Unterrichtsversorgung: nur noch 94 Prozent (womit Ausfall programmiert ist)

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MAGDEBURG. Der Lehrermangel bleibt auch in Sachsen-Anhalt eine zentrale Herausforderung. Ab Montag beginnt für mehr als 214.000 Schüler wieder der Unterricht – Ausfälle sind absehbar.

Wie weit kommt man mit leerem Tank? Foto: Shutterstock

Zum Beginn des neuen Schuljahrs sieht Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) die Schulen in Sachsen-Anhalt weiter vor großen Herausforderungen. Teilweise habe man an den Schulen noch immer mit den Nachwirkungen der Pandemie zu tun, erklärte Feußner bei einer Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn. Der Mangel an Lehrkräften sei eine der größten Herausforderungen.

Am Montag beginnt für rund 214.300 Schülerinnen und Schüler das neue Schuljahr. Darunter sind etwa 19.500 Jungen und Mädchen, die eingeschult werden. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen an den Schulen habe sich insgesamt im Vergleich zum vorigen Schuljahr um rund 1.400 erhöht, sagte Feußner. Gleichzeitig sei die Zahl der Lehrkräfte stabil geblieben. Das Bildungsministerium geht angesichts der Herausforderungen dennoch von einer ausreichenden Unterrichtsversorgung aus. Die Details zum neuen Schuljahr:

Unterrichtsversorgung

Über alle Schulformen hinweg hat sich die Unterrichtsversorgung im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert und liegt nach aktuellen Schätzungen bei 94 Prozent. Der Grundbedarf an Unterricht sei im Schnitt auskömmlich abgedeckt, sagte Bildungsministerin Feußner. Erklärtes Ziel der Koalition von CDU, SPD und FDP ist eine Unterrichtsversorgung von 103 Prozent, um Ausfälle etwa wegen Krankheit oder Elternzeit abfedern zu können. Sorgenkind unter den Schulformen seien weiter Sekundar- und Förderschulen, bei denen teilweise nicht einmal der Pflichtunterricht gedeckt werden könne.

Dabei war die Arbeistzeit von Lehrkräften im vergangenen Jahr erhöht worden: Um für weniger Unterrichtsausfall zu sorgen, müssen Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt seit den Osterferien 2023 eine Stunde pro Woche zusätzlich vor der Klasse stehen. Diese Stunde können sie sich auszahlen lassen oder auf einem Arbeitszeitkonto ansammeln.

Lehrkräfte

Der Bedarf an Lehrkräften bleibt nach Sicht des Bildungsministeriums eine der größten Herausforderungen, denen sich Sachsen-Anhalt stellen müsse. Derzeit gibt es an den allgemeinbildenden Schulen im Land rund 14.000 Lehrkräfte im Landesdienst. Der Anteil der Lehrkräfte, die altersbedingt den Schuldienst verlassen, könne durch Neueinstellungen ausgeglichen werden, sagte die Ministerin. Einen großen Anteil machen inzwischen Seiteneinsteiger aus. Der Anteil der Seitensteiger hat sich nach Ministeriumsangaben von 1.400 auf mehr als 2.200 erhöht. Der Schulbetrieb werde zunehmend von Lehrkräften im Seiteneinstieg unterstützt. Sie seien zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Bildungslandschaft geworden.

Schülerinnen und Schüler

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler hat sich in Sachsen-Anhalt um rund 1.400 erhöht. Eine Herausforderung in diesem Bereich sei, dass der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei. Aktuell liege der Ausländeranteil bei rund elf Prozent. Von mehr als 21.500 ausländischen Kindern kommen nach Ministeriumsangaben allein etwa 6.100 aus der Ukraine. Es sei eine wesentliche Herausforderung, diese Kinder schnell und nachhaltig zu integrieren, betonte Feußner.

Neues Schulgesetz

Perspektivisch stelle die demografische Entwicklung in Sachsen-Anhalt das Land vor neue Herausforderungen. In diesem Schuljahr werde daher das Schulgesetz des Landes teilweise überarbeitet. Hierzu sei bereits eine Vorlage des Ministeriums erarbeitet und dem Kabinett vorgelegt worden. Es gehe nicht darum, den Menschen Angst einzujagen, dass sie vor Ort bald keine Schulen mehr haben, erklärte Staatssekretär Jürgen Böhm. Hier werde ein Streit vom Zaun gebrochen, der nicht realistisch sei. Es gehe darum, den Schulträgern grundsätzlich eine Flexibilität zu geben.

