Mit einem neuen Volksantrag will eine Elterninitiative erreichen, dass alle Kinder an den Gymnasien in Baden-Württemberg in neun Jahren das Abitur machen können, wenn sie das wollen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf reichte die Initiative beim Landtag ein. Ziel der Eltern ist, dass auch ältere Schülerinnen und Schüler am Gymnasium so bald wie möglich zwischen G8 und einem um ein Jahr gestreckten Bildungsgang wählen können. «Die Eltern im Land fordern nach wie vor vehement eine Lösung für die laufenden G8-Klassen», sagte Marita Raschke, eine der Initiatorinnen.
Die grün-schwarze Koalition hatte sich darauf geeinigt, dass die Gymnasien im Land zum Schuljahr 2025/2026 wieder zu G9 zurückkehren sollen. Die Einführung ist aber schrittweise geplant, zum Start sollen nur die Klassen fünf und sechs umstellen. Ältere Schüler würden also nicht profitieren. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erteilte den Forderungen der Eltern eine klare Absage. Man habe dieses Ansinnen bereits geprüft und besprochen. «Es ist nicht sinnvoll. Das ist nun wirklich sorgfältig geprüft worden und wir sind zu diesem Ergebnis gekommen.» Die enorm hohen Kosten würden den Landeshaushalt sprengen.
Volksbegehren eingereicht
Die Eltern hatten für ihre Forderung bereits ein Volksbegehren eingereicht. Dem hatte das Innenministerium wegen verfassungsrechtlicher Bedenken eine Absage erteilt, eine Klage der Eltern dagegen ist noch beim Verfassungsgerichtshof anhängig. Weil sich diese Klage hinziehe, habe man beschlossen, einen neuen Gesetzentwurf zu unterbreiten, teilte die Initiative «G9 jetzt!» mit.
Mit einem Volksantrag können Bürgerinnen und Bürger im Südwesten den Landtag zwingen, sich mit einem Thema zu befassen. Gegenstand des Antrags kann auch ein Gesetzentwurf sein. Für einen Volksantrag müssen die Initiatoren knapp 40.000 Unterschriften sammeln.
Lehnt der Landtag den Volksantrag ab, können die Initiatoren ein Volksbegehren starten. Dafür müssen innerhalb von sechs Monaten die Unterschriften von zehn Prozent der Wahlberechtigten im Südwesten gesammelt werden – das sind rund 770.000 Menschen. Ist das geschafft, wird der Gesetzentwurf dem Landtag zur Abstimmung vorgelegt. Findet er keine Mehrheit, folgt eine Volksabstimmung. News4teachers / mit Material der dpa
Kosten für sofortiges G9 würden den Landeshaushalt sprengen – Elterninitiative: Egal
Eine Initiative, die nichts mit Chancengleichheit oder Bildungsgerechtigkeit zu tun hat, es gibt verschiedene Wege zum Abitur und beeindruckende Biografien in nicht-akademischen Berufsfeldern, für diese Leute gilt:
“Hauptsache: Mein Kind auf ein Gymnasium!”
Was ist so toll an G8? Ich selbst bin Abiturjahrgang 1981, also G9 Baden-Württemberg und hatte die 13 Schuljahre. Diese Zeit diente auch dazu, über den Tellerrand zu blicken, zu diskutieren, Sachen machen zu können, die nicht abiturrelevant sind. Die jungen Leute, die nach G8 an die Uni kommen, sind eben dann ein Jahr jünger. Unreife fühlen sie selbst, daher der Ansturm auf Work and Travel oder Au Pair oder ” ein Jahr Selbstfindung”.
Die Entscheidung für G8 war eigentlich nie pädagogisch begründet. Es ging unter anderem darum, dass ein Jahr länger in die Rentenkasse bezahlt wird, was aber nicht richtig funktioniert und um eine dubiose Wettbewerbsfähigkeit mit jungen Asiaten, die ebenso wenig funktioniert, weil wir damit unsere einzige wirkliche Stärke aufgeben: Vernetzt denken, mehr Gebiete kennen; ein 18 jähriger ITler hat sich beispielsweise vermutlich gar nicht mit ethischen Fragen beschäftigen können.
Es ist grundsätzlich möglich, das Abitur in 12 oder 13 Jahren zu organisieren, wahrscheinlich jeweils auch pädagogisch sinnvoll. Und genauso, wie man über die jungen Abiturienten in G8 sprechen kann, wäre es für die alten Abiturienten in G9 schöner, wenn sie nicht erst mit knapp 20 Jahren mit dem Studium oder der Ausbildung beginnen können und deshalb das Gefühl haben, dass ihnen die Zeit für eine Auszeit fehlt ..
Sie brauchen teilweise noch die Unterschrift der Eltern für die Anmeldung zur Uni Bibliothek.
Wenn das das größte Problem an G8 ist …
Was spricht denn dagegen, dass es G9 an Gesamtschulen und G8 für die leistungsstärkeren Schüler mit weniger Unterstützungsbedarf an den Gymnasien gibt?
