Digitalpakt 2.0: Kurzzeit-Bildungsminister Özdemir macht den Schulen Hoffnung

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BERLIN. Mit dem Ampel-Aus stehen viele Projekte auf der Kippe, auch eine Fortsetzung der Bundesförderung bei der Digitalisierung der Schulen. Nun äußert sich erstmals Übergangsbildungsminister Özdemir – und macht Hoffnung. Die Verunsicherung an den Schulen sei groß, so teilt der Allgemeine Schulleitungsverband Deutschland mit.

Da geht womöglich was: Bildungsminister Cem Özdemir (Grüne). Foto: Shutterstock / Jürgen Nowak

Nach der Entlassung von FDP-Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich ihr Nachfolger Cem Özdemir erstmals zum Bund-Länder-Streitthema Digitalpakt Schule geäußert. Er setze auf konstruktive und ergebnisorientierte Gespräche mit den Ländern, teilt der Grünen-Politiker mit. Er wolle die Verhandlungen zu einem gemeinsamen Erfolg führen. «Wir brauchen keine unnötigen Konfrontationen. Der Digitalpakt 2.0 muss kommen, denn Digitalisierung ist eine kontinuierliche Aufgabe, die uns alle angeht», sagt Özdemir.

Mit dem Aus der Ampel hängt das Förderprogramm in der Schwebe. Nach dem Bruch der Koalition fehlt eine Haushaltsplanung für das kommende Jahr und damit auch eine konkrete Summe, die dafür bereitgestellt werden könnte. Geplant war von Vorgängerin Stark-Watzinger, dass der Bund die Länder ab dem neuen Jahr bis 2030 mit insgesamt 2,5 Milliarden Euro unterstützt, wenn die Länder den gleichen Anteil in die weitere Digitalisierung ihrer Schulen investieren. Die Länder hatten die Summe bisher als viel zu klein kritisiert.

Beim ersten Digitalpakt, der im Mai auslief, hatte sich der Bund seit 2019 mit 6,5 Milliarden Euro beteiligt. Damit hatte er 90 Prozent der Ausgaben für die Digitalisierung in den Schulen wie Laptops und digitale Tafeln finanziert. Die restlichen zehn Prozent wurden von Ländern und Kommunen getragen.

„Schulen brauchen verlässliche W-LAN-Architekturen, regelmäßige Updates und einen dauerhaften technischen Support“

Der fehlende Fortschritt beim Digitalpakt 2.0 sorgt für erhebliche Unsicherheit an deutschen Schulen. Sven Winkler, Vorsitzender des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland (ASD), appelliert eindringlich an die Politik: „Schulen benötigen klare Entscheidungen, um eine nachhaltige und zukunftsorientierte digitale Bildung zu gewährleisten.“

Viele Schulen geben Beispiele für den erfolgreichen Einsatz des ersten Digitalpakts: eine beträchtliche Zahl von Schülerinnen und Schüler verfügen über digitale Endgeräte. „Das Ziel muss aber darin bestehen, dass alle Schülerinnen und Schüler frühzeitig lernen, kompetent mit digitalen Geräten umzugehen. Doch ohne verlässliche Finanzierungszusagen bleibt die Ausstattung der Klassen ungewiss“, betont Winkler.

Der stockende Entscheidungsprozess rund um den Digitalpakt 2.0 sei eine „Katastrophe“ für Schulen, die dringend Planungssicherheit bräuchten. „Selbst ein frühzeitiges Scheitern der Verhandlungen hätte uns mehr Klarheit gebracht. Ggf. hätten wir dann Alternativen gemeinsam mit Ländern und Kommunen erörtern können“, erklärt Winkler. Der momentane Stillstand erschwere die Suche nach Lösungen, da Finanzierungsfragen auf staatlicher Ebene ungeklärt blieben.

Winkler fordert ein klares Bekenntnis aller politischen Akteure zum Digitalpakt 2.0: „Es geht nicht um einen kurzfristigen Trend, sondern um die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.“ Infrastrukturfragen seien ebenfalls essenziell, betont er. „Eine digitale Ausstattung ist nur dann sinnvoll, wenn die Infrastruktur passt. Schulen brauchen verlässliche W-LAN-Architekturen, regelmäßige Updates und einen dauerhaften technischen Support.“ Nicht richtig kann sein, dass vieles vom Engagement Einzelner abhängt: „Das darf nicht der Standard werden“, mahnt Winkler. News4teachers / mit Material der dpa

Platzt der Digitalpakt 2.0? Breites Bündnis schlägt Alarm: “Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystems steht auf dem Spiel“

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Der Zauberlehrling
25 Tage zuvor

Übergangsbildungsminister.

Neuwahl am 23.02.2025 und dann noch bis zur Ernennung der neuen Minister. Also doch noch mehr als ein Vierteljahr.

Weniger als Frau Ministerin Stark-Watzinger kann er nicht bewirken.

Was herauskommt, wenn eine grüne Ministerin sich an Bildung versucht, kann man in Baden-Württemberg beobachten.

