Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hat der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin-Friedenau nach einem Gespräch mit Lehrkräften, Schulleitung und Elternvertretern Unterstützung zugesagt. Zuvor hatte das Kollegium in einem Brandbrief Probleme mit aggressiven, gewaltbereiten und bildungsfernen Schülern geschildert, die zum Teil kein Deutsch sprechen und zuvor noch nie eine Schule besucht haben (News4teachers berichtete).
Günther-Wünsch sagte, es sei bei dem Treffen darüber gesprochen worden, wie Schülerinnen und Schülern mit Schwierigkeiten geholfen werden könne, sie zu fördern, zu begleiten und zu einem Schulabschluss zu bringen.
Erste Maßnahmen sollen noch dieses Jahr umgesetzt werden
Sie habe zugesagt, zu prüfen, welche Programme es dafür gebe. «Ich gehe fest davon aus, dass wir dieses Jahr noch einige der Maßnahmen umsetzen können werden.» Mit anderen sei erst im nächsten Schulhalbjahr zu rechnen.
Die Schule hatte der Schulaufsicht unter anderem mehr Lehrer für Unterricht in geteilten Klassen vorgeschlagen, aber auch eine feste Schulpsychologin zusätzlich zu den Sozialpädagogen, eine bessere Hofaufsicht gegen aggressive Schülergruppen und einen Pförtner am Eingang.
Günther-Wünsch sagte, sie nehme die Forderung ernst, dass man sich einen Pförtner wünsche. Beim Thema Personal werde sie schauen, wie der Schule temporär Unterstützung angeboten werden könne.
Die Senatorin kündigt weiteren Besuch an
Die Situation sei nach ihrer Wahrnehmung «weniger dramatisch als konstruktiv», so die CDU-Politikerin. «Das Kollegium hat eine Vorstellung, wie man der Schule helfen kann, wie man unterstützen kann und darum geht es.» Günther-Wünsch kündigte an, sie sei nicht das letzte Mal an der Schule gewesen, sondern werde wiederkommen.
Gesamtelternvertreter Andreas Thewalt sagte, das Gespräch mit der Senatorin sei «recht offen» gewesen. «Es war in Teilen kontrovers, aber am Schluss dann doch konstruktiv.» Noch ist aus seiner Sicht allerdings offen, welche Folgen es haben wird: «Es werden jetzt verschiedene Dinge angegangen, um Verbesserungen zu ermöglichen», sagte Thewalt. «Und dann muss man gucken, ob das trägt und was dabei herauskommt.»
«Es ist das mutigste Schulkollegium der Stadt»
Für den Brandbrief zeigte Thewalt mehr als nur Verständnis: «Es ist das mutigste Schulkollegium in der Stadt. Das muss man sich ja trauen, sowas zu machen», sagte er. «Ich habe Respekt vor dem Mumm, den die haben.»
Auch der Schulleitung attestierte Thewalt, «kompetent, sehr engagiert und zugewandt» zu sein. «Die machen eine hervorragende Arbeit, aber wenn sie mit Bleiwesten herumlaufen müssen, kommen sie an ihre Grenzen.» So weit sei es zwar noch nicht. «Aber jetzt wird es Zeit, dass es besser wird.»
An der sogenannten Integrierten Sekundarschule von der 7. bis 10. Klasse mit etwa 400 Schülern im Bezirk Tempelhof-Schöneberg hatte das Lehrerkollegium mit seinem Alarmbrief auf die schwierigen Zustände dort aufmerksam gemacht.
Trotz strenger Hausordnung und Schulpädagogik und einem großen Einsatz der Lehrer komme die Schule immer mehr an ihre Grenzen, heißt es darin. Es gebe eine «bedrohliche Gewaltbereitschaft und verbale Übergriffe» vor allem der männlichen Schüler. Die Schule müsse zunehmend die Polizei rufen, um bei eskalierenden Situationen etwa nach Schulschluss vor dem Schulgebäude einzugreifen.
Kollegium beklagt «massive Verhaltensauffälligkeiten»
In dem Brandbrief war die Rede von «massiven Verhaltensauffälligkeiten und ungebührlichem, asozialen Unterrichtsverhalten». Die größte Angst vieler Schüler und Schülerinnen sei, beim Toilettenbesuch «in kompromittierenden Situationen» von anderen Schülern mit eigentlich verbotenen Handys an der Trennwand vorbei fotografiert oder gefilmt zu werden.
