“Sinnlos”: Philologen kritisieren Abschlussprüfungen nach 10. Klasse an Gymnasien

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DÜSSELDORF. Zentrale Abschlussprüfungen gibt es zum Ende der 10. Klasse nun auch wieder an den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen. Der Philologenverband findet die ZP10 dort sinnlos. Das Schulministerium sieht das ganz anders.

Prüflinge an Einzeltischen in einer Schulaula.
Wie sinnvoll sind die zentralen Abschlussprüfungen nach der 10. Klasse am Gymnasium? Foto: Shutterstock

Die zentralen Abschlussprüfungen nach der 10. Klasse werden seit 2024 auch wieder an den Gymnasien in NRW abgelegt – und das hat für Kritik gesorgt. Der Philologenverband Nordrhein-Westfalen appellierte an die Landesregierung, diese verpflichtenden Abschlussprüfungen – ZP10 – für die Gymnasien wieder abzuschaffen. Sie bedeuteten eine starke Zusatzbelastung für Lehrerinnen und Lehrer und seien nicht relevant für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler.

«Nur wenige von ihnen verlassen das Gymnasium tatsächlich nach der Mittelstufe. Wir schlagen vor, dass diese überschaubare Personengruppe die ZP10 auf Wunsch freiwillig ablegen kann, für alle anderen würde die Verpflichtung entfallen», empfahl Sabine Mistler, Vorsitzende des Verbands. In NRW finden die ZP10 in allen Schulformen am Ende der Klasse zehn in Deutsch, Englisch und Mathe statt, seit diesem Jahr nach längerer Pause auch wieder in den Gymnasien.

Ministerium: ZP10 für Chancengerechtigkeit und Vergleichbarkeit wichtig

Im Schulministerium in Düsseldorf hieß es, die ZP10 seien nun an den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen mit der Rückkehr zum neunjährigen gymnasialen Bildungsgang – G9 bis zum Abitur – wieder eingeführt worden. «Dadurch können – wie an allen anderen Schulformen mit sechsjähriger Sekundarstufe I – die bis zum Ende der Sekundarstufe I erworbenen Kompetenzen überprüft werden.» Das sei ein wichtiger Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit und sorge für eine bessere Vergleichbarkeit bei der Vergabe von Abschlüssen und Berechtigungen, betonte ein Sprecher.

Lehrkräfte und Schulaufsicht erhalten zudem eine wertvolle Rückmeldung über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler, sagte der Ministeriumssprecher. «Für die Schülerinnen und Schüler selbst ist die ZP10 eine hilfreiche Erfahrung im Umgang mit dem Instrument der zentralen Leistungsüberprüfung – und eine gute Vorbereitung vor allem auf das Zentralabitur.»

Weil der Aufwand für die zentralen Abschlussprüfungen hoch sei, könnten weiterführende Schulen als Ausgleich die Anzahl der regulären Klassenarbeiten in Klasse 10 um eine Arbeit verringern. Außerdem wird laut Ministerium zur Entlastung der Lehrkräfte seit dem Schuljahr 2023/24 in den Klassen 7 und 8 jeweils eine Klassenarbeit weniger in Deutsch, Mathematik und Englisch geschrieben.

GEW fordert Überprüfung des gesamten Prüfungswesens

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte eine «kritische Prüfung des gesamten Prüfungswesens». Es solle evaluiert werden, ob die zentralen Prüfungen in diesem Fall pädagogisch und didaktisch Sinn machten und welchen Mehrwert sie hätten. «Als Bildungsgewerkschaft fordern wir die curricularen Vorgaben daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie den Bedürfnissen einer Bildung im 21. Jahrhundert, im Zeitalter der KI und einer Gesellschaft in der Transformation gerecht werden.» Da immer neue Aufgaben hinzukämen, sei eine Entfrachtung der curricularen Vorgaben erforderlich. «Wir müssen auf alles, was mehr Verwaltungsaufwand bedeutet und die Lehrkräfte zusätzlich und auf Dauer belastet, verzichten.» News4teachers / mit Material der dpa

