwortet  vhh

Der Anteil an Einwohnern mit ausländischer Staatsangehörigkeit oder Migrationshintergrund wird sicherlich eine Rolle spielen, aber so eindeutig scheinen die Zusammenhänge auch nicht überall zu sein. Zum Beispiel wäre die ausländische Wohnbevölkerung in NRW 16,1% = Bildungsmonitor Rang 14, Bayern 16,0% = Rang 2, Schleswig Holstein 10,7% = Rang 10. Auch beim Kriterium Bildungsarmut in den Großstädten ein ähnliches Bild. Dortmund mit 41% Migrationshintergrund hätte 8,1% Schüler ohne Abschluss , München mit 48% Migrationshintergrund 5,4% ohne Abschluss, Kiel mit 29,6% Migrationshintergrund 9,8% ohne Abschluss.

vhh
18 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Natürlich ist es nicht so einfach. Größerer Migrationsanteil muss nicht zu schlechteren Schulleistungen führen, um 40% bedeuten aber in Do und Mü mehr Ressourcen, die benötigt werden. Das kann sich eine Kommune entweder leisten und die Mittel aufbringen, trotzdem den Standard zu halten oder sie muss sich auf ihr Land verlassen. In NRW ist das ein Land, das die Ruhrgebietsstädte mit ihren sozialen Brennpunkten seit Jahrzehnten weitgehend allein lässt. Kiel ist auch nicht gerade für üppige Finanzen bekannt. Wenn Sachsen nur halb so viele Schüler integrieren muss, bei halbwegs ordentlicher Finanzlage, macht das zusammen schon einen Unterschied.

AlterHase
20 Tage zuvor

Seit wann sind eigentlich wirtschaftsnahe Organisationen wie Wirtschaftsinstitute für die Beurteilung unserer Bildung zuständig? Für Geld alleine kann man bessere Bildung nicht kaufen. Das Ranking nach den Testergebnissen entspricht keineswegs dem Ranking nach Bildungsausgaben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Bildungsausgaben

ed840
19 Tage zuvor
Antwortet  AlterHase

Das IW bildet das Ranking aus eine Vielzahl von verschiedenen Kriterien. Schule ist da nur einer von vielen Faktoren. Außerdem geht es wohl eher um die unterschiedlich hohen Bildungsausgaben der Bundesländer.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155241/umfrage/ausgaben-fuer-oeffentliche-schulen-je-schueler/

In dem Bundesland mit den höchsten Bildungsausgaben pro Schüler erreichten in der Jahrgangsstufe 8 laut Pressemeldungen aber trotzdem ca. 12% der Gymnasiasten und 63% der SuS anderer Schulen nicht das Mindestniveau in Lesen.

Scheint Geld allein also nicht zwangsläufig zu besseren Leistungen zu führen. Kommt vermutlich auch darauf an, wie und wofür es eingesetzt wird.

ed840
19 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Was dann “genügend” ist, dürfte aber je nach Bundesland / Staat unterschiedlich sein. Wenn man z.B. die Bildungsausgaben pro Schüler der BL mit den IQB-Ergebnissen vergleicht oder den Anteil der Bildungsausgaben am BIP mit den Ergebnissen von PISA , lässt sich da oft kein direkter Zusammenhang erkennen. Siehe z.B. Berlin / Sachsen oder Norwegen / Estland usw.

ed840
19 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Ob Schülerbeförderung und Schulessen in Sachsen nicht zu den Bildungsausgaben gerechnet werden und ob das die großen Unterschiede zu Berlin erklärt, kann ich aus diesem Artikel nicht herauslesen.

rudi ratlos
19 Tage zuvor

NRW auf dem drittletzten Platz – ein Desaster!

Rainer Zufall
19 Tage zuvor

Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)…

War das nicht die seriöse Gruppe, die Frau Baerbock als Moses mit Verbotstafeln propagierte?

potschemutschka
19 Tage zuvor

@Redaktion
Welche anderen Indikatoren, außer den genannten, wurden in die Bewertung einbezogen. Dazu finde ich nichts beim Bildungsmonitor. Ebenso geht daraus nicht hervor, wie die erreichbare Höchstpunktzahl theoretisch wäre und welcher Indikator wieviele Punkte in die Bewertung einbringt. Dadurch ist dieser Bildungsmonitor mMn. nicht sehr aussagekräftig!

potschemutschka
18 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke!

AlterHase
19 Tage zuvor

In dem Bericht werden die ersten 5 Plätze wie folgt aufgeführt:

  1. Sachsen
  2. Bayern
  3. Hamburg
  4. Thüringen
  5. Baden-Württemberg

Berlin ist auf Platz 12, Brandenburg auf Platz 15 und Bremen — wie immer — Schlusslicht.

ed840
18 Tage zuvor
Antwortet  AlterHase

Dieses Ranking bezieht sich auf die Durchschnittspunktzahl aus den 13 Kriterien, von denen viele nichts mit Schulunterricht und Schülerleistungen zu tun haben. . Da dürfte wohl eine separate Betrachtung der Kriterien “Schulqualität” und “Bildungsarmut” bedeutsamer sein. Wird bei den beiden Spitzenplätzen aber wenig Überraschungen geben, da diese Kriterien hauptsächlich auf Basis der IQB-Ergebnisse und der Quoten an Schülern ohne Abschluss ermittelt werden. Auch da liegen Sachsen und Bayern ja regelmäßig besser als die anderen Bundesländer. Dahinter würde es natürlich schon Verschiebungen geben.