Laut einer dem Brief angefügten Tabelle häuften sich in den ersten zwei Monaten nach den Sommerferien bis Anfang November 489 unentschuldigte Fehltage der Schüler an, 517 Mal wurde ein Schüler oder eine Schülerin während des Unterrichts zu einem der Sozialpädagogen geschickt. News4teachers / mit Material der dpa
Nach Brandbrief: Ex-Schulleiter (“Berlins strengster Rektor”) rät zu gemeinnütziger Arbeit
Wäre es nicht sinnvoller gewesen, wenn sie unangekündigt vorbeigekommen wäre? Dann hätte sie ein realistisches Bild erhalten.
Nein, ab einem gewissen Grad nehmen sich Schüler auch nicht mehr zusammen, wenn sie beobachtet werden. Da versagt die Selbststeuerung völlig. Ist also vermutlich egal, ob sie sich ankündigt oder nicht.
Stimmt. Man denke an “BigBrother”, wer es noch kennt, aber anfangs ist es so, dass sie sich noch etwas besser benehmen als sonst, aber wirklich nur anfangs und je nachdem, wie eine Lehrkraft sowieso ihre Klasse im Griff hat.
Genau. Außerdem wissen die SuS nicht, wer diese Dame ist und welchen Posten sie hat und was dieser Posten überhaupt sein soll.
Meine SuS in BW an einer RS wissen ja nicht einmal, wer ihr Ministerpräsident ist, wie er ausschaut und was der alles darf….
Ich wünsche mir für die Schule, dass am Ende nicht nur Worthülsen übrig bleiben. Was man von der Gräfenau-Grundschule in Ludwigshafen so hört, hat sich nach vollmundigen Versprechungen seitens der Verantwortlichen bei der ADD und in der Politik genau nichts geändert. Temporär halfen wohl mal ein paar Studenten aus und es gab einen pädagogischen Tag. Angeblich legte man der Schulleiterin zudem nahe, sich künftig gegenüber der Presse und Öffentlichkeit bedeckt zu halten und an die ADD zu verweisen. Immerhin war in der Lokalpresse zu lesen, dass die Schule umfassend saniert und für mindestens zwei Schuljahre in Container ausgelagert werden soll. Ob das die Probleme lösen wird?
Interessant sind nach solchen Brandbriefen ja nicht die unmittelbaren Reaktionen, sondern die wirklichen Eingriffe und Veränderungen ein, zwei, drei Jahre später.
Ha, genau das schrieb ich eben, wir wissen ja in Berlin, was wir von Versprechungen der CDU und Frau Günther-Wünsch zu halten haben. Die haben offensichtlich das “Aussitzen” von Helmut Kohl geerbt.
Vermutlich wird man auch hier in die Medien lächeln und hilfsbereit tun, intern aber auf das Verbot verweisen, dass Beamte sich an die Öffentlichkeit wenden. Damit haben sie sich ja ihre Vorteile erkauft. Nichts ist umsonst.
Daumendrück, dass konkrete Maßnahmen eingeleitet werden!
“Günther-Wünsch sagte, sie nehme die Forderung ernst, dass man sich einen Pförtner wünsche.”
Das macht mich nicht ganz zuversichtlich…
Haben Pförter die rechtliche Grundlage, Minderjährige am Verlassen des Geländes zu hindern?
Oder wäre dessen Job diesbezüglich “nur” die Kontaktaufnahme zur Polizei?
Ba bräuchte man “Türsteher-Typen”, damit die Jugendlichen die auch ernstnehmen. Dem klassischen “Pförtner-Typen” tanzen die doch auf der Nase herum.
Ne, der Pförtner bräuchte die Berechtigung, etwas zu tun – ist aber meines Wissens nicht erlaubt. Daher weiß ich nicht genau, was der am Ende konkret machen soll, wenn Schüler*innen das Gelände verlassen würden….
Er hätte das Recht, den zur Unterstützung herbeigerufenen Cousins das Betreten der Schule zu untersagen. Sicherer wäre für ihn allerdings gleich die 110.
Untersagen können die Lehrkrafte auch.
Bin mir nicht sicher, ob “der Cousin” gerade völliges Kopfkino bei Ihnen ist. Gelesen habe ich dazu nicht, meine ich
Zitat: “Die Schule hatte der Schulaufsicht unter anderem mehr Lehrer für Unterricht in geteilten Klassen vorgeschlagen, aber auch eine feste Schulpsychologin zusätzlich zu den Sozialpädagogen, eine bessere Hofaufsicht gegen aggressive Schülergruppen und einen Pförtner am Eingang.”