Gymnasiasten entlasten: Prüfungen zum Abschluss der Mittelstufe entfallen

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Einer
29 Tage zuvor

Selbstverständlich ist die ZP am Gym sinnlos. Die Schüler vom Gym sind den Schülern der GS, RS oder HS fachlich weit vorraus.
Für mich ist die GS völliger Quatsch. Vom Ansatz her schon zum scheitern verurteilt. Wenn wir Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Eigenschaften in eine Gruppe packen, wird sich das Leistungsniveau und der Leistungswille IMMER nach unten orientieren. Wenn wir dann noch festlegen, dass die Leistung drei Jahre lang keine Rolle spielt (keine Versetzung zwischen 6. und 9. Klasse), dann bleibt auch kein Grund von außen um zu lernen. Ist kein Vorwurf an die Schüler. Das System hat sich in Düsseldorf ein ganz Schlauer ausgedacht. Es ist eine schöne Idee, aber wir Menschen sind nicht gut und edel sondern faul von Natur aus.

vhh
29 Tage zuvor
Antwortet  Einer

Dieser ideologische Grabenkrieg war eigentlich seit Jahrzehnten beendet. Ob zum Guten oder Schlechten, da kann man unterschiedlicher Meinung sein, beide haben viele Fehler, aber niemand spricht mehr dem anderen die Existenzberechtigung ab. ‘Die GS ist Quatsch’ war aber, s. o., schon länger kein vernünftiger Diskussionsbeitrag mehr.
Wie das Gymnasium bei 50% Schüleranteil immer noch den Eliteanspruch ‘wir sind so gut, da braucht man keine Prüfung’ rechtfertigen will, ist mir ein Rätsel. So ganz nebenbei erlebe ich in jeder neuen Oberstufe, dass Gesamtschüler und Gymnasiasten wenig bis keine Probleme miteinander, aber identische Probleme mit der Arbeitsweise der OSt haben.

PaPo
29 Tage zuvor

Der Unsinn muss ersatzlos weg.

“Das sei ein wichtiger Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit und sorge für eine bessere Vergleichbarkeit bei der Vergabe von Abschlüssen und Berechtigungen, betonte ein Sprecher.”
Das ist an Gymnasien Unsinn, will man nicht behaupten, alle Schulformen seien irgendwie dasselbe; wie @Eimer bereits anmerkte: “Die Schüler vom Gym sind den Schülern der GS, RS oder HS fachlich weit vorraus.”

“Lehrkräfte und Schulaufsicht erhalten zudem eine wertvolle Rückmeldung über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler, sagte der Ministeriumssprecher. «Für die Schülerinnen und Schüler selbst ist die ZP10 eine hilfreiche Erfahrung im Umgang mit dem Instrument der zentralen Leistungsüberprüfung – und eine gute Vorbereitung vor allem auf das Zentralabitur.»”
(a) Wir Lehrkräfte können damit so absolut gar nichts anfangen. Die Ergebnisse der ZP10 dürften im Rahmen der sonstigen Leistungen der entsprechenden Schüler sein (und waren es bei uns auch) waren auch.
(b) Die Generierung von noch mehr Vergleichsdaten bringt auch insg. nichts (die Sau wird vom Wiegen immer noch nicht fett und hier wird bisweilen die Vergleichbarkeit von Unvergleichbarem behauptet).
(c) Natürlich…. drei jahre vor dem Abitur ist die ZP10 eine unfassbar wertvolle Vorbereitung auf das Zentralabitur – nicht. Und was ist das für eine Nichtaussage, dass die ZP für die Schüler “selbst […] eine hilfreiche Erfahrung im Umgang mit dem Instrument der zentralen Leistungsüberprüfung” sei? Das ist am Ende nur eine unnötig umfangreichere Klassenarbeit für die Schüler. Zudem dient die Einführungsphase in die gymnasiale Oberstufe (11. Klasse)
ja bereits – wer hätte das gedacht – der Einführung in die Gymnasiale Oberstufe…

