Aggression an Schulen wächst – VBE fordert mehr Zeit für Beziehungsarbeit, Philologenverband konsequentes Sanktionieren

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BERLIN/MÜNCHEN. Das Klima in den Schulen hat sich verändert – es ist rauer geworden. Dies stellen der VBE-Bundesvorstand in einer Diskussion und der Bayerische Philologenverband in einer Umfrage unabhängig voneinander fest. Die Schlussfolgerungen daraus unterscheiden sich allerdings: Während die einen (VBE) mehr Zeit für Beziehungsarbeit fordern, setzen die anderen (Philologen) vor allem auf konsequentes Ahnden von Regelverstößen.

Die Aggression an Schulen nimmt zu (Symbolbild). Foto: Shutterstock

„Kinder werden starke Persönlichkeiten durch starke Lehrkräfte. Neben einem verlässlichen und liebevollen Elternhaus brauchen sie Lehrkräfte, die ihnen Zutrauen, Stärke und Vertrauen in ihre Fähigkeiten geben“, fasst der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, die Ergebnisse einer Diskussion bei der jüngsten Bundesvorstandssitzung des Verbands zusammen.

„Wir als Lehrkräfte bemängeln, dass die bildungspolitische Diskussion sich hauptsächlich auf ein einziges Ziel konzentriert: die Steigerung der Quote von Kindern, die die Mindeststandards erreichen. Selbstverständlich ist es elementar wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen können. Da widerspricht niemand. Gleichzeitig darf in der Diskussion um das Erreichen von Mindeststandards nicht vergessen werden, was dafür notwendig ist: Ohne Bindung keine Bildung. Die professionelle Beziehung zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern ist das Fundament für nachhaltiges Lernen“, bekräftigt Brand.

„Der Blick in das Klassenzimmer darf nicht verengt werden auf das Messen, Vergleichen und Erbringen von Quoten“

Der VBE-Bundesvorstand führte ihm zufolge eine konstruktive Diskussion, in der insbesondere die Motivation der Lehrkräfte deutlich geworden sei. „Wer Lehrkraft werden möchte oder ist, übt den Beruf aus, um Kinder für ihr Leben in der Gesellschaft vorzubereiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Deshalb darf der Blick in das Klassenzimmer nicht verengt werden auf das Messen, Vergleichen und Erbringen von Quoten.“

Der VBE-Chef erläutert: „Das einzelne Kind und seine spezifischen und individuellen Stärken und Schwächen sind für uns entscheidend. Wir als Lehrkräfte geben Kindern eine Stimme – als Profis für die Bildung. Wir melden uns deswegen – fern aller Kampagnen, Bündnisse und Studien – heute zu Wort!“ Denn: „Jeden Tag kommen neue Ergebnisse, die das Lehren und Lernen in Schule beleuchten. Es hilft aber nicht, noch mehr der gleichen Erkenntnisse zu produzieren. Vielmehr braucht es ausreichend Zeit und Ressourcen, um ins Lernen zu kommen.“

Mitglieder des Bundesvorstandes hätten eindrücklich aus ihrem Alltag berichtet, in dem sie mit Jugendlichen arbeiten, die verhaltensauffällig sind, teilweise Straftaten begehen, depressiv oder aggressiv werden, psychische und psychiatrische Störungen entwickeln und orientierungslos sind. Andere wissen zu berichten, wie unterschiedlich die Lebensrealitäten von Kindern und Erwachsenen sind und was es mit der Jugend macht, in Zeiten multipler Krisen aufzuwachsen.

Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage des Bayerischen Philologenverbands (bpv) unter Mitgliedern, die eine Zunahme der Gewalt an Schulen dokumentiert (der Philologenverband Niedersachsen hatte unlängst eine ähnliche Umfrage durchgeführt, News4teachers berichtete). „Es ist momentan aktueller denn je, denn Corona hat in der Schülerschaft einiges verändert. Bei vielen ist die Zündschnur kürzer geworden“, berichtet Regina Knape, Leiterin des Sachgebiets Schulpsychologie im bpv. Die Frustrationstoleranz und die Fähigkeit, mit negativen Erlebnissen umzugehen, sei bei Kindern und Jugendlichen stark gesunken.

Das spiegelt sich in den Ergebnissen der Umfrage. Von den rund 3.000 im Februar befragten Lehrkräften an Gymnasien und Berufsoberschulen im Freistaat waren 13 Prozent in den vergangenen fünf Jahren schon einmal selbst von psychischer oder physischer Gewalt betroffen. 21 Prozent der selbst Betroffenen berichten dabei von „häufigen“ (18 Prozent) oder „sehr häufigen“ (3 Prozent) Vorfällen. 37 Prozent der Nicht-Betroffenen haben in den vergangenen fünf Jahren zumindest von Gewaltvorfällen gegenüber Lehrkräften an ihrer Schule erfahren. Angesichts einer zweifellos vorhandenen Dunkelziffer sei davon auszugehen, dass die tatsächlichen Werte höher liegen, heißt es.

Der Blick auf die Art der geschilderten Gewaltanwendung offenbart, dass von Beschimpfungen bis zu sexualisierter Gewalt alle Dimensionen vertreten sind. Beschimpfungen werden dabei mit 76 Prozent am häufigsten genannt. Es folgen Cybermobbing (42 Prozent), Bedrohungen (37 Prozent) und Mobbing (21 Prozent). Nach der Sachbeschädigung mit 20 Prozent werden körperliche und diskriminierende Übergriffe jeweils von 11 Prozent der Befragten genannt. Die Zahlen zeigen, dass es sich in der Mehrzahl um psychische Vorfälle handelt.

„Bei subtileren Gewaltvorfällen neigen Lehrkräfte dazu, den Vorfall auf ihr eigenes pädagogisches Verhalten zu beziehen“

Gerade das Subtile dieser Gewaltanwendungen mache es für Lehrkräfte häufig schwer, damit richtig umzugehen, weiß Schulpsychologin Knappe. Sie erklärt: „Bei subtileren Gewaltvorfällen neigen Lehrkräfte, die nicht richtig auf den Umgang mit solchen Aggressionen vorbereitet wurden, dazu, den Vorfall auf ihr eigenes pädagogisches Verhalten zu beziehen.“

Dabei werde das Thema Gewalt gegen Lehrkräfte an Gymnasien und Fachoberschulen (zumal in Bayern) oft unterschätzt, heißt es beim Philologenverband – angesichts der bürgerlichen Schülerklientel. Aber auch diese Schulformen seien betroffen. „Grundsätzlich gilt es, ein friedliches Schulklima zu schaffen, in dem Gewalt insgesamt null toleriert wird. Dazu gehört es, Vorfälle nicht totzuschweigen oder zu verharmlosen, sondern diese klar zu benennen und richtig zu reagieren.“

Dazu gehört aber laut VBE eben auch, dass Lehrkräften Zeit bleibt, Beziehungsarbeit zu leisten. Verbandschef Brand fordert: „Die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen müssen verbessert werden – nur so können wir Kinder und Jugendliche stark und resilient für das Leben von morgen machen. Dafür braucht es große Entscheidungen und mutige Veränderungen, die von der Gesellschaft getragen und von der Politik ausfinanziert werden.“ News4teachers / mit Material der dpa

Wie der Gewalt an Schulen begegnen? Lehrkräfte sollten nicht mehr allein benoten! (Besser: standardisiert und digital)

 

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Monika, BY
22 Tage zuvor

Kein Wunder – die Kinder (schon ab 6. Kl.) müssen heute von 8 Uhr bis 22 Uhr Abend am Tisch sitzen und pauken um die gute und sehr gute Leistungen vorzubringen um allen alten und neuen Maßstäben auf einmal gerecht zu werden – alles ist in einen Topf geworfen, keiner weiß mehr genau, wie sollte man heute einen Unterrichtet gestalten, nur noch ein Riesenschlamassel . Nicht mal Erwachsene arbeiten so viel täglich. Und meist müssen sie heute lernen, was nie mehr im Leben brauchen werden – die 50-er und 60-er sind schon längst vorbei.

Küstenfuchjs
21 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Das mit 8-22 Uhr ist doch kompletter Unsinn und geht an der Realität (nahezu) aller Schüler vorbei (und das ist auch gut so). Mir ist nicht klar, wieso Sie solchen Unfug in die Welt setzen.

Norbert
21 Tage zuvor
Antwortet  Küstenfuchjs

Ich kenne aber auch keinen Kollegen, der soviel arbeitet.

GBS-Mensch
21 Tage zuvor
Antwortet  Küstenfuchjs

Das sind 14 Stunden. Ganz klar Übertrieben.