Digitalisierung

Im Rahmen der Schulinfrastrukturadministration sollen bis Ende September 3.000 weitere iPads in der landesweiten Infrastruktur hinzugefügt werden. Zudem sollen alle weiteren 14.000 digitalen Endgeräte der Lehrkräfte in das landesweite Managementsystem eingebunden werden. Geplanter Abschluss der Maßnahme ist der Beginn der Winterferien im Jahr 2025. In den Sekundarschulen soll perspektivisch das Fach Informatik eingeführt werden. Für einen Übergangszeitraum solle Informatik schrittweise im Fächerverbund mit Technik unterrichtet werden.

Unterstützung für soziale Herausforderungen

Mit Beginn des neuen Schuljahrs beginnt auch das neue Startchancenprogramm in Sachsen-Anhalt. Zunächst seien 30 Schulen beteiligt, später sollen es insgesamt 97 Schulen sein, die vor besonderen sozialen Herausforderungen stehen. Insgesamt würden am Ende mehr als 28.500 Schülerinnen und Schüler profitieren. Es gehe darum, die Bildungsvoraussetzungen zu verbessern, vor allem an Grund- und Sekundarschulen. Ziel sei es unter anderem, den Anteil der Schüler ohne Abschluss zu reduzieren. News4teachers / mit Material der dpa

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Katze
1 Monat zuvor

In Magdeburg wartet man wohl immer noch vergeblich auf die mit teuren Werbe- und Plakataktionen angeworbenen abgespeckten Superlehrkräfte, welche sich hochmotiviert allen Herausforderungen stellen? Weiter warten, warten und warten.
Pflaumen im Speckmantel sind sicher auf den Speisekarten Sachsen Anhalts öfter im Angebot.
In den 94% Unterricht sollte dann wenigstens ernsthafte fachliche, unabgespeckte Bildung und echte Lernzeit zum Wissenserwerb ermöglicht werden.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Halt stop!

In Ihrem Beitrag wurden doppelplusungute Wörter entdeckt.

„fachlich“, „Bildung“, „Lernzeit“ – halllloooo?
Es ist [aktuelles Jahr, also 1983]!

(Diese Replik ist als gültiges, schlagendes Argument zu betrachten, anzweifeln der Jahreszahl führt zu einer sofortigen Vorladung, außerdem: „Gute Lehrer gebenngute Noten!“)

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Aber hallo! Stopp Stupidumm!
Ich warte noch auf meine Vorladung als Dissident im Bildungszirkus.
Ein Kollege von mir wurde bereits 2016 ins „Amt“ geladen. Er hatte es in einem Leistungskurs Chemie mit fachlichen Inhalten auf gymnasialem Niveau, adäquaten Leistungsanforderungen und neben doppelplusunguten frontalen Methoden auch noch mit realistischen Noten versucht. Das waren ja gleich vier No-Gos auf einmal. Das ging nun wirklich nicht. Der Amtsmann mahnte ihn ab mit folgenden Worten:
„Wir müssen doch den Eltern etwas (????) anbieten.“ Der fachlich exzellent ausgebildete Kollege hatte dafür nur ein Wort „Hä“ und verabschiedete sich nicht nur vom Amtsmann, sondern auch aus dem Schuldienst.

Die Kollegin im Parallelkurs bot chilligen Frei-Lern-Unterricht nach dem „Wünsch Dir Was-Prinzip“ und Klangschalen-Relax- Kuschel-Pädagogik-Modell an und gab allen fachlichen Flachlandstrategen doppelplussupi-Noten. Sie hatte das richtige Angebot für viele SuS und Eltern und erhielt eine Leistungsprämie.
So muss das im Land der Easy-peasy-Schöndichter, Bildungsversenker und Notenverschenker.
Weiter Vollgas geben! Wand in Sicht!

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Dies ist zutreffend.

Schlagzahl an youtube-Stunden durch diese Drohne erhöht sich.

RainerZufall
1 Monat zuvor

Ich hoffe, die Förderschulen dort sind besser organisiert als unsere in BW.
Da fallen nochmal Stunden für den Sonderpädagogischen Dienst weg =/

Der Zauberlehrling
1 Monat zuvor

Im Rahmen der Schulinfrastrukturadministration sollen bis Ende September 3.000 weitere iPads in der landesweiten Infrastruktur hinzugefügt werden. Zudem sollen alle weiteren 14.000 digitalen Endgeräte der Lehrkräfte in das landesweite Managementsystem eingebunden werden.