Brauchen das nicht nahezu alle Schulen? Nun bekommt es eine, die “aufgemuckt” hatte, obwohl ja bekanntlich den Beamten “die Flucht in die Öffentlichkeit” verboten ist (aber das nur am Rande). Wie will es Frau Günther-Wünsch für alle Schulen finanzieren? Gerade will Berlin alles Mögliche an Ausgaben streichen?
Und übrigens, das Vierblättrige Kleeblatt (wo bist du?) wird mir zustimmen, Frau Günther-Wünsch und ihre CDU haben schon so manches versprochen und verlieren nun kein Wort mehr darüber. Da weiß man ja, was man von Versprechungen der CDU Berlin zu halten hat (Stichwort Nachteilsausgleich für die Nicht-Beamten).
Du hast es ja schon gemacht. Danke dir! Wir alle sollten die CDU vor den nächsten Wahlen fragen, ob sie uns bereits mitteilen könnte, welche ihrer Ankündigungen nur ein “Wahlköder” ist und sowieso nicht umgesetzt werden wird. Hier schrieb man ja schon, selber schuld, wer das glaube.
“Nach Brandbrief des Kollegiums: Bildungssenatorin sagt Bergius-Schule Unterstützung zu”
Oh wie großherzig.
Alle nachmachen!
@Deutsch-Lehrer im Forum
“Die Situation sei nach ihrer Wahrnehmung «weniger dramatisch als konstruktiv»” – ich übersetze mal: “Die Lage sei nach ihrer Wahrnehmung “weniger erregend (spannend, darstellend, beschreibend) als zukunftsgerichtet (aufbauend, entwickelnd). Ich habe einfach mal die “fetten” Wörter durch Synonyme ersetzt. Frage: Meint sie mit Situation die Lage, die zum Brandbrief geführt hat? Und meint sie mit konstruktiv, dass sich das in Berlin so weiter entwickeln wird und wir das nicht dramatisch sehen sollen, also uns nicht erregen sollen? Entschuldigung, ich bin kein Germanist, aber so verstehe ich das. Kann es bitte jemand besser für mich übersetzen!
Stimmt. Dieser Satz macht auf den ersten Blick keinen Sinn. (Die Situation sei nach ihrer Wahrnehmung «weniger dramatisch als konstruktiv», so die CDU-Politikerin.) Man muss schon “hinzudenken”, was sie wohl damit sagen wollte, es ist ja ein Zitat.
Sie meint vermutlich, die Situation sei nicht dramatisch, alle bemühen sich konstruktiv um eine Lösung (und deshalb sei die Situation nicht so dramatisch wie es scheine) = weniger dramatisch als vielmehr konstruktiv. (?) Wer weiß, wie sie es wirklich gesagt hat. Ich war nicht dabei.
Aber versprechen tun Frau Günther-Wünsch und ihre CDU ja viel, wenn der Tag lang ist (und eine Wahl bevorsteht).
Danke, für die Erklärung. Hoffen wir, dass es so gemeint war. Aber das ist ja das “Schöne” am Politikersprech, hinterher lassen sich solche schwammigen Zitate immer irgendwie “zurechtbiegen”. Da wurde man halt falsch verstanden, war nicht so gemeint, die bösen Medien drehen alles im Mund um, … Man kann ja leider nicht in den Kopf der Politiker sehen, was sie wirklich denken und meinen. Hauptsache es “klingt” irgenwie gut.
“Da wurde man halt falsch verstanden, war nicht so gemeint, die bösen Medien drehen alles im Mund um.”
Billiges Politiker-Bashing. Wir kennen keinen einzigen Politiker, der so redet – sorry. Herzliche Grüße Die Redaktion
… oder jahrzehntelange Erfahrung mit “Phrasendrescherei”? Gegen wohlklingende, aber hohle Phrasen habe ich schon zu DDR-Zeiten eine Allergie entwickelt, die sich in den letzten Jahren leider wieder verstärkt bemerkbar macht. Liegt wohl am Alter! 🙂
Sie leben frei in einem der reichsten und rechtssichersten Länder der Erde (so frei, dass Sie tagein, tagaus schreiben können, dass Ihnen die demokratisch legitimierte Politik der Bundesrepublik nicht gefällt) – und vergleichen die politische Situation mit der DDR? Hmmm. Herzliche Grüße Die Redaktion
Ich vergleiche die “Schönrederei” und an anderer Stelle den “Umgang” mit Statistiken – Tut mir leid, aber ich sehe da doch öfter Parallelen. Das liegt sicher daran, dass ich wie 16 Millionen anderer ehemaliger DDR-Bürger seelisch geschädigt bin (laut Wolf Biermann, den Sie so gern zitierten).