Bei uns: Verlässliche Grundschule mit Ganztag und Randzeiten. Maximale Betreuungszeit 6-18 Uhr. Sind zwölf Stunden. Also vielleicht doch nicht so übertrieben.

Teacher Andi
20 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Betreuungszeit heißt nicht “pauken”, da wird halt die freie Zeit in die Schule verlegt. Aber sie können kaum behaupten, dass diese komplette Zeit für Hausaufgaben und Lernen genutzt wird.

Mein_Senf
20 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Das bedeutet aber auch, dass sie danach keine Aufgaben mehr zu erledigen haben- oder?

Rüdiger Vehrenkamp
21 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Aus dem Deutschunterricht kenne ich noch das Stilmittel der Übertreibung. Die Leistungen der Schüler werden bundesweit von Jahr zu Jahr schlechter, da sieht es nicht so aus, als würden Kinder und Jugendliche täglich 14 Stunden pauken. Eher verbringen sie 14 Stunden täglich mit dem Konsum von Medien, holen sich durch Likes kleine Dopaminschübe und wollen mit ihren Inhalten viral gehen. Gewaltvideos unter Jugendlichen machen immer mehr die Runde. Es geht um Ehre und Respekt – gute Noten gehören allenfalls bei Gymnasialschülern dazu.

Ich weiß nicht, mit welchen Jugendlichen Sie so verkehren. Diejenigen, die wir betreuen und untersützten, verbringen jedenfalls keine 14 Stunden mit Arbeiten für die Schule. Wir wären schon dankbar, wenn sie am Nachmittag 14 Minuten dafür aufbrächten.

Monika, BY
21 Tage zuvor

“Die Leistungen der Schüler werden bundesweit von Jahr zu Jahr schlechter,”

Und das hat ausschließlich mit faulen Jugendlichen und unfähigen Eltern zu tun?

“Eher verbringen sie 14 Stunden täglich mit dem Konsum von Medien”

Ich kenne kein Kind oder Jugendliche, die so etwas auf Dauer schaffen kann, besonders wenn sie schulpflichtig sind und ohne durchzufallen.

“Ich weiß nicht, mit welchen Jugendlichen Sie so verkehren.”

Mit verschiedenen. Alle lernen viel, wenn sie irgendwelche Ziele im Leben haben. Es gibt natürlich diejenigen, die noch keine Ziele haben, aber Eltern, die sie daran erinnern und auch die, die weder noch haben, aber die sind wenige. Sonst mit 14 Stunden Medienkonsum täglich keiner würde mehr irgendwelcher Schulabschuss schaffen und wie wissen, dass dem nicht so ist.

Rüdiger Vehrenkamp
20 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler schlechter werden, hängt mit vielen Faktoren zusammen. Der immens hohe Medienkonsum und die damit verbundene verminderte Aufmerksamkeitsspanne ist sicherlich einer der Hauptgründe – plus Eltern, die ihr Kind lieber vor dem iPad parken, anstatt mit ihm auf den Spielplatz zu gehen.

Mit der Aussage “14 Stunden Medienkonsum” habe ich genau wie Sie das Stilmittel der Übertreibung gewählt, als Sie von Lernen von 8-22 Uhr sprachen. Aber wenn Sie sich von den Jugendlichen mal die Bildschirmzeiten auf dem Handy zeigen lassen, sind 6-8 Stunden täglich tatsächlich keine Seltenheit.

Katinka
21 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Ich kenne kein Kind, dass von 8-22 h sitzt und lernt. Außerdem zeigen Umfragen und Studien, dass v.a. Jugendliche mehrere Stunden pro Tag online sind. Schlafen tun sie aber irgendwann schon auch mal. Der Tag hat nur 24 Stunden, also an Ihrer Behauptung stimmt etwas nicht.

Monika, BY
21 Tage zuvor
Antwortet  Katinka

Sie sind in der Schule bis 14, 15 oder gar 16 Uhr oder? 12 + Fächer wöchentlich. Für eine gute Leistung ist vom Weiten nicht genug 2 Stunden noch zu Hause lernen, oder?

Katinka
21 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Bis 14/15/16 Uhr + 2 Stunden ist immer noch nicht 8-22 h. Mein Kind lernt von ca. 8-16 (mit Pausen) für sehr gute Leistungen. Wer deutlich mehr lernen muss, ist vielleicht an der falschen Schulart!?

Monika, BY
20 Tage zuvor
Antwortet  Katinka

“Wer deutlich mehr lernen muss, ist vielleicht an der falschen Schulart!?”

Natürlich, was sonst – diese ewige Mantra, die viele Kinder in den Abgrund schickt. Dieses vulgäres Argument ist auch etwas, dass man aus deutschem Bildungssystem abschaffen soll.

Fragen wir mal 10, 11 12 Klasse, ob sie auch mit zwei Stunden zu Hause mit sehr gute Leistung vorankommen. Oder mit Vorbereitungen für Abi. Abi Ergebnisse sind ebenso Bundesweit katastrophal.

Aber, wie war es noch mal…
“Die Leistungen der Schüler werden bundesweit von Jahr zu Jahr schlechter,”

Die deutsche Kinder sind einfach blöder geworden, oder?

Monika, BY
20 Tage zuvor
Antwortet  Katinka

Die sehr gute Leistung in der Schule bedeutet auf dem Markt und im Leben rein gar nichts. Das ist das Problem.

Eva
21 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

“.. keiner weiß mehr genau, wie sollte man heute einen Unterrichtet gestalten, nur noch ein Riesenschlamassel  .. ” Ja. Zu viel sinnloses rumsitzen.

SB HS Lehrer
21 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wenn ihr Kind von 8-22 Uhr lernt… hätte ich bei meinem schon ne andere Schulform gesucht… das ist ja krank welchen Maßstab anscheinend hier zu Hause angelegt wird…

Monika, BY
20 Tage zuvor
Antwortet  SB HS Lehrer

Meine sind Spezialfall – Begabten.

Trotzdem so einen arroganten Schmarrn würde ich nie wagen den Eltern zu sagen, nicht mal würde ich auf dieser Weiße über anderen Kinder denken.

Fräulein Rottenmeier
20 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

„Meine sind Spezialfall – Begabten.“
Was genau bedeutet das denn?

Meine Kinder haben beide sehr gute Abiture gemacht, aber ich entsinne mich nicht, dass sie bis zum Umfallen gelernt hätten….vielleicht vor dem Abitur bzw. Vor den letzten Klausuren wurden auch mal Nachtschichten eingelegt, aber doch nicht über längere Zeiträume…..
Jetzt, wo mein Sohn Physik studiert ist das Lernpensum extrem hoch….aber das ist bei dem Studiengang wohl normal….

DerechteNorden
20 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Mich irritieren Ihre Posts sehr häufig, da ich Schule, wie Sie sie beschreiben, nicht kenne.
Entweder Sie sind eine Art Troll oder Ihre Kinder sind an einer sehr seltsamen Schule, falls nicht. Wenn Letzteres zutrifft, kann man Ihnen nur dringend raten, Ihre Kinder an eine andere Schule wechseln zu lassen. Ganz dringend.

Monika, BY
22 Tage zuvor

Lehrer sind genau so wenig wie Eltern und Kinder daran Schuld, aber sie sind als Ersten angreifbar, um den Dampf abzulasen.

Sepp
21 Tage zuvor

Die Schlussfolgerungen daraus unterscheiden sich allerdings: Während die einen (VBE) mehr Zeit für Beziehungsarbeit fordern, setzen die anderen (Philologen) vor allem auf konsequentes Ahnden von Regelverstößen.

Die Schlussfolgerungen schließen sich doch gar nicht aus, sondern ergänzen sich:

Die Schüler lernen in sozialen Beziehungen mit bzw. von uns Lehrkräften. Zumindest bei uns nehmen wir uns viel Zeit für die Kinder, bereiten viele Dinge extra vor usw. Das geht aber auch nur, wenn die Kinder (ebenso Lehrkräfte) ein gewisses Maß an respektvollem Umgang mit einander pflegen.

Gerade heute habe ich von einer Kollegin eine Situation geschildert bekommen: Ein jüngerer Schüler wird wegen seines Fehlverhaltens kritisiert und zischt dann die Lehrkraft an: “Was glauben Sie eigentlich mit wem Sie hier reden!”

Da muss man entsprechend konsequent reagieren und klarmachen, dass solches Verhalten nicht toleriert wird.

Im Endeffekt braucht es also doch beides:
Offenheit und Zugewandtheit den Schülern gegenüber und gleichzeitig sehr konsequentes Handeln bei Fehlverhalten. Das gibt den Schülern einen sicheren Rahmen und bisher fanden das auch alle Schüler gut so.