Über so etwas wird in Baden-Württemberg nicht einmal im Anfangsstadium nachgedacht. MirkönnetallesausserDigital. The Länd. The Hintertreffen.

DienstnachVorschrift
1 Monat zuvor

Die Geräte gab es vor 3 Jahren und sollen jetzt so langsam administriert werden. Viele Lehrkräfte benutzen das Gerät doch gar nicht mehr bzw. es ist defekt. Betriebswirtschaftlich sind die Geräte bereits abgeschrieben.

Mein_Senf
1 Monat zuvor

Generell ist es begrüßenswert, das weitere Geräte angeschafft werden- generell bleibt immer die Frage im Raum: WER administriert und supportet diese??

walter_52
1 Monat zuvor

Es gehe nicht darum, den Menschen Angst einzujagen, dass sie vor Ort bald keine Schulen mehr haben, erklärte Staatssekretär Jürgen Böhm. Hier werde ein Streit vom Zaun gebrochen, der nicht realistisch sei. Es gehe darum, den Schulträgern grundsätzlich eine Flexibilität zu geben.
Klingt doch gut, nicht wahr? Grund: Die demographische Entwicklung. Echt jetzt? Vergessen, dass die Mindestschülerzahl/Ländliche Grundschule von 40 im Jahre 2013 auf nunmehr 80 angehoben werden soll? Worin besteht da Flexibilität für die Schulträger?
Ja, seit 10 Jahren lautet in Sachsen-Anhalt die Devise: Größer=besser. Alles Andere ist Schule „aus dem letzten Jahrhundert“, auch wenn wissenschaftlich schon längst das Gegenteil bewiesen ist. Da hält man dagegen mit „Funktioniert bei uns nicht“. Und vergisst dabei, dass sich die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte in Besorgnis erregendem Maße verschlechtern…
Schauen wir doch ins Nachbarland: 37% aller Volksschulen (Grundschulen) in Österreich sind Klein- oder Kleinstschulen. Dazu gibt es auch Leistungsstudien und Grundlageninfos zum Thema Kleine Schulen. Klein = weniger als 40 SchülerInnen/Schule… Österreich kann sich das leisten….

Karl Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  walter_52

Nicht nur bei den Lehrkräften.
Afaik hat man die Schulen bisher erhalten, weil eine weitere Ausdünnung inkompatibel zu den Einzugsbezirken war und noch ist.
Die Landkreise haben ja schon Kritik geäußert, weil die die Busse und damit Fahrtkosten übernehmen dürfen.
Die betroffenen Kinder sind dann teilweise ewig unterwegs bis sie in der Schule sind…

Dazu das arg, man könne ja zum Erhalt der Standorte fusionieren.
Was würde sind denn da ändern?
Das gleiche Personal arbeitet in den gleichen Standorten.
Was spare ich denn dann ein?
Ich habe eher zunächst zusätzlichen Aufwand durch die Fusion…

Unterrichtsversirgung sinkt weiter?
Vorgriffsstunde funktioniert ja super.
Korreliert da etwa etwas miteinander?
These:
20 Lehrkräfte = 20 Vorgriffsstunden
1 Lehrkraft wirft hin = -25 (bzw -26) Stunden
Bilanz: -5 (bzw -6) Stunden…

walter_52
1 Monat zuvor

Sorry, das ist der korrekt Link ogy.de/vasv

DerechteNorden
1 Monat zuvor

94% sind eine Katastrophe.
Mindestens 110% sind nötig, auch 103% reichen nicht, um eine Schule durchs Schuljahr zu bekommen.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Na ja, obwohl Sie eigentlich natürlich recht haben, reicht es schon:
Wird -unbetreut/ernsthaft- demonstriert, anders gewählt?

Nö.
Also „reicht“ es halt schon, so lange in den Vertretungs-, Vorgriffs-, und „“““EVA“““-Stunden alle SuS ans Handy dürfen und/oder schlechtestenfalls die „vier minus“ (in der Oberstufe: Glatte vier) gegeben wird.

Wie gesagt: Eigentlich haben Sie vollkommen recht.