Schule, Kita, Hort: Das sind die Bildungspläne der ersten (möglichen) Brombeer-Koalition

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ERFURT. CDU, BSW und SPD verhandeln in Thüringen über eine Koalition. Nun sind Ergebnisse der Arbeitsgruppen da. In der Bildung wollen die drei den Lehrermangel bekämpfen und Kindergartenkinder fit für die Schule machen.

Mischt mit: Sahra Wagenknecht. Foto: Benjamin Zibner / Sahra Wagenknecht

Bildung ist für Politiker nicht immer ein Gewinner-Thema: Probleme wie Lehrermangel, Unterrichtausfall und Verständigungsschwierigkeiten in den Klassen kommen bei Eltern schnell an. Mit Sprachtests im Kindergarten und einer stärkeren Bindung angehender Lehrerinnen und Lehrer wollen CDU, BSW und SPD einige der Dauerthemen angehen, wie die Deutsche Presse-Agentur übereinstimmend aus Verhandlerkreisen erfuhr. Teils wollen sie sogar Ideen von Rot-Rot-Grün ausbauen. Ob die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Bildung eins zu eins den Weg in einen Koalitionsvertrag finden, den CDU, BSW und SPD gerade auszuverhandeln versuchen, ist unklar. Ebenso steht nicht fest, ob es überhaupt zu einer sogenannten Brombeer-Koalition kommt. Aus Verhandlerkreisen hieß es, es gebe im Bildungssektor durchaus Schnittmengen. Ein Überblick:

Kindergarten

Kinder sollen in Thüringen nach Vorstellungen von CDU, BSW und SPD im Alter von fünf Jahren einen Sprachtest absolvieren, bevor sie eingeschult werden. Geplant ist demnach, dass der Sprachtest früh ansetzt, damit den Kindern bei Bedarf noch vor dem Schulbesuch geholfen werden kann. Defizite sollen durch Sprachförderung im Kindergarten angegangen werden, hieß es. Der Test soll demnach nicht dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler mit Sprachdefiziten später eingeschult werden.

Kommt ein drittes beitragsfreies Kindergartenjahr? Zumindest in der Arbeitsgruppe Bildung gehört das wohl nicht zu den Ergebnissen der Verhandlungen, ist zu hören. In Thüringen sind bereits zwei Jahre im Kindergarten gebührenfrei. Kostenlose Bildung war einst ein Herzensanliegen von Rot-Rot-Grün. Allerdings wollen die drei Parteien die bisher eingeführten gebührenfreie Jahre sichern und bekennen sich dem Vernehmen nach auch zur bisher erreichten Verbesserung der Betreuungsqualität.

Hort

Schon im Sondierungspapier von CDU, BSW und SPD steht: «Mit der Abschaffung der Hortgebühren und dem Ausbau von Ganztagsangeboten erleichtern wir den Alltag der Familien und schaffen mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie.» Daran soll auch nach Abschluss der Arbeit in den Arbeitsgruppen festgehalten werden.

Schule

CDU, BSW und SPD wollen angehende Lehrer schneller als bisher als Lehrkräfte nach Thüringen holen oder hier binden. Dafür sollen Lehramtsstudenten schon in der Uni und vor ihrem Abschluss mit Angeboten gelockt werden. Denkbar seien etwa Vorverträge, wie es sie in anderen Bundesländern schon gebe, hieß es. Die Details müssten aber noch geklärt werden. Außerdem soll der duale Lehramtsstudiengang an der Uni Erfurt wegen der großen Nachfrage ausgebaut und die Studienplatzzahl erhöht werden – das hatten die Parteien bereits in ihrem Sondierungspapier vereinbart.

Schulen sollen nach dem Dafürhalten der drei potenziellen Partner mehr Freiheiten in der Verwendung des Schulbudgets bekommen – etwa, um Honorarkräfte zu engagieren. Damit soll der Mittelabfluss verbessert werden. Auch sollen sie eigenständig Profile über Lernangebote und die Stundentafel entwickeln können.

Bereits im Sondierungspapier haben die drei Parteien signalisiert, dass sie eine Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie anstreben. Zudem bekennen sie sich zum gegliederten Schulsystem, in dem auch Förderschulen bestehen sollen. In der Kernschulzeit soll die Nutzung des Smartphones für Grundschülerinnen und -schüler eingeschränkt werden. Von Stefan Hantzschmann, dpa

Lieber lesen, schreiben, rechnen: Wagenknecht für Smartphone-Verbot an Grundschulen

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Hysterican
27 Tage zuvor

Wstum lese ich eigentlich in diesem Kontext immer “Brumm-Bär-Koalition”?

Vllt, weil es seltsame Geräusche von sich gibt, wenn man die Realität auf den Kopf stellt.

Lisa
26 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

Das Konzept ist weder utopisch noch bringt es den großen Wandel. Keine Revoluzzer! Da war Kanzler Willi Brandts Bildungsoffensive ein ganz anderes Kaliber.

Kolumbus
27 Tage zuvor

Das sind dann wohl die üblichen Kompromisse, wenn drei Parteien zusammen arbeiten müssen. Ich entdecke nichts Besonderes. Handyverbot in der Kernzeit der Grundschule? Also 1.-4. Stunde? Ich verstehe noch nicht, was das soll. Bei uns sind Handys den Schülern bis Klasse 4 während des ganzen Schulaufenthaltes verboten. Was würde da Kernzeit bedeuten? Und wer nutzt denn in der Schule Handys im Unterricht???