Eva
21 Tage zuvor
Antwortet  Sepp

“.. gewisses Maß an respektvollem Umgang mit einander pflegen. .. “

Keine Einbahnstraße, da mangelt es beiden häufig Seiten. Es wurde ein überforderndes, ungesundes Umfeld geschaffen. Ich erlebe täglich Schüler mit Symptomen die auf extremen Stress schließen lassen und das wird ihnen dann auch noch als schuldhaft vorgeworfen.

Monika, BY
21 Tage zuvor
Antwortet  Eva

Genau.

Monika, BY
21 Tage zuvor
Antwortet  Sepp

“Was glauben Sie eigentlich mit wem Sie hier reden!”

Ein Typischer Satz, dass die Kinder von Erwachsenen übernehmen.

Na ja
19 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Genau, so etwas kommt oft von den Eltern.

Katze
21 Tage zuvor

„Wer Lehrkraft werden möchte oder ist, übt den Beruf aus, um Kinder für ihr Leben in der Gesellschaft vorzubereiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten.”

Wer Lehrkraft ist, übt den Beruf aus, um Kindern Wissen und Können in seinem Fach zu vermitteln und so deren aktive Teilhabe an unserer Wissensgesellschaft vorzubereiten.
Lehrkraft – nicht Sozialarbeiter, nicht Therapeut, nicht Psychologe, nicht Kriminalist, nicht Animateur, nicht Wellbeing-Coach, nicht Antiaggressions-Trainer, nicht Kumpel oder Kumpeline – wollten wir werden.
Eltern also Lebensweg-Begleiter eigener Kinder sind die meisten auch.

Deshalb muss sich der Blick in die Klassenzimmer endlich wieder auf das Messen, Vergleichen und Erbringen von fachlichen Leistungen fokussieren.
Auch eine starke Lehrkraft sollte ihr Potential vorrangig zum Lehren einsetzen dürfen.
Die anderen genannten Professionen können uns gern als Teil der vollmundig angepriesenen multiprofessionellen Teams an allen Schularten als Wegbegleiter unserer Schüler unterstützen. Mal schauen, wie viele kommen und durchhalten.

 

Realist
21 Tage zuvor
Antwortet  Katze

War es nicht die KMK (aka “Die Glorreichen 16”), welche als Kernaufgaben einer “Lehr”kraft definiert:

  • Betreuen
  • Beraten
  • Erziehen

und.. irgendetwas war da noch? Ach ja:

  • Unterrichten

Die Zeiten ändern sich. Passen Sie sich an! Und lassen Sie sich nicht von Herrn S. aus P. einschüchtern, der seine Tests noch nicht entsprechend angepasst hat!

Stromdoktor
21 Tage zuvor
Antwortet  Katze

“Paragraph 50 NSchG – Allgemeines
(1) Die Lehrkräfte ERZIEHEN und unterrichten in eigener pädagogischer Verantwortung.:

(Ich verzichte gerne auf den erzieherischen Teil und werde gerne in Ruhe gelassen.)

Vielleicht sollten Sie sich aber noch einmal erklären lassen, welche Erwartungshaltung Ihr AG an Sie hat.

Realist
21 Tage zuvor
Antwortet  Stromdoktor

Wenn der Gesetzgeber den Erziehungsauftrag der Lehrkräfte wirklich ernst nehmen würde, dann müsste er auch die Aufgabenverteilung der Lehrkräfte anpassen:

Einerseits nimmt, wissenschaftlich bestätigt, der “Erziehungsbedarf” immer weiter zu. Über die Gründe wird gestritten: Medien, Gesellschaft, Eltern, Corona, …

Andererseits spiegelt sich das nicht in einer Reduktion der Anforderungen an den Unterricht im engeren Sinne wider: Die Zahl der zu erteilenden Unterrichtsstunden steigt tendenziell seit Jahrzehnten, die Anforderungen an die zu unterrichtenden Inhalte werden dank zentraler Abschlussprüfungen und standardisierter Tests tendenziell auch ausgeweitet.

Kurz: Die unmögliche Quadratur des Kreises. Bei gegegebener Arbeitszeit kann ich das eine nur auf Kosten des anderen steigern. Aber nicht beides gleichzeitig. Wer mehr Erziehung UND mehr Unterricht will, und die Politik will scheinbar beides (Stichtworte: Integration, Inklusion, Ganztag, zentrale Prüfungen und Tests) ohne das System mit den entsprechenden Ressourcen auszustatten. Das Ergebnis sehen wir jetzt: Das Ganze beginnt allen Beteiligten um die Ohren zu fliegen… In der “freien” Wirtschaft würde man hier von Managementversagen sprechen.

Stromdoktor
20 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Ihr sachlichster Beitrag seit langem.

Wenn Sie jetzt noch Ihr Trauma bzgl. der freien Wirtschaft (insbesondere Homeoffice) überwinden würden, kann ich Sie zukünftig vielleicht doch ernst nehmen.

447
20 Tage zuvor
Antwortet  Stromdoktor

Und all das geschieht durch Unterricht – und das war auch schon immer so.

In keiner einzigen Schule der Republik gibt es “10 Wochenstunden Erziehungszeit” oder sonstige Kibbuz-/Kommunen- ähnliche Verhältisse.

Das Gelaber von “Erziehung” war schon immer genau das – Gelaber, weil Leute die nicht im Schulsystem arbeiten das lesen und dann warme fuzzy feelings bekommen.

Ich melde btw. auch mal ganz dicke Zweifel an, ob eine irgendwie relevante Zahl an Eltern DAS wollen könnte – das Schule (also eine staatliche Institution) ihre Kinder TATSÄCHLICH und ehrlich im Wortsinne “erzieht”.

Historisch ist das nämlich oft genug ganz fürchterlich schief gegangen…

ginny92
20 Tage zuvor
Antwortet  447

Also es gibt in einigen Schulen bereits Stunden für das soziale Lernen, Klassenrat … das sind alles bereits mehr oder minder Erziehungsarbeiten.
Prinzipiell war es auch so gedacht, so habe ich es immer verstanden, das die Lehrkräfte die Erziehung Fortführung/ Ergänzen die im Elternhaus passiert. Leider sitzen wir jetzt in dem Schlamassel, dass das zu Hause aus verschiedenen Gründen zu wenig vorarbeit geleistet wird. Und jetzt?

Lehrermythen
20 Tage zuvor
Antwortet  ginny92

Kinder können sehr gut zwischen Kontexten unterscheiden. Gerade Elternhäuser, die ihre Kinder zur Anpassung zwingen, zeigen sich Zuhause wohlerzogen, in der Schule ist es das Gegenteil. Solche Eltern können dann schier nicht glauben, was die Lehrer berichten…

Soziales Lernen finden unter Kindern statt oder sollte dort stattfinden. Das sitzen wir im Schlamassel, weil diese Kindergruppen heutzutage kaum existieren (wie wir sie vielleicht noch kennen- und schätzen gelernt haben)

potschemutschka
19 Tage zuvor
Antwortet  Lehrermythen

“Kinder können sehr gut zwischen Kontexten unterscheiden. Gerade Elternhäuser, die ihre Kinder zur Anpassung zwingen, zeigen sich Zuhause wohlerzogen, in der Schule ist es das Gegenteil.”
Das funktioniert auch umgekehrt – Schüler sagen in der Schule, was der Lehrer hören will, denken aber was ganz anderes.

Pauker_In
18 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Wenn sie sagen, was ich hören will, erkenne ich: Mein Unterricht hatte Erfolg!

potschemutschka
18 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Achso, Sie gehören zu den besonders “beliebten” Lehrern, die immer Recht haben und niemals nie einen Fehler machen. Gilt das z. B. auch für Gedicht-Interpretationen oder auch bei pro/contra Gendern u. ä.? Dann wären Sie in der DDR ein super Staatsbürgerkunde-Lehrer gewesen! Sollen die Schüler nicht eigentlich zu mündigen Bürgern erzogen/gebildet werden, die auch mal ihre eigene Meinung vertreten dürfen (mehr Demokratie in der Schule)? Irgendwie beißt sich die Katze in den Schwanz.
P.S.: Ein Grund, warum ich nicht Literatur studiert habe oder D-Lehrer geworden bin, war meine D-Lehrerin an der EOS – sie “interpretierte” Gedichte und Romane oft ganz anders als ich, aber sie hatte eben “Recht”. 🙂

447
18 Tage zuvor
Antwortet  ginny92

Würde Ihnen da garnicht wiedersprechen…genau das ist es ja: “Erziehung durch (im Endeffejt) Unterricht”.

