“Unverzichtbar”: Netzwerk gegen Kinderarmut fordert Sozialarbeit an allen Schulen und Kitas

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MAGDEBURG. Einige Kinder haben schlechtere Startchancen als andere. Das Netzwerk gegen Kinderarmut setzt hier an und hat ein neues Positionspapier vorgelegt.

Auch eine Kita-Sozialarbeit soll aufgebaut werden (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Das Netzwerk gegen Kinderarmut Sachsen-Anhalt drängt auf eine flächendeckende Einführung von Schulsozialarbeit. Diese sollte in allen Schulen angeboten und langfristig finanziert werden, heißt es in einem neuen Positionspapier. «Schulsozialarbeit ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Bildungssystems, insbesondere für Kinder aus belasteten oder gewaltbelasteten Umfeldern.»

Um die Finanzierung der Schulsozialarbeit wird in Sachsen-Anhalt immer wieder gerungen. Aufgrund befristeter Fördermaßnahmen standen Stellen zuletzt regelmäßig auf der Kippe.

Das Netzwerk spricht sich dafür aus, auch für Kindertagesstätten eine Kitasozialarbeit aufzubauen. «Frühzeitige Interventionen können Entwicklungsverzögerungen und sozialen Benachteiligungen entgegenwirken», heißt es in dem Papier.

In der Debatte um das Kinderförderungsgesetz sei es wichtig, dass man nicht an der Qualität der Kinderbetreuung spare, betont Eva von Angern aus dem Sprecherrat des Netzwerks. In den Kindertagesstätten gibt es nun eine geringere Anzahl von Kindern – die Chance soll genutzt werden, «den Betreuungsschlüssel zu verbessern und entsprechend die Startchancen für alle Kinder zu verbessern».

Zahngesundheit im Bildungsprogramm drin

Das überparteiliche Landesnetzwerk gegen Kinderarmut gibt es seit 2017. Schwerpunkte sind Bildung, Partizipation und Gesundheit. Zum Netzwerk gehören unter anderem Parteien, Krankenkassen und Verbände.

Roland Achtzehn vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Sachsen-Anhalt sagte, Kinder aus armen Elternhäusern hätten häufiger sprachliche und motorische Entwicklungsstörungen. Ihnen fehle oft die nötige Förderung. Das Netzwerk fordert verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen. Bislang sind sie freiwillig.

Auch der Zahnstatus sage sehr viel über die Herkunft – so verweist von Angern darauf, dass es zuletzt etwa gelungen sei, bei der Überarbeitung des Kita-Bildungsprogramms das Thema Zahngesundheit zu verankern. Dafür habe man lange gekämpft, so von Angern. Die Politikerin sitzt auch im Landtag und ist dort Fraktionschefin der Linken.

Aktuell setzt sich das Bündnis auf Landesebene dafür ein, dass das Kindschaftsrecht in Bezug auf das Kindeswohl weiterentwickelt wird. So sollen etwa die Beteiligungsrechte von Kindern bei Entscheidungsprozessen, die ihr Leben betreffen, gestärkt werden. News4teachers / mit Material der dpa

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3 Kommentare
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Indra Rupp
4 Monate zuvor

Die Zähne sagen etwas über den Sozialstatus aus? Laut Rudolf Steiner spiegeln die Zähne noch viel mehr wieder. Kann man komisch finden, aber das man den Sozialstatus an den Zähnen erkennt, ist auch komisch.
Oder wird aufgrund der Zähne der Sozialstatus geformt? Hat man mit makellosen Zähnen vielleicht in vielen Bereichen mehr Chancen? Freunde? Noten? Karriere? Macht schon nen mega gesunden Eindruck, so makellose Zähne und von gesunden Typen hält man viel! Von den anderen hält man sich besser fern, man könnte sich anstecken oder mit absteigen auf der gesellschaftlichen Treppe.
Wie auch immer, behinderte Kinder haben oft ein Problem mit Zähnen und Fußgelenken.

Lisa
4 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Den sozialen Status an den Zähnen erkennen tut man auch bei Erwachsenen, seitdem viele zahnärztliche Leistungen in den Selbstzahlerbereich verschoben wurden. Außer Zähneputzen gibt es noch andere Einflussfaktoren: die Ernährung, Gabe von Antibiotika….auch hier sind arme Kinder tendenziell benachteiligt.

unfassbar
4 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Schlechte Zähne und schlechte Ernährung korrelieren. Gesunde Ernährung ist vergleichsweise teuer, was mit dem Familieneinkommen korreliert. Bedarf an Sozialarbeit korreliert mit unangebrachten Verhaltensweisen, Kriminalität o.ä. Mehr kann man aus schlechten Zähnen, geringem Familieneinkommen und Bedarf an Sozialarbeit nicht herauslesen.