Die LSR-Garantie liest sich gut. Nur wie denn? Glauben die denn, bisher haben Lehrer in Thüringen nicht versucht, allen Kindern Lesen, Schreiben, Rechnen beizubringen? Was hat das verhindert und wie werden diese Behinderungen nun beseitigt? Oder wird einfach nur der Druck auf die Lehrkräfte erhöht, dies zu schaffen? Ich glaube ja.

Dass Förderschulen ausdrücklich erhalten bleiben sollen, finde ich gut. Das wird ja leider immer wieder mit fadenscheinigen Argumenten infrage gestellt.

Realist
26 Tage zuvor
Antwortet  Kolumbus

Handyverbot in der Kernzeit der Grundschule? Also 1.-4. Stunde? Ich verstehe noch nicht, was das soll. Bei uns sind Handys den Schülern bis Klasse 4 während des ganzen Schulaufenthaltes verboten.”

Sie verstehen die politische Mesage hinter solchen Verlautbarungen scheinbar nicht. Da muss erst die Politik kommen, um die “Leerkräfte” auf das Offensichtliche zu stoßen. Selber kriegen die “Frösche an der Basis” ja nichts hin… Die Politik dagegen tut alles was sie kann und was sinnvoll ist… Bildungs”experten” werden das bestätigen… gut, dass wir so fähige Politiker haben…

Andreas
27 Tage zuvor

Ist die Smartphonenutzung nicht erlaubt, wird eben am Ipad gedaddelt.

Hysterican
26 Tage zuvor
Antwortet  Andreas

Jepp,
die Stadt Bielefeld hat anscheinend die Einführung von iPads auch an den Grundschulen in allen Altersstufen beschlossen.

Jetzt kann man nur hoffen, dass denen nicht nur die Puste sondern auch das Geld ausgeht, um diesen Schwachsinn zu stoppen…. die Chancen stehen gut, haben doch bereits jetzt mehrere Jahrgänge der Mittelstufe unserer Anstalt, in denen die digitalen Endgeräte zum Einsatz kommen sollten, bereits seit über 16 Monaten kein iPad bekommen, wie wir es „eigentlich“ geplant haben – ähhh auf Weisung einplanen mussten – und wie wir es bereits in unsere digitalen Kompetenzen innerhalb der Fachcurricula eingearbeitet haben.

Es ist nur noch lächerlich … SuS, deren iPad defekt ist, bekommen kein Ersatzgerät und sind damit aus dem Arbeiten innerhalb ihrer Lerngruppe ausgeschlossen … die Stadt ersetzt diese Geräte – trotz Zusage – nicht.

Ulrike M.
26 Tage zuvor

Eine Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie?! Na, da bin ich ja mal gespannt. Erinnert mich ein wenig an das “Gute-Kita-Gesetz”. Ist die Kita nun überall gut? Und für wen? Und erinnert mich an den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Der kostet vor allem, wenn man das als Kommune nicht hinbekommt.

Wird man das dann bei dieser Garantie auch einklagen können und wird dann das Land “Schmerzensgeld” zahlen müssen, wenn es die Garantie nicht einhalten konnte? So müsste es dann ja sein.

Ulrike M.
26 Tage zuvor

Wurden die Leistungen in Lesen, Schreiben, Rechnen eigentlich erst schlecht(er), seit Smartphones in manchen Schulen erlaubt sind? Also inwiefern sind sie denn in Grundschulen erlaubt? Es geht doch hier um Grundschulen! Was machen die mit den Smartphones im Unterricht?

Lag/liegt das nicht eher an anderen Faktoren?

Gabigabbel
26 Tage zuvor

Das ist viel Lärm um nichts. Es ändert sich wieder einmal kaum mehr als bei einer beliebigen anderen Konstellation.

David
25 Tage zuvor

Brombeer-Koalition. Kindlich am Wählerwillen vorbeikoaliert. Das muss diese “Demokratie” sein, von der alle reden. Ich würde ja sagen, dass ich froh bin, mein Dasein nicht in Thüringen fristen zu müssen, wenn ich nicht in NRW leben würde.

Inselbegabung
25 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Sicherlich beschreiben Sie die Realität, aber man muss auch sagen leider. Sind die “Volksvertreter” erst einmal gewählt, vertreten sie nämlich nur noch sich selbst und nicht mehr ihre Wähler. Ihre Schlussfolgerung, dass das dann “der Wählerwille” ist, teile ich nicht. DAS wird dann zum Wählerwillen erklärt, weil es DEN Wählerwillen ja nicht gibt. Sie ziehen meiner Meinung nach die falschen Schlussfolgerungen aus richtigen Beobachtungen. Es muss nicht so laufen. Ein Gegengewicht sind eben die Volksentscheide, wo die Wähler (nicht “der Wähler”) dann bei Einzelfragen doch seinen Willen bekunden und Einfluss nehmen kann (siehe Schweiz).

Rainer Zufall
25 Tage zuvor
Antwortet  David

Es gibt ja nicht nur NRW und Thüringen…
In Russland, China und Nordkorea ist der Bürgerwille immer überraschend eindeutig 😉

Verstehe ehrlichgesagt Ihr Problem nicht. Es wird nach möglichen Koalitionen geschaut. So ist es halt.
Die AfD bezeichnet seit Jahren alle anderen Parteien als Verräter und mit ihrem Weltbild unvereinbar.
Wer bleibt Ihrer Meinung denn noch übrig?