Das ist aber natürlich nur ein sehr kleiner Ausschnitt der Lebenswirklichkeit – mithin ist die erzieherische Wirkung bestenfalls ergänzend, quasi die Kirsche auf der Sahne.
Gebacken wird der Kuchen zu Hause, die Sahne wird in der peer group angerührt.

Darum finde ich es immer lustig, wenn auf diese Landesparagraphen verwiesen wird, um den uralten move “schlechtes Gewissen machen, damit Lehrer was tun was sie weder können noch dürfen und wozu die Gesellschaft sie keinesfalls befähigen will” zu spielen.

Kann man machen, klar.
Ist bei kurzem Nachdenken nur halt Unfug.

Lehrermythen
20 Tage zuvor
Antwortet  447

Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. “Erziehung” ist ein höchst problematischer Begriff (ich bin ein Dipl. Päd.). Ich sehe die Aufgabe nicht darin Kinder zu erziehen.

Bildung in einem ganzheitlicherem Verständnis wird erst dann möglich, wenn wir junge Menschen nicht an Schule anpassen, sondern Schule an die Bedürfnisse von jungen Menschen anpassen, ohne dabei eigene Bedürfnisse zu vergessen… Aber das wird noch ein Weilchen dauern. Immerhin die besten Schulen Deutschlands zeigen, dass es ganz gut funktionieren kann ;-).

Indra Rupp
18 Tage zuvor
Antwortet  447

Natürlich haben die Lehrer meiner Kinder auch meine Kinder mit erzogen. Selbst, wenn Sie bei Unrecht weggesehen hätten, wäre das eine Form von Erziehung gewesen. Auch ich erziehe meine Reitschüler, zB, wenn die bei den Tieren nicht so einen Krach machen sollen oder wenn die keine Lust haben, die Äppel weg zu kehren. Auch, wenn sie gefallen sind und ihren inneren Schweinehund überwinden müssen und dann das große Erfolgserlebnis kommt, wenn sie dies geschafft haben. Und ganz nebenbei, auch wenn es nichts mit Reiten zu tun hat, damit sich jeder in der Gruppe wohlfühlt: Unterbinde ich “Wettbewerbe”, wie Drittklässler fragt Erstklässler, ob er schon dieses und jenes rechnen, schreiben, lesen kann. “Waaaas, du kannst noch nicht bis 100 zählen? Wieviel ist sieben minus drei?” Usw. Dann kommt von mir ein “Schluß jetzt! Wir machen keinen Wettbewerb, wer schon am meisten in der Schule gelernt hat und das muss Tim als Erstklässler auch noch gar nicht können!”
Dies nur als Beispiel, weil gerade Donnerstag Thema.
Oder bin ich nur Reitlehrerin und nicht Vorbild als Erwachsene? War früher so, als ich als Kind beim Voltigieren war. Die” Lehrer” dort waren null Pädagogen und haben unbewusst beim Mobbing oft noch mitgemacht. Gab immer mindestens einen Außenseiter in der Gruppe, meist eher unsportlicherer Typ oder mit 10 noch richtig Kind und noch gar nicht Teenager. Oder mit weniger Beziehungen und weniger angesehenen Eltern. Den Sport hat der Jeweilige geliebt und ist trotzdem Jahrelang immer mit Bauchschmerzen hin.
Erwachsene haben immer die Aufgabe, Vorbilder für Kinder zu sein!

447
18 Tage zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Wenn sie “Erziehung” so definieren wollen – ja, dann passiert das natürlich.

Nur: Dann findet das (abgesehen von schwarzen Schafen in der Lehrerschaft) ohnehin bereits statt.

Indra Rupp
18 Tage zuvor
Antwortet  447

Ich ergänze noch:Als Gruppenleiter hat man die Gruppendynamik in der Hand! In einer Gruppe klar zu kommen, können Kinder nicht Zuhause, sondern nur auswärts lernen.

Wissenspfladter
21 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Messen, Vergleichen und Erbringen von fachlichen Leistungen” das macht eine Prüfkraft, da ist der Beruf Pädagoge /Lehrer verfehlt.

Lehrermythen
20 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Und da ist wieder so ein Lehrermythos – mit 74 likes! flankiert, das verstärkt sein Üerleben, aber nicht seine Aussagekraft. Leider ist die gewünschte Unterscheidung zwischen Lehren/Unterrichten und pädagogisch-psychologischer Begleitung der Seele von Kindern nicht zu trennen, so sehr sich dies auch viele Lehrer und Lehrerinnen wünschen.

Die Beziehungsebene spielt immer mit. Die Art wie wir Wissen vermitteln, wirkt meistens stärker als das Wissen, dass wir eigentlich vermitteln wollen. Motivieren wir mit Angst oder mit Angeboten, gehen wir auf Interessen ein oder folgen nur den Interessen des Lehrplans. Diese Dinge wirken sich aus, da können sie sich auf den Kopf stellen.

Insofern: man kann sich viel wünschen, aber manches geht eben einfach nicht.

Katze
19 Tage zuvor
Antwortet  Lehrermythen

Ich will mich überhaupt nicht auf den Kopf stellen, sondern in meinen letzten Dienstjahren in der Wellbeing-Schule auf allen Beziehungsebenen nur noch klaren Kopf behalten.
Außerdem laufen an Schulen doch derzeit “Wünsch dir was Aktion” und Aktion “Jeder wie es ihm gefällt”. Oder gelten die Aktionsangebote nur für Schüler und Eltern?

Indra Rupp
18 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Gehen Sie doch an die Uni! Da haben Sie genau, was Sie möchten.

Indra Rupp
18 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Sorry, aber Sie sind Pädagogin! Schön, dass Sie das jetzt wissen.

Pit2020
21 Tage zuvor

„Es ist momentan aktueller denn je, denn Corona hat in der Schülerschaft einiges verändert. Bei vielen ist die Zündschnur kürzer geworden“, berichtet Regina Knape, Leiterin des Sachgebiets Schulpsychologie im bpv. Die Frustrationstoleranz und die Fähigkeit, mit negativen Erlebnissen umzugehen, sei bei Kindern und Jugendlichen stark gesunken.

Oh nee, schon wieder die “Corona-Nummer”!

Jaja, und vorher war alles soooo feinifein … blabla und etcetera.
(Heute: Passend zum Anlass billige Reime für knapp die Hälfte. 😉 )

Wer’s glaubt …
Manchmal könnte man meinen, das Corona-Virus wäre als Ausrede für und/oder gegen alles in der KMK-Kaffeeküche während einer Tagung mit den allerbesten Allround-Experten entstanden!
(Nein, das soll KEINE Verschwörungstheorie sein. Ironie aber auch nicht.)

Biene
21 Tage zuvor
Gelbe Tulpe
21 Tage zuvor

Mehr Armut und Ganztagsschule führt zu mehr Stress und somit auch zu mehr Gewalt.

AvL
21 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Das ist ein sehr einfacher Erklärungsansatz für ein sehr komplexes Spannungsfeld.

RainerZufall
21 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Achja, der logische Zusammengang von Ganztagsschule und Stress bzw. Gewalt.
Wer benötigt da noch Quellen…

Gelbe Tulpe
20 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Was für Ursachen sehen Sie denn?

AvL
20 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Die Gravitationskräfte der Erde sind es wohl eher nicht.

RainerZufall
20 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ich werfe keine unbelegten Meinungen als Tatsachen in den Raum – zumindest bemühe ich mich darum.

Andersherum könnte man argumentieren, die Ganztagsschule nimmt Druck und dementsprechend Stress aus dem Alltag.

Ihre Idee finde ich tatsächlich sehr interessant. Daher die – berechtigte – Frage: Sind Aggression, Gewalt und Stress an Ganztagsschulen weiter verbreitet bzw. intensiver?
Hat/ kennt jemand Untersuchungen dessen?

447
20 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Wie viel “Druck” nimmt eine Institurion “raus”…die nur durch eine gesetzliche, strafbewehrte PFLICHT (Schulpflicht) Menschen überhaupt dazu bringt, da hin zu gehen?

Menschen zu “institutionalisieren” ist immer eine grenzwertige Sache.

(Ausnahme: Kinder in absolut völlig desolaten Verhältnissen, wo jede Abwesenheit aus dem Elternhaus Schadensbegrenzung ist, ob nun im Fußballverein oder Schule, hauptsache nicht zu Hause…)

Marion
20 Tage zuvor
Antwortet  447

Ich stimme Ihnen zu, ausdrücklich auch dem letzten, in Klammern gesetzten Abschnitt.
Was das “Institutionalisieren” betrifft, stellt sich die Frage, inwieweit die völlige Institutionalisierung der Kindheit schon ab ein bis zwei Jahren, zur derzeitigen instabilen psychischen Verfassung und den zunehmend aggressiven Tendenzen bei Kindern und Jugendlichen beiträgt.
Gibt es dazu Untersuchungen?