Das liegt daran, dass Sie notorisch gegen die demokratisch regierte Bundesrepublik hetzen und die DDR verklären. Warum auch immer.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Okay, ich darf jetzt meine Meinung frei äußern. Falls ich aber Kritik äußere ist das Hetze? Dafür komme ich zwar nicht in den Knast, aber an den n4t-Pranger? Ach, damit kann ich leben. Ist der Ruf erst ruiniert, … 🙂
Es ist keine Kritik, einer Menschengruppe pauschal und öffentlich irgendetwas selbst Ausgedachtes zu unterstellen. Es ist auch keine Meinung. Das ist eine Lüge. Herzliche Grüße Die Redaktion
Herzliche Grüße
Die Redaktion
@Redaktion
Ich habe mir das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Sie haben wahrscheinlich Recht und ich tue der Senatorin Unrecht. Wahrscheinlich habe ich dieses Zitat nicht oder falsch verstanden, da mir der Zusammenhang zu dem, was sie sonst noch sagte fehlt. Als dummer Leser muss ich mich natürlich informieren, was sie sonst noch sagte, um dann zu verstehen, was sie meinte. Mein Fehler! Man darf also Zitate, die man liest, nicht einfach hinnehmen und denken, der Journalist wird sich etwas dabei gedacht haben, wenn er genau dieses Zitat anführt. Bei einigen Medien (z. B. BILD) war mir das schon vorher klar, aber man muss das wohl generell so sehen. Wieder etwas dazu gelernt. Danke!
Was ist denn daran so schwer zu verstehen, was sie meinte (und wie sie in unserem Beitrag zitiert wird)? Sie sagt damit, dass es dem Kollegium mit dem veröffentlichten Brandbrief mehr darum ging, Lösungen für die Schule zu finden als medial Krawall zu schlagen – und? Muss man nicht besonders geistreich finden. Ein Anlass, um über Politikerinnen und Politiker im Allgemeinen herzuziehen, bietet das Zitat aber nicht. Sie hat auch nichts versprochen, was sie später wieder zurücknehmen müsste – sie will halt mal schauen, was geht. Auch das kann man kritisieren. Man kann diese Aussagen aber sachlogisch nicht zum Anlass nehmen, um Politikerinnen und Politikern zu unterstellen, sie würden immer das Blaue vom Himmel versprechen. Das hat Frau Günther-Wünsch nachweislich nicht getan.
Wir lesen aus Ihren Posts heraus: Es geht Ihnen hier nicht darum, den Inhalt des Artikels zu kommentieren – es geht Ihnen darum, (mal wieder) populistisch Stimmung zu machen. Und das kritisieren wir.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Liebe Potschemutschka, ich habe letztes Jahr eine Nilkreuzfahrt gemacht und habe auf unserem Schiff eine Frau kennengelernt, die mir in drei gemeinsamen Tagen ihre unglaublich spannende Lebensgeschichte erzählt hat. Sie ist geboren vor der DDR, hat in der DDR gelebt, war in der SED, stand voll dahinter, bis ihr Sohn (ein Künstler, Tänzer) in den Westen geflüchtet ist. Da begann der Druck auf sie, auf ihre Familie und schließlich stellte sie ihr ganzes Leben infrage….sie hat mir Bilder aus ihrem Leben gezeigt, von ihrem Sohn,….diese Zerrissenheit, aber auch die Haltung, dass ihr Leben eben so war und dass sie sich nicht entschuldigen muss, dass sie einem Staat geglaubt hat, sogar für ihn gearbeitet hat, den sie für richtig hielt.
Diese Erzählung (noch nie jemanden kennengelernt, der so offen über sich berichtet) war so authentisch, so fremd und gleichzeitig so nachvollziehbar, dass ich verstanden habe, dass es viele Sichtweisen auf die Dinge gibt.
Danke!
