210.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland wuchsen im Jahr 2021 außerhalb ihrer leiblichen Familie auf, rund 87.000 davon in einer Pflegefamilie. Doch schon seit 2019 sinkt die Zahl aktiver Pflegefamilien in Deutschland – beklagt der Verein Kompetenzzentrum Pflegekinder in einem Appell.
Das hat Gründe: Kinder, die außerhalb ihrer leiblichen Familien aufwachsen, haben schwierige Erfahrungen hinter sich wie Misshandlung oder Vernachlässigung – und Pflegeeltern fühlten sich mit der Aufarbeitung oftmals alleingelassen von Politik und Gesellschaft. «Die Aufgabe als Pflegefamilie ist häufig sehr herausfordernd und kann bestehende familiäre Strukturen an ihre Grenzen bringen», so heißt es in dem Papier.
Deshalb fordern Betroffene nun mehr Unterstützung. «Pflegeeltern leisten einen wertvollen Beitrag, indem sie Kindern in schwierigen Lebenssituationen ein fürsorgliches Zuhause bieten», sagt der Vorsitzende des Berliner Beirats für Familienfragen, Kazım Erdoğan. «Wir müssen die Bedürfnisse der Pflegefamilien stärker in den Fokus stellen und dafür sorgen, dass sie die Unterstützung erhalten, die sie verdienen.»
«Wir sind die billigste Variante, wenn Kinder in Obhut genommen werden müssen, haben aber keine wirkliche Unterstützung», klagt eines der am Familienforum teilnehmenden Elternteile laut Pressemitteilung. Pflegekindern fehle es an Unterstützung auch in Kitas und Schulen. Vorhandene Fachkräfte seien oft überlastet, da schon Kinder aus sogenannten normalen Familien oft Verhaltensauffälligkeiten hätten – für noch herausforderndere Kinder gebe es in den Bildungseinrichtungen nicht genug Zeit.
Ein großes Problem ist den teilnehmenden Pflegeeltern zufolge auch, dass mit dem Umzug der Herkunftsfamilie die Zuständigkeit auf ein anderes Jugendamt übergehe. Dabei gebe es häufig keine Zeit, alle Akten zu lesen oder es werden neue Akten angelegt und bisher gesammelte Informationen und Daten finden keine Beachtung, wie Pflegeeltern beklagten. Zudem seien einige Jugendämter unzuverlässig bei Zusagen zu Anträgen und Terminen. Die Pflegeeltern fordern, dass die amtliche Zuständigkeit am Wohnort der Pflegefamilie liegt.
Weitere Forderungen umfassen die Anhebung des Regelunterstützungssatzes, ein Kontrollgremium für Jugendämter zur Qualitätssicherung, eine zentrale Meldestelle etwa bei Diskriminierung sowie eine einheitliche Beratungs- und Unterstützungsstruktur.
Das Familienforum wurde vom Berliner Beirat in Familienfragen in Kooperation mit dem Arbeitskreis zur Förderung von Pflegekindern veranstaltet. Der Berliner Beirat für Familienfragen ist nach eigenen Angaben ein unabhängiges, ehrenamtliches, gesellschaftlich repräsentatives Gremium, das von der Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie berufen ist. Er berät den Senat in Fragen der Familienpolitik. News4teachers / mit Material der dpa
Was haben die genannten Forderungen -Zuständigkeiten, Unterstützungssatz, Kontrollgremium, Meldestelle- mit Kitas und Schulen zu tun? Bleibt nur ‚und außerdem sollen sich die Schulen mehr um unsere Kinder kümmern, die sind nämlich noch herausfordernder als die anderen‘. Einfache Antwort: Nein. Alle Kinder bekommen so viel Aufmerksamkeit und Hilfe wie es möglich ist, ohne alle anderen außer acht zu lassen. Es gibt keine Probleme erster, zweiter und dritter Klasse. Wenn mehr gewünscht ist, muss jemand die MPT-Kräfte oder Sozialpädagogen herbeizaubern.