Gelbe Tulpe
19 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Die Ganztagsschule führt doch dazu, dass die Schüler erheblich später am Tag zum Lernen in Ruhe kommen, und das dann noch in einem erheblich erschöpfteren Zustand. Gerade komplizierte Sachen lernen viele Schüler erheblich schlechter, wenn sich noch andere Schüler im gleichen Raum befinden.

Dies gilt umso mehr für hochsensible Schüler oder Schüler mit ADHS oder ADS, die es eh schon im Halbtag oft schwerer hatten als Schüler ohne neurodivergente Eigenschaften.

Von daher erhöht der Ganztag natürlich den Stress.

Marion
18 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

“Die Ganztagsschule nimmt Druck und dementsprechend Stress aus dem Alltag.”
Das mag durchaus sein. Eltern sind in den allermeisten Fällen beide berufstätig. Da ist es eine Erleichterung, wenn man sich nach einem langen Arbeitstag nicht auch noch mit Hausaufgaben herumschlagen muss.
Außerdem gibt es immer mehr Elternhäuser, in denen Kindern sehr wenig bezüglich Bildung und Erziehung mit auf den Weg gegeben wird. Für diese Kinder ist es wahrscheinlich sogar besser, so viel Zeit wie möglich NICHT zu Hause zu verbringen.
Sobald Druck von Eltern genommen wird, wirkt sich das natürlich auf das familiäre Klima aus. Sind die Eltern entspannter, sind es die Kinder vermutlich auch.
Was ich halt grundsätzlich nicht so gut finde, ist die zunehmende Zersplitterung und Separierung unserer Lebenswelten.
Die Kinder verbringen vom zweiten Lebensjahr an den Großteil ihrer Zeit in den eigens für sie errichteten Institutionen, wo ihnen dann möglichst viel Bildung vermittelt aber auch lebenspraktische Inhalte beigebracht werden sollen, ohne das sie mit dieser Lebenspraxis, noch nennenswert in Berührung kommen.
Unsere Alten stecken wir, wenn man sie nicht mehr gefahrlos alleine lassen kann, in Pflegeeinrichtungen und Altenheime, weil niemand mehr Zeit hat, sich um sie zu kümmern.
Die Generation dazwischen geht ihren beruflichen Verpflichtungen nach, ob in der Firma, im Home-Office, an der Supermarktkasse, im Handwerk, im Pflege-und Gesundheitswesen, in Schulen oder Kitas etc.
Abends trifft sich die Familie dann zu Hause und alle haben den Kopf voll mit dem, was den ganzen Tag so auf sie eingeprasselt ist. Oma und Opa stehen oft selber noch im Arbeitsleben oder wohnen weiter entfernt – ach ja, die wollte man auch mal wieder besuchen und bei Uri im Altersheim sind wir auch schon lange nicht mehr gewesen. Dann sind da noch Freunde, Verwandte und Bekannte, mit denen man zwecks Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen außerhalb des Familien- und Kollegenkreises, auch noch Kontakte pflegen möchte.
Und uns selber, die wir ab und an ja auch mal das Bedürfnis nach Ruhe, nach Alleinsein mit einem dicken Buch oder ungestörtem Musik hören haben, sind ja auch noch da. Und da ist der Chor, der Fußballverein oder die Wandergruppe oder sonstiges, wofür wir gerne ein wenig Zeit erübrigen würden.
Und wer besorgt noch das Geschenk für Onkel Achims 70. Geburtstag? Da sind wir Sonntagnachmittag zum Kaffee eingeladen – wieder ein sonniger Nachmittag futsch, den wir eigentlich gerne mal faul im Liegestuhl verbracht hätten.
Manchmal frag ich mich, wie die Leute das alles unter einen Hut bekommen, ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Der ganze Alltag ist heute von morgens bis abends straff durchorganisiert. Jeder weiß, wo er wann, wo, wie lange zu sein hat. Aber wenn auch nur ein Rädchen im Getriebe und sei es das allerkleinse, zu stottern anfängt, knirscht das ganze mühsam zusammengeschusterte Konstrukt und muss unter Auferbietung aller zur Verfügung stehender Kräfte ebenso mühsam am Zusammenbruch gehindert werden.
DAS ist Druck. Wow. Und so sieht heute das Leben des ganz gewöhnlichen Durchschnittsnormalos aus.
Ich bin nach wie vor nicht von diesem Konzept überzeugt.
Ginge es wirklich nicht auch anders?
A bisserl weniger angespannt.
A weng lockerer?
Aber wie?
Ist noch mehr Ganztag, Vollzeit, Institutionalisierung tatsächlich der einzig richtige, gangbare Weg?
Ich zweifle und bin nach wie vor ratlos.

potschemutschka
20 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Corona! Was denn sonst? 🙂 Bietet sich doch als Ursache für alle Probleme an!

AvL
20 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Zum Beispiel ein weitgehend unkontrollierter Medienkonsum mit häuslicher Vereinsamung und ein verminderter Kontakt zu gleichaltrigen Mitmenschen, wodurch der soziale Umgang miteinander eingeübt werden könnte.

Gelbe Tulpe
19 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Gab es alles schon vor 30 Jahren (Game Boys, Nitendo, Action-Filme). Das kann also nicht die Ursache für die Zunahme sein.

AvL
19 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Die Kinder tragen diese Handys den ganzen Tag
in der Hand oder in der Tasche, um jederzeit
erreichbar zu sein. Dadurch nimmt insgesamt die Konzentrationsfähigkeit auf inhaltsträchtigere Inhalte ab.
Ich sehe da schon einen Unterschied im Hinblick
auf Sendepausen.

DerechteNorden
20 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Warum Ganztagsschulen als Institution? Warum nicht auch Halbtagsschulen mit schlechten Bedingungen?

In den meisten Ländern gibt es seit Jahrzehnten Ganztagsschulen. Warum soll dieses Konzept nur in Deutschland so große Probleme hervorrufen, woanders aber nicht?

Gelbe Tulpe
19 Tage zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Natürlich verursacht die Ganztagsschule auch in anderen Schulen Probleme. Um 2000 herum waren die deutschen Abiturienten besser als die britischen oder französischen, obwohl diese am Tag länger zur Schule gingen. Die Ursache dafür ist, dass die deutschen Schüler nachmittags mehr freie Zeit zum Lernen hatten, und dabei erholter waren, da sie früher Schulschluss hatten.

DerechteNorden
19 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ist das wirklich so? Dafür hätte ich doch gern Belege.

AvL
19 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Hier sind zwei Links, einer zu Jugend- und Kinderärzten sowie einer zum Ärzteblatt
„Erziehungsverhalten, Umweltfaktoren und bestimmte Eigenschaften des Kindes gelten als Hauptursachen für aggressives Verhalten im Kindes- und Jugendalter“, meint zum Beispiel die Psychologin Kelli Foulkrod, die am Brackenridge Hospital in Austin (USA) tätig ist.
Aggressive Kinder und Jugendliche: Mangel an evidenzbasierten Interventionen (aerzteblatt.de)

Aggressives Verhalten » Schulprobleme » Schulkinder » Altersgruppen » Startseite » Kinderaerzte-im-Netz

AvL
18 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Aus dem oben verlinkten Beitrag des Ärzteblatt von Marion Sonnenmoser:

  • Elterliches Erziehungsverhalten, das mit aggressivem und oppositionellem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen einhergeht, ist gekennzeichnet durch fehlende oder zu wenige positive Faktoren (zum Beispiel Wärme, Sensibilität, Einfühlung, Akzeptanz, Bindungssicherheit, Unterstützung prosozialen Verhaltens, strukturierte Umgebung) und durch viele negative Faktoren (zum Beispiel widersprüchliches und inkonsistentes Verhalten, fehlende Routine und Sicherheit,
  • Zurückweisung und Bestrafung,
  • Härte und körperliche Gewalt,
  • negative Rückmeldungen und Anschuldigungen,
  • schlechtes Vorbild, ungünstige Interaktionsmuster,
  • familiäre Zerrüttung und häusliche Gewalt).
  • Als Umweltfaktoren, die einen negativen, aggressivitätsfördernden Einfluss auf Kinder und Jugendliche ausüben können,
  • gehören unter anderem Gewaltdarstellungen in den Medien (zum Beispiel Videospiele, Fernsehen, Spielfilme),
  • Gewalt- und Missbrauchserfahrungen,
  • gewaltbereite Gleichaltrige und ein ungünstiges Umfeld (zum Beispiel kriminelle Nachbarschaft, unsichere Wohngegend).
  • Ihr Einfluss vergrößert sich, wenn Eltern nicht genug auf ihre Kinder aufpassen und den unerwünschten Umgang nicht verhindern oder einschränken.
  • Zu den Eigenschaften, die Kinder und Jugendliche zu aggressivem Verhalten prädisponieren, zählt ein schwieriges Temperament, für das ein hoher Aktivitätsgrad, starke Beeinflussbarkeit durch Umweltreize, geringe Anpassungsfähigkeit und ein Vorherrschen negativer Stimmungen charakteristisch sind.
  • Daneben sollen auch eine geringe autonome Erregung und ein niedriger Ruhepuls im Zusammenhang mit überhöhter Aggressivität stehen.
  • Des Weiteren haben aggressive Kinder und Jugendliche Probleme mit der Einordnung und Verarbeitung sozialer Informationen. Sie haben grundsätzlich Schwierigkeiten damit, soziale Signale richtig zu deuten und sind besonders sensitiv für feindselige Signale.
  • Aus diesem Grund empfinden sie selbst neutrale Reize als Bedrohung und Angriff und neigen zum Überreagieren.
  • Außerdem mangelt es ihnen oft an sozialen Fertigkeiten, so dass es ihnen schwerfällt, sich ohne Aggression gegenüber anderen zu behaupten oder kompromissbereit und kooperativ zu sein.
  • Weitere Defizite liegen in einem unzureichenden Einfühlungsvermögen und in einer geringen Frustrationstoleranz, die dazu führt, dass sie Misserfolge nicht verkraften können.
  • Hinzu kommt eine mangelnde Fähigkeit zur Selbstkontrolle, so dass sie nicht in der Lage sind, aggressive Impulse zu steuern oder frühzeitig umzulenken.
  • Als weitere Faktoren sind neben vielen anderen das Geschlecht und ein traditionelles Rollenverständnis sowie prä- und perinatale Schädigungen, neurologische Funktionsstörungen und genetische Veranlagung zu nennen.
AvL
18 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Liebe Redaktion, könnten Sie nicht einmal zu der herzallerliebsten Frau Marion Sonnenmoser Kontakt bezüglich dieses Themas Aufnehmen ?

AvL
18 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Die dazugehörige Leitlinie findet man im Register mit der entsprechenden Suchanfrage
AWMF Leitlinienregister

ginny92
21 Tage zuvor

Für mich schließen sich die beiden Forderungen nicht gegenseitig aus, sie ergänzen sich eher. Lehrkräfte stehen immer in einer Beziehung zu ihren Schülern, ob sie wollen oder nicht. Also sollten sie auch die Zeit bekommen sie so gut wie möglich zu gestalten. Eine Beziehung braucht aber auch Grenzen, welche eingehalten werden müssen. Das Problem ist das es leider immer mehr Schülerinnen und Schüler gibt, welche in ihrem zu Hause diese Grenzen nicht kennen lernen. Das führt dazu das diese in der Schule die allgemeine Grenze auch nicht einhalten. Da ist es leider nötig das es auch mal richtige Konsequenzen gibt.

SB HS Lehrer
21 Tage zuvor

Wir ernten was wir als Gesellschaft säen…

– unkontrollierter Mediengenuss
– Teilzeit Elternhaus (wo die eigentliche Beziehungsarbeit stattfindet)
– immer größere Delegation der Erziehungsarbeit an die Schule
– eine immer weiter um sich greifende Mentalität des Egoismus und der Selbstdarstellung…

Schule verkommt immer mehr zur reinen Aufbewahrungsstätte für Kinder.
Sie soll Maßstäbe und Werte vermitteln die idealisiert von der Gesellschaft hochgehalten werden, aber selbst bis in die Politik nicht gelebt werden…

Schule ist mittlerweile für viele Kids der einzige Ort wo das Wort Nein und Konsequenzen für das eigene Handeln erfahren werden…

Ansonsten geht’s nur noch um freie Entfaltung..,

Irene Buttler
21 Tage zuvor

Haha, lustig der VBE: “Wir als Lehrkräfte geben Kindern eine Stimme – als Profis für die Bildung.” Wo waren die Lehrkräfte denn in Corona-Zeiten? Haben Sie sich da für Kinder eingesetzt? Dafür dass Schulen und Gleichaltrige wichtig sind? Ne, man hat sich aus lauter Angst verkrochen und viele Lehrer haben sich weggeduckt. Die Ergebnisse sind man nun, sowohl leistungsmäßig als auch psychisch-sozial…

ginny92
21 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

Sie haben sich dafür eingesetzt das Lehrkräfte, wie Schülerinnen und Schüler in ein Umfeld kommen, welches so sicher wie möglich ist. Denn sie wollten nicht das die Schule ein Ort der geplanten Durchseuchung wird ohne das man die Folgen wirklich abschätzen kann. Die meisten haben sich dann im Distanzunterricht den Poppes aufgerissen, unter unterirdisch Bedingungen etwas auf die Beine zu stellen.
Was den Lehrkräften lieber gewesen wäre wie es gelaufen wäre:
– Vorsorge treffen im 1. Lockdown
– keine Kommunikation Freitag um 16 Uhr sondern deutlich vor ab mit einem Maßnahmenplan —> bei Eltern anrufen etc. eine Antwort geben zu können und nicht „ wir wissen es auch noch nicht“
– vernünftig Masken die vom Arbeitgeber gestellt werden
– Luftfilter Anlagen
– Personal das teste noch bevor einer in Klassen Zimmer sitzt
– Verkleinerungen der Lerngruppe
– mehr Möglichkeiten Defizite auf zu fangen
– technisch Aktualisierung das bei akut Phase sofort in den Distanz- oder Wechselunterricht ohne Probleme gewechselt werden kann
– keine lächerlichen Scheinsicherheits Maßnahmen wie Querlüften ohne gegen überliegende Fenster

98% Prozent vom dem wofür sich eingesetzt wurde und wird ist um bessere Verhältnisse für Schülerinnen und Schüler und auch Lehrkräfte zu schaffen. Nur weil es eine Verbesserung ist die auch den Lehrkräften zu gute kommt, sollte man sie nicht einfach Ablehnen.
Ja, es gibt jetzt psychische Probleme das ist großer Mist aber die Alternative einfach gar nichts tun wäre noch schlimmer gewesen.
Zu der Leistung kann ich nur sagen das es Möglichkeiten gegeben hätte es besser zu machen und das sie vorher auf Grund von miesen Bedingungen auch schon nicht gut war.

Katinka
21 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

Es gibt nie “DIE Lehrer”, genauso wenig wie “DIE Eltern”. Natürlich haben sich viele Lehrkräfte während Corona für die Schüler*innen eingesetzt! Ausnahmen gibt es immer und überall… Und wenn bestimmte Anwendungen einfach aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt waren oder die privaten Geräte dafür nicht ausreichten, haben die Lehrer sich nicht “weggeduckt”…

Norbert
20 Tage zuvor
Antwortet  Katinka

Doch. Sehr viele haben sich weggeduckt und auch nicht die mach monatelanger datenschutzrechtlichen Prüfung als für I.O. befundenen Möglichkeiten genutzt.
Ihr Bild der Lehrer ehrt Sie, aber leider haben die meisten in Corona keine gute Figur gemacht.

Nordlicht
20 Tage zuvor
Antwortet  Norbert

Ach ja, Kommentare wie der Ihre erzeugen bei mir nuhr noch den Nuhr: „Wenn man keine Ahnung hat…“.
Ich hätte gern valide Zahlen von Ihnen bzgl. „weggeduckter“ Lehrkräfte, nicht ein gefühltes „die meisten“. Dazu bitte Ihre Erwartung der Lehrerleistung verglichen mit den schul/lehrerseitig real existierenden Möglichkeiten der Umsetzung, gesetzlichen Vorgaben und selbstredend unter Beachtung der Möglichkeiten auf Schülerseite.
Vielen Dank!

Fräulein Rottenmeier
20 Tage zuvor
Antwortet  Norbert

Alle anderen Verantwortungsträger aber leider auch nicht.

Ich erinnere mich noch sehr genau, wie das damals war und habe alle EMails vom MSB und dem Schulträger archiviert….das war insgesamt gesehen ein Blindflug, z.T. Auch einfach ignorant und geprägt von einem Alleinelassen der Schulen, Eltern und klar….der Kinder….