“Weil der Aufwand für die zentralen Abschlussprüfungen hoch sei, könnten weiterführende Schulen als Ausgleich die Anzahl der regulären Klassenarbeiten in Klasse 10 um eine Arbeit verringern. Außerdem wird laut Ministerium zur Entlastung der Lehrkräfte seit dem Schuljahr 2023/24 in den Klassen 7 und 8 jeweils eine Klassenarbeit weniger in Deutsch, Mathematik und Englisch geschrieben.”
Oooh… wie gnädig. BTW : In welcher ‘unerwarteten’ Phase der Q2, in der auch irgendwie so manche Hauptfachlehrer, die in der Q2 und der 10. Klasse eingesetzt sind, involviert sind, fand die ZP10 noch gleich kürzlich im Schuljahr 2023/24 statt? Irgendwas mit “A” am Anfang und irgendwie gesteigerter Belastung und recht engen terminlichen Vorgaben… über die zeitlichen Vorgaben der ZP10 ganz zu schweigen (da durften Kollegen auch mal gerne die ZP10 für zwei Klassen à 25+ Schülern binnen einer Woche korrigieren).

Unfassbar
29 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Ich habe eher die Tendenz, dass die ZP10 besser ausfiel als meine durchschnittliche Klassenarbeit.

Walter Hasenbrot
28 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Als Zweitkorrektor im letzten Jahr hatte ich auch eher den Eindruck ungewöhnlich guter Noten.

Pauker_In
28 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

War bei mir auch so.
Dabei waren die Aufgaben, ich spreche von Mathematik, nicht zu anspruchslos.
Aber die Punktevergabe machte es nahezu unmöglich, Fehlleistungen angemessen zu bewerten.
Z. B. gab es für einen Lösungsweg mit mehreren Schritten zwei Punkte. Zieht man für einen Fehler dann einen Punkt ab, wären dies 50%, eigentlich zu viel. Aber den Fehler durchzuwinken geht eigentlich auch nicht.
Bei eigenen Klassenarbeiten zieht man einen halben Punkt ab, das ist bei ZP10- und Abiturklausuren verboten.
Also sammle ich: Der erste Fehler bleibt folgenlos, beim nächsten ziehe ich dann “zuviel” ab usw.
Mit den entsprechenden Kommentaren zieht sich die Korrektur dadurch ein wenig in die Länge, aber bislang konnte ich meine Koreferenten stets überzeugen.

Unfassbar
29 Tage zuvor

Ich persönlich finde die ZP und die Zentalklausur am Ende der 11 als zwei Dinge überflüssig. Man könnte eines weglassen.

uwe
29 Tage zuvor

Warum nicht? Der Korrekturaufwand bei der ZP10 hält sich in Grenzen und ersetzt ja auch eine Klassenarbeit. Haben die Kolleg*innen vielleicht Angst ? Könnte ja rauskommen das ihre Schüler*innen den Realschüler*innen oder Gesamtschüler*innen doch nicht so weit überlegen sind wie der Philologenverband uns glauben machen möchte.

PaPo
29 Tage zuvor
Antwortet  uwe

Ach… da sind sie wieder, die Aversionen ggü. Gymnasiallehrern…

Unfassbar
29 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Oder Frust. weil das Studium zu schwer war?

Unfassbar
29 Tage zuvor
Antwortet  uwe

Die ZP10 liegt mitten in der Hochphase der maximalen Arbeitsbelastung mit Zentraler Klausur, schriftlichem und mündlichem Abitur. An den Gymnasien kriechen die Hauptfachlehrer dann auf den Knochen, da muss es eine ZP10 nicht auch noch sein. Der Korrekturaufwand ist deutlich höher als für eine normale Klassenarbeit, weil erstens die Bögen ausgefüllt werden müssen und es zweitens noch die Zweitkorrektur gibt.

anka
29 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

So ist es! Und nicht anders.
Stichwort “Lehrergesundheit“: packen wir doch noch mal was drauf. Danke, Doro!

ginny92
28 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

An den Gesamtschulen haben wir beides regulär. Wie wäre es also, wenn man dafür kämpft, dass zum Beispiel sinnvolle Prüfungszeiträume gewählt werden. Die andere Möglichkeit wäre, dass keine LK die ein Abitur abnimmt noch die ZP10 machen muss oder umgekehrt. Ich bin zugegebener Maßen auch nicht 100% überzeugt ob die ZP10 im Gymnasium so laufen muss wie an den Gesamtschulen. Was mich aber tierisch nervt ist dieses “wir brauchen das nicht am Gymnasium” ” wir sind so belastet am Gymnasium mit den Abitur”. Warum können wir nicht über alle Schulformen einfach für sinnvolle und entlastende Entscheidungen kämpfen ?