Geht mir genauso. Persönliche Erfahrungen mit Besuchen im Osten habe ich erst, seitdem meine Tochter im Rahmen ihres Studiums ein Semester in Leipzig verbringt. Übrigens in einem sehr linken bunten und sympathischen Stadtviertel. Dann gibt es da noch die Freunde meiner Mutter, die vor dem Mauerfall mit ihren beiden Töchtern einen Ausreiseantrag gestellt haben und in den 80 Jahren in den Westen eingereist sind. Sehr kluge und besonnene Menschen, aber auch mit einer entsprechenden Leidensgeschichte. (Töchter haben zbsp vor der Ausreise keine Zeugnisse bekommen, und sie wurden bis zuletzt von guten Freunden bespitzelt (bekannt nach Stasiakteneinsicht). Dann wurden sie, endlich mit viel Hindernissen im Westen angekommen, erst mal kritisch beäugt und herablassen behandelt. Das wird dann wohl auch der Grund sein, warum sie ihren sächsischen Dialekt fast vollständig abgelegt haben. Inzwischen sind sie im Schwabenland gut integriert, reisen gerne und schätzen natürlich Annehmlichkeiten und Freiheiten, die es früher nicht gab. Aber, und jetzt wird es interessant, ihr Herz hängt immer noch an der Zeit, die sie im Osten verbracht haben. Eigentlich ein natürlich menschlicher Zug, wenn man die meiste Zeit seines Lebens eben dort verbracht hat. Mir würde es im Traum nicht einfallen, Menschen ihre schlechten aber auch guten Erinnerungen an ihre Lebensgeschichte zu verbieten. Und in diesem Sinne kann ich einen gewissen Hang zur Ostalgie-allerdings gerne mit Realitätsbezug- sehr gut nachvollziehen.
Hetzen?
„ Abwertend wird damit laut Duden die Gesamtheit unsachlicher, gehässiger, verleumderischer, verunglimpfender Äußerungen oder Handlungen bezeichnet, die Hassgefühle, feindselige Stimmungen und Emotionen gegen jemanden oder etwas erzeugen.“ „ Im gesellschaftlichen Sinn bezeichnet man als Hetze unsachliche und verunglimpfende Äußerungen[3] zu dem Zweck, Hass gegen Personen oder Gruppen hervorzurufen, Ängste vor ihnen zu schüren, sie zu diffamieren oder zu dämonisieren.“
Sorry, nein. Die Kommentare der Foristin potschemutschka sind gemäß der in Wikipedia zu findenden Definition des Wortes keine Hetze.
Die Ansichten der Foristin mögen den Ihrigen nicht entsprechen, aber „notorische Hetze“ ist was anderes.
Mit freundlichen Grüßen,
Mika
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hetze#:~:text=Abwertend%20wird%20damit%20laut%20Duden,bezeichnet%20der%20Begriff%20die%20Hetzjagd.
Ich denke, Sie haben potschemutschka einfach in eine Schublade gesteckt und da ist es völlig egal, was sie schreibt. Für die Redaktion ist das schon ein Reflex: Oh, potschemutschka schreibt, ach DDR, kann ja nur schlecht sein.
Haben Sie sich mal überlegt, dass Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, allergisch darauf reagieren, immer wieder darauf hingewiesen zu werden, dass ihr ganzes Leben vor der Wende scheiße gewesen sein muss, weil man ja in einer Diktatur gelebt hat. Dass sie gefälligst zu denken haben, dass ihr Leben in der DDR falsch und politisch inkorrekt war und dass sie das gefälligst immer wieder hervorheben müssen, dass sie sich dafür entschuldigen müssen, überhaupt einen glücklichen Moment gehabt zu haben, dass sie niemals darüber reden dürfen, dass es in der DDR auch Dinge gab, die gut oder sogar sehr gut waren….
Sie fordern, weil ja die DDR eine Diktatur war, dass diese Menschen ihre Identität verleugnen….
Ständig kommen Sie mit den Anschuldigungen, ständig kommen Sie mit Forderungen, dass man ja erkennen müsse, dass man nichts, aber auch gar nichts Gutes daran lassen darf….