Vom Tagesspiegel.de:

Vor einem Jahr kündigte Bildungsministerin Theresa Schopper (Grüne) an, jeder Schüler Baden-Württembergs solle Zugriff auf Sprach-KI bekommen. Nun zeichnet sich ab, dass die landeseigene Lösung, der sogenannte Fairchat, eingestellt wird. Das berichten Tagesspiegel Background zuverlässige Quellen. Nach einem Jahr haben die Fachkräfte, welche die Fairchat-Schnittstelle programmierten, festgestellt, dass auch selbstgebaute Tools bei OpenAI abgerechnet werden müssen. Dadurch scheint das Vorhaben doch zu teuer. Ein Sprecher der Ministerin erklärte auf Anfrage, die Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Zum anderen hat ausgerechnet das Land, das als Hightech-Weltmeister gilt, beim Eigenbau von digitalen Tools schon vorher schlechte Erfahrungen gemacht. Dafür steht vor allem „Ella“, an der „Elektronischen Lehr- und Lernassistenz“ wurde jahrelang gebaut. Weil sie nicht richtig funktionierte, wurde Ella schließlich eingestellt – bei Entwicklungskosten von knapp 30 Millionen Euro, wie der Landesrechnungshof kritisierte. Nun steht mit Fairchat der nächste Flop bevor. Lehrkräfte, die ihren Namen nicht nennen wollen, sagten Tagesspiegel Background: Es sei das Beste, was den Schülern passieren könne, wenn Fairchat nicht komme, denn dieses Tool könne zu wenig.

Der Fairchat war das KI-Tool der Wahl, damit Schulträgern „eine datenschutzkonforme KI-Lösung angeboten werden kann.“ Das teilte die Bildungsministerin auf eine Kleine Anfrage im Landtag mit. Die interessante Frage ist nun, wie Theresa Schopper ihre gescheiterte KI-Strategie für Schulen am Mittwoch in Berlin verkaufen wird. …

Dil Uhlenspiegel
25 Tage zuvor

Fairchat also eher Für-d’-cat?

Rainer Zufall
25 Tage zuvor

Ich bleibe gespannt. Versemmeln kann er nicht viel, der Anreiz, sich zur ggf. vorgezogenen Bundestagswahl und für die Landtagswahl in BW zu profilieren besteht.
Mal schaun 🙂

Annemaus
25 Tage zuvor

https://youtu.be/fhi4cvmmjBE?si=jLxevWyRBejmdEEO

Bildungswunder Özdemir kennt noch nicht einmal den Unterschied zwischen Gigabyte und Gigawatt und soll sich um den Digitalpakt kümmern?

Annemaus
25 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Es waren zwei “Versprecher” in 30 Sekunden. Das ist also kein Versprecher mehr, sondern Unwissen.

Mika
25 Tage zuvor
Antwortet  Annemaus

Ich verrate Ihnen jetzt mal ein Geheimnis: ich bin sogar LEHRER u.a. für Informatik. Und selbst ich als jemand, der richtig Informatik studiert hat, kenne nur einen ganz kleinen Teil der Informatik so, dass ich mich darin als Experte bezeichnen würde. Als EXPERTE weiß ich übrigens auch, wie und ggf. mit wessen Hilfe ich mich im Bedarfsfall informieren kann.

Mir sind Menschen, die angeblich keine Fehler in ihrem Job machen, suspekt: entweder arbeiten die nicht oder sie bekommen ihre Fehler garnicht mit oder sie vertuschen sie zum Schaden aller.
Aussprüche wie Ihrer werden in meinem Unterricht streng geahndet. Ich will nämlich, dass meine Schüler ihre Fehler erkennen und analysieren, um daraus zu lernen. Das setzt allerdings voraus, dass sie Fehler machen dürfen, ohne von dämlichen Kommentaren ins Lächerliche gezogen zu werden.
Nennt sich Fehlerkultur.

Rainer Zufall
25 Tage zuvor
Antwortet  Annemaus

Das ist der einzige “Kritikpunkt”, der gefunden wurde?
Am Ende scheint Herr Özdemir qualifiziert und hoch motiviert zu sein, die Sache zu lösen 😀

Patrick
25 Tage zuvor

Was sollte Herr Özdemir auch anderes sagen. Er war doch gestern Abend in einer sehr komfortablen Situation. Er hatte keinen Einfluss auf die bisherigen Gespräche und kann (mit Blick auf den fehlenden Haushalt und die anstehenden Neuwahlen) auch nicht großartig an den Verhandlungen mitwirken. Dazwischen liegt noch die “Weihnachtspause”.

Ich fand seine Rede wirklich gut und sehr optimistisch. Aber faktisch passieren kann und wird vor den Neuwahlen natürlich nichts. Ich hätte mir gewünscht, dass sich da auch einfach mal jemand ehrlich macht. Das will keiner so richtig zugeben.

Frau Streichert-Clivot forderte derweil, zum Ausgleich sozialer Unterschiede, dass jede/r Schüler/in ein über den DigitalPakt finanziertes mobiles Endgerät erhalten solle. Ich kann dem nur vehement widersprechen. Wenn wir uns nicht auf einen “DigitalPakt unendlich” einigen können, stehen wir in 5 Jahren wieder vor dem gleichen Problem, wie bei den Lehrer-Leihgeräten… dann haben wir Tatsachen geschaffen, die die Schulträger aus eigenen Mitteln weiterverantworten dürfen. Das ist unverantwortlich.

Realist
25 Tage zuvor

“Prinzip Hoffnung” in der Bildungsolitik… Ist ja ganz was Neues und hat die vergangenen Jahrzehnte auch super funktioniert….