Walter Hasenbrot
28 Tage zuvor
Antwortet  ginny92

An Gymnasien sind die Oberstufen aber in der Regel größer als an Gesamtschulen. (Besonders wenn man das Verhältnis von SEK I und SEK II betrachtet.) Deshalb ist an Gymnasien ein wesentlich höherer Anteil an Lehrkräften an den Abitiurprüfungen beteiligt.

Ein sinnvoller Vorschlag, der Lehrkräften an beiden Schulformen helfen würde, wäre es aber, die Zweitkorreturen in der ZP 10 abzuschaffen.

PS: Ich habe schon an beiden Schulformen unterrichtet.

ginny92
28 Tage zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Also pauschale Aussage die SEK II an Gesamtschulen ist kleiner als an Gymnasien kann ich jetzt nicht bestätigen. Auch die Aussage, dass am Gymnasium mehr Lehrkräfte an den Abiturprüfungen beteiligt wären, kann ich so nicht teilen. Aus den letzten drei Jahren kann ich sagen, dass ein großer Teil mit Lehrbefähigung SEK II versucht an die Gymnasien zu kommen ( Versetzungsanträge und wenige bis gar keine Bewerbungen). Das mag jetzt vielleicht auch mit dem nicht so beliebten Standort zusammenhängen.
Aber ich bin da ganz bei ihnen, dass es sicher sinnvolle Vorschläge gibt die sich umsetzen lassen.

Pauker_In
28 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Einspruch!
Ich muss die Klausur und den Erwartungshorizont nicht selbst erstellen. Ein Riesenvorteil. Gut, die Bögen auszufüllen nervt, aber dafür entfallen die pädagogisch unfassbar wertvollen, individuell an den Schüler gerichteten Rand- und Abschlussbemerkungen. Da male ich doch lieber Tabellen voll.
Einziges Ziel der Korrektur: Den Zweitkorrektor überzeugen.
Und die Zweitkorrektur? Mit einer schönen Tasse Tee ab auf die Terrasse, mach’ ich mir damit doch keinen Stress. Vor allem, wenn ich die Aufgaben bereits kenne.
Und ich sehe ich endlich mal, wie die Kollegen so korrigieren. Mache ich selbst zu viel? Zu wenig?
Ich bin als Korrekturfachlehrer sehr dafür, die ZP10-Prüfungen am Gymnasium beizubehalten.

Walter Hasenbrot
28 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Sie müssen den Erwartungshorizont zwar nicht selbst erstellen, dafür müssen Sie sich in einen fremden einarbeiten. Außerdem ist die Klausurzeit in der ZP länger als bei einer normalen Klassenarbeit, weshalb die Korrektur jeder einzelnen Klausur länger dauert.

Und drittens hat der Zweitkorrektor gar nichts davon, dass für Sie eine Klassenarbeit wegfällt. Für ihn ist das einfach eine Klassenarbeit mehr.

Nordlicht
28 Tage zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Und Viertens ist die Bepunktung oft dermaßen dämlich (zwei Punkte für 4 Lösungsschritte, halbe Punkte dürfen nicht gegeben werden), dass das Verteilen der Punkte nicht wirklich rechtssicher möglich ist. Fremde Erwartungshorizonte sind nicht immer das Gelbe vom Ei und erst recht nicht eine Arbeitserleichterung.

anka
29 Tage zuvor
Antwortet  uwe

Was machen denn die KuK am Gym zur Zeit der ZP10 sonst noch so?
Zur Info für die meinungsstarken KuK von anderen Schulformern: Oberstufen-Korrekturen, ggf. LK, richtiges, echtes Abitur. UND, ON TOP, wie immer, nun auch noch die ZP10.#
Wofür nunmehr keine Energie mehr bleibt: Projektwochen vor den Ferien vorzubereiten. Danke, Doro!
Es geht v.a. um die unnötige Arbeitsbelastung, nicht darum, dass die Birnen und Äpfel sich nicht vergleichen lassen. Niemand am Gym hat “Angst” vor den Realschülern* oder Gesamtschülern*.
“It ist the Arbeitsbelastung!”
And the Unfug.