Damit nehmen Sie den Menschen Würde, Identität…
Entschuldigung, aber das nenne ich woke Bubble….Menschen, die vermeintlich wissen (weil @ Redaktion immer schön eine Quelle parat), was genau richtig und was falsch ist, ohne Zweifel und ohne Bewusstsein dafür, was es anrichtet (nämlich Ablehnung). Empathie geht anders….ja
“Dass sie gefälligst zu denken haben, dass ihr Leben in der DDR falsch und politisch inkorrekt war…”
Das fordert niemand. Potschemutschka schreibt aber nicht von ihrem Leben – sie schreibt über Politik. Und vergisst dabei stets das Leben der Opfer der SED-Diktatur. Daran erinnern wir dann, weil wir hier kein öffentliches Schwelgen in DDR-Nostalgie unterstützen (die letztlich in einer Ablehnung unserer Demokratie mündet, die in Ostdeutschland leiter weit verbreitet ist).
Das Problem sehen nicht nur wir. “Die DDR – und damit die Diktatur – wirkten vielfach nach, so Kowalczuk. Schon in den 90er Jahren, gleich nach der Wiedervereinigung, hätten 40 bis 50 Prozent der Menschen im Osten Deutschlands eine demokratieskeptische Haltungen vertreten, so Ilko-Sascha Kowalczuk in seinem Buch. Seit einigen Jahren seien es sogar fast zwei Drittel. Die Folge: die immer größere Akzeptanz extrem autoritärer, auf einen starken Staat setzender Kräfte, rechts wie links. Stichwort: BSW. Begünstigt das Aufwachsen in der Diktatur antidemokratische Einstellungen? Die “Diktatursozialisierung” begünstige illiberales Denken, Nationalismus und Rassismus, betont Kowalczuk auch im BR-Interview. Irritierend finde er jedoch auch die Selbstverständlichkeit, mit der jene, die in Freiheit und Demokratie hineingeboren wurden, davon ausgingen, dass es eben so sein müsse und man nichts zu ihrem Erhalt tun müsse. Kowalczuk: ‘Diese Beobachtung habe ich in die Formel gepresst: Die Freiheit lässt sich nur in der Freiheit verraten.'” Quelle: https://www.br.de/nachrichten/kultur/freiheitsschock-autor-kowalczuk-geht-mit-dem-osten-ins-gericht,UN0hIBH
Wir arbeiten mit News4teachers und freiem Journalismus täglich daran mit, diese Demokratie zu erhalten – auch indem wir demokratiefeindliche Posts hier nicht so stehen lassen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Zu Ihrem interessanten link, habe ich auch noch einen:
https://www.ardaudiothek.de/episode/br24-medien/warum-muessen-wir-anders-ueber-ostdeutschland-berichten/br24/13534211/
Hier noch zwei links (zum Roman “Kairos”), die mal eine andere Sicht auf die DDR präsentieren, als die einseitige der Redaktion und einiger Foristen hier. Übrigens bekam Jenny Erpenbeck für ihren Roman “Kairos” den “International Booker Prize”:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/jenny-erpenbeck-ddr-kairos-roman-1.5396827
https://taz.de/Roman-Kairos-von-Jenny-Erpenbeck/!5805530/
Vielleicht hat ja der/die eine oder andere über die Weihnachtsferien Zeit und Lust, die bestehenden Vorurteile zu überprüfen? 🙂
Auch Thilo Mischke lobt dieses Buch.
Jenny Erpenbeck erzählt in “Kairos” von einer Amour fou in der DDR.
Was hat das mit Politik zu tun? Sie vermischen – ob bewusst oder unbewusst – ständig die Ebenen. Niemand bestreitet, dass man in der DDR glücklich sein und/oder verliebt sein konnte. Aber doch nicht wegen der Diktatur (es sei denn vielleicht, man war Profiteur des Systems).
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Okay, wahrscheinlich muss man ost-sozialisiert sein, um zwischen den Zeilen lesen zu können und/oder schon etwas älter, um überhaupt noch Bücher zu lesen und nicht nur die Kurzzusammenfassung im Internet 🙂
Klar, nur Ostdeutsche verstehen die Welt. Herzliche Grüße Die Redaktion
Aber Missverstehen ist doch auch eine Form des Verstehens.
@Redaktion
Wo habe ich das behauptet? Ich schrieb nur, dass wahrscheinlich nur ost-sozialisierte Menschen Bücher über den Osten verstehen!
Vielen, vielen Dank, für diesen klugen, empathischen Kommentar.
Es war eine Freude ihn zu lesen.
Ich finde Ihren Kommentar zwar gut, aber was hat das bitte mit “woke” zu tun?