Eigentlich gar nichts -das wäre in der Tat die ideale Lösung
(wenn man mal davon absieht, das Gym ganz abzuschaffen -das aber haben noch nicht einmal die Westalliierten geschaft nach 1945).
In der Praxis: Die GS sind voll, Kinder kommen aufs Gym. Ohne aussichtsreiche Prognose (So in einer Großstadt am Rhein).
Da die personellen Ressourcen dort fehlen für “Einzelunterricht” beginnt ein Teufelskreislauf:
Da die RS auch voll sind, bleiben sie am Gym. Und sind überfordert. Und stören und wiederholen und stören…
Die Rückkehr zu G9 ist doch schon beschlossene Sache.
Die Forderung der Eltern ist aber nicht sinnvoll. In anderen Bundesländern ist die Rückkehr zu G9 auch so gemacht worden, dass man bei den neuen fünften Klassen damit anfing.
Die Schulen wären überfordert, wenn überall und in jedem Jahrgang doppelte Lehrpläne für G8 und G9 erstellt und Schüler parallel nach Lehrplänen für G8 und G9 unterrichtet werden müssten.
Wer unbeindgt möchte, dass sein Kind schon jetzt neun Jahre Zeit bis zum Abitur hat, kann sein Kind auf eine Gesamtschule schicken. (Zumindest ging das in NRW so.)
Mein Sohn ist im ersten G9 Jahrgang in NRW und da war es genauso wie sie es sagen. Vielfach haben Sie aber auch noch die Bücher aus G8 übernommen, weil es entweder noch keine gab, oder man halt noch mit der alten Reihe angefangen ist und diese dann noch durchgezogen hat (außer, dass man sich für die 10. Klasse etwas neues überlegen musste. Gefühlt wurde das Niveau in den Büchern allerdings danach gesenkt. Ich habe zum Beispiel nicht verstanden, was in 4 Jahren Französisch auf einmal anders sein muss, nur weil es jetzt erst in Klasse 7 beginnt. Eigentlich wäre das ja höchstens ein Grund gewesen, das Niveau etwas anzuheben?!?
Man hätte die Verfehlungen der G8-Umstellung rückgängig machen und zum Lehrplan G9alt zurückkehren können. Stattdessen hat man den reduzierten Lehrplan auf ein Jahr länger ausgeschmiert und ein paar wenige Dinge aus der Einführungsphase in die 9 und/oder 10 geschoben.
Ich glaube, richtig muss es heißen: “hauptsache mein kind gymnasium”.
Diese Eltern sollten such lieber dafür einsetzen, wie es um die Schulen des Mittelbaus steht. Die WRS soll abgeschafft werden, die RS soll deren frühere Aufgabe übernehmen, also zur WRS “weiterentwickelt” werden.
Die Koalition bricht daher ihren Vertrag, keine Strukturdebatten zu führen und den Schulfrieden zu wahren.
Warum sollten diese Eltern die Mittelbau-Schulen stärken? Nun, die Rückläufer aus den Gymnasien an die RS sprechen Bände. Und da wird auch kein G9 helfen.
Deshalb:
https://www.rlv-bw.de/volksantrag-2024
und
https://www.change.org/p/erhalt-der-werkrealschulen
Nicht, dass ich Sympathien für G9 an Gymnasien hätte, aber dass hier auf einmal die Kosten so prominent hervorgehoben werden, während deutlich höhere Kosten bei anderen Forderungen keine Rolle zu spielen scheinen, finde ich interessant.
Zumal G8 einiges an Geld gespart hat. Allerdings zählt das nicht.
Kosten egal? Klar, können doch die Eltern bezahlen.
Leider kann ich aus Erfahrung mit 2 Kindern im Saarland – wo G9 kürzlich wiedereingeführt wurde – sagen: Das alte, qualitativ hochwertige G9 ist das nicht mehr. Heute würde man es eher ein „an die Alltagsrealität der Kinder“ angepasstes G9 nennen. Abgespecktes G8 auf 9 Jahre gestreckt. Der Stoff ist erschreckend dünn und teils niveaulos. Trotzdem hagelt es 5er und 6er. Hier sitzen Kinder, die schaffen es noch nicht mal, das identische Arbeitsblatt aus der Stunde davor am Folgetag als Test halbwegs fehlerfrei auszufüllen. Der Stress ist hausgemacht, wenn Kinder an für die falschen Schulen sind. Oder intern die Abstimmung nicht stimmt: Ein bisschen Gymnasialfeeling gibt es, wenn in die vorweihnachtliche Erkältungszeit pro Woche 2 Hauptfacharbeiten und 3 Tests gepackt werden.
Der Große hätte gerne G8, um diese Misere um 1 Jahr abzukürzen. Die Kinder sind wieder die Versuchskarnickel.
Man liest, dass Sie keine Lehrperson sein können, denn folgender Satz ist uns strengstens verboten: “[…] Kinder an für die falschen Schulen sind“.
Nein, nein, nicht die Kinder sind falsch, wir Lehrer* haben falsch, zu wenig, oder gar nicht genug individuell gefördert. Sagen dann die Bessermeiner. Und verkennen dabei die Realitäten außerhalb ihrer Blase.