Walter Hasenbrot
29 Tage zuvor
Antwortet  uwe

DIe Zweitkorrektur übernimmt nicht unbedingt jemand, der vom Wegfall der Klassenarbeiten in der 7 und 8 profitiert.

Ich durfte letztes Jahr die Abiturkorrekturen und die Zweitkorrektur in der ZP 10 parallel erledigen. Und das neben den vielen Korrekturen, die ich als Hauptfachlehrer sowieso habe.

Das verstärkt übrigens auch die Arbeitszeitungerechtigkeit zwischen Hauptfachlehrern und Lehrern, die so gut wie gar nicht korrigieren müssen.

Wie wäre es mit einer finanziellen Korrekturprämie für Hauptfachlehrer?

Pauker_In
28 Tage zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ja, das ist auch eine Frage der Organisation vor Ort.
Das hat man im Abi auch ohne ZP10: Die Matheklausuren im Abi liegen immer fast ganz am Ende, die verbleibende Korrekturzeit gerät also kurz.
Letztens hatte ein Kollege zwei GK und einen LK parallel, im GK sehr viele Schüler mit AB3. Der wäre fast verreckt, in einer Woche 50 Abiturklausuren durchzunudeln.

Pauker_In
28 Tage zuvor
Antwortet  uwe

Warum nicht? Der Korrekturaufwand bei der ZP10 hält sich in Grenzen und ersetzt ja auch eine Klassenarbeit.
Richtig, und nebenbei lernen die Schüler so schon einmal das Procedere der Abiturprüfungen kennen. Ich finde, das darf man als Übung nicht unterschätzen.
Als Lehrer kann ich meine eigenen Anforderungen an solchen Klausuren kalibrieren: Im Unterricht und in meinen eigenen Klausuren gehe ich gern etwas weiter (math. Beweise!), dann kann sich in der Abschlussprüfung niemand mehr über zu hohe Erwartungen beschweren.
(Original: “Wie fanden Sie die Klausur?” “Nicht GANZ so schlimm, wie wenn Sie sie selbst erstellt hätten!”)

Haben die Kolleg*innen vielleicht Angst ? Könnte ja [her]rauskommen[,] das[s] ihre Schüler*innen den Realschüler*innen oder Gesamtschüler*innen doch nicht so weit überlegen sind[,] wie der Philologenverband uns glauben machen möchte.

Angst könnte tatsächlich eine Rolle spielen. Aber nicht vor Vergleich mit anderen Schulformen, denn wir bearbeiten die Version “GYM”. Ich will nicht behaupten, diese Aufgaben seien schwieriger, aber als Ausrede könnte das ggf. herhalten.
Angst machen Zentralprüfungen immer denjenigen, die im Unterricht und in ihren Arbeiten die Anforderungen zu tief schrauben, und am Ende kommt das böse Erwachen.

Mimü
29 Tage zuvor

Mal zwei Interessensfragen aus einem Land ohne ZP in der 10:
Wie häufig passiert es, dass jemand mit den normalen Noten versetzt würde, aber dann durch die ZP fällt?
Muss der dann wiederholen oder darf er trotzdem in die Kursstufe?
Frage nur, weil es bei uns viele sehr knappe Versetzungen aus der 10 in die Kursstufe gibt, von denen dann viele später scheitern. Die Angst vieler KuK (gerade Referendaren) mal eine 5 im Zeugnis zu erteilen, ist doch überwältigend. Eine ZP könnte (auch wenn sie viel Arbeit macht) ja da eine bessere Hürde darstellen.