Während in der Gemeinde, wo wohne und auch lange gearbeitet habe schon vor Corona I-Pads nebst Stift und Tastatur an jedes Kind der Gemeinde ausgerollt wurde und mit IServ versehen war, haben wir vom mittelstädtischen Schulträger erst im Dezember 2020 IPads für die Lehrer und für einen klitzekleinen Teil der Schüler bekommen. Dazu gabs Teams…..wir haben also fast ein Dreivierteljahr Lernpäckchen geschnürt, manchmal Wechselunterricht gemacht, aber von Onlineunterricht waren wir sehr weit entfernt.
Die Kinder der kleinen Gemeinde haben aber jeden Tag Onlineunterricht gehabt und zwar mehrstündig…..hatten entsprechend ein enge Bindung zur Lehrkraft…..die Kinder meiner Schule in der Stadt hatten alldies nicht….

Was für ein immenser Unterschied und was für eine Schere sich alleine in dieser Zeit aufgetan haben mag….

DieHoffnungstirbtzuletzt
21 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

Also ich habe meine Schüler online unterrichtet, online Aufgaben korrigiert. Habe mich drei mal impfen lassen, weil das ja so von den Eltern und dem Dienstherren erwartet wurde. Ich habe mich nicht verkrochen und verbitte mir dann auch solche Anschuldigungen. Wo waren Sie denn während dieser Zeit. Wo waren denn die Maßnahmen nachdem man festgestellt hat, dass es ohne Unterricht in den Schulen doch nicht so gut funktioniert mit der Wissensvermittlung. Wo sind die Konsequenzen und Angebote damit die Lage an den Schule besser wird. Ich höre nur Forderungen und Versprechen und was passiert vor Ort???
Die Systeme, die sich um Menschen kümmern, werden kollabieren. Erst die Kindergärten, dann die Alten- und Pflegeheime, anschließend die Sekundarstufe I und die Förderschulen…und wen wird es jucken…genau nur die Betroffenen und die entscheiden keine Wahlen. Passt schon, schön weiter motzen und jammern auf unerträglichem Niveau. Zusammen geht nicht mehr oder? Nicht in der Politik, nicht in der Familie und natürlich nicht Eltern zusammen mit Kindergarten und Schule. Alle wissen Alles nur noch besser. Echt madig.

Realist
21 Tage zuvor

Die Systeme, die sich um Menschen kümmern, werden kollabieren.”

Die werden nicht kollabieren, die kollabieren gerade live und in Farbe. Jeder der noch klar denken kann, hält sich von diesem Bereich fern, Gesellschaft und Politik nutzen die dort Beschäftigten jeden Tag mehr aus, immer mehr verlassen entweder das Berufsfeld (Pflege / Kita) oder fangen gar nicht erst an (Studienanfängerzahlen im Lehramt befinden sich seit einigen Jahren im freien Fall). “Balkonklatschen” genügt halt nicht. Man lebt schließlich nur einmal, warum sich für den Undank der anderen aufopfern: Die Zahl der barmherzigen Samariter ist halt begrenzt… Anderswo gibt es den “goldenen Handschlag” im Wert von fast einer halben Millionen Euro mit Mitte Fünfzig, und in der Kita / Pflege / Schule soll man demnächst bis 70 schuften weil… es kein anderer mehr machen wil???

Gen Z ist ja nicht blöd!

potschemutschka
20 Tage zuvor
Antwortet  Realist

“Dabei frage ich mich: Wo ist der Wilhelm von Humboldt, der einst betonte, dass die Bildung unserer Nation noch in der Zukunft liegt und es keine Übertreibung sei zu sagen, dass unsere Zukunft in den Händen der Jugend liegt. Nicht unser Wohlstand, sondern unsere Bildung sei es, die uns wirkliche Größe verleiht. Doch Bildung ist keine Priorität mehr. Die Hälfte der Abiturienten ist nicht in der Lage, fehlerfrei zu schreiben oder Mathematik auf Abiturniveau zu verstehen. Was auch logisch ist, schließlich muss Bildung zu den Bedingungen der Wirtschaft passen und nicht zu denen der sozialen Marktwirtschaft. Bildung ist keine Priorität, sondern Wirtschaft ist es. …” (Elaf Riyad, 2015 aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet, wo sie später ihr Abitur ablegte und studierte – ihr Blick auf DE, aus Sicht eines Migranten, ist sehr interessant. Es lohnt sich, den gesamten link zu lesen!)
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/zwischen-west-und-ost-was-verbindet-die-deutschen-li.2252700

AvL
18 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Es liegt eben auch an den Eltern den Geist der Aufklärung zu entfachen, Interesse an Wissen zu wecken, Neugierde nach Literatur zur fördern.
Und wo die Eltern diese Bringschuld nicht leisten können auf Grund sprachlicher und sozioökonomischer Herkunft , da bedarf es gezielter Hilfen für die Lehrer.

447
20 Tage zuvor
Antwortet  Realist

^ dieses.

Nahtlose Fortsetzung der Flut an schul- und lernfremden Agitprop nach Corona (statt Aufarbeiten der Defizite) würde ich noch hinzufügen.

ginny92
20 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Ich würde eine kleine Korrektur machen. Alle die in irgendeiner Art mit diesen Systemen zu tun haben sehen das sie bereits kollabieren.

Mary-Ellen
20 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Es muss doch möglich sein, aus der Zitrone noch mehr Saft rauszuquetschen, zur Not eben mit dem Hammer.
Bisschen geht bestimmt noch!

Pauker_In
18 Tage zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Am Ende frisst man halt Fruchtfleisch, Schale und Kerne!

Realist
21 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

Ne, man hat sich aus lauter Angst verkrochen…”

“Verkrochen” haben sich eher diejenigen, die von Tag eins der Pandemie an jahrelang ins “Homeoffice” geflohen sind und jetzt herumjammern, wenn sie der Arbeitgeber ein oder zwei Tage die Woche im Büro sehen will.

Die meisten Lehrkräfte standen schon nach ein, zwei Monaten zumindest teilweise schon wieder vor der Klasse, natürlich OHNE Luftfilter oder vom Arbeitgeber gestellter FFP2-Masken und mussten sich bei wenigen Grad über Null im anschließenden Herbst / Winter den A… abfrieren, wenn sie nicht glauben wollten, dass einmal für 5 Minuten Lüften pro Stunde bei 30 Personen in einem 40qm Raum als Infektiosnschutz ausreicht…

Und wenn dann eines der Kinder das Virus aus der Schule in die Trutzburg “Homeoffice” eingeschleppt hat, dann hatte die Schule aus Sicht der Erziehungsberechtigten natürlich bei den Corona-Maßnahmen vollstädnig versagt, denn Kultusministerien und Medien haben ja täglich berichtet, wie “sicher” die Schulen seien, wenn die Lehrkräfte einfach nur ihre Arbeit machen würden…

Teacher Andi
20 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Sehr gut dargestellt, genau so empfand ich das auch. aber die Außenstehenden ohne Insidererfahrung basteln sich ihre eigene Wahrheit zusammen, denn im Bedarfsfall ist immer die Schule/der Lehrer schuld. Dies Haltung wird auch gerade von unserer Ampel verbreitet, immer auf die anderen zeigen, niemals vor der eigenen Tür kehren. Ich denke, alle Seiten haben Fehler gemacht, aber was sollte man tun, wenn die Kommunikation und Unterstützung seitens des KuMi derart unterirdisch waren?

Norbert
20 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald in den Ruhestand treten können oder mit im Homeoffice gebastelten Dingen (Voodoo Püppchen vielleicht) Ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Ich wünsche mir, dass Sie an keiner der von meinen Kindern besuchten Schulen unterrichten.

Stromdoktor
20 Tage zuvor
Antwortet  Norbert

“oder mit im Homeoffice gebastelten Dingen (Voodoo Püppchen vielleicht) Ihren Lebensunterhalt bestreiten können…”

Das wird leider nicht funktionieren da @Realist “Homeoffice” immer mit “nicht arbeiten” gleichsetzt.

Eigentlich verwunderlich, wo man als LK ja einen großen Teil der Arbeit im HO verbringt…könnte ein Nachweis dafür sein, dass doch nicht alle gleich (überlastet) sind und einige sich ganz gut “arrangiert” haben.

