Deutlich mehr Abitur-Prüflinge mit Traum-Note 1,0  – gleichzeitig mehr Durchfaller

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WIESBADEN. Gut vier Prozent der Abitur-Prüflinge im jüngsten Abschlussjahrgang hatten die Traumnote 1,0 auf dem Zeugnis stehen. Das sind deutlich mehr als in früheren Jahren, in Hessen jedenfalls. Gleichzeitig gibt es dort aber auch mehr Durchfaller. Welche Gründe könnte es geben? Das Kultusministerium sieht Corona-Regelungen als mögliche Ursache.

Rauf und runter. Illustration: Shutterstock

Während sich der Anteil der hessischen Abiturienten und Abiturientinnen mit der Top-Note von 1,0 in den zurückliegenden zehn Jahren deutlich erhöht hat, ist die Durchfallquote im gleichen Zeitraum angestiegen. Das geht aus der Antwort des Kultusministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion in Wiesbaden hervor.

Demnach stieg der Anteil der 1,0er-Prüflinge von 1,6 Prozent (2014/2015) auf 4,2 Prozent (2023/2024). Während vor zehn Jahren noch 3,0 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten durchfielen, waren es bei den jüngsten Prüfungen 5,5 Prozent.

Das arithmetische Mittel bei der Abinote erhöhte sich von 2,43 (2014/2015) auf 2,27 (2023/2024). Seit dem Schuljahr 2020/2021 werden die Ergebnisse der Schulen für Erwachsene in der Statistik mitberücksichtigt.

Höhere Durchfaller-Quote könnte mit Pandemie zusammenhängen

Eine Sprecherin des Kultusministeriums erläuterte, dass der Anstieg der Nichtbestehensquote insbesondere die zurückliegenden drei Jahre betreffe. Dies könnte eventuell darauf zurückzuführen sein, dass durch die Corona-Pandemie und die angepassten Versetzungsbestimmungen mehr Schülerinnen und Schüler zur Qualifikationsphase zugelassen worden waren als zuvor.

«Außerdem gab es während der Corona-Pandemie erschwerte Lernbedingungen und als Folge der Corona-Pandemie kam es zu einer Zunahme psychischer Belastungen, was sich negativ auf schulische Leistungen auswirken könnte», nannte die Sprecherin als mögliche Erklärung.

Mehr Zeit für die Prüfung möglicher Grund für bessere Noten

Sie verwies darauf, dass es coronabedingt in den Jahren 2021, 2022 und 2023 für die Prüflinge Anpassungen bei der Abiturprüfung gab, etwa verlängerte Bearbeitungszeiten. Lehrkräfte erhielten einen zusätzlichen Aufgabenvorschlag, damit die Auswahl auf den Kenntnisstand der Lerngruppe angepasst werden konnte. Diese Anpassungen seien für die Chancengleichheit notwendig gewesen – hätten aber möglicherweise zu verbesserten Noten geführt. News4teachers / mit Material der dpa

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12 Kommentare
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ed840
29 Tage zuvor

Das arithmetische Mittel erhöhte sich von 2,43 auf 2,27 ??? Zu meiner Schulzeit hätte man das noch anders gesehen.

Dreamghost
26 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Und der Lehrer hätte gesagt: Immer den Kontext sehen. Hier geht ed ja um Noten, da ist eine 1 besser, als eine 2. Vielleicht etwas unsauber formuliert, “verbesserte sich” wäre besser.

Unfassbar
29 Tage zuvor

Geringere Anforderungen, mehr Zeit, Zack fertig mehr 1,0 und immer besserer Durchschnitt. Dazu kommen mehr Schüler in der Oberstufe, mehr, die 2010 die Qualifikation nicht geschafft hätten, also auch mehr Durchfaller. Die Pandemie lasse ich bei der Qualifikation für die Oberstufe gelten, für die Leistungen in der Oberstufe nicht.

Der Zauberlehrling
28 Tage zuvor

4,2 % ist nicht mal ein Zwanzigstel.

Da muss noch mehr gehen!

Niveau senken; Handy als Hilfsmittel zulassen; Lehrer die schlechte Noten geben nachschulen.

Mimü
28 Tage zuvor

Die Gründe für die vielen Spitzenabis sind sicher vielfältig. Aber einer ist meiner Einschätzung nach entscheidend: seit einiger Zeit kann man Lehrer werden ohne selbst in Schule oder Uni sehr gute Leistungen erbracht zu haben. Ich will nicht sagen, dass diese Kolleg/innen schlechter unterrichten aber sie geben vielleicht doch häufiger mal 14 wo 11 Punkte angemessen wären.

Dirk Z
28 Tage zuvor
Antwortet  Mimü

Dazu mal eine Ansicht, die auch während meiner Zeit in der Fachoberschule-Zeit mindestens bei einem Lehrer beobachtet wurde. Es gab Schüler,die standen auf der Kippe (klassisches Notensystem) zwischen Vier – Fünf und die hatten die Chanche, sich auf eine Vier zu retten. Die entspredchenden mündlichen Prüfungen bei ihm waren echt happig und die meisten sind dabei auf einer Fünf geblieben. Bei den anderen, die mindestens eine Vier oder besser sicher hatten wurden in der entsprechenden mündlichen Prüfung recht einfache Fragen gestellt und jeder von den bekam am Ende die bessere Note. Das hat natürlich für Verstimmungen gesorgt und die Begründung des Lehrers war, wer gefährdet war de Abschluss zu bestehen der musste etwas bieten weil ihm das ansonsten später um die Ohren fliegt und bei den besseren Schülern war er gerne bereit, die Chancen auf einen Studienplatz durch einen besseren Notenschnitt zu erhöhen. Mag sein, daß dies auch bei den Kollegen so ist, die bei ehrlich verdienten 11 Punkten dann aus diesen Gründen auch 14 Punkte geben.

GBS-Mensch
28 Tage zuvor
Antwortet  Mimü

Seltsam ich war eher mit Lehrerinnen konfrontiert, die folgende Argumentation zu bieten hatten:

” Ich habe selbst als Schülerin nie mehr als zehn Punkte erreicht, also bekommt ihr auch nicht mehr.”

447
26 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Komisch.

Ich persönlich freue mich, wenn ich gute Noten geben kann.

Ich kenne ehrlich gesagt auch nur eine Lehrkraft, die so drauf war – wurde vor Jahren strafversetzt.

447
26 Tage zuvor
Antwortet  Mimü

Die Frage ist auch: Wie viel Ärger/Arbeit wollen Sie haben?
Was schlechte Noten betrifft…

GriasDi
28 Tage zuvor

Aber bei Pisa immer schlechter. Soviel zum Niveauverlust beim Abi.

ed840
28 Tage zuvor
Antwortet  GriasDi

Bei PISA werden 15-jährige getestet. Vielleicht gleicht der Unterricht in der gymnasialen Oberstufe die bis zur 9. Klasse aufgelaufenen Defizite bis zum Abitur nicht nur vollständig aus, sondern schafft sogar eine Überkompensation? 🙂

Dejott
27 Tage zuvor

Corona. Glück gehabt. Ausrede parat.