… wahrscheinlich liegt es auch noch an meinem D-Lehrer (10. – 11. Klasse), der mahmte uns immer zu Vorsicht bei Fremdwörtern. Er meinte, wir sollten diese nur verwenden, wenn wir auch genau wüssten, was sie bedeuten. Im Zweifelsfalle wäre es immer besser ein bekanntes deutsches Wort stattdessen zu verwenden, um sich nicht zu blamieren oder missverstanden zu werden.Er machte damals jede Menge Übungen mit uns, in denen wir “Fremdwörter übersetzen” sollten. Das zeigt anscheinend noch fast 50 Jahre später Wirkung bei mir. 🙂
@Redaktion
Sehr geehrte Redaktion,
es tut mir wirklich leid. Anscheinend kann ich es Ihnen nicht recht machen. Immer wieder fordern Sie mich auf, auch mal was schlechtes über die DDR zu schreiben. Diesmal habe ich es getan (die “Schönrederei” und der “kreative” Umgang mit Statistiken, die mich damals schon störten) und das ist nun auch wieder nicht richtig. Tja, ist wohl so. Wir kommen nicht auf einen gemeinsamen Nenner. 🙂 Aber in meinem Alter ändere ich mich (und meine Meinung) wohl auch nicht mehr. Sorry!
Mit freundlichen Grüßen
potschemutschka
Ich habe gerade einen interessanten link gefunden, zur Sprache von Politikern (warum sie so sprechen, wie sie sprechen).Lesenswert, aber hat meine “Allergie” nicht unbedingt gelindert, leider. 🙂
https://www.deutschlandfunkkultur.de/rhetorik-von-politikern-worthuelsen-und-sprechblasen-100.html
Das beste mMn. aus dem link:
„Wenn ich gestanzte Formulierungen nehme, gehe ich kein Risiko ein. Es ist manchmal auch der Routine und der Schnelligkeit geschuldet, so Formulierungen, wo man weiß, man macht nichts falsch, das sagen alle. Auf der anderen Seite werden die so routiniert rausgehauen und man vergisst dabei, das nimmt keiner zur Kenntnis oder ist mit eine der Ursachen der mangelnden Glaubwürdigkeit.“
Das ist genau das, was ich meine: auf Nummer sicher gehen, sich nicht festlegen, dann kann sich auch keiner hinterher beschweren. Und nutzt man dann noch viele wohlklingende Fremdwörter oder Phrasen, versteht kaum einer, was man gesagt hat und kaum einer traut sich das zuzugeben (außer die hatten einen D-Lehrer wie ich 🙂 )
Okay, bei “die bösen Medien drehen alles im Mund um” – haben Sie Recht. Welcher Politiker würde so etwas laut sagen und es sich damit bei den Medien verscherzen. Das wäre poltischer Selbstmord. Dann setzen wir an diese Stelle wohl besser: “Daran kann ich mich nicht erinnern.” Einverstanden?
Dafür können Sie sicher eine Quelle angeben. Wir jedenfalls kennen keinen Politiker, der so über eigene Wahlversprechen spricht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Aber hat nicht gerade Herr Merz schon mehrfach nach einer umstrittenen Äußerung gesagt, er sei falsch verstanden worden?
Es ging um das, was Politiker angeblich versprechen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Bei mir ging es in erster Linie um das, was Frau Günther-Wünsch in der Schule sagte, und andere schöne “Floskeln” von Politikern. War das ein Versprechen der Senatorin? Das war eine Aussage der Politikerin zu dem Treffen in dieser Schule. Aber, obwohl … 🙂
Ich wusste nicht, dass es in der DDR Schulen mit “massiven Verhaltensauffälligkeiten und ungebührlichem, asozialen Unterrichtsverhalten” gab, welche “schöne Floskeln” der Politiker*innen ernteten.
Naja, uns gibt es ja (noch). Soweit ein erfreulicher Unterschied zur DDR. Wir sollten dies ausbauen 🙂
Es gibt genügend Wahlversprechen, die nach der Wahl nicht eingehalten wurden. Manche dieser Versprechen waren schon im Vorfeld als unrealistisch bzgl. der Umsetzung als unrealistisch einzustufen.
Ist ein mehrfach überarbeiteter Lebenslauf, hust, nicht auch ein Versprechen?
Ein Versprechen von Kompetenz?
Oder zählt das eher als Vorschlag?
Weil es Betrüger in Deutschland gibt, sind alle Deutschen Betrüger – das wäre dann die Logik.