Walter Hasenbrot
29 Tage zuvor
Antwortet  Mimü

Das kommt am Gymnasium gar nicht vor.

Die ZP 10 ist nicht sonderlich schwer. Und es kann kaum passieren, dass man wegen der ZP 10 nicht versetzt wird, wenn die Vornote in Ordnung war.

Beides zählt 50 Prozent. Eine 5 in einem Hauptfach kann also nur bei einer 6 in der ZP 10 und Vornote 4 vorkommen oder bei einer 4 in der Vornote und einer 5 in der ZP, wenn die Lehrkraft das für angemessen hält.

Beide Fälle dürften extrem selten vorkommen. Wer durch die ZP fällt, dürfte in aller Reel auch auf gewöhlichem Weg eine 5 oder Schlechteres auf dem Zeugnis gehabt haben.

mimü
28 Tage zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ok, wenn das landesweit so ist, dann ist die ZP tatsächlich reine Schikane. Das müsste sich ja mit offiziellen Statistiken beweisen lassen. Keine Meinung – einfach Zahlen. Warum findet der Philologenverband nicht einfach einen geneigten Abgeordneten, der dafür sorgt, dass eine entsprechende kleine Anfrage gestellt wird?

447
28 Tage zuvor
Antwortet  mimü

Dazu sind die ZPs durch die verpflichtenden(!) Korrekturvorgaben noch so manipuliert, dass man sich eine 5 nur schwer, eine 6 fast garnicht erkämpfen kann…da muss man schon leere Blätter abgeben oder weite Teile ganz verweigern.

Unfassbar
23 Tage zuvor
Antwortet  447

Die Kunst oder Krux sind die Darstellungspunkte, deren Fehlen eine 1 und deren Vorhandensein die 6 fast unmöglich machen. Nivellierung zur Mitte hin.

Küstenfuchs
28 Tage zuvor
Antwortet  mimü

Die Frage ist recht einfach zu beantworten: Das Verhältnis des Philologenverbands ist in der Regel recht gut zu Abgeordneten von CDU und FDP, zu denen von SPD und Grünen angespannt und zu Rechtsaußen nicht existent. Da vermutlich die FDP den Mist eingeführt bzw. nicht wieder abgeschafft hat und die CDU in der Regierung ist, ist die Abgeordnetensuche schwierig.

Pauker_In
28 Tage zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Eine 5 kann auch bei Vornote 5 und ZP10 4 herauskommen, ich zitiere Standardsicherung NRW:
“Weichen Prüfungsnote und Vornote um eine Note voneinander ab, bestimmt die Fachlehrkraft in Abstimmung mit der Zweitkorrektorin oder dem Zweitkorrektor die Abschlussnote.”
Eine rechnerische 50-50-Regel gibt es nicht.

Walter Hasenbrot
28 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Und welche Lehrkraft gibt in einem solchen Fall tatsächlich die 5?

Pauker_In
26 Tage zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ich kenn’ da wen…

Unfassbar
28 Tage zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Vereinzelt kam es vor, dass ein Schüler __wegen__ der ZP10 in die Oberstufe versetzt werden konnte …

RSDWeng
25 Tage zuvor
Antwortet  Mimü

Selbst auf die Gefahr hin, heftigsten Widerspruch zu ernten: Eine Lehrkraft, die Angst davor hat, eine 5 oder gar eine 6 zu geben, hat den falschen Beruf gewählt.

Wolkenstein
28 Tage zuvor

Hm-da die ZAP 10 an Gymnasium eh schwerer ist als an anderen Schulformen („erhöhtes Anforderungsniveau“), leuchtet mir die Vergleichbarkeit nicht ganz ein. Trotzdem würde ich die Mehrarbeit irgendwie schlucken, wenn sie den SuS was brächte. Aber: Die Normiertheit der Anforderungen führt zu noch mehr „teaching to the test“, noch weniger Zeit für echte Bildung. Die „perfekte“ Lösung kann jedenfalls in Deutsch die KI liefern (mit SuS getestet) – Förderung von eigenständigem Denken, individuellem Stil, Kreativität, all das, was man in einer KI-gestützten Zukunft braucht: Fehlanzeige. Statt ernsthafter Auseinandersetzung mit einem Thema Abhaken von Einzelkriterien, bei denen Profiphilologen ihren inneren Monk ausgetobt haben. Für uns mehr Arbeit, für die SuS mehr sinnentleertes Lernen. Wofür soll das gut sein?