Fräulein Rottenmeier
19 Tage zuvor
Antwortet  Stromdoktor

Homeoffice ist aber nicht gleichbedeutend mit „Ich arbeite morgens in der Schule und nach meinen sonstigen Aufgaben arbeite ich zuhause weiter“. Homeoffice bedeutet, dass der Arbeitgeber mich dazu ausstattet und auch hier die Arbeitszeit gilt, die vereinbart wurde. Homeoffice bedeutet, dass ich das arbeite, was ich normalerweise in Präsenz tun würde, also im Büro.
Lehrer arbeiten normalerweise nicht im Homeoffice. Sie bereiten zu Hause vor, was sie vor Ort dann arbeiten.
Das war jahrelang, jahrzehntelang gut, aber es ist in eine Schieflage geraten, weil viel mehr Aufgaben auf den Lehrer zukommen und der Arbeitgeber dies nicht berücksichtigt.
Beispiel: Als ich meine Stelle als SL antrat, gab es einen PC, der mir in der Schule zur Verfügung stand. Es liefen übers WE einige Emails auf, über die Ferien viele EMails, die aber jeweils gut abgearbeitet werden konnten. Dann gab Laptops…..fortan auch wegen der guten Erreichbarkeit mehr EMails während der eigentlich nicht erreichbaren Zeit….
Und dann kam Corona….Emails Freitag 16 Uhr, Aufforderung zur Umsetzung Montag….was bedeutete, kein Wochenende, keine Etholung, aber hey Homeoffice….
Jetzt nach Corona immer noch Freitags oder am letzten Tag vor den Ferien Emails mit Dringlichkeitsstufe hoch…..
Die Arbeit ist verdichtet…..so sehr, dass man es fast nicht mehr aushält….
Auch für die Kolleginnen ist alles sehr schwierig und sehr anstrengend geworden!

Teacher Andi
19 Tage zuvor
Antwortet  Norbert

Dann widerlegen Sie doch bitte mal die Ausführungen von Realist mit fundierten Argumenten und Erfahrungen, Ihre Vorwürfe und Beschimpfungen helfen da jetzt nicht weiter.

AvL
18 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Ab 60 Jahre aufwärts war da Risiko schwer zu erkranken besonders
stark mit einer exponentiellen Steigerung der Letalität mit zunehmenden Alter.
Männer haben auch ohne “Männerschnupfen” eine höhere Letalität bei Covid-19 als Frauen.

SB HS Lehrer
20 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

googlen hilft manchmal bevor man wie am Stammtisch lospoltert…. hat genau 3sek gedauert eine Antwort auf ihre Frage zu finden:

https://www.vbe.de/service/lehren-aus-zwei-jahren-schule-unter-coronabedingungen

Und ganz ehrlich ihre Aussage finde ich eine Frechheit… wir haben uns in der großen Mehrheit den Arsch aufgerissen damit wir irgendwie etwas am laufen halten konnten und zum Dank gab es nichts – außer solcher Kommentare wie von Ihnen, weil es Ihnen nicht genug war.

Aber stellen Sie sich vor, für uns war es auch das erste Mal dass wir vor so Problemen standen und wir Lösungen finden mussten, die wir oft am Dienstherrn vorbei z.T. sogar privat organisiert und finanziert haben….

Lisa
20 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

Erst wenn man davon ausgeht, dass Corona eigentlich nicht existiert, macht Ihren Aussage so richtig Sinn.

Nordlicht
20 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

Sehr geehrte Frau Buttler,
sind Sie betroffenes Elternteil? Ich bin gerade etwas verwirrt, da ich mich nicht an die von Ihnen organisierten Aktionen „sichere Schule in der Pandemie“ erinnern kann, in welchen Sie die vielen Eltern mobilisierten, um die Landesregierungen dazu zu bringen, die Schulen so auszustatten, dass auch in Pandemiezeiten Schule risikoarm möglich ist.
Wo waren Sie? Haben Sie sich in Ihrem Kämmerlein bzw. Homeoffice verkrochen? Ich war, die Lockdowns ausgenommen, permanent in der Schule und habe unterrichtet. Nachmittags und abends habe ich die Kinder online beschult, die noch nicht in die Schulen durften.
Ich hab mehr als meinen Job getan in der Zeit. Und Sie? Ihre Mitstreiter? Was haben Sie getan?

Nordlicht
20 Tage zuvor
Antwortet  Irene Buttler

„Ne, man hat sich aus lauter Angst verkrochen und viele Lehrer haben sich weggeduckt.“

Diese ängstlichen Lehrer von 2020 aber auch… Eine Erkrankung, an der innerhalb von 03/20 – 12/20 knapp 48.000 Menschen in D starben, gegen die es kein Gegenmittel, keine Impfung gab, an der so viele Menschen schwer erkrankten, dass die Krankenhäuser vollliefen und bundesweit Plätze für die gesucht wurden, die man wirklich nicht mehr nach Hause schicken konnte, eine Erkrankung, die Ärzte immer wieder vor die schreckliche Entscheidung stellte, wem man jetzt das einzige noch freie Beatmungsgerät geben soll, eine Erkrankung, die bis heute über 180.000 Tote in D gefordert hat und weitere Tote fordert, die teilweise erhebliche Langzeitfolgen hat: eine solche Erkrankung ist ja wohl kein Grund dafür, sich um die eigene Gesundheit zu sorgen, wenn der Arbeitgeber für die Arbeit in 30er Gruppen in geschlossenen Räumen als einzige Arbeitsschutzmaßnahme einen Fenstergriff bereitstellt. Alles verweichlichte Waschlappen, ich gebe Ihnen absolut recht!
Lassen Sie mich raten: Sie haben sich als Lehrkraft in dieser Zeit zur Verfügung gestellt, oder Sie haben unter Verzicht auf Schutzkleidung im Krankenhaus gearbeitet?

Lisa
20 Tage zuvor

Sanktionen und Beziehungsarbeit sind keine Widersprüche. Sanktionen sind Konsequenzen eines Verhaltens. Sie schaffen Klarheit, Respekt und ein verlässliches Miteinander. So ähnlich wie im Straßenverkehr. Diese Analogie wähle ich, da es auch hier um verschiedene und verschieden starke Gruppen geht, die nicht unbedingt freiwillig aufeinander treffen. Hier nur auf Beziehungsarbeit zwischen den Verkehrsteilnehmer zu bauen, ist förderlich, doch nicht ausreichend.

Martina
20 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Mich stört der häufig gebrauchte Begriff “Beziehungsarbeit“. Beziehung sollte etwas Selbstverständliches und Automatisches sein, das immer stattfindet und für das nicht eine bestimmte Extra-Zeit angesetzt wird.

Lisa
19 Tage zuvor
Antwortet  Martina

Arbeit hat zwei Definitionen:
Substantiv, feminin [die]
1a.
Tätigkeit mit einzelnen Verrichtungen, Ausführung eines Auftrags o. Ä.
“eine leichte, anstrengende, mühsame, zeitraubende, langweilige, interessante Arbeit”
1b.
[ohne Plural]
das Arbeiten, Schaffen, Tätigsein; das Beschäftigtsein mit etwas, mit jemandem
“körperliche, geistige Arbeit”

Ich meinte die Zweite.

ginny92
19 Tage zuvor
Antwortet  Martina

Jein, klar natürlich steht man automatisch in Beziehung zu SuS aber die kommt im Alltag einfach oft zu kurz. Fänden sie es nicht auch deutlich besser, wenn man mehr Luft für Gespräche, Probleme… bei den SuS hätte.

Feli
18 Tage zuvor
Antwortet  ginny92

Ich halte mehr Zeit für die schulischen Kernaufgaben für wichtig, z.B. für die Beherrschung der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen.
Der Schule sind in den letzten Jahrzehnten so viele Fremdaufgaben zugeschustert worden, die von ihren Protagonisten allesamt als ungeheuer wichtig und unverzichtbar erklärt wurden, dass ein Großteil der Schulabgänger meiner Meinung nach ungebildeter denn je ins Leben startet. Vieles wurde in ihrer Schulzeit angesprochen, gestreift, diskutiert, zerredet und als gesellschaftliche, weltanschauliche oder politische Lehrsätze “herausgearbeitet”, allerdings mit erschreckend geringer Nachhaltigkeit.
Mehr Zeit für heiße Luft oder mit heißer Nadel gestrickte Zusatzaufgaben macht Schule nicht besser, sondern schlechter. Ihre Kräfte und Möglichkeiten werden dermaßen zersplittert, dass am Ende auf keinem Gebiet mehr von einer soliden, Bildung die Rede sein kann, die verlässliche Stütze fürs spätere Leben ist.

ginny92
17 Tage zuvor
Antwortet  Feli

Natürlich darf das nicht zu lasten der Kulturtechniken gehen, da bin ich ganz ihrer Meinung. Aber man könnte trotzdem mehr “Luft” in der Schule schaffen. Es gäbe dazu verschieden Wege und Möglichkeiten :

  • Aufsichten zum Beispiel könnten andere als die LK machen ( man kann mal mit einem Schüler so sprechen)
  • Veränderungen im Lehrplan z.B. in Geschichte um dort Zeit für Diskussionen zu haben (hilft fachlich und sozial, dazu kann man als LK seine SuS besser einschätzen und sie einen selbst)
  • Eine Stunde in der Woche die nur für Probleme etc. ist

und das sind nur ein paar Ideen. Es muss natürlich ein gute Konzept sein, welches nicht mal eben über das Knie gebrochen wird.