Übrigens, die Fälle von Hochstapelei betreffen vor allem eine Partei: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-europakandidaten-muessen-nach-hochstapler-verdacht-lebenslauf-offenlegen-a-8cb8ec9f-b5f3-4263-ae77-066b22bfab6d
Herzliche Grüße
Die Redaktion
War zwar kein Wahlversprechen, aber CumEx und Erinnerungslücken …? Da war doch mal was…
Hochproblematisch, dass der anscheinend der Beste ist, den die SPD anzubieten hat.
War zwar auch kein Wahlversprechen… aber die AfD ist das mit Abstand Schlimmste, was derzeit geboten wird.
Trotzdem will der Verfassungsschutz den Saftladen wohl erst nach der Wahl als gesichert rechtsextrem einschätzen – Wie sehr Sie über diese Täuschung von Wählenden aufgebracht seien müssen 😛
Sie meinen also, die Ausländer sind an allem schuld – verstanden 😉
Woran schuld? An dem Zitat von der Senatorin? Da müssen Sie Frau Günther-Wünsch fragen. 🙂
Günther-Wünsch sagte, sie nehme die Forderung ernst, dass man sich einen Pförtner wünsche. Beim Thema Personal werde sie schauen, wie der Schule temporär Unterstützung angeboten werden könne.
Wow, welch großartige Versprechen! Jeder, der ein paar Jahrzehnte im Schuldienst verbracht hat, weiß, was von solcher Phrasendrescherei zu halten ist!!!
In memoriam an meinen D-Lehrer: 🙂
“temporär” bedeutet: zeitlich begrenzt, vorübergehend, nicht permanent.
“permanent” dagegen würde bedeuten: dauerhaft, für immer.
Also gibt es vorübergehend vielleicht ein bisschen mehr Personal, aber nur, wenn es dann nicht demnächst an anderer Stelle gebraucht wird. Jetzt muss nur noch diese begrenzte Dauer festgelegt, oder besser geschätzt werden. Ich schätze – bis zum nächsten Brandbrief einer anderen Schule, oder bis Gras über die Sache gewachsen ist und sich die Lage etwas beruhigt hat. (apropos, – von der Schule aus Burg hört man auch nichts mehr. Gab/gibt es da eigentlich temporäre oder permanente Maßnahmen nach dem Brandbrief?)
P.S.: Da es ja hier um Berlin geht, hat die Schule vielleicht Glück, denn temporäre Lösungen können hier schon mal länger als 20 Jahre dauern. So wie die “temporäre” Arbeitszeiterhöhung für alle Lehrer in Berlin vom Jahr 2003. Die gilt nämlich noch heute! 🙂
Da Sie sich so viele Sorgen um die Menschen in Burg machen: https://www.rbb-online.de/doku/o-r/rbb24-reportage/der-brandbrief-aus-burg.html
🙂
Danke für den interessanten link. Aber welche konkreten Unterstützungen/Maßnahmen wurden vom Bildungsministerium “temporär” oder “permanent” eingeleitet? Weiterbildungen für die Lehrer, okay. Reden, reden, reden mit Schülern und anderen, okay. Und sonst? Das meiste waren private Initiativen von Lehrern, SL und Bürgern. Stehen die also immer noch allein da, wo ist die Politik: mit mehr Personal (Teams), mit Sozialarbeitern, sinnvollen Freizeitangeboten für Jugendliche, um diese aus den Fängen der AfD zu befreien oder anderes? Dazu habe ich nicht viel gefunden. Die Schule ist erst mal raus aus den Schlagzeilen (Gras drüber?).
https://www.nordkurier.de/regional/brandenburg/rechte-vorfaelle-an-schule-ministerium-sagt-lehrern-hilfe-zu-1577872
Was wurde versprochen und was davon wurde bis heute umgesetzt? Das wäre interessant zu wissen!
Gerade habe ich mir Maybrit Illner und Angela Merkel im ZDF gegönnt. Dazu muss ich sagen, dass ich kein Fan der CDU bin (in diesem Leben wohl auch nicht mehr werde) und auch Angela Merkel nie gewählt habe. Aber, Chapeau! Ich glaube, ihr Buch “Freiheit” wünsche ich mir zu Weihnachten! Die Frau (nicht ihre Partei) wird mir, im Nachhinein, immer sympahtischer. Das hilft mir allerdings nicht bei meiner nächsten bevorstehenden Wahlentscheidung. 🙂