Pauker_In
28 Tage zuvor
Antwortet  Wolkenstein

Das Gute aber: In der ZP10 kann jedes der bislang behandelten Themen gestellt werden, was eine schöne Gelegenheit bietet, mal so richtig umfassende Übungsaufgaben zu stellen, gern auch auf freiwilliger Basis.
Wer’s ernst nimmt, geht gestärkt in die Oberstufe!

Wolkenstein
28 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Da ist was dran. Soweit ich weiß, sind gerade die Mathematiker glücklich über die umfassende Wiederholung. In Deutsch finde ich die Nivellierung der Themen eher problematisch- klar geht es um Handwerkszeug, aber eben auch darum, sich intensiv auf das Thema eines Textes einzulassen. Wenn es gleichgültig ist, ob es gerade um Identität oder Liebe oder Gewalt geht, Hauptsache, man wendet Texterschließungsstrategien richtig an, kommen eben auch nur Baukastentexte dabei heraus. Wenn meine Hauptsorge ist, dass ich Aufgabentyp 2 von Aufgabentyp 4b unterscheiden kann, bleibt von „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“ nicht mehr viel übrig. Aber das mag ein Deutsch-Problem sein – oder ich bin ein hoffnungsloser Romantiker. Hauptsache, die Kinder können Sachtexte über Unternehmensgründungen richtig zusammenfassen…

Pauker_In
26 Tage zuvor
Antwortet  Wolkenstein

Das kann ich nachvollziehen!
Damit haben Sie ein Problem bei der Prüfungsgestaltung der ZP10 beschrieben, das aber nicht gegen die ZP10 am Gymnasium spricht.
Man müsste nur entsprechend andere Aufgaben stellen.

Unfassbar
28 Tage zuvor
Antwortet  Wolkenstein

Für die Qualifikation für die Sek II reicht an den Gymnasien ein “ausreichend”, an den Gesamtschulen braucht es meines Wissens ein “befriedigend” im Erweiterungskurs und ein “gut” im Grundkurs.

447
28 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

So ist es.

RSDWeng
26 Tage zuvor

In Bayern ist das Gymnasium die einzige Schulart, die einen Abschluss, den der Mittleren Reife, ohne Prüfung verleiht. Das ist für viele nicht nachvollziehbar; es ist ungerecht, da hier die Gymnasiasten eindeutig bevorzugt werden.

Walter Hasenbrot
26 Tage zuvor
Antwortet  RSDWeng

Der mittlere Schulabschluss ist eben nicht die Abschlussprüfung für Gymnasiasten. Das ist das Abitur.

An anderen Schulformen sind auch keine Zwischenprüfungen vorgesehen. Von daher ist nichts ungerecht, wenn Gymnasisaten keine Abschlussprüfung drei Jahre vor ihrem Abschluss machen müssen.

Die Prüfung ist an Gymnasien auch überflüssig, da sie von so gut wie jedem bestanden wird und nachher von fast allen noch höhere Abschlüsse erworben werden.

Sitzenbleiben können Gymnasiasten in der 10 übrigens auch ganz ohne ZP. Ihnen wird also gar nichts geschenkt.

Lehrer
19 Tage zuvor

Ich finde es gut. Entweder man vergibt die Abschlüsse mit Endprüfung oder prüft klassisch konsekutiv. Ein Mischsystem ist völliger Unsinn. Von daher bin ich dafür, dass entweder alle die ZP10 für den FOR schreiben oder niemand.

Im Sinne einer Standardsetzung und Standardüberprüfung ist sie sicherlich auch sinnvoll. So hat man mit Vera3, Vera8, ZP10 und der Abiturprüfung eine kontinuierliche Datenbasis um das Schulsystem ggf. nachzusteuern.